Wasser mit mehreren Leben

E NE RG IE IM ALLTAG
Schwimmvergnügen ohne Chlorgeruch in der Schwimmhalle Spiegelfeld.
Wasser mit mehreren Leben
Damit Wasserratten sorgenfrei planschen und kraulen können, unterliegt
die Wasserqualität in öffentlichen Schwimmbädern strengen Hygienestandards. Erst recht, weil das Badewasser mehrmals verwendet wird. Ein Blick
hinter die Wasseraufbereitungskulissen der Schwimmhalle Spiegelfeld
in Binningen.
Text: Philipp Grünenfelder; Bilder: Christian Flierl
Immer schön der Nase nach. Diese
Strategie funktioniert bei der Suche
nach dem Eingang zum Hallenbad in
Binningen nur bedingt. Denn wo
Schwimmbegeisterten andernorts ein
vertrauter Chlorgeruch entgegenschlägt, riecht es hier erstaunlich neutral. «Das liegt an unserem Verfahren
der Wasserdesinfektion», erklärt der
Betriebsleiter Sascha Zysset. Er muss
es wissen, ist er doch verantwortlich
dafür, dass das von IWB in bester
Trinkwasserqualität gelieferte Wasser
für die Schwimmbadnutzung geset24
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zeskonform aufbereitet wird. «Dafür
setzen wir, im Gegensatz zu anderen
Bädern, hauptsächlich das effiziente
Ozon statt Chlor ein. In der Folge
haben wir weniger der sogenannten
Chloramine im Wasser, die für den
typischen Geruch und mögliche
Reizungen verantwortlich sind», so
der 40-Jährige. «Das freut also nicht
nur geruchsempfindliche Nasen,
sondern vor allem diejenigen Gäste,
die an einer Chlorallergie leiden»,
ergänzt er schmunzelnd und freut
sich darüber, dass auch deshalb
Besuchende aus der ganzen Region
nach Binningen kommen.
Verschlungene Hygienepfade
Der mehrstufige Aufbereitungsprozess für das Badewasser in den beiden Becken läuft über Anlagen in den
weitläufigen Kellerräumen. Zysset
kennt diesen Ort wie seine eigene
Hosentasche. «Bereits die kleinste Abweichung in der üblichen Geräuschkulisse der Pumpen oder Filteranlagen
lässt mich aufhorchen und auf eine
Unregelmässigkeit schliessen», sagt er.
Auch über die erforderlichen chemischen und physikalischen Gesetzmässigkeiten weiss er mit seinen sechzehn
Dienstjahren und mehreren Aus- und
Weiterbildungen bestens Bescheid.
Laien hingegen beeindruckt der verschlungene Weg, den das Wasser zur
Einhaltung der dauernd überprüften
pH- und Hygienewerte hier unten
nimmt.
Das gebrauchte Badewasser gelangt
via Überlaufrinnen in Zwischenbecken, wo es mit einer vorgeschriebenen Menge Frischwasser angereichert wird. «Weiter geht es mit einer
Beflockung in mannshohe Drucksandfilter, in denen selbst kleinste
Fremdteilchen hängen bleiben. Erst
danach erfolgt besagte Ozonierung,
bevor das Ozon zusammen mit unerwünschten Chemikalien in Aktivkohlefiltern gleich wieder herausgefiltert
wird», erläutert Zysset die wichtigsten
Stationen, über die das dann nur
noch schwach chlorierte Wasser zurück in die Becken gepumpt wird.
«Den ganzen Prozess durchfliesst das
Wasser aus dem Schwimm- und dem
Planschbecken alle drei respektive
zwei Stunden einmal», so der Betriebsleiter, der sich sichtlich stolz darüber zeigt, dass das aufbereitete Gebrauchtwasser in den Kontrollfenstern
sogar weniger Ablagerungen hinterlässt als das frische – was daran liegt,
dass das aufbereitete Schwimmbadwasser weniger Mineralien enthält.
Nachhaltigkeit im Bewusstsein
Hätte das Wasser im Bad dank der
Wiederaufbereitung nicht mehrere
Leben, wäre der Verbrauch unzumutbar hoch. «Wir achten ganz grundsätzlich darauf, dass wir nicht unnötig
Wasser verbrauchen. Etwa durch den
umsichtigen Einsatz bei Reinigungsarbeiten oder mittels Wassersparventilen in den Duschen», betont Zysset.
Zudem gebe es an mehreren Punkten
in der Aufbereitungskette, etwa in der
Nutzung von Kühlwasser, die Möglichkeit, Abwärme für die Vortemperierung des Badewassers zu verwenden. Auch diesbezüglich ein Badeplausch mit gutem Gewissen also –
und ohne lästigen Chlorgeruch.
Hallenbad Spiegelfeld
Binningen
Öffnungszeiten:
Mo, Mi, Fr: 12.00 –21.30 Uhr
Di: geschlossen (Reinigung)
Do: 12.00 –14.00 und
16.00 –21.30 Uhr
Sa und So: 10.00 –17.00 Uhr
Frühschwimmen
Mo und Fr: 6.00 – 8.00 Uhr
Frauenschwimmen
Do: 9.00 –10.45 Uhr
Weitere Informationen:
www.binningen.ch/hallenbad
Roger Stähli (links), Ressortleiter Sportanlagen, und Sascha Zysset (rechts), Betriebsleiter Sport- und Schwimmhalle.
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