SEF/INEF News März 2016

SEF/INEF NEWS
März 2016
Sehr geehrte Leserlin, sehr geehrter Leser,
die Themen Flucht und Migration dominieren derzeit die politische und mediale Agenda. Dies nehmen wir
zum Anlass, in der aktuellen Ausgabe der sef/INEF News unsere Arbeit zur Migrationspolitik – sowohl auf
dem afrikanischen Kontinent als auch in Deutschland – in den Vordergrund zu stellen.
Wir wünschen Ihnen eine ertragreiche Lektüre
Rebekka Hannes, sef:
Jan Schablitzki, INEF
Schwerpunktthema
:Wege zu einer koordinierten
afrikanischen Migrationspolitik
Inhalt
:Schwerpunktthema
Wege zu einer
koordinierten afrikanischen
Migrationspolitik
:Ankündigungen
Potsdamer
Frühjahrsgespräche 2016
Workshop für
entwicklungspolitische
ExpertInnen der
Bundesländer 2016
18. Käte Hamburger Lecture
:Publikationen
GG-Spotlight 1|2016
Peacebuilding in Crisis
Humanitarianism and
Challenges of Cooperation
CC BY-NC 2.0 BBC World Service/flickr.com
Migrationsbewegungen hin zum europäischen Kontinent sind in Europa derzeit das dominierende Thema.
Welche Migrationsbewegungen und daraus resultierende Herausforderungen es in anderen Weltregionen
gibt, wird dabei häufig außer Acht gelassen. Dabei sind die Aufgaben für die Politik meist ähnlich, so z.B. auf
dem afrikanischen Kontinent. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) hielten sich alleine im Jahr 2013
15,3 Millionen Migranten innerhalb Afrikas in einem anderen Land als ihrem Geburtsland auf – Tendenz
steigend. Dabei bleiben, laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO), 65% der Migranten aus SubsaharaAfrika innerhalb des Kontinents.
Migration in Afrika kann, wie überall auf der Welt, grob in Flucht und Vertreibung („erzwungene Migration“)
und Mobilität („freiwillige Migration“) unterteilt werden. Ursachen erzwungener Migration müssen –
wie auch bei uns – selbstverständlich reduziert werden. Eine geordnete Migration hingegen kann die
Produktivität und somit die Entwicklungschancen ganzer Regionen erhöhen, indem es die Arbeiterschaft
diversifiziert und langfristig zu Wohlstand und regionaler Integration beiträgt. Gleichzeitig kann Migration
jedoch auch die sozialen Sicherungsnetze aufnehmender Staaten sowie deren sozioökonomische und
politische Infrastruktur belasten. Zusätzlich besteht die Gefahr des sogenannten Brain Drain, der durch die
Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte entsteht. Die afrikanische Politik sollte also auf kontinentaler,
regionaler und nationaler Ebene, ein großes Interesse daran haben, Maßnahmen für eine geordnete Migration
zu ergreifen, die darüber hinaus die Anreize einer illegalen und unsicheren Migration reduzieren.
Entsprechend haben sich in den letzten Jahren sowohl die Afrikanische Union (AU) als auch die regionalen
Wirtschaftsgemeinschaften (Regional Economic Communities, RECs) die Entwicklung einer effektiven
und kohärenten Migrationspolitik auf die Fahnen geschrieben. Deren hervorgehobene Bedeutung ist u.a.
im AU Migration Policy Framework for Africa aus dem Jahr 2006 oder der Agenda 2063 aus dem Jahr
2013 ausgedrückt. Auch im Jahr 2015 bekräftigte die AU in ihrer Erklärung zu Migration noch einmal die
Wichtigkeit von Mobilität auch für die regionale wirtschaftliche Integration.
Langfristiges Ziel der AU ist beispielsweise eine unbeschränkte regionale bzw. kontinentale Mobilität. Ein
konkreter Bestandteil der Agenda 2063 der AU ist deshalb die Einführung eines afrikanischen Passes. Dies
geht mit dem Vorhaben einher, die Visumspflicht für alle Bürger afrikanischer Länder bis zum Jahr 2018
aufzuheben. Die Agenda 2063 erkennt auch den Beitrag von Migranten und Diaspora-Gemeinschaften
zur Entwicklung und Integration von Gesellschaften ausdrücklich an. Mehrere afrikanische Staaten
haben deshalb nationale Strategien zur Einbindung der Diaspora in Entwicklungsprozesse entworfen. Im
Vordergrund der bislang von verschiedenen RECs ergriffenen Maßnahmen stehen vor allem die Verbesserung
der rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen von Migranten, die Regelung und Ausweitung von
Personenfreizügigkeit und Arbeitsmigration sowie die Verhinderung irregulärer Migration.
Die Umsetzung dieser sowie der auf kontinentaler Ebene erlassenen Vorschriften und Richtlinien verläuft
jedoch häufig nur schleppend. Dies liegt vor allem daran, dass die entsprechenden institutionellen und
personellen Kapazitäten auf Ebene der AU, der RECs und der einzelnen Mitgliedstaaten fehlen. Gleichzeitig
gibt es in der AU, ebenso wie in der EU, unterschiedliche und teils widersprüchliche Interessen, die sich
grob denen von Herkunfts-, Transit- und Zielländern zuordnen lassen. Entsprechend herrscht unter den
Mitgliedsstaaten weder eine Einigkeit über die Ziele noch über die Dringlichkeit, mit denen diese verfolgt
werden sollen.
Die diesjährigen Potsdamer Frühjahrsgespräche der sef: in Kooperation mit GIZ und WeltTrends werden eine
kritische Bestandsaufnahme regionaler und kontinentaler Protokolle und Dialogprozesse zu Migrationspolitik
in Afrika vornehmen. Im Fokus wird hierbei insbesondere deren Beitrag zu wirtschaftlichem Wachstum
und Entwicklung stehen. Zentrale Fragen der Diskussion werden sein: Welche Fortschritte machen die
Personenfreizügigkeit und weitere Maßnahmen zur Erleichterung regulärer Migration in den RECs? Werden
die Potentiale von Arbeitsmobilität ausreichend genutzt? Welche Rolle kommt dabei der Afrikanischen Union
zu, und welchen Beitrag können deutsche und europäische sowie nichtstaatliche Akteure leisten?
Diese Fragen werden auch Gegenstand einer wissenschaftlichen Studie sein, die die sef: gemeinsam mit dem
UNESCO-UNU Chair in Regional Integration, Migration and Free Movement of People beim Centre for the
Study of Governance Innovation (GovInn) in Pretoria, Südafrika, in den nächsten Monaten ausarbeiten wird.
Ankündigungen
: Potsdamer Frühjahrsgespräche 2016
Wege zu einer koordinierten afrikanischen Migrationspolitik:
Die Rolle afrikanischer Regionalorganisationen
7./8. April 2016 in Potsdam
Am 7./8. April 2016 veranstaltet die sef: zusammen mit der Deutschen
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der
Zeitschrift WeltTrends die diesjährigen Potsdamer Frühjahrsgespräche
CC 1.0 AMISOM Public Information/flickr.com
unter dem Titel „Wege zu einer koordinierten afrikanischen
Migrationspolitik: Die Rolle afrikanischer Regionalorganisationen“.
Gemeinsam mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus dem Inund Ausland möchten wir eine kritische Bestandsaufnahme regionaler
Migrationspolitiken sowie deren Beitrag zu wirtschaftlichem Wachstum
und Entwicklung in Afrika vornehmen. Ihre Teilnahme bereits zugesagt
haben Vertreter der African Union Commission, der Afrikanischen
Entwicklungsbank, einzelner Regionalorganisationen sowie
Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Eine
Teilnahme ist nur auf persönliche Einladung möglich.
: weitere Infos hier
: Workshop für entwicklungspolitische
ExpertInnen der Bundesländer 2016
Flucht und Migration in der Entwicklungszusammenarbeit
der Bundesländer
13./14. April 2016 in Bonn
Das Thema Flucht und Migration dominiert seit Monaten die
öffentliche Debatte in Deutschland. Die 2030-Agenda für nachhaltige
Entwicklung verweist auf die besondere Schutzbedürftigkeit von
Migrantinnen und Migranten, betont aber zugleich auch den positiven
Beitrag, den diese zu einer nachhaltigen, friedlichen und inklusiven
Entwicklung leisten können. In diesem Sinne stellt sich die Frage, wie
die Bundesländer auch in ihren entwicklungspolitischen und EINEWelt-Aktivitäten auf die gegenwärtige Flüchtlingssituation eingehen
können. Dieser Frage widmet sich der diesjährige Workshop für
entwicklungspolitische ExpertInnen der Bundesländer. Teilnahme nur
auf persönliche Einladung : weitere Infos hier
CC BY-NC 2.0 Rasande Tyskar/flickr.com
: 18. Käte Hamburger Lecture
Global Scholarship in Local Settings: Professionalism and
Academia in Secular India
14. April 2016 in Berlin
Zur 18. Käte Hamburger Lecture lädt das Käte Hamburger Kolleg/
Centre for Global Cooperation Research (KHK/GCR21) Prof. Dr.
Ummu Salma Bava vom Center for European Studies der School
of International Studies an der Jawaharlal Nehru University (New
Delhi) ein. Prof. Bava wird in ihrem Vortrag über das Zusammenspiel
von persönlichen und professionellen Elementen in der beruflichen
Identitätsfindung referieren. Der Vortrag wird dabei auch die eigenen
Erfahrungen Bavas als indische Wissenschaftlerin zum Gegenstand
haben. Insbesondere im indischen Kontext vollzieht sich die
Identitätsbildung in einem Raum, der durch ständige Konflikte und
Aushandlungsprozesse zwischen traditionellen, religiösen und soziokulturellen sowie professionellen, „modernen“ und konstitutionellen
Identitätseinflüssen gekennzeichnet ist. Die Professionalisierung
und Internationalisierung in der Wissenschaft macht es dabei auch
notwendig, zwischen lokalen und globalen Einstellungen bzw.
Rollenerwartungen zu navigieren. Eingebettet in eine zweitägige
Konferenz zu „Mobile Muslim Professionals“ organisiert das KHK/
GCR21 die Lecture gemeinsam mit der Berlin Graduate School Muslim
Cultures and Societies, der Humboldt-Universität zu Berlin, re:work,
und der Philipps-Universität Marburg
: weitere Infos hier
Publikationen
: Global Governance Spotlight 1|2016
Zurück im Geschäft. Die OSZE und Konflikte in Europas
Nachbarschaft
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)
hat es nach einer Phase der schwindenden Bedeutung seit 2014 zurück
ins Rampenlicht der internationalen Politik geschafft. Sie zeigte großes
Engagement im Ukraine-Konflikt und konnte mit innovativen Ideen
und Instrumenten eine nützliche Rolle in der Vermittlung zwischen
Russland und dem Westen übernehmen. Das instabile Umfeld in
Europas unmittelbarer Nachbarschaft bedeutet für die Organisation
aber weiterhin eine große Herausforderung, die nur mit kleinen
pragmatischen Schritten angegangen werden kann. Wie diese aussehen
sollten und welchen Beitrag Deutschland im Jahr seiner OSZEPräsidentschaft leisten kann, beschreibt Dr. Christian Nünlist von der
ETH Zürich im neuen Global Governance Spotlight.
: weitere Infos hier
© Ummu Salma Bava
: Routledge Global Cooperation Series
Peacebuilding in Crisis: Rethinking Paradigms and Practices
of Transnational Cooperation
Die 1990er sahen einen stetigen Anstieg internationaler
Friedensmissionen, vor allem geführt durch die Vereinten Nationen. Die
UN-Mandate wurden zunehmend erweitert, auch um gesellschaftliche
und politische Veränderungen in Postkonflikt-Gesellschaften zu
begleiten. In vielen Fällen erfüllten diese Missionen jedoch nicht
die hohen Erwartungen und erreichten zudem keine ausreichende
Legitimität auf lokaler Ebene. Über die vorherrschenden PeacebuildingParadigmen hinaus untersuchen führende Experten und Expertinnen
auf dem Gebiet der Friedensforschung, inwieweit Schlüsselkonzepte
des post-liberalen Peacebuilding belastbare Kategorien bzw. neue
Perspektiven bieten, um hier die Forschung neu auszurichten. Die
Beiträge bewegen sich folglich über die ‚liberale‘-‘post-liberale‘
Trennung hinaus und integrieren alternative Perspektiven.
: weitere Infos hier
: Routledge Global Cooperation Series
Humanitarianism and Challenges of Cooperation
Humanitarismus als ein moralisches Konzept und eine organisierte
Praktik ist zu einem bedeutenden Faktor in der Weltgesellschaft
geworden. Er mobilisiert und kanalisiert nicht nur umfängliche
Ressourcen, er dient auch als eine Rechtfertigung oder zuweilen als
Vorwand für externe Interventionen in die inneren Angelegenheiten
von Staaten. Der Sammelband „Humanitarianism and the Challenges
of Cooperation“ untersucht die verschiedenen Formen des heutigen
Humanitarismus als ein Versuchsfeld für neue Wege der globalen
Kooperation. Internationale und nationale renommierte Autoren und
Autorinnen bieten dabei innovative und empirisch fundierte Ansätze
des globalen Humanitarismus aus Sicht der Kooperationsforschung.
Sie analysieren Trends und beleuchten in aktuellen Fallstudien, wie
humanitäre Akteure vor Ort kooperieren. : weitere Infos hier
Impressum und Service
Danke! Ich möchte den Newsletter weiterempfehlen
› Newsletter weiterempfehlen
Ich möchte den Newsletter abbestellen
› Newsletter abbestellen
Meine Daten haben sich geändert
› Daten ändern
© 2016
Stiftung Entwicklung und Frieden (sef:)
Development and Peace Foundation
Dechenstraße 2 : D-53115 Bonn
Tel +49 (0)228 959 25-10
Fax +49 (0)228 959 25-99
[email protected]
@sefbonn
www.sef-bonn.org
www.inef.uni-due.de
Die Stiftung Entwicklung und Frieden (sef:) wurde 1986 auf Initiative von Willy Brandt gegründet. Die überparteiliche und gemeinnützige
Stiftung plädiert für eine politische Neuordnung in einer Welt, die zunehmend durch die Globalisierung geprägt ist. Weitere Informationen
unter www.sef-bonn.org. Besonders eng arbeitet die sef: mit dem Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität DuisburgEssen am Campus Duisburg zusammen. Beide Institutionen sind durch einen Kooperationsvertrag miteinander verbunden. Das INEF schlägt
mit seiner anwendungsorientierten Forschung eine Brücke zwischen Theorie und Politik. Weitere Informationen unter www.inef.uni-due.de.