Sommerbeilage 26. Juni 2015.indd

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Freitag, 26. Juni 2015 I Nr. 26 I Wochen-Zeitung I
Fasziniert von der Unterwasserwelt
n
Zwischen Weggis und Vitznau ist ein eigentliches Paradies für Taucher
Aufmerksamen Beobachtern sind die vielen Taucher
entlang der Innerschweizer
Riviera bestimmt schon aufgefallen. Was zieht die Taucher immer in diese Region
des Vierwaldstättersees? Die
Wochen-Zeitung ist dieser
Frage nachgegangen.
Text und Bilder: Ruth Buser-Scheurer
Ganz ohne Bluff kann man sagen,
dass der Vierwaldstättersee mit
seinen verschiedenen «Armen»
topografisch bestimmt einer der
interessantesten Seen der Schweiz
ist. Deshalb fasziniert er Einheimische, Touristen aus aller Welt, Motorboot-Freaks, Segler, Schwimmer und Taucher gleichermassen.
Kaum ein Tag vergeht, an dem in
unserer Gegend nicht blau-weisse
Fähnchen (sogenannte AlphaFlaggen) am Ufer angebracht sind.
In der Schweiz ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Taucher beim
Ein- und Ausstieg eine vom Wasser her gut sichtbare Alpha-Flagge
platzieren und nachts beleuchten.
Wasserfahrzeuge haben einen Abstand von mindestens 50 Metern
zur Flagge einzuhalten, um so unschöne Unfälle zu vermeiden.
Absolute Ruhe und schwerelos
Ende Mai traf sich die Reporterin
mit Pascal Küng aus Adligenswil,
der an diesem Tag mit drei Kollegen der Tauchgruppe Hallwilersee
zu einem Tauchgang verabredet
war. Treffpunkt war am Sonntagmorgen um 9.00 Uhr beim grossen
Parkplatz im Riedsort. Seine
Tauchkollegen waren aus dem
Kanton Aargau und Solothurn,
darunter auch ein «Gast»-Taucher.
Auf die Frage, was die Faszination
des Tauchens ausmache und warum denn die Gegend hier so interessant sei, kam die Antwort postwendend. Für Peter Hunziker ist es
der Genuss der Schwerelosigkeit
und «man kann nach einem stressigen Tag super Herunterfahren
und Abschalten.» Für Pascal Küng
ist es die Natur, die Ruhe sowie die
Unterwasserwelt, aber auch die
Freundschaft, welche unter guten
Tauchkollegen herrsche. Und hier
sei ein idealer Tauchplatz, es habe
steile Wände, Spalten und Felsblöcke, wo sich Fische tummeln. Im
April/Mai kommt die Kröten-Lai-
Die drei Mitglieder der Tauchgruppe Hallwilersee Pascal Küng (Tauchleiter, v.r.), Peter
Hunziker und Fritz Walther freuen sich auf den bevorstehenden Tauchgang im Vierwaldstättersee.
chung in etwa drei bis sechs Meter
Tiefe dazu, das sei ein ganz spezielles Schauspiel. Ein weiteres Plus
für das Gebiet Riedsort/Lützelau
seien die guten Parkierungsmöglichkeiten nahe am Wasser, ein
öffentliches WC und das Restaurant Lützelau für die abschliessende Tauchgang-Besprechung.
Sorgfältige Vorbereitung
Schnell war man sich einig, dass in
zwei Gruppen getaucht werden
soll, wobei Pascal Küng als Tauchleiter verantwortlich war. Zuerst
wurde die Funktionsunterwäsche
angezogen und darüber der Neopren-Anzug. Peter Hunziker zog
sich dazwischen noch eine Daunenjacke über, denn der See hat ab
zirka 15 Metern Tiefe auch im
Sommer nur gerade sechs bis sieben Grad. Anschliessend wurden
die Verschlüsse der Sauerstoffflaschen kontrolliert. «Aber Halt»,
protestiert Peter Hunziker, Vorstandsmitglied der Tauchgruppe
Hallwilersee. «Beim Inhalt unserer
Flaschen handelt es sich nicht um
Sauerstoff, sondern um Pressluft,
die aus 21 Prozent Sauerstoff und
78 Prozent Stickstoff, plus ein Prozent Edelgas besteht». Die Flaschen
werden alle zwei Jahre EMPA-geprüft. Nach zweieinhalb Jahren ist
eine Sichtprüfung vorgeschrieben
und eine Druckprüfung der Tauchflaschen ist nach fünf Jahren notwendig. Wenn man ins Wasser
geht beträgt der Druck 200 bar und
am Schluss des Tauchgangs sollten
es noch rund 50 bar sein. Weiter
zur Ausrüstung eines Tauchers gehören eine Tarierweste, eine Mas-
ke, Flossen und ein Schnorchel.
Standardmässig tragen die Taucher heute einen Tauchcomputer,
der alles aufzeichnet – insbesondere die Tiefe, Tauchzeit und allfällige Dekompressionsstufen. Einige
Tauchcomputer zeigen zudem den
Druck in der Flasche an und der
Taucher weiss, wie lange die Luft
noch ausreicht. Pascal Küng erklärt, dass ein Taucher ab dem 40.
Altersjahr jedes Jahr zum Gesundheitscheck gehen muss, um insbesondere Lunge, Herz und Ohren zu
prüfen. Will man im Ausland tauchen, benötigt man ein Gesundheitsattest. Aber generell würden
die Taucher gesundheitsbewusst
leben.
Mehrere Tauchgruppen
Im hinteren Teil des Parkplatzes
war ein Auto aus dem Elsass. Die
beiden Insassen wählten an diesem
schönen Tag ebenfalls den Vierwaldstättersee für die Ausübung
ihres Hobbys. Und zwei weitere
Fahrzeuge trugen das Kennzeichen
des Kantons Baselland. Martin
Müller, der Inhaber der Tauchschule dive-store.ch in Augst war
mit zwei Tauchschülern im Einsatz. Er findet das Tauchgelände
unmittelbar vis-à-vis der Parkplätze ideal für Schnuppertaucher. Alle ein, zwei Monate einmal trifft
man ihn hier an, manchmal auch
mit körperlich Behinderten der
Handicapped Scuba Association
Switzerland. Da die Sichtverhältnisse in den Schweizer Seen generell schlechter sind als beispielsweise im Meer, muss genauer gearbeitet, das heisst tariert werden.
Grundsätzlich sei das Tauchen im
Süsswasser schwieriger, erklärt der
Fachmann und fügt an: «Wer hier
gut tauchen kann, kann auch überall im Meer tauchen.»
Tauchgang wird nachbesprochen
Für die Eintragung im Log-Buch
und die Nachbesprechung treffen
sich die Taucher jeweils im Restaurant Lützelau bei Yusuf Kayalibal.
Der freut sich immer, denn er empfindet sie als sehr angenehme
Sportsleute. «Mittlerweile machen
die Taucher-Gäste einen grossen
Prozentsatz meiner Kundschaft
aus», gibt er offen zu, «oft kommen
sie auch privat mit ihren Familien
zum Essen hierher.» Kurz vor
11.00 Uhr trifft die Tauchgruppe
mit Pascal Küng in der Lützelau ein
und notiert die wichtigsten Daten
im Log-Buch. Man tauchte rund 40
Meter tief und sah zahlreiche Eglis
und eine Trüsche (auch Trische
genannt). Oben war das Wasser
etwas milchig, aber in grösserer
Tiefe war es klar. Unter Wasser
verständigt man sich mit einer
standardisierten Zeichensprache
und die Gruppe, die zusammen
taucht, bleibt immer in Sichtkontakt.
Hier bei der Riedsort-Kurve steigen die geübten Taucher besonders gerne ins Wasser.