gesonderten Bericht - Rotary Club Memmingen

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Bericht zum Asylprojekt des Rotary Club Memmingen
Ob sie wohl alle die Strapazen und Einbußen auf sich genommen hätten, wenn sie gewusst
hätten, was sie erwartet? Nun, ihrer Freundlichkeit und immer wieder durchdringenden Fröhlichkeit nach zu schließen, scheint dort, wo sie herkamen und was sie auf ihrem Weg hierher erlebten,
alles noch weit schlimmer gewesen zu sein!
Die Rede ist von den ca. 120 Asylbewerbern, alles junge Männer zwischen 18 und
35 Jahren, die vorerst eine Bleibe fanden
im Kasernenblock 12d des ehemaligen
Bundeswehr-Luftwaffenstützpunktes in
Memmingerberg.
Man muss kein realitätsblinder
"Gutmensch" sein, um zu sehen, dass
Rotary, das ja auch ortsnahes Helfen als
wichtige Aufgabe sieht, sich hier ein Betätigungsfeld geradezu aufdrängt, dem zur Zeit
nichts Dringlicheres gegenüber steht.
Und noch dringlicher wird es, wenn
man in Gesprächen mit von Amts wegen Zuständigen erkennen muss, mit welch geringer Empathie,
zögerlicher Bereitschaft und sehr gering ausgestatteten Etats sich der Problematik von dort angenommen wird, wie Zuständigkeiten herum geschoben werden und freiwillige, weil kostenlose Helfer geradezu als selbstverständlich erwartet und als unverzichtbar bereits eingeplant werden.
Im Auftrag unseres Präsidenten Hermann Angel formierte sich in Anbetracht dieser Situation
unter Führung von Heinrich Schneider ein Hilfs-Team des RC Memmingen. Mit dem ebenfalls in Sachen Asyl engagierten Rotary Club Memmingen Allgäuer Tor wurde eine gemeinsame FahrradBeschaffungsorganisation gestartet, ansonsten war man sich einig, dass der RC Memmingen sich
organisierend und helfend des neu entstandenen Projekts "Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Memmingerberg" annimmt und der RC Memmingen Allgäuer Tor die in Memmingen bereits bestehenden Hilfsstrukturen für Asylanten unterstützt. Heinrich Schneider kennt als
"Exkommodore" des Jabo 34 die Unterkunfts-Situation in Memmingerberg wie kein Zweiter und
hat mit Freund Ralf Schmid, dem Geschäftsführer der Airport-Beteiligungsgesellschaft den in Geländefragen zuständigen Mann an seiner Seite. Eine gute Konstellation also , um hier etwas zu bewegen.
Was konnte bisher bewirkt werden?
-eine von Heiner Schneider in der Gemeinschaftsunterkunft initiierte Besprechung mit örtlichen
Vertretern der Kirchen, Vereine, mit Bürgermeister und Autoritäten des Gemeinderates von Memmingerberg brachte vieles an Ideen, was seitens der Gemeinde beigetragen werden kann zur Integration und Verbesserung der Aufenthaltssituation der Asylbewerber, bedauerlicherweise aber bisher recht wenig in deren Umsetzung.
- vom RC-Memmingen-Hilfsteam wurde für die Asylbewerber ein Aufenthaltsraum geschaffen, mit
Möblierung aus alten Beständen des Fliegerhorstes, einem von uns beschafften Fernsehapparat
und, von Ralf Schmid und seinem Team, einem Internetanschluss zur freien Nutzung.
-vor dem Gebäude wurde, von der Gemeinde Memmingerberg initiiert, eine wetterfeste Tischtennisplatte und Bänke aufgestellt, demnächst wird es auch Basketballkörbe zur Nutzung geben
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- ebenso entstand durch Einsatz unserer hier aktiven Clubmitglieder ein durch schallschluckenden Vorhang abgetrennter Schulungsraum mit
Wand-Tafel, abschließbarem Schrank und Unterrichtsequipment
- ein hartes Stück langwieriger Arbeit war die
Vorbereitung und Einrichtung der Sprachkurse
für interessierte Asylbewerber und die Auswahl
der Kursleiter. Viele Gespräche mit bereits erfahrenen Memminger Helfern, mit Herrn Trieb, dem
Leiter der VHS Memmingen und mit Vertretern
der Caritas fanden statt. Es folgten Sondierungen der sehr unterschiedlichen Lehrbuchangebote,
Einteilung der aus dem asiatischen, arabischen und afrikanischen Raum stammenden Kursbewerber
nach ihren insgesamt 13 Muttersprachen und unterschiedlichen Amtsprachen ihrer Herkunftsländer (englisch, französisch, persisch) usw. und dann standen endlich auch die Kurse. Die Fluktation
und der kaum vorhersehbare "Lustfaktor" der Asylbewerber wird vor allem die beiden Kursleiter,
Herrn Borscheid und Herrn Zoller, vor ständig neue Herausforderungen stellen. Es ist ein großes
Glück für das Projekt, dass wir mit dem Verein
"Mitanand e. V." bezüglich der anfallenden
Kosten für Kursleiter und Lehrmaterial einen
engagierten Helfer im Boot haben.
-Die Aktion "Fahrräder für Asylbewerber"
wurde, wie bereits erwähnt, von beiden
Rotary Clubs angegangen . Verschiedene Aufrufe in der Öffentlichkeit brachten eine stattliche Zahl an gespendeten Fahrrädern, die
nun in Memmingerberg stehen und, bevor sie
ausgegeben werden, einer dringend erforderlichen Überprüfung auf Verkehrssicherheit
und meist auch Reparatur unterzogen werden müssen. Nachdem die vorgesehene Einrichtung einer
Reparaturwerkstatt im Untergeschoß der Gemeinschaftsunterkunft aus sicherheitstechnischen Gründen gescheitert war, spendete uns, den guten Beziehungen Ralf Schmids sei Dank, die Baufirma Hebel
sehr großzügigeinen neuen Baucontainer, der dann
als Werkstatt eingerichtet wurde. Ein großer Dank
geht hier an Mitglieder des ADFC Memmingen (Fahrradclub), die bei Instandsetzung und -haltung der
Fahrräder wertvolle, ja unverzichtbare Hilfe leisten.
Ausdruck dieser Aktivitäten ist das in den letzten
Wochen deutlich veränderte Verkehrsbild in Memmingen: Man sieht immer wieder Gruppen von
Schwarzafrikanern, die per Fahrrad in der Stadt unterwegs sind, hier einkaufen oder die Stadt erkunden.
Bei der eingangs erwähnten Besprechung mit Vertretern der Gemeinde Memmingerberg
war sehr viel die Rede von Willkommenskultur und Begegnung mit den Asylbewerbern.
Unsere Jugendorganisation Rotaract Memmingen hat nicht geredet, sondern gehandelt
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-Präsidentin Berna Sepetoglu lud zusammen mit ihren Rotaract-Freundinnen
und -Freunden 35 Asylbewerber, die an
den Deutsch-Kursen des Rotary Club
Memmingen und des Vereins "Mitanand
e. V. teilnehmen, zu einer Grillparty in
ihre Schule , das Bernhard-StrigelGymnasium, ein. Es war, wie aus anhängenden Bildern unzweifelhaft zu erkennen ist, ein gelungenes Fest mit Sport,
Essen, Musik und Gesprächen und damit
ein beispielhafter Schritt hin zur vielberedeten Integration von Asylanten.
J.F.