Magazin 4 Magazin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband / Oktober 2015 VSGYM An Mathe scheitern Im Interview Moritz Spillmann ZKM-Tagung Die Highlights WEITERBILDUNG UND BERATUNG Pädagogische Hochschule Zürich Lehrmittelverlag Zürich éducation21 Neue Themenreihe Gesund bleiben im Beruf – – – – Ein Blick auf eigene Muster Positives im Alltag stärken Wie grenze ich mich sinnvoll ab? Soziales Netzwerk als tragendes Element und weitere Anlässe Das Fachgeschäft für Bildungsmedien und Schulmaterialien Information und Anmeldung www.phzh.ch/themenreihen Lagerstrasse 2 8090 Zürich Lernmedien-Shop Lagerstrasse 14 8004 Zürich Mo– Fr 9.00–18.30 h | Sa 9.00–17.00 h Telefon 043 305 61 00 www.lernmedien-shop.ch [email protected] A rc h ä o l o g i e kof fe r als mobiles Museum im Schulzimmer Didaktische Archäologiekoffer: ermöglichen eine «begreifbare» Vermittlung der Geschichte und ein Lernen durch Handeln Inhalt: Palette von archäologischen Objekten, Leitfaden für Lehrpersonen, Spiel- und Werkanleitungen, audiovisuelle Unterlagen Vier Koffertypen: Steinzeit, Kelten, Römer, Mittelalter Ausleihe: gratis Bestellungen: Kantonsarchäologie Zürich, Stettbachstr. 7, 8600 Dübendorf. 043 259 69 00. www.archaeologiekoffer.ch Stiftung für Archäologie und Kulturgeschichte im Kanton Zürich Editorial Das Jubiläum läuft Nun stehen wir also mitten im 20-Jahre-Jubiläum des ZLV. Einige Veranstaltungen sind schon vorbei, die grösseren Jubiläums-Events stehen noch bevor. Auf einen Event möchte ich hier hinweisen: die Geschenk-Tausch-Aktion, die im Tauschtag am 9. Dezember kulminiert. Kinder bringen zwei alte Spielsachen in eine Sammelstelle und erhalten dafür am 9. Dezember ein neues Spielzeug nach ihrer Wahl. Der Rest geht an arme Kinder im In- und Ausland – eine schöne Idee von youngCaritas Zürich, die der ZLV gerne unterstützt. Lesen Sie die Details auf den Seiten 27 und 28. Doch im ZLV wird nicht nur gefeiert, sondern auch gearbeitet. Während ich diese Zeilen schreibe, laufen gleich zwei Unterschriftensammlungen: für die Petition Kindergarten von VKZ, VPOD und ZLV und für die kantonale Volksinitiative «Mehr Qualität – eine Fremdsprache an der Primarschule», die auch der ZLV unterstützt. Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist die Petition Kindergarten abgeschlossen und Sie wissen vielleicht schon, wie viele Leute unterschrieben haben. Ich selbst zweifle nicht daran, dass die Petition ein Erfolg wird. Weshalb? Der ZLV ist ja auch auf Facebook präsent. Meldungen, die den Kindergarten betreffen, verzeichnen immer hohe «Einschaltquoten». Das zeigt die nicht ganz ernst gemeinte Fünferliste gleich zu Beginn des Heftes. Der «Post» über die Petition Kindergarten hätte es locker in diese Bestenliste des vergangenen Schuljahres geschafft. 5 Kolumne: Beni Frenkel 6 Blitzumfrage Weiterbildungen 27 8 Nötiger Dialog zwischen Volksschule und Gymnasium Die Empörung war gross, als die Kantonsschule Nord den angehenden Gymnasiast/-innen aus der 2. Sek Nachhilfeunterricht in Mathe anbot. Das neue Lehrmittel, so die Argumentation, bereite die Schüler/-innen zu wenig auf das Gymnasium vor. Mittlerweile ist ein vertieftes Gespräch zwischen den beiden Bildungsstufen angelaufen. Kinder beschenken sich gegenseitig Im Rahmen des Jubiläums möchte sich der ZLV für Armutsbetroffene im Kanton Zürich engagieren. Gemeinsam mit youngCaritas Zürich unterstützen und fördern wir aktiv ein etabliertes Projekt: die «Geschenk-Tausch-Aktion». 30 ZKM-Tagung: Thematisch am Puls 1200 Lehrpersonen besuchten die Weiterbildungs-Grossveranstaltung, die nicht exklusiv den Mittelstufen-Lehrpersonen vorbehalten ist. Mit Beginn dieses Magazins haben wir die ersten Seiten neu gestaltet. Neben alten Rubriken gibt es neu die Bestenliste. Ebenfalls zu Beginn lesen Sie die Kolumnen unserer beiden neuen Kolumnisten, in diesem Heft von Beni Frenkel, den Sie vielleicht schon aus dem «Tagi-Magi» kennen, das nächste Mal dann von Martin Bertschinger, einem alten Bekannten, der neu wieder einsteigt. Ich hoffe, Sie haben an diesen kleinen, mit einem Augenzwinkern zusammengetragenen Amuse-Bouche Spass – ernste Beiträge folgen dann ja noch zuhauf. 37 Impressum 16 Roland Schaller Redaktor ZLV-Magazin «Die Politik sollte mehr Vertrauen in die Schule haben» Interview mit Moritz Spillman, der seit einem halben Jahr die Kommission für Bildung und Kultur KBIK des Zürcher Kantonsrats präsidiert. 26 Rechtsseite ZLV-Magazin 4/15 38 Veranstaltungen für Pensionierte Titelbild: Roger Wehrli 3 Schnappschuss Rubbeln und gewinnen Die ZKM-Tagung vom 9. September an der Uni Zürich war wiederum ein grosser Publikumsmagnet. Lesen Sie dazu den Bericht auf den Seiten 30 und 31. Der ZLV präsentierte sich mit einem Stand und mit einem Wettbewerb. Die ganze ZLV-Crew inklusive Präsidentin weibelte für einen gelungenen Auftritt – im Bild Geschäftsleiterin Jolanda Pongelli mit fleissig rubbelnden Lehrerinnen und Lehrern. (Foto: Roland Schaller) Medien Smartwatches: Spickzettel am Handgelenk Von einem generellen Verbot hält Lilo Lätzsch, Präsidentin ZLV, wenig. «Ein totales Verbot im Klassenzimmer bringt nichts. Wichtig ist es, die Schülerinnen und Schüler für den Umgang mit solchen Geräten zu sensibilisieren», sagt sie zu Blick.ch. Eine offizielle Weisung von Seiten des ZLV zum Umgang mit Smartwatches gebe es nicht. 20.8.2015 ein jährliches Update gebe und neue Lehrpersonen instruiert würden. 3.7.2015 Streit um Lehrplan 21 erreicht Zürich Bei den Lehrerverbänden findet die Initiative jedoch keine Unterstützung. Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, sagt: «Ich bedauere, dass die Grundsatzdiskussion nicht viel früher stattgefunden hat.» 28.5.2015 App ermöglicht Zürcher Lehrern künftig rasches Reagieren Als «gutes Hilfsmittel» bezeichnete Lilo Lätzsch, Präsidentin ZLV, auf Anfrage die neue App. «Sie gibt den Schulleitern die Gelegenheit, sich mit Krisensituationen zu befassen – was ja keiner gerne tut.» Sinn mache das Ganze aber nur, wenn es ZLV-Magazin 4/15 Zürcher Schüler sollen später Englisch lernen Für die Lehrerinnen und Lehrer ist das jedoch nur eine kleine Verbesserung. Sie würden Englisch erst ab der Oberstufe bevorzugen. Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerverbands, sagt dazu: «Dieser Entscheid war überfällig.» Doch die Problematik sei dadurch noch nicht gelöst: «Die Lehrer möchten in der Primarschule nur noch eine Fremdsprache.» 13.5.2015 Sek und Gymi unterrichten aneinander vorbei Diesen Eindruck hat auch Lilo Lätzsch, Präsidentin des ZLV: «Die Mittelschulen klagen, die Sekschüler hätten nicht mehr die Kompetenzen, die sie fürs Gymi bräuchten – aber sie kümmern sich nicht darum, was und wie wir an der Sek unterrichten.» 8.4.2015 4 Kolumne Neue Regel für die Rechtschreibung Seit zehn Jahren sind die Regeln der reformierten Rechtschreibung für die Schweizer Schüler verbindlich. Es waren vor allem Germanisten, die uns das Übel «Reform der deutschen Rechtschreibung» einbrockten. Oder unsichere Erziehungsdirektoren mit ihren Expertengruppen. Viel zu wenig hörte man Gefechtsmeldungen von der Front, von Primarschullehrern. Mich hat man zum Beispiel nie gefragt, welche Wörter verändert werden sollen. Dabei verfüge ich über einen grossen Erfahrungsschatz von neun Jahren Aufsatz-Quälerei. Mir ist aufgefallen, dass nicht Katarrh oder Diarrhoe häufig falsch geschrieben werden. Die beiden Wörter sind in den Schüleraufsätzen sehr selten aufgetaucht. Dafür wurde das Wort «vielleicht» immer wieder anders geschrieben: villeicht, vieleicht, vileicht, fielleicht, fieleicht. Als Junglehrer habe ich natürlich mit Freude diverse Arbeitsblätter aus dem dicken Ordner gezogen: «fiel oder viel?» Beim nächsten Aufsatz wurde dann wieder «vielleicht» in allen erdenklichen Formen verwendet. Ich habe zu dem Zeitpunkt aber immer noch gerne unterrichtet. Also pickte ich die vier, fünf Fileicht-Schüler heraus und erklärte ihnen nochmals in aller pädagogischer Länge den Unterschied zwischen viel und fiel: Kevin fiel auf die Nase. Es spritzte viel Blut. «So», munterte ich die Truppe auf, «jetzt schreibt ihr ‹vielleicht› nicht mehr falsch!» Indes, genau das taten sie. Im nächsten Aufsatz entdeckte ich sogar zwei neue Gattungen: vielleichd und vielleich. Das ärgerte mich nicht wenig. Nicht als Strafe, sondern als wirksame Übung vom letzten Jahrhundert mussten die Fehlbaren hundertmal «vielleicht» schreiben. Mit Unterschrift der Eltern. Die wandten sich dann an den Rektor. Nebenbei: Ist das die Art und Weise, wie man mit engagierten Lehrpersonen umgeht? Ich verwendete nun eine Deutschstunde nur für das Wort «vielleicht». Schliesslich gibt es kein zweites Wort, das so schweizerisch ist wie «vielleicht»: Ist die Schweiz auch im Ernstfall neutral? Vielleicht. Gilt das Bankgeheimnis noch? Vielleicht. Liebt Gott die Schweiz mehr als alle anderen Länder der Welt? Vielleicht. «Warum also», schrie ich die Schüler an, «schreibt ihr ‹vielleicht› falsch?» Die Antwort ist blowing in the wind. Auf jeden Fall sollte man endlich alle Formen von «vielleicht» zulassen, die wenigstens phonetisch ungefähr stimmen: phileicht, phileichd, füläicht, phüläich, … Beni Frenkel arbeitet als freiberuflicher Autor. Bis 2014 unterrichtete er während neun Jahren als Mittelstufenlehrer an einer Privatschule. Kürzlich erschienen ist sein erstes Buch: «Gar nicht koscher» (Kein & Aber-Verlag). Die 5 erfolgreichsten Facebook-Posts des ZLV Giacobbo / Müller zum Lehrplan 21 (9236 erreichte Personen) Der Clip mit Mike Müller als Schüler machte sich augenzwinkernd lustig über den Lehrplan 21. Auf Kindergartenstufe herrscht Lehrpersonenmangel (4264 erreichte Personen) Nun will das VSA LP ohne Lehrdiplom einstellen. Dagegen protestieren VKZ und ZLV gemeinsam. Wo arbeiten Lehrer am meisten? (1524 erreichte Personen) Lange Arbeitszeiten in der Schweiz, auch Lehrpersonen arbeiten 1950 Stunden pro Jahr. Und belegt ist: Im Schnitt kommen noch 300 Überstunden dazu. Kindergärten: Spielen statt Pauken Lehrpersonen wissen es: Spielerisch lernen die Kinder hocheffizient! Also: Pauken mittels Spielen! (1407 erreichte Personen) Tiefer Lohn schreckt Kindergärtnerinnen ab (1157 erreichte Personen) Zu wenige Lehrpersonen für die Kindergartenstufe, zu wenige Lehrpersonen für Französisch, zu wenige Lehrpersonen für Handarbeit, welche Massnahmen sind notwendig? ZLV-Magazin 4/15 5 Fachtagung ZLV-Mini-Fachtagung 28. Oktober 2015 Verein Surprise Zürcher Lehrerinnenund Lehrerverband Ohmstrasse 14 Postfach 8050 Zürich Telefon 044 317 20 50 [email protected] www.zlv.ch ACHTUNG Teilnehmerzahl ist begrenzt! Stadtrundgang Surprise Stadt Zürich 3a Die Surprise-Stadtführer erzählen aus ihrem Alltag als Ausgesteuerte, Obdachlose und Armutsbetroffene – sie sind die Experten der Strasse. Bei den rund zweistündigen Touren (max. 2,5 Std.) erzählen sie ihre persönliche Geschichte, besuchen die Anlaufstellen für sozial Benachteiligte und stellen die Arbeit dieser Einrichtungen vor. Die Besuchergruppen erhalten einen Einblick in den Alltag von Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Datum Zeit Treffpunkt Mittwoch, 28. Oktober 2015 14.10 – ca. 16.50 Uhr Haus Zueflucht, Fabrikstrasse 28, Zürich Rundgang ZFA – Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme, Sune-Egge, Arud – Zentrum für Suchtmedizin, Caritas-Kleiderladen, KulturLegi, Markt, Ambulatorium Kanonengasse, Kontakt- & Anlaufstelle Selnau, sip züri – Sozialdepartement, Theaterverein Schrägi Vögel. Stadtführer Marcel Lauper und Daniel Stutz Unkostenbeitrag ZLV-Mitglieder CHF 20.-Nichtmitglieder CHF 40.-Einzahlung nach der Anmeldung. Keine Barkasse. Anmeldung Anmeldungen an [email protected] Sie erhalten eine Rückantwort per E-Mail mit allen notwendigen Informationen. Anmeldeschluss ZLV-Magazin 4/15 16. Oktober 2015 6 Blitzumfrage «Weniger wäre mehr!» Ausgewählte Kommentare zur Blitzumfrage Kann das Team bei schulinternen Weiterbildungen mitreden? Wir bezahlen viel Geld für Referenten, der Nutzen ist sehr klein. Beantwortet: 286 / Übersprungen: 2 Oft wird die Weiterbildung durch organisatorische Fragen belegt, so dass zu wenig Zeit für echte Inputs bleibt. Die interne Weiterbildung wird oft nur zu administrativen Zwecken und statistischen Erhebungen und zur Festlegung des Schulprogramms missbraucht. Wirklich weitergebildet wird nur ganz am Rand. Nein, Weiterbildungen werden verordnet 26% Ja, wir können Vorschläge bringen 58% Die Schulleitung bestimmt letztlich das Thema. Schulinterne Weiterbildungen sind für alle 100% obligatorisch, auch für Teilzeitangestellte. Ja, wir können mitbestimmen 22% Fachlehrkräfte können nur selten profitieren. Das Gehörte/Gelernte muss immer zuerst in Eigenregie auf das Fach angepasst werden. Dies wirkt demotivierend und verursacht zusätzliche Arbeitszeit. Wie beurteilen Sie die Qualität der schulinternen Weiterbildung? Weiterbildung als Lehrperson in pädagogischen Fragen kommt definitiv zu kurz. Weiterbildung findet bei uns mehrheitlich statt, um Direktiven von oben umzusetzen. Angeordnete Weiterbildung ist selten ein Hit, weil eigentlich niemand will, aber alle müssen. Die Stimmung ist entsprechend und alle sehnen sich nach dem Schluss. Das Bedürfnis nach Weiterbildung ist vorhanden, aber von LP zu LP verschieden. Besser wäre, wenn ich meine Weiterbildungen selber auswählen könnte. Es wäre gut, wenn man Weiterbildungen auch bei Lehrpersonen individualisieren würde: Freiwilligkeit statt Zwang. Bringt das Team als Ganzes weiter, unterstützt gleichzeitig das einzelne Teammitglied. Eine sehr effiziente Form der Weiterbildung! Was in unserer Gemeinde unter Weiterbildung verstanden wird, ist meines Erachtens oft keine Bildung, sondern ein Absitzen von Evaluationen, Rückblicken oder Planungsarbeit. An sich ist dies eine gute Sache. Der Haken ist nur, dass für die daraus resultierenden Erkenntnisse nie genügend zeitliche Ressourcen eingeplant werden Was erarbeitet wurde, verschwindet oft schnell wieder aus dem Gesichtskreis. Ein Riesengeschäft für Anbieter, die in Rundumlösungen Weiterbildungsprogramme für Schulen über längere Zeit organisieren. Die Schulleitungen sind einfach froh, wenn sie nichts mehr damit zu tun haben. Kontinuität wird über Qualität gestellt. Leider fehlen bei Weiterbildungstagen manche Lehrpersonen. Da frage ich mich jeweils am Morgen, weshalb ich an meinem freien Tag hier sitze. Am Schluss des Tages bin ich doch meist zufrieden. ZLV-Magazin 4/15 Beantwortet: 288 / Übersprungen: 0 100% 80% 60% 50% 36% 40% 20% 0% 9% top 4% gut mit Ausreissern seltene Highlights flop Ärgerliche Geschichte: Da Weiterbildungen obligatorisch sind, sollten sie individuell wählbar sein. Die Schulleitung müsste dann halt die Teilnahme kontrollieren. Unterschiedliche Vorbildung und Wissensstand kommen sonst nicht zum Tragen, was Frustrationen und Widerwillen auslöst, auch wenn die Weiterbildung an sich gut wäre. Interne Weiterbildungen sind sehr oft nur auf die Primarlehrpersonen ausgerichtet. Ich unterrichte im Kindergarten und kann meistens nichts aus den Weiterbildungen umsetzen, weil es einfach viel zu wenig mit dem Kindergarten zu tun hat oder keine guten Beispiele/Ideen für den Kindergarten gezeigt werden. Oft wissen wir bis zum Tag X gar nicht, was an der Weiterbildung gemacht wird. Es wird teilweise den pädagogischen Teams überlassen, wie sie diesen Halbtag füllen. 7 Thema Nötiger Dialog zwischen Volksschule und Gymnasium Die Empörung war gross, als die Kantonsschule Nord den angehenden Gymnasiast/-innen aus der 2. Sek Nachhilfeunterricht in Mathematik anbot. Das neue Lehrmittel, so die Argumentation, bereite die Schüler/-innen zu wenig auf das Gymnasium vor. Mittlerweile ist ein vertieftes Gespräch zwischen den beiden Bildungsstufen angelaufen. Zuerst war da diese Aufforderung der Kantonsschule Zürich Nord in Oerlikon: Die Mathematiklehrer am Gymnasium zeigten sich besorgt darüber, dass die Schülerinnen und Schüler nach dem Übertritt aus der 2. Sek grosse Mühe hatten, dem Mathe-Unterricht zu folgen und die Probezeit zu bestehen. Deshalb boten sie den angehenden Gymnasiast/-innen Übungsmaterial an, das diese noch vor Beginn des Gymi durcharbeiten sollten. Die Aktion wurde nicht überall als sinnvolle Hilfsmassnahme für matheschwache Sekundarschüler/-innen verstanden und begrüsst. Vor allem die Sekundarleh- rer/-innen zeigten sich verärgert darüber, dass die Gymnasien nicht zur Kenntnis nahmen, was auf Sekundarstufe gelehrt wird. Mittlerweile ist die Aufregung einem Dialog zwischen den beiden Bildungsstufen gewichen – Fachterminus: «VSGYM». Als kurzfristige Abhilfe gibt es ein Algebra-Training, das den Schüler/-innen den Übergang erleichtern soll (vgl. Box). Im Zentrum: Das neue Mathe-Lehrmittel «Die Mathematik-Fachschaften der Gymnasien haben mit Besorgnis festgestellt, dass aufgrund des Wechsels des Lehrmittels in der Sekundarschule zu Beginn der Probezeit einzelne arithmetische und algebraische Basistechniken nicht mehr gleich präsent sind wie früher», schreiben Christoph Wittmer und Kaspar Vogel, die beiden Initianten des Dialogs VSGYM, in einem Brief vom Mai 2015 an alle Sekundarlehrer/-innen des Kantons Zürich. Christoph Wittmer ist Rektor der Kantonsschule Enge und Präsident der Schulleiterkonferenz der Zürcher Kantonsschu- len, Kaspar Vogel ist Sekundarlehrer und Präsident von SekZH. Im Gespräch präzisiert Wittmer die diplomatische Formulierung: In der Fachkonferenz Mathematik der Gymnasien habe es ziemlich gebrodelt. Die neuen Schülerinnen und Schüler ab der 2. Sekundarschule können ja nichts mehr, habe es öfter einmal geheissen. Nach dem Sololauf der Kantonsschule Zürich Nord rauften sich aber beide Seiten schnell zusammen und riefen eine Task-Force Mathematik ins Leben. Hier treffen sich nun ausgewählte Mathematiklehrer/-innen aus Volksschule und Gymnasium zu einem vertieften Fachdialog. Hört man genau hin, so lässt sich die ursprüngliche Klage der Mittelschullehrpersonen in zwei Hauptbestandteile aufdröseln: • Die Schülerinnen und Schüler, die aus der Sek ans Gymi kommen, sind in den mathematischen Basistechniken zu wenig sattelfest. Der Vorwurf an das neue Mathe-Lehrmittel und den MatheUnterricht an der Volksschule lautet: Es wird zu wenig geübt und repetiert. • Das neue Mathematiklehrmittel verzichtet auf Themen, die das Gymnasium in den ersten zwei Jahren behandelt. Als Beispiele werden Doppelbrüche und die Mengenlehre genannt. Hier kontern nun die Sekundarlehrer/-innen der Volksschule: Das Gymnasium nehme die Weiterentwicklung des Fachs nicht zur Kenntnis und halte an veralteten Lehrplänen fest. Deshalb teilt Kaspar Vogel die Kritik der Gymnasial-Fachschaften in eine berechtigte und eine weniger berechtigte Seite: «Die Sekundarschüler/-innen sollen den basalen Stoff beherrschen. Hier verstehen wir die Anliegen der Mittelschullehrerinnen und Mittelschullehrer.» Früher bot das Mathematiklehrmittel ein Repetito- ZLV-Magazin 4/15 8 Thema Unser Fotograf Roger Wehrli besuchte den Mathe-Unterricht einer 3. Sekundarklasse in der Stadt Zürich. rium an, im neuen Lehrmittel fehlt das nun. Vogel verweist darauf, dass auch aus der Sekundarstufe Kritik am neuen Lehrmittel kommt, wie beispielsweise der offene Brief einer Gruppe von Mathematik-Lehrpersonen des Schulhauses Stettbach in Zürich zeigte. (Der offene Brief ist im ZLV-Magazin 2 nachzulesen; die Entgegnung des Lehrmittel-Verlags lesen Sie gleich anschliessend.) Viele Sekundarlehrpersonen würden es begrüssen, so weiss Vogel, wenn der Lehrmittelverlag hier entsprechendes Zusatzmaterial liefern würde. «Was uns weniger gefällt, ist die Tatsache, dass die Gymnasien in ihren Lehrplänen keine Rücksicht auf die Inhalte und die Entwicklung des Schulstoffs auf Sekundarstufe nehmen», ärgert sich Kaspar Vogel. Kein Wunder, wenn die Schüler/-innen in der Probezeit straucheln, haben sie doch von gewissen Themen, die als selbstverständlich vorausgesetzt werden, schlicht noch nie gehört. «Die Sekundarschüler/-innen müssen die Mengenlehre nachbüffeln, das macht keinen Sinn», stellt Vogel fest. ZLV-Magazin 4/15 «Verbesserungspotenzial» vorhanden «Im Allgemeinen beklagt die abnehmende Stufe, dass die Schüler/-innen viel weniger können als früher. Die abgebende Stufe ist beleidigt und fühlt sich nicht wirklich wertgeschätzt», schreibt ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch in ihrem Kommentar. Am Zündstoff Mathematik zeigt sich ein grundlegendes Problem. Die beiden Stufen reden zu wenig miteinander und wissen zu wenig voneinander. Dies bestätigt Brigitte Mühlemann, stellvertretende Amtschefin des VSA: «Grundsätzlich funktioniert der Übergang von der Volksschule in das Gymnasium gut, 9 Thema • Auf der obersten Ebene geht es um die Strategie und die Koordination der verschiedenen Gespräche. • Auf einer zweiten Ebene soll ein intensiver Fachdialog zwischen den einzelnen Fachlehrer/-innen geführt werden – und zwar nicht nur in der Task-Force Mathematik, die schon besteht, sondern auch in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Natur und Technik, Geschichte und Geografie. Hier sollen Vorschläge erarbeitet werden, die dann wiederum in den einzelnen Fachschaften diskutiert werden können. • Und schliesslich soll es auch einen regionalen Dialog geben, mit sogenannten PULS-Veranstaltungen, die einen Austausch an der Basis fördern. was die Aufnahmeprüfung, das Probesemester und die schulische Laufbahn betrifft. Aber es gibt Verbesserungspotenzial.» Und sie fährt fort: «Beide Seiten, sowohl das Gymnasium wie auch die Sekundarschule, wissen in wesentlichen Belangen zu wenig voneinander. Die Verbesserung des Informationsaustauschs ist wichtig.» Rektor Christoph Wittmer erinnert an die Probleme, die sich vor einem Jahrzehnt an der Schnittstelle von Gymnasium und Hochschule entzündeten. Damals gab es einflussreiche Stimmen an den Hochschulen, die Aufnahmeprüfungen einführen wollten, weil sie die Hochschulreife der Gymnasiast/-innen nicht garantiert sa- hen. 2006 riefen beide Seiten die Dialogplattform HSGYM ins Leben. «Das war ein erfolgreicher Start in ein Projekt, das bis heute Bestand hat», erinnert sich Wittmer. Auch hier ging es zuerst einmal um einen vertieften Dialog. Denn es gab immer mehr ausländische Hochschuldozenten, die das hiesige Bildungssystem gar nicht richtig kannten. «In der Zwischenzeit hat man viel unternommen, um den freien Hochschulzugang zu bewahren», sagt Wittmer. Breit angelegter Dialog Dieses Erfolgsmodell soll nun mit der Plattform VSGYM widerholt werden. Der Dialog wird auf drei Ebenen geführt: Algebra-Training Kurzfristig haben die SekZH und ZLV reagiert. Sie bieten auf ihren Websites ein Algebra-Training an, das sind Übungsaufgaben für alle Sekundarschüler/-innen, die ins Kurzgymnasium übertreten. Das Training wurde von der Mathematik-Fachschaft der Kantonsschule Zürich Nord auf der Grundlage der ursprünglichen Übungen geschaffen. Entstanden ist ein Dossier mit vier Serien. Es soll die genannten arithmetischen und algebraischen Basistechniken in Erinnerung rufen und zusätzliches Übungsmaterial zur Verfügung stellen. Wichtig: Das AlgebraTraining ist freiwillig. SekZH und ZLV empfehlen: In der zweiten Klasse der Sekundarstufe kann das Algebra-Training in der unterrichtsfreien Zeit bearbeitet oder während des Unterrichts angeboten werden, indem eine Mathematiklektion als Lernatelier deklariert wird. In dieser Stunde können die Schüler/-innen nach individuell festgelegten Lernzielen arbeiten. In der dritten Klasse der Sekundarstufe bietet sich der Atelierunterricht als ideales Gefäss an. www.zlv.ch > Downloads www.sekzh.ch > VSGYM Algebra-Training ZLV-Magazin 4/15 Mit der Dialogplattform VSGYM hat sich der Streit auch für Kaspar Vogel entschärft. «Im Dialog können wir die Probleme ausdiskutieren. Beide Seiten können die jeweils andere Seite verstehen lernen. Beide Seiten kommen in einen Fachdialog.» Deshalb lautet seine Einschätzung: «Wir sind auf einem guten Weg.» Und auch Brigitte Mühlemann vom VSA zeigt sich mit den geplanten Schritten zufrieden: «Beide Seiten müssen aufeinander zugehen und sich füreinander interessieren. Wenn auf der Sekundarstufe ein neues Lehrmittel, wie z. B. das neue Mathematiklehrmittel, eingeführt und verwendet wird, dann bedeutet dies immer auch, dass sich der Unterricht in diesem Fach weiterentwickelt. Damit können auch neue Schwerpunkte gesetzt werden, auch im Rahmen des geltenden Lehrplans.» Dialog Mathe: erste Resultate Der Fachdialog in der für dringlich erklärten Task-Force Mathematik zeigt neben dem schon erwähnten Algebra-Training weitere Resultate. • Die Mathematiklehrpersonen an den Gymnasien sollen sich an Weiterbildungen mit dem neuen Lehrmittel der Sekundarstufe auseinandersetzen. Die erste Weiterbildungsveranstaltung fand am 23. September statt (nach Redaktionsschluss dieses Magazins). Christoph Wittmer vermutet schon im Voraus, dass es dort zu intensiven Diskussionen kommen wird. Als Resul- 10 Thema tat werden auch Anpassungen im Aufbau der Probezeit in Betracht gezogen. • Brigitte Mühlemann schlägt vor: «Weiterbildungsveranstaltungen für Sekundarschulen zur Einführung eines neuen Lehrmittels könnten künftig auch den Fachpersonen der Gymnasien angeboten werden. Oder der Autor eines Lehrmittels wird an eine Weiterbildungsveranstaltung für gymnasiale Fachpersonen eingeladen. Dadurch wird der stufen- übergreifende Dialog über Lehrplanund Unterrichtsziele gefördert.» • Der Lehrmittelverlag traf sich bereits mit Mathematik-Fachpersonen der Sekundarstufe und des Gymnasiums. Zurzeit werden die Probleme analysiert. Ziel: Es soll zusätzliches Übungsmaterial geben, welches das Algebra-Training ersetzt und sich explizit auf das neue Mathe-Lehrmittel bezieht. Beat Schaller, Leiter des Lehrmittelverlags, stellt aber auch klar: «Das Mathematiklehrmittel für die Sekundarstufe I wird nicht verändert. Es gibt keine neuen Themen. Geprüft wird ein freiwilliges Angebot mit weiteren Übungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler, die bereits die Aufnahmeprüfung ans Kurzzeitgymnasium geschafft haben.» Text: Roland Schaller; Fotos: Roger Wehrli Übergänge: Miteinander geht es besser Gut orchestrierte Übergänge zwischen den Stufen sind mitentscheidend dafür, ob Schule gelingt oder nicht. In der Schweiz – auch im Kanton Zürich – besteht diesbezüglich noch grosser Spielraum für Verbesserungen. Die Schultüte beim Schuleintritt wird immer mehr Mode – sie soll den kommenden Ernst des Lebens versüssen. So stark symbolisch aufgeladen ist in der Schweizer Gesellschaft nur der sogenannte Schuleintritt in die erste Klasse. Dabei geht oft vergessen, dass es sich dabei bereits um den ersten Übergang handelt, vom Kindergarten in die erste Klasse – und weitere Übergänge folgen. Diese sind oft Gegenstand heftiger Diskussionen, vom individuellen Fall bis zur gesamtsystemischen Ebene. Besondere Beachtung fand in letzter Zeit der Übergang Sek I/Sek II. Was man bei solchen Gelegenheiten hört, ist weder neu noch besonders originell: Im Allgemeinen beklagt die abnehmende Stufe, dass die Schüler/-innen viel weniger können als früher. Die abgebende Stufe ist beleidigt und fühlt sich nicht wirklich wertgeschätzt. Spannend ist, dass die abnehmende Stufe fast immer das Gleiche fordert: Bessere grundlegende Fähigkeiten hauptsächlich in Deutsch und Mathematik sowie mehr Übung im Anwenden des Gelernten. In der Lehrplan-21-Sprache würde das heissen: Die Schüler/-innen sollen für das jeweilige Fach Kompetenzen mitbringen. Und selbstverständlich muss das Arbeits- und Sozialverhalten stimmen. In dieser Diskussion zu den Übergängen gilt es, verschiedene Grundlagenirrtümer zu klären. Irrtum 1: Alle Schüler/-innen können das Ziel erreichen In der Volksschule werden die Lernziele grundsätzlich erreicht, aber praktisch nie von allen Schüler/-innen. Dies ist aufgrund der Verteilung der Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen auch gar nicht möglich. Dies wird im Zusammenhang mit der Überprüfung der nationalen Bildungsziele erstmals im Frühling 16 noch viel zu diskutieren geben. ZLV-Magazin 4/15 Irrtum 2: Büffeln reicht Nur Fakten lernen reicht für die nächste Stufe nicht aus. Die Lerninhalte müssen auch verstanden werden; dies braucht manchmal viel Zeit. Irrtum 3: Die vorangehende Stufe bringt nichts Den pädagogischen Zauberstab, mit dem alle perfekt die Ziele erreichen, gibt es leider nicht. Trotzdem leisten alle Stufen wertvolle Arbeit. Lösungsvorschläge Um die Situation zu entspannen, sollten zwei Punkte Standard werden: • Die abnehmende Stufe sollte bei der vorangehenden Stufe einen Schulbesuch machen und sich einen guten Überblick über deren Lernziele und obligatorische Lehrmittel machen. Die bestehenden Arbeitsgruppen (VSGYM und HSGYM) sind ein guter Ansatz in diese Richtung. • Jede Stufe muss nach Wegen suchen, dass die fehlenden Kompetenzen noch erreicht werden können. Einfach die vorangehende Stufe für allfällige Misserfolge verantwortlich zu machen, hilft niemandem. Besonders interessant ist der Vorschlag der Studierkompetenzen für die Schnittstelle Gymnasium/Hochschule. Diese zeigen auf, wie Schüler/-innen, welche die basalen fachlichen Kompetenzen nicht erreichen, besonders gefördert werden können (www.edk.ch > Überprüfung der basalen Kompetenzen zur Studierfähigkeit). Dies ist von der Idee her fast deckungsgleich mit dem Projekt «Aktive Lernzeit und Lernerfolg für ALLE». Lilo Lätzsch 11 Thema Starke und Schwache, Fordern und Fördern: Lehrpersonen und Lehrmittel, beide im schulischen Spannungsfeld Die Integration der Schwächeren, die Förderung der Begabten, die Sicherstellung des Regelunterrichts und nicht zuletzt die Vorbereitung der Lernenden auf ihre Zukunft: Eine Lehrperson bewegt sich täglich in einem Spannungsfeld. Welchen Beitrag ein Lehrmittel zur Entlastung beitragen kann und wo sich Grenzen eröffnen, soll am Beispiel von «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» gezeigt werden. Keine Schülerin, kein Schüler, keine Klasse, kein Tag ist gleich. Umso wichtiger ist es, Lehrmittel zu erhalten, die differenziertes und individualisiertes Unterrichten ermöglichen. Wie erreicht man das? Für den Lehrmittelverlag Zürich gibt der kantonale Bildungsrat als oberste Lehrmittelbehörde die Leitplanken vor. Jener definiert bei obligatorischen Lehrmitteln wie «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» jeweils in Abstimmung mit Fachdidaktik und Lehrkräften einen Umsetzungsauftrag. Da Lehrpersonen Experten für Praxistaug- Entgegnung Im ZLV-Magazin 2-15 veröffentlichten wir den offenen Brief der Mathematik-Lehrerinnen und -Lehrer des Schulhauses Stettbach in Zürich. Darin übten sie teils harsche Kritik am neuen Mathematik-Lehrmittel für die Sekundarstufe. In diesem Beitrag legt der Lehrmittelverlag Zürich seine Sicht der Dinge dar. ZLV-Magazin 4/15 lichkeit sind, trägt ihre Mitwirkung bei Konzept und Entwicklung dazu bei, dass die Produkte attraktiv und lernwirksam sind. Zeitgemässes Lehrmittel zur Differenzierung Im Fall von «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» wurde der Lehrmittelverlag Zürich (Bildungsratsbeschluss vom 12. März 2007) damit beauftragt, ein zeitgemässes Lehrmittel zu schaffen, das sowohl dem derzeit geltenden Zürcher Lehrplan als auch dem Lehrplan 21 entspricht. Weiter sollte das Lehrmittel für drei Anforderungsstufen vorliegen und gleichzeitig die Durchlässigkeit zwischen den Stufen garantieren. Das Lernangebot ist auf die Erreichung der HarmoS-Basisstandards ausgerichtet. Wie wurden diese Zielvorgaben nun in Bezug auf Differenzierung umgesetzt? Mit den drei Anforderungsstufen hoch, mittel, tief, der Durchlässigkeit und einem integralen Onlineportal ist «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» neue Wege gegangen. Nach einem gemeinsamen handlungsorientierten Einstieg können die mathematischen Fragestellungen auf unterschiedliche Arten und in variierender Tiefe erschlossen werden. Auf manche Themen kann bei der tiefsten Stufe zu Gunsten von Wiederholungen und Vertiefung auch verzichtet werden. Motivierend wirken alltagsnahe Vergleiche, anschauliche Spiele, Gestaltungsarbeiten und Experimente, die verdeutlichen, wo überall Mathematik konkret ihre Anwendung findet. Beispielhaft zwei Aufgabenstellungen für die Schülerinnen und Schüler: • Die Masse von Fussballtoren sind international einheitlich festgelegt. Schätze Höhe und Breite eines Fussballtors. (Mathematik 1 Sekundarstufe I, Themenbuch, S. 36) • Begleite Bauschreiner Michi, wie er beim Einziehen einer neuen Wand den Satz des Pythagoras umsetzt (Mathematik 2 Sekundarstufe I, Themenbuch, S. 24). Massgebend ist auch die sprachliche Differenzierung. Für die tiefere Anforderungsstufe wird auf lange Texte oder komplizierte Formulierungen verzichtet. Es gibt keine summarischen, sondern klare Handlungsanweisungen, die schrittweise aufgelistet werden. Das Lehrmittel verfügt über ein digitales Lernportal mit einem vielfältigen Übungsund Trainingsangebot, das per Zufallsgenerator variiert wird. Den Lehrpersonen stehen individuell anpassbare Unterlagen wie Arbeitsblätter, Tests oder Übungsserien zur Verfügung. Diese Lehrwerkteile wurden in den vergangenen zwei Schuljahren (2013/2014 und 2014/2015) mehr als 5,5 Millionen Mal angeklickt und sind somit das am meisten genutzte Online-Angebot des Verlags. Ein weiterer Schlüsselfaktor ist die Abstimmung zwischen Primar- und Sekundarstufe. Das neue Mittelstufenlehrmittel für Mathematik, «Mathematik 4–6 Primarstufe», das bis Frühling 2016 komplett zur Verfügung steht, hat gemäss Bildungsratsbeschluss (BRB 28. Mai 2009) «nahtlose Übergänge zu den […] Mathematiklehrmitteln für die Unter- und die Sekundarstufe» zu schaffen. Damit wird 12 Thema Bei «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» steht differenziertes Lernen im Vordergrund. Dafür gibt es ein umfassendes Übungsangebot auf www.mathematik-sek1.ch. (Foto: zvg) eine anschlussfähige Basis zu Gunsten der Sekundarstufe gelegt. Bottom-up-Prinzip fördert Praxisbezug Insgesamt war für die Lehrmittelentwicklung von «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» das «Bottom up»-Prinzip wegleitend. Das heisst, dass der Kern der Aufgaben und der Lernangebote von der tiefsten Lehrplan-21Referenzierung Online neu aufgeschaltet sind für «Mathematik Sekundarstufe I» die entsprechenden Lehrplan-21-Übersichten. Sie zeigen auf, welches Teilkapitel zu welchem Kompetenzbereich gehört und welche Kompetenz mit den jeweiligen Handlungs- und Themenaspekten dort behandelt werden kann. Die Tabellen stehen nicht nur für alle drei Jahrgänge, sondern auch jeweils für alle Anforderungsstufen (hoch, mittel, tief) zur Verfügung. Alle Informationen zum Lehrmittel auf www.mathematik-sek1.ch ZLV-Magazin 4/15 Anforderungsstufe ausgehend erarbeitet wurde – nicht umgekehrt. Um die Niveaus klarer zu definieren und die Aufgaben alltagsnah zu gestalten, flossen die Erkenntnisse aus der Praxis ein. In der Stadt Zürich zum Beispiel wurden 160 Schulklassen drei Jahre lang mit einer kompletten Erprobungsversion des Lehrmittels unterrichtet. Zusätzlich wurde es in den Kantonen Graubünden, Thurgau und Wallis von 12 Lehrpersonen in ihren Klassen integral erprobt. Parallel führte die Pädagogische Hochschule Zürich eine wissenschaftliche Begleitevaluation durch, die das Lernverhalten von 180 Lernenden aller Anforderungsstufen beobachtet hat. Speziell lag dabei der Fokus auf der Entwicklung ihrer Lernmotivation. Und auch wenn «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» mittlerweile in 13 Kantonen eingesetzt wird, ist der Entwicklungsprozess nicht abgeschlossen. Drei bis vier Jahre nach Erscheinen aller Lehrwerkteile ist gemäss kantonaler Lehrmittelpolitik eine Begutachtung durch die Lehrpersonenkonferenz vorgesehen. Ist damit alles perfekt? Nein. Lehrmittel sind Instrumente, die einen Beitrag zur Differenzierung leisten können. Sie sind jedoch auf die Bandbreite einer Regelklasse ausgerichtet und können daher nicht alle Ansprüche abdecken. Innerhalb seines Gestaltungsspielraums ist es dem Lehrmittelverlag Zürich aber ein Anliegen, dass dem vielfältigen Spektrum der Erwartungen Rechnung getragen wird. Deswegen pflegt er mit Praxis, Fachdidaktik und anderen Entscheidungsträgern innerhalb und ausserhalb der Volksschule den Dialog. Text: Anette Eldevik, Kommunikation Lehrmittelverlag Zürich; [email protected] Lernstandserhebung 2003–2012 Ende 2013 wurde eine Lernstandserhebung der Universität Zürich veröffentlicht, aus der hervorging, dass das Wissen in den Fächern Deutsch und Mathematik in den drei letzten obligatorischen Schuljahren nicht stark vermehrt werden konnte. Mit den Jahren 2003 bis 2012 untersuchte die Studie einen Zeitraum, in dem die Reihe «Mathematik 1–3 Sekundarstufe I» noch nicht erschienen war. 13 Kernenergie verstehen WEITERBILDUNG UND BERATUNG Ansteckungsgefahr! Good Practice von Zürcher Schulen Die zweite Staffel Besuchen Sie uns mit Ihrer Schulklasse! Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen der grössten Schweizer Stromfabrik. Eine Werksführung im KKL vertieft die Kenntnisse zum Thema Kernenergie und vermittelt spürbar einen Eindruck wie wir aus Uran Strom produzieren. – Sprachförderung Deutsch – 360°-Feedback – Regeln des Zusammenlebens und weitere Themen www.phzh.ch/themenreihen Lagerstrasse 2 8090 Zürich Weitere Informationen unter Telefon +41 56 267 72 50 oder www.kkl.ch www.kkl.ch Unterstufe Mittelstufe Oberstufe Prinzip Vielfalt Unterrichtsbausteine zum Thema Anderssein und Gleichsein Das stufengerechte Lernangebot der Stiftung Cerebral fördert gezielt die Auseinandersetzung mit Verschiedenheit. Das zeitgemässe Lehrmittel kann situativ in den Unterricht integriert werden. Das Lernangebot besteht aus dem Lehrmittel «Prinzip Vielfalt» und dem kostenlosen Game «The Unstoppables», welches einen packenden Einstieg ins Thema bietet. www.cerebral.ch Zu beziehen unter www.lehrmittelverlag.ch Das neue Lernangebot zum Umgang mit Geld MoneyFit ist die umfassendste Initiative zur Stärkung der Finanzkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Sie besteht aus Modulen für die Mittelstufe, die Sekundarstufe I und die Sekundarstufe II. Das Lernangebot basiert auf dem neusten Lehrplan. Mit Hilfe interaktiver Medien lernen die Schülerinnen und Schüler, was Geld ist und wie es verdient, verwaltet und in eigener Verantwortung ausgegeben wird. Beim Onlinespiel gibt es zudem tolle Preise zu gewinnen. Alle weiteren Infos sowie das gedruckte Lehrmittel sind kostenlos erhältlich unter: moneyfit.postfinance.ch Thema Aus Talenten werden Profis Mit dem Slogan «Mach eine Lehre, werde Profi!» will die Berufsmesse Zürich dieses Jahr aufzeigen, dass eine Berufslehre auch der Anfang einer grossen Karriere sein kann. Gut qualifizierte Fachleute sind in vielen Branchen gesucht. Wer eine Berufslehre absolviert, auf den warten verantwortungsvolle Fach- und Führungsfunktionen. Die Berufsmesse Zürich, die dieses Jahr unter dem Motto «Mach eine Lehre, werde Profi» steht, ist die Gelegenheit, Berufslehren und darauf aufbauende Karrieremöglichkeiten näher kennenzulernen. Dazu bietet die Berufsmesse Zürich vom 17. bis 21. November 2015 mit rund 240 Lehrberufen und zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten eine umfassende Plattform. Hier kommen Schülerinnen und Schüler mit Ausbildnern und Lernenden zusammen. Beide Seiten können vom Dialog profitieren und lernen sich kennen. Die Hemmschwelle für ein Gespräch am Messestand ist niedrig, und der Austausch unter Jugendlichen oder zwischen Eltern und Ausbildnern bringt Licht in die unzähligen Facetten und Möglichkeiten der Berufswelt. So gewinnen die Besucher der Berufsmesse Zürich ein realistisches Bild; bei den meisten Ausstellern tauchen Interessierte unmittelbar in ihren Wunschberuf ein. Kurz, knackig, kompetent: Das Rahmenprogramm Im Forum vermitteln Referate wichtige Informationen zu den Themen Berufswahl, Bewerbung, Lehrstellensuche, Schnupperlehre und Berufsmatura. Für die Eltern finden speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Referate statt. Eine Neuheit im Forum ist das interaktive Theaterstück «Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können…», in dem der Bewerbungsprozess in spielerischer Weise gezeigt wird. Um den anspruchsvollen Übertritt von der Schule in die Arbeitswelt zu meistern, finden die Jugendlichen im Bewerbungscampus verschiedene kostenlose Dienstleistungen. Hier können sie zum Beispiel ihre eigenen Bewerbungsunterlagen überprüfen lassen. Wer für sein Dossier noch kein passendes Foto hat, kann sich professionell ablichten lassen. In diskreten Gesprächsinseln können die Jugendlichen mit Experten aus der Wirtschaft die Situation in einem Bewerbungsgespräch üben. Weiter können mit dem Berufswahltest die persönlichen Fähigkeiten, Interessen und Stärken abgefragt werden. Aufgrund dieser Angaben erhält jeder Jugendliche Vorschläge zu passenden Berufsfeldern und den dazugehörigen Ausstellern an der Berufsmesse Zürich. Social Media und Berufsmesse-Zürich-App Die Berufsmesse Zürich ist mit Facebook, Twitter und Instagram auf den SocialMedia-Kanälen gut vernetzt. Für Smartphone-Nutzer steht ab Oktober die Berufsmesse-Zürich-App im AppStore und im Google Play Store zum kostenlosen Download bereit. Text: Patrizia Ciriello, Kommunikation Berufsmesse; Foto: «MCH Messe Schweiz (Zürich) AG» Berufsmesse Zürich Datum: Dienstag, 17., bis Samstag, 21. November 2015 Ort: Messe Zürich (Hallen 1 und 2) Öffnungszeiten: Di bis Fr von 8.30 bis 17 Uhr, Sa von 10 bis 17 Uhr Eintritt: kostenlos Internet: www.berufsmessezuerich.ch ZLV-Magazin 4/15 15 News und Politik «Die Politik sollte mehr Vertrauen in die Schule haben» Moritz Spillmann präsidiert seit einem halben Jahr die Kommission für Bildung und Kultur KBIK des Zürcher Kantonsrats. Im Interview spricht der SP-Bildungspolitiker Moritz Spillmann ist 36 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er arbeitet als Mittelschullehrer für Geschichte an der Kantonsschule Zofingen. Er ist Vizepräsident der SP Kanton Zürich und Mitglied des Verbandes Lehrpersonen Mittelschule Aargau, die seit kurzem dem Aargauer Lehrerinnenund Lehrerverband ALV angehören. ZLV-Magazin 4/15 über Schulreformen, über Fremdsprachen auf Primarstufe und über seine Zuversicht, eine Volksabstimmung zum Lehrplan 21 zu gewinnen. hört. Die Arbeit eines Mittelschullehrers unterscheidet sich im Kern nicht so stark von derjenigen eines Volksschullehrers: Beide verschreiben sich dem Vorankommen ihrer Schülerinnen und Schüler. ZLV-Magazin: Sie sind von Beruf Mittelschullehrer. Weshalb wählten Sie diesen Beruf? Moritz Spillmann: Das war nicht wirklich geplant. Mein Vater unterrichtete an einer Mittelschule – und ich wollte ihm eigentlich nicht nacheifern. Ich studierte Geschichte und absolvierte das höhere Lehramt. Nach ersten Erfahrungen im Unterrichten hat mich der Beruf dann aber überzeugt. Es gefällt mir, mit Jugendlichen zu arbeiten, mit allem, was dazuge- Welches sind die drei wichtigsten volksschulpolitischen Anliegen, die Sie vertreten? Die Schule muss ein guter und angenehmer Arbeitsort sein, das halte ich für sehr wichtig. Sicher gibt es auch einmal Stress und eine hohe Arbeitsbelastung, aber das darf kein Dauerzustand sein. Es braucht gute Arbeitsbedingungen für den Lehrberuf, das ist zentral für das Gelingen von guter Schule – viel wichtiger als alle Strukturdiskussionen. 16 News und Politik Ihr zweites wichtiges Anliegen? Ich möchte das mit «Ruhe in der Schule» umschreiben. Ich erlebe meinen Schulalltag selbst manchmal als ziemlich kurzatmig, ja sogar gehetzt. Ich wünsche mir mehr Ruhe für den Unterricht, für die Vorbereitung, aber auch für die Schulentwicklung. Dazu gehört ein Stück weit Ruhe vor der Bildungspolitik. Die Politik sollte mehr Vertrauen in die Schule haben und anerkennen, dass dort grundsätzlich gute Arbeit geleistet wird. ein enormer Kulturwandel. Der Kanton Zürich kennt das System von Schule und Betreuung. Sicher lässt sich hier einiges verbessern, grundsätzlich aber funktioniert es gut. Soll man also den Schulen neben allem, was jetzt läuft, auch noch die Umstellung auf Tagesschulen zumuten? Die Politik sollte bei ihren Wünschen und Ideen mit bedenken, welche Unruhe sie auslöst, und Rechenschaft darüber ablegen, ob sich diese tatsächlich lohnt – oder eben Zurückhaltung zeigen. Meinen Sie damit weniger Schulreformen? So pauschal möchte ich das nicht verstanden wissen. Die Politik sollte sich zurück- Und wie lautet Ihr drittes wichtiges Anliegen? Frühförderung oder besser frühe Hilfe. Die Lernstanderhebung hat gezeigt: Gewisse benachteiligte Gruppen von Kindern können ihren Rückstand während der ganzen Schulzeit nicht aufholen. Im Gegenteil, er vergrössert sich noch. Dagegen müssen wir etwas unternehmen, und als vielversprechenden Ansatzpunkt sehe ich die frühe Hilfe. Wichtig wäre beispielsweise eine frühe Sprachförderung. Basel prüft schon ein Jahr vor Schulbeginn, wie gut die Kinder Deutsch sprechen. Bei Mängeln müssen sie beispielsweise in eine Spielgruppe mit Sprachförderung. Wir sollten die Kinder und die Familien schon vor dem Schuleintritt unterstützen. «Es braucht gute Arbeitsbedingungen für den Lehrberuf, das ist zentral für das Gelingen von guter Schule – viel wichtiger als alle Strukturdiskussionen.» halten und nicht immer wieder von aussen neue Anliegen an die Schule herantragen. Die Schule kann sich auch von innen her entwickeln und ihre Bedürfnisse formulieren. Ich bin nicht gegen Reformen, Schulentwicklung ist wichtig. Man muss aber aufpassen, dass genügend Zeit, Personal und Geld zur Verfügung stehen. Auf einer Skala von 1 für Reformverhinderer bis 10 für Reformturbo: Wo würden Sie sich verorten? Bei sieben! Heute sagen doch alle Politiker, die Schule braucht Ruhe. Passieren tut jedoch genau das Gegenteil: Berufsauftrag, Lehrplan 21, in Zürich wird die Betreuung völlig umgestellt, und zusätzlich soll es Tagesschulen geben. Beim Pilotprojekt Tagesschulen in der Stadt Zürich habe ich mich das auch gefragt, gerade auf dem Hintergrund meiner Forderung nach mehr Ruhe für die Schulen. Die Umstellung auf Tagesschulen ist ZLV-Magazin 4/15 Welche Themen der Volksschule werden die KBIK in den kommenden zwei Jahren am stärksten beschäftigen? Der Lehrplan 21 wird uns sicher beschäftigen. Zwar ist der Kantonsrat gar nicht zuständig, beschäftigen wird er uns aber trotzdem. Wir haben eine neue Bildungsdirektorin. Hier gilt es abzuwarten, welche Schwerpunkte Silvia Steiner setzen wird. Persönlich liegt mir, wie erwähnt, die Frühförderung am Herzen. Aber ich stehe damit nicht alleine, deshalb wird uns wohl auch das beschäftigen. Welchen Gestaltungsspielraum haben Sie als KBIK-Präsident? Die meisten Themen und Vorlagen kommen von der Bildungsdirektion. Die Gestaltungsmacht der einzelnen Parlamentarierinnen und Parlamentarier wird eher überschätzt. Die Verwaltung weiss die Vorschläge der Politik in gewisse Bahnen zu lenken oder auch zu bremsen. Ich selbst kann in der Kommission vielleicht gewis- se Themen vorziehen, gross ist mein Spielraum aber nicht. «Sparen» wird in den nächsten Jahren ein grosses Thema. Was kommt hier auf die Volksschule zu? Die meisten Leistungen, die der Staat erbringt, sind ja durchaus sinnvoll. Deshalb ist es schwierig, zu sagen, wo denn grosse Beträge eingespart werden sollen. Als Resultat gibt es jeweils pauschale Kürzungen oder es wird beim Personal gespart. Wenn man bei der Volksschule sparen will, dann muss man über Leistungen reden. QUIMS beispielsweise gibt immer wieder zu Diskussionen Anlass. Wenn die Mehrheit des Kantonsrats QUIMS nicht mehr will, dann soll er die gesetzlichen Grundlagen streichen und nicht einfach das Budget. «Die Politik sollte mehr Vertrauen in die Schule haben und anerkennen, dass dort grundsätzlich gute Arbeit geleistet wird.» Ich plädiere beim Sparen für Ehrlichkeit: Wer sparen will, muss auch über einen Leistungsabbau reden. Wo sehen Sie selbst Sparmöglichkeiten? Ich würde die teuren Schulhausbauten hinterfragen. Hier heisst es oft: Bauen kostet halt so viel. Aber der Kanton übernimmt viele Vorgaben unhinterfragt, die ein Privatverband wie die SIA definiert. Ich glaube, hier gibt es durchaus ein Sparpotenzial. Die Kindergartenlehrpersonen möchten mehr Lohn. Wie wird das im Parlament aufgenommen? Das VSA hatte grosse Mühe, alle Kindergartenstellen zu besetzen. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen wäre hier also am ehesten angezeigt. Ich zweifle aber daran, dass der Kanton bereit ist, etwas zu investieren. Vielleicht muss er es, das werden wir sehen. Insgesamt steht das Lehrpersonal im Kanton Zürich gut da, was den Lohn anbelangt. 17 News und Politik Die Verordnung zum Berufsauftrag wurde kürzlich vom Kantonsrat verabschiedet. Bringt der Berufsauftrag nun die erhoffte Entlastung? Ganz zu Beginn der Beratungen dachte ich tatsächlich, dass der Berufsauftrag Entlastung bringt. Von Sitzung zu Sitzung musste ich mich aber immer mehr von diesem Gedanken verabschieden. Immerhin konnten wir gewisse Verbesserungen gegenüber der ursprünglichen Vorlage erzielen. Heute sage ich: Der Berufsauftrag bringt kleine Schritte in Richtung Entlastung. Für mich ist eines klar: Sollte nur eine Fremdsprache auf Primarstufe unterrichtet werden, dann muss es Französisch sein. Wichtig wird auch die konkrete Umsetzung in den Schulen sein. Genau! Der Berufsauftrag gelingt oder scheitert mit der Arbeit der Schulleitungen. Sie bekommen ein mächtiges Instrument, was beispielsweise die Abweichung bei den Pensen anbelangt. Je nachdem, wie die Schulleitungen hier agieren, kann das aber auch zu Unstimmigkeiten an einer Schule führen. Stark umstritten ist das Thema «Fremdsprachen auf Primarstufe». Wo sehen Sie die Lösung? Wir sollten das Kind nicht mit dem Bad ausschütten und jetzt einfach die Notbremse ziehen. In einer Umfrage sprachen sich 75 Prozent der ZLV-Mitglieder für eine Fremdsprache auf Primarstufe aus. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass nicht alle grundsätzlich gegen zwei Fremdsprachen sind. Viele sagen sich vermutlich, unter den heutigen Bedingungen funktioniert das Konzept nicht. Deshalb sollten wir zuerst einmal über die Gelingensbedingungen diskutieren. Braucht es mehr Lektionen? Braucht es eine bessere Ausbildung der Lehrpersonen? Sind die fachlichen Erwartungen an die SchüZLV-Magazin 4/15 ler/-innen zu hoch? Muss die Fremdsprache wirklich benotet werden? Hier gibt es viele Bedingungen, die wir anschauen sollten. Denn eines ist klar: Die Unzufriedenheit mit dem heutigen Modell ist in der Lehrerschaft weit verbreitet, das zeigt ihre Umfrage. Was würden Sie denn ganz konkret verbessern, damit der Unterricht von zwei Fremdsprachen gelingt? Die Erwartungen waren von Beginn weg zu hoch angesetzt. Mit zwei Wochenlektionen lernen die Kinder eine Fremdsprache nicht so nebenbei, wie das vielleicht etwas euphorisch propagiert wurde. Müsste man also mehr Lektionen einsetzen? Das zu entscheiden, ist die Aufgabe des Bildungsrats. Er hat die Gesamtsicht über die Stundentafel und muss beurteilen, ob es mehr Lektionen verträgt. Ich selbst würde die Noten wieder abschaffen. Das nimmt den Kindern ja auch die Freude an einer Fremdsprache. Ausserdem würde ich die Lehrpersonen stärken. Die SP verlangt in einem Vorstoss, dass PH-Studierende beispielsweise als Klassenassistent/-innen eine gewisse Zeit an einer PH in der Romandie verbringen. Wäre es denn so schlimm, wenn Primarschüler/-innen nur eine Fremdsprache lernen? Schlimm ist es nicht, aber vielleicht auch nicht sehr sinnvoll. Die Zeit lässt sich nicht einfach zurückdrehen. Wir investierten sehr viel in die heutige Lösung, und gescheitert scheint sie mir nicht. Deshalb sollten wir uns die Gelingensbedingungen nochmals genau anschauen. Für mich ist eines klar: Sollte nur eine Fremdsprache auf Primarstufe unterrichtet werden, dann muss es Französisch sein. Die SVP will den Lehrplan 21 vors Volk bringen. Kann die Öffentlichkeit überhaupt eine solche Diskussion führen? Ich sehe zwei Seiten: Die Volksschule ist sehr stark im Volk verankert, das hat Tradition. Deshalb muss es auch eine Diskussion in der Öffentlichkeit darüber geben, was die Schule macht und welche Ziele sie sich setzt. Hier verstehe ich die Initianten durchaus, denn der Lehrplan 21 hat schon eine gewisse Bedeutung. Aber jetzt kommen auch die Einwände: Ein Lehrplan enthält viel mehr als einige allgemeine Zieldefinitionen. Im Lehrplan werden operative und fachliche Fragen beantwortet. Und hier stösst eine öffentliche Diskussion an ihre Grenzen. Höre ich eine Sympathie für die SVP-Forderung nach einer Volksabstimmung heraus? Nein, ich bin klar der Meinung: Ein Lehrplan eignet sich nicht für eine Volksabstimmung. Sollte die Initiative aber zustande kommen, dann werden wir diese Diskussion führen. Ich bin doch recht zuversichtlich, dass der Lehrplan 21 auch im Volk Zustimmung findet. Der ZLV feiert sein 20-Jahre-Jubiläum. Welchen Rat geben Sie dem ZLV mit auf den zukünftigen Weg? Der ZLV ist demokratisch organisiert, das zeigen die Mitgliederbefragungen wie beispielsweise jene über die Fremdsprachen. Er argumentiert seriös und kompetent. Diese Aussenwirkung sollte der Verband pflegen. Ich wünsche mir, dass der ZLV in Zukunft mit anderen Lehrerinnen- und Lehrerverbänden stärker zusammenarbeitet. Es kommt schlecht an, wenn jeder Verband sein eigenes Gärtlein pflegt. Denn eigentlich verfolgen ja alle dasselbe Ziel: eine starke Volksschule. Für den ZLV wünsche ich mir, dass die Lehrerinnen und Lehrer einsehen, dass der Unterricht nicht einfach an der Schultüre aufhört. Die Schule wird massgeblich von der Politik beeinflusst und es ist deshalb wichtig, dass die Lehrpersonen sich auch einbringen, beispielsweise über den ZLV. Interview und Foto: Felix Müller und Roland Schaller 18 News und Politik Kinder mit AD(H)S im Unterricht – Beratung für Lehrpersonen Eine Regelklasse mit durchschnittlich 25 Kindern ist für die zuständige Lehrperson anspruchsvoll. Sind in diese Klasse eines oder mehrere Kinder mit AD(H)S integriert, wird der Schulalltag zu einer Herausforderung. Die ADHS-Organisation elpos bietet für Eltern und Lehrpersonen Unterstützung in Form von Beratungen, Abendvorträgen und Workshops. Mit der neu publizierten Broschüre «ADHS in der Schule» steht Lehrpersonen ein praxisorientiertes Unterrichtsmanual zur Verfügung. AD(H)S steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und ist eine neurobiologische Funktionsstörung. AD(H)S ist die am häufigsten diagnostizierte psychiatrische Störung im Kindesund Jugendalter. Geprägt ist das Verhalten betroffener Kinder von den drei Kernsymptomen Impulsivität, Unaufmerksamkeit sowie Hyper- oder Hypoaktivität. Die Prävalenz beträgt 5 bis 7 Prozent und bedeutet, dass statistisch gesehen in jeder Klasse mindestens zwei betroffene Kinder sitzen – oder eben zappeln. Die Anforderungen an diese Kinder sind riesig. Sie müssen ein Vielfaches an Anstrengung auf sich nehmen, um sich einfügen zu können und den Erwartungen im Schulalltag gerecht zu werden. Manchmal zeigen Schulkinder mit AD(H)S Verhaltensauffälligkeiten. Diese sind ein Hinweis auf eine beeinträchtigte Entwicklung und meist Ausdruck einer unangepassten Bewältigungsstrategie. Hinter aggressi- vem oder ängstlichem Verhalten steckt oft eine Überforderung und auch Verzweiflung des Kindes. Schule als Dauerthema In den Beratungsgesprächen bei elpos, der Fachstelle für AD(H)S, ist Schule ein Dauerthema. Eine viel geäusserte Aussage von Eltern ist, dass die Familie mit der AD(H)S des Kindes im Alltag gar nicht so grosse Probleme hätte, wenn da nur die Schule nicht wäre … Das Ziel von elpos ist es, Eltern, Bezugspersonen und Betroffene sachbezogen und individuell zu unterstützen und zu beraten. Kinder mit AD(H)S sind auf ein wohlwollendes und zuversichtliches Umfeld angewiesen. Das kann erreicht werden, wenn sich die Bezugspersonen aus den verschiedenen Lebensbereichen differenziert mit der Problematik auseinandersetzen. Die Erfahrung zeigt, dass sich ein solches Engagement für alle Beteiligten lohnt und die Kinder damit erfolgreich gefördert werden können. Für Lehrerinnen und Lehrer gibt es ein paar einfache Grundregeln und Methoden, wie der Unterricht und die Abläufe strukturiert werden können. Häufig kommen diese der ganzen Klasse zugute. Vor allem braucht ein betroffenes Kind jedoch die Gewissheit, dass es angenommen wird und in seinem Wesen akzeptiert ist. Die Beziehung und die Umgangsformen zwischen Lehrperson, Kind und Mitschü- ler/-innen ist das A und O einer gelingenden Schulkarriere. Unentgeltliche Beratung Die von elpos professionell geführte und unentgeltliche Beratung für Fragen rund um das Thema AD(H)S steht allen Personen offen, die in irgendeiner Form von der Problematik betroffen sind und/oder Rat suchen. Lehrpersonen können telefonische oder persönliche Beratung in Anspruch nehmen. Zudem ist es sinnvoll, wenn Lehrpersonen auch Eltern auf das Angebot von elpos hinweisen. Viele Eltern sind froh, auf diesem Weg den Zugang zu einer Gesprächsgruppe, zu informativen Kursen, Unterlagen sowie persönlichen fachkundigen Gesprächen zu finden. Die Fachstelle und Beratung elpos ist eine unabhängige und neutrale ADHS-Organisation, die 1974 von betroffenen Eltern zusammen mit Fachleuten als Verein gegründet wurde. Heute zählt elpos schweizweit rund 3000 Mitglieder. Mehrere Regionalvereine sind im Dachverband von elpos Schweiz zusammengeschlossen und jede Geschäftsstelle ist durch eine Fachperson vertreten und bietet Beratungszeiten an. Die Organisation wird über eine Leistungsvereinbarung mit dem Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) unterstützt und finanziert sich zusätzlich durch Mitgliederbeiträge, Spenden und Dienstleistungserträge. Text: Brigitte Lamprecht, elpos Zürich ADHS in der Schule Was bedeutet ADHS? Das hilft im Unterricht Wichtiges zum Berufseinstieg Herausgegeben von elpos Schweiz – ADHS-Organisation Beratungszeiten Mo 9.00 – 11.30 Uhr / 14.00 – 16.00 Uhr Do 9.00 – 12.00 Uhr / 15.30 – 17.00 Uhr 044 311 85 20 www.elposzuerich.ch [email protected] ZLV-Magazin 4/15 Die Publikation für Fachleute aus dem schulischen Kontext vermittelt einerseits Basiswissen zu AD(H)S, kann andererseits als Ratgeber für einen gelingenden Unterricht genutzt werden. Die Broschüre kann für CHF 25.– bei elpos bestellt werden. 19 News und Politik Tunnelbau, Mathematik und kompetenzorientierter Unterricht Seit elf Jahren unterrichtet Sandra Major an der Schule Auzelg in Zürich Schwamendingen. Ihre multikulturell gemischte Schülerschaft motivierte sie, Wege im Unterricht zu suchen, die den sprachlich benachteiligten Schulkindern gerecht werden. Ihre Praxiserfahrung und Fachkompetenz sind ins Entwicklungsteam des LP21 eingeflossen und ihr kompetenzorientiert ausgerichteter Mathematikunterricht entspricht bereits den Anforderungen des neuen Lehrplans. Gross- und kleingewachsene Schülerinnen und Schüler aus verschiedensten Herkunftsländern finden sich im Schulzimmer ein. Aus dem Stimmengewirr erschliessen sich vielfältige Sprachakzente. Sandra Major bestätigt, dass alle ihre 17 Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern Deutsch als Zweitsprache sprechen. Ausgehend von einer komplexen Mathematikaufgabe, baut sie eine Sequenz über drei Lektionen auf: Bruchrechnen am Beispiel Tunnelbau. Kooperative Lernsettings Sandra Major lässt die Lernenden regelmässig in kooperativen Lerngruppen Kompetenzorientierter Unterricht arbeiten. Die Absicht ist, dass sie sich einerseits fachlich unterstützen und andererseits sprachlich voneinander profitieren. Heute erklärt sie zuerst den geografischen Kontext, die Bedeutung und den Wortschatz zum Thema Tunnelbau. Nach der Einführung teilt sie die Klasse in Gruppen ein und erteilt einen detaillierten Arbeitsauftrag. Die Ziele sind: • Die Gruppe gestaltet ein Plakat zur Aufgabe «Tunnel-Mathematik». • Die Gruppe bereitet eine Präsentation vor. • Jedes Kind der Gruppe kann die Darstellung auf dem Plakat mathematisch korrekt erklären. In den Auftrag integriert sind die mathematischen Bereiche des neuen Lehrplans 21 «Operieren und Benennen», «Erforschen und Argumentieren» sowie «Mathematisieren und Darstellen». Nebst der Förderung der überfachlichen Kompetenzen fordert die Aufgabe rechnerisch damit heraus, dass verschiedene Grundoperationen miteinander kombiniert werden müssen und sich die Lösung der Aufgabe in mehrere Schritte gliedert. Arbeitsteilung Die Schülerinnen und Schüler sind sich gewohnt, in Lerngruppen zu arbeiten. Sie organisieren sich rasch und unkompliziert. Alle übernehmen eine Gruppenrolle, die auf Rollenkarten beschrieben und den Lernenden bekannt sind. In einer der Gruppen hat ein Schüler die Leitung übernommen. Er versucht seinen Lösungsansatz zu erklären und stösst dabei auf Resonanz. Nur eine Schülerin scheint weder die Aufgabe zu verstehen noch sich dafür zu interessieren. Sie malt gelangweilt Herzchen auf ihr Blatt. Dies ärgert die vierte in der Gruppe: «Sie macht überhaupt nichts!», zischt sie. Der Leiter kontert: «Doch, sie spielt.» Nach dem kurzen Intermezzo arbeiten sie alleine weiter. In einer andern Gruppe wird nach anfänglichen Schwierigkeiten und einigen Hilfestellungen durch Sandra Major rege diskutiert, gezeichnet und gerechnet. In einer weiteren Gruppe übernimmt eine Schülerin das Zepter und diktiert, was zu rechnen ist. Wie von der Lehrerin angeleitet, begründet sie jeden ihrer Schritte und erklärt, welchen Teilaspekt sie rechnet. Sie gibt ein schnelles Tempo vor, eine Mitschülerin kann nur schwer mithalten. Sie ist zu stark durch die schriftliche Division herausgefordert. Begleitung Während die Schülerinnen und Schüler engagiert arbeiten, notiert sich Sandra Major ihre Beobachtungen zu Arbeitsverhalten und Lernstand der Kinder. Wer versteht die Problemstellung grundsätzlich, scheitert jedoch an den Grundoperationen? Wer beteiligt sich an der gemeinsamen Lösungsfindung? Welchen Kindern gelingt es, die Teilschritte transparent zu Kompetenzorientierung ist eine wichtige Voraussetzung zur Umsetzung des Lehrplans 21. Während der letzten Jahre trafen sich Vertretungen von Verbänden des Schulfeldes, Bildungsverwaltung und die beiden Hochschulen PHZH und HfH an einer jährlichen Tagung zum Thema Kompetenzorientierung. Während dieses Austauschs entstand die Idee, dass das Projekt KoLeP 21 (Kompetenzorientiertes Lernen – Lehrplan 21) der PH Zürich eine Artikelserie in loser Folge im ZLV Magazin veröffentlicht. ZLV-Magazin 4/15 20 News und Politik Plakate einzelner Gruppen zur Berechnung eines Teilstücks oder der Gesamtlänge eines Tunnels: Auf allen Plakaten sind die Lösungswege in den Worten oder mit Skizzen der Schülerinnen und Schüler erklärt. machen? Welche Strategien könnten die Aufgabe erleichtern? Die Notizen dienen Major als Gedankenstütze und geben ihr Hinweise, woran sie Einzelne in den nachfolgenden Lektionen individuell weiter üben lassen will. In der Begleitung der Gruppen weist sie die Lernenden darauf hin, ihre Erkenntnisse miteinander zu teilen und sich die Lösungswege zu erklären. Die Gruppenleitung soll nachfragen, ob alle verstanden haben, bevor sie zur nächsten Aufgabe übergeht. Sandra Major steht erst für Fragen zur Verfügung, wenn innerhalb der Gruppe kein Kind die Antwort weiss. Mit voranschreitender Zeit zeigen mehrere Schülerinnen und Schüler Ermüdungserscheinungen: Vom vielen Multiplizieren, Dividieren, Addieren und Subtrahieren rauchen die Köpfe. Sandra Major erteilt die Erlaubnis, einen Taschenrechner zu benutzen. Ihre Begründung: «Wenn zu viel in ‹einfache› oder ‹normale› Rechnungen investiert wird, verlieren die Schülerinnen und Schüler die Konzentra- tion und die Fähigkeit, zusammenhängend zu denken. Die Rechnungen in andere Kontexte einzubauen, trainieren sie dann zu wenig.» Zurück zu den Schülerinnen und Schülern: Die Zeit zerrinnt, und noch gilt es, ein Plakat und eine Präsentation zu gestalten. Die Gruppen haben verstanden, was auf das Plakat kommen soll: «Schreib nicht einfach die Rechnung auf, zeig den ganzen Lösungsweg!» So lautet die Anweisung eines «Gestalters». Eine Schülerin ist besorgt, dass die Lehrerin ihre Präsentation nicht gut finden könnte, wenn nicht alle Gruppenmitglieder die Aufgabe erklären können. Richtig, sie hat die Zielvorgaben des Auftrags im Kopf. Präsentation «Wir haben gut zusammengearbeitet und haben fast immer Hochdeutsch gesprochen. Zu Beginn hatten wir etwas Mühe, dann hat Nadine die Aufgabe erklärt», so eine Aussage in der Präsentation zum Aspekt Zusammenarbeit. Sandra Major gibt nach jeder Präsentation ein ausführliches Feedback zur Zusammenarbeit in der Gruppe, zur korrekten Lösung der Rechenaufgabe, der Leistung einzelner Schülerinnen und Schüler usw. Ihre Rückmeldungen fallen unterschiedlich aus: «Ihr wart ein Team, ihr habt das wirklich zusammen gerechnet und habt die Lösungen zusammen gefunden», lobt sie eine Gruppe. «Nur jemand hat bei euch nicht mitgearbeitet, das ist schade, auch ihre Hilfe wäre sicher gefragt gewesen», wertschätzt sie die Arbeit der Gruppenmitglieder, die sich durch ihre Mitschülerin nicht unterstützt fühlten. Für die individuelle Reflexion führen die Schülerinnen und Schüler ein Lerntagebuch, in dem sie ihre persönlichen Leistungen des Tages bewerten. Sandra Major unterzeichnet die Einträge und fügt allfällige Korrekturen an. Aufbauarbeit Seit zwei Jahren arbeitet Major mit ihrer Klasse regelmässig in kooperativen Lernformen. Mit weniger komplexen Aufgabenstellungen und konsequenter Anleitung hat sie ihre Schülerinnen und Schüler an die Arbeitsweise herangeführt. «Es steckt viel Aufbauarbeit dahinter. Je mehr man den Unterricht öffnet, desto vielfältiger sind die Lernwege und -schritte der Schülerinnen und Schüler. Das ist einerseits spannend, anderseits muss ich es aushalten, dass nicht immer alle am Gleichen sind», meint Major. Text und Fotos: Christine Weilenmann, PHZH ZLV-Magazin 4/15 21 News und Politik Splitter aus der Geschäftsleitung gespräche wichtig, um den Stufenwechsel optimal zu gestalten. Jubiläums-Fotoshooting am Bahnhof Oerlikon Bei wunderschönem Wetter trafen sich alle Mitglieder der Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle am Bahnhof Oerlikon zum JubiläumsFotoshooting. Der zurzeit im Umbau befindliche Bahnhof bot mit dem Baustellenumfeld einen idealen Hintergrund, um die Vision des ZLV zu veranschaulichen. Denn die Bildungslandschaft gleicht oft auch einer Baustelle, auf welcher der ZLV unermüdlich wirkt – immer mit dem Ziel, das Beste für die Lehrpersonen herauszuholen. WLAN an den Schulen Geschäftsleitung und Geschäftsstelle werden öfter von Firmen angefragt, ob sie sich als Vermittler für WLAN-Angebote an öffentlichen Schulen einsetzen könnten. Dies gehört jedoch nicht zu den Aufgaben von Geschäftsleitung und Geschäftsstelle. Die Firmen müssen die Schulen mit ihrem Angebot direkt anschreiben. Stufenwechsel optimieren Das Wechseln in die nächsthöhere Schulstufe ist für alle Beteiligen eine Herausforderung – Für die Schülerinnen und Schüler wie für die Lehrpersonen. Die Lehrpersonen der abnehmenden Stufe erwarten, dass sie auf den entsprechenden Basiskompetenzen aufbauen können. Manchmal fehlen diese allerdings. In solchen Fällen und generell sind ein stufenüberschreitender Dialog und KlärungsZLV-Magazin 4/15 Wirkungsvoll Die Qualität der Beziehung zwischen Schule und Elternmitwirkungsgremien ist entscheidend für den Erfolg der Elternmitwirkung. Grundlage jeder Zusammenarbeit ist die gegenseitige offene und klare Information. Auf Klassenebene sind dafür die Lehrpersonen verantwortlich, die ihrerseits auf eine aktive Kommunikation seitens der Eltern oder Erziehungsberechtigten angewiesen sind. Auf der Stufe der Schule liegt die Verantwortung bei der Schulleitung und den Elternrats-Delegierten. Eine funktionierende Elternmitwirkung ist nur möglich, wenn beide Seiten ihre Verantwortung partnerschaftlich und respektvoll wahrnehmen. Um diesen Prozess zu erleichtern und zu fördern, hat die ZLV-Geschäftsleitung zusammen mit dem Verband der Elternmitwirkung (KEO) ein Merkblatt erarbeitet. (www.zlv.ch > Politik > Positionspapiere) Entwicklungspotenzial beim Mathematik-Lehrmittel der Sekundarstufe Seit dem Schuljahr 2013/14 unterrichten alle Sekundarschulen mit dem Mathematik-Lehrmittel des Zürcher Lehrmittelverlags. Es hat einen handlungsorientierten Ansatz, der es den Lehrpersonen ermöglicht, mit den Schülerinnen und Schülern die Themen wirkungsvoll zu erarbeiten; veraltete Themen wie Mengenlehre sind ausgelassen. Die Erfahrungen zeigen, dass das Lehrmittel für rund 20 Prozent der Jugendlichen nur bedingt einsetzbar ist. Der ZLV sieht diesbezüglich ein Verbesserungs – und Entwicklungspotenzial und hat dies dem Lehrmittelverlag kommuniziert. Mehrkosten In einem neu erarbeiten Positionspapier hält der LCH fest, die Kantone sollten die Integration fördern, indem sie Sonderklassen zugunsten der integrativen Förderung abschaffen. Durch die Integration von Kindern mit Behinderungen in der Volksschule lassen sich die Kosten im Sonderschulbereich senken. Der Umstellungsprozess funktioniert allerdings noch ungenügend und muss nachhaltig eingefordert werden. Das LCH-Positionspapier enthält Gelingensbedingungen, die ein Instrumentarium für Schulen und Lehrspersonen bilden. Die Mitgliedsorganisationen können damit unter anderem ihr Integrationssystem bewerten. (www.lch. ch>Positionspapiere) Bienvenue Der Zürcher Lerhmittelverlag erarbeitet ein neues Fanzösisch-Lehrmittel für die 5. und 6. Klasse. «Dis donc» orientiert sich am Lehrplan 21 und unterstützt einen aufgaben- und handlungsorientierten Unterricht. Die Aufgaben nehmen Bezug auf die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, so dass ihr Interesse an der Sprache über die behandelten Themen gestärkt wird. Das Lehrmittel wurde in Zusammenarbeit mit Lehrpersonen, Schüler/-innen der Zielstufe sowie mit Expert/-innen entwickelt. Gut vernetzt Der Bildungsrat hat das Mandat und die Zusammensetzung der bildungsrätlichen Kommission «Fachstelle für Schulbeurteilung» für die Amtsdauer 2015 bis 2019 erneuert. Der ZLV entsendet Frau Hannelore Olbrich in die Kommission. Sie ist 45 Jahre alt und wohnt in Greifensee, war Klassenlehrperson und arbeitet seit vier Jahren als schulische Heilpädagogin in Ebmatingen. Hannelore Olbrich wird die Anliegen des ZLV in der bildungsrätlichen Kommission kraftvoll vertreten. Keine Lösung Da sich bei den Fremdsprachen auf der Primarstufe keine Lösung abzeichnet, unterstützt der ZLV die Initiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe». In der Absprache mit dem Intiativkomitee wird der Verband zwei Mitglieder der Geschäftsleitung in das Initiativkomitee delegieren. Das ZLV-Sekretariat wird gegebenenfalls die Abstimmungskampagne koordinieren. Rahel Küng, Mitglied Geschaftsleitung 22 News und Politik Die Delegierten sagen Ja! Pausengespräch: Lilo Lätzsch und Walter Bircher. Geburtsstunde einer neuen Sektion An der ordentlichen Delegiertenversammlung 2014/2015 wurde die Gründung einer neuen Sektion beschlossen. Marion Heidelberger, Vizepräsidentin LCH, begrüsste im Namen des Dachverbands und berichtete kurz über die aktuellen Geschäfte des LCH. Lilo Lätzsch ging in ihrer kurzen EröffInsgesamt 44 stimmberechtigte Delegierte nungsrede auf die aktuellsten und wichbesuchten am 24. Juni die ordentliche De- tigsten Geschäfte des ZLV ein. Lehrlegiertenversammlung 2014/2015 des plan 21, Sparmassnahmen, Berufsauftrag, ZLV. Präsidentin Lilo Lätzsch freute sich, Lehrpersonenmangel im Kindergarten Walter Bircher, Rektor der PHZH, Gabri- sind nur ein paar Beispiele aus den vielen ela Kohler, Präsidentin KEO, Moritz Stutz Themen. und Mariann Hadad, Vorstand VSLZH, Das wichtigste Geschäft an der diesjähriund Marion Keller, ZAL , als Gäste zu be- gen DV war die Gründung der neuen Sekgrüssen. tion Schulumfeld. Mit der Zustimmung der Delegierten kann der ZLV nun auch Mitglieder aufnehmen, die an einer Schule tätig sind, aber nicht im Rahmen der Lektionentafel unterrichten. Die ordentlichen Geschäfte gaben wenig zu reden. So wurden Jahresrechnung und Budget einstimmig angenommen. Die Mitgliederbeiträge bleiben unverändert. Der ZLV feiert im Schuljahr 2015/2016 sein 20-Jahr-Jubiläum. Für Feierlichkeiten und Anlässe wurde ein grosser Betrag budgetiert. Man wird das Jubiläumsjahr nutzen, um den ZLV positiv zu präsentieren und Nachfolgerin oder Nachfolger für ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch gesucht. ZLV-Magazin 4/15 so neue Mitglieder zu gewinnen. Zum Abschluss des Jubiläumsjahrs wird der ZLV wieder am Züri Fäscht aktiv dabei sein. Alle werden von den verschiedenen Angeboten profitieren können. Auch Funktionäre und Schulhausvertreterinnen und -vertreter sollen für ihr Engagement belohnt werden. Bereits ein Jahr im Voraus müssen die Wahlen für die Amtsperiode 2016 bis 2020 durchgeführt werden. Die gesamte Geschäftsleitung stellt sich nochmals zur Verfügung. Die Präsidentin betont jedoch eindringlich, dass sie nicht beabsichtigt, die Amtsperiode zu beenden. Ziel ist es, neue Gesichter für die Geschäftsleitung zu finden und das Amt in gute Hände zu übergeben. Georgina Bachmann hat beschlossen, ihr Amt in der Geschäftsleitung nach der einjährigen Familienpause nicht wieder aufzunehmen. Lilo Lätzsch dankt ihr für sieben Jahre wertvolle Tätigkeit für den ZLV mit den besten Wünschen für die Zukunft. Im Weiteren wurden mit bestem Dank für ihr Engagement verabschiedet: • Bruno Dütsch, Mitglied SPK/Leitung Sektion Stadt Zürich • Renate Vecsei, Mitglied PK • Annemarie Egloff, Co-Leitung Sektion SHP • Susanne Suter, Co-Leitung Sektion SHP Text: Jolanda Pongelli; Fotos: Federica Vino 23 News und Politik Der ZLV unterstützt die Fremdspracheninitiative – die Gründe Nach langem Ringen stellt sich der ZLV klar hinter die Initiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe». Der Entscheid richtet sich nicht grundsätzlich gegen zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe. Ausschlaggebend war vielmehr, dass die Politik nicht bereit ist, die Rahmenbedingungen für das Gelingen dieses Weges zu schaffen. In einer Umfrage votierten deshalb rund drei Viertel der teilnehmenden ZLV-Mitglieder für nur noch eine Fremdsprache – ein klares Verdikt. Zum Schluss fiel die Entscheidung leicht: Der ZLV unterstützt die Initiave «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» und macht sich nun daran, Stimmen dafür zu sammeln. Bevor die Geschäftsleitung den Entscheid fällte, diskutierte der Verband das Thema über längere Zeit auf verschiedensten Ebenen sehr intensiv. «Wir haben uns die Sache nicht einfach gemacht, weil sie von grosser Tragweite ist», sagt Geschäftsleitungsmitglied Kurt Willi. In der Geschäftsleitung setzte sich über die letzten Jahre immer eine Mehrheit für zwei Fremdsprachen in der Primarstufe ein. Wer kann schon dagegen sein, dass die Kinder mehr lernen? Und wer weiss nicht, wie wichtig Sprachen sind? Letztlich ging es auch darum, Erfahrungen zu sammeln und der Lösung mit zwei Fremdsprachen Zeit zu geben, sich zu entwickeln. Doch die Verbandsgremien – unter ihnen die Geschäftsleitung – mussten feststellen, dass die Entwicklung in die falsche Richtung ging. Als sich die Anfangsbefürchtungen bestätigten, dass erfolgreicher Unterricht in zwei Fremdsprachen mehr personelle und finanzielle Ressourcen benötigen würde, geschah von Seiten der Politik nichts. Schon vor dem Schuljahr 2014/15 spürte man deshalb in den SchuZLV-Magazin 4/15 len und bei den Lehrpersonen wachsenden Unmut in Sachen Fremdsprachenunterricht. Vor wenigen Monaten ergab dann eine Umfrage bei den ZLV-Mitgliedern ein sehr klares Verdikt: Über 75 Prozent der Antwortenden wollen auf der Primarstufe nur noch eine Fremdsprache. Schlechte Rahmenbedingungen gaben den Ausschlag Die Geschäftsleitung legt grossen Wert auf die Feststellung, dass die Unterstützung der Initative letztlich die Folge der schwierigen Rahmenbedingungen ist. Aufwand und Ertrag stehen im keinem Verhältnis zueinander. Selbstverständlich ist der Lerneffekt für die Kinder nicht null – doch dies rechtfertigt den Einsatz substanzieller Mittel nicht. Es ist besser, die vorhandenen Mittel in der Primarstufe auf eine Fremdsprache zu konzentrieren und den Schülerinnen und Schülern in dieser zu einem Erfolgserlebnis zu verhelfen. Dies hilft dann auch dabei, in der Sekundarstufe die zweite Fremdsprache einzuführen. Bevor der ZLV sich entschloss, die Initiative zu unterstützen, prüfte er verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten und versuchte aktiv, Partner für einen anderen Weg zu finden. Wie könnten bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden? Ist es denkbar, mit der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren eine Lösung zu definieren? Könnte eine Zusammenarbeit mit Nachbarkantonen einen Ausweg darstellen? Leider führte keine dieser Abklärungen und Kontakte weiter – Kompromissbereitschaft war nirgends zu spüren. Die Haltung der Lehrpersonen ist eindeutig Als es dann um den Entscheid ging, ebnete trotz vieler noch offener Fragen ein Votum den Weg zugunsten der Initiative: «Was ist die Kernaufgabe des ZLV?» Die Antwort: Der ZLV ist der Berufsverband der Volksschullehrpersonen. Für diese setzt sich der Verband ein, indem er die Initiative unterstützt – mit der Legitimation des erwähnten, sehr klaren Resultats der Mitgliederbefragung. Es bleibt zu hoffen, dass die nun entstehende Dynamik rund um die Initiative dazu führt, dass sich konstruktive Kräfte finden, die gemeinsam eine tragfähige Lösung mitgestalten können. Text: Lilo Lätzsch Willkommen Murat Zairi ist seit August 2015 der neue Lernende des ZLV. Er wird die Ausbildung als Büroassistent EBA bei uns absolvieren und schon bald das Sekretariat tatkräftig unterstützen. Wir wünschen ihm viel Freude im Berufsalltag. 24 News und Politik Der neue Berufsauftrag kommt definitiv Am 24. August 2015 hat der Kantonsrat den neuen Berufsauftrag für die Lehrpersonen der Volksschule endgültig beschlossen. Er tritt auf das Schuljahr 2017/18 in Kraft. Was bringt dieser Berufsauftrag? Erstmals leisten die Lehrpersonen eine Jahresarbeitszeit von brutto 2184 Stunden. Bei einem Ferienanspruch von vier Wochen werden davon 168 Stunden abgezogen, für die Feiertage nochmals 84 Stunden. So ergibt sich eine Nettoarbeitszeit von 1932 Stunden. Die Tätigkeit als Lehrperson wird in verschiedene Gebiete aufgeteilt: Für das Unterrichten werden pro Wochenlektion 58 Jahresstunden angerechnet, für die Funktion als Klassenlehrperson 100 Stunden, für den Teil Zusammenarbeit 50 Stunden, für den Anteil Schule 60 Stunden und für die Weiterbildung 30 Stunden. Für die drei letzten Bereiche muss die Lehrperson eine Arbeitszeiterfassung führen. So ergibt sich ein Restteil von 68 Stunden, über den die Schulleitung verfügen kann. Natürlich haben über 50-jährige Lehrpersonen Anrecht auf fünf Wochen Ferien. Bei ihnen beträgt der flexible Teil nur noch 26 Stunden. Alle diese Zahlen gelten für ein 100-Prozent-Pensum, bei Teilzeitarbeit reduzieren sie sich anteilsmässig. Der Berufsauftrag gibt der Schulleitung die Kompetenz, für besondere Aufgaben die Stundenzahlen in den Arbeitsbereichen Schule, Zusammenarbeit und Weiterbildung für einzelne Lehrpersonen zu verschieben. Leider gibt es auch Tendenzen im Schulfeld, die für einzelne Fächer weniger Jahresstunden als 58 pro Wochenlektion einsetzen wollen. Der ZLV wird sich aber gemeinsam mit den anderen Lehrpersonenverbänden vehement dagegen wehren. Es kann ja nicht sein, dass jetzt ein Basar über die Wertigkeit der einzelnen Schulfächer entsteht. Dies war auch nie die Absicht bei der Entstehung des Berufsauftrags. Positive und negative Jahresarbeitssaldi können unter bestimmen Umständen auf das nächste Jahr übertragen werden, wobei nicht mehr als 300 Überstunden und 50 Negativstunden berücksichtigt werden. Klar ist, dass Lehrpersonen ohne Klassenlehrerfunktion in Zukunft mehr Arbeit im Bereich des flexiblen Teils leisten müssen. Die Schulleitungen erhalten mit dem neuen Berufsauftrag die sicher nicht immer leichte Aufgabe, die Arbeiten richtig zu verteilen. Sie stehen in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeitenden nicht überbelastet werden. Der ZLV begrüsst den neuen Berufsauftrag ausdrücklich, ist sich aber bewusst, dass er keine Entlastung bringt. Hingegen kann die Arbeitszeit der Lehrpersonen erstmals richtig erfasst werden. So wird es möglich sein, Überbelastungen auch zu dokumentieren und Abhilfe zu verlangen. Text: Kurt Willi Weitere Infos: Neu definierter Berufsauftrag, VSA vom 18.3.2015 ZLV-Apéro mit Parlamentarier/-innen Dieses Jahr war der traditionelle Apéro mit den Kantonsrätinnen und Kantonsräten am 31. August angesetzt. Über 30 Politiker/-innen quer durch alle Parteien folgten der Einladung der GL und fanden sich in und vor dem «Zentrum Karl der Grosse» ein. Dessen Team verstand es, mit kleinen Köstlichkeiten und viel Gastfreundschaft eine einladende Atmosphäre zu schaffen, um sich gegenseitig kennenzulernen und um sich angeregt zu unterhalten. Persönlich fand ich den Austausch über den Berufsauftrag und den Lehrplan 21 sehr wertvoll und spannend. Zusätzlich brachte das GL-Mitglied Christian Hugi mit seinem kurz und prägnant vorgetragenen Referat zum Thema «Chancen und Grenzen der Integration» ein weiteres höchst aktuelles Thema auf den Tisch. Mein persönliches Fazit lautet deshalb: Um bei bildungspolitischen Prozessen inZLV-Magazin 4/15 nerhalb des Kantonsparlaments eine starke Wahrnehmung und Gewichtung zu erzielen, ist ein reger Austausch mit dessen Mitgliedern unabdingbar und somit der jährliche ZLV-Apéro goldrichtig. Text: Daniel Rutz; Foto: Federica Vino 25 Recht Sans-Papiers-Kinder: Lehrpersonen müssen keine Meldung machen Öffentliche Schulen müssen alle in der Schweiz lebenden Kinder unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus – also auch Sans-PapiersKinder – einschulen. Für diese ist die Schule aus kinderrechtlichen Gründen ein geschützter Raum. Im Kanton Zürich gilt explizit, dass Schulen und Lehrpersonen den Einwohnerbehörden keine Meldung über Sans-Papiers-Kinder erstatten müssen. Eine Broschüre gibt umfassend Auskunft über den Umgang mit solchen Kindern. In der Schweiz leben Schätzungen zufolge zwischen 70 000 und 300 000 Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Sie werden «Sans-Papiers» genannt, da sie über keine gültigen Dokumente verfügen, die ihnen erlauben, in der Schweiz zu leben. Dabei kann es sich zum Beispiel um Touristinnen und Touristen handeln, die nach dem Ablauf eines Visums einfach im Land geblieben sind, um abgewiesene Asylbewerber, die nicht ausgereist sind, oder auch um Personen, deren Aufenthaltsbewilligung nach einer Scheidung verfallen ist. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen ohne Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz ist besonders schwer zu schätzen: Es dürften jedoch deutlich über 10’000 sein. Typischerweise leben Sans-Papiers in grossen Agglomerationen und Städten, wo sie in der Masse untertauchen können – also zum Beispiel im Kanton Zürich. Was passiert nun, wenn solche Sans-Papiers-Kinder in die Schule kommen? Auf der Basis der Schweizer Verfassung und der internationalen Verpflichtungen, die das Land eingegangen ist, haben alle in der Schweiz lebenden Kinder unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus das Recht auf Schulunterricht und Bildung. Dies gilt von und mit Kindergarten bis zum abgeschlossenen 9. Schuljahr. Die nationale Erziehungsdirektorenkonferenz hat dies mehrfach bestätigt, und auch in Zürich liegt eine entsprechende Richtlinie der Bildungsdirektion vor. Doch was bedeutet dies in der Praxis? Wie verhält sich eine Lehrperson der Zürcher Volksschule konkret, wenn sie von einem Kind oder den Eltern erfährt, dass ein Schüler oder eine Schülerin keine gültigen Dokumente hat und illegal im Land lebt? Um das Recht auf Bildung für die SansPapiers-Kinder nicht infrage zu stellen, dürfen die Schulen auf keinen Fall Daten der Kinder an die Einwohner- und Migrationsbehörden weitergeben. Lehrpersonen und Schulleitungen haben deshalb keine Meldepflicht, sondern sind gehalten, mit ihrem Wissen sorgsam umzugehen und möglichst wenige Personen einzuweihen. Dennoch gibt es im Alltag rund um die Sans-Papiers-Kinder immer wieder viele Fragen – von der (nicht-existierenden) Meldepflicht bis zu praktischen Überlegungen. So haben etwa Sans-Papiers-Kinder oft Angst, wenn ein Verkehrspolizist in die Klasse kommt. Ein Problem stellt sich auch, wenn eine Klassenreise über die Grenze angesagt ist. In solchen Situationen informiert eine kürzlich erschienene Broschüre der Beratungsstelle «Sans Papiers» (siehe unten). Bei konkreten Fragen hilft jederzeit auch die Rechtsauskunft des ZLV weiter. Die Broschüre «Sans-Papiers-Kinder in der Schule» finden Sie auf der Website www.sans-papiers.ch > Kampagnen und Projekte > Kein Kind ist illegal > Downloads Schutz der Privatsphäre von Lehrpersonen und Schulleitungen in Schulpflegesitzungen Die Lehrpersonen haben ein Recht darauf, mit beratender Stimme an Sitzungen der Schulpflegen vertreten zu sein. Diese für alle Seiten sinnvolle Regelung ist im Gemeindegesetz des Kantons Zürich festgehalten. Die in die Schulbehörden delegierten Mitglieder des Lehrkörpers tragen eine grosse Verantwortung, da sie Einblick in die verschiedensten Geschäfte erhalten. Bei datenschützerisch heiklen und sensiblen Traktanden – insbesondere in Personalfragen – kann die Schulbehörde die Vertretung der Lehrpersonen und der Schulleitungen einschränken. Festgehalten ist dies in Artikel 81 Abs. 5 des Gemeindegesetzes (GG, LS 131.1). Der Paragraf besagt, dass dieser Punkt in der Gemeindeordnung der Schul- oder EinZLV-Magazin 4/15 heitsgemeinde geregelt werden kann. Konkret heisst es im Gemeindegesetz: «Die Gemeindeordnung regelt die Teilnahme einer Vertretung der Lehrpersonen und der Schulleitungen mit beratender Stimme an den Sitzungen der Schulpflege. Das Teilnahmerecht kann für einzelne Beratungsgegenstände ausgeschlossen werden.» Für die einzelne Aufsichtskommission einer Schuleinheit als Ausschuss der zuständigen Schulpflege gilt diese Regelung im gleichen Sinne. Zur Anwendung gelangt sie meistens, wenn es um Personalfragen geht, wenn also Geschäfte anstehen, in denen es um Teamkolleginnen und -kollegen der Lehrpersonenvertretungen geht. Da die Lehrpersonenvertre- tungen keine Führungsaufgabe innehaben, ist diese Ausschlussregelung auch funktional problemlos handhabbar. Bei Schulleitungsvertretenden ist dies anders. ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch schreibt in loser Folge über Rechtsfragen, die den Schulalltag betreffen. 26 Kinder beschenken sich gegenseitig Im Rahmen des Jubiläums möchte sich der ZLV für Armutsbetroffene im Kanton Zürich engagieren. Gemeinsam mit youngCaritas Zürich unterstützen und fördern wir aktiv ein etabliertes Projekt: die «Geschenk-Tausch-Aktion». Runde Geburtstage sind wohl ohne Frage die wichtigsten aller Ehrentage, deshalb hat der Verband aus einem Tag gleich ein ganzes Jahr gemacht. Unser Jubiläumsjahr! Allerdings ruht sich der ZLV jetzt nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern setzt sich weiterhin konsequent und engagiert für den Lehrberuf und für die Interessen seiner Mitglieder ein. Und darüber hinaus! Denn unser Jubiläumsjahr bringt eine ganze Reihe vielversprechender Aktivitäten mit sich. Entstanden ist eine weitere Zusammenarbeit mit youngCaritas Zürich. Hier lässt sich der Jubilar nicht etwa beschenken, sondern rückt das Thema «Schenken» bzw. «Schenken für mehr Solidarität» in den Vordergrund und richtet ein besonderes Augenmerk auf das Thema Armut in der Schweiz. Im Rahmen des Jubiläums möchte sich der ZLV für Armutsbetroffene im Kanton Zürich engagieren und Kinder und deren Eltern zu diesem Thema sensibilisieren. Gemeinsam mit youngCaritas Zürich ZLV-Magazin 4/15 unterstützen und fördern wir aktiv ein etabliertes Projekt, das uns am Herzen liegt und bei dem Kinder ausnahmslos die Hauptakteure sind: Die «Geschenk-Tausch-Aktion» – ein Projekt von youngCaritas Zürich für Kinder mit und ohne Armutsbetroffenheit im Kanton. Bei der Geschenk-Tausch-Aktion beschenken sich Kinder gegenseitig, indem sie nach einem klugen System ihre noch gut erhaltenen Spielzeuge tauschen: zwei abgeben, eins bekommen. Den Überschuss an Spielzeugen erhalten armutsbetroffene Familien. Etwa 20 000 Kinder und Jugendliche leben mit ihren Familien im Kanton Zürich in Armut. Noch einmal so viele leben in prekären Verhältnissen. Armutsbetroffenen fehlt oftmals ein tragfähiges Netz. Soziale und kirchliche Institutionen und Schulen im Quartier bieten sich als Orte des Brückenschlags und des gegenseitigen Austauschs an. Caritas Zürich setzt sich deshalb seit Jahren gemeinsam mit diesen Partnern für armutsbetroffene Familien ein. schulen und Sozialbehörden. Die Aktion wird von den Aktionspartnern vor Ort mit Freiwilligen, Jugendgruppen und weiteren lokalen Partnern umgesetzt. Im Vorfeld der Aktion setzen sich Kinder im Kindergarten, im Schul- oder im kirchlichen Religionsunterricht mit dem Thema Armut in der Schweiz auseinander. Während der Aktion erproben sie solidarisches Handeln. Die Kinder geben an ver- Hörnli-Haus 970 m ü. M., 30 Minuten unter dem Hörnli-Gipfel (Tösstal, ZH) ● ● ● ● ● ● Wie funktioniert die Aktion? Die Geschenk-Tausch-Aktion richtet sich an Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren sowie an Verantwortliche von Fachstellen und Institutionen wie Pfarreien, Kirchgemeinden, Kindergärten, Primar- ● 28 Betten in 5 Räumen separates «Stöckli» mit 4 Betten gut eingerichtete, praktische Küche grosser Ess-/Aufenthaltsraum 3 Waschräume mit Dusche/WC grosser Spielraum (mit Ping-Pong-Tisch) Spielwiese, Terrasse Reservation/Informationen Cevi Sekretariat Winterthur-Schaffhausen Tel. 052 212 8012 / [email protected] www.hoernlihaus.ch 27 News und Politik schiedenen Sammelstellen im Kanton Zürich zwei gebrauchte, noch gut erhaltene Spielzeuge ab und erhalten im Gegenzug einen Bon, den sie im Dezember am grossen Tauschtag gegen ein «neues» Spielzeug eintauschen können. Durch den Eintausch (2 für 1) entsteht ein Überschuss an Spielsachen, der es armutsbetroffenen Familien erlaubt, mit dabei zu sein. Sie werden von Sozialbehörden und anderen Partnern an den Tauschtag eingeladen und erhalten einen Bon für ein Spielzeug, ohne selbst etwas abgeben zu müssen. Was bewirkt die Aktion? Am grossen Geschenk-Tausch-Tag vom 9. Dezember begegnen sich Kinder aus wirtschaftlich starken Familien und solche aus armutsbetroffenen Familien. Sie erleben, dass Teilen und Tauschen Spass macht und dass Solidarität schon darin besteht, sich gegenseitig mit Kleinigkeiten zu unterstützen. Zusätzlich wird ange- strebt, dass Pfarreien, Kirchgemeinden, Sozialstellen, Gewerbe und Schulen zusammenarbeiten. Das gemeinsame Engagement verschiedener Organisationen stärkt das soziale Netz in der Gemeinde und bietet armutsbetroffenen Familien die Möglichkeit zur Teilhabe und zur Vernetzung mit sozialen Institutionen vor Ort. Die Aktion sensibilisiert Kinder und ihre Bezugspersonen, lokale Partner sowie die breitere Öffentlichkeit zum Thema Armut und lehrt den sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Mitmachen Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren sind eingeladen, an verschiedenen Sam- melstellen im Kanton Zürich zwischen 17. November und 5. Dezember 2015 zwei noch gut erhaltene Spielzeuge abzugeben. Sie erhalten einen Bon, mit dem sie am grossen Tauschtag vom 9. Dezember ein Spielzeug bekommen. Den Überschuss an Spielzeugen erhalten Kinder aus wirtschaftlich schwächeren Familien als Weihnachtsgeschenk. Wir möchten insbesondere Lehrpersonen der Kindergarten- und Primarstufe dieses Projekt ans Herz legen. Sensibilisieren Sie Ihre Schüler und Schülerinnen zum Thema Armut und motivieren Sie sie sowie Elternorganisationen, an der Geschenk-Tausch-Aktion mitzumachen. Mehr erfahren Sie auf www.zlv.ch > Geschenktauschaktion oder persönlich via ZLV-Sekretariat, Tel. 044 317 20 50. Alle Partner und Aktionsorte finden Sie hier: www.geschenktauschaktion.ch Text: Isabelle Morgese; Fotos: zvg WEITERBILDUNG UND BERATUNG Beratungstelefon 043 305 50 50 Mo–Fr 15–18 Uhr www.phzh.ch/bit MSc in Engineering FH, Abschluss 2029 Das Technorama ist einer der grössten ausserschulischen Lernorte der Schweiz, nicht nur für clevere Girls. Jetzt das grosse WorkshopAngebot in den neuen Laboren entdecken! Täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. www.technorama.ch ZLV-Magazin 4/15 28 News und Politik Talentbühne am Züri Fäscht vom 1. bis 3. Juli 2016 Lust mitzuwirken? Das ZLV-OK des Züri Fäscht lädt dich und deine Schüler und Schülerinnen herzlich ein, am Züri Fäscht 2016 mitzuwirken. Ihr präsentiert: Musical Gesang Akrobatik Tanz Konzert (Rock, Klassik, …) anderes? Wir bieten: gedeckte Bühne (3 auf 6 m) mit technischer Infrastruktur prächtige Altstadtkulisse (St.-Peter-Hofstatt) Aufnahme ins Festprogramm mit TOP-Platzierung in der Reihenfolge der Anmeldung Seid ihr auch dabei? Also, los! Anmeldetalon und weitere Infos auf unserer Homepage www.zlv.ch herunterladen! Das ZLV-OK des Züri Fäscht freut sich auf euch! ZLV-Magazin 4/15 29 ZKM Prof. Dr. Roland Reichenbach, einer der drei Hauptreferenten, voll im Element … Der Präsident der ZKM, Harry Huwyler, konzentriert vor der Eröffnungsrede der Tagung 2015. ZKM-Tagung: Thematisch am Puls Der 9. 9. ist normalerweise ein Heiratsdatum. Nicht aber für die 1200 Lehrpersonen vom Kanton Zürich, welche dieses Jahr die ZKM-Tagung besuchten. Längst hat sich die ZKM-Tagung als Weiterbildungs-Grossveranstaltung etabliert, die nicht exklusiv den Mittelstufenlehrpersonen vorbehalten ist. Decken doch die Themen der Referate und Workshops die Interessen und Anliegen aller Schulstufen ab. So verwundert es auch nicht, dass dieses Jahr über 150 Kindergärtnerinnen an der Tagung teilnahmen, wie Co-Tagungsleiterin Susanne Köfer erfreut festhält. Wie am Schnürchen Überhaupt ist sie mit dem Verlauf der Tagung sehr zufrieden. «Alles hat wie am Schnürchen geklappt, obwohl der Zulauf enorm war. Einzige erwähnenswerte Panne war die Verspätung eines Referenten. Wir haben aber sofort reagiert und den Vortrag von Michael Winterhoff in den betreffenden Hörsaal übertragen lassen, so dass niemand lange warten musste.» Dessen Referat sei das Highlight des Tages gewesen, wie die Tagungsleiterin aus den zahlreichen positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden schliesst. Spannend und humorvoll Im Lichthof, während der Kaffeepause, hörte man da und dort begeisterte Stimmen: «Der Vortrag von Dr. Winterhoff war genial!» – «Das war sehr spannend und humorvoll vorgetragen.» – «Es ist toll, dass es einmal im Jahr einen Anlass für alle Lehrpersonen gibt.» – «Ich freue mich jedes Mal wieder, ehemalige Kolleginnen und Kollegen zu treffen.» Einzig an der Qualität der Live-Übertragung in andere Hörsäle wird Kritik geübt. In der Tat waren Bild und Ton nicht in allen Hörsälen optimal eingestellt. Allerdings darf das nicht der Tagungsleitung angelastet werden. Sie hat einen enormen organisatorischen Aufwand betrieben, um für über 1200 Lehrerinnen und Lehrer einen anregenden Weiterbildungstag auf die Beine zu stellen. Grosses Lob ZLV-Magazin 4/15 erhielt sie dann auch vom verspäteten Referenten, der seiner Bewunderung Ausdruck verlieh, wie ruhig die Tagungsorganisatoren auf die Situation reagiert hätten: «Die Welt in Stücken, aber die ZKM bleibt ganz.» Kinder sind Kinder, keine Partner Es ist der ZKM – einmal mehr – gelungen, spannende Themen von hoher Aktualität in den Brennpunkt zu stellen. Drei prominente Referenten regten zum Nachdenken an. Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff aus Bonn äusserte seine grossen Sorgen um eine enorme Zahl von Kindern und Jugendlichen, die psychisch auf der Stufe eines 18 Monate alten Kindes stünden und es nicht schafften, sich in der Schule und der Arbeitswelt zu integrieren. Die Ursache sieht Winterhoff in einer gravierenden Beziehungsstörung vieler Eltern gegenüber ihren Kindern. Kinder würden als Partner behandelt, und die Erwachsenen glaubten, dass Erziehung durch Reden gelingen könne. Kinder führen und leiten Solche Kinder und Jugendlichen entwickeln kein Unrechtsbewusstsein und keine Empathie. Sie können die Konsequenzen ihres Tuns nicht abschätzen und verfügen über eine bescheidene Frustrationstoleranz. Michael Winterhoff empfiehlt jeweils den betreffenden Eltern regelmässige und langdauernde Waldspaziergänge, allein und ohne Mobiltelefon, um selber zur Ruhe zu kommen und Distanz zu gewinnen. Lehrpersonen können den Kindern helfen, indem sie im Unterricht viel Zeit für Abläufe verwenden und Rituale einführen. Es ist wichtig, so Winterhoff, dass die Lehrpersonen die Kinder stetig anleiten. Um die Kinder zu «retten», ist personenzentriertes Arbeiten nötig, Lernlandschaften und selbstbestimmtes Lernen dagegen bedeuten Überforderung. Nöte der Jungen ernst nehmen Der Geistes- und Sozialwissenschaftler Walter Hollstein legte dar, welche Probleme die Jungs heutzutage haben: Die Gesell- 30 ZKM Die Teilnehmer/-innen nützen rege den Austausch, auch an den zahlreichen Ständen der Lehrmittel-Aussteller im Lichthof. schaft habe die männliche Wirklichkeit verändert, halte aber dennoch traditionelle Rollenerwartungen aufrecht. Oft fehlten die männlichen Vorbilder, weswegen Buben und junge Männer sich in virtuelle Welten zurückzögen. Hollstein verlangt eine Geschlechterpolitik, welche die Nöte und Probleme der Jungs zur Kenntnis nimmt, damit die Zukunftsbilder bei Frauen und Männern künftig besser übereinstimmen. Wissen macht Freude In seinem sehr unterhaltsamen Referat befasste sich der Erziehungswissenschaftler Roland Reichenbach mit dem Lehrplan 21 und brach eine Lanze fürs Wissen und Trainieren. «Zuerst muss Es darf losgehen! ZLV-Magazin 4/15 man sich Wissen aneignen. Was man weiss und sich antrainiert hat, macht Freude und führt dann sogar zum Genuss.» Der ZKM-Präsident Harry Huwyler ist sehr zufrieden mit der Tagung 2015. «Es waren hervorragende Referenten. Die aufgegriffenen Themen beschäftigen die Lehrpersonen. Das war wohl der Grund, dass ich so viele zufriedene Leute angetroffen habe.» Er ist der Meinung, dass die ZKM-Tagung 2015 als qualitativ hochstehende Weiterbildung in die Annalen eingeht. Wichtig sei auch die Möglichkeit der Vernetzung an solchen Anlässen. Text: Werner Heiniger; Fotos: Katja Morgenstern Langsam füllt sich der grosse Hörsaal im Lichthof. 31 Primarstufe I Taugen die alten Zeugnisse für den neuen Lehrplan? Dieser Frage ging Professor Kurt Reusser, Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Didaktik, an unserer Mitgliederversammlung vom 7. Mai in einem spannenden Referat nach. Bei allen Verlautbarungen der D-EDK letztes Jahr zum Lehrplan 21 wurde darauf hingewiesen, dass es keine neuen Zeugnisse brauche, die alten seien sehr wohl geeignet, die Leistungen der Schülerinnen und Schüler kohärent zu dokumentieren. Diese Aussage entspricht allerdings nicht unserer Meinung, genauso wenig wie die, der ganze Lehrplan sei kein Paradigmenwechsel. So ist es denn auch nicht verwunderlich, wenn die Suchanfragen «Beurteilung» oder «Zeugnis» auf der Website www.d-edk.ch keine Ergebnisse dazu liefern. Julia Gerber Rüegg in den Nationalrat WEIL ERFAHRUNG ZÄHLT Hinzu kommt, dass das jetzige Zeugnis der zweiten und dritten Klasse in keiner Weise unseren Ansprüchen an ein modernes Zeugnis entspricht. Gemäss Informationsblatt der Bildungsdirektion für die Eltern sollte das Zeugnis motivierend wirken und ein Ansporn sein für bessere Leistungen. Das tut es nicht, im Gegenteil. Ein Beispiel dazu: Ein Schüler mit der Note 3 in Mathematik strengt sich ein halbes Jahr lang enorm an und erreicht so im nächsten Zeugnis eine 3,5. Die trockene Bilanz heisst: ungenügend. Hier fehlt das Festhalten von Lernfortschritten, der Leistungszuwachs ist nirgends dokumentiert. Deshalb sähen wir den Zeitpunkt der Einführung des neuen Lehrplans als günstige Gelegenheit, eine neue Form der Zeugnisdokumention einzuführen. Seit der Einführung der notenfreien ersten Klasse wurde das bisherige Zeugnis immer nur angepasst und verändert, aber nie neu gedacht und konzipiert. Daten-Videoprojektor (ab Fr. 800.-) Audiovisuelle Einrichtungen • Data-/ Video-/ Hellraumprojektoren • Leinwände / Whiteboards • Zubehör CD-Recorder mit Verstärker (ab Fr. 700.-) • Audio-/Videogeräte • AV-Consulting • Reparaturen & Installationen verlangen Sie detaillierte Informationen bei: AV-MEDIA & Geräte Service Gruebstr. 17 • 8706 Meilen • T: 044 - 923 51 57 www.av-media.ch (Online-Shop) • E-Mail: [email protected] Manchmal entscheiden Sekunden . . . Erste-Hilfe-Ausbildung für Lehrpersonen Liste 2 IEL DAN IN DEN H T! ITSC JOS ÄNDERA T S www.juliagerber.ch ZLV-Magazin 4/15 bei medizinischen Notfällen mit Kindern und Jugendlichen in speziellen Gruppenkursen (intern und extern) auf unserem einzigartigen Nothilfe-Parcours Wir beraten Sie gerne SanArena Rettungsschule, Zentralstr.12, 8003 Zürich Telefon 044 461 61 61, www.sanarena.ch 32 Primarstufe I Zwei Arten von Zeugnissen In den Ländern, die bereits kompetenzorientierte Lehrpläne haben, gibt es deshalb zwei Arten von Zeugnissen, nämlich entwicklungsorientierte Zwischenzeugnisse/Kompetenzraster/ Lernberichte und bilanzierende Notenschlusszeugnisse am Ende des Schuljahres. Kurt Reusser zeigte anhand von Ländern wie Kanada, Luxemburg oder Australien auf, wie mit Kompetenzrastern die Beurteilung mit Ausrichtung auf die Lernförderung gemacht wird. Wo es also nicht nur um eine simple Leistungsmessung geht, sondern um Verbesserungen, um Motivation und Ansporn. Wo der Anspruch gilt, Beurteilung sei ein Prozess mit dem Ziel, den individuellen Lernzuwachs abzubilden und damit eine Lernförderung zu bewirken. Jedes der aufgezeigten Beurteilungsmodelle hat drei Phasen: 1. Leistungsfeststellung nach Gütekriterien mittels Aufgaben in Form von Prüfungen, Tests, Lernjournals, Portfolios und anderes mehr, 2. Leistungsbeurteilung anhand unterschiedlicher Bezugsnormen, 3. Leistungsrückmeldung an Lernende, Eltern, Lehrbetriebe, weiterführende Schulen usw. Jeder Beurteilungsprozess muss begleitet werden. Er zieht rückblickend Bilanz über das Erreichte bzw. die erworbenen Kompetenzen und macht dann den Ausblick nach vorn und definiert die neu zu erreichenden Kompetenzen. Länder, die viermal jährlich einen Kompetenzraster ausfüllen, sind dies am Ändern, da es für die Lehrpersonen zu aufwändig ist. Meistens pendelt es sich ein bei dreimaligem Ausfüllen eines Kompetenzrasters und einem Notenzeugnis am Schluss des Jahres ein. In allen Modellen fliessen Elemente der Selbsteinschätzung von Schülerinnen und Schülern ein. Wer gerne mehr dazu lesen möchte, ist eingeladen, den Recherchebericht «Kompetenzorientierte Zeugnisse» (2014) auf www. bi.zh.ch zu lesen. Gemäss Kurt Reusser «erfüllt eine gute Zeugnisdokumentation die gesellschaftliche Informations- und Rückmeldefunktion der Schule im Einklang mit dem Lehrplan und den Bildungsstandards und dem pädagogischen Auftrag der Volksschule auf eine zeitgemässe Weise.» Sein Fazit an unserer Mitgliederversammlung auf die eingangs gestellte Frage lautete gemessen an dieser Aussage, dass «beim Wechsel vom Beurteilen von Stoffzielen zu Kompetenzzielen kein bestehendes Zeugnissystem eins zu eins übernommen werden kann, der Kanton Zürich aber im Bezug auf die Weiterentwicklung gut aufgestellt ist.» tung der Schülerinnen und Schüler während der Beurteilungsprozesse ist viel aufwändiger als die heutige Praxis, dafür müssen die Lehrpersonen angemessen zeitlich entlastet werden (der neue Berufsauftrag bietet sich hier für eine solche Entlastung an). 3. Es müssen einfach anwendbare förderorientierte Instrumente zur individuellen Standortbestimmung und Tools zur Beurteilung bereitgestellt werden. 4. Es müssen für die Leistungsbeurteilung im Kontext des neuen Lehrplans effiziente Weiterbildungen für die Lehrpersonen angeboten werden. «Jeder Beurteilungsprozess muss begleitet werden. Er zieht rückblickend Bilanz über das Erreichte bzw. die erworbenen Kompetenzen und macht dann den Ausblick nach vorn und definiert die neu zu erreichenden Kompetenzen.» Es macht Sinn, dass das Erscheinungsbild des Zeugnisses über die ganze Volksschulzeit hinweg ähnlich ist, einfach mit steigendem Schuljahr zusätzliche Fächer einbezogen werden. Die zu beurteilenden überfachlichen Kompetenzen (Arbeits- und Lernverhalten sowie Sozialverhalten) werden wie bisher auf einer vierstufigen Skala beurteilt, im Fach Englisch ist auf Noten zu verzichten. Die neue Zeugnisdokumentation soll Schullaufbahnentscheide, Entscheidungen über sonderpädagogische Massnahmen und Übertritte in die Sekundarstufe I und II unterstützen. Die Zeugnisse der Oberstufe sollen so aussagekräftig sein, dass die Volksschule die Hoheit über die Leistungsbeurteilung wieder zurückerlangt und auf die unsinnigen und teuren Tests von privaten Anbietern bei der Lehrstellensuche verzichtet werden kann. Schlussfolgerungen Nach dem eindrücklichen Referat Reussers an unserer Mitgliederversammlung steht für die Sektionsleitung Folgendes fest: 1. Die bestehende Zeugnisdokumentation muss auf den Zeitpunkt der Einführung des neuen Lehrplans erweitert werden, um den sich ändernden pädagogischen Auftrag erfüllen zu können. 2. Bei der Erweiterung der Zeugnisdokumentation muss auf dessen Praktikabilität geachtet werden. Eine seriöse BegleiZLV-Magazin 4/15 33 VKZ Lehrpersonen ohne Ausbildung auf der Kindergartenstufe Aus der Medienmitteilung der Bildungsdirektion: Herausforderung Kindergartenstufe Anspruchsvoll war die Stellenbesetzung auf der Kindergartenstufe, was insbesondere auf die starke Zunahme an Kindern auf dieser Stufe und den entsprechenden Mehrbedarf an Lehrpersonen zurückzuführen ist. Besuchten im Jahre 2010 rund 23’800 Kinder den Kindergarten, waren es letztes Jahr über 28’000. Innerhalb von fünf Jahren nahm die Zahl der Vollzeitstellen um 200 zu. Trotz dieser Ausgangslage sind die rund 2000 Stellen als Klassenlehrpersonen auf der Kindergartenstufe fast ausnahmslos mit ausgebildeten Lehrpersonen besetzt. Lediglich drei Personen verfügen über kein anerkanntes Diplom der Stufe, entstammen aber aus Berufen wie Erzieherin oder Fachfrau Betreuung. In den nächsten Jahren wird die Zunahme an Kindern im Kindergarten geringer sein, während die ersten kinderreichen Jahrgänge in die Primarschule hineinwachsen. Auf der Sekundarstufe werden die Schülerzahlen in den nächsten Jahren relativ stabil bleiben. wie solide Bildung stattfinden kann auf der Ausbildungsbasis eines dreitägigen Einführungskurses. Die nachfolgenden Primarstufen bauen auf den Vorkenntnissen des Lehrplans der Kindergartenstufe auf. Wie sollen Personen ohne entsprechende Ausbildung diese Anforderungen erfüllen? Weshalb wurden nicht kurzfristige Verordnungen wie Pensenbeschränkung aufgehoben, um ausgebildete Frauen anzustellen? Wie soll den jungen Müttern der Wiedereinstieg bzw. Verbleib im Beruf ermöglicht werden, wenn es eine Pensenbeschränkung gibt? Weshalb werden nicht vermehrt Studierende aus den Abschlussklassen eingesetzt, wie dies die Abteilung am Unterstrass erfolgreich praktiziert? Stellungnahmen und Aussagen zur Ausbildung von Lehrpersonen der Kindergartenstufe aus Fachkreisen Ruth Fritschi, Geschäftsleitungsmitglied des LCH: «Der Mangel an Kindergärtnerinnen wird sich wohl noch verschärfen, und ich möchte davor warnen, dass mit ‹Schnellbleichen› am heutigen Stellenwert des Kindergartens und am Prestige des Berufs der Kindergärtnerin gekratzt wird.» Im «Tages-Anzeiger» vom 25. August 2015 nimmt auch Christina Huber von der PH Luzern zu diesem Thema Stellung und erläutert, dass die Professionskompetenzen des Lehrberufs und das dafür notwendige Wissen nur bedingt schulstufenabhängig sind, «sodass das Argument, gerade Lehrer auf den unteren Schulstufen bräuchten keine akademische Ausbildung, nicht verfängt. Ganz im Gegenteil kommt gerade ihnen eine besonders wichtige Petition Selbständig eine gestellte Aufgabe zu lösen, braucht viele Fähigkeiten: Konzentration, Ausdauer, Durchhaltewillen, Frustrationstoleranz, Motivation. Beim Puzzle zusätzlich noch räumliches Denken, Begriffskenntnisse von oben, unten, Seite, Ecke, bildliches Ergänzen. Wichtige mathematische Grundlagen für die weiteren Lernschritte. VKZ, ZLV und VPOD lancieren eine Petition gegen die Anstellung von Personen ohne Ausbildung und für diskriminierungsfreie Anstellungsbedingungen Gemäss VSA haben 13 Personen den dreitägigen Einführungskurs absolviert. Wir fragen uns, ob die Kinderzahlen in den kommenden Jahren trotz der Senkung des Eintrittsalters und der Zuwanderung sinken werden. Der Entscheid des Kantonsrats, auf Antrag der Bildungsdirektion bei Lehrermangel Personen ohne die entsprechende Ausbildung als Klassenlehrperson anzustellen, ist besorgniserregend. Die Kindergartenstufe ist die erste Bildungsstufe. Wir fragen uns ZLV-Magazin 4/15 Mit der Lancierung der Petition wollen VKZ, ZLV und VPOD auf diesen Umstand aufmerksam machen und die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker dazu auffordern, endlich die notwendigen Schritte zu unternehmen. Wir fordern: 1. Auf der Kindergartenstufe werden auch in Zukunft ausschliesslich Lehrpersonen mit einem Lehrdiplom für die Kindergartenstufe eingestellt. 2. Für ein Vollpensum erhalten die Lehrpersonen Kindergarten 100 Prozent ihrer Besoldungsstufe. Die Petition kann auf der Homepage des VKZ heruntergeladen werden. Sie darf von jeder Person unterschrieben werden (also auch von nicht stimmberechtigten Personen). Wir sammeln bis Ende September und überreichen sie danach dem Regierungsrat. www.vkz.ch 34 Die Kreissequenz ist eine von vielen verschiedenen Unterrichtsmethoden der geführten Aktivitäten. Mit einem klar gegliederten, auf die Entwicklung der Kinder abgestimmten Aufbau vermittelt die Lehrperson den gewählten Inhalt. Kinder erleben sich noch als Einzelperson, es ist für sie hochanspruchsvoll, sich in eine Gruppe einzufügen. Soziales Miteinander muss erlernt und geübt werden. Rolle im Hinblick auf die spätere Schullaufbahn von Kindern zu. Überdies müssen Lehrpersonen auf den unteren Schulstufen eine wesentlich grössere Übersetzungsleistung erbringen, wenn Geschichtentisch, Thementisch als kleines Rollenspiel. Geschichten gestaltend erzählen und die Kinder nachspielen lassen ist eine der stufendidaktischen Lernmethoden. Im Rollenspiel vertiefen Kinder das Erlebte, üben die Sprache, die Handlungsabläufe und erweitern ihr Spielrepertoire. Dabei werden auch das soziale Miteinander, Kooperation und Absprachen geübt. Vom Funktionsspiel zum gestaltenden Rollenspiel ist es ein grosser Schritt, den die Lehrperson mit unterschiedlichen, angepassten und individuellen Spielumgebungen fördert und begleitet. Die Fotos auf diesen Seiten geben Einblick in anspruchsvolle und entwicklungsgerechte individuelle Lern und Unterrichtsformen. Text: Gabriella Fink; Fotos: zvg Fachtagung Die Lehrperson muss visualisierte, kindgerechte Formen wählen, um den Kindern die Wahl der freien Lernorte zu ermöglichen. Diese sorgfältig einführen und entwicklungsgerecht begleiten. Überlegungen und Regeln zum Spielwechsel und Aufräumen müssen didaktisch angepasst umgesetzt und begleitet werden. Denn Kinder sind laut, bewegt, spontan, suchen Grenzen und kennen noch kein Ordnungssystem. sie (akademisches) Fachwissen in lern-und damit vermittelbares ‹Schulwissen› umformen wollen.» («Tages-Anzeiger» vom 25. August 2015, S. 2) Fazit: Die professionelle Gestaltung des Unterrichts sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern sind auf der Kindergartenstufe besonders wichtig. Jonas Guggenheim, Präsident Sektion Primarstufe I: «Für uns Primarlehrpersonen ist es zentral, dass die Kindergartenkinder professionell auf den Übertritt in die Schule vorbereitet werden. Ohne seriöse Ausbildung der Kindergartenlehrpersonen ist das nicht zu gewährleisten.» ZLV-Magazin 4/15 Verspielt Kompetent Zusammenkommen • Viele Kindergärtnerinnen treffen. • Ein Referat von Margrit Stamm, Professorin für Erziehungswissenschaften, hören. • Einen spannenden auf den Kindergarten zugeschnittenen Workshop besuchen. Interessiert? Dann sofort den Samstag, 21. Mai 2016 in der Agenda vermerken. Die Ausschreibung versenden wir Ende Oktober in einem VKZ Spot. 35 Sekundarstufe I Der Neue Berufsauftrag scheint ein Gaul zu sein, dem wir genauer ins Maul schauen sollten. (Foto: pixelio.de) Bericht zur Mitgliederversammlung der Sektion Sek An unserer Mitgliederversammlung referierte Niklaus Stöckli vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) über den Neuen Berufsauftrag. Er arbeitete an dem Werk des LCH mit, das als Leitfaden für die Berufsaufträge, die die jeweiligen Kantone ausarbeiten, gelten soll. So konnte er uns vertiefte Einblicke geben in die geleistete Arbeit und deren Absichten. Er ist der Meinung, dass die Integration wohl die grösste Neuerung der Bildungslandschaft der letzten 50 Jahre sei. Die Berechnung der Arbeitszeit für den Neuen Berufsauftrag im Kanton Zürich beruhe aber auf den Zahlen vor zwölf Jahren, wo es weder eine Integration im heutigen Sinn, geschweige denn eine Differenzierung gab. Damit waren wir beim Umrechnungsfaktor in der Verordnung zum Berufsauftrag für eine Wochenlektion angelangt, der bei 58 liegt. Die Lehrpersonenkonferenz, ebenso wie der VPOD, die SekZH und wir vom ZLV verlangten nachdrücklich, dass dieser auf 60 erhöht werden muss. Dies stiess aber bei den politischen Gremien – nicht ganz überraschend, schliesslich geht es ja wieder einmal um das liebe Geld – auf wenig Gehör. Wir waren uns einig, dass dies ein denkbar ungünstiger Start für den Neuen Berufsauftrag im Kanton Zürich sein wird. Auch KasZLV-Magazin 4/15 par Vogel, Präsident vom SekZH, teilte diese Meinung. Kaspar Vogel nahm freundlicherweise an unserer Mitgliederversammlung teil und legte noch weitere Kritikpunkte am Neuen Berufsauftrag dar: Er befürchte zum Beispiel, dass wir Lehrpersonen mit der Arbeitszeiterfassung Zeit vergeuden werden. Mit dieser Befürchtung blieb er in unserer Runde nicht allein. Er konnte die Hoffnung des ZLV nicht teilen, dass die Lehrpersonen nun endlich ein Instrument in den Händen halten werden, das Rechenschaft über ihre hohe Arbeitsbelastung geben wird. Die Diskussion verlief lebhaft und es war sehr interessant, Kaspar Vogel dabeizuhaben. Es war wenig überraschend, dass betreffend den Neuen Berufsauftrag ähnliche Befürchtungen und Hoffnungen innerhalb unserer zwei Verbände vorhanden sind. Schliesslich sind auch wir vom ZLV ja nicht zu allem derselben Meinung. Der Neue Berufsauftrag scheint ein Gaul zu sein, dem wir, obwohl er auf das Schuljahr 2016/17 bereits im Stall steht, genauer ins Maul schauen sollten. Und ihn eventuell besser früher als später neu beschlagen lassen sollten. Beim anschliessenden Abendessen ging es dann weniger politisch, dafür umso kulinarischer zu und her. Ich danke allen Beteiligten herzlich für ihr Engagement. Text: Simon Hausammann, Präsident Sektion Sek 36 Leserbriefe Magazin3 Magazin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband / Juli 2015 Rückblick 20 Jahre Bildungspolitik Weitblick Der ZLV im Jahr 2035 Ausblick Jubiläumsveranstaltungen Mehr Augenmass Leserbrief zum Interview mit Martin Wendelspiess im ZLV-Magazin 3/15. Als ehemaliges und für die Bildungsdirektion zuständiges Mitglied der kantonsrätlichen Geschäftsprüfungskommission kann ich bestätigen, was Martin Wendelspiess berichtet. Ernst Buschor brachte frischen Wind in die hergebrachten Strukturen. Mehr noch: Er fegte wie ein Wirbelsturm durch die Bildungslandschaft. Kein Stein blieb auf dem anderen. Allerdings fusste der Reformeifer des promovierten Ökonomen weniger in pädagogischen Visionen als vielmehr in der Vorstellung, Wettbewerb bringe die Schule weiter. Also begann er Indikatoren zu definieren und Zahlen zu erheben, damit Bildungsleistung einfacher vergleichbar werde. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, weiss ich nicht. Als Vorstandsmitglied einer kleinen Sonderschule wage ich das zu bezweifeln. Wir stellen nämlich fest, dass der bürokratische Aufwand für eine kleine Institution heute unverhältnismässig gross ist. Daran sind weder die Gemeinden noch unsere Schulleitung schuld, wie Martin Wendelspiess behauptet. Es ist sehr wohl der Kanton, der uns mit Formularen und Aufgaben eindeckt. Mehr Bürokratie war sicher nicht die Absicht von Regierungsrat Buschor. Sie ist jedoch eine unvermeidliche Konsequenz, wenn Bildung im Wettbewerb ständig standardisiert und verglichen werden muss. Mit mehr Augenmass und weniger Bürokratie könnten – mindestens bei uns – einige Stunden mehr für den Unterricht statt für die Verwaltung aufgewendet werden. Julia Gerber Rüegg, Vorstand Prima Sonderschulung, alt Kantonsrätin Das vernünftige Mass ist überschritten Mit Sorge beobachte ich die Entwicklung unserer Schule. Seit der Entscheidung, möglichst alle Kinder mit besonderen Bedürfnissen in den Regelklassen zu integrieren, werden vielerorts die ZLV-Magazin 4/15 Probleme im Schulalltag immer grösser. Junge Lehrkräfte sind in kürzester Zeit trotz gutem Willen überfordert, bewährte Unterrichtende resignieren, Therapeutinnen fühlen sich wenig unterstützt. Die Kräfte der Unterrichtenden sind trotz vollstem Engagement begrenzt. Burnout und andere psychische Probleme nehmen zu. Vor allem kleinere Gemeinden besitzen kaum Spielraum für Änderungen, da die Anzahl Lehrstellen definiert ist und die Anstellung der notwendigen schulischen Heilpädagogen keine Möglichkeit für Kleinklassen mehr offen lässt. Kommen dann noch Sparmassnahmen der eigenen Behörde dazu, verschlimmert sich die Situation nochmals. Als langjähriger Primarlehrer und Heilpädagoge mit zusätzlich acht Jahren Erfahrung im Kindergarten wage ich die Behauptung, dass die heutige Form der Integration verfehlt ist. Meistens beschränkt sich die Begleitung von schwierigen Kindern auf wenige Stunden, den Rest muss die Regellehrkraft übernehmen. Die Illusion, diesen Schülern könne die Situation des Ausgeschlossenseins erspart werden, wird von der Realität nur zu oft widerlegt. Kinder mit solchen Betreuungssituationen sind stets im Klassenganzen auffällig und deshalb oft exponierter als in einer Kleinklasse. Nicht selten werden sie zu einer grossen Belastung für die Klasse, und dann besteht erst recht die Gefahr, dass sie Aussenseiter werden. Ich habe in meiner Zeit als Heilpädagoge immer dafür gekämpft, dass meine Schüler eine gute Position im Schulhaus hatten und möglichst schnell eine Teilintegration vollzogen werden konnte. Heute aber schafft man unmögliche Situationen für betroffene Kinder, Eltern und Lehrkräfte. Ich bin gespannt, wann die Verantwortlichen in Bildungsdirektionen und Hochschulen zum Scheitern dieser «Integration auf Teufel komm raus» stehen und vernünftige Konsequenzen ziehen. Andernfalls werden die Privatschulen an ihre Stelle treten und das Niveau der öffentlichen Schulen auf eine Rutschbahn geraten. Walter Bretscher-Issler, Oetwil am See Impressum ZLV-Magazin Herausgeber: Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV), Ohmstrasse 14, Postfach, 8050 Zürich, Tel. 044 317 20 50, Fax 044 317 20 59 Redaktion: Roland Schaller, [email protected] Redaktion MO und Sektionen: Marion Heidelberger (Sektion Primarstufe I), Isabel Krähenmann (MLV), Werner Heiniger (ZKM), Sylvia Stöckli (Sektion Begabungs- und Begabtenförderung), Gabi Fink (VKZ), Monika Kuster-Bruderer (Sektion Handarbeit / Werken), Simon Hausammann (Sektion Sekundarstufe) Druck und Versand: FO-Zürisee, 8712 Stäfa Layout: Andreas Dändliker, FO-Zürisee, 8712 Stäfa Inserate: Zürichsee Werbe AG, 8712 Stäfa, Telefon 044 928 56 09, Fax 044 928 56 00, Anzeigenverkauf: Martin Traber, [email protected] Abonnemente: Jahresabonnement Fr. 50.– 37 Veranstaltungen für pensionierte Lehrpersonen Oktober 2015 Fotostiftung Schweiz Rolf Lichtsteiner – Zum Stand der Dinge «Die Fotografie ist so schwierig, weil sie so einfach ist», lautet einer von Lichtsteiners Merksätzen, der ihn auch als Philosophen ausweist. Rudolf Lichtsteiner misstraut den sichtbaren Tatsachen und stellt unsere Sehgewohnheiten in Frage, indem er mit präzisen, vielschichtigen Konzepten ganz neue Bilderfahrungen erzeugt. Datum: Mittwoch, 28. Oktober Ort: Fotostiftung Schweiz, Grüzestrasse 45, 8400 Winterthur Bus Nr. 2 ab HB Richtung Seen bis Fotozentrum Zeit: 14.00 Uhr Dauer: 1 Stunde Kosten: Eintritt Fr. 8.– ; die Führung übernimmt der ZLV Anmeldung: bis 12. Oktober an Bettina Böschenstein [email protected] – 044 361 35 53 November 2015 Besuch bei der Firma Kuhn Orgelbau in Männedorf Seit über 150 Jahren stellt die Firma Kuhn in Männedorf ihre weltbekannten Orgeln her. Ein Rundgang durch den Betrieb gibt uns einen Einblick in die faszinierende Welt des Orgelbaus. Datum: Mittwoch, 11. November Ort: Kuhn Orgelbau, Seestrasse 141, Männedorf 10 Minuten zu Fuss ab Bahnhof Männedorf Zeit: 10.00 Uhr Dauer: 1 Stunde Kosten: keine Teilnehmerzahl: maximal 24 (Es hat noch einige wenige freie Plätze. Angemeldete Personen werden gebeten, eine vorhersehbare Verhinderung zu melden, damit möglichst viele Personen einer allfälligen Warteliste berücksichtigt werden können.) Anmeldung: bis 1. November an Bettina Böschenstein [email protected] – 044 361 35 53 Dezember 2015 Alois Carigiet – Kunst, Grafik & Schellen-Ursli Mit dem Schellen-Ursli schuf Carigiet eine Bilderbuch-Ikone. Mit Plakaten verankerte er die Landesausstellung 1939 im kollektiven Gedächtnis. Die Ausstellung zeigt Bekanntes und Unbekanntes aus dem reichen Werk des gelernten Dekorationsmalers aus dem Bündnerland. Datum: Donnerstag, 10. Dezember Ort: Landesmuseum Zürich Zeit: 14.00 Uhr Dauer: 1 Stunde Kosten: Eintritt Fr. 8.–; die Führung übernimmt der ZLV Anmeldung: bis 1. Dezember an Bettina Böschenstein [email protected] – 044 361 35 53 ZLV-Magazin 4/15 Rundgang durch den Campus der PH Zürich: Eine Veranstaltung zum Jubiläum des ZLV exklusiv für pensionierte ZLV-Mitglieder. (Foto: PH Zürich/Mike Krishnatreya) Januar 2016 Rundgang PHZH mit anschliessendem Kaffee und Kuchen Veranstaltung zum Jubiläum des ZLV exklusiv für pensionierte ZLV-Mitglieder. Ein spannender Rundgang führt durch den Campus der Pädagogischen Hochschule Zürich. Wir geniessen die tolle Aussicht über die Stadt und bekommen Informationen über die Europa-Allee und die Medientechnik im Unterricht von heute. Anschliessend an die Führung offeriert der ZLV Kaffee und Kuchen. Zu diesem Anlass können wir auch ein Mitglied der Geschäftsleitung begrüssen. Datum: Donnerstag, 21. Januar Treffpunkt: Information im Gebäude LAA, Lagerstrasse 2 Zeit: 14.00 Uhr Dauer: ca. 1½ Stunden; im Anschluss Kaffee und Kuchen Kosten: keine Anmeldung: bis 14. Januar an Bettina Böschenstein [email protected] – 044 361 35 53 Vorschau: Eine Wiederholung dieser Veranstaltung findet am Dienstag, 14. Juni 2016, statt. Februar 2016 Betriebsbesichtigung bei Louis Widmer «Made in Switzerland» ist für Louis Widmer seit der Gründung vor mehr als 50 Jahren ein Qualitätsversprechen. Damals wie heute konzentriert der Konzern Forschung, Entwicklung und Produktion in der Schweiz und setzt neueste dermatologische Erkenntnisse in exklusive Pflegeprodukte um. Datum: Dienstag, 9. Februar Ort: Louis Widmer, Riedbachstrasse 5, 8952 Schlieren Zeit: 10.15: Einführung, Film, Betriebsbesichtigung Dauer: ca. 2 Stunden Kosten: keine Anmeldung: bis 1. Februar an Bettina Boeschenstein [email protected] – 044 361 35 53 38 Schuldossier verfügbar unter: www.kinomachtschule.ch Von der Bildungsdirektion des Kantons Zürich staatlich anerkannte Privatschule Intensiv DaZ-Kurse für Kinder & Jugendliche Ein Film von XAVIER KOLLER Nach dem gleichnamigen Buch-Klassiker «Schellen-Ursli» von Selina Chönz und Alois Carigiet Rasche und nachhaltige Integration in die Regelklasse Ganz- und Halbtagsvariante möglich 26/20 Lektionen pro Woche in Kleingruppen Mittagstisch Eltern unserer Schüler erhalten auf ihren ersten Intensivkurs 10% Rabatt. Ab 15. OktOber im kinO +41 (0)43 888 70 70 | www.allegra-sprachen.ch www.schellenursli.com Presenting Sponsor Medienpartner Jetzt alle Kurse 2016 online: www.zal.ch Zürcher Arbeitsgemeinschaft für Weiterbildung der Lehrpersonen Bildungszentrum für Erwachsene BiZE Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich Telefon 044 385 83 94 FÜR SCHULE BEGEISTERN Scuol Samnaun Val Müstair Folgen Sie uns Infoanlass für Lehrpersonen Nutzen Sie die Gelegenheit, sich zum Thema Berufskunde auf den neusten Stand zu bringen. Nehmen Sie an einem der geführten Rundgänge durch die Berufsmesse Zürich teil und treffen Sie Fachpersonen aus verschiedenen Berufsfeldern. Infoanlass für Lehrpersonen am Montag, 16. November 2015 Anmeldung unter www.berufsmessezuerich.ch/infoanlass 17. bis 21. November 2015 | Messe Zürich Hauptsponsorin Unterstützt durch Veranstalter ZLV-Mitglieder profitieren von bis zu 45% Rabatt aufs Mobilabo. 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