Wie baue ich eine Schaltung für Fahrwege auf?

Wie baue ich eine Schaltung für Fahrwege auf? Gute Frage, werdet Ihr sagen, obwohl einige so etwas sicher schon perfektioniert haben und hier nichts mehr lernen können. Nun, ich will Euch eine Geschichte vorweg erzählen: In einer Zeit, als wir von Computern und Hightech so weit entfernt waren, wie die Sonne vom Neptun, als Telegrafen und vielleicht noch Telefone die innovativsten Kommunikationsmittel waren, da fuhr ein Zug von A‐Hausen aus nach B‐Dorf, wo er kurz anhielt um Reisende einsteigen und aussteigen zu lassen. Dann ging es weiter nach C‐Stadt. Als der Zug in A abfuhr telegrafierte der dortige Fahrdienstleiter seinem Kollegen in B: „Der Personenzug xy hat den Bahnhof verlassen und ist unterwegs nach B“ (natürlich hatten die beiden sich vorher darüber verständigt, dass die eingleisige Strecke von A nach B frei ist). Da die Strecke von A nach B nicht so lang ist, musste der Fahrdienstleiter in B nun schnell arbeiten. In seinem Bahnhof stand im Gleis 2 ein Güterzug, der nach A weiter fahren soll. Gleis 1 ist aber frei. Also die Weichen schalten und das Einfahrtsignal auf Fahrt stellen damit der Personenzug in Gleis 1 einfahren kann. Der Zug trifft ein, das Einfahrtsignal kann wieder auf Halt gestellt werden. Da klingelt der Fernsprecher und der Kollege aus C fragt an, ob die Strecke B‐C frei ist, weil er einen Zug nach A abschicken will. Der Fahrdienstleiter gibt Auskunft: „Also im Augenblick ist die Strecke frei, ich habe aber einen Personenzug in Gleis 1, der nach C in 5 Minuten ausfahren soll. In Gleis 2 steht noch der Güterzug nach A. Ich habe also kein Gleis mehr frei. Ich werde aber jetzt den Zug in Gleis 2 freigeben und dann ist Gleis 2 frei.“ Kurz darauf telegrafiert er nach A, dass er den Güterzug nun ausfahren lassen will. Er bekommt Nachricht, dass der Zug in A erwartet wird und dort auch ein freies Gleis vorhanden ist. Also, der Reihe nach: 1. die Weiche schalten 2. Das Ausfahrtsignal für den Güterzug freigeben und ab dafür Inzwischen sind auch die 5 Minuten Aufenthalt für den Personenzug nach B um und er ruft in C an, ob die Strecke und ein Gleis im Bahnhof frei sind. Von dort wird ihm mitgeteilt, dass die Ausfahrt des Zuges aus C nach A erforderlich ist um ein freies Gleis für den Zug aus B zu bekommen. Aber der Zug aus B kann sofort ausfahren, wenn der Zug aus C angekommen ist. Unser guter Mann merkt sich also: 1. Gleis 2 ist frei, der Zug aus C soll kommen und da hinein 2. Die Weiche in Richtung Gleis 2 stellen 3. Das Einfahrtsignal auf Fahrt stellen 4. Wenn der Zug aus C in vollständig in Gleis 2 eingefahren ist die Weiche in Richtung Gleis 1 umschalten und 5. Das Ausfahrtsignal an Gleis 1 in Richtung C auf Fahrt schalten. Man könnte diese Geschichte noch weiter erzählen, aber das soll genügen, um Euch klar zu machen, was ich in meiner Schaltung berücksichtige. Jetzt geht´s los Zunächst habe ich auf dem Rohling des 20 gleisigen Schattenbahnhofs oberirdisch eine kleine eingleisige Strecke gebaut. Die Bahnhöfe B‐Dorf und C‐Stadt sind oberirdisch angelegt, A‐Hausen und D‐Land sind im Schattenbahnhof „versteckt“. Bild1 Auf Schnickschnack verzichte ich jetzt, es soll ja um die sichere Schaltung gehen. Kontrollsignale setzen und zuordnen Ich arbeite seit einiger Zeit mit Kontrollsignalen. Diese Signale geben mir Auskunft darüber, ob einzelne Abschnitte / Weichen / Zielgleise der Fahrwege befahren / besetzt / reserviert sind. Ich will Euch nun zeigen wie das funktioniert: Im Lauf der weiteren Bearbeitung bekommt jede Weiche, die von einer Steuerung geschaltet und auf einer Fahrstraße benutzt wird eine Gruppe KPs für das zugeordnete Kontrollsignal. Im Bild unten seht Ihr auf der Weiche, die aus dem Schattenbahnhof auf die Anlage führt (163) die Kontaktpunkte für das Signal 173. Sig 173 ist das Kontrollsignal für diese Weiche. Da diese Weiche nur in eine Richtung befahren wird, habe ich nur auf die beiden Schenkel einen KP gesetzt. Wird die Weiche von beiden Seiten befahren, müssen KP auch in die Gegenrichtung gesetzt werden. Alle auf den Strecken angebrachten KP schalten mit Zugschluss hinter der Blockstrecke, der Weiche oder dem Signal das Kontrollsignal auf Fahrt. Auf Halt wird es in der Steuerung geschaltet um die jeweilige Stelle auf der Fahrstraße als reserviert / besetzt zu kennzeichnen. Im Bild seht Ihr auch noch den KP für das Sig 172, dass als Kontrollsig für das Blocksignal 61 fungiert. Irgendwann wird das Ganze dann ziemlich komplex, daher lege ich mir für jede Schaltung eine Excel Tabelle an, die ungefähr so aussieht wie in Bild 3. Dann kann man später beim Aufbau der Schaltung wesentlich schneller arbeiten. Bild 2 Bild 3 Zusätzlich hinterlege ich die Zuordnung der Kontrollsignale zu Weichen / Signalen in einer 2. Tabelle, die mit der ersten verbunden ist. Tippe ich später in der ersten Tabelle eine Weichen ID ein, wird die ID des Kontrollsignals automatisch angezeigt. Bild 4 Diese Tabelle werde ich als Vorlage zur Verfügung stellen. Nach ein wenig Arbeit und Tipperei sieht es dann bei mir so aus wie auf den nächsten Bildern: Bild 5 Alle KP für die Kontrollsignale sind an Ort und stelle Bild 6 Und meine Excel Tabelle hat im Bereich der Signal und Blocktabelle eine eindeutige Zuordnung erhalten. In Bild 5 sind auch noch die Kontrollsignale zu sehen und um die virtuellen Verbindungen der Schienen besser zuordnen zu können habe ich sie mit kurzen Straßenstücken beschriftet. Die Steuerstrecke aufbauen Wie und wo man die Steuerstrecke aufbaut, bleibt jedem selbst überlassen. Entweder man baut einen komplexen Block auf, in dem alle Abfragen abgearbeitet werden, oder man teilt den Block auf mehrere Einzelbereiche auf. Ich bevorzuge die letzte Lösung. So kann ich den Teilbereich, der z. B. eine Ausfahrt oder eine Einfahrt absichert und schaltet immer nah an der Strecke bauen. Eine Steuerung muss auf jeden Fall immer in sich geschlossen sein. Meist verwende ich nur ein Schaltauto, das der Reihe nach durch die einzelnen Teilbereiche saust (virtuell verbunden). Will man mehrere Schaltautos verwenden, so muss darauf geachtet werden, dass alle Schaltungen sich gegenseitig sichern. Schauen wir uns das in der Praxis einmal an: Bild 7 Wir wollen als erstes den Fahrweg vom SB in Richtung des Bahnhofs B‐Dorf definieren. Dieser beginnt an Sig 61, führt über die Weichen 162, 170 und 164 entweder in Gleis 1 oder in Gleis 2. Auf dem Weg steht auch noch das Einfahrtsignal 177 für den Bahnhof. Die Steuerung darf hier aber nicht nur den Weg bis zu diesem Signal prüfen. Würden im Bahnhof B‐
Dorf 2 Züge an den Signalen 179 und 180 stehen, käme es zu einem Stillstand der Anlage, weil für den Zug aus dem SB an Sig 177 kein freier Fahrweg gefunden werden könnte und für die beiden Züge in Richtung SB ebenfalls die Weiterfahrt nie möglich würde. In meiner Excel Tabelle habe ich das inzwischen auch berücksichtigt. Bild 8 Das ist dann die Vorlage für den ersten Teil der Schaltung. Rechts in dem gelben Bereich stehen Signale eingetragen, die in der Gegenrichtung auf der Strecke stehen. Auch die zu diesen Signalen gehörenden Kontrollsignale müssen in der Steuerung abgefragt werden, ob dort Züge stehen. Sonst käme es zu einem Frontalzusammenstoß. Die Steuerung bauen wir aus Wasserweg 50 m unter der Oberfläche. Ich habe Vorlagen als Blöcke, die ich mit zur Verfügung stelle. Aufgrund der 5 m kurzen Streckenteile ist das platzieren der KP mit ein wenig Fingerspitzengefühl durchzuführen. Ich benutze Gruppenkontakte, die ich dann mit den Einzelkontakten fülle. Bild 9 Bild 9 zeigt den markierten GK in der Prüfebene der Steuerstrecke. Er enthält 6 KP für die Weiche 210. Das ist die Weiche auf der der GK liegt. In jedem der Einzelkontakte wird ein Kontrollsignal aus der Excel‐Tabelle abgefragt. Steht eines auf Halt, dann wird die Weiche auf Abzweig geschaltet. Und das Schaltauto fährt nicht in die Schaltebene. Der einzelne Weichenkontakt auf der mittleren Waagerechten stellt die Weiche wieder auf Fahrt. Nur wenn kein Kontrollsig auf Halt steht kann das SA in den Schaltbereich einfahren. Dort werden in einem 2. GK die Kontaktpunkte für die Weichen, Signale, Kontrollsignale und das Startsignal (linke Seite der Excel Tabelle) untergebracht. Die Weiche auf der Basis (209) wird ebenfalls in der Schaltebene wieder auf Fahrt gestellt. Der Auftrag ist erledigt. An dieser Stelle der Steuerung habe ich alle Anforderungsweichen auf der Basis miteinander verbunden, damit jeweils alle 5 möglichen Ausfahrten geprüft werden. Denn es ist ja auch die Ausfahrt von Sig 61 in Richtung C‐Stadt möglich und dort stehen 3 Gleise zur Verfügung. Und so sieht dann die Belegung des ersten GK auf der Schaltebene aus: Bild 10 Hier finden wir die KPs für die Schaltung des Fahrwegs (Weichen und Sig 177) sowie die KPs, die die Kontrollsig aus der Excel‐Tabelle auf HALT stellen. Wie man erkennen kann ist das Kontrollsig für den Gegenverkehr nicht mit dabei. Bei den KPs in Bild 9 wird aber die Weiche 210 auf Abzweig geschaltet, wenn dieses Kontrollsig auf Halt steht. Mit diesem Wissen können wir nun die Schaltsegmente Schritt für Schritt aufbauen. Bild 11 Nach etwa 2 Stunden habe ich es geschafft, die Schaltungen aufzubauen und nach dem oben beschriebenen System mit den KPs zu versehen. In Bild 11 sind mit roter Schrift die verschiedenen Blöcke gekennzeichnet. Es ist zu erkennen, dass jeweils nur ein bestimmter Bereich der Gesamtsteuerung in den Blöcken erledigt wird. Die weißen Ziffern zeigen an, wie die Wasserwege virtuell verbunden sind. In den Steuerungen wurden zum Teil die Anforderungsweichen auf der jeweiligen Basis untereinander verbunden. Schauen wir uns da einmal am Beispiel C Gleis 1 Ausfahrt nach B an: Bild 12 Die markierte Weiche ist die Anforderungsweiche. Sie ist mit der Weiche 206 verbunden, diese schaltet also immer mit. Ein Güterzug, der aus dem SB in den Bahnhof C , Gleis 1 einfährt, fordert mit dem KP oben rechts im Bild sofort die Weiterfahrt nach B an. In der unteren Ebene, da wo die Weiche markiert ist, werden von Gleis 1 aus die Fahrstrecken zu den Gleisen 1 und 2 im Bahnhof B geschaltet. Es wird also jedes Mal geprüft, ob eines der beiden Gleise im Bahnhof B frei ist. Personenzüge fordern mit einer im entsprechenden KP hinterlegten Verzögerung die gleiche Ausfahrt an. Findet die Steuerung ein freies Gleis im Bahnhof B wird der Zug freigegeben, der Fahrweg ist reserviert und es kann kein anderer Zug auf diesen Abschnitt einfahren. Daher auch nur ein Steuerauto. Ihr findet die Anlage als Demo im Forum! Gruß Dieter