AKUSTIK IN LEBENSRäUMEN FüR ERZIEHUNG UND BILDUNG

Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Richtlinie
Akustik in Lebensräumen
für Erziehung und Bildung
Richtlinie
Akustik in Lebensräumen
für Erziehung und Bildung
Inhalt
Vorwort
4
1FÜNF MINUTEN
FÜR RICHTIGE AKUSTIK
6
2 ARGUMENTE UND MOTIVE
8
3GEBRAUCHSANLEITUNG 11
4ANFORDERUNGEN
13
5GESTALTUNGSHINWEISE FÜR
NEUBAU UND SANIERUNG
27
6MÖGLICHKEITEN
ZUR UMSETZUNG
33
7Zusammenfassung
und Ausblick
44
Quellen und
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Literaturhinweise
46
Impressum
47
3
L E B EN D ER KO L U M NENT I TE L | E R G Ä N Z U N G
Der Lärm macht dabei nicht an den Ge-
Vorwort
bäudefassaden halt, sondern dringt von
außen in den Innenraum vor. Aber auch
die Lärmquellen in den Gebäuden oder
Lärm gefährdet die Gesundheit und be-
Räumen selbst können zur Belastung
lastet viele Menschen. Die Landesregie-
werden.
rung von Baden-Württemberg ist sich der
Bedeutung dieser Problematik bewusst
Dabei gibt es besonders sensible Bereiche,
und hat daher erstmals in Deutschland
die den Grundstein unserer Gesellschaft
das Amt einer Lärmschutzbeauftragten
darstellen. Hiermit meine ich die Lebens-
geschaffen. Seit 2011 nehme ich diese
räume für Erziehung und Bildung, in
Aufgabe wahr und setze mich intensiv
denen wir nicht nur unsere sozialen Kom-
dafür ein, den Lärmschutz im Sinne der
petenzen entwickeln, sondern auch durch
Betroffenen voranzubringen.
Lernen unser Wissen mehren und unsere
Fähigkeiten ausbauen.
Der größte Lärmverursacher in Deutschland ist der Verkehr. Ob Straße, Schiene,
So kann es zum Beispiel in Kindergarten-
Schifffahrt oder Flugverkehr – alle diese
gruppen beim Spielen oder in großen
Lärmquellen tragen zu einer teilweise
Mensen ohrenbetäubend laut sein, wenn
erheblichen Belastung in der Fläche bei.
nicht entsprechende akustische Vorkeh-
Gerade in verdichteten Innenstädten und
rungen getroffen werden. In der Vergan-
in Ballungsräumen sind wir mit einer Viel-
genheit hat man hierauf vielerorts bei der
zahl von Nutzungskonflikten konfrontiert.
Planung noch kein Augenmerk gelegt. In
Neben dem Verkehr tragen aber auch In-
der Konsequenz kann es unter anderem
dustrie- und Gewerbebetriebe oder unser
zu Beeinträchtigungen der Leistungsfä-
Freizeitverhalten zu Lärmkonflikten bei.
higkeit, der sozialen Fähigkeiten bis hin
4
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Vorwort
zu physischen und psychischen Erkran-
für Schulen und Hochschulen ergänzt,
kungen kommen.
sondern es werden auch die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis mit
Hier sehe ich als Lärmschutzbeauftragte
berücksichtigt.
dringenden Handlungsbedarf. Gerade
bei Kindertagesstätten, Schulen und
Diese Richtlinie des Fraunhofer Institutes
Hochschulen sollte eine besondere Auf-
für Bauphysik IBP macht auf einfache und
merksamkeit auf eine gute akustische
übersichtliche Weise das erforderliche
Gestaltung gelegt werden, um so gute
Wissen zugänglich, um gute akustische
Rahmenbedingungen für Lernende und
Bedingungen in Lebensräumen für Er-
Lehrende zu schaffen. Mit der Vermei-
ziehung und Bildung zu schaffen. Ich ap-
dung von Lärm und Störungen werden
pelliere an die Träger und Betreiber aber
viele wichtige Aspekte wie zum Beispiel
auch an PlanerInnen und GestalterInnen
die Konzentrationsfähigkeit, das Sprach-
von Bildungseinrichtungen, dieses Wis-
verständnis oder das Wohlbefinden im
sen bei ihrer Arbeit aufzugreifen und zu
Allgemeinen gefördert.
einer Verbesserung der Akustik in unseren
Kitas, Schulen und Hochschulen aktiv bei-
Bereits 2009/2011 gab es ein Vorgänger-
zutragen.
projekt zu dieser Richtlinie, das ebenfalls
vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
erarbeitet wurde. Lag mit dem Leitfaden
und den zugehörigen Modellprojekten
»Lärmschutz für kleine Ohren« der Fokus
Dr. Gisela Splett MdL
Staatssekretärin im Ministerium
für Verkehr und Infrastruktur
Baden-Württemberg
auf der akustischen Verbesserung von
Kitas, werden in dieser aktuellen Richtlinie nicht nur die wichtigsten Fakten
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
5
L E B EN D ER KO L U M NENT I TE L | E R G Ä N Z U N G
1FÜNF MINUTEN FÜR RICHTIGE AKUSTIK
Es ist eine häufig gemachte Erfahrung,
Erwachsene in unterschiedlichem Maße
dass bei Bauprojekten von Kitas, Schulen
betroffen, aber akute, chronische und
und Hochschulen die Entscheidung über
kumulative Wirkungen betreffen alle zu-
gute oder schlechte Akustik in wenigen Mi-
sammen und jeden einzelnen.
nuten fällt. Für diese Fälle wird den Beteiligten die Lektüre dieser Seite empfohlen,
um nach fünf Minuten informiert und
• Ziele
fundiert die richtige Entscheidung treffen
Die zentralen Ziele akustischer Gestal-
zu können.
tung der Lebensräume für Erziehung
• Gründe
und Bildung sind Vermeidung von Lärm,
Minimierung von Störungen und Gewährleistung von Sprachverständlichkeit. Die
Die Bedeutung der akustischen Um-
wesentlichen Gestaltungskategorien um-
gebungsbedingungen für das Lehren,
fassen baulichen und technischen Schutz
Lernen und Leben ist wissenschaftlich und
vor Lärmquellen außerhalb und innerhalb
praktisch bewiesen. Schlechte Akustik
des Gebäudes, Reduzierung der eigenen,
beeinträchtigt Gesundheit und Wohlbe-
nutzungsbedingten Geräusche und Ge-
finden, Leistungsfähigkeit und Sicherheit
währleistung guter Kommunikation in
und sogar sozial-emotionale Faktoren
den Räumen. Die konkreten Anforde-
in Kitas, Schulen und Hochschulen. Na-
rungen zu den Kategorien enthält diese
türlich sind Kleinkinder, Jugendliche und
Richtlinie.
6
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Fünf Minuten
f ü r Ri c h t ig e A k u s t i k
Außen- und Innenwände, Fenster und
• Aufgaben
Türen, Decken und Böden, technische
Gute Akustik beginnt mit der partizipa-
Elemente bieten Vielfalt und Spielraum
tiven Analyse der Nutzung und des zu-
für individuelle und intelligente Lösungen,
gehörigen Bedarfs. Anschließend ist sie
um alle Anforderungen zu erfüllen. Wich-
Teil der ganzheitlichen Bauplanung unter
tig sind dafür eine qualitätssichere Aus-
Berücksichtigung des baulichen und tech-
führung und die Beachtung der typischen
nischen, organisatorischen und pädagogi-
baulichen Defizite.
schen Spielraumes. Allein die Wirtschaftlichkeit gebietet diesen integralen Ansatz
für gute Akustik im Kontext anderer
Anlagen und auch schallabsorbierende
• Kosten
baulicher Belange, wie z. B. Brand-, Wär-
Gute Akustik kostet Geld, genauso wie
me- und Feuchteschutz, Beleuchtung und
gute Luft und gutes Licht. Bei Neubauten
Belüftung, Hygiene und Energieeffizienz.
und umfassenden Sanierungen liegen
Dies gilt für Neubau, Umbau und Sanie-
die Zusatzkosten für nutzungsgerechte
rung gleichermaßen.
Akustik bei einem Prozent der Bausumme. Besserer Schallschutz ist z. B. bei
• Lösungen
Leichtbauwänden ca. 10 Euro pro Quad-
Das verfügbare Planungs- und Ge-
und pro Tür kostet eine Absenkdichtung
staltungswissen sowie das Angebot an
etwa 30 bis 100 Euro. Für die Raumakus-
Bauteilen und Bausystemen reichen aus,
tik gilt: Ein Quadratmeter Raum kostet so
um gute Akustik in Kitas, Schulen und
viel wie die Akustikdecke für ein ganzes
Hochschulen auch praktisch umzusetzen.
Klassenzimmer. Natürlich ist aber weder
ratmeter teurer als die einfachste Version
Fläche durch gute Akustik ersetzbar, noch
umgekehrt.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
7
L E B EN D ER KO L U M NENT I TE L | E R G Ä N Z U N G
2
ARGUMENTE UND MOTIVE
• Wirkung von Lärm und Nachhall
auf Kleinkinder und Grundschüler
Optimale akustische Bedingungen sind
insbesondere dann erforderlich, wenn
Kinder wegen Lern-, Aufmerksamkeits-
Lärm beeinträchtigt das Lernen von Kindern
oder Sprachentwicklungsstörungen bzw.
auf vielfältige Weise. Aufmerksamkeits-,
nichtdeutscher Muttersprache eine höhe-
Gedächtnis- und Sprachverstehensprozes-
re Empfindlichkeit bezüglich Lärmwirkun-
se, die für eine normale kindliche Ent-
gen aufweisen. Das Sprachverstehen die-
wicklung wesentlich sind, werden nach-
ser Kinder wird im Vergleich zu anderen
weislich gestört. Betroffen sind vor allem
durch Lärm und Nachhall noch stärker be-
jüngere Kinder in Kitas und Grundschu-
einträchtigt. Es fällt ihnen schwerer, aktiv
len, weil im Vergleich zu Jugendlichen und
am Gruppengeschehen teilzunehmen. Zu
Erwachsenen der Sprachentwicklungspro-
viel Lärm wirkt sich also auch negativ auf
zess noch nicht abgeschlossen ist. Die
Inklusion und Integration benachteiligter
Sprachwahrnehmungskategorien sind
Kinder aus.
noch nicht vollständig ausgebildet, so
dass es ihnen schwer fällt, Hintergrundge-
Schlechte Umgebungsakustik beeinflusst
räusche auszublenden und fehlende Ele-
aber nicht nur kognitive Leistungen, son-
mente der sprachlichen Information an-
dern auch das emotionale Erleben und
hand des Kontextes zu ergänzen. Die
Sozialverhalten. Lärm setzt z. B. die Bereit-
Wirkung raumakustischer Maßnahmen
schaft zu prosozialem Verhalten herab
zeigt einen signifikanten Zusammenhang
und das soziale Miteinander wird beein-
mit den sprachlichen Fähigkeiten der in
trächtigt. So bewerten Kinder in Klassen-
der Einrichtung betreuten Kinder. [8]
räumen mit mangelhafter Akustik das
8
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Schematische Darstellung der
Beziehungen zwischen Schall
und seinen Wirkungen unter dem
• Wirkung von Lärm und Nachhall
auf ältere Schüler, Studenten
und Erwachsene
Einfluss von Randbedingungen
und Begleitfaktoren.
Trotz gewachsener Routine sind auch
Jugendliche und Erwachsene von Lärm
und Nachhall in Räumen betroffen. Mit
soziale Klima in der Klasse weniger positiv
lärmbedingt beeinträchtigter Wahr-
als Kinder, die in akustisch guten Klassen-
nehmung und Aufmerksamkeit werden
räumen unterrichtet werden.
Informationsaufnahme und -verarbeitung
gestört, Gedächtnis- und Entscheidungs-
Nicht nur Kinder sind durch die Akustik
prozesse beeinträchtigt. In Klassenzim-
der Räume beeinflusst, sondern auch die
mern und Vorlesungsräumen ist eine
Unterrichtenden. Die Freundlichkeit und
gute Sprachverständlichkeit von enormer
Geduld des Erziehungs- und Lehrper-
Bedeutung. Sind Störgeräuschpegel zu
sonals nimmt in Räumen mit schlechter
hoch und Nachhallzeiten zu lang, werden
Akustik schneller ab als in solchen mit
Sprachsignale verzerrt und falsch oder gar
passenden akustischen Bedingungen. An-
nicht verstanden. Durch die erworbene
gesichts der Bedeutung eines sensiblen
Sprachkompetenz gelingt es Erwachsenen
und vertrauensvollen Umgangs der Be-
zwar auch unter schwierigen Hörbedin-
treuungspersonen mit Kindern für deren
gungen Informationen zu extrahieren,
Entwicklung sollte Lärm als dominierende
die erhöhte Höranstrengung führt aber
Kraft unter den beruflichen Belastungs-
zu deutlich schnellerer Ermüdung. Zudem
faktoren anerkannt werden.
verringern sich die Ressourcen, die für
das Behalten und Verarbeiten der gehörten Information zur Verfügung stehen.
Werden z. B. Erwachsenen Silbenfolgen
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
9
L E BGEN
D ENTE
ER KOUN
L UD
M NENT
UM
M OT IIVTE
E L | ERGÄNZUNG
AR
in höherem Umgebungsrauschen oder in
und Angstgefühle sind zudem nicht nur
Ruhe präsentiert, dann ist das Erinnern
medizinisch relevant, sie beeinträchtigen
der Silbenfolgen in der Rauschbedingung
auch das Sozialleben von Lehrern, ihren
signifikant verschlechtert, auch wenn die
Familien und Menschen in ihrer Umge-
Identifizierung einzeln präsentierter Silben
bung [14].
in beiden Bedingungen gleich gut gelingt.
Am Arbeitsplatz Schule ist Lärm eine
• Fazit
der Hauptursachen für Stress [10,11].
Akustische Störungen und Lärm haben
Es ist davon auszugehen, dass dauer-
akute, chronische und kumulative Folgen
hafte Lärmexposition zu Störungen der
für alle Betroffenen in Kitas, Schulen und
zentralen Hörverarbeitung und der Auf-
Hochschulen. Sie wirken sich auf Gesund-
merksamkeitskontrolle führt [12]. Dies
heit, Wohlbefinden, die kognitive Ent-
gilt auch, wenn der Lärm keine extremen,
wicklung und das sozialemotionale Ver-
sondern nur mittlere Schallpegel auf-
halten aus. Auch Sicherheitsaspekte sind
weist. Darüber hinaus besteht ein Zu-
direkt berührt, wenn Signale überhört
sammenhang zwischen der Nachhallzeit
oder nicht richtig verstanden werden kön-
in Klassenräumen und den Fehlzeiten der
nen. Die Argumente für gute, geeignete
Lehrerinnen und Lehrer [13]. Bei langer
akustische Lehr-, Lern- und Lebensbedin-
Nachhallzeit ergeben sich im Vergleich
gungen sind daher klar und fundiert. Aus
zu Klassenräumen mit kurzen Nachhall-
der bislang viel zu oft unzulänglichen Um-
zeiten höhere Absentismusraten. Gehör-
setzung dieser Bedingungen in der Praxis
schäden bzw. -verlust, Schwindel, chro-
erwächst die Motivation dieser Richtlinie.
nischer Bluthochdruck, Kopfschmerzen
10
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
3GEBRAUCHSANLEITUNG
Diese Richtlinie bietet notwendige Infor-
Die Richtlinie wendet sich an Architekten
mationen zur Umsetzung funktionaler,
und Fachplaner, Träger und Behörden
nutzungsabhängiger und wirtschaftlicher
sowie an produzierende und ausführende
Akustik in Bildungsstätten. Dazu werden
Unternehmen, die in unterschiedlicher
mit Bezug auf Normen und Richtlinien,
Form und Funktion Einfluss auf die Pla-
z. B. [1, 2, 3, 4, 5, 6,] an die Raumnutzung
nung und Gestaltung richtiger Akustik
in Kindertageseinrichtungen, Schulen
nehmen können. Sie ist so aufgebaut
und Hochschulen Anforderungen an die
und formuliert, dass auch Nutzer von
Raumakustik, den baulichen und techni-
Bildungsstätten die Möglichkeit erhalten,
schen Schallschutz sowie an den Schutz
Lösungsbedarf identifizieren, akustische
gegen Außenlärm formuliert. Sie betref-
Maßstäbe anlegen und sich bei Lösungs-
fen also die Räume und Räumlichkeiten
vorschlägen einbringen zu können.
sowie die umfassenden Bauteile. Zusätzlich werden praktikable Lösungsvorschlä-
Die Struktur der Anforderungen verbindet
ge zur Einhaltung der Anforderungen
die Art und Nutzung der Bildungsstätten
beschrieben und Hinweise zur Umsetzung
mit den akustischen Kategorien. Zu die-
bei Neubau, Sanierungen und in denk-
sen Kategorien sind jeweils Kenngrößen
malgeschützten Gebäuden gegeben.
und –werte zugeordnet sowie Konstruktionen und Bauteile genannt, um im
Detail und insgesamt ein geeignetes akustisches Niveau zu erreichen.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
11
G E B RAUCHSAN L E I TUN G
Der Schutz vor Außenlärm richtet
sich nach der Lage eines Gebäudes
(Lärmsituation) und ist jeweils
Kitas
gesondert festzulegen.
Schutz vor Außenlärm
Geräusche von technischen Anlagen
dürfen nur in Sport- und Schwimmhallen etwas höher sein.
technischer Schallschutz
Schulen
Der bauliche Schallschutz wird nach
Nutzungsart und Störanfälligkeit
unterschieden.
baulicher Schallschutz
Hochschulen
Die Nachhallzeit als Maß für die
Raumakustik ist nutzungsabhängig
zu unterscheiden.
Raumakustik
12
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Baulärm eine drastische Lärmstörung dar-
4ANFORDERUNGEN
stellt und provisorische Räume bei längerer Nutzung akustische Mindeststandards
erfüllen müssen.
Die hier genannten Anforderungen berücksichtigen die relevanten akustischen
Eigenschaften für die jeweiligen Gebäude-
• Gründe für einen Bestandsschutz
für schlechte Akustik gibt es nicht.
und Raumnutzungen. Dazu werden bekannte und gebräuchliche Kenngrößen
Bei nutzungsbezogenen akustischen An-
verwendet, die in Normen definiert und
forderungen bieten der Grundriss und die
nachfolgende erläutert werden. Zuvor je-
Orientierung des Gebäudes und der je-
doch sei auf einige Anwendungshinweise
weiligen Räume wesentliche Möglichkei-
grundsätzlicher Art eingegangen
ten, den baulichen Aufwand z. B. für den
•
Schallschutz zu minimieren. Ein weiterer
Die Anforderungen gelten für
Schritt in diesem Sinne ist die Verwen-
Neubauten und für bestehende
dung standardisierter baulicher Elemente.
Gebäude.
Allein aus baupraktischen Gründen sollten nicht jede Wand, jede Tür oder die
Es gibt viele gute Gründe, akustische
schallabsorbierenden Elemente für jeden
Maßnahmen mit einer substanziellen oder
Raum anders dimensioniert werden. Die
energetischen Sanierung zu verknüpfen.
mögliche Einsparung von Ausführungs-
Auch eine zeitlich gestaffelte Vorgehens-
kosten ist meist geringer zu bewerten als
weise, die z. B. mit den offenkundigen
das provozierte Fehlerrisiko. Vor diesem
Schwachstellen beginnt, ist sinnvoll und
Hintergrund werden in dieser Richtlinie
nachvollziehbar. Wichtig ist für größe-
die Räume mit ähnlicher Nutzung in
re Sanierungsvorhaben, dass gerade
einem Anforderungsniveau zusammengefasst.
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13
AN F OR D ERUN G EN
• Bei Mehrfachnutzung von Räumen • Inklusion verlangt auch bei der
gilt die Anforderung für die häu-
akustischen Gestaltung nach be-
figste Nutzung.
sonderer Sorgfalt.
Unabhängig von Raumtypen und -nut-
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen,
zungen können Kinder und Jugendliche
dass unter bestimmten Umständen die
mit besonderen Förderschwerpunkten
Anforderungen gemeinsam mit speziali-
empfindlicher auf schlechte Akustik,
sierten Planern festzulegen sind. Dies wird
Störungen und Lärm reagieren. Inklusion
sich auf seltene Fälle beschränken. Bei der
und Integration, aber auch Kinder mit
Planung und Umsetzung guter Akustik ist
nicht-deutscher Muttersprache profitieren
die Einbindung bau- und raumakustischer
daher von erhöhter akustischer Qualität
Expertise jedoch grundsätzlich empfeh-
der Gebäude und Räume.
lenswert.
• Für eine sichere Akustikplanung ist
fachspezifische Expertise wertvoll.
14
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AN F OR D ERUN G EN
Kenngrößen und Werte
Begriff Bedeutung
Schallpegel
Umgangssprachliche Bezeichnung für verschiedene
L in dB
akustische Größen wie z. B. Schalldruckpegel,
Schallleistungspegel, usw.
Energieäquivalenter Über die gesamte Messzeit (mit der Zeitkonstante
A-bewerteter
125 ms, abgekürzt »F« für »Fast«) gemittelter
LAF,eq in dB(A) Schalldruckpegel am Messort mit Anpassung an
die menschliche Hörkurve (A-Bewertung). Er wird
für Geräusche von haustechnischen Anlagen und
dergleichen in Gebäuden verwendet und ist
frequenzabhängig.
Nachhallzeit
Zeit nach Abschalten der Schallquelle im Raum,
T in s
bis dort der Schalldruckpegel um 60 dB gefallen ist.
Die Nachhallzeit ist frequenzabhängig. Sie hängt
vorwiegend vom Raumvolumen sowie vom
zusammengefassten Schallabsorptionsvermögen
der einzelnen Raumoberflächen ab.
Schallabsorptionsgrad
Anteil der auf eine Oberfläche auftreffenden
α Schallenergie, die nicht zurück in den Raum
reflektiert wird. Der Schallabsorption ist frequenz-
abhängig und beeinflusst die Schallausbreitung
innerhalb von Räumen, wenn diese schallabsor-
sorbierende Oberflächen (Decke, Wände,
Einrichtung) enthalten.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
15
AN F OR D ERUN G EN
Schalldämm-Maß
Widerstand eines Bauteils gegen das Durchdringen
(Luftschalldämmung)
(Transmission) von Schallenergie. Das Schalldämm-
R in dB
Maß ist frequenzabhängig. Je höher die Werte,
desto höher der Schallschutz.
bewertetes Zu Planungs- und Vergleichszwecken zusammen-
Bau-Schalldämm-Maß
gefasster Einzahlwert der Schalldämmung R eines
R’w in dB
Bauteils, mit allen Nebenwegen ermittelt. Am Bau
wird die Größe R’w (»R-Strich-w«) verwendet und
bei Anforderungen kommt ein »erf.« (erforderlich)
hinzu.
Trittschallpegel
Körperschall- und Schwingungsanregung, z. B.
Ln in dB
durch gehende Personen auf einer Geschossdecke
so dass Luftschall in den Raum darunter oder
daneben abgestrahlt wird. Der Trittschallpegel ist
frequenzabhängig und die Anregung (Messung)
erfolgt mit einem Normhammerwerk. Je niedriger
die Werte, desto höher der (Tritt-) Schallschutz.
bewerteter Norm-
Zu Planungs- und Vergleichszwecken zusammen-
Trittschallpegel
gefasster Einzahlwert des Trittschallpegels Ln
L’n,w in dB
durch ein Bauteil, mit allen Nebenwegen ermittelt.
Am Bau wird die Größe L’n,w (»L-Strich-nw«)
verwendet und bei Anforderungen kommt ein
»erf.« (erforderlich) hinzu.
16
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
AN F OR D ERUN G EN
Nutzungs- bzw. Raumkategorien und Anforderungen
Kitas
Raumakustik
Gruppenräume, Ruhe- und Nachhallzeit T ≤ 0,6 s
Schlafräume, Essräume, Büros
– oder –
und Besprechungsräume,
Schallabsorber mit α > 0,85 auf freien Decken- und
Bewegungsräume < 300 m3
Wandflächen, die der Grundfläche entsprechen
Nachhallzeit T ≤ 1,0 s
Eingangsbereiche,
– oder –
angrenzende Flure
Schallabsorber mit α > 0,6 auf freien Decken- und
Wandflächen, die der Grundfläche entsprechen
Ergänzende Hinweise
Die Anforderungen an Nachhallzeit und Schallabsorptionsgrad sind Mittelwerte. Sie
sollten jedoch gleichmäßig im Frequenzbereich von 100 Hz bis 5000 Hz erreicht werden. Der für diese Werte akzeptable Toleranzbereich bei der Planung beträgt 10 %.
Bei der Nachhallzeit gilt die Anforderung im unbesetzten Zustand des Raumes. Der Fall
einer zu kurzen Nachhallzeit ist bislang noch nicht bekannt geworden.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
17
AN F OR D ERUN G EN
Einteilung der Räume nach Schutzbedürfnis und Lärmemissionspotenzial
Kitas
baulicher Schallschutz
1 hohes Schutzbedürfnis
Ruhe-, Schlaf- und Gruppenräume
2 mittleres Schutzbedürfnis
Musik-, Ess-, Eingangs-, Büro-, Besprechungsräume
3 geringes Schutzbedürfnis
Bewegungs- und Werkräume, Treppenhäuser, Flure
A geringes Emissionspotenzial Ruhe-, Schlaf-, Büro- und Besprechungsräume,
B mittleres Emissionspotenzial Gruppen- und Essräume, Treppenhäuser, Flure
C hohes Emissionspotenzial
Musik-, Bewegungs-, Werk- und Eingangsräume
Erforderliches bewertetes Schalldämm-Maß R’w von Wänden und Decken sowie
maximaler bewerteter Normtrittschallpegel L’n,w von Decken jeweils in dB.
Schutzbedürfnis
1
Wand
2
Decke
Wand
3
Decke
Wand
Decke
Emissionspotential
Emissionspotenzial
R’w
R’w
L’n,w
R’w
R’w
L’n,w
R’w
R’w
L’n,w
A
47
55
53
47
55
53
47
55
53
B
52
55
53
47
55
53
47
55
53
C
55
55
46
52
55
53
47
55
53
Der erforderliche bewertete Schalldämm-Maß Rw von Türen beträgt 32 dB.
Zwischen Räumen mit hohem Schutzbedürfnis und benachbarten Räumen mit
hohem Emissionspotential sollte der Wert 42 dB betragen.
Ergänzende Hinweise Bei bestehenden Gebäuden kann insbesondere die Ertüchtigung von Geschossdecken sehr schwierig sein, wenn z. B. zusätzliche Schichten deren
Tragfähigkeit überschreiten. Hier empfiehlt sich die Verwendung wirksamer leichter
Bodenbeläge, um zumindest den Trittschallpegel zu reduzieren.
18
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
AN F OR D ERUN G EN
Nutzungs- bzw. Raumkategorien und Anforderungen
Schulen
Raumakustik
Die Anforderung an die Nachhallzeit T ist vom
Klassen-, Musik-, Fach- und
Volumen V abhängig.
Laborräume
V bis 200 m³
T ≤ 0,5 s
200 m³ ≤ V ≤ 400 m³
T ≤ 0,6 s
Anforderungen wie für Klassenräume; zusätzlich Lernlandschaften
müssen einzelne Lernzonen voneinander mit
mobilen Schallschirmen getrennt werden. Deren
Höhe soll 1,6 m nicht unterschreiten.
Lehrerzimmer, Büros, Be-
Nachhallzeit T ≤ 0,6 s
sprechungsräume, Bibliotheken
Mensen, Cafeterien
Die Anforderung an die Nachhallzeit T ist vom
Volumen V abhängig.
V bis 500 m³
T ≤ 0,8 s
500 m³ ≤ V < 2000 m³
T ≤ 1,0 s
V über 2000 m³
T ≤ 1,2 s

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19
AN F OR D ERUN G EN
Sport- und Schwimmhallen
Die Anforderung an die Nachhallzeit T ist vom
Volumen V abhängig. Für Sporthallen gilt die
Anforderung für jedes Teilsegment der Halle.
1000 m³ ≤ V < 2000 m³
T ≤ 1,3 s
2000 m³ ≤ V < 5000 m³
T ≤ 1,6 s
5000 m³ ≤ V < 10000 m³
T ≤ 1,8 s
Die Anforderung an die Nachhallzeit T ist vom
Volumen V und der hauptsächlichen Nutzung
abhängig.
Aulen
Sprachnutzung / Musik- und Sprachnutzung:
500 m³ ≤ V < 1000 m³
T ≤ 0,9 s / 1,1 s
1000 m³ ≤ V < 2000 m³
T ≤ 1,1 s / 1,3 s
2000 m³ ≤ V < 5000 m³
T ≤ 1,2 s / 1,4 s
Foyers, Pausenhallen, Nachhallzeit T ≤ 1,0 s
angrenzende Flure und
– oder –
Treppenhäuser
Schallabsorber mit α > 0,6 auf freien Decken- und
Wandflächen, die der Grundfläche entsprechen.
Hohe Räume sollten mehr Schallabsorptionsfläche
aufweisen.
Ergänzende Hinweise
Die Anforderungen an Nachhallzeit und Schallabsorptionsgrad sind Mittelwerte. Sie
sollten jedoch möglichst gleichmäßig im Frequenzbereich von 100 Hz bis 5000 Hz erreicht werden. Der für diese Werte akzeptable Toleranzbereich bei der Planung beträgt
max. 10 %. Bei der Nachhallzeit gilt die Anforderung im unbesetzten Zustand des Raumes.
Bibliotheken weisen durch die Bücherregale eine hohe Raumdämpfung in horizontaler
Richtung auf; so muss vorwiegend die Decke behandelt werden. Für denkmalgeschützte
Gebäude und große, nicht quaderförmige Räume sind Akustikfachleute einzubeziehen.
20
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Einteilung der Räume nach Schutzbedürfnis und Lärmemissionspotenzial
Schulen
baulicher Schallschutz
1 hohes Schutzbedürfnis
Klassen-, Musik-, Fach- und Laborräume,
Bibliotheken, Lernlandschaften
2 mittleres Schutzbedürfnis
Lehrerzimmer, Büros, Besprechungsräume, Aula
3 geringes Schutzbedürfnis
Mensa, Cafeteria, Sport- und Schwimmhallen, Foyer,
Pausenhallen, Flure, Treppenhäuser, Werkstätten
A geringes Emissionspotenzial Klassen-, Fach-, Laborräume, Bibliotheken,
Lehrerzimmer, Büros, Besprechungsräume,
Lernlandschaften
B mittleres Emissionspotenzial Aulen, Treppenhäuser, Flure
C hohes Emissionspotenzial
Musikräume, Mensa, Cafeteria, Sport-, Schwimm-,
und Pausenhallen, Foyers, Werkstätten
Erforderliches bewertetes Schalldämm-Maß R’w von Wänden und Decken sowie
maximaler bewerteter Normtrittschallpegel L’n,w von Decken jeweils in dB.
Schutzbedürfnis
1
Wand
2
Decke
Wand
3
Decke
Wand
Decke
Emissionspotential
Emissionspotenzial
R’w
R’w
L’n,w
R’w
R’w
L’n,w
R’w
R’w
L’n,w
A
47
55
53
47
55
53
47
55
53
B
52
55
53
47
55
53
47
55
53
C
58
58
46
52
55
53
47
55
53
Der erforderliche bewertete Schalldämm-Maß Rw von Türen beträgt 32 dB. Lassen
sich gleichzeitige Nutzungen von Räumen mit hohem Schutzbedürfnis und benachbarten Räumen mit hohem Emissionspotenzial nicht vermeiden, sollte der
Wert 42 dB betragen.
Ergänzende Hinweise
In Musikschulen sind erhöhte bewertete Schalldämm-Maße R’w um 3 dB für Wände
und Decken sowie um 5 dB für Türen gerechtfertigt. Trennvorhänge in Sporthallen
müssen eine Schallpegeldifferenz ∆L von mindestens 18 dB aufweisen.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
21
AN F OR D ERUN G EN
Nutzungs- bzw. Raumkategorien und Anforderungen
Hochschulen
Raumakustik
Die Anforderung an die Nachhallzeit T
ist vom Volumen V abhängig.
Seminarräume und
V bis 200 m³
T ≤ 0,5 s
Arbeitsräume für Studierende
200 m³ ≤ V ≤ 400 m³
T ≤ 0,6 s
Wenn in Räumen gleichzeitig verschiedene
Nutzungen stattfinden, sind die einzelnen Zonen mittels mobiler Schallschirme voneinander abzu-
grenzen. Diese sollen mindestens 1,6 m hoch sein.
Büros und Besprechungsräume, Nachhallzeit T ≤ 0,6 s
Bibliotheken
Die Anforderung an die Nachhallzeit T ist vom
Volumen V abhängig.
Hörsäle
V bis 500 m³
T ≤ 0,6 s
500 m³ ≤ V < 2000 m³
T ≤ 0,8 s
2000 m³ ≤ V < 5000 m³
T ≤ 1,0 s
Die Anforderung an die Nachhallzeit T ist vom
Volumen V abhängig.
Mensen, Cafeterien
V bis 500 m³ T ≤ 0,8 s
500 m³ ≤ V < 2000 m³
T ≤ 1,0 s
V über 2000 m³
T ≤ 1,2 s
22
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
AN F OR D ERUN G EN
Sport- und Schwimmhallen
Die Anforderung an die Nachhallzeit T ist vom
Volumen V abhängig. Für Sporthallen gilt die
Anforderung für jedes Teilsegment der Halle.
1000 m³ ≤ V < 2000 m³
T ≤ 1,3 s
2000 m³ ≤ V < 5000 m³
T ≤ 1,6 s
5000 m³ ≤ V < 10000 m³
T ≤ 1,8 s
Foyers, offene Bereiche,
Nachhallzeit T ≤ 1,0 s
angrenzende Flure – oder –
und Treppenhäuser
Schallabsorber mit α > 0,6 auf freien Decken- und
Wandflächen, die der Grundfläche entsprechen.
Hohe Räume sollten mehr Schallabsorptionsfläche
aufweisen
Ergänzende Hinweise
Die Anforderungen an Nachhallzeit und Schallabsorptionsgrad sind Mittelwerte. Sie
sollten jedoch möglichst gleichmäßig im Frequenzbereich von 100 Hz bis 5000 Hz erreicht werden. Der für diese Werte akzeptable Toleranzbereich bei der Planung beträgt
maximal 10 %.
Große Hörsäle (> 100 Personen) werden üblicherweise mit einer elektroakustischen
Anlage betrieben. Hier gilt, je kürzer die Nachhallzeit, desto besser funktioniert die Anlage. Zusätzlich müssen Größe und Lage reflektierender Flächen berücksichtigt werden.
Bibliotheken weisen durch die Bücherregale eine hohe Raumdämpfung in horizontaler
Richtung auf. So muss vorwiegend die Decke behandelt werden. Für denkmalgeschützte Gebäude und große, nicht quaderförmige Räume sind Akustikfachleute einzubeziehen.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
23
AN F OR D ERUN G EN
Einteilung der Räume nach Schutzbedürfnis und Lärmemissionspotenzial
Hochschulen
baulicher Schallschutz
1 hohes Schutzbedürfnis
Seminar- und Arbeitsräume für Studierende, Hörsäle
2 mittleres Schutzbedürfnis
Büros und Besprechungsräume
3 geringes Schutzbedürfnis
Mensen, Cafeterien, Sport- und Schwimmhallen, Foyers, Flure, Treppenhäuser, Labore
A geringes Emissionspotenzial Seminar- und Arbeitsräume für Studierende,
Hörsäle, Büros und Besprechungsräume
B mittleres Emissionspotenzial Treppenhäuser, Flure
C hohes Emissionspotenzial
Mensen, Cafeterien, Sport-, Schwimm-, und
Pausenhallen, Foyers, Werkstätten, Labore
Erforderliches bewertetes Schalldämm-Maß R’w von Wänden und Decken sowie
Erforderliches bewertetes Schalldämm-Maß R’w von Wänden und Decken sowie maximaler
maximaler
bewerteter
Normtrittschallpegel
Normtrittschallpegel
L’n,w von
Decken jeweils in dB. L’n,w von Decken jeweils in dB.
Schutzbedürfnis
1
Wand
2
Decke
Wand
3
Decke
Wand
Decke
Emissionspotenzial
Emissionspotential
R’w
R’w
L’n,w
R’w
R’w
L’n,w
R’w
R’w
L’n,w
A
47
55
53
47
55
53
47
55
53
B
52
55
53
47
55
53
47
55
53
C
58
58
46
52
55
53
47
55
53
Das erforderliche bewertete Schalldamm-Maß R’w von Türen beträgt 32 dB. Zwischen Räumen mit hohem Schutzbedürfnis und benachbarten Räumen mit hohem
Emissionspotenzial sollte der Wert 42 dB betragen.
24
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
AN F OR D ERUN G EN
Ergänzende Hinweise In Musikhochschulen sind erhöhte bewertete SchalldämmMaße R’w um 3 dB für Wände und Decken sowie um 5 dB für Türen gerechtfertigt.
Trennvorhänge in Sporthallen müssen eine Schallpegeldifferenz ∆L von mindestens
18 dB aufweisen. Laustarke Labore (z. B. in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten) bedürfen einer individuellen Planung.
technischer Schallschutz
Kitas
Räume mit hohem und
LAF,eq ≤30 dB(A) im Raum für Geräusche von
mittlerem Schutzbedürfnis
haustechnischen Anlagen, Installationen und
dauerhaft betriebenen Geräten
Räume mit geringem
LAF,eq ≤ 35 dB(A) im Raum für Geräusche von
Schutzbedürfnis haustechnischen Anlagen, Installationen und
dauerhaft betriebenen Geräten
Schulen
Hochschulen
Ergänzende Hinweise Besonderes Augenmerk gilt kurzzeitigen Geräuschspitzen in
Räumen für Ruhe und Kommunikation. In Werkstätten ist auf möglichst leise Maschinen und Werkzeuge zu achten. In Mensen, Kantinen und Cafeterien sollen leise Geräte
für Theken, Kühlregale und Küchengeräte verwendet werden. Deren Schallleistungspegel soll 40 dB(A) nicht überschreiten. In Versammlungsräumen sollen Mediengeräte
wie z. B. Projektoren einen Schallleistungspegel von höchstens 35 dB(A) aufweisen. In
Laboren von natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten sind individuelle, nutzungsspezifische Maßnahmen zur Geräuschreduktion durchzuführen.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
25
AN F OR D ERUN G EN
Schutz vor Außenlärm
Kitas
Schulen
Hochschulen
Die Anforderungen an den Schutz vor Außenlärm richten sich nach der Lage und
umgebenden Lärmsituation des Gebäudes. Außerhalb von Wohngebieten und insbesondere an Hauptstraßen und Schienenwegen sowie in der Nähe von Flughäfen
sowie Industrie- und Gewerbebetrieben ist die professionelle Ermittlung des maßgeblichen Außenlärmpegels erforderlich. Diese berücksichtigt alle Lärmquellen,
wobei in der Regel die lauteste und häufigste Lärmquelle entscheidet.
Das sich daraus ergebende resultierende Schalldämm-Maß R’w,res gilt für die
Außenbauteile, die aus mehreren unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt
sein können. Hier entscheidet das schwächste Element über das Ergebnis. In der
Regel sind dies die Fenster.
In ruhigen Wohngebieten liegt das resultierende Schalldämm-Maß R’w,res bei etwa
35 dB. Bei einer Außenwand mit einem Schalldämm-Maß von 50 dB und 50 %
(60 %) Fensterflächenanteil müssen diese Fenster ein Schalldämm-Maß von mindestens 30 dB (32 dB) aufweisen.
26
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
5GESTALTUNGSHINWEISE FÜR NEUBAU
UND SANIERUNG
Bei der akustischen Gestaltung von Kitas,
Sowohl beim Neubau als auch bei der
Schulen und Hochschulen sind auch As-
Teil- und Komplettsanierung sind die in-
pekte wie hohe Personendichte, das Al-
neren und äußeren Schallquellen sowie
tersspektrum und die typische Fluktuation
die gesamte Gebäudestruktur zu berück-
der Nutzer zu beachten. Daraus ergibt
sichtigen. Bei schrittweiser Sanierung
sich die Möglichkeit, für gute akustische
ist zudem nutzungsabhängig zu ent-
Lehr- und Lernbedingungen nicht nur
scheiden, welche Akustikmaßnahme das
bauliche und technische Anforderungen
höchste Verbesserungspotenzial hat. In
umzusetzen, sondern auch organisatori-
diesem Sinne folgen Hinweise für einige
sche und pädagogische Maßnahmen zu
typische Fälle.
entwickeln und zu praktizieren. Für die
Lehrkräfte in Bildungseinrichtungen sind
z. B. Bewusstseinsbildung und Regelset-
• Kindertageseinrichtungen
zung, Methodik und Hilfsmittel vielfach
Hier sind hörbare und mitunter laute
vertraut und alltäglich. So gilt schließlich
Lebensäußerungen der Kinder, mit oder
auch hier der integrale Ansatz, mit dem
ohne »Hilfsmittel«, ein akustisches Merk-
letztlich alle Rahmenbedingungen und
mal. Daraus entsteht eine hohe Belastung
Maßnahmen in gut abgestimmter Form
nicht nur in Aufenthalts- und Bewegungs-
zum besten und wirtschaftlichsten Ergeb-
räumen. Im üblichen Parallelbetrieb mit
nis führen.
meist offenen Türen stören sich die Gruppen gegenseitig. Den größten Nutzen bei
geringem Aufwand bieten Maßnahmen,
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
27
G ESTA L TUN G SH I NWE I SE
die den Raumschall dämpfen und leicht
vorzugsweise an der Rückwand installiert
nachträglich eingebaut werden kön-
werden. Hinsichtlich Störungsarmut von
nen. Das können absorbierende Unter-
außen stehen auch hier die Schalldäm-
decken oder Schallabsorber-Elemente
mung der Türen zum Flur und benach-
sein, die außer Reichweite und ball-
barten Klassenräumen im Fokus. Eine
wurfsicher installiert werden. Ein Zuviel
Herausforderung in älteren Schulen sind
an absorbierenden Maßnahmen ist in
Trittschall und Gehgeräusche aus Fluren
Kindertagesstätten kaum vorstellbar.
und Treppenhäusern, die als Schwingungen über die Baustruktur Klassenräume
Ruhe- und Schlafräume können wie
erreichen und dort abgestrahlt werden.
Aufenthaltsräume behandelt werden.
Ohne Eingriffe in die Bausubstanz kön-
In der Regel sind Türen die Schwach-
nen diese nur an der Quelle, also mittels
stellen, über die Schall von Aufenthalts-
Bodenauflagen gemindert werden. Die
räumen übertragen wird. Die Justierung
akustische Schwachstelle nach außen sind
vorhandener Türen oder eine Investition
Fenster. Dies gilt meist auch für deren
in neue Türen oder Türdichtungen ist
Wärmedämmung, so dass sie z. B. im
akustisch sehr wirkungsvoll.
Rahmen einer energetischen Sanierung
•
ausgetauscht werden. Schulen an HauptSchulen
straßen oder mit anderen lautstarken
Nachbarn sollten auf Schallschutzfenster
Der zentrale Arbeitsbereich und Lebens-
und schallgedämmte Lüftungseinrichtun-
raum in Schulen ist das Klassenzimmer.
gen achten. Übrigens ist es ein verbreite-
Hier gilt es, die Sprachverständlichkeit
ter Trugschluss, dass moderne, wärme-
zu erhöhen und selbst erzeugte sowie
dämmende Dreifach-Verglasungen auch
externe Störpegel zu minimieren. Dazu
automatisch bessere Schallschutzwerte
müssen passende Schallabsorber an der
aufweisen. Bei gleicher Größe und glei-
Decke und eventuell auch an Wänden,
chem Gewicht gilt das Gegenteil, sie sind
28
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
G ESTA L TUN G SH I NWE I SE
akustisch schlechter. Ein weiterer Hinweis
Verkehrsflächen erhöhte Anforderungen
zu Fenstern betrifft deren Öffnungsauto-
gelten. Im Bestand lässt sich mit passen-
matik z. B. bei schlechter Luftqualität.
den Türen und Vorsatzschalen auf den
Derartige Systeme sind heute verfügbar
Wänden die Schalldämmung verbessern.
und sinnvoll. Allerdings sollten sie nicht
gerade öffnen, wenn an der Straße vor
Die Aula ist normalerweise ein Mehr-
dem Gebäude die Ampel auf Grün schal-
zweckraum für Sprach- und Musikver-
tet. Lärm und schlechte Luft im Raum
anstaltungen. Entsprechend gut müssen
wären das Ergebnis. Künftige Automatik-
Verständlichkeit und Hörsamkeit sein.
Fenster werden aber auch diese Aspekte
Beides wird in erster Linie durch passende
bei der Regelung berücksichtigen.
Schallabsorber an Decke und Wänden
realisiert. Oft werden diese Räume mit Be-
Die Akustik von Musikräumen wird oft
schallungsanlagen betrieben, wobei eine
und gern vorrangig berücksichtigt. Das ist
geringere Nachhallzeit anzustreben ist.
richtig, da der Raum akustisch mitspielt.
Die ist jedoch für Musikdarbietung weni-
Auch hier sind Absorber an Decke und
ger geeignet und es gilt, eine nutzungs-
Wänden die erste Wahl, die Raumakustik
bezogene Balance zu finden. Ab einer ge-
passend einzustellen. In größeren Musik-
wissen Größe werden Aulen mechanisch
räumen gilt es, zusätzlich für Reflexionen
belüftet, so dass die Lüftungsgeräusche
von Decke und Wänden zu sorgen. Weil
zu beachten und gegebenenfalls mit
die Nutzung in Musikräumen laut ist,
Schalldämpfern entlang der Lüftungsstre-
sollten sie, wie andere laute Fachräume
cke reduziert werden müssen.
auch, möglichst fernab ruhebedürftiger
Unterrichtsräume positioniert werden.
Die Cafeteria oder Mensa ist hauptsäch-
Das ist nicht immer möglich, so dass für
lich durch viele Nutzer und laute Nutzer-
die Schalldämmung der Wände und De-
geräusche gekennzeichnet. Dennoch
cken zu anderen Räumen und auch zu
ist ein akustisches Klima der lokalen
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
29
G ESTA L TUN G SH I NWE I SE
Verständlichkeit herzustellen, damit die
können zur Dämpfung beitragen. Ihre
Sprechanstrengung gering bleibt. Dies
akustisch trennende Wirkung zwischen
lässt sich auch nachträglich und wirt-
den Hallenfeldern funktioniert nur, wenn
schaftlich mit Schallabsorbern an der
die Anschlüsse zur Decke und zu den Sei-
Decke realisieren. Eine drastische Lärm-
tenwänden dicht sind oder zumindest nur
belastung gerade in diesen Räumen mit
sehr schmale Lücken verbleiben. Ein Spalt
ständigem Setzen und Aufstehen sind
von nur wenigen Zentimetern reduziert
Geräusche durch Stühlerücken. Dagegen
diese Wirkung schon deutlich. Schwimm-
hilft auch gute Raumakustik nicht, son-
hallen sind bekannt für ihre sozusagen
dern nur die richtigen Stuhlgleiter für den
»natürliche Halligkeit«. Doch auch hierfür
vorhandenen Bodenbelag. Filz ist hier aus
gibt es Schallabsorber, um die Nachhall-
hygienischen Gründen nicht die beste
zeit zu reduzieren. Die müssen den be-
Wahl. Eine andere, nachhaltigere Lösung
sonderen Bedingungen standhalten, also
ist die Anschaffung von Stühlen, die we-
der erhöhten Luftfeuchtigkeit und dem
niger Schall erzeugen.
erhöhten Chlorgehalt in der Raumluft.
Der Lärmdruck in Sport- und Schwimm-
• Hochschulen
hallen ist hoch, sowohl in der einzelnen
Unterrichtsstunde als auch auf Dauer [7].
Es gibt eine Reihe von Ähnlichkeiten zu
Die akustischen Herausforderungen sind
Schulen, aber auch einige Unterschie-
vielfältig, wobei der vorwiegende Parallel-
de. Vorlesungssäle von Hochschulen
betrieb in Mehrfeldhallen die Problematik
rangieren von Klassenraumgröße bis zu
noch steigert. Aber auch zur akustischen
großen Auditorien für mehrere hundert
Behandlung von Sporthallen besteht
Personen. Für kleinere Vorlesungs- und
Spielraum. Schallabsorber an der Decke
Seminarräume gilt gleichermaßen die
und hinter Prallwänden sind hilfreich und
Akustik von Klassenräumen. Große Audi-
auch schallabsorbierende Trennvorhänge
torien nutzen heute nahezu durchgehend
30
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
G ESTA L TUN G SH I NWE I SE
Beschallungsanlagen, die im Abgleich
Kommunikationsmöglichkeiten ist hier
mit der Raumakustik auf gute Sprach-
mehr und mehr ein gewisser Wandel
verständlichkeit einzustellen sind. Erneut
bezüglich des Charakters und der Nut-
helfen dabei Schallabsorber an der Decke,
zung festzustellen. Allerdings bleibt der
der Rückwand und je nach Ausführung
Hauptanspruch, akustische Randbedin-
auch an den Seitenwänden. Laute Projek-
gungen für konzentrierte geistige Arbeit
toren sollten genauso verbannt werden
zu bieten. Eine geeignete Raumstruktur
wir knarrendes Mobiliar.
mit abschirmenden Elementen sowie eine
Ruhe fördernde Raumakustik sind dafür
Je nach Studienrichtung unterscheiden
sich Arbeitsräume und Labore an Hochschulen erheblich. Computerlabore sind
leise und stellen in der Regel keine akusti-
die richtigen Maßnahmen.
• Inklusion
sche Herausforderung dar. Andere natur-
Inklusion gehörbehinderter Menschen be-
und ingenieurswissenschaftliche Labore
trifft alle Arten von Bildungsstätten. Für
können durchaus laute Geräte beinhalten.
alle Gehörgeschädigten sind eine gute
Diese Labore und all die anderen lärmin-
Sprachverständlichkeit und ein geringer
tensiven Räume sind üblicherweise so zu
Störgeräuschpegel unverzichtbar, um teil-
positionieren, dass sie keine Störung für
haben zu können. Um beides herzustel-
ruhebedürftige Räume bedeuten.
len, müssen die Nachhallzeit mit schallabsorbierenden Flächen stärker reduziert
Die Universitätsmensa ist zwar in der Re-
und die äußeren Störgeräusche weiter mi-
gel größer als ihr Pendant in der Schule,
nimiert werden, als es für normal Hören-
dennoch sind die gleichen Anforderun-
de notwendig ist. Hoch und breitbandig
gen anzulegen. Ein ebenso zentraler
wirksame Schallabsorber sowie funktiona-
Hochschulraum wie die Mensa ist die
le Türen und Fenster sind Maßnahmen in
Bibliothek. Durch die neuen Medien und
diesem Sinne. Gute Akustik für Inklusion
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
31
G ESTA L TUN G SH I NWE I SE
darf sich nicht nur auf Aufenthaltsräume
Notfallsysteme setzen auf akustische
beschränken, sondern ist auch in Ver-
Wahrnehmung. Aber auch beim Sport-
kehrsflächen und Sporthallen erforderlich.
unterricht stellen Stimme oder Trillerpfeife
Als sinnvolle technische Maßnahmen sind
akustische Hilfsmittel dar, mit denen sich
darüber hinaus z. B. elektroakustische An-
Aufmerksamkeit auf unmittelbare oder
lagen einzubeziehen, an die Hörgeräte
potenzielle Gefahren lenken lässt. Für
per Fernübertragung angeschlossen wer-
diese Sicherheitsaspekte müssen passen-
den können.
de akustische Bedingungen in Räumen
• Sicherheit
und Hallen, Fluren und Fluchtwegen
hergestellt werden. Ausreichend laute
Alarmierungs- und Beschallungssysteme
Das Gehör gilt als das Alarmorgan des
sowie geeignete Raumakustik sind daher
Menschen. Diese Eigenschaft wird einer-
die Voraussetzungen für hörbare und ver-
seits durch irrelevante und überflüssige
ständliche Signale und Informationen.
Störgeräusche strapaziert. Andererseits
ist sie für zahlreiche kleine und große
Alarmierungsszenarien die Grundvoraussetzung. Die meisten technischen
32
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
6MÖGLICHKEITEN ZUR UMSETZUNG
Im Folgenden werden einige Hinweise
noch andere Kenngrößen für einzelne
zu Konstruktionen gegeben, mit denen
Elemente und für die Gesamtkonstella-
die genannten Anforderungen erreicht
tion verwenden. So sind z. B. nicht nur
werden können. Im Falle eines Neubaus
die Trennbauteile zu beachten, da auch
können diese oder vergleichbare Konst-
anschließende und angrenzende Wände,
ruktionen übernommen werden und im
Decken und Böden den letztlich erreich-
Sanierungsfalle können die zusätzlich not-
baren Schallschutz zwischen zwei Räu-
wendigen Maßnahmen (z. B. Trittschall-
men mitbestimmen.
auflagen oder Fenster) zu vorhandenen
Bauteilen ausgewählt werden.
In diesem Kapitel der Richtlinie geht
es aber um eine Orientierung und Ein-
Grundsätzlich sei auf die hier sehr ver-
ordnung von Konstruktionen und deren
kürzte und beispielhafte Darstellung der
Schallschutz- oder Schallabsorptionsver-
Bauteile und Konstruktionen hingewie-
mögen, mit der die Erreichbarkeit der an-
sen. Fachleute werden bei einer kon-
gegebenen Anforderungen eingeschätzt
kreten Planung und Auslegung deutlich
werden kann.
detaillierter vorgehen und mitunter auch
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
33
Um s e t z u n g
Bodenbelag
Estrich
Dämmschicht
Massivdecke
Option: Unterdecke
(mit Dämmstoff-Auflage)
Decken
R‘wL‘n,w
Konstruktion
Aufbau, z. B. Dicke, Material
55 dB 53 dB
Schwimmender Estrich
170 mm Betondecke, Estrich mit der
auf Massivdecke
Flächenmasse (Dichte · Dicke)
≥ 70 kg/m2 auf einer Trittschall-
Dämmplatte mit der dynamischen
Steifigkeit ≤ 50 MN/m3
58 dB 46 dB
Schwimmender Estrich 240 mm Betondecke, Estrich mit der
auf Massivdecke
Flächenmasse (Dichte · Dicke)
≥ 70 kg/m2 auf einer Trittschall-
Dämmplatte mit der dynamischen
Steifigkeit ≤ 50 MN/m3
In bestehenden Gebäuden sind auch andere Deckentypen aus Beton oder Holz vorzufinden, deren Belastbarkeitsgrenze bereits erreicht ist. Hier sind zusätzliche Schallschutzmaßnahmen, z. B. Bodenbeläge, Estrich-Schichten und Unterdecken, bei Bedarf
besonders sorgfältig abzuwägen.
Massivdecke mit schwimmendem
Estrich und Bodenbelag.
34
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Massivwand
Dämmschicht (mit Abstand)
Vorsatzschale (GKB)
Massivwand
(verputzt)
Wände
R‘w Konstruktion
Aufbau, z. B. Dicke, Material
47 dB
Massivwand
110 mm Beton oder
175 mm Mauerwerk (Kalksandstein)
Massivwand mit 90 mm Beton oder
Vorsatzschale aus Gips-
140 mm Mauerwerk (Kalksandstein),
kartonbauplatten (GKB)
Vorsatzschale aus GKB einfach be-
plankt (12,5 mm), Dämmschichtdicke
≥ 60 mm, freistehend mit Abstand
≥ 20 mm vor der Wand
100 mm Beton oder
160 mm Mauerwerk (Kalksandstein),
Vorsatzschale aus GKB einfach
beplankt (12,5 mm), Dämmschicht-
dicke ≥ 60 mm, an der Wand befestigt
Montagewände aus Beidseitig GKB doppelt beplankt
Gipskartonbauplatten (GKB) (2·12,5 mm), Schalenabstand
in Ständerbauart
≥ 100 mm, Dämmschichtdicke
(DIN 18183)
≥ 40 mm
Unterschiedliche
Wandkonstruktionen
Seiten 35, 36).
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
35
Massivwand
Um s e t z u n g
Dämmschicht (befestigt)
W än d e
Vorsatzschale (GKB)
GKB (doppelt beplankt)
Dämmschicht (Ständer)
GKB (doppelt beplankt)
R‘w Konstruktion
Aufbau, z. B. Dicke, Material
52 dB
Massivwand
170 mm Beton oder
240 mm Mauerwerk (Kalksandstein)
Massivwand mit 110 mm Beton oder
Vorsatzschale aus Gips-
180 mm Mauerwerk (Kalksandstein),
kartonbauplatten (GKB)-
Vorsatzschale aus GKB einfach be-
plankt (12,5 mm), Dämmschichtdicke
≥ 60 mm, freistehend mit Abstand
≥ 20 mm vor der Wand
120 mm Beton oder
200 mm Mauerwerk (Kalksandstein),
Vorsatzschale aus GKB einfach be-
plankt (12,5 mm), Dämmschichtdicke
≥ 60 mm, an der Wand befestigt
Beidseitig GKB doppelt beplankt
Montagewände aus
Gipskartonbauplatten (GKB) (2·12,5 mm), Schalenabstand
in Ständerbauart
≥ 105 mm, Dämmschichtdicke
(DIN 18183)
≥ 80 mm, getrennte Ständer
zwischen den Schalen
(Körperschall-Entkoppung)
36
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
R‘w Konstruktion
Aufbau, z. B. Dicke, Material
55 dB
Massivwand
220 mm Beton oder
365 mm Mauerwerk (Kalksandstein)
Massivwand 160 mm Beton oder
mit Vorsatzschale
250 mm Mauerwerk (Kalksandstein),
Vorsatzschale aus GKB einfach be-
plankt (12,5 mm), Dämmschichtdicke
≥ 60 mm, freistehend mit Abstand
≥ 20 mm vor der Wand
180 mm Beton oder
290 mm Mauerwerk (Kalksandstein),
Vorsatzschale aus GKB einfach be-
plankt (12,5 mm), Dämmschichtdicke
≥ 60 mm, an der Wand befestigt
Montagewände aus (GKB)
Beidseitig GKB doppelt beplankt
in Ständerbauart
(2·12,5 mm), Schalenabstand
(DIN 18183)
≥ 105 mm, Dämmschichtdicke
≥ 80 mm, getrennte Ständer
zwischen den Schalen
(Körperschall-Entkoppung)
58 dB
Massivwand
220 mm Beton oder
mit Vorsatzschale
360 mm Mauerwerk (Kalksandstein),
Vorsatzschale aus GKB einfach be-
plankt (12,5 mm), Dämmschichtdicke
≥ 60 mm, freistehend mit Abstand
≥ 20 mm vor der Wand
Beidseitig GKB doppelt beplankt
Montagewände aus (GKB)
in Ständerbauart
(2·12,5 mm), Schalenabstand
(DIN 18183)
≥ 105 mm, Dämmschichtdicke
≥ 80 mm, getrennte Ständer
zwischen den Schalen
(Körperschall-Entkoppung)
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
37
Um s e t z u n g
Für den Schallschutz
relevante Eigenschaften
eingebauter Türen.
Zarge
Wand
Hinterfüllung (vollständig)
Abdichtung (zweiseitig)
Falz mit elastischen
Dichtungen
(einfach, doppelt)
38
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Um s e t z u n g
Türen
Türen
Es sind zur Nutzung passende Lösungen auszuwählen und dabei viele Details zu beachten, wie sie in speziellen Empfehlungen, z. B. VDI-Richtlinie 3728, enthalten sind.
Türblatt Art des Werkstoffes, Aufbau mehrschichtig
oder sogar zweischalig, Maßgenauigkeit
Falzgeometrie Einfachfalz oder bei höheren Anforderungen Doppelfalz
Türzarge
Holz oder Metall, Einfach- oder Doppelfalz, Block- oder Blendrahmen
Beschläge
Anzahl, Art und Justierbarkeit von Bändern und Verriegelungen,
einfache Wartungsmöglichkeiten
Dichtungen in der Bewegungsfuge –
Elastische Dichtungen zwischen Türblatt und Zarge oder
im Falzüberschlag (für hohe Anforderungen 2 bis 4 Dichtungen)
Bodenspalt
Geringe Spalthöhe, grundsätzlich mit automatischer
Absenkdichtung
Fußboden Ebenheit der Bodenoberfläche, ggf. mit Bodenschiene,
schwimmender Estrich und dergleichen mit Trennfuge
Einbaufugen zwischen Zarge und Wand –
Vollständige Hinterfüllung (Mineralwolle, Dämmschaum)
und zweiseitige dauerelastische Abdichtung
An (Innen-) Türen werden zum Teil gegen-
erweist sich der Schallschutz von Türen in
sätzliche Anforderungen gestellt. Schall-
der Praxis häufiger als unzureichend, ob-
schutz bedarf einer bestimmten Masse,
gleich sie an sich das erforderliche und
aber die Türen dürfen nicht zu schwer sein.
geplante Schallschutzpotenzial aufweisen.
Schallschutz erfordert dauerhafte Dichtig-
Meist liegen die Ursachen für unzurei-
keit, die Türen müssen sich aber häufig und
chende Wirkung im Einbau und anschlie-
leicht öffnen und schließen lassen. Im Ver-
ßend in der zu seltenen Pflege und War-
gleich zu Decken und Wänden im Gebäude
tung trotz starker Beanspruchung.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
39
Um s e t z u n g
Fenster und Fassaden
Rw Aufbau (Prinzip)
Aufbau (Beispiel)
32 dB
Einfachfenster mit
Gesamtglasdicke ≥ 6 mm,
Mehrscheiben-Isolierglas
Scheibenzwischenraum ≥ 12 mm,
mindestens eine umlaufende
elastische Dichtung
34 dB
Einfachfenster mit
Gesamtglasdicke ≥ 8 mm,
Mehrscheiben-Isolierglas
Glasaufbau: ≥ 4 mm und 4 mm,
Scheibenzwischenraum ≥ 16 mm,
mindestens eine umlaufende
elastische Dichtung
Die Vielfalt an Fenstern und Fassaden ist
Schallschutzes ist jedoch zu beachten,
sehr groß, auch in punkto Schallschutz
dass z. B. das Schalldämm-Maß einer
gegenüber Außenlärm. Beim Neubau be-
Dreifachverglasung systematisch niedri-
steht daher kein Problem, auch hohe An-
ger ist als das einer gleichschweren Dop-
forderungen zu erfüllen. Im Bestand sind die
pelverglasung. Dennoch lassen sich na-
Fenster oftmals der akustische Schwach-
türlich Schall- und Wärmeschutz auf
punkt einer Fassade, so dass ihr Aus-
hohem Niveau erreichen, wenn bei der
tausch als erster Schritt einer Schall-
Auswahl beide Werte geprüft werden.
schutzverbesserung anzusehen ist.
Dies gilt auch für alle anderen Elemente
Natürlich empfiehlt es sich, akustische und
von Fassadenkonstruktionen, wie
energetische Aspekte gemeinsam zu be-
Dämmsysteme (außen, innen) und Lüf-
rücksichtigen. Moderne Dreifach-Vergla-
tungseinrichtungen. Dabei gilt, dass be-
sungen bieten schließlich einen deutlich
reits ein einziger Schwachpunkt den re-
besseren Wärmeschutz. Aus Sicht des
sultierenden Schallschutz
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Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Unterdecke
(perforiert, porös)
Deckensegel)
(porös, beschichtet)
des Gesamtsystems beeinträchtigen kann.
Unterschiedliche
Neben der Schalldämmung sollte aber bei
schallabsorbierende
Fassaden noch ein anderer akustischer
Deckenkonstruktionen
Aspekt beachtet werden: die Schallentstehung durch mechanische Einrichtungen.
So hat z. B. das geräuschvolle Knirschen
Vielmehr ist ein breites Angebot techno-
automatisch gesteuerter Sonnenschutzein-
logisch ausgereifter, funktional integrier-
richtungen ein beachtliches Störpotenzial.
barer und architektonisch gestaltbarer Lösungen gefragt. Das Repertoire der Mate-
Schallabsorber
rialien ist daher breit gefächert. Verfügbare
Produkte bestehen aus einzelnen porösen
Schichten, aus kombinierten Flächengebil-
Die Wahl der passenden Schallabsorber ist
den sowie aus vorwiegend geometrisch
nicht nur eine akustische Entscheidung,
bestimmten Elementen.
sondern sie besteht in der passenden
Kombination der Gebrauchseigenschaften
Bei richtiger Wahl der Stoffeigenschaften
je nach Nutzungsprofil und Raumeigen-
können an sich alle porösen Schichten glei-
schaften. Bei Räumen mit überwiegend
chermaßen breitbandig Schall absorbieren.
massiven Wänden (Mauerwerk, Beton)
Lediglich die Dicke begrenzt in der Praxis
und Decken (Beton) sollten z. B. Schallab-
die akustische Leistungsfähigkeit. Die we-
sorber eingesetzt werden, die breitbandig
sentlichen Unterschiede resultieren daher
auch bei tiefen Frequenzen wirksam sind.
aus Gesichtspunkten wie Brandschutz und
So lässt sich störendes Dröhnen der Räume
Hygiene, Gewicht und natürlich Kosten.
vermeiden.
Die akustische Wirkung von FlächengeAuch aus gestalterischen Gründen gibt es
bilden mit Decken- oder Wandabstand,
nicht den Schall absorbierenden Allrounder.
d. h. voll- und teilflächige abgehängte
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
41
Um s e t z u n g
Schallabsorber
Poröse
gebundene Fasern
Mineralfasern, Hanffasern
Schichten
Faservliese (nonwoven)
Polyesterfasern
offenzellige Schäume
PU-Schaum, Melaminharzschaum
gebundene Granulate
diverse Granulate, verklebt, gesintert
Abstandsgewirke
diverse Ausgangsstoffe und Techniken
Flächengebilde Faservliese (nonwoven)
Glasfasern, Polyesterfasern
(mit
diverse Materialien, Garne, Bändchen
textile Gewebe
Wandabstand) Lochplatten
Metall, Holz, Gips, Kunststoff
mikroperforierte Elemente Metall ,Kunststoff, Holz, Folien, Platten
geschlossene Folien, Platten Metall, Kunststoff
Geometrische offene Hohlkammern halb offene Zylinder, div. Materialien
Bauteile
Schattenfugen
div. Materialien und Konstruktionen
Formkörper
harte od. poröse Materialien, Mobiliar
Reflektoren, Diffusoren
harte Oberflächen, div. Materialien
»offenes Fenster«
keine Reflexion (aber Störgeräusche)
Kombinierte
mehrere Schichten unterschiedliche Eigenschaften
Bauteile
mehrere Flächengebilde
Schutz, Stabilität, Gestaltung
Schicht mit Flächengebilde Schutz, Gestaltung
geformte Schichten
Funktionssteigerung, Gestaltung
geformte Flächengebilde
Funktionssteigerung, Gestaltung
Unterdecken, ist meist auf einen Fre-
puncto räumlicher Formenvielfalt, Licht-
quenzbereich beschränkt, der vom ge-
durchlässigkeit und Hygiene.
wählten Wandabstand abhängt. Darüber
hinaus eröffnen Flächengebilde zusätz-
Die Schallabsorption von geometrisch
liche Gestaltungsmöglichkeiten, z. B. in
bestimmten Akustik-Bauteilen bleibt
meist gering. Ihre Funktion besteht
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Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Um s e t z u n g
Schallabsorber
überwiegend in der Schalllenkung, wie
Ausführung und Platzierung der Schall-
z. B. in Konzert- oder Vortragssälen. Die
absorber sollten unter verschiedenen
gezielte Reflexion oder diffuse Streuung
Gesichtspunkten bewertet werden. So
der Schallwellen ist jedoch immer mit
können z. B. Befestigungsmöglichkei-
Schall absorbierender Wirkung ver-
ten in denkmalgeschützten Gebäuden,
bunden. Der »Sonderfall« des offenen
thermisch aktive Betondecken, die nicht
Fensters veranschaulicht, dass geringe
vollständig verdeckt werden dürfen, und
Schallreflexion auch mit geringer Schall-
andere Randbedingungen eine geschlos-
dämmung einhergehen kann. In groß-
sene Akustikdecke ausschließen. In diesen
flächig verglasten Räumen und bei
Fällen sind schallabsorbierende Segel oder
Leichtbauwänden prägen sich daher z. B.
andere Einzelelemente an verschiedenen
tieffrequente Resonanzeffekte (Dröhnen)
Raumflächen realisierbar. Schließlich kön-
weniger deutlich aus. Die Folge sind na-
nen in Lernlandschaften oder anderen
türlich eindringende Störgeräusche, ob
offenen Arbeitsbereichen auch Stell- bzw.
von außen oder vom Nachbarn.
Schirmwände sowie das Mobiliar gezielt
zur Schallabsorption beitragen.
Steht im Raum nur begrenzt Oberfläche
zur akustischen Verfügung, so bieten sich
Letztlich entscheidet sich die gute Akustik
hochabsorbierende, im gesamten Fre-
im Raum und nicht im Messlabor. Erst der
quenzspektrum wirkende Schallabsorber
Bezug zur Nutzung und die darauf ab-
an. Dieser Anspruch lässt sich praktisch
gestimmte Gesamtschau aller wirksamen
nur mit kombinierten Bauteilen erfüllen,
Elemente führen zum Ziel. Daher sind in
die üblicherweise den Spielraum hin-
der Praxis ganzheitlich tragfähige Lösun-
sichtlich Gestaltung, Dicke und Material
gen gefragt und nur selten Schallabsorber
einschränken. Umgekehrt sind bei aus-
mit Rekordwerten.
reichender Fläche Abstriche beim Absorptionsvermögen akzeptabel.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
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7Zusammenfassung und Ausblick
Gute Akustik in Lebensräumen für Er-
Modernisierung sollten wenigstens fünf
ziehung und Bildung ist eine Grund-
Minuten der akustischen Qualität gewid-
voraussetzung für deren Nutzbarkeit.
met werden. Dafür hält diese Richtlinie
Ihre Wirkung ist vielfältig spürbar und
wesentliche Argumente bereit. Darüber
alle Betroffenen profitieren davon. Von
hinaus enthält sie die während der an-
ihrer praktischen Umsetzbarkeit zeugen
schließenden Planungsschritte zu beach-
zahlreiche Kindertageseinrichtungen,
tenden akustischen Anforderungen, eine
Schulen und Hochschulen sowie andere
Reihe von Gestaltungshinweisen und
Bildungsgebäude. In der Praxis hat sich
schließlich auch beispielhafte Anregun-
ein Zusammenspiel von organisatorischen
gen zur praktischen Umsetzung.
und pädagogischen, von baulichen und
technischen Maßnahmen bewährt. Dazu
Natürlich ließen sich noch viele Erklä-
bedarf es von Anfang an der Berück-
rungen und Details hinzufügen. Auch
sichtigung aller Aspekte, Wünsche und
die Einbeziehung erfahrener akustischer
Ansprüche sowie des Austausches aller
Fachleute lohnt sich nach wie vor. Ins-
Akteure, d. h. der Nutzer und Träger, der
gesamt ist diese Richtlinie in erster Linie
Planer und Ausführenden.
als ein Überblick, als eine Bewertungsmöglichkeit zu verstehen. Mit ihrer Hilfe
Bei diesem Prozess bietet die Richtlinie
können alle Beteiligten die ganzheitliche
zur Akustik eine zusammenhängende
Balance von Investition und Wert, von
Orientierung und konkrete Hilfestellung.
Qualität und Kosten in Kitas, Schulen und
In der entscheidenden Phase vor dem
Hochschulen mitgestalten.
Entschluss zu einem Neubau oder einer
44
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
Gute Akustik in Lebensräumen für Er-
übertragen zu werden. Mit diesem Ziel
ziehung und Bildung wird auch künftig
wird die Richtlinie fortgeschrieben und
von der Information über praktizierte
sich den akustischen Erfahrungen und Er-
Lösungen und gute, bewährte Beispiele
kenntnissen aus Projekten und Objekten
belebt. Sie sind es wert, verbreitet und
widmen.
MINISTERIUM FÜR VERKEHR UND INFRASTRUKTUR
Danksagung
Die Verfasser danken dem Ministerium
für Verkehr und Infrastruktur des Landes
Baden-Württemberg für die wertvolle und
kompetente Unterstützung.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
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Quellen und
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Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – Richtlinie Akustik
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– Exposure Levels and Health Effects. Ar-
Herausgeber
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP,
Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart
www.ibp.fraunhofer.de
1. Auflage, November 2015
chives of Acoustics, Vol. 38 (2013), No. 2,
Verfasser: Philip Leistner, Horst Drotleff,
pp. 259-264.
Michael Leistner, Fraunhofer IBP
Bildquellen: Umschlag pandapaw/shutterstock
Herstellung: Rita Schwab, Fraunhofer IBP
Druck: Fraunhofer IRB, Stuttgart
© Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, Stuttgart 2015
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