SUPPORT SERVICES DER NÄCHSTEN GENERATION

OPERATIONS
Abbildung 1: Stufen der Transformation von Shared Service Centers
MBb
STUFE I
KOSTENSENKUNGSMODELL
GLOBAL BUSINESS SERVICES
Zentrale Supportabteilungen, sprich: SSC, sind inzwischen
Standard. Ursprünglich wurden sie dafür konzipiert,
sich wiederholende administrative Arbeiten effizienter,
aber auch kostengünstiger durchzuführen. Doch die
Zeiten haben sich geändert. Ehemals arbeitsintensive
Aufgaben sind inzwischen digitalisiert, Niedriglohnländer nicht mehr so attraktiv wie früher. Entsprechend
prüfen Unternehmen Rolle und Umfang ihrer Shared
Service Center. Das Ergebnis: Zwischen 2003 und 2013
ist der Anteil der SSC, die mehr als einen Fachbereich
abdecken, von 24 auf 73 Prozent angestiegen. Dabei
werden Supportaktivitäten in umsatzstarken Märkten
verstärkt oder neu eingeführt. Zudem erstrecken sich die
Dienstleistungen immer weiter entlang der Wertschöpf­ungskette.
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• Funktionsspezifische Führung
Outsourcing in Niedriglohnländer
• Keine oder nur begrenzte Standardisierung
• Fokus der Kennzahlen auf Kosten
• Keine oder nur eine pauschale Verrechnungsmethode
STUFE II
Supportfunktionen in Unternehmen stehen zunehmend auf dem Prüfstand. Während Shared Service Center
(SSC) zur Norm geworden sind, geht der Trend hin zu Global Business Services (GBS). Dabei entstehen globale
Supporteinheiten, die Dienstleistungen über Funktionen und Länder hinweg bereitstellen und damit Wachstum
und Wertschöpfung unterstützen.
FUNKTIONSÜBERGREIFENDE
AKTIVITÄTEN
• Funktionsfokus (eine einzige Funktion)
Aufgaben durch Skaleneffekte und
• Fokus auf Richtlinien, Verfahren, Compliance
SUPPORT SERVICES DER
NÄCHSTEN GENERATION
Angesichts des anhaltenden Drucks, Kosten zu senken
und Wachstum zu realisieren, geraten auch die Supportfunktionen mehr und mehr ins Blickfeld des Topmanagements. Der Bedarf an operativer Unterstützung
steigt – etwa um globale Expansion zu erleichtern, die
Integration von Akquisitionen zu beschleunigen oder neu
gegründete Joint Ventures zu stabilisieren. Nicht zuletzt
zwingt die anhaltende Digitalisierung Unternehmen, ihre
Dienstleistungsangebote anzupassen. Dies alles führt
dazu, dass sich die Rolle des Supports nachhaltig ändert.
Reduzierung der Kosten administrativer
Um den nächsten Schritt hin zu mehr Kostensenkung,
Kundennähe und Wertschöpfung zu tun, haben führende
Unternehmen damit begonnen, Umfang sowie Aufbau
ihrer SSC in Richtung eines Global-Business-ServicesModells zu verändern. Die Supportleistungen sind nicht
länger nur einem einzigen Bereich zugeordnet, sondern
sind umfassend auf die End-to-End-Geschäftsprozesse
unterschiedlicher Funktionsbereiche ausgerichtet – und
dies international. Die funktionsübergreifenden Aktivi­
täten der GBS-Einheiten spiegeln sich in ihrem Support­
angebot wider. Es umfasst unter anderem Kunden-,
Lieferanten-, Personal- und ­Analytikdienstleistungen.
Organisiert sind die GBS‑Einheiten als separate regio­nale
und globale Units. Auf diese Weise werden die Nachteile
fachlicher Silos ausgeglichen und die Bedürfnisse der
internen Kunden besser abgedeckt. Oliver WymanAnalysen haben ergeben, dass sich mit einem GBSModell die Kosten von Supportfunktionen in Funktionen wie Finance, Personal oder IT um zehn bis
30 Prozent reduzieren lassen.
TRANSFORMATION ANNEHMEN
Die Herausforderungen, die der Wandel hin zu einem
erfolgreichen GBS-Modell mit sich bringt, sind groß und
betreffen sowohl das operative Geschäft als auch das
Management eines Unternehmens. Zu den wichtigsten
Schritten zu Beginn zählen die Entwicklung und Einführung
eines klaren Vorgehensmodells, das die Veränderungen
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PRODUKT- UND
Supportprozesse einzelner Funktionen
DIENSTLEISTUNGSEXZELLENZ-
durch Standardisierung und geschäftliche
• Funktionsspezifische Führung: regional oder lokal
MODELL
Kompetenzen und Wissen
• Mittlere Standardisierung
• Prozessfokus (eine einzige Funktion)
• Fokus auf geschäftliche Kompetenzen und der
Fähigkeit zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit
• Kosten- und Qualitätskennzahlen
• Aufwandsbezogene Verrechnungsmethoden
STUFE III
GLOBAL-BUSINESS-SERVICES-
Bereitstellung von anspruchsvollen
(GBS)-MODELL
– STRATEGISCHE
–
UNTERSTÜTZUNG VON WACHSTUM
Dienstleistungen über Funktionen und
Länder hinweg durch enge Partnerschaften
• Kundenfokus (über mehrere Funktionen hinweg
und global)
• Funktionsübergreifendes Management GBS
UND WERTSCHÖPFUNG
und profunde wirtschaftliche Erkenntnisse
• Umfassende Einführung konzernweiter Standards
• Fokus auf geschäftsbezogene
Dienstleisterkompetenzen und -verhaltensweisen
• Verhandelte, nachgehaltene Service Levels
• Überwachung des Nutzens für die
operativen Einheiten
Quelle: Oliver Wyman
wie ein echtes Transformationsprojekt b
­ ehandelt
(Abbildung 1). Gründlich analysiert werden müssen
zudem die einzelnen Supportaktivitäten, um den richtigen
Dienstleistungsumfang festzulegen. Veränderungsmanagement und Entwicklung einer Partnerschaftsstruktur dürfen ebenso wenig unterschätzt werden wie
kundenzentrierte Kompetenzen und Verhaltensweisen.
Auch gilt es Widerstände zu antizipieren, die durch das
Herauslösen von Aufgaben aus den Funktionsbereichen
entstehen. Sie lassen sich nur überwinden, wenn frühzei­
tig im Prozess eine klare Kommunikation der Vision, der
Veränderungsargumente und der konkreten Vorteile ­
erfolgt.
Den GBS-Zentren kommt im Rahmen der Wertschöpf­ung ein deutlich wichtigerer Part zu als den SSC. Daher
wächst der Stellenwert eines länderübergreifenden
Prozessmanagements, der Pflege von internen Kunden-
beziehungen, der Steuerungsvorgaben, eines effektiven
Performance-Managements sowie klar definierter Berichts­
linien. So berichtet der Leiter einer GBS-Einheit direkt an
das Topmanagement, wenn er nicht von vornherein schon
in der obersten Führungsetage ansässig ist.
Die Verantwortlichkeiten der GBS-Zentren werden
im Laufe des Wandels immer komplexer. Dies macht die
sorgfältige Auswahl der Supportmitarbeiter, aber auch
die konsequente Fokussierung auf die Aufgaben eines
Serviceanbieters umso notwendiger. Von entscheiden­
der Bedeutung ist es zudem, Steuerungsprozesse zu
etablieren, die die strategischen und operativen Ziele
der internen Kunden widerspiegeln. Und schließlich ist
es Aufgabe des Topmanagements, einen aktiven Part zu
übernehmen – sowohl als Sponsor als auch als Super­visor.
So lässt sich sicherstellen, dass der Veränderungs-­
prozess auch hält, was er verspricht.
Sébastien Maire
Romed Kelp
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