Folien

11. Mai 2015
Schlaganfall
Priv.-Doz. Dr. med. Georg Royl
Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
erste Studien zur neuroradiologischen Akuttherapie
i.v. i.v. + vs. unerwarteterweise:
keine Überlegenheit der
zusätzlichen Thrombektomie
Kritik:
- veraltete Devices (z.B. MERCI)
- evtl. bypass von Patienten aus
ethischen Gründen
Endovaskuläre Therapie: die
dritte effektive Akuttherapie
des Schlaganfalls
bislang zwei Akuttherapien beim ischämischen Schlaganfall:
1. Stroke Unit Behandlung
2. Thrombolyse (leider bei Hauptstammverschlüssen MCA
und ACI nur 10-15% erfolgreich)
in letzten 10 Jahren Fortentwicklung endovaskulärer
Therapien
2013: "unhappy triad"
drei Studien mit neutralen Ergebnissen in NEJM
Kritik: schlechte Selektion (keine CTA), schlechte
2014/15 ? MR CLEAN Einschlusskriterien: Outcome:
Ergebnisse: -­‐ akuter ischämischer Schlaganfall, NIHSS ≥ 2 -­‐ proximaler arterieller Gefäßverschluss im anterioren Stromgebiet (bildgebend bestäKgt mit CTA, MRA oder DSA) -­‐ Möglichkeit der intervenKonellen Therapie innerhalb 6h modified Rankin scale 0-­‐2 (gutes outcome) d90 500 PaKenten an 16 Zentren in Holland 445 mit i.v. Lyse vor Randomisierung 233 intra-­‐arterielle Therapie (Thombektomie und/oder i.a. Lyse) 267 usual care ohne intra-­‐arterielle Therapie Alter 23-­‐96 mi_leres Alter 65 (Lübeck: 68 Jahre, 31-­‐88 Jahre) mRS 0-­‐2: 32.6% vs. 19.1% kein signifikanter Unterschied Mortalität und sICH MR CLEAN Effekt bleibt auch in Subgruppen erhalten: Alter: <80 Jahre und ≥80 Jahre Schweregrad: NIHSS 2-­‐15, NIHSS 16-­‐19, NIHSS ≥ 20 MR CLEAN sekundäre Endpunkte:
IntervenKonen: klinisch auch kurzfrisKg besser NIHSS nach 5-­‐7d um 2.9 Punkte niedriger RekanalisaKon erfolgreicher komple_e Reperfusion bei 75% vs. 33% Infarktvolumina kleiner kein Unterschied in Mortalität (7,30,90d 88 unter Vollnarkose (37.8%) 30 mit zusätzlich CaroKsstent (12.9%) 97% Stent Retriever 10% zusätzliche intraarterielle Lyse mediane Zeit Onset-­‐Randomisierung 204 min Onset-­‐LeistenpunkKon 260 min ESCAPE Einschlusskriterien: Ausschlusskriterien:
Outcome:
-­‐ akuter ischämischer Schlaganfall (> 18 Jahre, kein Alterslimit) -­‐ Vorzustand mit unabhängiger Versorgung (Barthel ≥ 90) -­‐ Studieneinschluss bis 12h nach Symptombeginn (Zielzeit 60min CT-­‐LeistenpunkKon, 90min CT-­‐Reperfusion) -­‐ proximaler arterieller Gefäßverschluss im anterioren Stromgebiet (bildgebend bestäKgt) großer Infarktkern (ASPECT < 6) schlechter Kollateralisierung in CT / CTA (mind. 50% der pialen Gefäße im MCA-­‐Gebiet gefüllt) modified Rankin scale 0-­‐2 (gutes outcome) d90 ESCAPE Ergebnisse:
ungeplante Interim Analyse nach MR CLEAN nach 316 PaKenten gestoppt (238 mit rt-­‐PA) 22 Zentren (11 Kanada, 6 USA, 3 Südkorea, 1 Irland, 1 UK) medianes Alter 71 vs. 70 (IntervenKon – Kontrolle) medianer NIHSS 16 vs. 17 mediane Zeit von erstem CT bis Reperfusion 84min mRS 0-­‐2: 53.0% vs. 29.3% Mortalität signifikant reduziert: 10.4% vs. 19.0% kein signifikanter Unterschied bei sICH ESCAPE EXTEND-­‐IA Einschlusskriterien: IntervenKonsdevice:
Outcome:
-­‐ ischämischer Schlaganfall mit i.v. Lyse mit rt-­‐PA (0,9mg/kg KG) (Beginn < 4,5h nach Symptombeginn) -­‐ Verschluss der ACI oder MCA (CTA) -­‐ CT-­‐Perfusion: re_bares Hirngewebe + Infarktkern < 70ml (> 18 Jahre, kein Alterslimit) -­‐ Vorzustand mRS < 2 -­‐ LeistenpunkKon ≤ 6h, Reperfusion ≤ 8h nach Symptombeginn SOLITAIRE FR Stent Retriever Reperfusion nach 24h frühe neurologische Verbesserung (≥8 RedukKon auf NIHSS / NIHSS 0 oder 1 an Tag 3) sekundäres outcome: modified Rankin scale 0-­‐2 (gutes outcome) d90 Tod EXTEND-­‐IA Mismatchbildgebung mit automaKsierter "RAPID" CBF-­‐Auswertung CBF Läsion (Brain "Kssue at risk") Tmax delay > 6s Volumen (Infarktkern) CBF 30% unter dem des normalen Hirngewebes Outcome "Reperfusion" 100 % MINUS CBF Läsion Kontrolle nach 24h / iniKale CBF Läsion (vor Randomisierung) z.B. 0% -­‐> keine Veränderung negaKve Werte -­‐> Zunahme der CBF Läsion 100% -­‐> komple_e Reperfusion EXTEND-­‐IA Ergebnisse:
100 Pat. geplant wg. MR CLEAN ZwischenevaluaKon, nach 70 Pat. gestoppt (35 vs. 35) 10 Zentren in Australien und Neuseeland mediane Zeit von Symptombeginn bis erste Reperfusion 210min Volumen Reperfusion / Ischämie nach 24h größer (100 vs. 37%) häufiger frühe neurologische Erholung (80 vs. 37%) -­‐> absolute RisikoredukKon 43%, (NNT 2,3) mRS 0-­‐2: 71% vs. 40% Mortalität signifikant reduziert: 10.4% vs. 19.0% (NNT 12) kein signifikanter Unterschied sICH EXTEND-­‐IA endovaskuläre Gruppe (n=35) bei 4 PaKenten (11%) Großteil des Thrombus schon in iniKaler DSA lysiert 4 weitere PaKenten (11%) erhielten keine Thrombektomie: 1. klinische Verschlechterung 2. klinische Verbesserung 3. StenKng der proximalen ACI war genug 4. GefäßperforaKon während DSA EXTEND-­‐IA EXTEND-­‐IA Lübeck: 95 min 49 min EXTEND-­‐IA EXTEND-­‐IA 50
40
30
20
10
st
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pl
da
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MR
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ES
CA
CL
PE
EA
N
Berkhemer et al., N Engl J Med 2014
Goyal et al., N Engl J Med 2015
Campbell at., N Engl J Med 2015
Emberson at., Lancet 2014
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00
)
T
Me
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EX
−IA
(n
)
(n
=1
54
ND
16
=5
RC
TE
=3
(n
}
mRS 0−2 (other)
60
mRS 0−1 (RCT Meta)
70
proportion with good outcome [%]
Vergleich: Effekt der endovaskulären Therapie 9)
(n
=7
0)
6
4
2
MR
TE
CA
CL
PE
EA
N
(5
.2)
Berkhemer et al., N Engl J Med 2014
Goyal et al., N Engl J Med 2015
Campbell at., N Engl J Med 2015
Emberson at., Lancet 2014
T
ND
(4
.2)
0
RC
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ES
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Me
ta
(3
.2)
(1
0.2
)
mRS 0−2 (other)
8
mRS 0−1 (RCT Meta)
10
number needed to treat
for good outcome
Vergleich: Effekt der endovaskulären Therapie Einschlusskriterien mit "Effektgradient" MR
NIHSS > 1
Interv. innerh. 6h
C
LE
A
N
.2)
(5
ES
behinderndes Defizit
Symptombeginn < 6h
guter Vorzustand
kleiner Infarktkern (ASPECT 6+)
gute Kollateralisierung
CA
PE
(
4.2
)
i.v. Lyse innerh. 4.5h
Leistenpunktion <6h
Reperfusion < 8h
rettbares Hirngewebe (CT−Perfusion)
Infarktkern < 70ml (CT−Perfusion)
guter Vorzustand
E
X
TE
N
D
−IA
akuter ischämischer Schlaganfall mit PLUS symptomaKscher Verschluss der A. caroKs interna und / oder A. cerebri media PLUS... (3
.2)
number needed to treat
for good outcome
mRS 0−2
6
5
4
3
2
1
0
Berkhemer et al., N Engl J Med 2014
Goyal et al., N Engl J Med 2015
Campbell at., N Engl J Med 2015
Emberson at., Lancet 2014
Fazit aus MRCLEAN, ESCAPE, EXTEND-­‐IA endovaskuläre Therapie: effekKv und sicher Einsatz: Ischämischer Schlaganfall mit funkKonell relevantem Defizit (Zeiuenster bis 12h) ODER LysepaKenten wenn symptomaKscher Verschluss ACI oder MCA Voraussetzung:
CTA CT Perfusion zusätzlich hilfreich, v.a. bei Grenzfällen Konsequenz: CTA und CT Perfusion bei allen ischämischen Schlaganfällen < 12h mit funkKonell relevantem Defizit bei Verschluss ACI oder MCA Versuch endovaskuläre Therapie Ziel: door-­‐to-­‐needle < 25 min needle-­‐to-­‐groin < 30-­‐60min groin-­‐to-­‐reperfusion < 30min to be conKnued... New England Journal of Medicine 17.4.2015 mRS 0-­‐2 nach 90d 43.7% vs. 28.2 % NNT 6.7 mRS 0-­‐2 nach 90d 60% vs. 35 % NNT 4 Fallvorstellung
46jähriger Patient
wird von Feuerwehr
in die Notaufnahme gebracht
Fallvorstellung, 46jähriger Patient
im Sommerurlaub auf Fehmarn, wollte mit Kindern Schiffe anschauen
bei Regen zum Auto gerannt, mit Kind und Rucksack auf dem Arm getragen,
dabei (gegen 18:00) plötzlich Druckgefühl im Kopf und Schmerzen im rechtem
Halsbereich, zum rechten Ohr ziehend
gegen 20:30 Uhr laut Lebensgefährtin plötzlich zu Boden gegangen, mit verwaschenem
Sprechen und linksseitiger Schwäche
in Notaufnahme UKSH um 22:10 Uhr subjektiv beschwerdefrei
Fallvorstellung, 46jähriger Patient
im Sommerurlaub auf Fehmarn, wollte mit Kindern Schiffe anschauen
bei Regen zum Auto gerannt, mit Kind und Rucksack auf dem Arm getragen,
dabei (gegen 18:00) plötzlich Druckgefühl im Kopf und Schmerzen im rechtem
Halsbereich, zum rechten Ohr ziehend
gegen 20:30 Uhr laut Lebensgefährtin plötzlich zu Boden gegangen, mit verwaschenem
Sprechen und linksseitiger Schwäche
in Notaufnahme UKSH um 22:10 Uhr subjektiv beschwerdefrei
Neurologischer Befund: visueller Hemineglect nach links
Fallvorstellung, 46jähriger Patient
im Sommerurlaub auf Fehmarn, wollte mit Kindern Schiffe anschauen
bei Regen zum Auto gerannt, mit Kind und Rucksack auf dem Arm getragen,
dabei (gegen 18:00) plötzlich Druckgefühl im Kopf und Schmerzen im rechtem
Halsbereich, zum rechten Ohr ziehend
gegen 20:30 Uhr laut Lebensgefährtin plötzlich zu Boden gegangen, mit verwaschenem
Sprechen und linksseitiger Schwäche
in Notaufnahme UKSH um 22:10 Uhr subjektiv beschwerdefrei
Neurologischer Befund: visueller Hemineglect nach links
Differentialdiagnosen?
Fallvorstellung, 46jähriger Patient
im Sommerurlaub auf Fehmarn, wollte mit Kindern Schiffe anschauen
bei Regen zum Auto gerannt, mit Kind und Rucksack auf dem Arm getragen,
dabei (gegen 18:00) plötzlich Druckgefühl im Kopf und Schmerzen im rechtem
Halsbereich, zum rechten Ohr ziehend
gegen 20:30 Uhr laut Lebensgefährtin plötzlich zu Boden gegangen, mit verwaschenem
Sprechen und linksseitiger Schwäche
in Notaufnahme UKSH um 22:10 Uhr subjektiv beschwerdefrei
Neurologischer Befund: visueller Hemineglect nach links
Diagnose: Akuter Hirninfarkt im hinteren Teilgebiet der A. cerebri media rechts bei
langstreckiger Dissektion der A. carotis interna rechts
im Verlauf Stenosierung auf 50% -> orale Antikoagulation für 3 Monate
Fallvorstellung
24jährige Patientin
wird von Feuerwehr
in die Notaufnahme gebracht
Fallvorstellung, 24jährige Patientin
besucht Berufsschule mit angegliedertem Wohnheim
Vorstellung wegen Vigilanzminderung und Apathie
laut Angaben des Vaters
- seit 5d Kopfschmerzen und Unwohlsein (HA: Migräneattacke)
- seit 3d Übelkeit und Erbrechen
von Zimmernachbarin am Vortag unauffällig gesehen, am Aufnahmetag
vigilanzgemindert vorgefunden
neben ihr Medikamentenschachteln (Diclofenac, Paracetamol, Frovatriptan)
keine relevanten Vorekrankungen. Med.: orales Kontrazepivum
Fallvorstellung, 24jährige Patientin
neurologischer Untersuchungsbefund:
- keine Sprachproduktion
- Aufforderungen werden nur inkonstant befolgt
- psychomotorische Verlangsamung
- Somnolenz
sonst soweit beurteilbar neurologisch unauffällig
Differentialdiagnosen?
24jährige Patientin ohne relevante VE
Kopfschmerzen im Verlauf mit Übelkeit
nach 5d Psychosyndrom, fragl. Aphasie
Differentialdiagnosen?
24jährige Patientin ohne relevante VE
Kopfschmerzen im Verlauf mit Übelkeit
nach 5d Psychosyndrom, fragl. Aphasie
weitere Diagnostik?
weitere Diagnostik?
Zusammenfassung
24jährige Patientin mit Kopfschmerze, Übelkeit, Psychosyndrom
hyperintense Veränderungen im CT i.S. von Thrombose der inneren Hirnvenen (V.
cerebri interna links, V. Galeni) und Sinus rectus und Sinus transversus links mit
Thalamusödem
Diagnose: Sinus- und Hirnvenenthrombose
Therapie: therapeutische Antikoagulation (Ziel-PTT 60s), im Verlauf Marcumar
Verlauf: bildgebend beginnende Rekanalisation nach wenigen Tagen
klinisch leichte Besserung
Entlassung in Reha
Fallvorstellung
Eintreffen um 27.4., 18:47 Uhr
69jähriger Patient
wird von Feuerwehr
in die Notaufnahme gebracht
Fallvorstellung, 69jähriger Patient
War von seinen Angehörigen längere Zeit (1-2 Tage?) nicht mehr gesehen worden, hat
nicht auf Klingeln reagiert.
Tür wurde aufgebrochen, Pat. bewußtseinsgemindert auf dem Boden liegend
Vorerkrankungen laut Angehörigen:
- pAVK
- Bauchaortenaneurysma (Y-Prothese 02/11)
- Arterielle Hypertonie
- Diabetes mellitus
- Hyperurikämie
- Nikotinabusus
- Adipositas (BMI 38 kg/m2)
Med.: ASS, Candesartan, Metoprolol, Allopurinol, Simvastatin, Pentoxifyllin
Neurologischer Befund:
Sopor, mutistisch, befolgt keine Aufforderungen, Pupillen
isokor mittelweit, mit intakter direkter und konsensueller Lichtreaktion, Babinski rechts
positiv, auf Schmerzreize hin Minderbewegung der rechten Körperseite.
zudem Rötung von rechter Gesichtshälfte und rechter Thoraxseite
Zusammenfassung
69jähriger Patient mit kardiovaskulärem Risikoprofil, akuter Einweisungsgrund:
- Bewußtseinsminderung
- sensomotorisches Hemisyndrom rechts
- fragl. Aphasie
- Liegemale der rechten Körperseite
- Dauer unklar (1-2 Tage?)
Differentialdiagnose?
Weiteres Vorgehen?
Vorheriger Befund
Zum Auftrag
Export
Labor
Auftrag: 20051920
Name
Einheit
Typ: Labor
Referenz
Datum: 27.04.2014 21:17
Wert
ELEKTROLYTE
Natrium
mmol/l
136 - 145
145
Kalium
mmol/l
3.50 - 4.50
3.82
SUBSTRATE / METABOLITE
Kreatinin
µmol/l
59 - 104
96.5
GFR MDRD
ml/min/1,73
42 - 98
> 60
GFR CKD-Epi
ml/min/1,73
42 - 98
70
Glukose
mmol/l
4.56 - 6.38
8.07 +
Glukose
mg/dl
82 - 115
145 +
Laktat
mmol/l
0.5 - 2.2
3.5 +
y-GT
U/l
< 60
42
CK, ges.
U/l
< 190
2362 +
CK-MB
U/l
< 25
CK-MB Anteil
%
<7
CRP
mg/l
< 5.0
86.5 +
Myoglobin
µg/l
23 - 72
837 +
Leukozyten
x10^9/l
3.6 - 10.5
Erythrozyten
x10^12/l
4.0 - 5.65
5.62
Hämatokrit
%
37 - 49
45.6
Hämoglobin
g/dl
12.5 - 17.2
15.2
MCV
fl
80 - 101
81.1
MCH
pg
27 - 34
27.0
MCHC
g/dl
31.5 - 36.0
33.3
Thrombozyten
x10^9/l
160 - 370
241
MPV
fl
8.5 - 11.5
11.3
Normoblasten
/100Leuko
negativ
0.1
%
70 - 120
90
ENZYME
39 +
2
PROTEINE
BLUTBILD
17.09 +
GERINNUNG
TPZ n.Quick
INR
PTT
0.53 - 1.42
sec
26 - 36
1.07
28
Status: En
Zusammenfassung
69jähriger Patient mit kardiovaskulärem Risikoprofil, akuter Einweisungsgrund:
Schlaganfall mit
- Bewußtseinsminderung
- sensomotorisches Hemisyndrom rechts
- fragl. Aphasie
- Liegemale der rechten Körperseite
- Dauer unklar (1-2 Tage?)
- große intrazerebrale Blutung im linken Stammganglienbereich
Genese: am ehesten hypertensiv
bei loco typico und Arterieller Hypertonie in Vorgeschichte
- Liegetrauma
- Aspirationspneumonie
-> Schutzintubation, antibiotische Therapie, RR-Einstellung <140 mmg systolisch
spontane intrazerebrale Blutung = klinisch ein Schlaganfall
Erkrankung des Gehirns mit plötzlichem Beginn von Beschwerden wie
plötzliche Halbseitenlähmung, hängender Mundwinkel, Taubheitsgefühl
plötzliche Sprachstörung, Verwirrtheit
plötzliche Sehstörung
plötzlicher Drehschwindel / Gleichgewichtsstörung
Meistens schmerzlos, nur in manchen Fällen Kopfschmerzen!
Schlaganfall: warum die Eile?
Time is brain!
Saver JL, Stroke 2005
abgestorbene
Nervenzellen
entspricht
Alterung um
pro Minute
2 Millionen
3 Wochen
pro Stunde
120 Millionen
4 Jahre
Time is brain: warum erst ein CT?
abgestorbene
Nervenzellen
entspricht
Alterung um
pro Minute
2 Millionen
3 Wochen
pro Stunde
120 Millionen
4 Jahre
Schlaganfall ist nicht gleich Schlaganfall !!!
Schlaganfall durch Blutung oder Schlaganfall durch Ischämie?
Hirnblutung
12%
(Ruptur)
Ischämie
88%
(Verschluss)
Gift für das eine = Therapie für das andere
verschlimmert
Hirnblutung
einzige bisher
effektive Akuttherapie!!!
Thrombolyse mit
rt-PA
Hirnblutung
12%
(Ruptur)
Reperfusion so
schnell wie möglich
Ischämie
88%
(Verschluss)
Eine Hirnblutung kann man klinisch nicht ausschließen!
z.B. Guy's hospital score
Vernichtungskopschmerz
und / oder
schwere Bewusstseinsstörung
-> keine ausreichende
Differenzierung
auch nicht mit 10 weiteren
Variablen
Sensitivität = 70%
Spezifität = 64%
Scores bei Blutungen
Scores bei Ischämien
Gift für das eine = Therapie für das andere
von "außen" nicht erkennbar
schneller Blick ins Gehirn nötig!!!
Hirnblutung
15%
(Gefäßruptur)
Ischämie
85%
(Gefäßverschluss)
Tiefseefisch mit transparentem Kopf
STEMO= Stroke-Einsatzmobil in Erprobungsphase
Prof. Heinrich Audebert, Charité Berlin
Zukunftsvision: Computertomograph auf Rettungswagen
-> bei Ischämie: sofortige Lyse vor Ort
-> bei Hirnblutung: Transport in Einrichtung mit
Neurochirurgie
Prof. Heinrich Audebert, Charité Berlin
Epidemiologie des Schlaganfalls (Europa)
- dritthäufigste Todesursache
- Inzidenz
Frauen: 63-160 / 100.000 pro Jahr
Männer: 100-240 / 100.000 pro Jahr
- 50% aller erstmaligen Schlaganfälle > 74. Lebensjahr
- 30% der Patienten versterben innerhalb eines Jahres
ICB:
50% versterben innerh. v. 3 Monaten, 60% innerh. v. 1 Jahr
wichtigste Risikofaktoren:
Arterielle Hypertonie
Diabetes mellitus
Nikotinkonsum
Hypercholesterinämie
Vorhofflimmern
ausserdem: hormonelle Kontrazeptiva (Östrogenanteil), postmenopausaler
Hormonersatz, Migräne, erniedrigtes HDL-Cholesterin, Gerinnungsstörungen,
erhöhter Alkoholkonsum >60 g/d
Differentialätiologie des Schlaganfalls
Andere Hämorrhagisch
12%
5%
Kryptogen
30%
Makroangiopathisch,
arteriosklerotisch
20%
Kardiogen embolisch
20%
Mikroangiopathisch,
„lakunär“
25%
Ischämisch
88%
Intrazerebrale Blutung: Differentialätiologie
Arterielle Hypertonie
(60%)
chronisch (Arteriosklerose, Mikroaneurysmen)
"loco typico": Stammganglien, Thalamus,
Kleinhirn, Pons
akut (z.B. Eklampsie)
Arteriopathien
zerebrale Amyloidangiopathie
selten: Vaskulitis, M. Osler, Sturge-Weber-Syndrom
Gefäßanomalien
arteriovenöse Malformationen
Aneursyma
venöses Angiom
Kavernom
durale AV-Fisteln
Koagulopathien
Antikoagulantienbehandlung
primäre Gerinnungsstörung
Thrombozytopenische Purpura
andere Genese
Tumoreinblutung, Infektion (HSV-Enzephalitis),
Sinusvenenthrombose, reversibles
Vasokonstriktionssyndrom, traumatisch, Drogenmissbrauch,
Reperfusionssyndrom
Intrazerebrale Blutung: Therapie
Gesichert:
Behandlung auf Stroke Unit
Diagnostik
- Vitalzeichen: RR, Puls, Blutzucker, O2-Sättigung
- BE: Elektrolyte, Kreatinin, Gerinnung, Blutbild, CRP, ggf. TSH, Cholesterin, HbA1c
- zerebrale Bildgebung: CCT, ggf. cMRT, ggf. Digitale Subtraktionsangiographie
- Stroke-Unit Monitoring für 24-72h, regelmäßige Nachuntersuchungen
- Schluckdiagnostik (Logopädie)
- wenn primär ischämischer Hirninfarkt mit sekundärer Einblutung:
- Langzeit-EKG
- Duplexsonographie der hirnversorgenden Gefäße
- Transösophageale Echokardiographie
ggf. LP, Vaskulitisdiagnostik, Gerinnungsdiagnostik
Intrazerebrale Blutung: Therapie
- Thromboseprophylaxe
- Korrektur Hypovolämie
- BZ-Einstellung
- Korrektur von Elektrolytstörungen
- Korrektur erhöhter Körpertemperatur, Infektbehandlung
- Beginn Reha: Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie
}
wie bei
ischämischem
Schlaganfall
anders als bei ischämischem Schlaganfall
- strengere Blutdruckeinstellung (systolisch < 140 mmHg)
- in der Regel kein Statin
- ggf. Gerinnungsnormalisierung (Vitamin K, PPSB)
- ggf. OP mit Hämatomevakuation (z.B. kortexnah, infratentorielle ICB)
- ggf. externe Ventrikeldrainage
- ggf. hirndrucksenkende Maßnahmen
INTERACT II –Studie zum Blutdruckmanagement bei ICB
prospektive randomisierte Studie mit 2839 Patienten mit spontaner ICB
zwei Gruppen:
1. konventionelles Blutdruckmanagement (syst < 180 mmHg)
2. intensiviertes Blutdruckmanagement (syst < 140mmHg)
primäres Outcome:
Tod oder schwere Behinderung
Signifikanzniveau knapp verpasst.
INTERACT II –Studie zum Blutdruckmanagement bei ICB
Intrazerebrale Blutung: Hirndrucksenkende Maßnahmen
- Oberkörperhochlagerung
- osmotische Therapie:
Glycerol
Mannitol
Hyper-HAES
- Externe Ventrikeldrainage
- kurfristige Hyperventilation (pCO2 > 32 mmHg)
- Analgosedierung
- Hypothermie
- Hämatomevakuation mit / ohne Kraniektomie
Italienische Studie zu Stroke Units
Stroke Unit hilft: bei Ischämie und Blutung!
Verringerte Mortalität durch Stroke Unit
Candelise et al., Lancet 2007
Stroke Unit: Nutzen-Effekt über viele Untergruppen
Risiko für Tod und
Behinderung signifikant
vermindert !
Candelise et al., Lancet 2007
Blutdruckmanagement auf Stroke Unit
mmHg
systolisch
diastolisch
Ischämie (Infarkt oder TIA) untere Grenze
oberer Grenze
+ falls Arterielle Hypertonie bekannt
untere Grenze
oberer Grenze
120
160-180
70
100
130
180-210
80
105
vor / während Lyse
<185
<110
bei Hirnblutung
120-140
60-90
plus Bettruhe, 30° Oberkörperhochlagerung, ggf.
Stuhlregulation, Analgesie,
Fragmin P nach 24h
ggf.
arterielle Blutdruckmessung
Hypertoniebehandlung auf Stroke Unit
> 180 mmHg syst.
Captopril (6,25-12,5 mg p.o.) oder
Clonidin ½ Amp. s.c.
Ebrantil 12,5 mg langsam i.v.
wenn nicht dauerhaft effektiv oder
> 210 mmHg syst.
oder
>120 mmHg diast.
Urapidil-Perfusor und/oder
Clonidin-Perfusor
Hypotoniebehandlung auf Stroke Unit
je nach Ursache (Anämie, Antihypertensiva)
Aktivierung (Pat. wecken)
Ringer-Lactat oder NaCl
ggf. Gelafundin oder HAES (cave Herz- oder Niereninsuffizienz)
ggf.
Arterenol und / oder Dobutamin über Perfusor und ZVK
Blutzuckermanagement auf Stroke Unit
Ziel-BZ: 100-180 mg/dl und Vermeidung von Hypoglykämien
BZ-Tagesprofil
bei Insulinperfusor: stündlich
nachspritzen je nach Wert
CAVE: Hyperglykämie bei 40% der Pat. mit akutem Schlaganfall
obwohl nur 20% Diabetes
Hyperglykämie verschlechtert Prognose eines Hirninfarktes!
Temperaturmanagement auf Stroke Unit
Zielwert: <37,5°C
wenn >37,5°C:
physikalische Temperatursenkung / Wadenwickel
Paracetamol, alternativ
Metamizol (CAVE RR-Senkung)
>38,5°C
Blutkulturen, Antibiotika
Infektfokussuche: Rö-Thorax, U-Stix, Urinkultur
respiratorisches Management auf Stroke Unit
O2-Sättigung > 93%, pCO2 <45 mmHg
bei O2-Sättiging < 95% 2-4 Liter O2 per Nasensonde oder Maske
CAVE COPD -> Vigilanzminderung -> CO2-Narkose)
Intubation ggf. bei
- Atemfrequenz 35-50 / min
- Zyanose
- psychom. Unruhe, Tachykardie
- Zeichen muskulärer Erschöpfung
- Atemhilfsmuskulatur, Nasenflügelatmung
- paradoxe Atmung (Einziehen des Bauches bei
Einatmung)
- Vigilanzminderung
- Schockzeichen
- "Umkehrgas" pO2 < pCO2
Ernährungsmanagement auf Stroke Unit
Kalorienbedarf wie bei leichter körperlicher Arbeit: bei 70kg 2400kcal/d
Alternativen
oral
nasogastrale Sonde oder PEG/PEJ
ZVK (vor allem bei drohender Intubation, Hirndruck, Sopor/Koma)
Vor Beginn:
Dysphagiescreening!!!
¼ aller Schlaganfallpatienten!
häufig stille Aspirationen
Dysphagiescreening auf Stroke Unit
Prüfung der Gefahr eine Aspiration durch Nicht-Logopäden:
• Schluckreflex gestört?
• Speichel- und Sekretkontrolle gestört?
• Würgereflex gestört?
• Zungenmotilität gestört?
• Gaumensegelparese?
• Facialisparese?
• Dysarthrie/Dysphonie?
• Willkürliches Räuspern/Husten gestört?
• Sensibilität der Rachenhinterwand/intraoral gestört?
-> dann weitere Testung durch Logopädie
Schlucktest auf Stroke Unit
wenn V.a. Aspiration nur duch Logopädie, sonst:
Drei Schritte:
1. Wasser: mehrere Schlucke (per Teelöffel) bis zu 50ml
2. Breischluck (angedickte Speise, Apfelmus)
3. Feste Nahrung (nur wenn genug Hustenkraft)
klinische Aspirationshinweise:
Verschlucken
Husten
Änderung der Stimmqualität
sensibler Neglect
Schlucktest auf Stroke Unit
Stroke Unit-Überwachung ist vorgeschrieben
kontinuierlich:
EKG
O2-Sättigung
Atmung
stündlich:
Blutdruck
Blutzucker
Temperatur
GCS / Pupillenkontrolle
neurologischer Status 4x/d
mit Dokumentation!
Reha beginnt auf Stroke Unit!!!
Mobilisierung / Pneumonieprophylaxe
Physiotherapie
Ergotherapie
Logopädie
Sozialdienst
Zusammenfassung
- Schlaganfall = Symptombeschreibung für heterogene Erkrankungen
- "time is brain": schnelle Therapie entscheidend
- wichtigste Unterscheidung: Ischämie oder Blutung -> zerebrale Bildgebung
- intravenöse Lysetherapie mit rt-PA innerhalb 4,5h, je früher desto besser
ggf. Angiographie
- Stroke Unit – Behandlung ist neben der Lyse die einzige effektive Therapie, auch
bei Blutungen!
- mechanische Rekanalisation nach neuesten Studien als dritte effektive Therapie
etabliert