Der Elch, die Chili und die Prachtlibelle

18 Lokal - Extra
Nordbayerischer Kurier | Mittwoch, 9. März 2016
NOCH 43 TAGE: Die Bayreuther Uni bringt Energie auf die Landesgartenschau
und gräbt tief in der Geschichte der 45 Hektar großen Aue des Roten Mains. Alles zu
erleben ab dem 22. April. Und zwar nicht nur jeden Donnerstag
Der mit dem
Elchknochen:
Prof. Ludwig
Zöller hat den
Hüftknochen eines Elchs untersuchen lassen,
der bei Bauarbeiten gefunden
wurde. Vor 1000
Jahren muss das
Tier am Roten
Main unterwegs
gewesen sein,
sagt er.
Fotos: Eric Waha
Der Elch, die Chili und die Prachtlibelle
Die Uni Bayreuth ist einer der größten Partner der Landesgartenschau und spannt den Bogen von Energiepflanzen bis zum Roten Main
Pflanzenschutzmitteln
bekämpfen
durften. Maschinen konnten sie keine
einsetzen. Alles Handarbeit. Aber eine
n der Bayreuther Uni kommt mit Aussicht. Immerhin.
man auf der Landesgarten- > Der Auenlehrpfad: 17 Stationen gibt
schau nicht vorbei. Besser: An es. Eine spannender als die andere.
der Uni kommt man auf der
Landesgartenschau so oft vorbei, dass
man einfach stehen bleiben wird. Staunen, lernen, mitmachen wird. „Eine
Gartenschau ist ja immer auch so etwas wie Vorreiter bei der Ökologie“,
sagt Mirko Streich, der Pressesprecher
der Landesgartenschau-Gesellschaft.
„Da gibt es viele Bezüge zur Bayreuther Uni, die einer unserer drei größten Partner auf der Schau ist.“ Vor zwei
Jahren gab es einen ersten Kontakt zur
Uni. Und einen Sack voller Themen,
die jetzt umgesetzt werden.
„An jedem Donnerstag während der
Landesgartenschau haben wir ein spezielles Uni-Programm“, sagt Angela
Danner, die Pressesprecherin der Uni.
„Mindestens ein Beitrag. Oft sogar
mehrere.“ Das gehe von Biologie über
Ökologie und die „Sportler, die im Sep-
A
BAYREUTH
Von Eric Waha
Bei Birgit Thies, der Geschäftsstellenleiterin des BayCeer, dem Bayreuther
Zentrum für Ökologie und Umweltforschung, laufen die Fäden zusammen für den Auenlehrpfad. Die Uni,
der Bund Naturschutz und der Fi-
schereiverband arbeiten hier zusammen. Und der Pfad hat ein Leitinsekt:
die blauflüglige Prachtlibelle. „Sie führt
die Besucher durch den Pfad“, sagt Birgit Thies. Es geht um Themen, die man
vor Ort erleben kann. Forscher haben
„Viereinhalb Meter tief lag
er im Boden. Zusammen
mit einem Stück Holz fand
man den Hüftknochen.“
GARTENSCHAU
GESCHICHTEN
tember die Hochschulmeisterschaften
im Beachvolleyball veranstalten, bis hin
zu den Lebensmittelwissenschaftlern
und einen kleinen Ableger der KinderUni“, sagt Danner. Überall auf den 45
Hektar Fläche der Gartenschau ist die
Uni: Augenöffner. Das hat mit Energie
zu tun. Mit einem Elchknochen. Und
der blauen Prachtlibelle.
> Der Bioenergiehügel: Wer dort oben
ankommt, rechts vom Auenbogenweg.
Hinter dem Heckentheater. Oberhalb
des Garten- und des Gourmetkabinetts. Der hat es geschafft. Der hat den
besten Überblick über die Gartenschau. Und er steht mitten in der möglichen Zukunft der Landwirtschaft.
Oben auf Pedro Gerstbergers Bioenergiehügel. Der Botaniker und
Pflanzenökologe hat mit Studenten und
harter Arbeit in dem im Sommer knochenharten Boden Becherpflanzen gesät. „5000 Bioenergiepflanzen auf 7000
Quadratmetern Fläche. Die kommen
jedes Jahr wieder. Das spart Diesel,
Maschinen- und Arbeitszeit.“ Die
Pflanzen hätten damit deutliche Vorteile gegenüber Mais, der aktuellen
Bioenergiepflanze Nummer eins. Die
Studenten und Gerstberger hatten neben dem harten Boden einen erbittertem Gegner: Unkraut, das sie nicht mit
beispielsweise ein hydrologisches
Messfeld angelegt, als der Main renaturiert wurde. Eine vergleichsweise
seltene Möglichkeit, „hier zu beobachten, wie sich die Uferzone im Lauf
der Zeit entwickelt“, sagt Thies. Weiter fliegt die Libelle: Zu den für die
Flussauen typischen Weiden und ihrer
Ökologie. Zu einem Kunstwerk, das
zeigt, wie sehr das Thema Mikroplastik auch Süßwasserflüsse wie den Roten Main betrifft.
Ebenfalls richtig spannend: Die Station, die „die Aue als historisches Archiv zeigt“, sagt Birgit Thies. Hier
kommt der Elchknochen ins Spiel, der
bei Bauarbeiten bei einer der drei
Mainbrücken gefunden wurde. „Viereinhalb Meter tief lag er im Boden. Zusammen mit einem Stück Holz hat man
den Hüftknochen gefunden“, sagt der
Geomorphologe Prof. Ludwig Zöller.
Ziemlich genau 1000 Jahre ist er alt,
Prof. Ludwig Zöller über den
Elchknochen vom Roten Main
Bei Birgit Thies vom BayCeer laufen die Fäden für den Auenlehrpfad zusammen. 17 Stationen hat der Lehrpfad. Von
den Weiden, zwischen denen sie hier steht, über die Fische und das Ufer bis zum Biber.
Pedro Gerstberger auf dem Energiehügel, dem höchsten
Punkt der Landesgartenschau.
Sie ist die Chefin über die scharfen Pflanzen: Elisabeth Obermaier und ihr Team pflanzen Chili und Co. am Uni-Pavillon an.
der Knochen. Und belegt, dass in dieser Zeit Karls des Großen eine „prosperierende Landwirtschaft hier geherrscht haben muss. Und der Elch hier
noch durch die Wälder gesprungen ist“.
Bis in die Eisenzeit, etwa 480 vor Christus, haben Zöller und die Studenten
die Sedimentschichten der Aue freigelegt und datiert.
> Chili, Paprika und Co.: Neben dem
Uni-Pavillon, der nicht weit entfernt
vom Eingang Nord aufgebaut ist, hat
Elisabeth Obermaier ihr Revier. Elisabeth Obermaier und das Team des
Ökologisch-botanischen
Gartens
(ÖBG) pflanzen „etwa 30 Chili- und
Paprikasorten an. Eine Ergänzung zum
Schwerpunkt, den wir im Ökologischbotanischen Garten in diesem Jahr haben“, sagt Obermaier. Der ÖBG ist Außenstelle der Gartenschau und soll,
wenn alles klappt, ein Haltepunkt des
Busses werden, mit dem Besucher der
Schau Rundfahrten durch Bayreuth
machen können. Dort gibt es dann noch
mehr scharfe Sachen zu sehen: „Wir
haben dort rund 140 Sorten von Chili,
Paprika und Co. angepflanzt.“ Außerdem gibt es während der Gartenschau
verlängerte und zusätzliche Öffnungszeiten.