Profitables setup für feierabend-Trader

TRADERS´ Trading als Teilzeitberuf SPEZIAL 05.2015
Eine einfache Strategie für Berufstätige
Profitables Setup für Feierabend-Trader
» Im Gegensatz zu einer willkürlichen Eröffnung einer Position bietet der
Markteintritt mittels eines duplizierbaren Setups, und damit gemäß vorher
festgelegten Handelsregeln, erhebliche Vorteile. Es ist sinnvoll, bereits
im Vorhinein genau zu wissen, welcher Betrag riskiert wird, wann die
Position im Verlustfall – ohne Wenn und Aber – geschlossen wird und wann
welche Kursziele und damit Gewinne überhaupt zu erwarten sind. Der
vorliegende Artikel zeigt ein profitables Setup auf, welches speziell auf Trader
zugeschnitten ist, die neben ihrem Vollzeitberuf handeln. Das System ist
dabei auf Tagesschlusskursbasis (End of Day, kurz EoD) umsetzbar. «
Oliver Wißmann
Oliver Wißmann ist stellvertretender Leiter
der Regionalgruppe München der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands
e.V. und Finanzautor. Er betreibt unter www.
bullentrader.de zudem einen Blog. Daneben
leitet Wißmann eine Trading-GmbH und ist
als Berater und Ausbilder tätig.
[email protected]
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Durch eindeutig definierte Handelsregeln kommt
eine planvolle Strategie zustande. Dabei ist es
von überragender Bedeutung, dass die Handelsregeln im Vorfeld aufgestellt und diese dann in
der täglichen Anwendung gemäß dem eigenen
Regelwerk „abgearbeitet“ werden. Diese Vorgehensweise verhilft zu Disziplin, vermeidet
planloses „Zocken“ und gewährleistet zudem,
dass das Risiko- und Money-Management
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TRADERS´ Trading als Teilzeitberuf SPEZIAL 05.2015
„
Durch eindeutig definierte Handelsregeln
kommt eine planvolle Strategie zustande.
“
eingehalten wird. Mittels dem vorliegenden Wichtig ist an dieser Stelle lediglich, dass Sie
Setup wird solch ein Regelwerk aufgestellt, wel- einen Trendfilter in Form eines 200er Gleitenden
ches auf EoD-Basis gerade für den Feierabend- Durchschnitts haben. Dieser ist so interessant,
da selbst fundamentale Händler den 200er GD
Trader handelbar ist.
Auf Basis der klassischen Technischen Ana- im Auge haben und es durchaus auch größere
lyse (TA) suchen wir vielversprechende Werte, die Fonds-Gesellschaften gibt, die nur Long only
dann mit dem nachfolgend dargestellten Setup Strategien umsetzen, diesen GD als Timinggehandelt werden können. Die Grundlage bildet Instrument benutzen. Wichtig ist zudem, dass
die Trenddefinition aus der TA: „Die Märkte verlau- die Kurse im Allgemeinen über dem GD(200)
fen in Trends“ und „Ein Trend ist so lange intakt, notieren, denn dies ist eine der Grundvoraussetbis dieser gebrochen ist“. So haben wir – wenn nur zungen (eine eintägige Verletzung insbesondere
Trends gesucht und diese dann in deren Haupt- nur auf Intraday-Basis ist dabei völlig unschädrichtung gehandelt werden – einen Vorteil gegen- lich). Daneben sehen Sie einen Aufwärts­trend
über einer willkürlichen Positionseröffnung gegen mit steigenden Hochs (RH1 und RH2) sowie
den Trend.
Um diesen Ansatz zu verdeutlichen, wird das Setup
B1) Voraussetzungen für das Setup
zunächst theoretisch betrachtet.
Kurs
Vorab jedoch der Hinweis, dass
der Einfachheit halber lediglich
der Long-Ansatz beschrieben
wird. Selbstverständlich gilt das
Regelwerk umgekehrt auch für
Short Trades. Ein Short-Beispiel
wird im Laufe des Artikels in der
Praxis beschrieben.
Das Setup in der Theorie
In Bild 1 sehen Sie einen Gleitenden Durchschnitt (blaue
Linie) mit der 200er Periode
(GD(200)). Dieser ist aufwärtsgerichtet und die Kurse verlaufen oberhalb. Dabei ist es
unerheblich, ob es sich um
einen „normalen“, exponentiellen oder gewichteten Gleitenden Durchschnitt handelt.
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RH2
Einstieg
RH1
50%
Anfangsstopp
RT2
RT1
Zeit
Es müssen zwei Voraussetzungen für das Setup erfüllt sein: Erstens ein 200er Gleitender
Durchschnitt (blaue Linie), der aufwärtsgerichtet ist, sowie Kurse, die darüber verlaufen.
Zweitens ein Aufwärtstrend mit steigenden Hochs (RH1 und RH2) sowie steigenden Tiefs
(RT1 und RT2). Sind diese Aspekte erfüllt, wird auf eine Korrektur gewartet, die mindestens 50 Prozent der vorangegangen Bewegung ausmacht (Strecke von RT2 zu RH2). Ist diese
erfolgt, wird die Einstiegs-Order knapp oberhalb der letzten negativen Kerze (zweite rote
Kerze im rechten Ausschnitt) gesetzt.
Quelle: Eigene Darstellung des Autors
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Strategie Snapshot
Strategiename:
Korrekturhandel
Strategietyp:
Trendfolgendes mittelfristiges
Swing-Trading
Zeithorizont:
Tages-Chart
Setup:
• Long: Aufwärtstrend liegt vor;
Kurse über dem GD(200);
50%ige Korrektur
• Short: Abwärtstrend liegt vor;
Kurse unter dem GD(200);
50%ige Korrektur
Einstieg:
• Long: Einstiegs-Order knapp
oberhalb der letzten bärischen Kerze;
Order wird bei Kursabfall immer über
die aktuelle letzte bärische Kerze
gelegt, bis maximal zum letzten
relativen Tief
• Short: Einstiegs-Order knapp unterhalb der letzten bullischen Kerze;
Order wird bei Kursanstieg immer
unter die aktuelle bullische Kerze
gelegt; bis maximal zum letzten
relativen Hoch
Stopp-Loss:
Anfangsstopp knapp unterhalb des
letzten gültigen relativen Tiefs im
Aufwärtstrend (oberhalb des letzten
Hochs im Abwärtstrend)
Trailing-Stopp:
• Long: Stopp wird unter das letzte
relative Tief nachgezogen
•Short: Stopp wird über das letzte
relative Hoch nachgezogen
Ausstieg:
Durch den Markt oder mittels nachgezogenem Stopp
Risiko- und MoneyManagement:
1% Risiko des Gesamtdepots
Durchschnittliche
Anzahl an Signalen:
2-3 Signale pro Woche im US- und
deutschen Aktienmarkt
steigenden Tiefs (RT1 und RT2). Dies ist die
zweite Grundvoraussetzung und hier darf es
keinen Interpretationsspielraum geben. Das
heißt, hier ist darauf zu achten, dass wirklich ein
Aufwärtstrend gegeben ist. Definition laut TA:
Mindestens zwei relative Tiefpunkte und zwei
relative Hochpunkte müssen vorliegen.
Sofern diese beiden Aspekte erfüllt sind – Kurse
über dem GD(200) und gültiger Aufwärtstrend
– (und zwar nur dann!), wird auf eine Korrektur
gewartet, die mindestens 50 Prozent der vorangegangen Bewegung ausmacht (Strecke von RT2
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zu RH2). Sobald diese erfolgt, wird eine EinstiegsOrder knapp oberhalb der letzten negativen Kerze
(zweite rote Kerze im rechten Ausschnitt, siehe
Bild 1) platziert. Diese Einstiegs-Order verbleibt
solange im Markt, bis keine weitere rote Kerze
tiefer schließt. Sollte eine rote Kerze tiefer schließen als die vorangegangene, nehmen Sie die
Order raus und legen die Order wiederrum über
diese neu ausgebildete rote Kerze. Dies wiederholen Sie so lange, bis die rote Kerze den letzten RT2 erreicht. Wird dieser Punkt unterschritten
(per Tageschlusskurs; eine Intraday-Verletzung ist
tolerierbar), ist der Aufwärtstrend gebrochen, das
Setup hinfällig und die Order ist aus dem Markt
zu nehmen.
Sofern der Markt keine neuen roten Kerzen ausbildet, verbleibt Ihre Order so lange im Markt an
der ersten Stelle, bis diese ausgeführt wird. Das
heißt, Sie müssen während der Wartezeit, in der
Ihre Order im Markt liegt, einmal täglich die aktuelle Lage prüfen. Dies kann in der Praxis auch gut
über eine Alarmfunktion bewerkstelligt werden.
Sofern dann die Order ausgeführt wird – ohne
vorher RT2 zu brechen – wird der Stopp knapp
unterhalb des letzten RT2 (und dem damit letzten
gültigen Tief im Aufwärtstrend) gelegt. Sollte sich
dann der Wert in die gewünschte Richtung ent­
wickeln, wird der Stopp immer auf das nächste
gültige Tief (in dem Fall RT3) nachgezogen. Dies
ist dann erfüllt, sobald es ein neues Hoch RH3
gibt. Ein neues Hoch wird erst dann ausgebildet,
wenn der aktuelle Kurs auch tatsächlich über dem
RH2 schließt und dies für mindestens zwei volle
Tage. Ein einfaches, einmaliges „Testen“ reicht
nicht aus, dass ein signifikanter Durchbruch über
dem letzten relativen Hoch vorliegt.
Eine weitere Hilfestellung hierzu gibt Ihnen
auch die Historie im vorangegangenen Chartverlauf und den einzelnen Aufwärtsschüben.
Betrachten Sie diese immer und schätzen Sie ab,
wie sich der Wert in der jüngsten Vergangenheit
bewegt hat und welche Größenordnung die einzelnen vorangegangen Bewegungsschübe hatten.
Praxisbeispiel
In der Praxis sehen wir dieses Setup in Bild 2. Hier
wird die Aktie Bayer aus dem DAX in der Ansicht
des Tages-Charts (eine Kerze entspricht einem
Tag) dargestellt. Sie sehen einen Aufwärts­trend
(erst gültig ab dem zweiten RH2) sowie einen
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steigenden GD(200) (blaue
Linie), über dem der Kurs
notiert. Nach einer 50-prozentigen Korrektur Mitte Dezember wurde die Order knapp
oberhalb der letzten negativen
Kerze gelegt (zweites graues
Rechteck). Diese Order wurde
mit einem kleinen AufwärtsGap ausgelöst. Der Anfangsstopp wurde unter dem letzten
gültigen relativen Tief (RT2)
gelegt und blieb dort, bis sich
ein neues gültiges Hoch ausbildete. Erst mit dem neuen
Punkt RH3 durfte der Stopp
auf das nächste Tief nachgezogen werden. Dies wird so lange
fortgesetzt bis der Markt selbst
entscheidet, wann der Trade zu
Ende ist. Das bedeutet, dass
kein festes Gewinnziel existiert,
da der Trade im trendfolgenden
Ansatz so lange gehalten wird,
bis der Aufwärtstrend gebrochen ist und der Stopp ausgelöst wird. Im vorliegenden Fall
in Bild 2 wäre dies demnach
erst bei Unterschreitung des
RT4 der Fall.
B2) Praxisbeispiel Long Trade bei Bayer
Im Tages-Chart ist die Bayer-Aktie abgebildet, die sich im Aufwärtstrend befindet (erst
gültig ab dem zweiten RH2) sowie einen steigenden GD(200) (blaue Linie) aufweist, über
dem der Kurs notiert. Nach einer 50-prozentigen Korrektur Mitte Dezember wurde die Order
knapp oberhalb der letzten negativen Kerze gelegt (zweites graues Rechteck) und durch
ein kleines Aufwärts-Gap ausgelöst. Der Anfangsstopp wurde unter dem letzten gültigen
relativen Tief (RT2) gelegt. Nachdem sich das neue RH3-Hoch ausbildete, wurde der Stopp
auf das nächste Tief (RT3) nachgezogen.
Quelle: TaiPan
B3) Praxisbeispiel Short Trade bei Consol Energy
Short Trade in der Praxis
Short Trades werden nach demselben Regelwerk gehandelt,
wie es bei Long-Positionen der
Fall ist – nur dann in umgekehrter Reihenfolge. Das heißt, es
muss ein Abwärtstrend vorliegen, die Kurse müssen im AllIn Bild 3 ist ein Short Setup der US Aktie Consol Energy inklusive Einstieg, und Trailinggemeinen unter dem GD(200)
Stopps aufgeführt. Nach einem Abwärtstrend (RH1 bis RT2) und einer Kursentwicklung, die
unter dem GD(200) verläuft, erfolgt eine 50-prozentige Korrektur (vergleiche RT2 bis RH3).
verlaufen und es liegt eine minHiernach ist die Einstiegs-Order unter dem Tief der Tageskerze vom 15. April zu legen. Die
destens 50-prozentige Korrektur
Einstiegs-Order wird dann schlussendlich am 20. April ausgeführt. Der Stopp wird bei der
vor. Der Einstieg erfolgt dann im
Ausbildung eines neuen relativen Tiefs immer knapp über dem letzten relativen Hoch gelegt.
Short – ebenfalls nach einer KorQuelle: TaiPan
rektur – unter dem Tief der letzten positiven Kerze.
In Bild 3 ist ein Short Trade
auf die US-Aktie Consol Energy aus dem S&P 500 GD(200) verläuft, erfolgt eine Korrektur (vergleidargestellt. Nach einem Abwärtstrend (RH1 bis che RT2 bis RH3), die am 15. April 2015 50 ProRT2) und einer Kursentwicklung, die unter dem zent des vorangegangenen Abwärtsschwungs
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Durch Verknüpfung weiterer
Aspekte kann das Setup modifiziert werden.
von RH2 bis RT2 korrigiert. Hiernach ist die Einstiegs-Order unter dem Tief der Tageskerze vom
15. April zu legen. Am Tag darauf steigt der Kurs
abermals, sodass gemäß Regelwerk die Order
nunmehr unter das Tagestief zu legen ist. Die
Einstiegs-Order wird dann schlussendlich am
Gleitender Durchschnitt
Die einfachste Variante, einen Durchschnitt zu berechnen, ist als arithmetisches Mittel bekannt. Die
Berechnung ist simpel: Man teilt die Summe der
Kurse oder Indikatorwerte des Berechnungszeitraums durch die Anzahl der enthaltenen Handelstage. In der Technischen Analyse wird dieser fortlaufend berechnete Wert als Gleitender Durchschnitt (GD) bezeichnet. Die Einfachheit der Berechnung hat dabei nichts mit der Qualität und
dem Nutzen des Ergebnisses zu tun. Der einfache
GD wird heute genauso oft verwendet wie andere, komplizierter zu berechnende Typen von GDs
wie zum Beispiel exponentiell gewichtete GDs.
Der EMA wird fortlaufend berechnet, indem zum
Wert des gestrigen Durchschnitts ein gewichteter
Anteil des heutigen Schlusskurses addiert wird.
Dadurch sind im Prinzip alle Daten der gesamten
Datenreihe im aktuellen Durchschnittswert enthalten. Durch die exponentielle Gewichtung der hinzukommenden Daten „verblassen“ die älteren
Daten mit jedem Tag. Der EMA liegt dichter an
den Kursen als der GD.
Im Allgemeinen werden GDs als Bestandteil von
Handelssystemen verwendet, als Signallinie in Indikatoren und zur Trendbestimmung in Aktien-,
Future- und Indexcharts.
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20. April ausgeführt, da der Kurs am Tag zuvor
nicht höher oder tiefer schloss als am 16. April. Die
Stoppverwaltung inklusive des Anfangsstopps
verläuft dann ebenfalls wie im Long-Ansatz, das
heißt, der Stopp wird bei der Ausbildung eines
neuen relativen Tiefs immer knapp über dem
letzten relativen Hoch gelegt.
Fazit
Dieses Setup ist speziell auf die Bedürfnisse von
Feierabend-Tradern zugeschnitten, da sie hierbei
lediglich einmal täglich die Order-Lage prüfen
und gegebenenfalls anpassen müssen. Sobald
die Order ordnungsgemäß ausgeführt wurde, ist
der zeitliche Einsatz deutlich geringer, da Trader
nur noch dann aktiv werden, wenn sie den Stopp
nachziehen müssen.
Durch die Verknüpfung weiterer Aspekte der
Technischen Analyse, wie zum Beispiel Candlestick Patterns, Einbeziehung kleinerer Trendgrößen, Volumenbetrachtung und dergleichen, kann
das Setup modifiziert werden. Aber auch beim
Ausstieg kann statt des Ausstiegs durch den
Markt mittels Trailing-Stopp ein vorzeitiger Exit
erfolgen. Gegensignale oder das Unterschreiten
des GD(200) könnten so mit einbezogen werden,
um die Basisstrategie zu verfeinern.
Nichtsdestotrotz wird es auch bei diesem
Ansatz Trades geben, die im Verlust enden. Bei
beständiger Anwendung der Handelsregeln
können aber die größeren Gewinne die vorangegangenen Verluste kompensieren, da Sie
trendfolgend handeln und somit Gewinn-Trades
so lange halten, bis der Markt Ihnen die Zeit zum
Ausstieg signalisiert.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass es auch
mit den besten Handels-Setups nicht möglich ist,
über Nacht reich zu werden und Sie unbedingt mit
reproduzierbaren Regelwerken unter Berücksichtigung eines strikten Risiko-, Money- und Positionsgrößen-Managements an den Märkten agieren.
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