. Bad Sobernheim SEITE 20 NR. 241 . SAMSTAG, 17. OKTOBER 2015 Max-Willner-Heim wird für 450 000 Euro renoviert Nohfels Die jüdische Einrichtung hoch über Bad Sobernheim ist übers Jahr gut ausgelastet Schlafzimmer neue Möbel. Nicht weniger als 116 Betten gibt es im Max-Willner-Heim. Die 28 MehrM Bad Sobernheim. „Sobi“: So lie- bettzimmer und einige Gruppenbevoll nennen viele Juden in leiter-Einzelzimmer besitzen den Deutschland die kleine Stadt an der Charme einer gutbürgerlichen JuNahe. Konkret meinen sie damit al- gendherberge, doch wen stört das lerdings auch und gerade das Max- schon, wenn sich der Alltag im ErdWillner-Heim auf dem Nofels. Dort geschoss in den Arbeits-, Seminar-, finden in diesen Tagen umfangrei- Theater- und Andachtsräumen abche Sanierungs- und Renovie- spielt. Dankbar zeigte sich Aron rungsarbeiten statt. Jüngst führten Schuster, dass die Deutsche Fernuns der stellvertretensehlotterie 90 Prozent der de Direktor des BeSanierungskosten trägt. treibers, der ZentralInsgesamt werden dieser wohlfahrtsstelle der Tage 450 000 Euro in Juden in Deutschland „Sobi“ investiert. (ZWST), Aron Schus„Das Max-Willnerter, und ÖffentlichHeim ist ein Markenzeikeitsmitarbeiterin chen der ZentralwohlHeike von Bassewitz fahrtsstelle“, sagt Heike durch das weitläufige von Bassewitz. „Ich bin Anwesen. von klein auf mit dem „Diese Stille im Heim aufgewachsen“, Heim ist für mich ko- „Wir sind stolz ergänzt Aron Schuster, misch. Ich kenne hier den über seine „enge nur Trubel und Leben, auf das breite emotionale Bindung“ mit wohin man kommt“, Erholungs- und der Einrichtung berichsagt Heike von Bass- Fortbildungsantet. Er sei in einem nicht ewitz und erinnert sich jüdischen Umfeld aufan die vielen Veran- gebot, das hier gewachsen. Zeitlebens staltungen, zu denen für Juden gehätten ihn seine Mitsie schon hier zu Gast boten wird. “ schüler neugierig für all war. Dass derzeit Aron Schuster, stellverseine jüdischen Rituale nichts los ist, ist den tretender Direktor des beäugt. „Und dann Bau- und Renovie- Betreibers des Max-Willkomme ich nach Bad Sorungsarbeiten ge- ner-Heims, der Zentralbernheim, in diesen wohlfahrtsstelle der schuldet: Das Wirt- Juden in Deutschland Mikrokosmos des Juschaftsgebäude, in dentums, in dem man für dem sich die koschere einige Tage in jüdischer Küche und der Speisesaal befinden, Umgebung ist, und muss endlich erhält ein neues Dach. Architekt ist mal keine kuriosen Fragen beantder Sobernheimer Axel Hill. Die worten“, erinnert sich der stellverSobernheimer Firma Elektro Gayer tretende ZWST-Direktor. übernimmt die InstallationsarbeiHier könne man sich aufgehoben ten; Fuchs Baugestaltung aus So- fühlen, fügt Heike von Bassewitz bernheim den Trockenbau, und das gern an. Hügel, kaum Verkehr, Dach deckt Daut Monzingen. „Bei keinerlei Hektik von außen, ein eider Auftragsvergabe sind wir einen genes, großes Areal am Rande der neuen Weg gegangen und haben Kleinstadt im Grünen und dennoch lokale Firmen beauftragt“, betont nur eine Stunde von Frankfurt entAron Schuster. Im Haupthaus, dem fernt – für die Juden, die mehrheitBettenhaus, bekommen alle lich in den großen Städten und BalVon unserem Mitarbeiter Martin Köhler Auch ein Schwimmbecken, das zurzeit mit einer blauen Plane winterfest eingepackt ist, gibt es auf der Rückseite des Max-Willner-Heims auf dem Bad Fotos: Martin Köhler Sobernheimer Nohfels. Markant und ein deutliches Wiedererkennungszeichen ist die weiß-rote Fassade der Einrichtung. Der Blick vom Treppenhaus des Hauptgebäudes auf das Fußballfeld und die anderen Sportmöglichkeiten auf der großen Außenanlage: Öffentlichkeitsreferentin Heike von Bassewitz fühlt sich in „Sobi“ ausgesprochen wohl. Viele Veranstaltungen im Willner-Heim – konsequenter Polizeischutz auf dem Nohfels Veranstaltungen im Max-WillnerHeim: Wann immer vor dem MaxWillner-Heim ein Polizeiauto rund um die Uhr parkt, ist das Heim bevölkert – der konsequente Polizeischutz ist eine traurige Notwendigkeit für viele jüdische Einrichtungen in Deutschland. Im Heim finden kontinuierlich Fortbildungen, Seminare und Jugendfreizeiten statt. Vielfach steht der Glaube im Mittelpunkt. Doch gibt es auch Seminare für Sozial- und Jugendarbeiter; Kochkurse beispielsweise mit dem Schwerpunkt auf koscherem Kochen; Bildungs- und Informationsveranstaltungen zu den komplexen Themenfeldern Shoah, Israel und Antisemitismus. Im Jahr 2014 war eine Gruppe Kinder aus Sderot (Is- Sobernheimer Spitzen Dörndich: Hammer raus und druff? Nein, bleiben wir mal schön entspannt ... gesammelt von Stefan Munzlinger K omisch, wer beim Thema Dörndich so alles seine Karten im Spiel wähnt. Scheinriesen Der Sobernheimer Dörndich – Fragen über Fragen, Rätselraten überall. Doch: Warum immer gleich das Hämmerchen, den Hammer in vorauseilendem Zerstörungsdrang auspacken und draufhauen, wenn auch einfach mal das Prinzip „Fragen“ angewendet werden könnte? Immerhin handelt es sich um ein (wenn auch momentan lediglich kolportiertes) Projekt, das uns allen seiner materiellen Strahlkraft wegen nützen könnte. Eine solche Perspektive bietet sich nicht jeden Tag, drum ist Vorsicht angesagt. Man bedenke: Wenn's nicht kommt, bleibt die Region wie sie ist, kämpft weiter um Ansiedlungen, wirt- schaftlichen Erfolg. Hätte also nichts verloren. Und wenn das Zentrum käme, freuen wir uns am Erfolg, auch die Skeptiker von heute. Antworten zum Projekt kriegen wir nicht immer, zumindest nicht die, die wir hören wollen. Tauchen wir daher ab und tummeln uns im Universum der Halb- oder Ganzwahrheiten: Frans Migo, vermögender Holländer und passionierter Jäger mit 6000 Hektar Jagdrevier in England, will einer Investorengruppe auf dem Sobernheimer Dörndich, der zu großen Teilen dem Trierer Abrissunternehmer Erland Knaf gehört, den Weg bahnen – für ein neues Krebstherapiezentrum. 300 Millionen Euro (ohne einen Pfennig Steuergelder) kriegt man zu hören, wenn man nach Summen oder Volumen fragt. Dabei ist Migo nicht der, der informiert; er will erst an die Öffentlichkeit treten, wenn er was Konkretes bieten kann, ist zu hören. Stand der Dinge: Der Bebauungsplan für den Dörndich wird weiterentwickelt, Gelder für Grundstückskäufe sind allerdings rael) auf Einladung des Zentralrats der Juden zu Gast in Bad Sobernheim. In diesem Jahr stehen noch weitere 15 Seminare und Fortbildungen an. Sie reichen vom Seminar für Seniorenklubleiter über die Fortbildung für Vorbeter bis hin zu mehrtägigen Informationsveranstaltungen für Demenzbegleiter in Familien und Pflegeheimen. art noch nicht geflossen. Ein Büro der Naheregion plant bereits die Bauten – dieser Tage habe ich einen unter strengstem Verschluss gehaltenen Entwurf gesehen und muss sagen: Wenn das so käme, wäre es genial für Sobernheim und Region. Und warum rückt keiner raus mit der Sprache, wenn doch schon so bildhübsche Zeichnungen existieren? Zwei Optionen bieten sich hier als Erklärung an: Weil trotzdem nix dran ist an derlei Plänen oder gerade, weil was dran ist – wenn es um solche Summen und die Befindlichkeiten von Geschäftspartnern geht, jagste nicht mal schnell eine Erfolgsmeldung raus, nur weil lokale Scheinriesen das so wollen. Und dann höre ich noch von Hausverboten und anderen privaten Kalamitäten, mit denen einstige Migo-Freunde heute zu Felde ziehen. Mag alles sein oder auch nicht. Nur: Wenn auf dem Dörndich tatsächlich der Investitionsbär steppen sollte, sind sie alle happy – auch die heute noch zornigen Scheinriesen. Sprunggrube Erst die CDU um Julia Klöckner und in den nächsten Tagen sicher auch die SPD um Landesgeneralsekretär Jans Guth – alle springen nach unseren Berichten noch rasch auf den Das Wirtschaftsgebäude mit Küche und Speisesaal erhielt in diesem Herbst ein neues Dach. Auf unserem Foto besprechen Architekt Axel Hill und der stellvertretende Direktor Aron Schuster den Baufortschritt. lungszentren zu Hause sind, ist Bad Sobernheim wie eine Auszeit. Übrigens: Der Namensgeber des Heims, Max Willner, lebte von 1906 bis 1994. Er war Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland zwischen 1959 und 1979. Und er wäre sicherlich stolz auf die vielen Erweiterungen, die das Gelände schrittweise erfuhr. Die ZWST erhielt das Grundstück als Wiedergutmachung für ein von den Nationalsozialisten enteignetes jüdisches Kinderheim in Bad Kreuznach. Das erste Gebäude, heute das „Steinhaus“ genannt, wurde in den 1920er-Jahren als Felke-Kur-Erholungsheim gebaut. Dann übernahm es der Vaterländische Frauenverein, der ein Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes war. 1957 ging das Areal im Zuge der Entschädigungsleistungen an die Jüdische Gemeinde in Köln und später an die ZWST. In den 1980erJahren wurde der große Bettentrakt mit seiner markanten rot-weißen Fassade gebaut. Im Jahr 2008 war die bislang letzte Erweiterung, als ein Seminar- und Veranstaltungsflügel angebaut wurde, in dessen Obergeschoss sich weitere Schlafzimmer befinden. Der große Rasenplatz im rückwärtigen Bereich der Einrichtung sowie das Schwimmbecken werden im Sommer gern genutzt – die Randlage ermöglicht es der Jugend, dort auch mal laut zu sein. Zug der Vollbeschrankung für Monzingen auf. Dort gibt es nur die Halbschranken, an denen im Schnitt bundesweit fünfmal mehr Unfälle passieren als an Vollschranken. Und dennoch rüstet die Bahn weiter auf Halbschranken um. Warum Halbschranken? Die Antwort dazu aus Bahnkreisen: Mit diesem Schrankensystem seid ihr nicht auf dem Gleiskörper eingeschlossen, wenn euer Auto mal mitten auf dem Bahnübergang liegen bleiben sollte. Was soll denn der Käse? Wenn mein Auto liegen bleibt und ein Zug rast heran, ist nur noch wenige Meter weg, kann ich eh nicht mehr reagieren und gerade noch eines tun, wenn ich mich nicht in einer Schocklähmung befinde: mich blitzschnell aus der Karre bringen. Und wenn der Motor wieder anspringt, und der Zug rast heran, dann gebe ich Gas und ramme die wenn auch geschlossene Schranke, um rauszukommen. Die Bahnaussage, wonach man mit Halbschranken schnell wieder in den sicheren Bereich außerhalb gelangt, kann nur dann greifen, wenn kein Zug weit und breit ist. Aber dann wären ja auch die Schranken oben. Lüften wir nun den Kern verhüllenden Schleier: Halbschranken gibt es, weil sie weitaus billiger sind als das Vollschrankensystem! Onleihe rund um die Uhr Internet Neuer Service der Sobernheimer Stadtbücherei M Bad Sobernheim. Zeit zum Stöbern, Schmökern, Verweilen: Zum Leseabend lädt das Büchereiteam für Freitag, 30. Oktober, 18 bis 23 Uhr, ins Kulturhaus Synagoge ein. Gegen 18.30 Uhr wird ein Bilderbuchkino für Kinder ab sechs Jahren zu sehen und zu hören sein. Um 20 Uhr beginnt die Online-Leihe auch in Bad Sobernheim. Das Team der Bücherei wird an diesem Abend in die Bedingungen, Voraussetzung und Nutzung dieser Leihform einführen. Unter allen, die sich an diesem Abend für die Onleihe anmelden, wird eine Jahresmitgliedschaft verlost. Die Stadtbücherei startet damit in ein neues Zeitalter. Unter dem Motto „Digital Medien Ihrer Bibliothek – rund um die Uhr“ bietet sie mit 50 weiteren Bibliotheken in Rheinland-Pfalz einen neuen Service. Die Onleihe Rheinland-Pfalz ermöglicht die Leihe elekt- ronischer Medien über das Internet rund um die Uhr. Geboten werden elektronische Medien zum Downloaden für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Auch außerhalb der Öffnungszeiten kann man Sachund Hörbücher, Romane, Lernvideos und Zeitschriften leihen. Die Onleihe ist für Mitglieder der Bücherei gegen einen Jahresbeitrag von 10 Euro möglich. Mahngebühren fallen nicht an, da am Ende der Leihfrist eine automatische Rückgabe erfolgt. Romane und Sachbücher als E-Books und als E-Hörbücher können 14 Tage und Videos 7 Tage ausgeliehen werden, Zeitschriften jeweils für 24 Stunden und kostenlos. Das Angebot umfasst 40 000 E-Books und andere E-Medien. Z Wie die Onleihe funktioniert, welche Medien geliehen werden können und welche Geräte und Programme geeignet sind: www.onleihe-rlp.de
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