Ein Semester an der IÈSEG in Lille ein Erfahrungsbericht von Nele Kegler Die alte Börse das wohl schönste Gebäude in Lille Für den Inhalt dieses Berichts trage ich die alleinige Verantwortung. Ich blicke immer noch sehr gerne auf mein Auslandssemester in Lille zurück und bin froh diese Möglichkeit genutzt zu haben. Auch wenn es nicht meine Wunschuni war besser hätte es (fast) nicht laufen können. Rückblickend frage ich mich wieso ich Lille eigentlich nicht als Wunschuni angegeben habe. Aber das Schwärmen allein hilft euch nicht bei der Entscheidung und vermittelt auch keine hilfreichen Informationen. Bewerbung Die Bewerbung lief sehr einfach und online war vorab das gesamte Kursangebot einzusehen. Zudem waren die Informationen zu den Kursen sehr ausführlich und entsprachen fast immer der Realität. Zudem konnte man sich vorab über den Aufwand und die Art der Prüfungsleistung informieren. Auch die Bearbeitung an der IÉSEG in Lille verlief unproblematisch. Wohnung Von der Uni in Lille erhielt ich eine Übersicht mit Zimmern, die Privatleute anboten. Obwohl ich mich auf alle in Frage kommenden Zimmer beworben habe, bekam ich dort nur Absagen. Dennoch empfehle ich diese Chance zu nutzen, da dort keine Maklerkaution anfallen und man teilweise auch Anschluss an die Familie hat und somit sein Französisch verbessern kann. Es empfiehlt sich die Anfragen auf Französisch und Englisch zu verfassen, da es wirklich so ist, dass die Franzosen freundlicher sind wenn man auf Französisch mit ihnen spricht bzw. zumindest mit Französisch anfängt. Dies hilft einem auch bei anderen Gelegenheiten weiter. Ich selber habe ein Zimmer im Wohnheim der AEU bezogen gehabt. AEU ist quasi das Studentenwerk in Lille. Geboten werden Wohnheime, Mensen und ein Fitnessstudio. Die Bewerbung für eines der Zimmer verläuft über ein Onlineportal, allerdings fallen dort Bewerbungskosten an die nicht zurückerstattet werden. Die Zusage erhält man recht spät und es empfiehlt sich dort noch einmal nachzuhaken. Für ein Zimmer im Wohnheim Les Franciscaines habe ich 390€ plus 37€ für Strom und Wasser pro Monat. Es gab noch ein paar weitere Fixkosten für Veranstaltungen im Wohnheim und die AEU-Karte,die man eh braucht wenn man in der Mensa essen will. In den Wohnheimen gibt es von Montags bis Freitags übrigens Frühstück. Ansonsten kann man auch privat eine Wohnung mieten, dort fallen allerdings oft Maklerkosten an. Eine gute Möglichkeit ist es über Facebook in den Gruppen des vergangenen Semesters zu fragen ob wer nicht einen Nachmieter sucht. Dort findet man auch andere die eine Wohnung suchen bzw. noch ein Zimmer frei haben. Allgemein sollte man auf jeden Fall früh mit der Suche anfangen, die Mieten sind definitiv höher als in Aachen und die Mietverträge gehen meist von Anfang August bis Ende Dezember, auch wenn man erst Mitte/Ende August einzieht. CAF CAF ist die Wohnraumförderung vom Französischen Statt für EU-Bürger. Diese richtet nicht nach Größe der Wohnung und Höhe der Miete. Ich habe ca. 95€ erhalten. Dies ist quasi geschenktes Geld und dafür sollte man sich den Aufwand machen den die Beantragung mit sich bringt. Der Antrag wird gemeinsam in der Einführungswoche ausgefüllt, dies ist sehr praktisch, da er komplett auf Französisch ist und die Koordinatoren der IÉSEG leiten diese auch gemeinsam weiter. Wichtig ist, dass mein eine Übersetzung der Geburtsurkunde auf Französisch braucht. Für Deutsche ist dies ganz einfach, da man im Standesamt eine internationale Geburtsurkunde beantragen kann. Das sollte man am Besten vorher erledigen. Alles weitere kann man vor Ort erledigen. Die Uni und die Kurse Nun zum wesentlichen. IÉSEG ist eine recht kleine private Uni mit einem hohen Anteil an Austauschstudenten. Es handelt hierbei quasi um die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Katholischen Universität Lille, die aber größtenteils eigenständig ist. Ich habe größtenteils Masterkurse belegt. Die Kursgröße ist deutlich kleiner als man es von der RWTH gewohnt ist und zudem ist das Konzept völlig anders. Die Masterkurse dauern größtenteils immer nur eine Woche. Vorlesungen finden dabei von Montag bis Donnerstags von Morgens bis Mittags statt und Freitags folgt dann die Klausur. Zusätzlich kommen noch ggf. Aufsätze, Präsentationen etc. hinzu. Dies ist meist sehr gut in der Kursbeschreibung angegeben. Der Grund für die kurze Dauer ist dass der Großteil der Kurse von Gastdozenten gehalten wird. Das merkt man auch an der Motivation und dem Inhalt, viele Gastdozenten kommen direkt aus der Wirtschaft und bereichern die Lehre enorm. Und keine Panik man hat nicht den ganzen Vormittag Vorlesungen, es sind interaktive Kurse, also ein Mix aus Übung und Vorlesung. Dadurch dass die Kurse recht klein sind wird auch meist mündliche Mitarbeit benotet. Neben diesen Intensivkursen gibt es auch Extensivkurse. Diese finden meist Nachmittags statt und gehen über das ganze Semester. In den Nachmittag fallen auch die Französischkurse, die die Uni anbietet. Die Kurse finden zweimal die Woche statt und sind eine ganz gute Möglichkeit seine Kenntnisse zu vertiefen oder Französisch zu lernen. Hierzu findet in der Einführungswoche ein Einstufungstest statt und dann wird man einem, in seinem Stundenplan passenden, Kurs zugeteilt. Für mich waren die Französischkurse neben dem Alltag die einzige Möglichkeit meine Kenntnisse zu vertiefen, da die meisten Kurse auf Englisch sind und durch den hohen Anteil internationaler Studenten ist der Kontakt zu französischen Studenten eher gering oder man spricht eh Englisch. Lasst euch nicht von den geringen Credits abschrecken, man kommt auch so ohne Probleme auf die benötigten Credits. Durch die Intensivkurse hat man am Wochenende übrigens kaum etwas zu tun und kann so das Auslandssemester noch besser genießen. Zudem hat man die Möglichkeit einen nicht bestandenen Masterintensivkurs am Ende des Semesters durch eine Extraleistung noch zu bestehen. Die Kurswahl für den ersten teil des Learning Agreements mussten übrigens fast alle noch mal ändern, da viele Kurse sich geändert hatten oder gar nicht mehr stattfanden. Das komplette Kursprogramm wird am Anfang der Einführungswoche ausgeteilt und dort wird auch erklärt wie man die Kurse wählt. Abschließend wird dann noch in der kommenden Woche der Stundenplan mit einem Mitarbeiter der Studienberatung besprochen und auf Überlappungen überprüft. Allerdings wird erst danach geprüft ob Kurse überfüllt sind und so kann man noch danach aus einem Kurs „geschmissen“ werden. Das passiert allerdings meist nur einmal pro Semester und man darf dafür dann noch einen anderen wählen. AEU Wie schon erwähnt ist dies quasi das Studentenwerk in Lille. Geboten werden diverse Mensen, die gutes Essen zu einem vernünftigen Preis anbieten. Da ich persönlich das Essen deutlich besser fand als in Aachen Würde ich jedem Raten diese zu testen. Da das Bezahlen nur bargeldlos mit einer Karte möglich ist muss man diese am Anfang des Semesters „beantragen“. Dies geht innerhalb weniger Minuten, je nach Warteschlange. Es gibt mehrere Restaurants die verschiedenes Essen anbieten so gehört neben der klassischen Mensa mit wechselnden Gerichten auch eine Pizzeria, ein Pasta Restaurant und eines in dem es nur Hühnchen gibt dazu. Also auf jeden Fall mal schauen es ist quasi für jeden etwas dabei. Und es gibt dort auch Abends ein Essensangebot. Das Fitnessstudio ist eher klein ausgestattet, bietet aber auch diverse Sportkurse (u.a. Zumba) an. Die Geräte sind allerdings teilweise recht alt und nicht alle Mitarbeiter sprechen Englisch. Viele der internationalen Studenten haben es regelmäßig genutzt, da es sehr nah an der Uni und sehr preiswert ist. Zu Stoßzeiten war es allerdings auch recht voll. Da ich es selber nur einmal besichtigt und nicht genutzt habe kann ich leider nicht mehr dazu sagen. Zudem werden für die Bewohner der Wohnheime noch ein paar Veranstaltungen organisiert und hier empfiehlt es sich unbedingt teilzunehmen und das nicht nur weil die Verpflegung umsonst ist. Es ist einfach eine gute Gelegenheit neue Leute aus dem Wohnheim kennen und Bekanntschaften zu vertiefen. Meist konnte man auch Freunde mitbringen, die nicht im Wohnheim wohnten. International Club An der IÉSEG gibt es einen International Club, der viele Veranstaltungen für die Internationalen Studenten organisiert. Dieser besteht aus Studenten, die selber bereits ein Auslandssemester absolviert haben. Neben vielen Veranstaltungen in der Einführungswoche organisiert dieser Club regelmäßig Ausflüge die ein ganzes Wochenende gehen und preislich dem Studentenbudget entsprechen. Die Ziele variieren jedes Semester. Außerdem gab es zweimal im Semester eine Weinprobe. Hier kann ich die Teilnahme nur zu Empfehlen, da es zum einen sehr leckere Weine und auch immer eine gute Erklärung dazu gab. Auch zu Erwähnen sind die Sprachcafés. Diese finden abends statt und es gibt immer eine Kleinigkeit zu Essen. Sprachcafé heißt, dass es verschiedene Tische gibt an denen eine Sprache gesprochen wird, die auch an der Uni angeboten wird. Die meisten Veranstaltungen sind sowohl für internationale als auch für französische Studenten, wobei der Großteil der Teilnehmer die internationalen Studenten sind. Die Stadt Lille Zu guter letzt Lille als Stadt. Mit 3h Autofahrt ist sie von Aachen quasi nur einen Katzensprung entfernt. Sie ist sehr stark belgisch geprägt, dies merkt man am Essen und daran dass eher Bier als Wein getrunken wird. Auch wenn Lille zu den größten Städten Frankreichs gehört ist alles recht nah beieinander und somit ist man nur selten auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Zudem bietet Lille viele Einkaufsmöglichkeiten und eine bezaubernde Altstadt. Die Stadt kann man auf jeden Fall sehr gut auf der Citytour in der Einführungswoche zusammen mit den anderen internationalen Studenten erkunden. Discounter sind in Lille eher rar gesät, da sie bei den Franzosen nicht sehr beliebt sind. Auf jeden Fall zu empfehlen ist der Markt von Wazemmes, der jeden Sonntag stattfindet. Aber auch alle anderen Märkte sind einen Besuch wert, denn die Preise sind teilweise sogar günstiger als in den Supermärkten und man bekommt eine größere Auswahl. Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich die Braderie, dies ist der größte Flohmarkt Europas und findet Anfang September statt. Dort stehen diverse Stände im Kernbereich von Lille und abends begegnet man vielen Livemusikern und es beginnt die Party. Der Flohmarkt geht über das ganze Wochenende und man kann gut das ein oder andere Schnäppchen machen. Zudem sollte man dort die klassischen Moules Frites (Muscheln mit Pommes) verköstigen, quasi das Nationalgericht in Lille. Alltag Man kommt in Lille ganz gut mit dem Englischen zurecht, sollte aber Gespräche mit Französisch beginnen dann sind alle sehr freundlich und helfen einem gerne weiter. Auch empfehlen kann ich die Stadtfahrräder in Lille (Vlille). Es gibt in der ganzen Stadt Fahrräder die man nutzen kann. Hierfür muss man sich allerdings für 1Tag, eine Woche oder ein Jahr anmelden. Die Jahresgebühr beträgt ca. 50€. Dafür kann man die Fahrräder immer 30 Minuten kostenlos nutzen. Dies reicht, je nachdem wo man wohnt, aus um zur Uni oder auch sonst fast überall hinzukommen. Vor allem starten die 30 Minuten neu wenn man das Rad an einer Station abgibt und dort ein neues nimmt. Fazit Lille ist definitiv immer eine Reise und auf jeden Fall auch einen Auslandsaufenthalt wert. Auch wenn der Kontakt zu Franzosen nicht ganz so einfach ist. Dafür lernt man viele Leute aus den verschiedensten Ländern der Welt kennen. Zudem hat man die Möglichkeit viele interessante Kurse zu wählen, kann sich also seinen Stundenplan vollkommen nach den eigenen Wünschen gestalten. Falls ihr noch Fragen habt meldet euch gerne per Mail ([email protected]) bei mir.
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