Rotkäppchen am Bett und Frosch im Spiegel

Rotkäppchen am Bett und Frosch im Spiegel
14.07.15 12:41
QUELLE: IMMOBILIEN ZEITUNG
PROJEKTE | 11.07.2015
AUS IZ27/2015, S. 25
Von Martina Vetter
Rotkäppchen am Bett und Frosch im
Spiegel
Berlin. Anfang Juli hat in der Hauptstadt das zweite Grimm's Hotel eröffnet. Die Herberge mit 110 Zimmern liegt auf der Westseite des Gleisdreieckparks, nur einen Steinwurf vom Potsdamer
Platz entfernt, und lockt mit märchenhaften Designideen.
In diesem Artikel:
Städte: Berlin
Projekte: Grimm's Hotel Berlin, Grimm's
Hotel Flottwellstraße 45 Berlin
Unternehmen: Faber & Faber, Grimm's Hotel
Personen: Elmar Grimm, Constanze Grimm, Munib
Preljevic, Esther Strohecker, Chester Hegmann
Immobilienart: Hotel & Gastronomie
Hotel mit Parkzugang: Für 10,5 Mio. Euro ist an der Flotwellpromenade 45 das neue
Grimm's entstanden.
Bild: mv
Dass Projektentwicklung Spaß machen kann, weiß man, wenn man Elmar
und Constanze Grimm kennenlernt. Vater und Tochter sind mit ihren berühmten, märchenerzählenden Namensvettern zwar nicht verwandt, gleichwohl haben sie sich von den Geschichten der Brüder Grimm bei der Realisierung ihres mittlerweile zweiten Designhotels inspirieren lassen und ein
Haus geschaffen, in dem es für die Gäste viel zu entdecken gibt.
Schon von außen hebt sich das vom Berliner Büro Faber & Faber entworfene Gebäude wohltuend von der in Berlin gängigen gerasterten Einheitsarchitektur ab. Es kommt als ein mit Klinker verkleidetes Flatiron-Building im
Kleinformat daher: ein Gebäude mit dreieckiger Grundform und gerundeter
Spitze. Die Form ist dem Zuschnitt des Grundstücks geschuldet und vielleicht ein Glücksfall, weil dadurch abwechslungsreiche Zimmergrundrisse
jenseits der üblichen Quadratisch-praktisch-gut-Variante entstanden sind.
Beispielsweise im abgerundeten spitzen Winkel des Dreiecks, wo in jeder
Etage die Königssuiten untergebracht sind. Bei deren Design haben sich die
Innenarchitekten Esther Strohecker und Chester Hegmann vom Märchen
Froschkönig inspirieren lassen. Das gepolsterte hohe Rückteil des Bettes,
das majestätisch im Zimmer thront, wird von einem güldenen Krönchen geziert. Die Wand dahinter ist mit Motiven aus einem der sieben Märchen gestaltet, die für die jeweilige Etage gewählt worden sind: Rumpelstilzchen,
Dornröschen, Froschkönig, Hans im Glück, Hänsel und Gretel, Rotkäppchen und Das tapfere Schneiderlein. Mit Motiven aus den Märchen sind
auch fenstergroße Felder der Außenfassade gestaltet worden, die im Dunkeln geheimnisvoll beleuchtet werden.
Die Entwürfe dafür stammen von jungen Künstlern und Designern, die zu
einem eingeschränkten Wettbewerb eingeladen wurden. Ihre Aufgabe war
es zunächst, aus unterschiedlichen Grimm'schen Märchen Motive für
Wandfriese zu entwerfen, die zwischen den Hotelzimmertüren als beleuch-
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Rotkäppchen am Bett und Frosch im Spiegel
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tetes Lichtband entlangführen. Designer
Chester Hegmann ließ sich von den Entwürfen inspirieren, um weitere Gestaltungselemente zu entwickeln: So entstanden mit den Märchenbildern bedruckte Lampenschirme, Lichtstelen für
die Zimmernummern und jeweils unterschiedliche Tapeten für die Stirnwand
der Zimmer, an denen die Betten aufgestellt sind. Die mal fröhlich bunten, mal
als Schattenriss dargestellten Märchenmotive unterscheiden die Zimmer des
Grimm's von anderen Designhotels der
Constanze Grimm vor der mit Figuren
Drei-Sterne-plus-Kategorie. Ansonsten
von Jungdesignerin Frieda Bellmann
ist die Ausstattung klassischelegant, wie
gestalteten Hängelampe aus Hans im
die mit hellem Eichenholz furnierten
Glück.
Wandmodule, in die Schrank, Schreib-
Bild: mv
tisch und Kofferablage integriert sind.
Überall im Haus können die Gäste je-
doch witzige kleine Details entdecken wie die Wandspiegel über den Waschbecken in den Toiletten im Konferenzbereich: Betritt man den Waschbereich, erblickt man ein großflächiges Bild von einem Froschkönig über dem
Waschbecken. Das aber verwandelt sich in einen Spiegel, sobald man sich
zum Händewaschen an das Waschbecken begibt. Kein Zauberwerk, versteht
sich, sondern moderne Technik, die übrigens auch sonst im Haus eingesetzt
wird. Eine Kühl- und Heizdecke aus Graphit etwa ersetzt eine konventionelle Klimaanlage. Für angenehme Raumluft auch bei geschlossenen Fenstern
sorgt die automatische Frischluftzufuhr.
Munib Preljevic, Betreiber des Hotels und schon beim ersten Grimm's mit
von der Partie, ist mit dem Ergebnis höchst zufrieden und hofft, dass die
neue Herberge mit Parkblick bei den Gästen ebenso gut ankommt wie das
erste Hotel der Eigenmarke. In dem mit 36 Zimmern wesentlich kleineren
Haus in der Alten Jakobstraße 100 liegt die Auslastung ihm zufolge im
Schnitt bei 80%. Am ersten Wochenende nach der Eröffnung des neuen
Grimm's in der Flottwellstraße bescherten zwei Konzerte von Schlagerstar
Helene Fischer im Berliner Olympiastadion ihm bereits ein volles Haus. Das
freut natürlich auch Projektentwickler und Bauherr Elmar Grimm und seine
Tochter Constanze. Für sie ist das Märchen von Grimm's Hotel längst noch
nicht zu Ende erzählt.
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