zusammenfassung - maringer - mit ameisen und genen zum erfolg

30.11./01.12.15
Mit Ameisen und Genen zum Erfolg: Natur-inspirierte ComputerVerfahren in der Oekonomie
Dietmar Maringer, Prof. Dr.
Zusammenfassung
Viele wirtschaftliche Fragen und Entscheidungen haben mit Optimierung zu tun: Wie können
Ressourcen in der Produktion am effizientesten eingesetzt werden? Wie können
Transportkosten minimiert werden? Wie können wir Investitionen kombinieren, um das
Verhältnis von Risiko zu Ertrag zu optimieren? Selbst wenn alle Daten bekannt sind, ist es oft
schwierig, eine Lösung zu finden. Oftmals ist es die enorme Anzahl an Alternativen, die auch mit
schnellsten Computern nicht verglichen werden können.
Ein Blick in die Natur bringt hier wertvolle Inspiration. Hier nur drei kleine Beispiele:
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Ameisen sind Meister im Finden kurzer Wege, wenn sie Futter zurück in ihr Nest bringen. Ihr
„Trick“: Sie hinterlassen beim Laufen eine Pheromonspur, die ihnen bei der Orientierung
hilft. Ist eine Route zwischen Futterquelle und Nest kürzer als eine andere, dann kann diese
in gleicher Zeit öfters belaufen werden und bekommt so einen stärkere Spur – die dann
mehr Ameisen anlockt.
Bei manchen Materialien ordnen sich Atome, scheinbar wie von selbst, zu perfekten
Kristallen, wenn sie erhitzt werden und dann wieder auskühlen. Jedes einzelne Atom bewegt
sich dabei zufällig. Physikalische Gesetze sorgen aber dafür, dass eine Bewegung hin zu
einem „energiearmen“ Zustand wahrscheinlicher ist als hin zu einem „energiereichen“. Und
dies sorgt letztlich dafür, dass insgesamt eine optimale Struktur entsteht.
Evolution und natürliche Selektion geben jenen Individuen eine höhere Überlebenschance,
die besonders gut an ihre Umwelt angepasst sind. Diese Individuen werden daher auch
hauptverantwortlich für die nächste Generation sein. Sind diese Vorteile genetisch bedingt,
dann werden sich über Generationen die geeigneteren Gene durchsetzen. Die Kombination
der elterlichen Gene und gelegentliche kleine Mutationen sorgen dafür, dass sich eine
Spezies rasch und ideal an die Gegebenheiten anpasst.
In jüngster Zeit ist es gelungen, viele dieser Ideen zu abstrahieren und zu formalisieren. Dadurch
können sie auf viele praktische Probleme übertragen werden.
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Sollen zum Beispiel möglichst viele Güter möglichst rasch oder möglichst günstig
transportiert werden, dann kann das Ameisen-Prinzip bei der Lösung helfen. In einer
Computersimulation können künstliche Ameisen so programmiert werden, dass sie das
Transportproblem lösen. Diese Lösung kann dann für den realen Transport übernommen
werden.
Ähnlich kann bei anderen ökonomischen Problemen vorgegangen werden: Ist ein
Investmentfonds zu bilden, können die einzelnen Finanztitel wie Atome behandelt werden.
Die Positionen der simulierten Atome werden als Zusammensetzung eines Investmentfonds
SeniorenUni. Ein Angebot der Volkshochschule beider Basel und der Universität Basel
Volkshochschule beider Basel, Kornhausgasse 2, CH-4051 Basel
T +41 (0)61 269 86 66, F +41 (0)61 269 86 76, [email protected], www.vhsbb.ch
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interpretiert, die optimale „Kristallstruktur“ stellt dann die Struktur eines Investmentfonds
dar.
Wiederum eine andere Anwendung ist die Verbesserung von Prognosemodellen mit
evolutionären Verfahren. So können etwa Modelle zur Früherkennung von Risiken
verbessert werden, die gefährlichen Situationen auf Währungs- und Zinsmärkten früher und
zuverlässiger identifizieren.
Dies sind nur drei kleine Beispiele, die durch unzählige weitere ergänzt werden können. Sie
lassen aber bereits erkennen, wie gross das Potential für natur-inspirierte Computerverfahren ist
und wie sie bei der Bewältigung von anspruchsvollen Entscheidungssituationen in der
Oekonomie und darüber hinaus helfen können.
Literatur und Internetlinks
M. Gilli, D. Maringer und E Schumann, Numerical Methods and Optimization in Finance,
Academic Press 2011.
wwz.unibas.ch/maringer
Kontakt
Dietmar Maringer
Professur für Computational Economics and Finance
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Basel
Peter Merian-Weg 6
4002 Basel
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