Wie gehts den Jungs- Zürich 12

04.12.2015
[email protected]
• SCHULÄRZTETAGUNG
• 3.12.2015 in Zürich
Dr. med. Bernhard Stier
Kinder- und Jugendarzt
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Chen Guorong
„Brother Sharp“, Ningbo
Ein chinesischer Obdachloser
wird im Internet als ModeIkone gefeiert.
(FR, 23.03.2011, S.37)
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WHO is WHO?
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Typisch Frau ?/ Typisch Mann ?
?
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Rollenerwerb ... Vorbilder?
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HÜRDE 1
Lebenserwartung
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Lebenserwartung in Deutschland 1960 - 2060
siehe auch: Brähler E., Spangenberg L. (2011) Der kranke Mann – warum Männer früher sterben. In: Franz M., Karger A. (Hg.) Neue
Männer – muss das sein? Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
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Quelle: www.sentiso.de
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Ursachen der Geschlechterdifferenz in der Lebenserwartung
Luy M. (2011) Ursachen der Geschlechterdifferenz in der Lebenserwartung. Erkenntnisse aus der Klosterstudie. Schweiz Med
Forum 2011;11(35):580–583
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Zwei wesentliche Ergebnisse der Kloster-Studie
• Die Ausweitung der männlichen
Übersterblichkeit => nicht auf biologische
Ursachen zurückzuführen
• Lebensstil und Umfeld beeinflussen die
Lebenserwartung => Männer sind für
Ausmaß und Entwicklung der
Geschlechterdifferenzen verantwortlich
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HÜRDE 2
Jungen sind – zumindest im späteren Alter
– gesünder als Mädchen!?
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Mädchen gehen zur Gynäkologin und Jungs...?
Sind Jungen ab der
Pubertät nicht das
gesündere
Geschlecht? (RavensVeränderung der
Morbidität nach
Eintreten der
Pubertät zu
Ungunsten der
Mädchen?
(KIGGS 2006)
Sieberer 2007)
Verzerrung der
Gesundheitsdaten
durch
geschlechterstereotype
Selbstdarstellung?
(Hurrelmann, Kolip 2002)
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Jungen, die beratungsresistenten
Gesundheitsidioten?
modifiziert nach: Dinges, M (2009) Der Blickpunkt Mann 7 (1); 19-23
...risikoreicher
• Riskantes
Verhalten der
Männer wird
gesellschaftlich
gewünscht und
gefördert
...gehen weniger
zum Arzt
• Traditionelle
Leitbilder
verhindern eher
gesundheitskonformes Verhalten
...nehmen
Beratungsangebote weniger in
Anspruch
• Keine spezifische
Zuständigkeit,
geringes Angebot
Jungen leben...
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Die Nöte der Jungen (1)–
Beispiele aus dem Satzergänzungstest
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Die Nöte der Jungen (2)–
Beispiele aus dem Satzergänzungstest
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Krankheit und Gesundheit
Winter/Neubauer (1998/2004) Kompetent, authentisch und normal. Studie im Auftrag der BZgA. – Befragung von Experten und Expertinnen
Gesundheit ist für Jungen primär
selbstverständlich => leistungsfähig sein
Andererseits: Gesundheit „muß“ sein (z.B. für
„aktiv sein“ , Sport etc. => „fit, fun und
lifestyle“)
Krankheit = „nicht normal“ => Wahrnehmung
von Krankheiten – zumal im Genitalbereich –
wird vermieden
Viele Jungen verfügen über kein
„Krisenmanagement“ im Umgang mit
Krankheiten
Krankheit ist mit Peinlichkeit behaftet
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Winter/ Neubauer (1998/2004) Kompetent, authentisch und normal? Aufklärungsrelevante Gesundheitsprobleme, Sexualaufklärung
und Beratung von Jungen. BZgA-Studie
Eigene Entwicklung
während der Pubertät
(z.B. Behaarung,
ungewollte Erektionen)
Selbstbefriedigung
Der ganze
emotionale
Bereich
Tabuthemen
Ängste
Überhaupt von
sich selbst oder
über die eigene
Sexualität reden
Homosexualität
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Jungen zeigen nicht per se ein schlechteres
Gesundheits- und Bildungsverhalten.
Vielmehr bieten die genetische Disposition
und die psychosozialen Lebensumstände
eine vulnerablere Grundlage diese zu
entwickeln!
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Barrieren bei der
gesundheitlichen Versorgung
Sehr begrenzt vorhandenes
medizinisches Fachpersonal
Hartnäckiges, überkommenes
Männlichkeitsbild
Skepsis gegenüber der körperlichen
Untersuchung
Eingeschränkte Möglichkeit anonymer
Konsultation
Zweifel bezüglich der Schweigepflicht
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⇒Geeignete Strategien:
Jungen brauchen:
• positive Bindung
• Wertschätzung und Anerkennung
• gendergerechte Förderung
• ...
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HÜRDE 3
Vorhautverengung (Phimose): „physiologische
– Beschneidung (Zirkumzision)
Phimose“ bei 96 % der männlichen Neugeborenen
Häufigkeit der Zirkumzision:
Weltweit sind 25 % aller Männer beschnitten
. Die Beschneidungshäufigkeit bei Muslimen liegt pro Jahr bei 10 Mio.
Beschneidungen. In Afrika werden ca. 9 Mio Beschneidungen pro Jahr durchgeführt. Bei Juden in Israel ca. 100 000 Beschneidungen pro Jahr. Empirische Daten
aus den Vereinigten Staaten zeigen, dass 88% der Weissen und 73 % der Schwarzen beschnitten sind. Hingegen nur 42 % des hispanischen Bevölkerungsanteils.
Ebenfalls hohe Beschneidungsraten zeigen sich in Australien (70 %). In
sind lediglich
beschnitten.
Europa
10-15 % der Männer
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DIE BESCHNEIDUNG ALS
„MÄNNLICHKEITSRITUAL“?
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Die Vorhaut (Präputium)
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Phimose
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G. LOUIS 29.09.05
Post-OP
• Schmerzen beim - besser nach dem
Urinieren, guter weiter Strahl => z.n.
Zirkumzision.
• Hat schon seit Jahren Probleme Kinderarzt=> mehr trinken "wird schon
besser werden, wenn er größer wird"
=> wurde nicht besser.
• =>Urologe: Mictonetten! Dann
Zirkumzision! => KEINE Besserung!
Hält sich jedes Mal nach dem Pinkeln den
Penis - haut sogar mit der Faust auf den
Penis wegen Schmerzen!
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Aus:
Schumacher M, Winiker H, Aebersold F Keller, Caduff J (2013) Akuter Harnverhalt bei einem 3-jährigen
Jungen mit Phimose. Monatsschr Kinderheilkd 161:786–788
….In der klinischen Untersuchung fanden sich eine Phimose und eine palpatorisch volle
Blase. Der diensthabende Urologe führte deshalb notfallmäßig eine Zirkumzision
durch…
Nach 3 Wochen: erneute Vorstellung mit Harnverhalt!!
Diagnose: Fibroepithelialer
Polyp in der proximalen Urethra
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Zirkumzision –
Komplikationen (ca. 6%)
Blutungen
Infektionen
Verwachsungen
Knotenbildung im Bereich der Vena
dorsalis penis superficialis
• Hauttaschen
• Beschädigung des Eichelkranzes
• Kastrationstrauma? /Posttraumatische
Belastungsstörung ?
•
•
•
•
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*
* Der erste Nachweis einer Beschneidung: Darstellung
in einer ägyptischen Grabkammer in der Totenstadt
Sakkara, die um 2.400 v. Chr. erbaut wurde.
Indikationen zur Beschneidung bei
Phimose
Zustand nach Paraphimose
Therapie des Lichen sclerosus
Miktionshindernis
Kohabitationshindernis
Rezidivierende Balanitiden
Kosmetische Indikation?
Rituelle Indikation? NEIN!
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Was sollten Sie wissen?
1. „physiologischen Phimose“ bei 96 % der männlichen
Neugeborenen
2. Auflösung der „physiologischen Phimose“ zwischen dem 3.
und 5. Lebensjahr – spätestens in der Pubertät
3. Indikationen zur Zirkumzision:
1.
2.
3.
4.
5.
Zustand nach Paraphimose
Miktionshindernis mit Ballonierung
Kohabitationshindernis
rezidivierende Balanitiden mit Narbenbildung
Lichen sclerosus (Histologie!)
4. Komplikationen in bis zu 6% der Fälle
5. Ohne wirksame Einwilligung ist die Zirkumzision eine rechtswidrige Körperverletzung
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HÜRDE 4
Hodenhochstand
Häufigkeit:
~ 1,8 – 8.4% der Reifgeborenen
< 30% der Frühgeborenen
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Patient Kemal – 16 Jahre
Kemal, ein Junge
türkischer
Abstammung, kommt
ohne Termin in die
Praxis und möchte eine
gründliche
Untersuchung.
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Leitlinienkonforme Behandlung des
Maldescensus testis
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Noah, 7 Jahre kommt zur U10
- Erstkontakt
• Bei der Untersuchung fällt auf: der Junge ist zirkumzidiert
und hat recht und links im Leistenbereich ältere Narben.
Die Hoden liegen beide im oberen Skrotalfach.
Im Alter von 4 Jahren wurde Noah „an den Hoden
operiert“.
Telefonat mit dem damalig operierenden Urologen:
Es lag ein primärer Hodenhochstand bds vor (kein
Gleithoden). Er führt eine Hormontherapie mit
Kryptokur durch die keinen Erfolg hat. Daraufhin
erfolgt die Orchidopexie bds. Bei dieser Gelegenheit
wurde auch gleich zirkumzidiert.
?
?
?
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?
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Leitlinienkonforme Behandlung des
Pendelhodens (AWMF 7/2013)
Von diesen behandlungsbedürftigen Formen
der Retentio testis ist als Normvariante der
Pendelhoden(„retractile testis“) abzugrenzen…
Der Pendelhoden sollte jährlich kontrolliert
werde, da in 2–45% der Fälle im
Wachstumsverlauf eine sekundäre Aszension
auftreten kann
…bekam Termin zur OP!!!???
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stier-Bamberg 03-2015
Hodenhochstand: Ist die Umsetzung der
Leitlinie im
klinischen Alltag gelungen?
Hensel, K. O., Wirth, S. (2014) Dtsch Arztebl Int 2014; 111(39): 647-8
• Von 1 850 Jungen mit primärem Hodenhochstand wurden 81
% nach dem vollendeten ersten Lebensjahr, also nicht
leitliniengerecht, operiert.
• Nach Änderung der Leitlinie (2010) 72 % (vorher 79%) der
Kinder zum Operationszeitpunkt älter als 2 Jahre waren und
immerhin noch 32% (vorher45 %) über 5 Jahre
• …kinderchirurgischen Abteilung (29 % vs. 17 %)
• …keine kinderchirurgischen Abteilung (17 % vs. 3 %)
• Niedergelassene Pädiater: 45% waren sich des verzögerten
OP-Zeitpunktes nicht bewusst
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Was sollten Sie wissen?
1. Eine Behandlung sollte bis zum 1. Geburtstag abgeschlossen sein
2. Ein Deszensus ist jenseits des 1. Halbjahres kaum noch zu erwarten
3. Der mangelnde Hodendeszensus => teil eines Primärschadens
Fertilitätsstörung, erhöhte malignitätsrate, Maldeszensus) –
Sekundärschaden durch belassen in Fehlposition
4. Keine Hormontherapie nach dem 1. Geburtstag
5. Pendelhoden bedürfen der regelmäßigen Kontrolle =>
Gleithoden? => Sekundärschaden!
6. Regelmäßige Selbstuntersuchung nach dem 15. Lebensjahr
7. Kontrolle des Op-Erfolges alle 3 Monate im 1. Postoperativen Jahr
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HÜRDE 5
Station KIGA Die „Wilden Kerle“
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Fachkongress „Bildungsqualität für Kinder unter 3 Jahren: Chancen
und Herausforderungen für Familie
und Gesellschaft“ am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München;
23./24. Juni 2009
Fazit
AQS: Attachment Q-Set (Waters & Deane, 1985) wurde entwickelt als
ein Verfahren zur Erfassung des Bindungsverhaltens von Kindern nach Beobachtung
ihres Verhaltens im alltäglichen häuslichen Kontext.
Univ.-Prof. DDr. Lieselotte Ahnert
Universität Wien—Fakultät für Psychologie
Angewandte Entwicklungspsychologie
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Jungen-Bewegungsräume
• Aktionsradius sehr begrenzt
• Sinneserfahrungen für geistige und körperliche
Entwicklung zunehmend eingeschränkt
• Unbeobachtete Spielräume Mangelware
• Permanent angezogene Aktivitätsbremse
• Zuviel geordnet, geplant, überwacht
• Das Abenteuer findet im Fernsehen und am
Computer statt (PC als sozialer Lückenfüller)
• Cliquen, Clubs und Gangs reduziert
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Bewegung und
raumgreifende Spiele
Helden und
Vorbilder
Wettbewerb und
Konkurrenz
Hierarchien und
Regeln
„Rudelrituale“
Herausforderungen
und
Gefahren
Aus: Bentheim, A. , Murphy-Witt, M. Was Jungen brauchen - Das Kleine-Kerle-Coaching. Gräfe und Unzer-Verlag,2007
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Testosteron fördert …
Bewegungsdrang
Aktivität
Sozialverhalten
Antrieb
Entdeckungsdrang
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HÜRDE 6
Schule „Die Bildungsmisserfolge von Jungen“
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www.aktionsrat-bildung.de
• Förder- und Sonderschulen – Jungen bundesweit aussortiert
• Gymnasialempfehlung – Jungen müssen auf dem Weg in das
Gymnasium mehr leisten
• Jungen – schlechtere Startchancen für den Beruf
• Schulbesuch ohne Abschluss – ein Jungenschicksal
• …
siehe auch: Hurrelmann K. (2011) Leistungsdefizite junger Männer- was sind die Ursachen und Hintergründe. In: Franz M., Karger A. (Hg.)
Neue Männer – muss das sein? Vandenhoeck& Ruprecht, Göttingen
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Das Wichtigste in Kürze (eine Auswahl) :
23 Bildungs(miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen
Jugendlichen
BMBF-Studie 2008 / http://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf
Jungen orientieren sich in ihren Berufswünschen sowie den Ausbildungswegen an
tradierten Geschlechterbildern und ergreifen Berufe im handwerklichen und
industriellen Bereich. Dies kann sich aufgrund des Wandels zur wissensbasierten
Dienstleistungsgesellschaft zunehmend als riskante Strategie erweisen
Jungen erhalten seltener eine Gymnasialempfehlung. Auch bei gleichen Noten
werden sie seltener von den Lehrkräften für gymnasialgeeignet angesehen als Mädchen.
Der übermäßiger Medienkonsum bei Jungen und die negativen
Schulleistungen korrelieren miteinander.
Jungen sind stärker beeinflussbar von der persönlichen Beziehung zum
Lerngegenstand als Mädchen
Je geringer qualifizierend die Schulform, desto höher der Anteil an Jungen,
ca. jeder zehnte Junge bleibt ohne Schulabschluss.
Jungen müssen häufiger eine Klasse wiederholen als ihre Mitschülerinnen,
insbesondere am Gymnasium.
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www.aktionsrat-bildung.de
FAZIT:
Die Analyse zeigt aber auch eine verfassungsrechtlich problematische
Tatsache: Wegen der föderalen Struktur sind die Lebensverhältnisse zumindest
hinsichtlich des Bildungssystems ungleich. Wenn man davon ausgeht, dass es keine
regional bedingten Begabungsdifferenzen zwischen Mädchen und Jungen gibt, dann darf die
Benachteiligung eines Geschlechts allein aufgrund des Wohnorts nicht hingenommen werden.
Die Differenz ist ausschließlich durch soziales, politisches und
administratives Handeln bzw. Unterlassen erzeugt. Diese
Ungleichheit stößt deutlich an die Grenze des rechtlich, aber
auch moralisch Hinnehmbaren.
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HÜRDE 7
Sexualität / Verhütung
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Cavemans Dilemma...
• …Sozialisation => meist “außer Haus”
• …die männliche Peergroup=> “erproben und testen von
Machorollen”
• …sozialisiert Erzeuger zu sein, Leistung zu erbringen und
erfolgreich zu sein (auch im Sex!)
• …Förderung einer leistungsorientierten Männlichkeit
• …sozialisiert sich zu messen und zu erobern
• … Sexualität (neben Arbeit) = No.1 für männliche Identität
=> Männlichkeit zelebrieren
• ...eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit und
Modifiziermöglichkeit männlicher Identität und Rollenbilder
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BZgA: Über alle Messungen
hinweg zeigen sich die Mädchen
durchweg gewissenhafter als die
Jungen.
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• Sexualität (neben Arbeit) = No.1 für männliche
Identität => Männlichkeit zelebrieren
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Jugendsexualität 2006 –
Aufklärung und Sexualverhalten
junger Migrantinnen und
Migranten. BZgA Juni 2007
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Übrigens: Jungen wurden bzgl. des Kondoms befragt / Mädchen bzgl. der „Pille“!
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OHNE macht mehr Spass!
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Was machen wir jetzt damit?
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FAZIT...
Rabe T, Goeckenjan M (März 2011) Jugendsexualität in Deutschland. Aktuelle
Daten und ihre Bedeutung für Aufklärung und Beratung. Gyne 32, 03-2011
Schlussfolgerung A (aus Rabe /
Goeckenjan):
Angegebene Gründe für die
Nichtverhütung beim ersten
Geschlechtsverkehr sollten in einem
Beratungsgespräch zur Kontrazeption –
besonders bei jungen Mädchen –
angesprochen werden.
Schlussfolgerung B:
Angegebene Gründe für die
Nichtverhütung beim ersten
Geschlechtsverkehr sollten in einem
Beratungsgespräch zur
Kontrazeption – besonders bei
jungen Männern, vor allem mit MH
– angesprochen werden. Ein
Beratungsgespräch mit beiden
Partnern kann sehr hilfreich sein.
Dabei sollten traditionelle
Geschlechterrollen hinterfragt
werden.
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Hürde 8
HOMOSEXUALITÄT
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Sebastian, 16 Jahre
Sebastian – bekannt seit 3 Jahren
mit M. Crohn – kommt mit rez.
Bauchschmerzen. Sämtliche
Laborparameter sind opB.
Medikamentös ist er gut
eingestellt.
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Sexuelle Orientierungen und
Coming-out
Sexuelle Orientierung: Durchschnittsalter beim Coming-out
Inneres ComingKrell C (2013)Lebenssituationen und
out
Diskriminierungserfahrungen
von
Gesamte SP
Schwul/bi
Lesbisch/bi
14,1 Jahre
13,5 Jahre
14,7 Jahre
16,1 Jahre
16,7 Jahre
15,6 Jahre
homosexuellen Jugendlichen in
Deutschland. DJI München
Äußeres Comingout
Statistik:
2,0 Jahre: 30% teilweise
3,2 Jahre / 10%
Bis zumZeitlicher
Alter von 15 Jahren
Abstand homosex. Verhalten
ausschließlich
Bis 25. LJ: 17% gelegentlich / 3% ausschließlich
Von 12Mill. M. u.F. zwischen 14 – 25 Jahren => 3
bzw. 5 Mill. homosexuelle Erlebnisse / 0,5 – 1Mill
ausschließlich
0,9 Jahre
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Quelle: BZgA: Heterosexuell? - Homosexuell?, 2004
Sexuelle Orientierungen und Coming-out
Risiken
• Lesbische und schwule Jugendliche haben eine vier- bis siebenmal höhere
Suizidrate
• Lesbische und schwule Jugendliche sind Opfer von Mobbing und Gewalt in Familie,
Schule und der Öffentlichkeit.
• Etwa 4% der lesbischen und schwulen Teenager werden von zuhause
rausgeworfen.
• Essstörungen sind bei lesbischen Mädchen und zunehmend bei schwulen Jungen
ein weit verbreitetes Phänomen.
• Sich in Familie und Schule zu outen ist ein erheblicher Stressfaktor und mit Risiken
verbunden.
• 15% der schwulen Teenager leiden unter Depressionen, verglichen mit 5% ihrer
heterosexuellen Altersgenossen.
• Fast zwei Drittel der lesbischen und 44% der schwulen Jugendlichen haben schon
einmal mit Alkohol oder Drogen auf auftretende Coming out Probleme reagiert.
• Einsamkeit und mangelnde Gesprächspartner stehen mit Abstand auf Platz 1 in der
Rangliste von Problemlagen lesbischer und schwuler Jugendlicher.
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Traditionelle Rollen von
Männern
Erzeugerrolle
Leitbild des Erzeugers nicht mehr Zeitgemäß; Kinderreichtum eher sozialer
Makel; einfühlsamer Liebhaber gefragt...
Beschützerrolle
Starker Mann = Auslaufmodell
Versorgerrolle
Männer nur noch in 1/3 der Haushalte in Europa Alleinverdiener
Auflösung traditioneller Rollenvorstellungen
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HÜRDE 9
Männlichkeit – Experimentier-/Risikoverhalten
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Experimentierverhalten
„Risikogen“?
Familie
Gesundheitspolitik
Ressourcen
Bildungspolitik
Information
und
Wissen
zum Thema
Gesundheit
Risikokompetenz/
Lebenskompetenz
Kognitive
und
psychische
Entwicklung
Medien
Resilienz
Soziales Netz
Kritische
Lebensereignisse
Risikoverhalten
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Beziehung zwischen
Männlichkeit & Verhalten
Jungen , die sich mehr an traditionelle Bilder von
Männlichkeit halten (“Machos”) haben mehr
Risiko …
…für Problemverhalten (Schulschwierigkeiten,
Sexualität, Drogengebrauch & Gewalt)
…für Gesundheitsgefährdung (Verletzungen &
Sexuelle Praktiken/ Sexualverhalten)
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Genderperspektive Unterschiede
• Qualität und Quantität
• Raucherquoten unterscheiden sich nicht mehr
• z.B. Tabak: Anteil der Jungen bei „härteren“ Tabakprodukten höher
( ähnliches bei Alkohol bzgl. Trinkmengen und Getränkewahl)
• => je härter der Konsum desto höher der Jungenanteil
• Unfallhäufigkeit und riskantes Verkehrsverhalten bei Jungen höher
• Einflussfaktoren auf Verhalten
• Biologisches Geschlecht
• Soziales Geschlecht => Doing Gender
• Unterschiedliche Ressourcen
• z.B. Teenagerschwangerschaften
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Gendergerechte Prävention
• „Frau werden“ / „Mann werden“ begreifen
• Geschlechtersensible Analyse der Risiko- und
Schutzfaktoren
• Aufbau geschlechtersensibler Präventions- und
Gesundheitsförderprogramme
• Gendergerechte Angebote zur Ressourcenstärkung
• Betrachtung des Geschlechterverhältnisses
untereinander => Gender Mainstreaming in der Gesundheitsförderung
• Bildungsvoraussetzungen verbessern <= Gender
Mainstreaming
• ...
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HÜRDE 10
Männlichkeit – Gewalt und Aggression
Männer sind gewaltbereiter?
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Körperliche und psychische Gewalterfahrung
91 (N) (7 %) 14 (N) (1,3 %)
Obwohl Männer insgesamt häufiger Opfer von körperlicher
Gewalt werden als Frauen, sind die Gewaltopfererfahrungen
von Männern im gesellschaftlichen und wissenschaftlichen
Diskurs wenig repräsentiert.
Problem: soziale Akzeptanz einer männlichen Opferrolle
R. Schlack R., Rüdel J., Karger A., Hölling H. (2013) Körperliche und psychische Gewalterfahrungen in der deutschen Erwachsenenbevölkerung. Bundesgesundheitsbl · 56:755–764
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Was können wir ALLE für “die Jungen”
tun?
Bild von
Männlichkeit
Verschwiegen
-heit
Präventionsmassnahmen
Empathie /
Kompetenz
Zuständigkeit
Netzwerke
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• …dass Jungen sich um sich selbst und für
andere sorgen,
• …dass Jungen in die Lage versetzt sind, selber
Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle
über die eigenen Lebensumstände
auszuüben,
• …dass die Gesellschaft, in der Jungen leben,
Bedingungen herstellt, die allen Jungen
Gesundheit ermöglicht!
Jungengesundheit entsteht
dadurch,...
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Jungen-Infoflyer etc....
stier Schulärztetag
Zürich 2015
... und
Literatur
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Die Reise ist noch lange nicht zu
Ende...
DANKE!
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[email protected]
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