Welpenspielgruppen – sinnvoll oder nicht? Ist ein Welpe eingezogen, stellt man sich natürlich die Frage: ab wann soll ich mit meinem Hund eine Welpenschule besuchen? Soll ich das überhaupt? Welche Hundeschule / welches Angebot wähle ich dafür aus? Welpenspielgruppen sind für die meisten Hunde der Einstieg in die Hundeschule. Mittlerweile ist es schon beinahe ein Muss, wenn man seinem Hund eine gute Erziehung geben möchte, eine Welpenspielgruppe zu besuchen. Das Angebot ist groß und reicht von „Hundeschule ohne ausgewiesene Welpengruppe“ bis hin zu „Welpengruppe mit bis zu 8-10 Welpen und ihren Menschen“. Der Grundgedanke bei Welpenspielgruppen, die soziale Kompetenz der jungen Hunde zu schulen und zu fördern, ist an sich eine gute Sache. In der Realität sieht das Ganze dann leider häufig anders aus. In den meisten Welpenspielgruppen wird unnatürliches Verhalten gefördert. Die Welpen werden regelrecht aufeinander losgelassen, es wird gehetzt, gezwickt, bedrängt und gemobbt. Was soll ein Welpe auch von einem anderen lernen? Nur ein souveräner erwachsener Hund kann die Lehrfunktion übernehmen, anderen Hunden gegenüber vornehm und höflich aufzutreten. Wir würden unsere Kinder im Kindergarten auch nicht sich selbst überlassen. Schüchterne Hunde werden in solchen Gruppen nur ängstlicher, da sie von anderen Welpen bedrängt werden. Oder aber, sie lernen aggressiv zu reagieren, um die anderen von sich fern zu halten. Draufgängerische Welpen entwickeln sich häufig zu regelrechten Mobbern. Häufig greifen die Hundebesitzer nicht ein, weil „die Kleinen ja so nett miteinander spielen“. Der kleine Hund lernt also kein gutes Sozialverhalten und macht die Erfahrung, daß sein Mensch ihm weder hilft noch ihn unterstützt. Durch Rennen und Toben pushen sich die Hunde immer weiter hoch und können in Gegenwart anderer Hunde kaum noch zur Ruhe kommen. Dürfen oder können sie – weil beispielsweise angeleint – nicht zu den anderen Hunden hin, entsteht sehr schnell Frust und Leinenaggression. Das Mobbingverhalten unter Hunden hat in den letzten 10 Jahren stark zugenommen. Dies resultiert aus dem fast schon „gesellschaftlichen Zwang“, unbedingt eine Welpenspielgruppe besuchen zu müssen. ©nasenmeister - Sonja Bieger 1 Sie können die Sozialkontakte, die Ihr Welpe haben darf, selbst aussuchen, indem Sie sich gezielt mit erwachsenen und souveränen Hunden verabreden. Legen Sie mehr Wert auf eine sozial gute Begegnung mit einem kompetenten Hund, als viele mittelmäßige oder schlechte in Kauf zu nehmen. Die nachfolgenden Aspekte sollen Ihnen dazu dienen, Grundentscheidungen bei der Auswahl einer gut geführten Welpenspielgruppe zu treffen und herauszufinden, was sie für Ihren Hund als hilfreich und förderlich erachten: • Vor dem Besuch einer Hundeschule sollte der Welpe sich erst mal bei Ihnen einleben können. Der Umzug in das neue Zuhause ist eine enorme Umstellung. Die Trennung von Mutter, Wurfgeschwistern und der bisher vertrauten Umgebung muss verarbeitet werden. Gleichzeitig strömen unzählige neue Eindrücke auf den Welpen ein und er benötigt entsprechend viel Zeit, sich neu zu orientieren und zur Ruhe zu kommen. Die Dauer ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Geben Sie Ihrem Hund diese Zeit, bevor Sie eine Welpenstunde besuchen. • An der Welpenspielgruppe sollten nicht mehr als sechs Hunde teilnehmen, sonst stellt sich durch die vielen neuen Reize und Bekanntschaften schnell Überforderung ein. Auch der Trainer muß alle Welpen im Blick behalten und in schwierigen Situationen eingreifen könnne – das ist bei einer größeren Gruppe nicht mehr möglich. • Überschaubarkeit schafft Sicherheit. Je individueller der Trainer ein Training oder auch eine Welpengruppe anlegt, um so eher werden Ihr Hund und auch Sie positive Erfahrungen machen. Welpen reagieren sehr unterschiedlich auf gleiche Situationen, nie ist ein Schema für alle Hunde geeignet. • Ein erfahrener Trainer achtet bei der Gruppenzusammenstellung auf die biologische Gleichaltrigkeit. Das bedeutet, daß die Welpen auf einem etwa gleichen physischen wie psychischen Entwicklungsstand sind. Ein Landseer-Welpe mit 14 Wochen gehört nicht in eine Welpengruppe mit kleineren Rassen, auch wenn alle in etwa gleich alt sind. • Der Trainer sollte eingreifen, wenn das Spiel zu heftig wird und zu kippen droht. Ebenso, wenn ein Welpe von einem anderen gemobbt wird. In einer echten Spielsituation unter Wurfgeschwistern führt immer ein Alttier Aufsicht und greift ein, wenn das Spiel zu grob wird. • Es empfehlen sich Welpen-Begegnungen, die eher kurz gehalten werden. Maximal dreißig Minuten sind völlig ausreichend. In dieser Zeit können die Welpen sich kennenlernen und gemeinsam mit ihren Menschen spielerisch kleine Aufgaben lösen. Auch hier ist auf kleine Pausen zu achten. Ein junger Hund kann sich noch nicht lange konzentrieren und ist schnell erschöpft. Kommandos haben in einer Welpengruppe nichts zu suchen. Insgesamt sollte die Dauer eine Stunde inkl. Pausen nicht überschreiten. ©nasenmeister - Sonja Bieger 2 Ein guter Trainer wird die Pausen nutzen, Sie mit wichtigen Informationen rund um das Thema Welpe zu versorgen und Ihre Fragen beantworten. • Machen Sie sich vor dem Besuch einer Welpengruppe mit den Calming Signals (Beschwichtigungs-/Kommunikationssignale) vertraut. So können Sie leichter mögliche Überforderung und Stress bei Ihrem Welpen erkennen und ihn aus der Situation herausnehmen. • Ein erfahrener Trainer erkennt, ob Ihr Welpe generell mit solchen – wenn auch kleinen – Gruppen überfordet ist. Er kann Ihnen dann neue Hilfestellungen geben, wie ihr Hund soziale Kontakte knüpfen und behutsam neue Umweltreize kennenlernen kann. • Wichtig ist auch, daß Örtlichkeiten und Uhrzeiten der Welpengruppe den Witterungsbedinungen angepasst sein muß. Eine so geführte Welpenspielgruppe fördert den jungen Hund, ohne ihn zu überfordern und hilft, wichtige Grundlagen für sein späteres Leben zu legen. Dennoch ist die Gewöhnung an Artgenossen, den Sozialpartner Mensch und diverse Umweltreize nicht nur durch die Welpenspielgruppe zu erreichen. Ein kontinuierliches Heranführen im täglichen Leben mit Ihnen gemeinsam hilft dem Welpen, Ihnen zu vertrauen und sich in allen Situationen auf Sie zu verlassen. Der Grundstein für den Aufbau einer guten Beziehung und Bindung wird gelegt. ©nasenmeister - Sonja Bieger 3
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