Wenn das Licht ausgeht

Werbeund
kostenfreier
Sonderdruck
Einfacher, als du denkst 1/2012
Kurz die Welt retten
Müssen wir verzichten, um den
Planeten zu schützen?
Das nasse Gold
Energie auf der Spur
Wieso unser Wasser
so kostbar ist
So kommt der Strom
in die Steckdose
Saftige Rechnung
Warum ein Mann 250 Millionen
Euro für Strom ausgibt
Wenn das Licht ausgeht
Ein Tag ohne Strom
Mit Unterstützung von My Finance Coach
Jeder dritte 18- bis 29-jährige Deutsche
würde lieber auf Waschmaschine und Kühlschrank
verzichten als auf seinen PC oder Laptop.
8300 Millionen Tonnen CO2
17 291
Tier- und Pflanzenarten
sind derzeit
vom Aussterben bedroht.
hat der weltgrößte Klimasünder China 2010
emittiert. Laut dem Potsdam-Institut für Klimaforschung liegt das nicht so sehr am steigenden
Konsum, sondern vor allem am Bauboom
und damit auch der Stahl- und Zementindustrie.
27 Prozent unseres Trinkwassers landen in der Toilette
Wusstest du
eigentlich?
Im Jahr 2001 zahlte eine dreiköpfige Familie in Deutschland pro Monat im Durchschnitt 41,76 Euro für ihren Strom. Im Jahr 2011 waren es bereits 72,77 Euro.
der Deutschen glauben, dass sie
durch Energiesparlampen das
Klima schützen.
80 Prozent
aller Energiesparlampen werden in
China produziert und enthalten
giftiges Quecksilber.
Insgesamt 42,3 Millionen Autos fahren auf deutschen
Straßen. Etwa 2300 davon sind Elektrofahrzeuge.
100,8 Kilogramm CO2 werden gespart, wenn jemand mit der
Bahn statt mit dem Auto von Hamburg nach München fährt.
FOTO: GETTY IMAGES; ILLUSTRATION: KRISTINA DÜLLMANN
77 Prozent
USA
Darum geht’s
295
Japan
278
Morgen ist auch
noch ein Tag
Was geht mich die Zukunft an? Klar, manche Menschen reden so – ein großer Fehler. Denn jeder von uns
ist für die Zukunft verantwortlich. Dabei ist vor allem
ein Wort wichtig: Nachhaltigkeit. Vereinfacht gesagt,
geht es darum, dass wir auch morgen ein gutes Leben
haben. Das ist leider nicht selbstverständlich. Genau
genommen ist es die schwierigste Aufgabe der Zukunft; davon hängt unser Leben ab.
Irgendwann wird es Öl nicht mehr geben, weil die Vorräte zu Ende gehen. Das wissen alle. Aber auch Wasser.
In den USA, Japan oder Spanien wird es über weite
Strecken transportiert, und dabei verdunstet ein Großteil. So wird viel Wasser knapp. Und im ohnehin schon
wasserarmen Kenia wird es dafür genutzt, Rosen anzubauen. Dabei ist Wasser ein Lebensmittel. Mindestens
zwei bis drei Liter Wasser braucht man zum Überleben.
Da bleibt in Ghana nicht viel übrig fürs Kochen, Zähneputzen – und schon gar nichts fürs Duschen. Warum
können die Amerikaner 295 Liter pro Tag verwenden
und verschwenden – in Gambia aber nur mickrige fünf
Liter? Das zeigt, wie wichtig es ist, die Schätze der Erde
wirtschaftlich zu nutzen. Denn es zählt nicht nur das
Hier und Jetzt – morgen ist auch noch ein Tag, an dem
wir Wasser brauchen. Übrigens
auch Strom – denn ohne wird’s:
dunkel. Das alles und noch viel
mehr in diesem Heft – viel Spaß!
So viele Liter Wasser verbraucht
ein Mensch täglich in...
Spanien
264
Frankreich
151
Österreich
135
Deutschland
122
Indonesien
TITEL: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE; ILLUSTRATION: DMITRI BROIDO
34
Das steht drin
4 Noch kurz die Welt retten Müssen wir
verzichten, um unseren Planeten zu schützen?
6 Vertrag Was ist eigentlich das Kyoto-Protokoll?
8 Licht an So kommt der Strom in die Steckdose
10 Interview Wer ist der Mann mit der höchsten
Stromrechnung? Zwei Schüler haben ihn gefragt
12 Licht aus Wie lebt es sich 24 Stunden ohne
Strom? Eine Familie hat es für uns ausprobiert
13 Energiekosten Wie teuer ist der Strom für
Wecker, Kühlschrank und Fernseher?
16 Auf dem Trockenen Warum Wasser in vielen
Ländern immer knapper wird
18 Teurer Spaß Wie umweltfreundlich ist Reisen?
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
Ghana
19
Gambia
5
Trinkwasserverbrauch pro Kopf im Jahr 2010
Gewinnspiel
Wir verlosen drei iPod nano mit einem Speichervolumen von acht Gigabyte im Wert von 129 Euro.
Was du dafür tun musst? Eine Frage beantworten.
Mehr auf Seite 18.
3
Nur noch kurz
die Welt retten
NACHHALTIGKEIT Der Erde gehen die Schätze aus. Wenn die Menschen so weitermachten wie in
vergangenen Jahrzehnten, würden sie ihre Lebensgrundlagen ruinieren. Müssen wir verzichten, um
den Planeten zu schützen? Eine Einführung von WirtschaftsWoche-Reporterin Cornelia Schmergal.
D
as tut jetzt etwas weh. Das wird vielleicht sogar richtig schlimm, was ihr hier lesen müsst.
Ihr müsst also tapfer sein: Auf der Welt werden die Kakao-Vorräte knapp. Ohne Kakao gibt es
keine Schokolade. Und ohne Schokolade droht am
ganz normalen europäischen Küchentisch eine kleine Katastrophe. Kein Frühstückskakao mehr, kein
klebriger Brotaufstrich, keine Schokoflocken. Jetzt
mal ehrlich: Wer will in einer solchen Welt leben?
Schon der Dichter Johann Wolfgang von Goethe
soll nach dem Aufstehen ganz wild auf heiße Schokolade mit Zwieback gewesen sein. Er konnte sich
das leisten. Kakao war immer auch ein Stückchen
Luxus. Die braunen Bohnen wachsen an Bäumen,
die nur in einem schmalen Gürtel rund um den
Äquator gedeihen. Im Westen Afrikas, an der Elfen-
beinküste oder in Ghana, finden sich die größten
Plantagen Afrikas. Verspeist wurde die Schokolade
aber über Jahrhunderte vor allem in den entwickelten Ländern in Europa oder Amerika. Allein jeder
Deutsche isst heute pro Jahr im Schnitt über neun
Kilogramm – umgerechnet sind das 90 Tafeln.
Inzwischen gibt es aber immer mehr aufstrebende Nationen wie China oder Indien, in denen die
Menschen auf den Geschmack und zu bescheidenem Wohlstand gekommen sind. Heute pflücken
die Kakaobauern jährlich so viele Bohnen, dass es
für mehr als drei Millionen Tonnen Rohkakao reicht.
In zehn Jahren müssten es mehr als vier Millionen
Tonnen sein, damit alle Schoko-Liebhaber etwas
abbekommen. Allerdings kann man die Plantagen
nicht einfach vergrößern, denn dazu müsste man
den Regenwald abholzen. Wenn nichts geschieht,
könnte Schokolade irgendwann knapp werden.
Kakao ist das, was man einen Rohstoff nennt – ein
Produkt der Erde, ein Geschenk der Natur. Und diese Präsente sind begrenzt. Der Rohstoff Kakao kann
wenigstens immer wieder nachwachsen. Das gilt
übrigens auch für die wichtigsten Nahrungsmittel
wie Reis, Weizen, Mais oder Kartoffeln.
Es gibt aber auch Rohstoffe, die endlich und für
unser Leben entscheidend sind. Ohne Wasser kann
kein Lebewesen existieren. Für uns ist es ganz
normal, dass jederzeit Wasser aus dem Hahn fließt.
In den Steppen Afrikas spüren die Menschen die
Begrenztheit des Wassers jeden Tag.
Zu den Schätzen der Erde, die nicht nachwachsen, gehören Metalle wie Eisen, Zinn oder Kupfer,
die wir brauchen, um Maschinen, Brücken oder
Autos zu bauen. Und natürlich gibt es fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas, mit denen wir unsere Autos fahren, die Fließbänder in den Fabriken
antreiben oder unsere Wohnungen heizen.
4
WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
FOTO: AGENTUR FOCUS/PETER MENZEL
FOTO: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE
Reiche Beute
Wurst und Käse, Obst
und Gemüse, Wasser,
Saft, Milch und Wein:
Eine deutsche Familie
nach dem wöchentlichen Einkauf im
Supermarkt.
FAST WIE SCIENCE-FICTION
Das Dumme ist nur: Viele der Schätze der Erde werden knapp. Und der Frühstückskakao ist da noch
das geringste Problem. Es klingt wie eine ScienceFiction-Fantasie: Wenn die Menschen so weitermachten wie in den vergangenen Jahrzehnten, dann
würden sie den Planeten aufbrauchen. Eine ganze
Erde reicht irgendwann vielleicht nicht mehr aus.
Man bräuchte stattdessen mindestens 1,5 Erden,
um alle Wünsche nach Wasser, Nahrung und anderen Rohstoffen zu befriedigen. Wenn alle Menschen
so gut und satt leben würden wie in Deutschland,
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
bräuchte man sogar zwei ganze Planeten. Das rechnen Umweltschützer in jedem Jahr neu aus.
Mit Mathematik hat die Rohstoff-Frage tatsächlich viel zu tun. Heute leben sieben Milliarden
Menschen auf der Erde, im Jahr 2050 werden es etwa
neun Milliarden sein. Viel mehr Menschen verbrauchen viel mehr. Ihnen allen ein gutes Leben zu ermöglichen ist die schwierigste Aufgabe der Zukunft.
Vor allem wenn man weiß, dass in der Vergangenheit einiges schief gelaufen ist. Über die endlichen
Schätze der Welt hat lange niemand nachgedacht.
Nehmen wir nur das Öl. Das könnte im schlimmsten Fall in 40 Jahren zur Neige gehen oder zumindest völlig unbezahlbar werden. Über Jahrzehnte
haben die Menschen sehr viel Öl verbraucht. Das
gilt vor allem für die reichen Industrienationen. Es
war der Treibstoff der Wirtschaft, weil man aus ihm
Energie gewinnt. Weil das Öl verbrannt werden
muss, um Autos anzutreiben oder Glühbirnen zum
Leuchten zu bringen, ist es damit für alle Zeit vernichtet. Allerdings hinterlassen fossile Rohstoffe wie
Öl oder Kohle beim Verbrennen ein höchst gefährliches Andenken: das Kohlendioxid.
Dieses Gas steht im Verdacht, den Treibhauseffekt
zu verursachen (siehe Kasten Seite 6): Auf der Erde
wird es immer wärmer, wenn wir nichts unternehmen. Für den Planeten wäre das fatal. In Afrika breiten sich Wüsten aus, Hunger und Dürre drohen.
Gleichzeitig könnten ganze Länder wie die Niederlande oder Bangladesh überflutet werden. Denn wenn es
zu warm wird, schmilzt auch das Eis an den Polkappen der Erde. Das alles kann passieren. Irgendwann.
Um solche Katastrophen in der Zukunft zu vermeiden, müssen wir aber heute schon an morgen »
Karge Portionen
Eine afrikanische
Familie in einem
Flüchtlingslager vor
ihrer Wochenration
Lebensmittel
5
Viel Gemüse
Diese neunköpfige
Familie aus Ecuador
isst innerhalb von
einer Woche vor allem
Obst und Gemüse.
» denken. Deswegen reden Politiker ständig von
der „Nachhaltigkeit“. Achtet mal darauf. Sie meinen
damit, dass wir bei jeder Entscheidung mitbedenken sollten, was sie in 20 Jahren bewirkt – und was
sie mit anderen Menschen und der Natur anstellt.
Nachhaltigkeit bedeutet, auf die Kinder zu achten,
die heute noch nicht mitentscheiden dürfen. Sie hat
also mit dir zu tun. Und ist längst sehr modern.
Zum ersten Mal hatte im Jahr 1972 eine Gruppe
von Wissenschaftlern, Politikern und Managern davor gewarnt, die Erde auszubeuten. Sie nannten sich
der Club of Rome. Ihre Warnungen hielten viele Politiker damals für Spinnerei. Das ist schon lange vor-
bei. Heute schlüpft die Bundeskanzlerin in ein grünes Jackett, um Regierungskollegen aus anderen
Ländern einzubläuen, dass Klimaschutz wichtig ist.
Angela Merkel macht das übrigens nicht ganz uneigennützig. Viele Wähler wollen das heute so.
Die Nationen der Welt haben inzwischen viele
Verträge geschlossen, um die Erde zu schützen. Der
bekannteste nennt sich „Kyoto-Protokoll“. Darin
haben sich bislang fast 200 Länder versprochen, den
CO2-Ausstoß zu verringern. Dazu müssen sie vor
allem dafür sorgen, weniger Öl, Kohle und Gas
zu verbrennen. Oder kurz: Energie zu sparen. Und
tatsächlich ist viel passiert.
Manches ist lästig, weil es Verbote gibt. So haben
europäische Politiker zum Beispiel einige Glühbirnen verboten, die viel Strom verbrauchen. Stattdessen sollen die Kunden jetzt Energiesparlampen
kaufen – aber nicht alle finden das Licht schön.
Manches ist lohnend, weil der Staat Geld verschenkt. Wer sich eine Solaranlage auf das Dach
schraubt oder ein Windrad baut, um selber Strom zu
erzeugen, bekommt sogar Geld, das die übrigen Verbraucher mit ihrer Stromrechnung bezahlen. Denn
die Politiker fördern neue Energiearten, die das Öl
ersetzen (die sogenannten erneuerbaren Energien).
Manches ist zukunftsträchtig, weil schlaue Leute
in den Universitäten erforschen, wie man Öl oder
Kohle besser nutzen kann, damit sie länger halten –
und damit können sie sogar Geld verdienen.
Und manches passiert ganz freiwillig, weil die
Menschen sorgsamer einkaufen. Zum Beispiel gelten heute Autos als modern, die nicht besonders
viel, sondern besonders wenig Benzin brauchen.
NACHHALTIGE SCHOKOLADE
Auch die Unternehmen stellen sich darauf ein. Die
Schokoladenhersteller beispielsweise erforschen,
wie sie mehr Kakao ernten können, ohne für neue
Plantagen den Regenwald abzuholzen. Sie zeigen
den Bauern nun, wie sie ihre Bäume richtig pflegen,
damit die mehr Bohnen tragen. Auf den Schokoriegeln prangt nun ein Nachhaltigkeitssiegel. Viele
Kunden mögen das. Auch Banken, Supermärkte
oder Technikkonzerne werben damit, dass sie „grüne“ Produkte verkaufen. Und sie verkaufen viel.
Um die Erde zu retten, müssen wir also nicht arm
werden, aber unser Verhalten ändern. Ganze Politikerhorden machen sich darüber Gedanken, zum
Beispiel Daniela Kolbe. Sie trägt Jeans und ist erst 32
Jahre alt. Im Bundestag ist das ziemlich jung. Gerade
deshalb hat Daniela Kolbe einen wichtigen Job: Sie
leitet eine Kommission, die herausfinden will, wie
nachhaltiges Leben aussehen soll. „Es ist wichtig,
Ziemlich ungesund
Der Wocheneinkauf
dieser amerikanischen
Familie besteht hauptsächlich aus fettigen
Kalorienbomben – vor
allem aus Pizza, Chips
und Fertiggerichten.
Ungewöhnlicher Ort
2009 traf sich die Regierung der Malediven
zu einer Sitzung auf
dem Meeresgrund.
So wollte sie vor dem
steigenden Meeresspiegel warnen.
dass jemand Junges den Vorsitz hat“, sagt sie. „Nachhaltigkeit hat auf zukünftige Generationen Einfluss.“
Dabei geht es vor allem um das „Wachstum“. Was
das ist, muss man sich so vorstellen: Eine große
Behörde in Wiesbaden zählt regelmäßig zusammen,
wie viele Waren und Dienstleistungen binnen eines
Jahres hergestellt wurden und was diese gekostet
haben. Diese Zahl nennt man das Bruttoinlandsprodukt. Wenn sie wächst, jubeln die Wirtschaftsexperten. Wenn mehr produziert wird, können sich
die Menschen auch mehr leisten.
Die kleine Zahl kann aber irreführend sein. Wenn
wir zum Beispiel im Stau stehen, sind wir genervt
und es stinkt nach Abgasen. Trotzdem wächst das
Bruttoinlandsprodukt, weil Autos im Stau viel Benzin verbrauchen und die Tankstellen verdienen. Dabei ist überhaupt nichts Gutes passiert. Deswegen
sucht Daniela Kolbe jetzt nach einer neuen Wachstumsformel. Gefunden hat sie sie noch nicht.
Andere Länder haben da ihre ganz eigenen Ideen.
Im Königreich Bhutan etwa, einem fernen Land im
Himalaya, messen die Menschen einfach ihr Glück.
Und das hat in Bhutan sehr viel mit einer heilen
Umwelt zu tun. So steht es auch in der Verfassung,
n
dem wichtigsten aller Gesetze.
6
mung verantwortlich ist. Eine Ursache ist der
Treibhauseffekt. Bereits 1827 entdeckte ein
Physiker, dass Gase wie Kohlendioxid (CO2)
in der Atmosphäre der Erde wie das Glasdach
eines Treibhauses wirken. Zwar lassen sie die
Infrarotstrahlen der Sonne durch. Doch
gleichzeitig verhindern diese Gase, dass die
von der Erde abgegebene Wärme in den
Weltraum entweicht. Ohne den Treibhauseffekt wäre die Erde etwa 30 Grad Celsius kälter. Er ist also erst mal eine gute Sache.
Allerdings gibt es heute wesentlich mehr
Fabriken, die Holz oder Kohle verbrennen. Es
fahren mehr Autos durch die Gegend, die
Benzin verbrauchen – und sowohl Fabriken
als auch Autos pusten das unsichtbare Gas
namens CO2 in die Luft. Und diese sogenannten Emissionen verschärfen den Treibhauseffekt – die Erde wird noch wärmer.
Viele Staaten haben sich deshalb dazu entschieden, ihre Emissionen zu verringern.
Schon im Jahr 1997 haben Politiker einen
Vertrag ausgearbeitet: das Kyoto-Protokoll,
benannt nach der japanischen Stadt.
Der Vertrag wurde bislang von knapp 200
Ländern unterschrieben. Darin verpflichten
WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
sie sich, weniger klimaschädliche Gase auszustoßen. Einige Staaten, zum Beispiel
Deutschland, halten dies auch ein, andere
aber nicht. Russland, China oder die USA haben sich lange dagegen gesträubt. Die Regierungen glauben nämlich, dass das der Wirtschaft schadet. Um den Vertrag zu erfüllen,
müssen etwa in Kohlekraftwerke bestimmte
Anlagen eingebaut werden. Und diese kosten
die Unternehmen viel Geld.
Im Kyoto-Protokoll gibt es allerdings auch
Ausnahmen. Unterentwickelte Staaten sollen
sich nämlich eine Industrie aufbauen kön-
FOTOS: AGENTUR FOCUS/PETER MENZEL, DDP IMAGES/AP
Auf der ganzen Welt steigt bereits seit einigen
Jahren die Durchschnittstemperatur. Deshalb
schmilzt beispielsweise das Eis in der Arktis –
und der Meerwasserspiegel steigt. Das bereitet vielen Ländern Sorgen, zum Beispiel den
Malediven. Dort haben die Menschen Angst,
dass ihre schönen Inseln eines Tages nicht
mehr über, sondern unter Wasser liegen. Um
auf ihre Lage aufmerksam zu machen, hat die
Regierung vor einigen Jahren sogar eine Sitzung unter Wasser abgehalten.
Inzwischen sind Experten davon überzeugt, dass der Mensch für die globale Erwär-
FOTO: AGENTUR FOCUS/PETER MENZEL
Was ist das Kyoto-Protokoll?
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
nen. Am Anfang einer solchen Entwicklung
stoßen Fabriken und Kraftwerke noch viele
klimaschädliche Gase aus. Dennoch werden
Industrieanlagen benötigt, um Arbeitsplätze
zu schaffen – sonst könnten sie den Abstand
zu reichen Ländern nie verringern.
Das Kyoto-Protokoll ist ein gutes Beispiel
dafür, dass die Welt kompliziert ist. Einerseits
will jeder die Umwelt schützen, andererseits
wollen vor allem ärmere Länder erst mal
mehr Wohlstand erlangen – und daher ist
ihnen Umweltschutz nicht ganz so wichtig.
adrian schröder | [email protected]
7
Wie kommt unser Strom in die Dose?
Wasser, Wind und Sonne helfen dabei, Energie zu erzeugen – aber die zwei
wichtigsten und günstigsten Stromerzeuger sind gleichzeitig auch die umstrittensten.
1
4
2
3
4
7
6
8
2
1 Windkraft
Die rotierenden Flügel treiben
einen Generator an, der Strom
erzeugt. Vom Fuß der Mühle
fließt er in die Stromleitungen.
Die Vorteile: Es werden keine
Schadstoffe erzeugt, Wind
weht kostenlos. Doch bei Flaute
und Sturm wird kein Strom
produziert. Anteil an unserer
Stromversorgung: 8 Prozent.
2 Solarstrom
Solarzellen, etwa auf Dächern,
verwandeln das Sonnenlicht in
Strom. Wie bei Windkraft bekommt man die Sonne kostenlos. Das Problem: Nachts und
bei bewölktem Himmel wird
kein Strom erzeugt, außerdem
scheint die Sonne in Deutschland nicht so oft und lange wie
im Süden. Anteil: 3 Prozent.
3 Wasserkraftwerk
In vielen deutschen Mittel- und
Hochgebirgen gibt es hohe
Staumauern, hinter denen sich
Milliarden Liter von Wasser
sammeln. Das stammt meist
aus kleinen Flüssen. Das Wasser fließt durch Generatoren
und erzeugt dadurch Strom –
ebenfalls ohne Schadstoffe.
Anteil: 3 Prozent.
4 Biomassekraftwerk
Pflanzen, Gülle oder Speisereste werden vergoren, dabei entsteht Gas. Das wird verbrannt,
die Hitze verwandelt Wasser in
Dampf, ein Generator erzeugt
Strom. Das ist unabhängig vom
Wetter, aber ein Teil der Pflanzen könnte auch als Nahrungsmittel oder Tierfutter genutzt
werden. Anteil: 6 Prozent.
ILLUSTRATION: KRISTINA DÜLLMANN
5
5 Kohlekraftwerk
In Kesseln werden Stein- oder
Braunkohle verbrannt. Durch
die Hitze verwandelt sich Wasser in Dampf und treibt einen
Generator zur Stromerzeugung
an. Das ist zuverlässig, aber
auch umweltschädlich. Denn
hierbei entsteht viel Treibhausgas (siehe auch Grafik Seite
18). Anteil: 44 Prozent.
6 Gas- und Dampfkraftwerk
Erdgas wird verbrannt, die heißen Abgase treiben einen Generator an. Die Restwärme verwandelt Wasser in Dampf. Dieser erzeugt in einem zweiten
Generator Strom. Gut: geringer
Ausstoß von Klimagasen.
Schlecht: Das meiste Erdgas
muss im Ausland gekauft
werden. Anteil: 14 Prozent.
7 Kernkraftwerk
Bei der Kernspaltung entsteht
Wärme. Der damit entstehende
Dampf treibt einen Generator
an. Gut: Der Strom ist relativ
billig, es werden keine Treibhausgase freigesetzt. Schlecht:
Störfälle können fatale Folgen
haben, der Atommüll muss
jahrtausendelang abgeschottet
werden. Anteil: 18 Prozent.
8 Speicherkraftwerk
Wind- und Solarkraftwerke liefern oft mehr Strom als nötig.
Dieser Überschuss lässt sich
mithilfe von Wasser speichern.
Pumpen befördern es vom
Untersee in den etwa 100
Meter höheren Obersee. Bei
Strommangel fließt das Wasser
ins Tal und erzeugt Strom. Anteil: weniger als ein Prozent.
[email protected]
8
WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
9
»Aluminium macht Autos
und Flugzeuge leichter«
aber nur 3000 Stunden Strom ins Netz, die Sonne
lediglich 900 Stunden.
Kann eine Aluminiumfabrik trotzdem nachhaltig
sein?
Schlüter: Ja, weil Aluminium nachhaltig ist. Egal, ob
bei Autos, Flugzeugen oder Schienenfahrzeugen –
Aluminium macht sie leichter. Und je weniger Gewicht sich in Bewegung setzt, desto weniger Energie
wird verbraucht. Genau das ist ja auch nachhaltig.
Außerdem muss Aluminium nicht wie anderer Müll
verbrannt werden, sondern kann immer wieder verwendet werden.
Heute packen immer mehr Schüler ihre Brote in
Brotdosen anstatt in Alufolie. Das müsste Sie doch
ärgern, oder?
Schlüter: Natürlich! Aber es gibt ja auch Aluminiumdosen – und die sind in Wahrheit nachhaltiger als
Plastik. Das ist zwar auch recycelbar, aber nicht unendlich wie Aluminium.
Herr Schlüter, wie kommt man auf die Idee, eine
Aluminiumfabrik zu gründen?
Schlüter: Der Handel mit Rohstoffen wie Aluminium oder Kupfer hat mich bereits als Teenager begeistert. 1985 habe ich begonnen, mit Metall zu handeln. Heute gehören fünf Fabriken zu Trimet. Diese
habe ich nicht selbst gegründet, sondern sie waren
früher in Besitz von fünf anderen Gesellschaften.
Deren Chefs wollten die Fabriken schließen, aber
ich war davon überzeugt, dass die Betriebe erfolgreich sein könnten.
Wie erklären Sie einem Schüler, womit Sie Ihr Geld
verdienen?
Schlüter: Wir stellen in unseren Fabriköfen Aluminium her und machen das Leben unserer Kunden
leichter, besser und schöner. Der Werkstoff steckt in
Autos, Flugzeugen, Zügen – er spielt also sowohl im
Berufsleben als auch in der Freizeit eine große Rolle.
Wie kann man sich die Herstellung vorstellen?
Schlüter: Den Prozess nennen wir Elektrolyse. Pro
Tag produzieren wir in unserem Werk in Essen 450
Tonnen Aluminium. Für eine Tonne benötigen unsere Öfen etwa 14 000 Kilowattstunden Strom – so
viel Energie braucht ein deutscher Durchschnittshaushalt in etwa fünf Jahren.
Eine ganze Menge für ein einzelnes Unternehmen!
Schlüter: Ja, das kann man wohl sagen. Trimet gebraucht etwa ein Prozent des gesamten deutschen
Stroms – so viel wie etwa 1,3 Millionen Drei-Personen-Haushalte. Wir benötigen viel Strom, aber dieser ist in unserem Metall gespeichert. Das hilft da-
96 %
aller Aluminiumdosen werden in
Deutschland
wiederverwendet
Mach mit!
Bist du Schüler der Sekundarstufe I? Würdest du
gerne mal einen Firmenchef oder Unternehmer befragen, so wie Maren, 12, und Hendrik, 14? Gemeinsam mit zwei bis drei Freunden? Dann bewirb dich
als Schülerreporter für die nächste Ausgabe der
WirtschaftsSchule – und teile uns bitte mit, warum
du gerne mitmachen willst. Wir freuen uns auf deine
Mail!
10
Schick deine
Bewerbung an:
[email protected]
bei, Energie zu sparen, und wird, wenn die aus
Aluminium hergestellten Produkte am Ende ihrer
Nutzungsphase sind, wieder verwertet.
Wie denn das?
Schlüter: Aluminiumprodukte sind zu 100 Prozent
recycelbar, immer und immer wieder, ohne den geringsten Qualitätsverlust. Dadurch sparen wir bis zu
95 Prozent der Energie ein, die nötig wäre, um die
gleiche Menge von Aluminium neu herzustellen.
Der hohe Materialwert bleibt dabei vollständig erhalten. So wird aus einem Aluminium-Motorblock
auch in den darauffolgenden „Leben“ ein genauso
hochwertiges Bauteil. Aus diesem Grund wird der
Strom bei uns „gebraucht“ und nicht „verbraucht“.
Unsere Eltern haben heute eine viel höhere Stromrechnung als noch vor ein paar Jahren. Sie auch?
Schlüter: Absolut. Bis zum Jahr 1998 gab es in
Deutschland einen geregelten Strommarkt. Bis dahin legte der Staat die Strompreise für die Unternehmen fest. Dann kam die sogenannte Deregulierung .
Das heißt, der Strompreis wurde frei ausgehandelt.
Dadurch stieg der Strompreis im Laufe der Jahre.
Wird Strom denn in Zukunft noch teurer?
Schlüter: Wir haben uns in Deutschland für die
sogenannte Energiewende entschieden. Das heißt,
wir verzichten etwa auf Atomstrom, der billiger
hergestellt werden kann. Ob uns die Energiewende
gelingt, kann ich nicht sagen – aber die Strompreise
werden sicher noch weiter steigen.
Wie hoch ist denn Ihre Stromrechnung genau?
Schlüter: Das hängt natürlich immer von den
Strompreisen ab, aber pro Jahr sind es etwa 250
Millionen Euro.
Und woher kommt der Strom?
Schlüter: Wir kaufen den Strom von mehreren
Stromverkäufern – aber woher der genau kommt
und ob es sich um Wind- oder Solarstrom handelt,
das liegt nicht in unser Hand und ist auch nicht
überprüfbar.
Sie kaufen also nicht gezielt umweltbewussten
Strom?
Schlüter: Nein, das geht bei diesen großen Mengen
auch gar nicht. Wir brauchen Strom 365 Tage im
Jahr, 24 Stunden, rund um die Uhr die gleiche Menge. Das sind 8760 Stunden pro Jahr. Der Wind bläst
WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
hendrik neumann, maren neumann | [email protected]
FOTOS: YOUR PHOTO TODAY/PM, DOMINIK ASBACH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE
INTERVIEW Heinz-Peter Schlüter ist Besitzer der größten deutschen Aluminiumfabrik
– und deshalb der Mann mit dem höchsten Stromverbrauch in Deutschland. Muss
das sein? Zwei Schüler haben ihn gefragt.
Heinz-Peter Schlüter,
62, gründete 1985 die
Firma Trimet und formte daraus den größten
Aluminiumhersteller in
Deutschland. Bis 2009
leitete er das Unternehmen, heute ist er als
Vorsitzender des Aufsichtsrat eine Art Chefkontrolleur.
Jedes Unternehmen möchte möglichst viel Gewinn
machen, aber Energiesparen ist heute ebenfalls
wichtig. Lässt sich das miteinander vereinen?
Schlüter: Beides gehört zusammen! Die Energie, die
ich einspare, muss ich nicht bezahlen. Diesen Gewinn brauchen wir, um beispielsweise weiter in unsere Forschung und Entwicklung zu investieren,
oder in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter – und dadurch Arbeitsplätze zu sichern.
Und was würden Sie uns Schülern raten?
Schlüter: Man darf die Umwelt nicht als selbstverständlich hinnehmen. Ich habe drei Kinder im Alter
von 17, 24 und 27. Denen habe ich immer beigebracht: Wer die Umwelt schützen will, muss sie erst
einmal schätzen. Wir haben in Deutschland wunderbare Seen, Berge und Wälder. Und da mir das alles am Herzen liegt, will ich dort keinen Schaden anrichten.
n
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
11
FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE; ILLUSTRATIONEN: KRISTINA DÜLLMANN
Erhellendes Experiment
24 STUNDEN OHNE
STROM
Keine Heizung, kein
Licht: Was tun, wenn der
Strom ausfällt? Finn, 12,
und Bennett, 8, haben
es ausprobiert.
12
WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
7.54 Uhr // Verschlafen. Eigentlich ist Papa samstags um 7 Uhr
zum Joggen verabredet. Wecken lässt er sich normalerweise
vom Radio – das bleibt heute stumm. Geht ja schon gut los.
8.47 Uhr // Katzenwäsche. Brr! Das Bad ungeheizt, das Wasser
kalt. Mein Bruder Bennett beschränkt sich auf das Nötigste.
Zähneputzen ohne Elektrobürste macht auch keinen Spaß.
9.12 Uhr // Mageres Frühstück im Kerzenlicht. Leckere
Fünf-Minuten-Eier, knuspriger Toast, heißer Kakao? All das fällt
heute aus. Den Orangensaft pressen wir gleich von Hand. Dafür
schmecken uns die Brötchen bei Kerzenschein doppelt gut.
10.22 Uhr // Waschen wie zu Uromas Zeiten. Arme Mama!
Jetzt muss sie unsere T-Shirts auch noch mit der Hand sauber
kriegen. Wir wüssten gar nicht, wie das geht. Ohne eine
Waschmaschine sind wir echt aufgeschmissen.
8,80 Euro Strom
verbraucht ein
normaler Radiowecker
jedes Jahr.
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
34 Euro Strom
braucht die Waschmaschine jährlich – bei vier
Gängen pro Woche.
1500 Euro
kostet das Heizen
einer 120-Quadratmeter-Wohnung.
13
18.46 Uhr // Mensch,
ärgere dich nicht! Das
sagen wir uns auch und
starten einen Spieleabend. Bei Kerzenschein
macht das Rauswerfen
besonders viel Spaß.
13.06 Uhr // Kein Computer. Manchmal skype ich nachmittags
mit Freunden. Aber heute bleibt der Bildschirm schwarz. Mist!
11.35 Uhr // Lesen ohne Licht. Es wird kühler. Papa schnappt
sich unsere wärmste Decke und verkrümelt sich zum Lesen auf
seinen Schaukelstuhl. Draußen will es gar nicht hell werden.
18.15 Uhr // Fernsehen?
Fehlanzeige. Samstags
ist die „Sportschau“
Pflicht. Jetzt wissen wir
nicht, ob der 1. FC Köln
gewonnen hat!
FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE; ILLUSTRATIONEN: KRISTINA DÜLLMANN
19.19 Uhr // Spaghetti al dunkel.
Nudeln machen wir heute auf einem
Campingkocher. Zähe Angelegenheit.
Gut, dass Bennett sie ungekocht mag.
18.25 Uhr // Hausmusik. Auch der CD-Player bleibt heute
stumm. Stattdessen auf dem Programm: ein paar
Beatles-Lieder, gemeinsam gesungen mit Gitarre und Klavier.
14
WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
10 Euro Strom
verbraucht ein Laptop,
wenn man ihn täglich
vier Stunden benutzt.
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
19.39 Uhr // Es reicht. Seit zwölf Stunden
kein Licht und keine Heizung. Sehnsüchtig
schauen wir in die hell erleuchteten, warmen
Wohnzimmer unserer Nachbarn.
20 Euro Strom
kostet ein LCD-TV,
falls er jeden Tag vier
Stunden an ist.
finn und bennett engeser | [email protected]
19.51 Uhr // Nachtgeschichte bei
Notlicht. Bennett ist müde von unserem erhellenden Experiment. Sonst
würde er nie so früh ins Bett gehen.
20 Euro Strom
braucht ein großer
Kühlschrank mit
Gefrierfach im Jahr.
15
Große Last für kleine Menschen
Ein chinesischer Junge trägt
während einer Dürre Trinkwasser.
700 Millionen Asiaten haben
keinen Zugang zu sauberem Wasser
In den Sand gesetzt
1013 Meter lang ist der
größte Pool der Welt.
Er steht in einer Urlaubsanlage in Südamerika
Blaues Gold
braucht 200 Liter Wasser. Damit könnte man eine
ganze Badewanne füllen. Für eine Jeans werden
mehr als 11 000 Liter Wasser fällig. Das macht umgerechnet 73 Badewannen. Und in einem Auto stecken
400 000 Liter Wasser – etwa 2500 volle Badewannen!
Viele Länder und Unternehmen haben verstanden, dass sie wirtschaftlicher mit Wasser umgehen
müssen. Vor allem in der Landwirtschaft, denn die
verbraucht das meiste Wasser überhaupt. In vielen
Regionen sind die Kanäle alt und undicht, daher
geht Wasser auf dem Weg zum Feld verloren. Und
auch auf dem Feld versickert und verdunstet es.
Weltweit arbeiten Wissenschaftler deshalb daran,
den Wassermangel in den Griff zu bekommen. Einer
der bekanntesten ist der Amerikaner Peter Gleick. Er
WASSER Sieben Milliarden Menschen leben auf der Erde – und alle brauchen
Wasser. Aber deswegen müssen wir in Deutschland nicht weniger davon verbrauchen. Viel wichtiger ist, das kostbare Nass wirtschaftlich zu nutzen.
16
D
ie Welt ist manchmal sehr ungerecht. Für
Kinder in Deutschland ist es zum Beispiel
normal, sauberes Leitungswasser zu trinken –
so viel sie wollen. Kinder aus Entwicklungsländern
können davon nur träumen.
Dort müssen die Menschen oft stundenlang zu
Fuß gehen, um Wasser aus einem Brunnen zu pumpen. Häufig ist es dann auch noch dreckig. Schon
heute haben weltweit 900 Millionen Menschen kein
sauberes Trinkwasser. 3000 Kinder unter fünf Jahren
sterben jeden Tag an Durchfallerkrankungen, nachdem sie verschmutztes Wasser getrunken haben. In
Zukunft wird die Lage noch bedrohlicher: Manche
Experten glauben, dass im Jahr 2025 mehr als jeder
dritte Mensch unter Wassermangel leiden wird.
Wasser ist so wertvoll, dass es bereits „blaues Gold“
genannt wird. Aus zwei Gründen.
Zum einen steigt die Weltbevölkerung immer weiter an. Und mehr Menschen brauchen mehr Wasser
– zum Trinken, Duschen oder Kochen. Zum anderen
erleben viele Schwellenländer seit einigen Jahren einen Aufschwung. Die heißen so, weil sie kurz davor
stehen, mit modernen Staaten wie Deutschland oder
den USA mithalten zu können. Für die Wirtschaft
dieser Länder ist das gut, weil die Unternehmen
mehr Geld verdienen. Und die Einwohner profitieren, weil es mehr Arbeit gibt. Allerdings brauchen die
Unternehmen für die Herstellung der Produkte Rohstoffe – etwa Wasser. Und so tragen auch wir täglich
zu dessen Verschwendung bei – ohne es zu wissen.
NICHT SICHTBAR UND DOCH DA
Ein Wissenschaftler erfand vor einigen Jahren den
Begriff des „virtuellen Wassers“. „Virtuell“ bedeutet so
viel wie „unsichtbar“ – denn das ist Wasser häufig.
Nehmen wir als Beispiel eine Rose. Wer die Blume
in Deutschland kauft, der vergisst häufig, dass sie eine lange Reise hinter sich hat. Viele Rosen stammen
aus Kenia, wo es sehr heiß und trocken werden kann.
Rosen benötigen aber viel Wasser, um zu gedeihen.
Und so braucht ein Züchter für die Herstellung einer
einzigen Rose etwa fünf Liter Wasser.
Wer Rosen nach Deutschland einführt, der führt
also indirekt auch Wasser ein. Wasser, das in Kenia
knapp, bei uns aber reichlich vorhanden ist. Rosen
aus Kenia sind so gesehen also unwirtschaftlich.
In anderen Produkten steckt sogar noch viel mehr
davon: Die Herstellung von einem Glas Milch verWirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
FOTOS: GETTY IMAGES/AFP, DDP IMAGES/SIPA; ILLUSTRATIONEN: KRISTINA DÜLLMANN
2500
Badewannen
Wasser
stecken in
einem Auto
122 Liter Wasser
verbraucht ein
Deutscher am Tag
ist zum Beispiel der Meinung, dass Wasser einen
Preis haben muss. Vereinfacht gesagt: Je weniger
Wasser es noch gibt, desto teurer sollte es werden.
Damit würden die Menschen merken, wenn Wasser
knapp wird – und sparsamer damit umgehen, anstatt
es zu verschwenden.
Die ärmsten Bevölkerungsteile sollen sich aber
trotzdem Wasser leisten können. Wie das gehen
WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule
kann, zeigt das Beispiel Südafrika: Jeder Bürger erhält dort 25 Liter pro Tag kostenlos. Jeder weitere Liter kostet Geld. Unternehmen, die immer besonders
viel Wasser benötigen, zahlen einen Aufschlag. „In
den meisten Branchen gilt: Je mehr du kaufst, desto
billiger wird es“, sagt Gleick. „Beim Wasser aber sind
diese Zeiten endgültig vorbei.“
73
Badewannen
Wasser
stecken in
einer Jeans
NICHT SINNVOLL
In Deutschland ist eine Wassernot nicht zu befürchten. 122 Liter verbraucht ein Deutscher täglich. Deshalb wäre es sinnlos, so viel Wasser wie möglich zu
sparen. Denn dann würde unsere Wasserrechnung
steigen. Klingt seltsam, ist aber logisch.
Unser Trinkwasser kommt aus Rohren in der Erde.
Wenn die Menschen plötzlich weniger Wasser verbrauchen, fließt es dort langsamer hindurch. Und
das schadet sowohl den Rohren als auch dem Wasser, weil sich dort Keime festsetzen. Außerdem hat
Deutschland genügend Grundwasser – weil es bei
uns verhältnismäßig viel regnet. Dieses Regenwasser
sickert in den Boden, und von dort gelangt es zurück
in den Wasserkreislauf.
Entscheidend ist also, ob wir Wasser wirtschaftlich
nutzen. Wer der Umwelt wirklich etwas Gutes tun
will, sollte möglichst wenig warmes Wasser verwenden. Denn um es zu erhitzen, ist Energie nötig. Und
wer davon zu viel verbraucht, trägt indirekt zur globalen Erwärmung bei. In regenreichen Ländern regnet es dann noch mehr – und in trockenen noch weniger. Dann wird die Welt aber nicht gerechter, sonn
dern noch ungerechter.
[email protected]
17
Umweltsünde
56
Der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viel Kilogramm Kohlendioxid (CO2 ) wir verbrauchen.
Besonders problematisch: Fernreisen. Flugzeuge
stoßen Treibhausgase aus, Hotels verschwenden
Unmengen von Wasser in trockenen Gebieten.
So viel CO2 produziert eine Familie im Urlaub.
Rügen
80
š Anreise per Pkw,
š 13 Übernachtungen in
einer Ferienwohnung,
188
š Besuche in Imbissen, etc.
52
Rügen
Palma
91
148
Mallorca
Cancún
916
1155
š Flug nach Palma,
š 13 Übernachtungen im
Vier-Sterne-Hotel,
š 25 warme Mahlzeiten
205
Mexiko
7048
6356
š Flug nach Cancún,
š 13 Übernachtungen in einer
Fünf-Sterne-All-Inclusive-Anlage,
š 25 warme Mahlzeiten
9
š Anreise enfällt,
26
17
š Übernachtungen (inkl. Zuberei-
tung der warmen Mahlzeiten),
š Restaurantbesuche
Balkonien
Gewinnspiel
Das Team
Auf Seite 17 siehst du ein Foto des
größten Pools der Welt.
Die Preisfrage:
In welchem Land befindet sich
dieses Schwimmbad?
Schick deine Antwort bis zum
30. 4. 2012 an:
Handelsblatt GmbH,
WirtschaftsWoche Schule,
Kasernenstraße 67, 40213 Düsseldorf
Oder schreib an: [email protected]
Unte alle
Unter
allen richtigen
richti
Lösungen verlosen wir
drei iPod Nano im
Wert von je 129 Euro.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Handelsblatt GmbH und
deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Eine Auszahlung
der Preise in bar ist nicht möglich.
18
Chefredakteur Roland Tichy
Redaktion Daniel Rettig (verantwortlich), Manfred
Engeser, Wolfgang Kempkens, Cornelia Schmergal,
Adrian Schröder
Schülerreporter Bennett Engeser, Finn Engeser,
Hendrik Neumann, Maren Neumann
Chefin vom Dienst Angela Kürzdörfer
Creative Director Holger Windfuhr
Gestaltung Kristine Hetzel, Anna Tabea Hönscheid
Bildredaktion Silke Eisen, Patrick Schuch
Produktion Markus Berg, Petra Jeanette Schmitz
Bildbearbeitung Uwe Schmidt, Constanze Fischer
Verlag Handelsblatt GmbH
(Verleger im Sinne des Presserechts)
Geschäftsführung Marianne Dölz, Dr. Michael Stollarz
Druck Prinovis Nürnberg GmbH
WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche
ILLUSTRATION: KRISTINA DÜLLMANN
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Kleine Taten,
große Wirkung
RATSCHLÄGE Jeder kann die Umwelt schützen – auch du. Dafür musst du noch nicht einmal auf
etwas verzichten. Hier fünf simple, aber sinnvolle Tipps.
1. Elektronik wiederverwenden
Hattest du schon mal ein Handy? Oder haben sich
deine Eltern kürzlich einen neuen Computer gekauft? Mal ehrlich: Habt ihr den alten Kram einfach
weggeschmissen oder zum Sperrmüll gebracht?
Vielleicht weißt du gar nicht, dass selbst alte Elektrogeräte noch ziemlich viel wert sind. Darin stecken
sehr seltene Rohstoffe, von denen manche nicht
nachwachsen. Viele weggeschmissene Elektrogeräte – egal, ob Handy, Laptop oder Bügeleisen – lassen
sich mit geringem Aufwand gewinnbringend weiterverkaufen und werden dann recycelt. Womöglich ist
Wegwerfen aber auch überhaupt keine Lösung.
Vielleicht findest du stattdessen eine Möglichkeit,
wie du alte Geräte wiederverwenden kannst.
Ein Kilo Bananen
nach Deutschland zu
bringen verbraucht
etwa so viel CO2 wie
eine Stunde Wasser
zu erhitzen.
2. Geräte abschalten
Wusstest du, dass Geräte auch im sogenannten
Stand-by-Modus noch Strom verbrauchen? Umso
wichtiger ist es, den Fernseher oder die Stereoanlage
auch wirklich komplett auszuschalten. Bei vielen
Geräten reicht das allerdings nicht, dort musst du
den Stecker notfalls komplett aus der Dose ziehen.
Dadurch kann eine vierköpfige Familie im Jahr etwa
80 Euro Stromkosten sparen. Aber Vorsicht: Manchmal gehen gespeicherte Daten beim Ausschalten
verloren.
3. Bewusster surfen
Auch wenn kaum jemand darüber nachdenkt – das
Internet belastet die Umwelt. Beim Surfen im Netz
frisst nicht nur dein Rechner Strom. Während du Videos anschaust oder Musik hörst, sausen Tausende
FOTO: GETTY IMAGES
Siegertypen gesucht
Deine Schulklasse soll zu einer Klassenfahrt aufbrechen – und du sollst die Reise mit zwei Mitschülern und eurer Lehrerin planen. Was wird die Fahrt kosten?
Welche Einnahmen und Ausgaben könnt ihr beeinflussen? Diese Fragen musst
du beantworten, wenn du am Bundeswettbewerb Finanzen teilnehmen willst.
Den richtet die WirtschaftsWoche gemeinsam mit der My Finance Coach
Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft aus. Teilnehmen dürfen alle Klassen der Sekundarstufe I. Den Finalisten winkt eine Reise
nach Berlin – und Geld für die Klassenkasse.
Einsendeschluss ist der 25. April.
www.bundeswettbewerbfinanzen.de
von Datenpaketen durch die Leitungen. Das kostet
jede Menge Energie. Selbst wenn du etwas googelst,
müssen die Rechner der Suchmaschine viele Anfragen gleichzeitig bearbeiten. Die Menge Strom, die
dafür jährlich verbraucht wird, reicht für die Versorgung einer Stadt der Größe von Heidelberg. Das soll
nicht heißen, dass du gar nicht mehr im Netz surfen
darfst. Aber mach dir immer bewusst: Was du tust,
hat nicht nur Auswirkungen auf deinen Geldbeutel –
sondern auch auf Umwelt und Gesellschaft.
4. Essen planen
Frische Erdbeeren im Winter? Vielleicht merkst du
schon, dass hier etwas nicht stimmt. Viele Nahrungsmittel reisen um die halbe Welt, bis sie in den
Schränken deutscher Supermärkte landen. Das
schadet einerseits den Herkunftsländern, andererseits müssen dafür Flugzeuge in die Luft steigen –
und die Luft verschmutzen. Achte deshalb lieber darauf, regionale Lebensmittel zu kaufen. Im Internet
findest du Saisonkalender für Obst und Gemüse.
Dort wirst du auch sehen, dass Erdbeeren eher in
den Sommer gehören – und nicht in den Winter.
5. Herkunft beachten
Kleidung kommt oft von weit her. Vor allem deshalb,
weil die Unternehmen beispielsweise in Asien viel
niedrigere Kosten haben. Die Arbeiter verdienen
dort nämlich viel weniger als in Deutschland – und
manche beschäftigen sogar Kinder, was hierzulande
verboten ist. Darüber solltest du dir zumindest bewusst sein, wenn du billige Klamotten kaufst.
n
[email protected]
Nichts ist spannender als
Wirtschaft – auch für Schüler.
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für den
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Per Post: Kundenservice WirtschaftsWoche, Postfach 10 54 65, 40045 Düsseldorf
Per Fax: 0211 / 887 3644
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