Diagnose Krebs - Lebens.Med Zentrum Bad Erlach

Diagnose Krebs – Und was jetzt?
Betreuung, Begleitung und Fürsorge
DGKP Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.MEDizinischer Kongress – Pflege im Fokus
12.06.2015 Bad Erlach
Kontakt: [email protected]
Disclosure
Kein persönlicher Interessenskonflikt.
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Bitte geben Sie hiermit bekannt, ob Sie in Ihrer Rolle als
Vortragender, Sprecher, Autor, …
in einem persönlichen od. wirtschaftlichen Verhältnis zu
einem kommerziellen Unternehmen im Zusammenhang mit dem Inhalt der Fortbildung - stehen
oder in den letzten 3 Jahren standen!
Epidemiologie

Zunahme der Komplexität in der Versorgung von
PatientInnen (I)
• steigende Lebenserwartung ca. 80 Jahre (OECD, 2011, S.16–17)
• Anteil der Menschen > 60 Jahre liegt im Jahr 2030
bei > 30% (Statistik Austria, 2012, S. 33)
• > 80-jährige Menschen machen dabei 5% der
Gesamtbevölkerung aus. Prognose bis 2030 > 7% (Statistik
Austria, 2012, S. 33)
• Entwicklungen sind nicht nur in Österreich zu erwarten
sondern in mehreren europäischen Ländern (OECD, 2010, S.
16)
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
• medizinischer Fortschritt und steigender Lebensstandard
(OECD, 2010, S. 16)
Epidemiologie

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Zunahme der Komplexität in der Versorgung von
PatientInnen (II)
• Eine gesunde Lebenserwartung liegt derzeit bei ca. 61
Jahren (GÖG, 2012, S. 64)
•  ein Großteil der Bevölkerung lebt ca. 20 Jahre mit einer
Erkrankung (Statistik Austria, 2012, S. 40)
Epidemiologie
(Statistik Austria, 2012, S. 40)
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Epidemiologie

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Zunahme der Komplexität in der Versorgung von
PatientInnen (III)
• Die Behandlung erfordert einen entsprechenden
Ressourceneinsatz
• Großteil der Bevölkerung im Lebensalter zwischen 60 und
85 hat Probleme bei der Bewältigung der Basisaktivitäten
des täglichen Lebens (Statistik Austria, 2012, S. 55)
Epidemiologie

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Zunahme der Komplexität in der Versorgung von
PatientInnen (V)
Epidemiologie

Zunahme der Komplexität in der Versorgung von
PatientInnen (IV)
Prognose der an Krebs erkrankten Menschen (ÖGHO, 2014)
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Interpretation
Beschäftigung mit dem Thema lässt sich begründen durch:
Frühzeitige Entlassung
 kürzere Krankenhausverweildauer
 Ausbau der tagesklinischen Versorgung
 Herausforderung der Hausärztinnen und Hausärzte
sowie der häuslichen Pflege in der Versorgung von
Krebspatientinnen und Patienten

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Von der Diagnose zur Behandlung
SYMPTOM-DISTRESS UND
PSYCHOSOZIALE RESSOURCEN VON
KREBSPATIENINNEN IM RAHMEN
EINER CHEMO- ODER
STRAHLENTHERAPEUTISCHEN
BEHANDLUNG
Problemfeld
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
• Trotz des Fortschritts im Bereich der Früherkennung und
Therapie bringen Therapien zumeist schwere
Nebenwirkungen mit sich.
• Therapieassoziierte Symptome werden als „subjektive
Erfahrung einer Person, welche Veränderungen der
biopsychosozialen Funktionsfähigkeit, der Empfindungen
oder der Wahrnehmungen widerspiegelt (Dodd et al., 2001).
• Das Auftreten dieser Symptome geht zumeist mit einer
verstärkten Belastung im Sinne des Symptom-Distress
einher.
• Der Symptom-Distress ist jene Dimension welche das
subjektive Ausmaß des Unbehagens, dass mit dem
Symptom verbunden ist, abbildet (Lenz et al., 1997).
Problemfeld

Identifikation
• Therapieassoziierte Symptome zu identifizieren, welche
für die Betroffenen hohe Belastung mit sich bringen ist für
ÄrztInnen und Pflegende von hoher Relevanz um ein
adäquates, interdisziplinäres Symptommanagement zu
gewährleisten (Humphreys et al., 2014).
• Symptom-Distress wird häufig in Zusammenhang mit
Fatigue, Schmerzen, Depression und Angst beschrieben
(Hoffman et al., 2009; Grant et al., 2000; Barsevick et al., 2006).
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
• Es handelt sich hierbei zwar um keine lebensbedrohlichen
Phänomene, dennoch können sie als sehr belastend erlebt
werden und das tägliche Leben beeinträchtigen, sowie zu
einer starken Einschränkung der Lebensqualität führen
(Dodd et al., 2001).
Problemfeld

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Einflussnehmende Faktoren
• Soziale Unterstützung als externe Ressource in Form von
informeller, instrumenteller und emotionaler
Unterstützung (Knoll & Schwarzer, 2006).
• Optimismus als allgemeine, zeitlich und relativ stabile
positive Erwartungshaltung (Schreier & Carver, 1992).
• Resilienz als Konzept welches als Indikator für die Fähigkeit
zur erfolgreichen Stressbewältigung, auch unter widrigen
Umständen bezeichnet wird (Connor & Davidson, 2003).
Ziel der Studie
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Erfassung des Symptom Distress
sowie darauf einflussnehmender Faktoren bei
KrebspatientInnen mit chemo oder
strahlentherapeutischer Behandlung.
Forschungsfragen




Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Wie hoch ist der Grad an Symptom Distress bei
KrebspatientInnen im Rahmen einer Chemo- oder
Strahlentherapie ausgeprägt?
Welchen Einfluss hat diese Belastung auf die
Lebensqualität dieser PatientInnen?
Welchen Einfluss zeigen soziodemografische
Faktoren sowie Therapiemodalitäten?
Welche Form der Unterstützung erhält bzw.
wünscht sich diese PatientInnengruppe im Rahmen
Ihrer Behandlung?
Methode und
Vorgehen






Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015

Population: einwilligungsfähige KrebspatientInnen
die zum Erhebungszeitpunkt chemo- und/oder
strahlentherapeutisch behandelt wurden
Erhebungsort: AKH Wien
Rekrutierung: im Rahmen einer Prävalenzerhebung
Erhebungszeitraum: Mai 2014 (2 Wochen)
Design und Methode: deskriptivquantitatives
Studiendesign
Fragebogenerhebung mittels verschiedener
Messinstrumente
Datenauswertung: Methoden im Sinne der
deskriptiven und inferenten Statistik.
Instrumente


6 Fragebögen
Messung der Selbsteinschätzung von physischem und psychischem
Symptom Distress und Lebensqualität
•

Erhebung der wahrgenommenen Verfügbarkeit sozialer
Unterstützung
•


Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015

MSPSS (Multidimensional Scale of Perceived Social Support)
Optimistische Erwartungshaltung
• LOT-R (Life Orientation Test – Revided)
Spezifische Grundhaltungen und Einstellungen in Bezug auf die
momentane Therapie
•

RSCL (Rotterdam Symptom Checklist)
TSO (Treatment-Specific Optimism Scale)
Fähigkeit zur positiven Adaption (Resilienz)
• CD-RISC 10 (Connor-Davidson Resilience Scale – 10 Item Version)
Messung des Unterstützungsbedarfs
•
SCNS-SF9 (Supportive Care Needs Survey)
Kontrollvariablen

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Kontrollvariablen
• behandlungsbezogene Parameter
 Art, Wirkstoff, Zeitpunkt (Zyklus) und Intervalle der
CHT
 Art, Zeitpunkt (Anzahl), Intervalle und Ort der RTX
• weitere Einflussfaktoren
 Tumorstadium, Zeitpunkt der vorangegangenen Ops
 künstliche Zu- bzw. Ausgänge für Ernährung oder
Beatmung
• soziodemografische Variablen
 Alter, Geschlecht, Familienstand, Werktätigkeit,
Einkommen, Haushaltsgröße
Soziodemografische
Ergebnisse

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Soziodemografische Ergebnisse
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Zeitraum von 2 Wochen: 402 PatientInnen
58% Frauen und 42% Männer
Alter zwischen 19 bis 88 Jahre
2/3 verheiratet oder in Partnerschaft
73% haben Kinder
20% alleinlebend
30% waren nicht erwerbstätig (KS)
57% pensioniert
13% erwerbstätig
9% Vollbeschäftigung
Häufigkeit der
Tumorart
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Häufigkeit der
Therapieform
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Belastende
Symptome
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Physische und
psychische
Symptombelastung
(MW)
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Einschränkung
in den
Aktivitäten des
täglichen
Lebens
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Genderspezifische
Unterschiede
in der LQ
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Einfluss med.
Variablen auf
die Belastung

Am meisten körperlich belastet sind PatientInnen
•
•
•
•
mit Brustkrebs
mit bösartigen Tumoren der weiblichen Genitalorgane
mit einer Krebserkrankung der männlichen Genitalorgane
sowie bei Bestrahlung
 der Brust
 Becken/Wirbelsäule/Extremitäten

Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Am meisten psychisch belastet sind PatientInnen mit
bösartigen Neubildungen
•
•
•
•
des Gehirns
der männlichen Genitalorgane
der Lippe, Mundhöhle bzw. des Pharynx
sowie bei Bestrahlung
 von Thorax und der Brust
Fazit (I)

Praxisempfehlung
• Symptombelastung und Symptom-Management
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
- Individualisiertes Symptommanagement von jenen die
Einfluss auf die Lebensqualität und Lebenswelt der
Betroffenen haben.
- Einführung von standardisierten Assessments der Symptom
Belastung ist ein denkbarer Interventionszugang
- Anschließende Informations- und Beratungsgespräche in den
Pflegealltag einbauen
- Zu priorisierendes Symptommanagement in den Bereichen
der Fatigue, Haarausfall, Sexualität und periphere
Neuropathie; (Köck et al., 2014)
Fazit (II)

Symptom Management Theory (MR)
• Der individuelle Gesundheitszustand soll durch die
Verringerung der Symptome verbessert werden.
• Symptome können durch adäquate Interventionen
vorausgesehen, verhindert oder reduziert werden.
• Hauptkonzepte sind die:
 Symptomerfahrung
 Symptombehandlungsstrategien
• Outcomes:
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015





Veränderung des Symptomstatus
Besserer physische und psychische Funktionalität
Bessere Lebensqualität
Kürzerer Spitalsaufenthalt
Raschere Arbeitsaufnahme
Fazit (III)
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Fazit (IV)
EDUKATION
Information
&
Aufklärung
Schulung
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
Weiterführende Ausbildungen
Beratung
Literatur
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Diagnose Krebs –
Und was jetzt?
•
Harald Titzer, BSc
1. LEBENS.
MEDizinischer Kongress
12.6.2015
•
•
Barsevick, Dudley, & Beck, (2006). Cancer-related fatigue, depressive symptoms, and
functional status: a mediation model. Nursing Research, 55(5), 366-372.
Dodd, M., Janson, S., Facione, N., Faucett, J., Froelicher, E. S., Humphreys, J., Lee, K.,
Miaskowski, C., Puntillo, K., Rankin, S. & Taylor, D. (2001). Advancing the science of
symptom management. Journal of Advanced Nursing., 33(5), 668-676.
Connor, K. M. & Davidson, J. R. (2003). Development of a new resilience scale: the
Connor-Davidson Resilience Scale (CD-RISC). Depress Anxiety., 18(2), 76-82.
Gesundheit Österreich GmbH – GÖG (2012). Das Österreichische Gesundheitswesen im
internationalen Vergleich. Abgerufen am 25.5.2015 von http://goo.gl/NI4tqk.
Grant, M., Golant, M., Rivera, L., Dean, G. & Benjamin, H. (2000). Developing a community
program on cancer pain and fatigue. Cancer Pract, 8(4), 187-194.
Hoffman, A. J., von Eye, A., Gift, A. G., Given, B. A., Given, C. W. & Rothert, M. (2009).
Testing a theoretical model of perceived self-efficacy for cancer-related fatigue selfmanagement and optimal physical functional status. Nurs Res., 58(1), 32-41.
Knoll, N. & Schwarzer, R. (2006). Soziale Ressourcen und Gesundheit: soziale
Unterstützung und dyadisches Bewältigen. In: Renneberg, B. & Hammelstein, P. [Hrsg.],
Gesundheitspsychologie (S. 107-121). London: Springer.
Köck, Koller, Raphaelis, & Mayer, (2014). Symptom-Distress und psychosoziale Ressourcen
von KrebspatientInnen im Rahmen einer chemo- oder strahlentherapeutsichen
Behandlung. Institut für Pflegewissenschaften, Fakultät für Soziologie: Universität Wien.
Lenz, E. R., Pugh, L. C., Milligan, R. A., Gift, A. & Suppe, F. (1997). The middle-range theory
of unpleasant symptoms: an update. ANS Adv Nurs Sci, 19(3), 14-27.
London, F., (2010). Informieren, Schulen, Beraten. Praxishandbuch zur pflegebezogenen
Patientenedukation. Bern: Huber.
Organisation for Economic Co-operation and Development – OECD (2010). Gesundheit auf
einen Blick 2009. OECD Indikatoren. Abgerufen am 25.5.2015 von http://goo.gl/1HwX26.
Organisation for Economic Co-operation and Development – OECD (2011).
Lebenserwartung. Die OECD in Zahlen und Fakten 2011-2012: Wirtschaft, Umwelt,
Gesellschaft. Abgerufen am 25.5.2015 von http://goo.gl/XlhGt.
Scheier, M. F. & Carver, C. S. (1992). Effects of optimism on psychological and physical
well-being: Theoretical overview and empirical update. Cognitive Therapy and Research,
16(2), 201-228.
Statistik Austria (2012). Jahrbuch der Gesundheitsstatistik. Abgerufen am 25.5.2015 von
http://goo.gl/W73eBc.