Die kalte Jahreszeit nutzen - Gut Buchenhof Daniel Dassler

72
AUSBILDUNG
> Springtraining
Die kalte Jahreszeit nutzen
Winterarbeit Gerade wenn es draußen kalt ist und man in der Halle trainieren muss,
können Springreiter viele Dinge üben, die in der kommenden Saison benötigt werden –
wie das funktioniert, erklärt Daniel Dassler.
BAYERNS PFERDE I Januar 2016
www.bayernspferde.de
ZUR PERSON DANIEL DASSLER
Der Springreiter Daniel Dassler, Bronzemedaillengewinner der Bayerischen Meisterschaft 2014
und seit Kurzem Träger des Goldenen Reitabzeichens, hat nicht den klassischen Berufsweg
vieler Profis gewählt. Vielmehr nutzte der 34-Jährige, dessen Talent sich bereits in frühester
Jugend abzeichnete, die Chance, zunächst mehrere Monate beim DOKR (Deutsches OlympiadeKomitee für Reiterei) und anschließend für ein Jahr beim Rekordreiter Ludger Beerbaum zu
trainieren. 1998 kehrte er ins heimatliche Allgäu zurück und nahm die Reitanlage Gut Buchenhof
in Betrieb. Seither betreibt Daniel Dassler in Buchenberg ein hochmodernes Reiterzentrum
und die gleichnamige Hengststation. Neben der Ausbildung von jungen Pferden und der
Teilnahme an Turnieren, gibt er seine zahlreichen Erfahrungen an Nachwuchsreiter weiter.
Im Einzel- oder Gruppenunterricht trainiert er seine Schützlinge und das äußerst erfolgreich,
können sie doch bereits Erfolge bis zu Klasse S*** vorweisen.
D
as A und O beim Reiten im Winter
ist das ausführliche und korrekte Aufwärmen. Zuerst sollte man ausgiebig
Schritt reiten, damit die Muskulatur
gut aufgewärmt wird. Dann werden die Pferde im Trab und Galopp warm gemacht, wobei
man schon hier wirklich ans Arbeiten gehen
kann. Meine Schülerinnen Janina Dinauer
1
und Chantelle Bremer, die
seit einigen Wochen zum
Training bei mir ist, reiten
nicht nur an der Bande
entlang, sondern nutzen
die in der Halle aufgebauten Hindernisse, um zum
Beispiel an der Reihe entlang durch die Länge der
Bahn zu traben (Foto 1).
Janina hat die fünfjährige
Cimberly gesattelt, eine Tochter meines Erfolgshengsts Con Spirit aus einer Rabino-Mutter, die bereits bis Springpferde-L platziert ist.
Gerade für junge Pferde ist es oft schwierig,
die „Spur zu halten“, wenn sie keine Bande
zum Anlehnen haben. Janina muss die Stute
also sehr gut an den Hilfen und zwischen den
Schenkeln haben, damit sie geradeaus trabt
und sich nicht verwirft. Dies gilt übrigens
nicht nur für junge Pferde, auch Chantelle
muss ihren zehnjährigen Quick-Nick-Sohn
Quadro BS, der bereits S gewonnen hat, mit
Hand und Bein einrahmen – eine einfache,
aber effektive Übung bereits in der Lösungsphase.
Viel Abwechslung
Was ebenfalls schon zu Beginn der Stunde wichtig ist, sind Übergänge. Zulegen und einfangen
in Trab und Galopp bei der dressurmäßigen
Arbeit sind die Voraussetzung für das spätere
geschmeidige Reiten von Distanzen zwischen
den Hindernissen, hier kann man ganz einfach
testen, ob „Gas und Bremse“ funktionieren
und ob das Pferd genügend auf den Schenkel
reagiert. Dabei sollte man auch immer wieder
zwischen Versammlung und Lösungsphase
abwechseln – das ist die Gelegenheit, das Pferd
aktiv aufs Hinterbein zu holen. Hierbei muss
immer darauf geachtet werden, dass man das
Pferd „vorne hoch holt“, aber immer wieder
auch mit der Hand nachgibt, um eine Dehnung
des Halses zuzulassen, damit der Rücken wieder
frei wird. Besonders nach einer Parade muss der
Reiter die Hand wieder lösen. Dieses „weg-von-
Tel: 08331/82519 - Fax: 47479
[email protected]
Cavaletti - Alu-Ständer
Werbehindernisse
Gymnastikpakete
Dressurplatzzubehör
Stallgummibeläge
Reithallenspiegel
Reitplatzbau
Neubau -Sanierung
P a d d o c k b a u
Textilhäcksel u. Fasern
Bahnpflegegeräte
PROFESSIONAL XXL
Professionelle Reitplatzund Paddockbefestigung
für Dressurplätze - Springplätze
Longierplätze - Westernböden.
Die besten Reiter der Welt sind begeistert von KHB-Reitböden.
Die Nr. 1 in Größe und Verlegetechnik Eigenleistung leicht gemacht.
Lasergesteuerter
Einbau gewährleistet ein perfektes
E r g e b n i s .
Susanne Machan
Ihr heißer Draht zu
E q u i T E R R
Tel: 08232/5003-50
susanne.machan
@ritter-online.de
Frohe Weihnachten und
Superpreise
für EquiTERR ab2016
Werk
ein
erfolgreiches
bis 31.03.2013 statt Equitana Ausstellung
wünscht das KHB-Team
Fotoagentur Dill
www.bayernspferde.de
74
AUSBILDUNG
> Springtraining
2
der-Hand“ kommen müssen Pferde und Reiter
gleichermaßen lernen – viele Reiter halten
sich, gerade wenn das Pferd mal eiliger wird,
krampfhaft am Zügel fest und vergessen das
Nachgeben.
Gerade beim Zulegen im Galopp sollte
man eins beachten: Es ist kontraproduktiv,
das Pferd immer an der langen Seite zuzulegen und vor der kurzen Seite einzufangen
– stattdessen sollte man das einfach mal
umgekehrt üben, also vor der kurzen Seite
zulegen und die Wendung durchzugaloppieren. Das braucht man schließlich auch
später im Parcours.
Trabstangen als erste Übung
Alle angesprochenen Punkte kann man super
über Trabstangen üben, die ich in der Ecke
der Halle in einem Viertelkreis ausgelegt
habe. Der Abstand beträgt innen etwa einen
Meter, außen etwas mehr. Der Trabtritt soll
über den Stangen größer und raumgreifender
werden und mehr aus der Schulter kommen,
der Rücken des Pferdes muss dabei arbeiten
und soll sich lösen, das Pferd muss auf den
Schenkel reagieren (Foto 2). Wichtig ist,
dass der Reiter über der Stange mit der Hand
„wegkommt“, also zum Nachgeben kommt,
besonders bei einem jungen Pferd wie Cimberly. Sie ist anfangs noch etwas flott – das
kann Janina super dadurch regulieren, indem
sie beim Leichttraben langsamer aufsteht
und einsitzt (Foto 3).
Indem sie die Frequenz des Aufstehens
erniedrigt, wird das Pferd ruhiger. Das Tempo
über die Stangen sollte nämlich flüssig sein,
aber nicht zu hektisch. Man kann das Ganze
auch im Aussitzen reiten, dann muss noch
deutlicher darauf geachtet werden, dass die äußere Hand und der äußere Schenkel dran sind
und das Pferd nicht über die Hand wegläuft.
Weiter im Galopp
Wenn man die Stangen auch im Galopp einsetzen will, muss natürlich darauf geachtet
werden, dass die Stangen weiter auseinanderliegen, am äußersten Punkt etwa 2,50 Meter
bis 3,00 Meter, in der Mitte ungefähr 2,40
6a 6b
BAYERNS PFERDE I Januar 2016
3
Meter. Auch im Galopp müssen Janina und
Chantelle ihre Pferde hinten aktiv halten und
mit der Hand nachgeben, die Pferde sollen
zum Warten kommen. Während man über
den Stangen versucht, das Pferd zu lösen, also
zu einer Rahmenerweiterung zu kommen,
sollten man auf der offenen Zirkelseite, also
nach den Stangen, darauf achten, das Pferd
wieder zu versammeln und es mehr aufs
Hinterbein zu holen.
Wenn wir ans Springen gehen, stelle ich
ein Cavaletti und ein Kreuz der Länge nach
auf die Mittellinie, so dass der Reiter quasi
ganz große Schlangenlinien durch die Bahn
von Bande zu Bande reiten kann – und damit
meine ich wirklich von Bande zu Bande. Die
„Hindernisse“ müssen ganz gerade und mittig
angeritten werden und es ist sehr wichtig,
dass das Pferd danach nicht selbstständig
abwendet, sondern vom Reiter wieder ganz
gerade zum Hufschlag zurückgeführt wird. So
kann man überprüfen, ob die Hilfen des äußeren Schenkels und des äußeren Zügels auch
richtig durchkommen, ob die Balance und das
6c
www.bayernspferde.de
75
4
Gleichgewicht des Reiters stimmen und ob
das Pferd im richtigen Galopp landet – eine
effektive Übung schon in der Aufwärmphase.
Zur Rittigkeitsüberprüfung
Wenn die Pferde genügend warm und locker
sind, gehen wir an die richtige Arbeit. Dafür
habe ich ein Hindernis mit einer Stange davor
und dahinter aufgebaut, das zunächst im Trab
als Steilsprung überwunden wird – dann hat
die Vorlegstange einen Abstand von etwa
1,50 Meter und die Stange dahinter liegt
etwa 2,20 Meter hinter dem Sprung (Foto
4) . Wobei „Stange“ das falsche Wort ist:
Ich arbeite gerne mit Brettern oder Planken,
weil diese nicht wegrollen können und die
Verletzungsgefahr geringer ist, wenn das
Pferd darauftritt.
Im Trab muss vor allem darauf geachtet
werden, dass das Hindernis in der Mitte,
gerade und aus einem gleichmäßigen Tempo
heraus angeritten wird. Wenn das Hindernis,
als Steilsprung oder Oxer, aus dem Galopp
angeritten wird, liegen die Stangen davor
6d 6e
5
und dahinter in einem Abstand von etwa
2,50 Meter – da muss man aber flexibel sein
und kann sie bei stürmischen Pferden auch
näher an den Sprung legen (Foto 5). Angeritten wird das Hindernis in einem flüssigen,
raumgreifenden Vorwärtsgalopp und auch
hier gilt nach der Landung wieder: äußeres
Bein, äußerer Zügel und konsequent durch die
Wendung treiben. Danach folgt ein Übergang
zum Trab und man muss darauf achten, wieder
mit der Hand nachzugeben. Überhaupt gilt,
gerade bei jungen Pferden und Reitern in der
Ausbildung: Ruhe reinkriegen. Dafür eignen
sich solche Übungen ideal.
Variable Galoppsprüngen
Weiter geht es mit einer Distanz, die ich auf
21,50 Meter stelle. Das sind eigentlich fünf
normale Galoppsprünge, ich lasse die beiden
Mädels jedoch zunächst mit sechs Galoppsprüngen hindurchreiten. Wichtig ist dabei,
dass diese alle gleich groß sein sollten und
dass ein gleichmäßiger Rhythmus bewahrt
wird. Auch muss das Pferd nach der Lan-
dung wieder bis zur Bande gerade gehalten
werden. Interessant ist, dass nach zwei- oder
dreimaligem Durchreiten der Distanz mit
sechs Galoppsprüngen die Pferde von sich aus
warten – wenn man dann mit fünf Galoppsprüngen reiten möchte , was eigentlich bei
diesen Abmessungen normal wäre, muss man
schon beim ersten Sprung darauf achten, dass
man den Galopp genug im Vorwärts ansetzt
und vor allem den Galopp schon durch die
Wendung hält.
Wenn das alles gut klappt, gehen wir an
die Reihe. Ich habe eine kleine Abfolge von
Hindernissen aufgebaut, die aus Stangen,
Kreuzen, einem Cavaletti und einem Oxer
besteht (siehe Grafik). Eine Reihe ist ideal, um
dem Reiter, aber auch dem Pferd, ein gutes
Rhythmusgefühl zu vermitteln, einen von
der Hand unabhängigen Sitz zu üben und
dem Reiter die Möglichkeit zu geben, gewisse
Dinge mit dem Sitz zu regulieren. Durch ein
weiteres oder weniger weites Vorneigen des
Oberkörpers über dem Sprung kann man dem
Pferd nämlich signalisieren, den Galoppsprung
6f
76
AUSBILDUNG
> Springtraining
EINE REIHE SINNVOLL AUFBAUEN
Vorlegestange
Cavaletti
Kreuz
Kreuz
2,00 –
2,50 m
3,00 –
3,50 m
3,00 –
3,50 m
6,00 –
6,50 m
6,20 –
6,80 m
(optional Stange
in der Mitte)
(optional Stange
genau in der Mitte)
zu verkürzen oder zu verlängern, ohne dass
man dafür mit der Hand oder dem Bein stark
eingreifen muss. Durch ein „hinten lassen“
des Oberkörpers schafft man dem Pferd „mehr
Platz“ zum nächsten Sprung, weil es dadurch
automatisch nicht so weit einspringt – das
kann im Parcours in engen Kombinationen
sehr hilfreich sein.
Überhaupt ist eine Reihe die perfekte
Vorbereitung für das Reiten von Kombinationen. Aus diesem Grund lege ich gerne auch
Bretter zwischen die Hindernisse auf den
Boden. Das Pferd schaut hin, kommt aufs
Hinterbein, wölbt den Rücken auf und bringt
den Reiter so auch dazu, sich zwischen den
Sprüngen hinzusetzen (Fotos 6a bis f). Man
kann diese Übung allerdings auch ohne die
Bretter dazwischen durchführen, dann sind
mehr reiterliche Hilfen gefragt.
Kombinationen üben
Zum Abschluss springen wir noch In-Outs (drei
Meter) mit einer Distanz von 14,50 Metern (also
drei Galoppsprüngen) in eine Kombination,
die ich auf zehn Meter gestellt habe – ich habe
bewusst alles nicht so weit gestellt, da die Hindernisse niedrig sind (Fotos 7 und 8). Auch in
der Distanz erleichtern Bretter auf dem Boden
7
8
BAYERNS PFERDE I Januar 2016
Oxer
Kreuz
ein rhythmisches, gleichmäßiges Reiten. Ich
lege im Training auch immer Fußstangen an
die Hindernisse, damit die Pferde nicht so in
den Sprung „hineinlaufen“ und eine bessere
Flugkurve bekommen.
Danach folgt noch ein Steilsprung, der
aus der Wendung heraus anzureiten ist, quasi
wie beim aus der Ecke kehrt. Hier lernen die
Reiter, flüssig durch die Wendung zu galoppieren, ohne das Tempo zu verlangsamen,
und konsequent am äußeren Zügel in die
Wendung zu reiten. Das richtige Reiten von
Wendungen ist im Parcours später eines der
wichtigsten Dinge überhaupt.
Obwohl wir nicht höher als einen Meter
gesprungen sind, haben wir in dieser Stunde
diejenigen Punkte abgefragt, die im Parcours
essenziell sind: Rittigkeit, Durchlässigkeit,
schnelles Reaktionsvermögen, zulegen und
einfangen, ein guter Grundgalopp und ordentlich gerittene Wendungen.
Also all das, was wir auf dem Turnier
unbedingt brauchen. Als letzter Punkt bleibt
ein ordentliches Trockenreiten des Pferdes:
zunächst am langen Zügel in einem frischen Vorwärtstrab (Foto 9), danach zum
langsamen Abkühlen im Schritt. So können
Reiter und Pferd die Übungseinheit zufrieden
beenden.<<
9
www.bayernspferde.de
Abonnement
Das BAYERNS PFERDE-Abo
mit der freien Wahl
Abonnieren Sie jetzt und Sie erhalten
einen 40,– € Gutschein von Krämer
Pferdesport gratis dazu.
44925-15 gr
www.bayernspferde.de/abo
BESTELL-COUPON
JA! Ich möchte die Zeitschrift BAYERNS PFERDE zum Jahres-Abopreis
von 74,– € (Inland/Ausland 82,– €) für mindestens 1 Jahr abonnieren.
Die Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH verarbeitet meine Daten in maschinenlesbarer Form.
Die Daten werden vom Verlag genutzt, um mich mit den bestellten Produkten zu versorgen.
Als Dankeschön erhalte ich einen 40,– € Gutschein von Krämer
Pferdesport. Der Versand der Zugabe erfolgt nach Bezahlung der
Abonnement-Rechnung.
Diesen Vertrag können Sie innerhalb von 14 Tagen widerrufen. Näheres sehen Sie unter
https://aboservice.dlv.de/widerrufsbelehrung
◻ Ich bin damit einverstanden, dass mich die Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH schriftlich, telefonisch oder
per E-Mail über ihre Produkte und Dienstleistungen informiert und zu diesem Zwecke meine personenbezogenen
Daten nutzt und verarbeitet. Ich kann diese Zustimmung jederzeit gegenüber der Deutscher Landwirtschaftsverlag
GmbH, Lothstr. 29, 80797 München per E-Mail unter [email protected] oder per Fax unter 089/12705-586
widerrufen.
Datum, Unterschrift
www.bayernspferde.de
BP16ANZPA 11
Meine Adresse:
Name, Vorname
Straße, Nr.
PLZ, Ort
Telefon
E-Mail
Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH
Bayerns Pferde-Leserservice · Lothstr. 29 · 80797 München
Tel. +49 (0)89-12705-405 · Fax +49 (0)89-12705-586
E-Mail: [email protected] · www.bayernspferde.de
Die Medienkompetenz
für Land und Natur