HERNE WANNE–EICKEL HERNE

WHE_1 | NR.187
Beim Schlagerherz
kochte das Bayernzelt
Feierndes Partyvolk zeigte
sich textsicher Seite 3
HERNE
HERNE
WANNE–EICKEL
Freitag, 14. August 2015
Für die Jugend
nach Istanbul
Eine Studentin und ihre
Welt-Visionen Seite 6
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KOMPAKT
Panorama
ZUM TAGE
Expertin fürs
Kirmesgeld
W
issen Sie, es gibt ja kaum
etwas schöneres, als Leuten
zu lauschen, die Fachgespräche
über die Kirmes führen – die Cranger Kirmes natürlich. Unsere Sekretärin ist eine große Rummel-Expertin, und ihre Tipps sind Gold
wert.
Sie investiert ihr Kirmesgeld
ausschließlich in die Krake mit den
Kuscheltieren und in Kulinarisches. Sie weiß beispielsweise
ganz genau, wo es die besten Erdbeerspieße, die schärfsten ungarischen Langos und die leckersten
vegetarischen Hot Dogs gibt. Des
weiteren legt sie ihr Kirmesgeld
gerne in Crêpes an, und zwar ausschließlich in Nutella-Crêpes. Kirmesgeld für Karussells oder so
braucht sie nicht. Das wäre auch
viel zu gefährlich. Spätestens nach
den Nutella-Crêpes. top
KURZ NOTIERT
Zwei Unfälle zwischen
Rad- und Autofahrern
Ein Auto und ein Fahrrad sind am
Mittwoch im Kreisverkehr Westring
/ Forellstraße zusammengestoßen.
Ein 21-jähriger Herner Autofahrer
übersah einen 22-jährigen Radfahrer aus Herne, der den dortigen
Überweg querte. Der 22-Jährige
verblieb stationär im Krankenhaus.
Ein weiterer Unfall zwischen Radund Autofahrern ereignete sich am
Westring in Höhe der Walter-BältzStraße. Eine 48-jährige Autofahrerin fuhr einen 26-Jährigen an, der
den falschen Radweg zu schnell
befahren hatte. Der Mann wurde
nach ambulanter Behandlung aus
dem Krankenhaus entlassen.
Einbrecher nehmen
Möbeltresor mit
Erst jetzt hat die Polizei einen Einbruch gemeldet, der sich am Freitag zwischen 16 und 20.45 Uhr an
der Bahnhofstraße ereignete. Aus
den Räumlichkeiten der vierten
Etage nahmen die Täter einen Möbeltresor mit, in dem sich u.a. der
Familienschmuck befand. Mittlerweile haben die Mieter dieser
Wohnung eine Belohnung in Höhe
von 2000 Euro ausgelobt, die zur
Wiederbeschaffung der Beute oder
zur Ergreifung der Täter führt. Das
Bochumer Fachkommissariat für
Wohnungsdelikte (KK 14) bittet
unter 0234 / 909-4142 oder
-4441 um Hinweise.
HEUTE IN UNSERER STADT
Mafia-Abend in der
Alten Druckerei
Zu einer kulinarisch-szenischen
Lesung lädt die Alte Druckerei ab
20 Uhr in die Bebelstraße 18 ein.
Zu Gast sind die „Spielkinder“: Die
Schauspieler Nils und Till Beckmann treten als „Die Barolo-Brüder“ auf, unterstützt von Peter Eisold, Jazz-Musiker und Klangkünstler aus Mülheim. Karten kosten 18
Euro: HER 147670.
Sportunterricht findet nun im Freien statt
Weil in einer Sporthalle Flüchtlinge leben und in anderen die Decken saniert werden, müssen Schulen
ausweichen. Viele Sportvereine wissen dagegen nicht, wo sie trainieren oder spielen sollen
Petra Thomczik, Jugendwartin des
DSV Wanne-Eickel Handball. „Wir
haben tierische Probleme“, sagt sie
zur WAZ. Nun sei der Verein für den
Trainingsbetrieb gerade aus dem
Ausweichquartier in der Sporthalle
Eickel geflogen, weil dort die Decken saniert würden. Und wo die
Meisterschaftsspiele ab Ende August ausgetragen werden? „Keine
Ahnung“, sagt Thomczik, „wir wissen nicht, wie es weiter geht.“
Von Michael Muscheid
Die Stadt Herne sucht Ausweichquartiere für die Schulen und Vereine, die in der Sporthalle Wanne-Süd
trainieren und Wettkämpfe bestreiten. Grund ist das provisorische
Erstaufnahmelager des Landes, das
die Verwaltung dort für über 100
Flüchtlinge eingerichtet hat und das
nun erst im Oktober wieder aufgelöst werden soll. Viel Hoffnung
macht Stadtsprecher Christoph
Hüsken den Schulen und Vereinen
aber nicht: Ein Ausweichen auf andere Sportstätten sei „nur bedingt
möglich“, da die Sporthalle WanneSüd einen Auslastungsgrad von 98
Prozent habe und als Dreifachturnhalle zudem für Sportarten genutzt
werde, die viel Raum benötigten, etwa für Handball. Erschwerend
kommt hinzu: Die Stadt hat fünf
Hallen dicht gemacht, um veraltete
Decken zu sichern.
Insgesamt sind es drei Schulen
und 14 Vereine, die derzeit nicht in
die Sporthalle Wanne-Süd können
(siehe Kasten). Ob des guten Wetters sei ein Ausweichen auf die angrenzenden Sportplätze, für die
Schulen aber auch auf ihre Schulhöfe, aktuell kein großes Problem,
meint Hans Peter Karpinski, Chef
des Stadtsportbundes. Nun müsse
Lehrer Daniel Cvjeticanin hat die neuen Fünftklässler des Gymnasiums Eickel für den Sportunterricht in den Sportpark Wanne
geholt. In der Turnhalle der Schule werden die Decken saniert.
FOTO: RALPH BODEMER
man improvisieren und aufeinander
zugehen, „dann wird allen geholfen“. „Die Lage ist ernst“, fasst er zusammen, „aber nicht hoffnungslos.“
Wenig erfreut zeigt sich Volker
Gößling, Vorsitzender des Vereins
DSC Wanne-Eickel Judo. Trainiert
werde nun gemeinsam mit KSV
Herne, das funktioniere gut. Allein:
Das geplante U17-Bundesjugendturnier Ende Oktober drohe ins
Wasser zu fallen. „Das darf nicht
passieren, sonst wäre das eine Peinlichkeit für Herne und NRW.“ Er
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Diese Schulen und Vereine sind betroffen
: Diese Schulen sind laut
Stadtverwaltung von der
Belegung der Sporthalle
Wanne-Süd durch die
Flüchtlinge betroffen: Emschertal-Berufskolleg, Berufskolleg Herne, RobertBrauner-Schule, Freiherrvom-Stein-Grundschule.
: Diese Vereine sind laut
Stadt betroffen: DSC
Handball, TV Wanne 1885
Handball, HC Westfalia
Handball, Freizeit- und
Breitensportverein 1983
Koronarsport, TV Röhlinghausen Leichtathletik,
Turnfreunde Herne
2001Leichtathletik, Turnfreunde Herne 2001, DSC
Judo, zwei Turnvereine,
unter anderem EmscherRuhr-Turngau, sowie fünf
Vereine im Kraftraum (Ringer, Schwimmer, Judo, Taekwondo etc.) sowie Polizei
und Feuerwehr Herne.
Deutschlehrer gesucht
Wer hilft Flüchtlingen? Auch Nicht-Pädagogen gefragt
Von Martin Tochtrop
Sie tragen ein schweres
Schicksal, Kinder und Jugendliche aus den Kriegsund Elendsgebieten dieser
Welt, die sich ganz alleine
auf den verschlungenen Weg
ins gelobte Europa aufmachen. Endlich angekommen, sind sie auf die Begleitung und Unterstützung von
Menschen besonders angewiesen. Oftmals sind es Ehrenamtliche, die sich kümmern. Ruth Gehrt und Dieter Berndt, beispielsweise,
bringen ihnen bei, was sie
am dringendsten benötigen:
Deutsch. Das Ehrenamtsbüro der Stadt sucht jetzt dringend weitere Helfer für das
Projekt „Deutschunterricht
für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge“. Der 17Jährige Adama floh aus dem
afrikanischen Guinea, wie
drei weitere Landsleute und
einer aus Marokko lebt er
derzeit in einer Außenwohngruppe des Evangelischen
Kinderheims an der Kurhausstraße in Wanne. Er
spricht französisch, Ruth
Deutschunterricht für einen jungen Flüchtling: Ruth Gehrt hilft ehrenamtlich.
FOTO: RALPH BODEMER
Gehrt opfert ihre Freizeit
und bringt ihm nicht nur
Deutsch bei, sondern hilft
auch bei der Eingewöhnung
in ein völlig fremdes Land.
„Zu helfen ist auch Horizont
erweiternd“, sagt sie.
Derzeit wohnen 13 minderjährige Flüchtlinge in
Herne. „Manche waren
neun Jahre in der Schule, andere sind völlige Analphabeten“, erläutert Sozialpädagogin Sandra Dertwinkel. Da
die Jugendlichen teilweise
noch keinen Aufenthaltsstatus besäßen, sei es schwierig,
sie in passende Integrationsmaßnahmen zu vermitteln.
Dieter Berndt, studierter
Lehrer, hat sich das Unterrichtsmaterial selbst zusammengestellt und betont:
„Wichtig ist es, auf die persönlichen Bedürfnisse des
Einzelnen einzugehen.“
Interessenten wenden sich an
Beate Tschöke vom Ehrenamtsbüro, 16 35 48
fordert die Stadt auf, „nun endlich
eine tragfähige Dauerlösung zu finden – für die Vereine und die Flüchtlinge“. Konkret: Sie müsse eine
menschenwürdige Unterbringung
ermöglichen, ohne die Vereine zu
belasten. Nicht amüsiert ist auch
Mit der Situation arrangiert
Arrangiert haben sich mit der Situation dagegen die Schulen, die ihre
Schüler nun ins Freie schicken. 50
Sport-Stunden, sagt Susanne Stöhr,
stellvertretende Schulleiterin des
Emschertal-Berufskollegs, müssten
nun wöchentlich nach draußen verlegt werden. „Das ist schon eine Herausforderung“, berichtet sie, das sei
aber letztlich machbar. So könnten
die Schüler draußen etwa joggen.
Das Wichtigste sei, „dass es für die
Flüchtlinge gut weiter geht.“ Da seien die Einschränkungen das kleinere Übel. Nun hofft sie nur noch auf
„halbwegs gutes Wetter“. Ähnlich
äußert sich Katja Schmidt-Holze,
Leiterin der Robert-Brauner-Schule, die eine Fußball-AG nun nach
draußen verlegt: „Wir gehen kreativ
mit der Situation um.“