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Philharmonie Südwestfalen (erweitert)
Bereits 1947 gründete sich in Hilchenbach eine Orchesterschule mit dem Ziel, junge Menschen zu Berufsmusikern in Kulturorchestern heranzubilden. Zehn Jahre später entstand
aus den beiden Klangkörpern der Schule das »Siegerland-Orchester«, das sich als Nachwuchsorchester und Talentschmiede verstand. Ein Stamm von ca. 20 Musikern betreute
bis zu 40 Absolventen von Musikhochschulen, die jeweils auf drei Jahre befristete Verträge bekamen. Das ca. 60 Musiker umfassende Ensemble stellte sich am 2. Dezember
1957 erstmals mit einem Sinfoniekonzert in der Stadtbühne Siegen unter dem Dirigat
von Peter Richter als »Siegerland-Orchester« dem Publikum vor.
Nach einer kurzen Interimszeit unter dem Chefdirigat von Thomas Ungar übernahm 1962
Rolf Agop die künstlerische Leitung des Orchesters, das er bereits seit 1959 vertretungsweise dirigiert hatte. Ihm gelang es erstmals, die immer wieder aufkommenden Zweifel
an der Notwendigkeit des Orchesters auszuräumen. Auch sorgte er mit dem Umzug in
die neu erbaute Schützenhalle Hilchenbach für Probenräume.
Von Beginn an begleiteten das Orchester sowohl musikalische Erfolge als auch finanzielle
Probleme, so dass es in den vergangenen Jahrzehnten fast ein Dutzend Mal vor dem Aus
stand. Immer wieder musste unter großem persönlichen Einsatz der Bestand des Orchesters gesichert werden.
1970 unternahm das Siegerland-Orchester seine erste und sehr erfolgreiche außereuropäische Reise nach Westafrika.
1976 löste der Argentinier Jorge Rotter den mittlerweile 68jährigen Rolf Agop als Chefdirigent ab. Gegen Ende der siebziger Jahre gab man auch das Konzept des Nachwuchsorchesters auf. Durch die Bildung von eigenen Orchestern an den Musikhochschulen
schwand mehr und mehr der Bedarf. 1979 wurde durch diese Umstellung nach langen
Kämpfen das Gehalt der Musiker auf den Flächentarifvertrag für Kulturorchester (TVK)
umgestellt. Diese Veränderungen führten 1982 zur Namensänderung in »Südwestfälische
Philharmonie«.
Seit 1992 trägt die Philharmonie Südwestfalen den Titel Landesorchester NordrheinWestfalen. In diese Zeit fällt auch die erfolgreiche Kooperation mit dem Essener AaltoTheater als Gastorchester im Operngraben
Vom 1.8.1997 bis zum 1.8.2002 war das Orchester Teil des Orchesterverbundes »Philharmonisches Orchester Südwestfalen« (PHOS) mit dem Orchester Hagen, dessen Ziel die dauerhafte Existenzsicherung beider Orchester war. Unter der künstlerischen Leitung von
Georg Fritzsch konnten große Orchesterprojekte verwirklicht werden. Allerdings stürzte
eine strukturelle Unterfinanzierung den Verbund in die Krise. Und so trennten sich die
Orchester wieder und es entstand die Philharmonie Südwestfalen. Ihre Finanzierung
steht auf den drei Säulen Land NRW, Kreis Siegen-Wittgenstein und Landschaftsverband.
Mit Sitz in Hilchenbach ist das Orchester in der gesamten Region Südwestfalen mit seinen
Programmen präsent. Darüber hinaus gastiert das Orchester regelmäßig auf den Konzertpodien in der Bundesrepublik, aber auch in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz,
Italien und Tschechien. Erfolgreiche Tourneen nach Frankreich und nach China belegen
die internationale Bedeutung der Philharmonie. 2007 war man beim Menuhin Festival im
schweizerischen Gstaad zu Gast, 2010 in Rom und 1999 sowie 2011 und 2014 in Mailand.
Für 2016 ist die Philharmonie als Festivalorchester in die Schweiz verpflichtet.
Die Philharmonie Südwestfalen pflegt als Konzertorchester das klassische, romantische
und moderne Konzert-Repertoire, hat aber in den letzten Jahren auch durch eine aufgeschlossene Programmpolitik von sich reden gemacht. Großen Wert legt das Orchester
auf den Bereich »Education«. So spielt die Philharmonie für Kinder im Kindergartenalter
die »Teddybärenkonzerte«, jährlich eine Reihe Schulkonzerte für Grundschüler, pflegt Partnerschaften zum Märkischen Jugend-Sinfonieorchester sowie zum Jugendsinfonieorchester der Siegener Musikschule. Auch bei der Förderung begabter jüngerer Dirigenten
engagiert sich die Philharmonie Südwestfalen in regelmäßiger Zusammenarbeit mit dem
Dirigentenforum des Deutschen Musikrats (Projekt »Maestros von Morgen«) und mit Musikhochschulen.
In den vergangenen Jahren sind um neue Konzertformate dazu gekommen: Die Reihe
»Young Classics«. Klassik ohne Frack ist zum Publikumsrenner avanciert, die Konzerte mit
Filmmusik oder die Proms-Konzerte erfreuen sich großer Beliebtheit und die jährlichen
Themenproduktionen für das Festival KulturPur sind mittlerweile legendär.
In Kammerkonzerten präsentieren sich die Musiker des Orchesters in kleineren Besetzungen und gemeinsam mit dem Siegener Museum für Gegenwartskunst mit aktueller
Kammermusik. Neben regelmäßigen Mitschnitten und Sendungen für den Funk (WDRMusikfest 2006) war das Orchester im Adventskonzert 2006, 2007 und 2013 des NRW
Ministerpräsidenten live im Fernsehprogramm des WDR zu sehen.
Hilchenbach, im Januar 2016