Bericht vom Markgräfler Tagblatt 77 Jahre

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Zell im Wiesental
Die Waldgeister leben: 77 Jahre
Zeller Schrätteli
Markgräfler Tagblatt, 11.06.2015 23:04 Uhr
Die Zeller Schrätteli sind für ihre Klettertouren bekannt. Von diesen blieb auch der
Rathauskubus nicht verschont. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt
Zell. Im Jahr 1938 machte man sich bei der Fastnachtsgesellschaft Zell (FGZ)
Gedanken, ein dem alemannischem Brauchtum, der Sagenwelt und der
Landschaft entsprechendes Fasnachtshäs zu schaffen. Endgültiger auslösender
Faktor war eine Einladung zur großen Fasnachtsmatinee in der damaligen
Landeshauptstadt Karlsruhe. Das war die Geburtsstunde der Schrätteli. Die
Herkunft des Namens ist einfach nachzuvollziehen. Was in der deutschen
Sprache als Alptraum bezeichnet wird, hieß im alemannischen Sprachgebrauch
„Schrättelidrucke“.
Was ist nun ein Schrätteli? Der Waldschratt, ein mit Moos und Flechten
bekleideter Waldgeist, konnte der Sage nach Frauen befallen, die danach selbst
schrattweise gehen mussten und dieses Leiden jeweils an eine Tochter
vererbten. Ein Schrätteli, dass sich ein Opfer ausgesucht hat, soll sich der Sage
nach in die verschiedensten Gestalten verwandeln können, um seinem
unheilvollen Drang folgend ein Opfer zu finden. Als Strohhalm durchs
Schlüsselloch kriechen, sich in ein Tier (Hund, Katze, Maus, Ziegenbock)
verwandeln, als eine Feder durch den Luftzug in verschlossene Räume
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endringen. Das Schrätteli drückte sein Opfer, das konnte auch ein Tier im Stall
sein oder ein schöner Baum vor dem Haus. Es flocht Kühen und Pferden Zöpfe
in die Mähnen und Schwänze. Erlöst konnte es von seinem Drang nur dadurch
werden, dass es sein Oper zu Tode drückte.
Absoluten Schutz vor dem Schrätteli gab es dem Volksmund zufolge, indem
man sich zum Schlafen auf die rechte Seite legte. Wenn man aber einen Bock
zu sich nahm, kam es nicht mehr. So wurden mancherlei Unheil diesem Geist
zugeschrieben und wer sich im Schlaf vom Drücken befreien konnte und am
Morgen zerschlagen aufwachte, sagte einst: „I ha’s Schrättelidrucke g’ha.“
Um das 77-jährige Bestehen des Brauchtums und der Maskengruppe zu feiern,
laden die Zeller Schrätteli am Sonntag, 14. Juni, ab 10 Uhr zum Frühschoppen
auf dem Rümmelesbühl in Gresgen ein. Für musikalische Unterhaltung sorgt
die Zeller Wildsaumusik, danach werden Dieter Kunzelmann, Chlampfe Klaus
Schultheiß und Christoph Köpfer Lieder zum Besten geben. Für das leibliche
Wohl wird mit Köstlichkeiten vom Grill bestens für die Gäste gesorgt sein. Und
wer am Montag nicht aus den Federn kommt, kann mit Fug und Recht
behaupten: „I ha’s Schrättelidrucke g’ha.“
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