Haus der Natur - Biologische Station im Rhein

Bald nur noch Geschichte?
Der Kiebitz in der Stadt Meerbusch
Haus
der
Natur
Biologische Station im
Rhein-Kreis Neuss e.V.
In den Jahren 1968 bis 1980 haben die Eheleute Sigrid und Hermann Josef Beser aus
Meerbusch sich intensiv mit dem Kiebitz beschäftigt. Ursprünglich brütete die Art in
Feuchtgebieten oder Feuchtwiesen. Die Art nutzte zu Beginn der Studien im Jahr 1968
erst seit einigen Jahren auch die Äcker als Nistplätze.
Das Ehepaar Beser hat über 20 Standorte von Brutkolonien studiert. Im Laufe dieser
aufwändigen Langzeitstudie ging der Brutbestand von über 100 Brutpaaren auf etwa 40
Brutpaare zurück.
Abbildung: Lage der Kiebitz-Kolonien, ergänzt um die Standorte 23-26 (verändert nach
Beser & von Helden-Sarnowski 1982).
Dipl.-Biol. Michael Stevens, Datei: Text-fürs Internet.docx, 06.12.2015 - 16:16
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Kontakt: Haus der Natur – Biologische Station im Kreis Neuss e.V., Kloster Knechtsteden, D- 41540 Dormagen
Tel (0 21 33) 50 23 - 0, Fax – 16, [email protected], www.biostation-neuss.de
Tabelle: Anzahl der Kiebitz_Brutpaare an 20 Kolonie-Standorten in Meerbusch (aus Beser
& von Helden-Sarnowski 1982).
Standort 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980
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5
4
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8
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6
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6
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12
9
?
11
23
20
16
8
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6
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20
8
2
3
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7
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1
3
4
4
Summe:
108
107
114
85
ca.
100
91
95
81
58
50
54
36
40
Auch für ganz Nordrhein-Westfalen ist ein drastischer Bestandsrückgang des Kiebitzes
dokumentiert. Der Gesamtbestand in NRW wurde 2009 noch auf 16.000-23.000 Paare
geschätzt. In den folgenden fünf Jahren war ein drastischer Rückgang um 40 % zu
verzeichnen, so dass 2014 nur noch 12.000 Brutpaare in NRW lebten.
Das war der Anlass für den Ornithologischen Arbeitskreis im Rhein-Kreis Neuss, die
historischen und aktuellen Kiebitz-Standorte in Meerbusch im Jahr 2015 erneut zu
erfassen. An der ehrenamtlich durchgeführten Kartierung waren beteiligt: Dr. Joachim
Busch, Daniel Kemper, Reiner Leusch, Werner Peters, Michael Stevens und Klaus Wyrich.
Von den 26 Kolonie-Standorten waren 19 im Jahr 2015 ohne Kiebitz-Beobachtung. An
vier Standorten konnten Kiebitze zur Brutzeit beobachtet werden, dort fehlten aber
Hinweise auf eine Brut. Brutverdacht bestand an zwei Standorten. Nur an einem Standort
gelang ein Brutnachweis mit nur einem einzigen Küken.
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Wenn sich der Bestands-Rückgang weiter fortsetzt wird der Kiebitz in Meerbusch bald nur
noch ein Stück Geschichte sein. Der Schutz und Erhalt des Kiebitzes in unserer Region
wird erhebliche gemeinsame Anstrengungen von Landwirtschaft, amtlichem und
ehrenamtlichem Naturschutz erfordern. Ohne diesen Flugkünstler wäre unsere Heimat
sicherlich aber ein Stück ärmer.
Die Ergebnisse wurden im Meerbuscher Geschichtsheft 32 veröffentlicht, das im
Dezember 2015 erschienen ist.
Literatur
Beser, Hermann Josef & Sigrid von Helden-Sarnowski (1982): Zur Ökologie einer
Ackerpopulation des Kiebitzes (Vanellus vanellus); in: Charadrius 18: 93-113.
Stevens, M. (2015): Bald nur noch Geschichte? Der Kiebitz in der Stadt Meerbusch; in
Meerbuscher Geschichtshefte 32: 97-108.
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