KreuzlingerZeitung Nr. 37 Schüler-Stimme Was bewegt euch? Schülerinnen und Schüler berichten monatlich aus ihrem Leben in unserer Rubrik «Schüler-Stimme». In Sri Lanka war ich nicht als Tourist, um die schönen Strände zu geniessen, sondern zur freiwilligen Arbeit in einem Waisenhaus. Zusammen mit anderen Freiwilligen entschied ich mich für ein Volontariat via der Organisation «globalcrossroad». Fünf Tage die Woche arbeitete ich im Waisenhaus, wo wir auf Kinder unter fünf Jahren aufpassen sollten. Viele waren traumatisiert und verhielten sich dementsprechend. Sie brauchten viel Aufmerksamkeit. Liess man eines los, um dem anderen zu helfen, fing es oft an zu weinen, bis es vor Erschöpfung einschlief. Die Erkenntnis, warum sich die Kinder so merkwürdig verhalten, war ziemlich schockierend. Man kann ja schliesslich kein misshandeltes oder von seinen Eltern allein gelassenes Kind dafür beschuldigen, Trennungsängste zu haben – denn längst nicht alle Kinder dort waren Bild: Gianna Reijs. wirklich Waisen. Alles, was wir tun konnten war, den Kindern ein wenig Liebe zu schenken. Wir schlossen alle Kinder sofort ins Herz. Egal, ob es die , die andere Kinder anzogen (worin sie zwar nicht immer erfolgreich waren, aber der Gedanke zählt) und im Generellen «erzogen», oder die, die einem an den Haaren zogen, weil es einfach lustig war, etwas zum festhalten zu haben (diese Kinder waren grösstenteils geistig behindert, was in Sri Lanka noch oft als Strafe Gottes gesehen wird), man hat sie alle lieb gehabt und am liebsten die ganze Zeit umarmen und beschützen wollen vor allem, was ihnen noch mehr Leid zufügen könnte. Aber am Ende muss ich einfach dankbar sein, dass ich diesen Kindern, die der Welt selber soviel geben, ein wenig zurück geben konnte, indem ich einfach ein paar Momente in ihrem Leben für sie da war. Wir können alle davon nur lernen, dass jede Art Hilfe, Hilfe ist. Es wird vielleicht nicht die Welt dieser Kinder verändern, aber den Tag, die Minute, die Stunde. Und sie verdienen jede glückliche Minute, jedes Lächeln, jede Umarmung, jedes: «Du bist aber schön.» Gianna Reijs, 19 Jahre, International School Kreuzlingen REGION 11. September 2015 7 Der Jugend eine Stimme geben Die International School ist eine Institution der SBW Haus des Lernens AG und bekannt dafür, dass ihre Schülerinnen und Schüler internationale Hilfsprojekte unterstützen. Über ihre Erfahrungen berichten die Jugendlichen neu in einer regelmässig erscheinenden Kolumne. Aber auch die Lernenden des Sport KVs und der NET sind mit an Bord. Kreuzlingen. «Respektvoller Umgang mit anderen ist ein Teil unserer Philosophie», erklärt Sanjay Teeluck, Schulleiter der International School Kreuzlingen-Konstanz (ISKK). Dazu gehört auch: «Handeln, um das Leben anderer verbessern.» Das kann sich schon mal von Kreuzlingen aus international ausweiten. So geschehen bei einem Projekt für die Erdbebenopfer in Nepal. Alle Schüler der ISKK sammelten per Sponsoren-Lauf 12 044 Franken, die dem Aufbau einer Schule zu Gute kommen. Idee nach aussen tragen «Zunächst reflektierten wir die erschütternden Ereignisse im Unterricht», berichtet Teeluck. Zeichnungen und Texte entstanden, die bewegen, und die den Wunsch, irgendwie zu helfen, ausdrückten. Am Ende wurde klar: Die Schülerinnen und Schüler wollten ein Hilfsprojekt starten. «Nun stellt sich die Frage, ob es nicht möglich ist, dass die jungen Menschen auch andere inspirieren können, Gutes zu tun», so Teeluck. In einem weiteren Schritt wollen die Schüler deswegen in einer regelmässig erscheinenden Kolumne über ihre Erfahrungen berichten (siehe «Schüler-Stimme» links). Mit an Bord sind auch die Lernenden des Sport KVs und der Nationalen Elite Sportschule, alles Institutionen unter dem Dach der Haus des Ler- (V.l.) ISKK-Schulleiter Sanjay Teeluck, Schülerin Gianna Reijs und SBW-GeBild: sb schäftsführer Reto Ammann. nens AG. «Wir wollen von unseren Schülern wissen, was sie beschäftigt und ihnen gleichzeitig monatlich eine Stimme in der Öffentlichkeit geben», bekräftigt deren Geschäftsführer Reto Ammann. «Was willst Du der Welt sagen?» Auch Ammann verspricht sich davon einen positiven Einfluss auf die Leserinnen und Leser: «Es wäre schön, wenn wir dadurch etwas in Bewegung setzen könnten.» Nicht nur Karriere ist wichtig «Denn es braucht viel Courage, um wie unsere Schülerin Gianna Reijs nach Sri Lanka zu gehen und dort als Ehrenamtliche zu helfen», ergänzt Sanjay Teeluck. Für den Schulleiter steht dahinter ein Prinzip: «In der Schule geht es um mehr als nur akademisches, auf die Karriere ausgerichtetes Lernen. Wichtig ist die soziale Intelligenz, wichtig ist auch Leidenschaft. Wir versuchen, unseren Schülern beizubringen, dass es etwas Grösseres gibt.» Wenn das soziale Engagement ansteckt, ist das erwünscht. Gerade an einem multikulturellen Ort wie Kreuzlingen könne man mit dieser Philosophie auf offene Ohren stossen, hofft Teeluck. ISKK-Schülerin Giana Reijs macht den Anfang und schreibt über ihre Erfahrungen als freiwillige Mitarbeiterin in einem Waisenhaus. Sie konnte einiges von ihrem Einsatz mit nach Hause nehmen: «Ich habe dort gelernt, wie wichtig es ist, zu helfen und dass man auch mit weniger auskommen kann. Ich bin offener geworden.» Ihr Berufswunsch, Lehrerin zu werden, habe sich dadurch gefestigt. S. Böker BODENSEE-TV Auch das Kreuzlinger Fernsehen beschäftigt sich mit Freiwilligenarbeit und sozialem Engagement von jungen Menschen. Zu sehen sind heute unter anderem Beiträge über die mit dem Prix Kreuzlingen ausgezeichneten Macher des Museums Rosenegg und das «72 Stundenprojekt» für Flüchtlinge, an dem der Jugendarbeitsverantwortliche der evangelischen Kirche beteiligt ist. Zu sehen über Swisscom und Cablecom Digital. sb Anzeige
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