- Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
November 2015
HERAUSFORDERUNGEN
IM
INTEGRATIONSKURSSY
STEM –
ZWISCHENBERICHT
MANAGEMENT
SUMMARY
ZWISCHENBERICHT
MANAGEMENT SUMMARY
Berlin,
25.11.2015
Angela Köllner
Senior Market Manager
E-Mail: [email protected]
Telefon: 040 – 30 20 20 102
Kristina Broens
Beraterin
E-Mail: [email protected]
Telefon: 030 – 30 20 20 126
Ramboll
Saarbrücker Straße 20/21
10405 Berlin
T +49 30 302020-0
F +49 30 302020-299
www.ramboll.de
Management Summary
MANAGEMENT SUMMARY
Der Bedarf an Integrationskursen ist deutlich gestiegen. Nicht zuletzt die steigenden
Flüchtlingszahlen – und die positiven Asyl-Bescheide – haben dazu geführt, dass die (potenzielle)
Anzahl von berechtigten Teilnehmenden bereits zugenommen hat und voraussichtlich weiter
steigen wird. Der Bund hat auf diese Entwicklung bereits reagiert, indem im Jahr 2014 die Mittel
für Integrationskurse um 40 Mio. Euro auf jährlich 244 Mio. Euro aufgestockt wurden. Zudem
sind auch Schutzberechtigte aus dem Asylverfahren teilnahmeberechtigt. Die Zahlen der
Schutzberechtigten sind dabei nicht unerheblich: 2014 erhielten rund 40.000 Menschen Schutz,
ca. 28.000 von ihnen waren über 18 Jahre alt und damit für den Integrationskurs
anspruchsberechtigt.
Im Zuge des "Gesetzes zur Neubestimmung des Bleiberechts und der Aufenthaltsbeendigung"
wurde zudem eine alters- und stichtagsunabhängige Bleiberechtsregelung zur
Aufenthaltsgewährung bei nachhaltiger Integration eingeführt. Seit dem vierten Quartal 2015
sind Integrationskurse zudem für Asylbewerber und Geduldete mit jeweils guter
Bleibeperspektive geöffnet. Mit dieser Öffnung stehen die Kursträger vor einem erheblich
erweiterten Teilnehmendenkreis.
Um die aktuelle Auslastung sowie Ausbaupotenziale zu identifizieren, hat das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (BAMF) Ramboll mit der Durchführung einer Studie zu aktuellen
Herausforderungen im Integrationskurssystem beauftragt. Der vorliegende Zwischenbericht fasst
bisherige Untersuchungsergebnisse zusammen. Der Abschlussbericht wird im Juni 2016
vorliegen.
Das methodische Vorgehen umfasste eine Vollerhebung unter den Integrationskursträgern im
Zeitraum vom 05. – 22. Oktober 2015 mit einer Rücklaufquote von 81 Prozent sowie neun
explorative Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der BAMF Regionalstellen, der
Trägerverbände und aus kooperierenden Jobcentern.
Fast alle akkreditierten Kursträger bieten Kurse an
Nahezu alle akkreditieren Integrationskursträger sind aktiv: 94,6 Prozent der Träger mit
eigener Zulassungsnummer haben mindestens einen Integrationskurs in den vergangenen
sechs Monaten begonnen, durchgeführt oder abgeschlossen.
93 Prozent der Träger führten mindestens einen allgemeinen Integrationskurs durch, bei den
Spezialkursen werden mit 67 Prozent vor allem Alphabetisierungskurse bedient. Alle Kursarten
werden überwiegend von geförderten Teilnehmenden besucht, Teilnehmende der
Alphabetisierungskurse stammen meist aus Drittstaaten.
Angebot und Nachfrage stimmen vor allem in Westdeutschland nicht überein
Angebot und Nachfrage stimmen laut 54 Prozent der befragten Träger nicht überein, da – vor
allem in den westlichen Bundesländern - eine größere Nachfrage an Integrationskursen
bestünde als derzeit bedient werden könne. Betroffen sind davon alle Trägerarten, sowohl
etablierte Träger wie Volkshochschulen oder die AWO, aber auch kleine Organisationen wie freie
Träger oder Initiativgruppen.
Vor allem der Bedarf an Alphabetisierungskursen hat laut Aussagen der befragten Kursträger
im Vergleich zum Jahr 2014 zugenommen: Haben Träger in den vergangenen sechs Monaten
Kurse durchgeführt, geben 61 Prozent an, dass die Nachfrage an Alphabetisierungskursen im
Jahr 2015 stark gestiegen sei, 26 Prozent sprechen von einer leichten Steigerung. Rund die
Hälfte der befragten Träger, die allgemeine Integrationskurse bzw.
Jugendintegrationskurse in den vergangenen sechs Monaten durchgeführt haben, sprechen
auch bei diesen Kursformen von einer stark gestiegenen Nachfrage im Vergleich zum Jahr 2014.
I
Management Summary
Eine bessere regionale Koordinierung von Kursangeboten sowie mehr Transparenz vor Ort
über vorhandene Angebote der Bundesagentur für Arbeit, Sprachkursträgern und weiteren
Anbietern (z.B. von ehrenamtlichen Organisationen) wäre für die Kursträger, JobCenter und die
Teilnehmenden hilfreich. Die Regionalkoordinatoren (Rekos) stoßen bei Vernetzungs- und
Koordinierungsaufgaben aufgrund von aktuell reduzierten Personalkapazitäten an ihre Grenzen.
Ausbaupotenziale liegen in der Kursgröße und in der Zahl der Kurse
Obwohl über die Hälfte aller Kursträger angibt, dass die bestehende Nachfrage die
Kurskapazitäten übersteigt, besteht deutliches Ausbaupotenzial in der Teilnehmendenzahl
pro Kursabschnitt. Durchschnittlich besuchen 16,6 Teilnehmende einen Kursabschnitt im
allgemeinen Integrationskurs - Selbstzahler und geförderte Teilnehmende zusammengerechnet.
Alphabetisierungskurse werden im Schnitt in einer Gruppengröße von 11,0 Personen
durchgeführt. Es besteht teilweise ein Wettbewerb um Kursteilnehmer zwischen den
Kursträgern.
Von 904 Kursträgern, die Angaben zur Gruppengröße pro Kursabschnitt gemacht haben, geben
rund 155 Träger an, 20 oder mehr Personen pro Kursabschnitt zu bedienen. Bei 106 Trägern
sitzen im Schnitt 17, bei 190 Trägern 18 und bei 54 Trägern 19 Teilnehmende in einem
Kursabschnitt. Mit gut 17 Teilnehmenden pro Kursabschnitt sind kommunale Einrichtungen und
Volkshochschulen die Trägerart mit den größten Kursgruppen.
Nicht nur die Kursgrößen, sondern auch die Zahl der Kurse kann in den kommenden Monaten
ausgeweitet werden. Knapp die Hälfte aller Träger gibt an, das Angebot an Integrationskursen in
den kommenden sechs Monaten ausweiten zu können, besonders in den ostdeutschen
Bundesländern besteht Kapazität für eine Ausweitung des Angebots. Über alle Träger hinweg
können 2200 weitere Kurse geschaffen werden. Gespräche mit Verbandsvertreterinnen und
Vertretern bestätigen, dass es sich dabei um eher konservative Schätzungen der Träger handelt.
Auch derzeit nicht aktiven Kursträger wollen wieder aktiv werden. So geben 95 Prozent der
Träger, die in den vergangenen sechs Monaten keine Kurse durchgeführt haben, an, in den
kommenden sechs Monaten Integrationskurse anbieten zu wollen.
Wartezeiten, Verwaltungsaufwand, Zahl zugelassener Lehrkräfte und Räumlichkeiten
sollten laut Aussagen der Träger optimiert werden
Hinsichtlich der Wartezeiten gelingt bundesweit bei über 75 Prozent der Träger in der Regel
eine Teilnahme in den ersten drei Monaten nach Anmeldung, bei 19 Prozent der Träger ist
die Wartezeit deutlich länger. Nur 22 Prozent geben an, die Kursteilnahme im Zeitraum von
einem Monat nach der Anmeldung ermöglichen zu können.
Auch der Verwaltungsaufwand wird von Trägern als kritisch beschrieben. Es wird vor allem
betont, dass auszufüllende Dokumente und Listen zu umfangreich seien und ein
„Kontrollaufwand“ gegenüber den Teilnehmenden bestehen würde. Um kurzfristig mehr Plätze
schaffen zu können, sollten folgende Aufwände einfacher gestaltet bzw. reduziert werden:
die
die
die
die
die
Fahrkostenverwaltung
Kursabrechnung
Dokumentation der Teilnehmenden (Kursteilnahme, Ausfälle, Abbrüche)
Dateneingabe in InGe
Beschaffung der Unterlagen für die Antragsstellung
Auch die Abstimmung zwischen Behörden sollte laut Angaben der Kursträger optimiert
werden. Aussagen der Jobcenter bestätigen dies. So ist momentan vor allem die Einsicht zum
II
Management Summary
Status der Teilnehmer nicht möglich. Absprachen – auch fallbezogen - werden allenfalls bilateral
zwischen Institutionen unternommen.
Zudem sprechen Kursträger von einem vermehrten Beratungsbedarf der Teilnehmenden sowie
einer aufwändigen Teilnehmendenbetreuung vor, während und nach der Kursteilnahme. Diese
Aufwände nehmen mit der neuen Zielgruppe tendenziell zu.
Träger, die bereits ihre Kurse für Teilnehmende aus dem Asylverfahren geöffnet haben, berichten
von höheren administrativen Aufwänden hinsichtlich der Planung und Dokumentation der Kurse,
da sich die Abbruchquote sowie die Fehlzeiten, insbesondere aufgrund von Behördengängen
der Teilnehmenden, deutlich erhöht hätten.
Die Zahl zugelassener Lehrkräfte scheint eine der Hauptkriterien zu sein, um kurzfristig mehr
Kurse als in den vergangenen sechs Monaten durchführen zu können. So geben 85 Prozent der
Träger an, mehr zugelassene Lehrkräfte zu benötigen. 15 Prozent der Träger weisen darauf
hin, dass dazu attraktivere Arbeitsbedingungen hinsichtlich Bezahlung und der Anstellungsart
nötig seien. Bedarf an qualifizierten Lehrkräften besteht vor allem bei
Alphabetisierungskursen. Der Wettbewerb um qualifiziertes Lehrpersonal verschärft sich
in einigen Bundesländern zusätzlich durch neu geschaffene Stellen im Schuldienst.
Die Öffnung der Kriterien für die Zulassung von Lehrkräften wird differenziert diskutiert: Während
diese von Trägern auf der einen Seite begrüßt wird, um potenziell mehr Lehrkräfte rekrutieren zu
können, wird auch ein Verlust der Qualität der Kurse befürchtet. Eine weitere Absenkung der
Zulassungskriterien für Lehrkräfte ist aus Sicht vieler Trägerverbände keine Option.
Schlussendlich sind weitere bezahlbare und ausreichen große Räumlichkeiten laut 54
Prozent der Träger notwendig, um die Kurskapazitäten auszubauen – trotz herabgesenkter
Kriterien für die Kursorte. Die Größe der Räumlichkeiten wird dabei auch mit der Gruppengröße
pro Kursabschnitt in Verbindung gebracht, da vorhandene Räume häufig nur auf bis zu 20
Personen oder weniger ausgelegt seien.
III