Umfrage: Wie geniessen Schweizer?

Zürich, 4. September 2015
+++SPERRFRIST BIS FREITAG, 4.9.2015, 11:00 UHR+++
"Genuss" wieder positiver besetzen
Beinahe alles kann genossen werden. Genuss ist ein erstklassiges
Verkaufsargument und dennoch macht das Konsumentenforum kf eine
schwindende Fähigkeit für das bewusste, reuelose Geniessen aus. Wie
Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten zu Genussmitteln stehen
und was für sie Genuss bedeutet, zeigt nun eine repräsentative kf Umfrage,
deren Resultate heute in Zürich vorgestellt wurden.
Wir konsumieren deutlich mehr als noch vor Jahrzehnten – aber geniessen wir auch mehr? Und können wir auch wirklich
bewusst geniessen? Das Konsumentenforum kf beobachtet, dass wir so stark wie kaum je zuvor darauf konditioniert wurden,
Genuss mit Moral zu verbinden. Genuss ja, aber bitte unter Berücksichtigung von ökologischen, wirtschaftlichen und
gesundheitlichen Aspekten. Genuss, gerade wenn er auf ein Konsumgut zurückgeht, muss sich offensichtlich erst verdient
werden, was wiederum bedeutet, dass Genuss nicht für sich alleine stehen kann, sondern offenbar eine Art „Ausgleich“ zu
Arbeit, Anspannung und Stress darstellt.
Aber Genuss soll kein Tauschgeschäft darstellen! Das Konsumentenforum kf plädiert dafür, dass jede und jeder geniessen
können soll - ohne wegen oktroyierter Denkmuster jeweils gleich ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Dabei geht es dem kf
nicht darum, ungehemmten und rücksichtslosen Konsum zu propagieren, sondern dem gesunden Menschenverstand Platz zu
lassen. Dank seiner Rolle als Brückenbauer ist das kf sich gewöhnt, Wogen zu glätten und Exzesse oder Extreme
anzuprangern. Ein Extrem wird aber vor allem im sogenannten "Nudging" ausgemacht: In ihrer schieren Masse bewirken die
unzähligen gut gemeinte Studien mittlerweile das Gegenteil von dem, was sie erreichen möchten: Die Flut an Empfehlungen
führt letztendlich zur Verunsicherung oder sogar zu einer Verweigerungshaltung der Konsumenten. Das Konsumentenforum
schickt sich nun an, Genaueres über Genuss und Nudging herauszufinden. Eine repräsentative Umfrage zum Thema ist ein
erster Schritt, um die Mechanismen besser verstehen zu lernen.
Stress als grösster Genuss-Gegner
Nach den Voraussetzungen für Genuss gefragt, war es mit 41% beinahe die Top-Antwort, dass keine speziellen
Voraussetzungen nötig seien – wobei dies für Frauen (45%) signifikant mehr zutrifft als für Männer (36%). Für die meisten
Befragten (43%) – und dies ist wichtiger je jünger die Befragten waren – ist es hingegen so, dass sie in Stimmung sein müssen
fürs Geniessen, dabei spielt die Begleitung nur noch für 18% der Befragten eine Rolle. Ort (5%) und Zeit (3%) sind lediglich
noch marginal für das Zustandekommen von Genuss. Für Männer (35%) spielt die Aufmachung des zu Geniessenden eine
deutlich wichtigere Rolle als für Frauen (29%) und Junge (24%). Dass etwas ansprechend daherkommt, wird zudem wichtiger je
höher das Einkommen liegt.
Der erwähnten Stimmung, in der man fürs Geniessen sein muss, können sehr viele Dinge schaden. Danach gefragt, was den
Genuss mindern würde, nannten durchschnittlich knapp ¾ des Panels „Stress“. Möglich, dass man im Alter lernt besser damit
umzugehen, denn für die über 50-Jährigen (von 64% als Hindernis genannt) ist Stress weniger belastend als für die unter
30-Jährigen, von denen satte 85% Stress als wichtigsten Genuss-Hemmer nannten.
Frauen geniessen lieber und häufiger
Sehr eindeutig waren die Antworten auf die Frage, ob Genuss im Leben wichtig sei. Für durchschnittlich 60% der Befragten ist
er „sehr wichtig“, für weitere 35% ist er immer noch „wichtig“. Dabei gaben vor allem Frauen und Romands an, dass Genuss
„sehr wichtig“ sei. Diese beiden Stichprobengruppen gaben in der Folge auch an, dass sie häufiger bewusst geniessen würden.
„Täglich“ oder „mehrmals täglich“ geniessen 62% der Romands und 64% der Frauen, aber ‚nur‘ 54% der Männer und 58% der
Deutschschweizer. Klar häufigste Geniesser sind die über 50-Jährigen, von denen gleich 27% angaben, mehrmals täglich
geniessen zu können. Ein kleiner Haushalt (mit nur 1-2 Personen) wirkt sich offenbar auch positiv auf die Häufigkeit des
Geniessens aus.
Am meisten beeindruckten die 92%, die sich einig darin waren, dass Genuss ihre psychische Gesundheit positiv beeinflusse.
Nur gerade fünf Personen aus dem Panel gaben an, dass Genuss ihre Psyche negativ beeinflusse. Genuss bietet stärker als
vermutet auch positive Effekte für die Physis: Nur der kleine Anteil von 8% war der Meinung, dass sich Genuss negativ
auswirke. Dieser Wert steht diametral zum häufig lasterhaften Bild, welches das Geniessen besitzt. Die Deutlichkeit der
Aussage legt nahe, dass Genussförderung bestimmt auch Gesundheitsförderung wäre.
Information statt Bevormundung
Die Befragten wurden auch dazu aufgerufen, eine allgemeine Einschätzung zum Konsumverhalten der Schweizerinnen und
Schweizer abzugeben. Herr und Frau Schweizer seien demnach generell offen für den Konsum und würden eher viel
konsumieren – wobei sie sich nur zu Teilen ihrem Konsumverhalten bewusst seien und nicht speziell nachhaltig konsumierten.
Romands fanden, dass der Konsum genossen wird, was bei den Deutschschweizern signifikant weniger stark so gesehen wird.
Fürs Geniessen brauchen sich Schweizer laut Einschätzung der Befragten nicht zurückzuziehen, sondern können das durchaus
in der Öffentlichkeit tun.
Durchschnittlich 37% der Befragten gaben an, bereits für ihr Konsumverhalten kritisiert worden zu sein. Besonders häufig gaben
Auszubildende (46%) und Besserverdienende (41%) an, bereits Zielscheibe von Kritik gewesen zu sein. Dabei wurden mehr als
die Hälfte der Kritisierten von ihrem Partner gerügt. Die partnerliche Kritik ist die Domäne der Frau: Während 61% der Männer
von ihren (meist weiblichen) Partnern kritisiert wurden, gaben nur knapp 40% der Frauen an, Kritik aus dem Munde ihres
Partners erhalten zu haben… Hauptgrund für den Angriff auf das Konsumverhalten waren zumeist gesundheitliche Aspekte
(78%), weit weniger wurde mit Kosten argumentiert (25%) oder die Moral herangezogen (24%). Ökologische Aspekte waren in
15% der Fälle ein Kritikpunkt.
Allen Versuchen von Partner, Familie, Freunden und Organisationen zum Trotz änderten nur 24% der Kritisierten (entspricht
knapp 9% der gesamten Stichprobe) aufgrund der Argumente ihr Verhalten und schränkten ihren Konsum ein. Es fiel auf, dass
kritisierte Angestellte leichter andere Verhaltensmuster zulegten (30%) als dies Selbstständige und Personen in leitender
Funktion taten (18%).
Von besonderer Bedeutung – nicht zuletzt für die eigene Arbeit – waren für das Konsumentenforum kf die Antworten auf die
Frage, wie in der Schweiz übermässigem Konsum entgegnet werden soll. Verbote und Beschränkungen werten nur
durchschnittlich 8% als angemessenes Mittel. Den stärksten Zuspruch erhielten Verbote dabei etwas überraschend von
Städtern (10%) und Absolventen höherer Schulen (11%). Deutlich populärer als Verbote war die Selbstregulierung mit
durchschnittlich 19% Zuspruch – allerdings nur in der Deutschschweiz (22%). In der Romandie plädierten nur gerade 9% für die
Selbstregulierung. Stattdessen setzt man dort noch stärker auf die ohnehin beliebteste Art, die Prävention. Mit durchschnittlich
70% der Stimmen wünschen sich Schweizer Konsumenten vor allem brauchbare Informationen.
Genuss bleibt auf der kf Agenda
Das Konsumentenforum kf sieht sich in etlichen Punkten seines Programms bestätigt. Da Genuss als dermassen wichtig
empfunden wird, wird das Thema auch künftig weiter vom kf begleitet. Die einzige liberale Konsumentenorganisation der
Schweiz will sich vermehrt dafür einsetzen, dass die Genussfähigkeit nicht verloren geht und dem sogenannten Nudging Einhalt
geboten wird. Die Umfrage bewies, dass sinnvolle Information für Konsumenten weiterhin den besten Schutz darstellt. Aus
diesem Grund wird das kf das Projekt "Konsum & Genuss" vorantreiben und ihm im Rahmen von Podiumsdiskussionen und
dem Web-Auftritt mehr Präsenz einräumen.
>>Link zu den Materialien der kf Medienkonferenz (Präsentation, Datentabelle, Rede)
Kontakt
Babette Sigg Frank, kf Präsidentin, [email protected], 076 373 83 18
Patrick Hischier, kf Kommunikationsverantwortlicher, [email protected], 031 380 50 33
www.konsum.ch
Das Konsumentenforum kf, die Nummer 1 der Schweizer Konsumentenvertretungen, vertritt die Anliegen zahlreicher Verbände
und Unternehmungen und von mehr als einer Million Konsumenten. Im Interesse selbstverantwortlicher Bürgerinnen und Bürger
schlägt das grösste Gesellschaftsforum Brücken zwischen Konsumenten und Wirtschaft sowie der Politik. Das
Konsumentenforum kf setzt sich für liberale und direkt-demokratische Grundstrukturen in der Schweiz ein und berät und
informiert die Öffentlichkeit aktiv und professionell über konsumrelevante Themen.
Follow us on
Kontaktieren Sie uns unter [email protected], auf Twitter mit @kf_schweiz oder rufen Sie uns an unter +41 31 380 50 30
Konsumentenforum kf, Belpstrasse 11, 3007 Bern, Beratungs-Hotline 031 380 50 34
Sie möchten unsere Medienmitteilung nicht mehr erhalten? Klicken Sie hier