Werbeund kostenfreier Sonderdruck Einfacher, als du denkst 1/2012 Kurz die Welt retten Müssen wir verzichten, um den Planeten zu schützen? Das nasse Gold Energie auf der Spur Wieso unser Wasser so kostbar ist So kommt der Strom in die Steckdose Saftige Rechnung Warum ein Mann 250 Millionen Euro für Strom ausgibt Wenn das Licht ausgeht Ein Tag ohne Strom Mit Unterstützung von My Finance Coach Jeder dritte 18- bis 29-jährige Deutsche würde lieber auf Waschmaschine und Kühlschrank verzichten als auf seinen PC oder Laptop. 8300 Millionen Tonnen CO2 17 291 Tier- und Pflanzenarten sind derzeit vom Aussterben bedroht. hat der weltgrößte Klimasünder China 2010 emittiert. Laut dem Potsdam-Institut für Klimaforschung liegt das nicht so sehr am steigenden Konsum, sondern vor allem am Bauboom und damit auch der Stahl- und Zementindustrie. 27 Prozent unseres Trinkwassers landen in der Toilette Wusstest du eigentlich? Im Jahr 2001 zahlte eine dreiköpfige Familie in Deutschland pro Monat im Durchschnitt 41,76 Euro für ihren Strom. Im Jahr 2011 waren es bereits 72,77 Euro. der Deutschen glauben, dass sie durch Energiesparlampen das Klima schützen. 80 Prozent aller Energiesparlampen werden in China produziert und enthalten giftiges Quecksilber. Insgesamt 42,3 Millionen Autos fahren auf deutschen Straßen. Etwa 2300 davon sind Elektrofahrzeuge. 100,8 Kilogramm CO2 werden gespart, wenn jemand mit der Bahn statt mit dem Auto von Hamburg nach München fährt. FOTO: GETTY IMAGES; ILLUSTRATION: KRISTINA DÜLLMANN 77 Prozent USA Darum geht’s 295 Japan 278 Morgen ist auch noch ein Tag Was geht mich die Zukunft an? Klar, manche Menschen reden so – ein großer Fehler. Denn jeder von uns ist für die Zukunft verantwortlich. Dabei ist vor allem ein Wort wichtig: Nachhaltigkeit. Vereinfacht gesagt, geht es darum, dass wir auch morgen ein gutes Leben haben. Das ist leider nicht selbstverständlich. Genau genommen ist es die schwierigste Aufgabe der Zukunft; davon hängt unser Leben ab. Irgendwann wird es Öl nicht mehr geben, weil die Vorräte zu Ende gehen. Das wissen alle. Aber auch Wasser. In den USA, Japan oder Spanien wird es über weite Strecken transportiert, und dabei verdunstet ein Großteil. So wird viel Wasser knapp. Und im ohnehin schon wasserarmen Kenia wird es dafür genutzt, Rosen anzubauen. Dabei ist Wasser ein Lebensmittel. Mindestens zwei bis drei Liter Wasser braucht man zum Überleben. Da bleibt in Ghana nicht viel übrig fürs Kochen, Zähneputzen – und schon gar nichts fürs Duschen. Warum können die Amerikaner 295 Liter pro Tag verwenden und verschwenden – in Gambia aber nur mickrige fünf Liter? Das zeigt, wie wichtig es ist, die Schätze der Erde wirtschaftlich zu nutzen. Denn es zählt nicht nur das Hier und Jetzt – morgen ist auch noch ein Tag, an dem wir Wasser brauchen. Übrigens auch Strom – denn ohne wird’s: dunkel. Das alles und noch viel mehr in diesem Heft – viel Spaß! So viele Liter Wasser verbraucht ein Mensch täglich in... Spanien 264 Frankreich 151 Österreich 135 Deutschland 122 Indonesien TITEL: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE; ILLUSTRATION: DMITRI BROIDO 34 Das steht drin 4 Noch kurz die Welt retten Müssen wir verzichten, um unseren Planeten zu schützen? 6 Vertrag Was ist eigentlich das Kyoto-Protokoll? 8 Licht an So kommt der Strom in die Steckdose 10 Interview Wer ist der Mann mit der höchsten Stromrechnung? Zwei Schüler haben ihn gefragt 12 Licht aus Wie lebt es sich 24 Stunden ohne Strom? Eine Familie hat es für uns ausprobiert 13 Energiekosten Wie teuer ist der Strom für Wecker, Kühlschrank und Fernseher? 16 Auf dem Trockenen Warum Wasser in vielen Ländern immer knapper wird 18 Teurer Spaß Wie umweltfreundlich ist Reisen? WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule Ghana 19 Gambia 5 Trinkwasserverbrauch pro Kopf im Jahr 2010 Gewinnspiel Wir verlosen drei iPod nano mit einem Speichervolumen von acht Gigabyte im Wert von 129 Euro. Was du dafür tun musst? Eine Frage beantworten. Mehr auf Seite 18. 3 Nur noch kurz die Welt retten NACHHALTIGKEIT Der Erde gehen die Schätze aus. Wenn die Menschen so weitermachten wie in vergangenen Jahrzehnten, würden sie ihre Lebensgrundlagen ruinieren. Müssen wir verzichten, um den Planeten zu schützen? Eine Einführung von WirtschaftsWoche-Reporterin Cornelia Schmergal. D as tut jetzt etwas weh. Das wird vielleicht sogar richtig schlimm, was ihr hier lesen müsst. Ihr müsst also tapfer sein: Auf der Welt werden die Kakao-Vorräte knapp. Ohne Kakao gibt es keine Schokolade. Und ohne Schokolade droht am ganz normalen europäischen Küchentisch eine kleine Katastrophe. Kein Frühstückskakao mehr, kein klebriger Brotaufstrich, keine Schokoflocken. Jetzt mal ehrlich: Wer will in einer solchen Welt leben? Schon der Dichter Johann Wolfgang von Goethe soll nach dem Aufstehen ganz wild auf heiße Schokolade mit Zwieback gewesen sein. Er konnte sich das leisten. Kakao war immer auch ein Stückchen Luxus. Die braunen Bohnen wachsen an Bäumen, die nur in einem schmalen Gürtel rund um den Äquator gedeihen. Im Westen Afrikas, an der Elfen- beinküste oder in Ghana, finden sich die größten Plantagen Afrikas. Verspeist wurde die Schokolade aber über Jahrhunderte vor allem in den entwickelten Ländern in Europa oder Amerika. Allein jeder Deutsche isst heute pro Jahr im Schnitt über neun Kilogramm – umgerechnet sind das 90 Tafeln. Inzwischen gibt es aber immer mehr aufstrebende Nationen wie China oder Indien, in denen die Menschen auf den Geschmack und zu bescheidenem Wohlstand gekommen sind. Heute pflücken die Kakaobauern jährlich so viele Bohnen, dass es für mehr als drei Millionen Tonnen Rohkakao reicht. In zehn Jahren müssten es mehr als vier Millionen Tonnen sein, damit alle Schoko-Liebhaber etwas abbekommen. Allerdings kann man die Plantagen nicht einfach vergrößern, denn dazu müsste man den Regenwald abholzen. Wenn nichts geschieht, könnte Schokolade irgendwann knapp werden. Kakao ist das, was man einen Rohstoff nennt – ein Produkt der Erde, ein Geschenk der Natur. Und diese Präsente sind begrenzt. Der Rohstoff Kakao kann wenigstens immer wieder nachwachsen. Das gilt übrigens auch für die wichtigsten Nahrungsmittel wie Reis, Weizen, Mais oder Kartoffeln. Es gibt aber auch Rohstoffe, die endlich und für unser Leben entscheidend sind. Ohne Wasser kann kein Lebewesen existieren. Für uns ist es ganz normal, dass jederzeit Wasser aus dem Hahn fließt. In den Steppen Afrikas spüren die Menschen die Begrenztheit des Wassers jeden Tag. Zu den Schätzen der Erde, die nicht nachwachsen, gehören Metalle wie Eisen, Zinn oder Kupfer, die wir brauchen, um Maschinen, Brücken oder Autos zu bauen. Und natürlich gibt es fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas, mit denen wir unsere Autos fahren, die Fließbänder in den Fabriken antreiben oder unsere Wohnungen heizen. 4 WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche FOTO: AGENTUR FOCUS/PETER MENZEL FOTO: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE Reiche Beute Wurst und Käse, Obst und Gemüse, Wasser, Saft, Milch und Wein: Eine deutsche Familie nach dem wöchentlichen Einkauf im Supermarkt. FAST WIE SCIENCE-FICTION Das Dumme ist nur: Viele der Schätze der Erde werden knapp. Und der Frühstückskakao ist da noch das geringste Problem. Es klingt wie eine ScienceFiction-Fantasie: Wenn die Menschen so weitermachten wie in den vergangenen Jahrzehnten, dann würden sie den Planeten aufbrauchen. Eine ganze Erde reicht irgendwann vielleicht nicht mehr aus. Man bräuchte stattdessen mindestens 1,5 Erden, um alle Wünsche nach Wasser, Nahrung und anderen Rohstoffen zu befriedigen. Wenn alle Menschen so gut und satt leben würden wie in Deutschland, WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule bräuchte man sogar zwei ganze Planeten. Das rechnen Umweltschützer in jedem Jahr neu aus. Mit Mathematik hat die Rohstoff-Frage tatsächlich viel zu tun. Heute leben sieben Milliarden Menschen auf der Erde, im Jahr 2050 werden es etwa neun Milliarden sein. Viel mehr Menschen verbrauchen viel mehr. Ihnen allen ein gutes Leben zu ermöglichen ist die schwierigste Aufgabe der Zukunft. Vor allem wenn man weiß, dass in der Vergangenheit einiges schief gelaufen ist. Über die endlichen Schätze der Welt hat lange niemand nachgedacht. Nehmen wir nur das Öl. Das könnte im schlimmsten Fall in 40 Jahren zur Neige gehen oder zumindest völlig unbezahlbar werden. Über Jahrzehnte haben die Menschen sehr viel Öl verbraucht. Das gilt vor allem für die reichen Industrienationen. Es war der Treibstoff der Wirtschaft, weil man aus ihm Energie gewinnt. Weil das Öl verbrannt werden muss, um Autos anzutreiben oder Glühbirnen zum Leuchten zu bringen, ist es damit für alle Zeit vernichtet. Allerdings hinterlassen fossile Rohstoffe wie Öl oder Kohle beim Verbrennen ein höchst gefährliches Andenken: das Kohlendioxid. Dieses Gas steht im Verdacht, den Treibhauseffekt zu verursachen (siehe Kasten Seite 6): Auf der Erde wird es immer wärmer, wenn wir nichts unternehmen. Für den Planeten wäre das fatal. In Afrika breiten sich Wüsten aus, Hunger und Dürre drohen. Gleichzeitig könnten ganze Länder wie die Niederlande oder Bangladesh überflutet werden. Denn wenn es zu warm wird, schmilzt auch das Eis an den Polkappen der Erde. Das alles kann passieren. Irgendwann. Um solche Katastrophen in der Zukunft zu vermeiden, müssen wir aber heute schon an morgen » Karge Portionen Eine afrikanische Familie in einem Flüchtlingslager vor ihrer Wochenration Lebensmittel 5 Viel Gemüse Diese neunköpfige Familie aus Ecuador isst innerhalb von einer Woche vor allem Obst und Gemüse. » denken. Deswegen reden Politiker ständig von der „Nachhaltigkeit“. Achtet mal darauf. Sie meinen damit, dass wir bei jeder Entscheidung mitbedenken sollten, was sie in 20 Jahren bewirkt – und was sie mit anderen Menschen und der Natur anstellt. Nachhaltigkeit bedeutet, auf die Kinder zu achten, die heute noch nicht mitentscheiden dürfen. Sie hat also mit dir zu tun. Und ist längst sehr modern. Zum ersten Mal hatte im Jahr 1972 eine Gruppe von Wissenschaftlern, Politikern und Managern davor gewarnt, die Erde auszubeuten. Sie nannten sich der Club of Rome. Ihre Warnungen hielten viele Politiker damals für Spinnerei. Das ist schon lange vor- bei. Heute schlüpft die Bundeskanzlerin in ein grünes Jackett, um Regierungskollegen aus anderen Ländern einzubläuen, dass Klimaschutz wichtig ist. Angela Merkel macht das übrigens nicht ganz uneigennützig. Viele Wähler wollen das heute so. Die Nationen der Welt haben inzwischen viele Verträge geschlossen, um die Erde zu schützen. Der bekannteste nennt sich „Kyoto-Protokoll“. Darin haben sich bislang fast 200 Länder versprochen, den CO2-Ausstoß zu verringern. Dazu müssen sie vor allem dafür sorgen, weniger Öl, Kohle und Gas zu verbrennen. Oder kurz: Energie zu sparen. Und tatsächlich ist viel passiert. Manches ist lästig, weil es Verbote gibt. So haben europäische Politiker zum Beispiel einige Glühbirnen verboten, die viel Strom verbrauchen. Stattdessen sollen die Kunden jetzt Energiesparlampen kaufen – aber nicht alle finden das Licht schön. Manches ist lohnend, weil der Staat Geld verschenkt. Wer sich eine Solaranlage auf das Dach schraubt oder ein Windrad baut, um selber Strom zu erzeugen, bekommt sogar Geld, das die übrigen Verbraucher mit ihrer Stromrechnung bezahlen. Denn die Politiker fördern neue Energiearten, die das Öl ersetzen (die sogenannten erneuerbaren Energien). Manches ist zukunftsträchtig, weil schlaue Leute in den Universitäten erforschen, wie man Öl oder Kohle besser nutzen kann, damit sie länger halten – und damit können sie sogar Geld verdienen. Und manches passiert ganz freiwillig, weil die Menschen sorgsamer einkaufen. Zum Beispiel gelten heute Autos als modern, die nicht besonders viel, sondern besonders wenig Benzin brauchen. NACHHALTIGE SCHOKOLADE Auch die Unternehmen stellen sich darauf ein. Die Schokoladenhersteller beispielsweise erforschen, wie sie mehr Kakao ernten können, ohne für neue Plantagen den Regenwald abzuholzen. Sie zeigen den Bauern nun, wie sie ihre Bäume richtig pflegen, damit die mehr Bohnen tragen. Auf den Schokoriegeln prangt nun ein Nachhaltigkeitssiegel. Viele Kunden mögen das. Auch Banken, Supermärkte oder Technikkonzerne werben damit, dass sie „grüne“ Produkte verkaufen. Und sie verkaufen viel. Um die Erde zu retten, müssen wir also nicht arm werden, aber unser Verhalten ändern. Ganze Politikerhorden machen sich darüber Gedanken, zum Beispiel Daniela Kolbe. Sie trägt Jeans und ist erst 32 Jahre alt. Im Bundestag ist das ziemlich jung. Gerade deshalb hat Daniela Kolbe einen wichtigen Job: Sie leitet eine Kommission, die herausfinden will, wie nachhaltiges Leben aussehen soll. „Es ist wichtig, Ziemlich ungesund Der Wocheneinkauf dieser amerikanischen Familie besteht hauptsächlich aus fettigen Kalorienbomben – vor allem aus Pizza, Chips und Fertiggerichten. Ungewöhnlicher Ort 2009 traf sich die Regierung der Malediven zu einer Sitzung auf dem Meeresgrund. So wollte sie vor dem steigenden Meeresspiegel warnen. dass jemand Junges den Vorsitz hat“, sagt sie. „Nachhaltigkeit hat auf zukünftige Generationen Einfluss.“ Dabei geht es vor allem um das „Wachstum“. Was das ist, muss man sich so vorstellen: Eine große Behörde in Wiesbaden zählt regelmäßig zusammen, wie viele Waren und Dienstleistungen binnen eines Jahres hergestellt wurden und was diese gekostet haben. Diese Zahl nennt man das Bruttoinlandsprodukt. Wenn sie wächst, jubeln die Wirtschaftsexperten. Wenn mehr produziert wird, können sich die Menschen auch mehr leisten. Die kleine Zahl kann aber irreführend sein. Wenn wir zum Beispiel im Stau stehen, sind wir genervt und es stinkt nach Abgasen. Trotzdem wächst das Bruttoinlandsprodukt, weil Autos im Stau viel Benzin verbrauchen und die Tankstellen verdienen. Dabei ist überhaupt nichts Gutes passiert. Deswegen sucht Daniela Kolbe jetzt nach einer neuen Wachstumsformel. Gefunden hat sie sie noch nicht. Andere Länder haben da ihre ganz eigenen Ideen. Im Königreich Bhutan etwa, einem fernen Land im Himalaya, messen die Menschen einfach ihr Glück. Und das hat in Bhutan sehr viel mit einer heilen Umwelt zu tun. So steht es auch in der Verfassung, n dem wichtigsten aller Gesetze. 6 mung verantwortlich ist. Eine Ursache ist der Treibhauseffekt. Bereits 1827 entdeckte ein Physiker, dass Gase wie Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre der Erde wie das Glasdach eines Treibhauses wirken. Zwar lassen sie die Infrarotstrahlen der Sonne durch. Doch gleichzeitig verhindern diese Gase, dass die von der Erde abgegebene Wärme in den Weltraum entweicht. Ohne den Treibhauseffekt wäre die Erde etwa 30 Grad Celsius kälter. Er ist also erst mal eine gute Sache. Allerdings gibt es heute wesentlich mehr Fabriken, die Holz oder Kohle verbrennen. Es fahren mehr Autos durch die Gegend, die Benzin verbrauchen – und sowohl Fabriken als auch Autos pusten das unsichtbare Gas namens CO2 in die Luft. Und diese sogenannten Emissionen verschärfen den Treibhauseffekt – die Erde wird noch wärmer. Viele Staaten haben sich deshalb dazu entschieden, ihre Emissionen zu verringern. Schon im Jahr 1997 haben Politiker einen Vertrag ausgearbeitet: das Kyoto-Protokoll, benannt nach der japanischen Stadt. Der Vertrag wurde bislang von knapp 200 Ländern unterschrieben. Darin verpflichten WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche sie sich, weniger klimaschädliche Gase auszustoßen. Einige Staaten, zum Beispiel Deutschland, halten dies auch ein, andere aber nicht. Russland, China oder die USA haben sich lange dagegen gesträubt. Die Regierungen glauben nämlich, dass das der Wirtschaft schadet. Um den Vertrag zu erfüllen, müssen etwa in Kohlekraftwerke bestimmte Anlagen eingebaut werden. Und diese kosten die Unternehmen viel Geld. Im Kyoto-Protokoll gibt es allerdings auch Ausnahmen. Unterentwickelte Staaten sollen sich nämlich eine Industrie aufbauen kön- FOTOS: AGENTUR FOCUS/PETER MENZEL, DDP IMAGES/AP Auf der ganzen Welt steigt bereits seit einigen Jahren die Durchschnittstemperatur. Deshalb schmilzt beispielsweise das Eis in der Arktis – und der Meerwasserspiegel steigt. Das bereitet vielen Ländern Sorgen, zum Beispiel den Malediven. Dort haben die Menschen Angst, dass ihre schönen Inseln eines Tages nicht mehr über, sondern unter Wasser liegen. Um auf ihre Lage aufmerksam zu machen, hat die Regierung vor einigen Jahren sogar eine Sitzung unter Wasser abgehalten. Inzwischen sind Experten davon überzeugt, dass der Mensch für die globale Erwär- FOTO: AGENTUR FOCUS/PETER MENZEL Was ist das Kyoto-Protokoll? WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule nen. Am Anfang einer solchen Entwicklung stoßen Fabriken und Kraftwerke noch viele klimaschädliche Gase aus. Dennoch werden Industrieanlagen benötigt, um Arbeitsplätze zu schaffen – sonst könnten sie den Abstand zu reichen Ländern nie verringern. Das Kyoto-Protokoll ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Welt kompliziert ist. Einerseits will jeder die Umwelt schützen, andererseits wollen vor allem ärmere Länder erst mal mehr Wohlstand erlangen – und daher ist ihnen Umweltschutz nicht ganz so wichtig. adrian schröder | [email protected] 7 Wie kommt unser Strom in die Dose? Wasser, Wind und Sonne helfen dabei, Energie zu erzeugen – aber die zwei wichtigsten und günstigsten Stromerzeuger sind gleichzeitig auch die umstrittensten. 1 4 2 3 4 7 6 8 2 1 Windkraft Die rotierenden Flügel treiben einen Generator an, der Strom erzeugt. Vom Fuß der Mühle fließt er in die Stromleitungen. Die Vorteile: Es werden keine Schadstoffe erzeugt, Wind weht kostenlos. Doch bei Flaute und Sturm wird kein Strom produziert. Anteil an unserer Stromversorgung: 8 Prozent. 2 Solarstrom Solarzellen, etwa auf Dächern, verwandeln das Sonnenlicht in Strom. Wie bei Windkraft bekommt man die Sonne kostenlos. Das Problem: Nachts und bei bewölktem Himmel wird kein Strom erzeugt, außerdem scheint die Sonne in Deutschland nicht so oft und lange wie im Süden. Anteil: 3 Prozent. 3 Wasserkraftwerk In vielen deutschen Mittel- und Hochgebirgen gibt es hohe Staumauern, hinter denen sich Milliarden Liter von Wasser sammeln. Das stammt meist aus kleinen Flüssen. Das Wasser fließt durch Generatoren und erzeugt dadurch Strom – ebenfalls ohne Schadstoffe. Anteil: 3 Prozent. 4 Biomassekraftwerk Pflanzen, Gülle oder Speisereste werden vergoren, dabei entsteht Gas. Das wird verbrannt, die Hitze verwandelt Wasser in Dampf, ein Generator erzeugt Strom. Das ist unabhängig vom Wetter, aber ein Teil der Pflanzen könnte auch als Nahrungsmittel oder Tierfutter genutzt werden. Anteil: 6 Prozent. ILLUSTRATION: KRISTINA DÜLLMANN 5 5 Kohlekraftwerk In Kesseln werden Stein- oder Braunkohle verbrannt. Durch die Hitze verwandelt sich Wasser in Dampf und treibt einen Generator zur Stromerzeugung an. Das ist zuverlässig, aber auch umweltschädlich. Denn hierbei entsteht viel Treibhausgas (siehe auch Grafik Seite 18). Anteil: 44 Prozent. 6 Gas- und Dampfkraftwerk Erdgas wird verbrannt, die heißen Abgase treiben einen Generator an. Die Restwärme verwandelt Wasser in Dampf. Dieser erzeugt in einem zweiten Generator Strom. Gut: geringer Ausstoß von Klimagasen. Schlecht: Das meiste Erdgas muss im Ausland gekauft werden. Anteil: 14 Prozent. 7 Kernkraftwerk Bei der Kernspaltung entsteht Wärme. Der damit entstehende Dampf treibt einen Generator an. Gut: Der Strom ist relativ billig, es werden keine Treibhausgase freigesetzt. Schlecht: Störfälle können fatale Folgen haben, der Atommüll muss jahrtausendelang abgeschottet werden. Anteil: 18 Prozent. 8 Speicherkraftwerk Wind- und Solarkraftwerke liefern oft mehr Strom als nötig. Dieser Überschuss lässt sich mithilfe von Wasser speichern. Pumpen befördern es vom Untersee in den etwa 100 Meter höheren Obersee. Bei Strommangel fließt das Wasser ins Tal und erzeugt Strom. Anteil: weniger als ein Prozent. [email protected] 8 WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule 9 »Aluminium macht Autos und Flugzeuge leichter« aber nur 3000 Stunden Strom ins Netz, die Sonne lediglich 900 Stunden. Kann eine Aluminiumfabrik trotzdem nachhaltig sein? Schlüter: Ja, weil Aluminium nachhaltig ist. Egal, ob bei Autos, Flugzeugen oder Schienenfahrzeugen – Aluminium macht sie leichter. Und je weniger Gewicht sich in Bewegung setzt, desto weniger Energie wird verbraucht. Genau das ist ja auch nachhaltig. Außerdem muss Aluminium nicht wie anderer Müll verbrannt werden, sondern kann immer wieder verwendet werden. Heute packen immer mehr Schüler ihre Brote in Brotdosen anstatt in Alufolie. Das müsste Sie doch ärgern, oder? Schlüter: Natürlich! Aber es gibt ja auch Aluminiumdosen – und die sind in Wahrheit nachhaltiger als Plastik. Das ist zwar auch recycelbar, aber nicht unendlich wie Aluminium. Herr Schlüter, wie kommt man auf die Idee, eine Aluminiumfabrik zu gründen? Schlüter: Der Handel mit Rohstoffen wie Aluminium oder Kupfer hat mich bereits als Teenager begeistert. 1985 habe ich begonnen, mit Metall zu handeln. Heute gehören fünf Fabriken zu Trimet. Diese habe ich nicht selbst gegründet, sondern sie waren früher in Besitz von fünf anderen Gesellschaften. Deren Chefs wollten die Fabriken schließen, aber ich war davon überzeugt, dass die Betriebe erfolgreich sein könnten. Wie erklären Sie einem Schüler, womit Sie Ihr Geld verdienen? Schlüter: Wir stellen in unseren Fabriköfen Aluminium her und machen das Leben unserer Kunden leichter, besser und schöner. Der Werkstoff steckt in Autos, Flugzeugen, Zügen – er spielt also sowohl im Berufsleben als auch in der Freizeit eine große Rolle. Wie kann man sich die Herstellung vorstellen? Schlüter: Den Prozess nennen wir Elektrolyse. Pro Tag produzieren wir in unserem Werk in Essen 450 Tonnen Aluminium. Für eine Tonne benötigen unsere Öfen etwa 14 000 Kilowattstunden Strom – so viel Energie braucht ein deutscher Durchschnittshaushalt in etwa fünf Jahren. Eine ganze Menge für ein einzelnes Unternehmen! Schlüter: Ja, das kann man wohl sagen. Trimet gebraucht etwa ein Prozent des gesamten deutschen Stroms – so viel wie etwa 1,3 Millionen Drei-Personen-Haushalte. Wir benötigen viel Strom, aber dieser ist in unserem Metall gespeichert. Das hilft da- 96 % aller Aluminiumdosen werden in Deutschland wiederverwendet Mach mit! Bist du Schüler der Sekundarstufe I? Würdest du gerne mal einen Firmenchef oder Unternehmer befragen, so wie Maren, 12, und Hendrik, 14? Gemeinsam mit zwei bis drei Freunden? Dann bewirb dich als Schülerreporter für die nächste Ausgabe der WirtschaftsSchule – und teile uns bitte mit, warum du gerne mitmachen willst. Wir freuen uns auf deine Mail! 10 Schick deine Bewerbung an: [email protected] bei, Energie zu sparen, und wird, wenn die aus Aluminium hergestellten Produkte am Ende ihrer Nutzungsphase sind, wieder verwertet. Wie denn das? Schlüter: Aluminiumprodukte sind zu 100 Prozent recycelbar, immer und immer wieder, ohne den geringsten Qualitätsverlust. Dadurch sparen wir bis zu 95 Prozent der Energie ein, die nötig wäre, um die gleiche Menge von Aluminium neu herzustellen. Der hohe Materialwert bleibt dabei vollständig erhalten. So wird aus einem Aluminium-Motorblock auch in den darauffolgenden „Leben“ ein genauso hochwertiges Bauteil. Aus diesem Grund wird der Strom bei uns „gebraucht“ und nicht „verbraucht“. Unsere Eltern haben heute eine viel höhere Stromrechnung als noch vor ein paar Jahren. Sie auch? Schlüter: Absolut. Bis zum Jahr 1998 gab es in Deutschland einen geregelten Strommarkt. Bis dahin legte der Staat die Strompreise für die Unternehmen fest. Dann kam die sogenannte Deregulierung . Das heißt, der Strompreis wurde frei ausgehandelt. Dadurch stieg der Strompreis im Laufe der Jahre. Wird Strom denn in Zukunft noch teurer? Schlüter: Wir haben uns in Deutschland für die sogenannte Energiewende entschieden. Das heißt, wir verzichten etwa auf Atomstrom, der billiger hergestellt werden kann. Ob uns die Energiewende gelingt, kann ich nicht sagen – aber die Strompreise werden sicher noch weiter steigen. Wie hoch ist denn Ihre Stromrechnung genau? Schlüter: Das hängt natürlich immer von den Strompreisen ab, aber pro Jahr sind es etwa 250 Millionen Euro. Und woher kommt der Strom? Schlüter: Wir kaufen den Strom von mehreren Stromverkäufern – aber woher der genau kommt und ob es sich um Wind- oder Solarstrom handelt, das liegt nicht in unser Hand und ist auch nicht überprüfbar. Sie kaufen also nicht gezielt umweltbewussten Strom? Schlüter: Nein, das geht bei diesen großen Mengen auch gar nicht. Wir brauchen Strom 365 Tage im Jahr, 24 Stunden, rund um die Uhr die gleiche Menge. Das sind 8760 Stunden pro Jahr. Der Wind bläst WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche hendrik neumann, maren neumann | [email protected] FOTOS: YOUR PHOTO TODAY/PM, DOMINIK ASBACH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE INTERVIEW Heinz-Peter Schlüter ist Besitzer der größten deutschen Aluminiumfabrik – und deshalb der Mann mit dem höchsten Stromverbrauch in Deutschland. Muss das sein? Zwei Schüler haben ihn gefragt. Heinz-Peter Schlüter, 62, gründete 1985 die Firma Trimet und formte daraus den größten Aluminiumhersteller in Deutschland. Bis 2009 leitete er das Unternehmen, heute ist er als Vorsitzender des Aufsichtsrat eine Art Chefkontrolleur. Jedes Unternehmen möchte möglichst viel Gewinn machen, aber Energiesparen ist heute ebenfalls wichtig. Lässt sich das miteinander vereinen? Schlüter: Beides gehört zusammen! Die Energie, die ich einspare, muss ich nicht bezahlen. Diesen Gewinn brauchen wir, um beispielsweise weiter in unsere Forschung und Entwicklung zu investieren, oder in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter – und dadurch Arbeitsplätze zu sichern. Und was würden Sie uns Schülern raten? Schlüter: Man darf die Umwelt nicht als selbstverständlich hinnehmen. Ich habe drei Kinder im Alter von 17, 24 und 27. Denen habe ich immer beigebracht: Wer die Umwelt schützen will, muss sie erst einmal schätzen. Wir haben in Deutschland wunderbare Seen, Berge und Wälder. Und da mir das alles am Herzen liegt, will ich dort keinen Schaden anrichten. n WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule 11 FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE; ILLUSTRATIONEN: KRISTINA DÜLLMANN Erhellendes Experiment 24 STUNDEN OHNE STROM Keine Heizung, kein Licht: Was tun, wenn der Strom ausfällt? Finn, 12, und Bennett, 8, haben es ausprobiert. 12 WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche 7.54 Uhr // Verschlafen. Eigentlich ist Papa samstags um 7 Uhr zum Joggen verabredet. Wecken lässt er sich normalerweise vom Radio – das bleibt heute stumm. Geht ja schon gut los. 8.47 Uhr // Katzenwäsche. Brr! Das Bad ungeheizt, das Wasser kalt. Mein Bruder Bennett beschränkt sich auf das Nötigste. Zähneputzen ohne Elektrobürste macht auch keinen Spaß. 9.12 Uhr // Mageres Frühstück im Kerzenlicht. Leckere Fünf-Minuten-Eier, knuspriger Toast, heißer Kakao? All das fällt heute aus. Den Orangensaft pressen wir gleich von Hand. Dafür schmecken uns die Brötchen bei Kerzenschein doppelt gut. 10.22 Uhr // Waschen wie zu Uromas Zeiten. Arme Mama! Jetzt muss sie unsere T-Shirts auch noch mit der Hand sauber kriegen. Wir wüssten gar nicht, wie das geht. Ohne eine Waschmaschine sind wir echt aufgeschmissen. 8,80 Euro Strom verbraucht ein normaler Radiowecker jedes Jahr. WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule 34 Euro Strom braucht die Waschmaschine jährlich – bei vier Gängen pro Woche. 1500 Euro kostet das Heizen einer 120-Quadratmeter-Wohnung. 13 18.46 Uhr // Mensch, ärgere dich nicht! Das sagen wir uns auch und starten einen Spieleabend. Bei Kerzenschein macht das Rauswerfen besonders viel Spaß. 13.06 Uhr // Kein Computer. Manchmal skype ich nachmittags mit Freunden. Aber heute bleibt der Bildschirm schwarz. Mist! 11.35 Uhr // Lesen ohne Licht. Es wird kühler. Papa schnappt sich unsere wärmste Decke und verkrümelt sich zum Lesen auf seinen Schaukelstuhl. Draußen will es gar nicht hell werden. 18.15 Uhr // Fernsehen? Fehlanzeige. Samstags ist die „Sportschau“ Pflicht. Jetzt wissen wir nicht, ob der 1. FC Köln gewonnen hat! FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE; ILLUSTRATIONEN: KRISTINA DÜLLMANN 19.19 Uhr // Spaghetti al dunkel. Nudeln machen wir heute auf einem Campingkocher. Zähe Angelegenheit. Gut, dass Bennett sie ungekocht mag. 18.25 Uhr // Hausmusik. Auch der CD-Player bleibt heute stumm. Stattdessen auf dem Programm: ein paar Beatles-Lieder, gemeinsam gesungen mit Gitarre und Klavier. 14 WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche 10 Euro Strom verbraucht ein Laptop, wenn man ihn täglich vier Stunden benutzt. WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule 19.39 Uhr // Es reicht. Seit zwölf Stunden kein Licht und keine Heizung. Sehnsüchtig schauen wir in die hell erleuchteten, warmen Wohnzimmer unserer Nachbarn. 20 Euro Strom kostet ein LCD-TV, falls er jeden Tag vier Stunden an ist. finn und bennett engeser | [email protected] 19.51 Uhr // Nachtgeschichte bei Notlicht. Bennett ist müde von unserem erhellenden Experiment. Sonst würde er nie so früh ins Bett gehen. 20 Euro Strom braucht ein großer Kühlschrank mit Gefrierfach im Jahr. 15 Große Last für kleine Menschen Ein chinesischer Junge trägt während einer Dürre Trinkwasser. 700 Millionen Asiaten haben keinen Zugang zu sauberem Wasser In den Sand gesetzt 1013 Meter lang ist der größte Pool der Welt. Er steht in einer Urlaubsanlage in Südamerika Blaues Gold braucht 200 Liter Wasser. Damit könnte man eine ganze Badewanne füllen. Für eine Jeans werden mehr als 11 000 Liter Wasser fällig. Das macht umgerechnet 73 Badewannen. Und in einem Auto stecken 400 000 Liter Wasser – etwa 2500 volle Badewannen! Viele Länder und Unternehmen haben verstanden, dass sie wirtschaftlicher mit Wasser umgehen müssen. Vor allem in der Landwirtschaft, denn die verbraucht das meiste Wasser überhaupt. In vielen Regionen sind die Kanäle alt und undicht, daher geht Wasser auf dem Weg zum Feld verloren. Und auch auf dem Feld versickert und verdunstet es. Weltweit arbeiten Wissenschaftler deshalb daran, den Wassermangel in den Griff zu bekommen. Einer der bekanntesten ist der Amerikaner Peter Gleick. Er WASSER Sieben Milliarden Menschen leben auf der Erde – und alle brauchen Wasser. Aber deswegen müssen wir in Deutschland nicht weniger davon verbrauchen. Viel wichtiger ist, das kostbare Nass wirtschaftlich zu nutzen. 16 D ie Welt ist manchmal sehr ungerecht. Für Kinder in Deutschland ist es zum Beispiel normal, sauberes Leitungswasser zu trinken – so viel sie wollen. Kinder aus Entwicklungsländern können davon nur träumen. Dort müssen die Menschen oft stundenlang zu Fuß gehen, um Wasser aus einem Brunnen zu pumpen. Häufig ist es dann auch noch dreckig. Schon heute haben weltweit 900 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser. 3000 Kinder unter fünf Jahren sterben jeden Tag an Durchfallerkrankungen, nachdem sie verschmutztes Wasser getrunken haben. In Zukunft wird die Lage noch bedrohlicher: Manche Experten glauben, dass im Jahr 2025 mehr als jeder dritte Mensch unter Wassermangel leiden wird. Wasser ist so wertvoll, dass es bereits „blaues Gold“ genannt wird. Aus zwei Gründen. Zum einen steigt die Weltbevölkerung immer weiter an. Und mehr Menschen brauchen mehr Wasser – zum Trinken, Duschen oder Kochen. Zum anderen erleben viele Schwellenländer seit einigen Jahren einen Aufschwung. Die heißen so, weil sie kurz davor stehen, mit modernen Staaten wie Deutschland oder den USA mithalten zu können. Für die Wirtschaft dieser Länder ist das gut, weil die Unternehmen mehr Geld verdienen. Und die Einwohner profitieren, weil es mehr Arbeit gibt. Allerdings brauchen die Unternehmen für die Herstellung der Produkte Rohstoffe – etwa Wasser. Und so tragen auch wir täglich zu dessen Verschwendung bei – ohne es zu wissen. NICHT SICHTBAR UND DOCH DA Ein Wissenschaftler erfand vor einigen Jahren den Begriff des „virtuellen Wassers“. „Virtuell“ bedeutet so viel wie „unsichtbar“ – denn das ist Wasser häufig. Nehmen wir als Beispiel eine Rose. Wer die Blume in Deutschland kauft, der vergisst häufig, dass sie eine lange Reise hinter sich hat. Viele Rosen stammen aus Kenia, wo es sehr heiß und trocken werden kann. Rosen benötigen aber viel Wasser, um zu gedeihen. Und so braucht ein Züchter für die Herstellung einer einzigen Rose etwa fünf Liter Wasser. Wer Rosen nach Deutschland einführt, der führt also indirekt auch Wasser ein. Wasser, das in Kenia knapp, bei uns aber reichlich vorhanden ist. Rosen aus Kenia sind so gesehen also unwirtschaftlich. In anderen Produkten steckt sogar noch viel mehr davon: Die Herstellung von einem Glas Milch verWirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche FOTOS: GETTY IMAGES/AFP, DDP IMAGES/SIPA; ILLUSTRATIONEN: KRISTINA DÜLLMANN 2500 Badewannen Wasser stecken in einem Auto 122 Liter Wasser verbraucht ein Deutscher am Tag ist zum Beispiel der Meinung, dass Wasser einen Preis haben muss. Vereinfacht gesagt: Je weniger Wasser es noch gibt, desto teurer sollte es werden. Damit würden die Menschen merken, wenn Wasser knapp wird – und sparsamer damit umgehen, anstatt es zu verschwenden. Die ärmsten Bevölkerungsteile sollen sich aber trotzdem Wasser leisten können. Wie das gehen WirtschaftsWoche 5.3.2012 WirtschaftsSchule kann, zeigt das Beispiel Südafrika: Jeder Bürger erhält dort 25 Liter pro Tag kostenlos. Jeder weitere Liter kostet Geld. Unternehmen, die immer besonders viel Wasser benötigen, zahlen einen Aufschlag. „In den meisten Branchen gilt: Je mehr du kaufst, desto billiger wird es“, sagt Gleick. „Beim Wasser aber sind diese Zeiten endgültig vorbei.“ 73 Badewannen Wasser stecken in einer Jeans NICHT SINNVOLL In Deutschland ist eine Wassernot nicht zu befürchten. 122 Liter verbraucht ein Deutscher täglich. Deshalb wäre es sinnlos, so viel Wasser wie möglich zu sparen. Denn dann würde unsere Wasserrechnung steigen. Klingt seltsam, ist aber logisch. Unser Trinkwasser kommt aus Rohren in der Erde. Wenn die Menschen plötzlich weniger Wasser verbrauchen, fließt es dort langsamer hindurch. Und das schadet sowohl den Rohren als auch dem Wasser, weil sich dort Keime festsetzen. Außerdem hat Deutschland genügend Grundwasser – weil es bei uns verhältnismäßig viel regnet. Dieses Regenwasser sickert in den Boden, und von dort gelangt es zurück in den Wasserkreislauf. Entscheidend ist also, ob wir Wasser wirtschaftlich nutzen. Wer der Umwelt wirklich etwas Gutes tun will, sollte möglichst wenig warmes Wasser verwenden. Denn um es zu erhitzen, ist Energie nötig. Und wer davon zu viel verbraucht, trägt indirekt zur globalen Erwärmung bei. In regenreichen Ländern regnet es dann noch mehr – und in trockenen noch weniger. Dann wird die Welt aber nicht gerechter, sonn dern noch ungerechter. [email protected] 17 Umweltsünde 56 Der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viel Kilogramm Kohlendioxid (CO2 ) wir verbrauchen. Besonders problematisch: Fernreisen. Flugzeuge stoßen Treibhausgase aus, Hotels verschwenden Unmengen von Wasser in trockenen Gebieten. So viel CO2 produziert eine Familie im Urlaub. Rügen 80 š Anreise per Pkw, š 13 Übernachtungen in einer Ferienwohnung, 188 š Besuche in Imbissen, etc. 52 Rügen Palma 91 148 Mallorca Cancún 916 1155 š Flug nach Palma, š 13 Übernachtungen im Vier-Sterne-Hotel, š 25 warme Mahlzeiten 205 Mexiko 7048 6356 š Flug nach Cancún, š 13 Übernachtungen in einer Fünf-Sterne-All-Inclusive-Anlage, š 25 warme Mahlzeiten 9 š Anreise enfällt, 26 17 š Übernachtungen (inkl. Zuberei- tung der warmen Mahlzeiten), š Restaurantbesuche Balkonien Gewinnspiel Das Team Auf Seite 17 siehst du ein Foto des größten Pools der Welt. Die Preisfrage: In welchem Land befindet sich dieses Schwimmbad? Schick deine Antwort bis zum 30. 4. 2012 an: Handelsblatt GmbH, WirtschaftsWoche Schule, Kasernenstraße 67, 40213 Düsseldorf Oder schreib an: [email protected] Unte alle Unter allen richtigen richti Lösungen verlosen wir drei iPod Nano im Wert von je 129 Euro. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Handelsblatt GmbH und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Eine Auszahlung der Preise in bar ist nicht möglich. 18 Chefredakteur Roland Tichy Redaktion Daniel Rettig (verantwortlich), Manfred Engeser, Wolfgang Kempkens, Cornelia Schmergal, Adrian Schröder Schülerreporter Bennett Engeser, Finn Engeser, Hendrik Neumann, Maren Neumann Chefin vom Dienst Angela Kürzdörfer Creative Director Holger Windfuhr Gestaltung Kristine Hetzel, Anna Tabea Hönscheid Bildredaktion Silke Eisen, Patrick Schuch Produktion Markus Berg, Petra Jeanette Schmitz Bildbearbeitung Uwe Schmidt, Constanze Fischer Verlag Handelsblatt GmbH (Verleger im Sinne des Presserechts) Geschäftsführung Marianne Dölz, Dr. Michael Stollarz Druck Prinovis Nürnberg GmbH WirtschaftsSchule 5.3.2012 WirtschaftsWoche ILLUSTRATION: KRISTINA DÜLLMANN 487 Kleine Taten, große Wirkung RATSCHLÄGE Jeder kann die Umwelt schützen – auch du. Dafür musst du noch nicht einmal auf etwas verzichten. Hier fünf simple, aber sinnvolle Tipps. 1. Elektronik wiederverwenden Hattest du schon mal ein Handy? Oder haben sich deine Eltern kürzlich einen neuen Computer gekauft? Mal ehrlich: Habt ihr den alten Kram einfach weggeschmissen oder zum Sperrmüll gebracht? Vielleicht weißt du gar nicht, dass selbst alte Elektrogeräte noch ziemlich viel wert sind. Darin stecken sehr seltene Rohstoffe, von denen manche nicht nachwachsen. Viele weggeschmissene Elektrogeräte – egal, ob Handy, Laptop oder Bügeleisen – lassen sich mit geringem Aufwand gewinnbringend weiterverkaufen und werden dann recycelt. Womöglich ist Wegwerfen aber auch überhaupt keine Lösung. Vielleicht findest du stattdessen eine Möglichkeit, wie du alte Geräte wiederverwenden kannst. Ein Kilo Bananen nach Deutschland zu bringen verbraucht etwa so viel CO2 wie eine Stunde Wasser zu erhitzen. 2. Geräte abschalten Wusstest du, dass Geräte auch im sogenannten Stand-by-Modus noch Strom verbrauchen? Umso wichtiger ist es, den Fernseher oder die Stereoanlage auch wirklich komplett auszuschalten. Bei vielen Geräten reicht das allerdings nicht, dort musst du den Stecker notfalls komplett aus der Dose ziehen. Dadurch kann eine vierköpfige Familie im Jahr etwa 80 Euro Stromkosten sparen. Aber Vorsicht: Manchmal gehen gespeicherte Daten beim Ausschalten verloren. 3. Bewusster surfen Auch wenn kaum jemand darüber nachdenkt – das Internet belastet die Umwelt. Beim Surfen im Netz frisst nicht nur dein Rechner Strom. Während du Videos anschaust oder Musik hörst, sausen Tausende FOTO: GETTY IMAGES Siegertypen gesucht Deine Schulklasse soll zu einer Klassenfahrt aufbrechen – und du sollst die Reise mit zwei Mitschülern und eurer Lehrerin planen. Was wird die Fahrt kosten? Welche Einnahmen und Ausgaben könnt ihr beeinflussen? Diese Fragen musst du beantworten, wenn du am Bundeswettbewerb Finanzen teilnehmen willst. Den richtet die WirtschaftsWoche gemeinsam mit der My Finance Coach Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft aus. Teilnehmen dürfen alle Klassen der Sekundarstufe I. Den Finalisten winkt eine Reise nach Berlin – und Geld für die Klassenkasse. Einsendeschluss ist der 25. April. www.bundeswettbewerbfinanzen.de von Datenpaketen durch die Leitungen. Das kostet jede Menge Energie. Selbst wenn du etwas googelst, müssen die Rechner der Suchmaschine viele Anfragen gleichzeitig bearbeiten. Die Menge Strom, die dafür jährlich verbraucht wird, reicht für die Versorgung einer Stadt der Größe von Heidelberg. Das soll nicht heißen, dass du gar nicht mehr im Netz surfen darfst. Aber mach dir immer bewusst: Was du tust, hat nicht nur Auswirkungen auf deinen Geldbeutel – sondern auch auf Umwelt und Gesellschaft. 4. Essen planen Frische Erdbeeren im Winter? Vielleicht merkst du schon, dass hier etwas nicht stimmt. Viele Nahrungsmittel reisen um die halbe Welt, bis sie in den Schränken deutscher Supermärkte landen. Das schadet einerseits den Herkunftsländern, andererseits müssen dafür Flugzeuge in die Luft steigen – und die Luft verschmutzen. Achte deshalb lieber darauf, regionale Lebensmittel zu kaufen. Im Internet findest du Saisonkalender für Obst und Gemüse. Dort wirst du auch sehen, dass Erdbeeren eher in den Sommer gehören – und nicht in den Winter. 5. Herkunft beachten Kleidung kommt oft von weit her. Vor allem deshalb, weil die Unternehmen beispielsweise in Asien viel niedrigere Kosten haben. Die Arbeiter verdienen dort nämlich viel weniger als in Deutschland – und manche beschäftigen sogar Kinder, was hierzulande verboten ist. Darüber solltest du dir zumindest bewusst sein, wenn du billige Klamotten kaufst. n [email protected] Nichts ist spannender als Wirtschaft – auch für Schüler. Jetzt * kostenlos für den Unterricht bestellen! Per Post: Kundenservice WirtschaftsWoche, Postfach 10 54 65, 40045 Düsseldorf Per Fax: 0211 / 887 3644 Per E-Mail: [email protected] * Als Lehrer, Referendar oder Lehramtsstudent können Sie weitere Exemplare der WirtschaftsSchule kostenlos bestellen. Entweder für Ihren Unterricht im Klassensatz oder für Ihre Schule zur Auslage. Einfach den Bestellschein ausfüllen und per Post, Fax oder E-Mail einsenden. Bitte informieren Sie die Schulleitung über die Bestellung! Ja, ich bin Lehrer / Referendar / Lehramtsstudent. Bitte senden Sie mir Einfacher, als du denkst ✁ Exemplare der „WirtschaftsSchule“ kostenlos zu. Mit Absenden des Formulars sichere ich zu, dass ich die Lieferung und Vergabe bzw. Auslage von WirtschaftsSchule mit der Schulleitung abgesprochen habe und dass der Name unserer Schule im Zusammenhang mit WirtschaftsSchule veröffentlicht werden darf. Name Telefon Vorname Mobil Name der Schule E-Mail Schulform PLZ, Ort Datum ✗ Unterschrift DOSWS10/12
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