Bildung und Wissenschaft - Bundesamt für Statistik

Bildung und Wissenschaft
Panorama
Bildungswesen in einem föderalistischen Land
In der Schweiz ist das Bildungswesen von der obligatorischen
Schule bis zur Tertiärstufe (Hochschulen und höhere Berufsbildung) eine Staatsaufgabe, deren Verantwortung in erster Linie
den 26 Kantonen obliegt. Im nachobligatorischen Bereich (allgemeinbildende Schulen, Berufsbildung und Hochschulen) sind
Bund und Kantone Partner in der Verantwortung für das öffentliche Bildungswesen.
Öffentliche Bildungsausgaben
G 15.1
40
35
20%
Total
30
in Mrd. Fr.1
25
20
10%
15
Anteil am BIP
10
Öffentliche Bildungsausgaben: 5,6% des BIP
2013 investiert die öffentliche Hand in der Schweiz fast
35,4 Mrd. Fr. für Bildungszwecke, was 5,6% des Bruttoinlandprodukts (BIP) darstellt. Im internationalen Vergleich liegen die
Bildungsausgaben der Schweiz 2012 im Verhältnis zum BIP leicht
über dem OECD-Durchschnitt. Deutlich über dem Durchschnitt
schneidet die Schweiz ab, wenn man die Ausgaben pro lernende
Person betrachtet.
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
Anteil an den gesamten
öffentlichen Ausgaben2
5
0
0%
1990
1
1
2000
Nominalwerte
2013
1990
2
PANORAMA
2000
2013
exkl. Ausgaben für Sozialversicherung
© Bundesamt für Statistik, Februar 2016
Bildungsstufen – Überblick
TT 15.1
Schüler, Studierende
2013/14
Lehrkräfte 2013/14
Schulen 2013/14
Öffentliche Ausgaben 2013
Total
Total 1
Total 2
in Mio. Fr.
Frauen in %
Frauen in %
davon privat 3
Obligatorische Schule 910 285
49,2
90 935
73,7
9 767
837
17 336,8
Sekundarstufe II
361 737
47,9
28 8421
41,9
788
315
5 848,3
Tertiärstufe
289 699
49,6
32 7495,6
35,3
399
59
7 965,2
4
(Allgemeinbildende Schulen und
Berufsbildung)
(Höhere Berufsbildung, universitäre
Hochschulen, Fachhochschulen und
Pädagogische Hochschulen)
1
1
2
3
4
5
6
Zu den öffentlichen Ausgaben für Bildung kommen private
hinzu. Die Betriebe finanzieren die Berufsbildung im Jahr 2013
mit 2,8 Mrd. Fr.
Obligatorische Schule dauert 11 Jahre
Die Primarstufe inkl. obligatorischer Kindergarten oder Eingangsstufe dauert acht Jahre, die Sekundarstufe I in der Regel drei Jahre. Der Schüleranteil an den nicht subventionierten Privatschulen
beträgt auf der Primarstufe knapp 4% und auf der Sekundar­
stufe I 5%.
Auf der Primarstufe findet der Unterricht im leistungsdurchmischten Klassenverband statt und wird meist durch generalistisch ausgebildete Lehrpersonen erteilt. Auf der Sekundarstufe I unterrichten vermehrt Fachlehrkräfte leistungsdifferenzierte
Klassen. Die Leistungsdifferenzierung findet in allen Kantonen
statt, ist aber von Kanton zu Kanton unterschiedlich organisiert.
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
Nur öffentliche Schulen
Doppelzählungen sind möglich
Subventionierte und nicht subventionierte private Schulen
Primarstufe (inkl. Kindergarten, Eingangsstufe), Sekundarstufe I und besonderer Lehrplan
Höhere Berufsbildung: nur öffentliche höhere Fachschulen
Stichtag 31.12.2014
Öffentliche Bildungsausgaben in div. Ländern 2012
G 15.2
20%
10%
0%
CH KOR NOR USA CAN SWE OECD GBR NLD AUT DEU FRA JPN ITA
Anteil an den gesamten öffentlichen Ausgaben
Anteil am BIP
2
PANORAMA
© Bundesamt für Statistik, Februar 2016
Vorschulstufe wird Teil der Primarstufe
Im Zuge der Harmonisierung der obligatorischen Schule findet
eine Ausdehnung der Schulpflicht statt. Bislang war der Besuch
der Vorschulstufe fakultativ. In den meisten Kantonen ist der Besuch der zweijährigen Vorschulstufe – sei es in Form des Kindergartens oder einer anderen Eingangsstufe – jetzt obligatorisch.
Die Vorschulstufe wird damit Teil der Primarstufe.
Im Schuljahr 2013/14 besuchen insgesamt 162 154 Kinder
den Kindergarten oder waren im ersten oder zweiten Jahr der
Eingangsstufe eingeschult. Aufgrund der steigenden Anzahl Geburten sowie der Ausdehnung der Schulpflicht könnte dieser Bestand in den nächsten Jahren weiter steigen. 44% der 4-jährigen
Kinder nehmen ein öffentliches oder privates Bildungsangebot
wahr; von den 5-Jährigen sind es über 97%. Die Kinder auf dieser
Stufe werden von gesamthaft 17 792 Lehrkräften betreut, wovon
95% Frauen sind.
2013/14 gibt es 450 350 Primarschülerinnen und ‑schüler,
die nicht mehr den Kindergarten oder die ersten beiden Jahre der
Eingangsstufe besuchen. Nach einem Rückgang wird dieser Bestand in den kommenden Jahren voraussichtlich wieder steigen.
48 345 Lehrkräfte (82% davon weiblich) teilen sich 29 155 Vollzeitstellen.
Anzahl Schüler in der Sekundarstufe II
250
G 15.3
Szenarien
In 1000. Stand Sept. 2015
225
200
175
80
Berufsbildung1
Gymnasiale Maturitätsschulen2
60
40
Übergangsausbildungen3
20
Fachmittel-, Fachmaturitätsschulen2
0
1980
1
2
3
1985
1990
1995
2000
2005
Mit der Anlehre
Ohne die Zusatzausbildung für Erwachsene
10. Schuljahr, andere allgemeinbildende
Schulen, Vorlehre
2010 2014
2024
Szenario:
«Referenz»
Selektion auf Sekundarstufe I
Im Schuljahr 2013/14 werden 263 709 Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe I gezählt. Ihre Zahl dürfte bis 2016 weiter abnehmen, bevor sie wieder deutlich steigt. Knapp 30% der
Schulkinder im vorletzten obligatorischen Schuljahr besuchen
den Unterricht in Programmen mit Grundansprüchen – ein Anteil,
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
3
PANORAMA
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der sich seit 1990 nicht wesentlich verändert hat. 64% nehmen
an Programmen mit erweiterten Ansprüchen und 2% an Programmen ohne Niveauunterscheidung teil. Die 36 522 Lehrpersonen
besetzen zusammen 20 940 Vollzeitstellen. Fast die Hälfte der
Lehrpersonen sind Männer. Auffallend unter dem Lehrpersonal
der obligatorischen Schule ist der proportional grosse Anteil an
über 50-Jährigen.
Eintritte in die berufliche Grundbildung 2013/14
Wirtschaft und Verwaltung
Handel
Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau
Maschinenbau und Metallverarbeitung
Krankenpflege
Sonderschulung und integrative Förderung
Nicht alle Schülerinnen und Schüler können dem regulären Lernprogramm (mit Grund- oder erweiterten Ansprüchen) folgen. Sie
werden zusätzlich gefördert, sei dies integrativ in einer Regelklasse, in einer Sonderklasse (Kleinklasse) oder einer Sonderschule. 2013/14 folgen in der gesamten Schweiz 34 072 Schulkinder einem besonderen Lehrplan. Das Konzept der integrativen
Förderung gewinnt an Boden. Neben den regulären Lehrpersonen
übernehmen solche mit heilpädagogischer Ausbildung spezielle
Förderaufgaben in den Regelklassen.
Elektrizität und Energie
Frauen
Kraftfahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge
Männer
Gastgewerbe und Catering
Übrige
0
5 000
10 000
15 000
17 894 Lehrpersonen, auf 9832 Vollzeitstellen verteilt, bilden den Lehrkörper der beruflichen Grundbildung. Der Männeranteil beträgt 60%.
Die berufliche Grundbildung (inklusive Anlehre) ist mit
230 622 Lernenden anteilsmässig der wichtigste nachobligatorische Bildungsweg in der Schweiz. Über zwei Drittel der Jugendlichen entscheiden sich nach der obligatorischen Schulzeit für
einen solchen. Zwischen 1990 und 2005 – in einer Zeit grösserer
konjunktureller Schwankungen – hat die berufliche Grundbildung
gegenüber der allgemeinen schulischen Bildung etwas an Bedeutung verloren. Seither ist ihr Anteil stabil. Nach den Szenarien für
die kommenden Jahre dürfte dieses Verhältnis weiterhin gleich
Nachobligatorische Ausbildung:
Die berufliche Grundbildung ist am bedeutendsten
Die Sekundarstufe II, die auf die obligatorische Schule folgt, gliedert sich in der Schweiz in zwei Hauptstränge: in die berufliche
Grundbildung und in die allgemeinbildende Ausbildung an gymnasialen Maturitätsschulen oder Fachmittelschulen. Insgesamt
361 737 Personen besuchen 2013/14 eine solche Ausbildung.
Sie werden von 28 842 Lehrkräften unterrichtet, die sich auf
17 063 Vollzeitstellen verteilen. Die Männer sind auf dieser Stufe
mit 58% in der Mehrheit.
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
G 15.4
4
PANORAMA
© Bundesamt für Statistik, Februar 2016
bleiben. Über 90% der Jugendlichen erreichen einen Abschluss
der Sekundarstufe II.
(FH) und 8% an einer Pädagogischen Hochschule (PH) eingeschrieben.
Dieser Anstieg ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
immer häufigere Übertritte an Hochschulen nach der Sekundarstufe II aufgrund des Aufbaus der Fachhochschulen und der Pädagogischen Hochschulen, eine zunehmende Internationalisierung
der Schweizer Hochschulen mit einem steigenden Anteil ausländischer Studierender und schliesslich die Entwicklung der FHMaster-Studiengänge.
Die Expansion des Hochschulbereichs zeigt sich auch beim
Hochschulpersonal: Dieses nahm (in Vollzeitäquivalenten gerechnet) seit 2007 von 42 702 auf 56 124 zu. Auch die Internationalisierung des Hochschulbereichs ist beim Personal zu erkennen:
Der Anteil des ausländischen Personals am gesamten Hochschulpersonal erhöhte sich im selben Zeitraum von 28% auf 37%.
Wachsende Zahl der Maturitäten
Die Jugendlichen in einer beruflichen Grundbildung streben immer häufiger auch die Berufsmaturität an. 2014 erzielen 14,8%
(14 177) der Jugendlichen einen solchen Abschluss. Zählt man
die Quote der gymnasialen Maturitäten von 20,2% (18 439) und
die der Fachmaturitäten von 2,5% (2343) dazu, so erfüllt mehr
als ein Drittel der Jugendlichen die Voraussetzungen für einen
Hochschulbesuch.
Höhere Berufsbildung:
Eidgenössisch anerkannte Abschlüsse nehmen zu
Im Jahr 2014 wurden im Bereich der Höheren Berufsbildung
27 073 Abschlüsse erfasst. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass die eidgenössisch reglementierten Abschlüsse einen
immer höheren Anteil ausmachen. Das ist unter anderem auf
die Tertiarisierung der Bildungsgänge im Gesundheitsbereich
zurückzuführen. Gleichzeitig führte dies zu einer Zunahme des
Frauenanteils, insbesondere bei den Absolvierenden von Höheren
Fachschulen.
Hochschultypen: Unterschiedliche Kostenstruktur
Im Jahr 2014 beliefen sich die Gesamtkosten der UH der Schweiz
auf 7,784 Mrd. Fr. Dieser Betrag verteilt sich folgendermassen
auf die vier Leistungsbereiche: 32% auf die Lehre in der Grundausbildung und der vertieften Ausbildung, 57% auf die Forschung
und Entwicklung, 8% auf Dienstleistungen und über 3% auf die
Weiterbildung. Bei den FH liegen die Kosten bei 2,545 Mrd. Fr.,
wobei 65% für die Lehre in der Grundausbildung, 24% für die angewandte Forschung und Entwicklung, 7% für die Weiterbildung
und 4% für die Dienstleistungen verwendet werden. Die PH kosteten 643,8 Mio. Fr. Die Lehre in der Grundausbildung hat 66%
dieser Kosten verursacht, die Forschung und die Weiterbildung
je 12% und die Dienstleistungen fast 10%.
Expansion des Hochschulbereichs
Seit 2000 hat sich die Zahl der Studierenden an den schweizerischen Hochschulen mehr als verdoppelt und erreicht 2014
den Stand von 233 617 Studierenden. Davon sind 62% an einer
Universitären Hochschule (UH), 30% an einer Fachhochschule
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
5
PANORAMA
© Bundesamt für Statistik, Februar 2016
Vom Bachelor zum Master
Mittlerweile haben sich die zweistufigen Bologna-Studiengänge
etabliert, und fast alle Studierenden sind in entsprechenden Studiengängen eingeschrieben. An den UH ist das Äquivalent zum Lizenziat bzw. zum Diplom der Masterabschluss. Der Übertritt vom
Bachelor zum Master ist an den UH mittlerweile die Regel. So
beginnen 85% der Studierenden in den zwei Jahren nach ihrem
Bachelorabschluss mit einem Masterstudium. Bei den FH stellt
der Bachelorabschluss schon eine Berufsqualifikation in sich dar.
Daher fällt hier die Übertrittsquote zum Master wesentlich geringer aus als bei den UH, denn nur 16% beginnen in den zwei
Jahren nach dem Bachelorabschluss mit einem Masterstudium.
Eintritte1 in Hochschulen (Universität und FH) 2014
G 15.5
Geisteswissenschaften
Künste
Sozial- und Erziehungswissenschaften
Recht
Wirtschaftswissenschaft
Exakte und Naturwissenschaften
Medizin und Pharmazie
Soziale Herkunft der Studierenden
43% der Studierenden kommen aus einem Elternhaus, in welchem mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss erworben hat. Während an den Universitären Hochschulen 52% der
Studierenden mindestens ein Elternteil mit Hochschulabschluss
haben, ist der Anteil an den Fachhochschulen (32%) und an den
Pädagogischen Hochschulen (29%) deutlich geringer. Die Eltern
der FH- und PH-Studierenden verfügen dagegen häufiger über
berufsbildende Abschlüsse als die Eltern der UH-Studierenden.
Die Unterschiede in der Verteilung der elterlichen Bildungsabschlüsse werden bereits vor dem Eintritt in die Hochschule
deutlich sichtbar. Sie finden sich bei Bildungsentscheidungen auf
dem Weg zum Erwerb der gymnasialen, Fach- oder Berufsmaturität, welche den Zugang zu den Hochschultypen vorbestimmen.
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
Gesundheitsweisen
Frauen
Bauwesen
Männer
Techn. Wissensch., Agrar- u. Forstwirtsch.
Interdisziplinär und andere
0
1
6
2000
4000
6000
8000
Auf Stufen Lizentiat/Diplom und Bachelor
PANORAMA
© Bundesamt für Statistik, Februar 2016
Abschlussquoten
G 15.6
Sekundarstufe II
Maturitätsquote
80%
25%
Berufsbildung
Tertiärstufe
Gymnasiale Maturität
Männer
18%
Frauen
16%
70%
20%
60%
14%
Männer
Frauen
50%
10%
40%
Allgemeinbildung
Frauen
6%
Fachmaturität
4%
Berufsmaturität
0%
1995
2000
2005
2012
Fachhochschulen1
2%
0%
1990
1
Frauen
5%
Männer
10%
8%
10%
20%
Frauen
12%
15%
30%
Universitäre Hochschulen
Männer
0%
1998
2002
2006
2010
2014
2000
Höchster Bildungsabschluss der Eltern1 nach Hochschultyp und Ausbildungsform 2013
Total
Universitäre Hochschulen
7
5
Fachhochschulen
Pädagogische Hochschulen
8
27
23
7
9
6
0%
1
2005
2010
2014
Inklusive den Pädagogischen Hochschulen
15
11
40%
Sek.stufe II: Berufsbildung
52
8
35
Keine nachoblig. Ausbildung
43
12
33
20%
G 15.7
18
19
60%
Sek.stufe II: Allgemeinbildung
32
29
80%
Höhere Berufsbildung
100%
Hochschule, Fachhochschule
Bildungsabschluss mindestens eines Elternteils, in % der Studierenden
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
7
PANORAMA
© Bundesamt für Statistik, Februar 2016
Übergang vom Studium ins Berufsleben
Die Studie der Hochschulabsolventen aus dem Jahr 2013 zeigt
für Personen, die 2012 einen Hochschulabschluss erworben haben, eine Erwerbslosenquote (Definition gemäss dem Internationalen Arbeitsamt ILO) von 3,7%. Diese Quote liegt unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 4,4%. Mit zunehmender
Verweildauer auf dem Arbeitsmarkt sinkt die Erwerbslosigkeit
von Hochschulabsolventen noch weiter ab. So weist der Absolventenjahrgang 2008 im Jahr 2013, fünf Jahre nach dem Hochschulabschluss, eine Erwerbslosenquote von lediglich 1,8% auf.
zu 1980 mit nur knapp 4 Jahren. Damit verbunden ist ein Rückgang des Anteils der Personen ohne Abschluss auf der Sekundarstufe II. 2013 verfügen 9% der Bevölkerung zwischen 25 und
34 Jahren über keinen nachobligatorischen Abschluss.
Die Quote der Personen mit einem Hochschulabschluss ist
von 12% (2000) auf 33% (2014) gestiegen. Dieser Anstieg hatte folgende Ursachen: den steigenden Anteil an Personen eines
Altersjahrgangs mit abgeschlossenem Hochschulstudium, die
Verschiebung von Ausbildungen der Sekundarstufe II auf die Tertiärstufe und die Einwanderung gut ausgebildeter Personen.
Geschlechterunterschiede:
Die Frauen haben aufgeholt
Von der Bildungsexpansion der letzten Jahrzehnte haben vor
allem die Frauen profitiert. Die geschlechtsspezifischen Bildungsunterschiede haben sich laufend verringert. Heute beginnen praktisch gleich viele Frauen wie Männer eine nachobligatorische Ausbildung und schliessen sie auch ab. Weiterhin sind aber Männer
länger in Ausbildung als Frauen, und auch ihre Eintrittsquote in
die Tertiärstufe ist für den Bereich der höheren Berufsbildung
höher.
Deutliche geschlechterspezifische Unterschiede bestehen
nach wie vor bei der Wahl der Fachrichtung, und dies sowohl in
der Berufsbildung als auch an den Hochschulen.
Gut dotierter Forschungsplatz Schweiz
Bei den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F+E)
in Prozenten des BIP gehört die Schweiz 2012 neben Korea,
­Israel, Finnland, Schweden, Japan, Deutschland und Dänemark
mit 2,96% zur Spitzengruppe unter den OECD-Ländern.
Die gesamten Aufwendungen für F+E sind in der Schweiz
von 8,3 Mrd. Fr. im Jahr 1989 auf 18,5 Mrd. Fr. im Jahr 2012
gestiegen.
Dominierende Rolle der Privatwirtschaft in der F+E
Die Privatwirtschaft finanziert auch 2012 mit 61% den grössten
Teil der für F+E in der Schweiz insgesamt aufgewendeten
18,5 Mrd. Fr. Auf der Durchführungsseite ist die Privatwirtschaft
mit nahezu 13 Mrd. Fr. der aktivste Sektor im Bereich der F+E
(69%).
Die Unternehmen der Branchen «Pharma», «Maschinen» sowie «Forschung und Entwicklung» sind die eigentlichen Hauptakteure der industriellen F+E mit 56% der gesamten eingesetzten
Guter Ausbildungsstand
In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Bildungsstand der
Bevölkerung stark verbessert. Die Jugendlichen investieren heute rund 6 Jahre in die postobligatorische Bildung im Vergleich
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
8
PANORAMA
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privatwirtschaftlichen F+E-Mittel. In der Regel handelt es sich
dabei um grössere Unternehmen. Am meisten gibt die Pharmabranche aus: 3,7 Mrd. Fr. Dieser Betrag stellt 21% der Gesamtausgaben für die F+E in der Schweiz im Jahr 2012 dar.
In der F+E der Privatwirtschaft arbeiten 2012 in der Schweiz
gut 47 750 Personen (Vollzeitäquivalente). Das sind fast doppelt
so viele Vollzeitäquivalente wie im Hochschulsektor (26 945).
Der Bund führt wenig eigene F+E durch, spielt jedoch eine
wichtige Rolle bei der Finanzierung von F+E (2012: 5,4 Mrd. Fr.);
der grösste Teil davon ist für den Hochschulsektor bestimmt.
F+E: Ausgaben pro Einwohner, in $1 2012
CH
SWE
USA
FIN
AUT
DEU
JPN
OECD
FRA
EU-28
GBR
ITA
Forschungsengagement von Privatunternehmen
im Ausland
Schweizer Unternehmen haben 2012 in ihren ausländischen Filialen mehr Mittel für F+E eingesetzt als in ihren inländischen
Betrieben: 15 Mrd. gegenüber 13 Mrd. Fr.; 1992 entsprachen
diese Werte 7,1 Mrd. respektive 6,4 Mrd. Fr. Der Einsatz von
F+E multinationaler Unternehmen der Schweiz im Ausland ist
motiviert durch die Suche nach neuen Märkten und dem Willen,
Kosten zu reduzieren und gut qualifiziertes Personal anzuwerben.
1 443,1
1 390,9
1 252,0
1 248,1
1 189,5
882,9
845,9
670,7
613,9
432,2
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
Finanzierung
G 15.9
25,4
69,3
Personal2
0%
20%
12,7
28,1
63,3
Privatwirtschaft
9
1,1
60,8
Durchführung1
1
2
1800
In Kaufkraftparitäten
F+E: Finanzierung, Durchführung und Personal 2012
Viele Patente
Patente sind ein wichtiges Mass für den Output des Wissenschafts- und Technologiesystems. Die Zahl der Patentanmeldungen in einem Land ist weniger aussagekräftig als die der
Patentfamilien; eine Patentfamilie umfasst alle Patente, die bei
verschiedenen Ländern (d. h. Patentämtern) zum Schutze einer
und derselben Erfindung angemeldet worden sind. Die Schweizer
Patente sind 2013 bei den drei wichtigsten Patentämtern, dem
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
1 677,6
1 460,1
0
1
G 15.8
35,7
40%
60%
Hochschulen
80%
Staat
100%
Andere
Total 18 510 Mio. Franken
Total 75 476 Vollzeitäquivalente
PANORAMA
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Europäischen Patentamt (EPA), dem japanischen Patentamt (JPO)
und dem US Patent & Trademark Office (USPTO), mit einem Anteil
von 2,4% aller aus der OECD stammenden Patentfamilien gut
vertreten. Im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl ist die Schweiz
mit rund 149 triadischen Patentfamilien pro Million Einwohner
das aktivste Land der OECD nach Japan. Die für Forschung und
Innovation eingesetzten Mittel bringen somit exzellente Resultate
für die Schweiz hervor.
Triadische Patentfamilien1, im internationalen Vergleich 2013
G 15.10
Aufteilung
Pro Mio. Einwohner
2,4%
Schweiz
9,2%
Japan
31,6%
USA
28,0%
EU-25
Andere OECD-Länder
Technologische Zahlungsbilanz
Die technologische Zahlungsbilanz der Schweiz blieb seit 1985
bis 1999 trotz Fluktuationen immer positiv. Das Land exportierte
bis zu diesem Zeitpunkt mehr technologische Kenntnisse und
Dienstleistungen (Patente, Lizenzverträge, Markennamen, Knowhow sowie technische Hilfsleistungen), als es importierte. Zwischen 2002 und 2008 war der starke Anstieg der Ausgaben bzw.
Importe dann verantwortlich für einen negativen Saldo. Seit 2009
steigen die Exporte wieder.
28,9%
0
1
Siehe Glossar
40,1
100
150
Mittelwert der OECD-Länder
Technologische Zahlungsbilanz der Schweiz
18
16
G 15.11
In Mrd. Franken
Ausgaben (Importe)
14
12
10
8
Einnahmen (Exporte)
6
4
2
0
1985
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
10
1990
1995
2000
PANORAMA
2005
2010
2013
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Glossar
Bildungssystem
Berufsleben oder auf den Übertritt in höhere Schulen. Der Unterricht
Grafik G  15.12 gibt einen Überblick über das Bildungswesen der Schweiz.
auf der Sekundarstufe I erfolgt leistungsdifferenziert in geteilten oder
Sie zeigt die hauptsächlichen Ausbildungsgänge und die ungefähre Dauer
kooperativen Modellen mit Grund- und erweiterten Ansprüchen sowie in
der Ausbildungen. Der Gruppierung liegt die ISCED (International Stan-
integrativen Modellen ohne Selektion aufgrund der Schulleistungen. Für
dard Classification of Education) der UNESCO zugrunde.
die Typen mit Grundansprüchen gibt es keine speziellen Aufnahmekritierien, während Lernende in Schulen mit erweiterten Ansprüchen deren
Forschung und Entwicklung (F&E)
Selektionskriterien erfüllen.
Forschung und experimentelle Entwicklung (F+E) ist systematische,
Sekundarstufe II
schöpferische, wissenschaftliche Arbeit mit dem Zweck der Erweiterung
des Kenntnisstandes, einschliesslich Erkenntnisse über den Menschen,
Die allgemein- und berufsbildenden Ausbildungen der Sekundarstufe II
die Kultur und die Gesellschaft, sowie deren Verwendung mit dem Ziel,
schliessen sich an die obligatorische Schule an. Sie können − als beruf-
neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden.
liche Grundbildung − den direkten Eintritt ins Berufsleben eröffnen oder
aber − wie die allgemeinbildenden Schulen − primär vorbereitend auf
ISCED
die Tertiärstufe ausgerichtet sein. Die Berufsmaturität ermöglicht sowohl
International Standard Classification of Education. Von der UNESCO de-
den Berufseinstieg wie auch den Zugang zu den Hochschulen.
finiertes, international verwendetes Klassifikationsschema des Bildungs-
Technologische Zahlungsbilanz (TZB)
wesens.
Die TZB misst die Geschäftstätigkeiten im Zusammenhang mit den
Obligatorische Schule
internationalen Technologietransfers. Sie erfasst die bezahlten oder
Die obligatorische Schule gliedert sich in acht Jahre Primarstufe (inklu-
erhaltenen Gegenleistungen für den Erwerb oder die Verwendung von
sive zwei Jahre Kindergarten bzw. Eingangsstufe) und drei Jahre Sekun-
Patenten, Lizenzen, Warenzeichen, Modellen und Konstruktionen, von
darstufe I, dauert also insgesamt elf Jahre. Der Schuleintritt erfolgt frü-
Know-how und technischen Dienstleistungen (einschliesslich technischer
hestens ab erfülltem 4. Lebensjahr.
Hilfe) sowie im Ausland realisierte industrielle Forschung und Entwick-
Die Sekundarstufe I folgt auf die Primarstufe und dient dem Erwerb
lung.
einer grundlegenden Allgemeinbildung sowie der Vorbereitung auf das
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
11
PANORAMA
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Tertiärstufe
Die Tertiärstufe besteht einerseits aus der Höheren Berufsbildung, deren Ausbildungsgänge zu Eidgenössischen Fachausweisen und Diplomen
führen. Voraussetzung dafür ist der Abschluss eines Diploms auf der
Sekundarstufe II sowie praktische Berufserfahrung. Andererseits sind die
Hochschulen ein fester Bestandteil der Tertiärstufe. Zu ihnen gehören
die kantonalen Universitäten und die Eidgenössischen Technischen Hochschulen, die Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Seit den
2000er-Jahren sind die Studien gemäss der Bologna-Deklaration zweistufig (Bachelor und Master) und nach dem Kreditsystem (ECTS) aufgebaut.
Voraussetzung für die Zulassung zu den Hochschulen ist in der Regel ein
Maturitätszeugnis (gymnasiale Matur, Berufsmatur, Fachmatur).
Triadische Patentfamilien
Von triadischen Patentfamilien spricht man, wenn zum Schutz derselben
Erfindung Patente bei den drei wichtigsten Patentämtern angemeldet
sind: beim Europäischen Patentamt (EPA), beim japanischen Patentamt
(JPO) sowie beim US Patent & Trademark Office (USPTO).
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
12
PANORAMA
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Das Bildungssystem der Schweiz (vereinfacht)
G 15.12
Le système d’enseignement suisse (simplifié)
Doktorat / Doctorat
7
Nachdiplome / Diplômes postgrades
6
5
Tertiärstufe
Degré tertiaire
4
1
7
7
7
6
6
6
Bachelor
6
3
2
Eidg. Diplom /
Diplôme féd.
Master
7
Universitäre Hochschulen
Hautes écoles universitaires
Pädagog.
HS / HE
pédag.
Passerelle
Fachhochschulen
Hautes écoles
spécialisées
Diplom
Diplôm
Eidg. Fachausweis /
Brevet féd.
Höh. Fachschulen
Ecoles supérieures
Eidg. Prüfungen
Examens féd.
2
Höhere Berufsbildung
Formation professionnelle supérieure2
Weiterbildung / Formation continue
8
8
Berufliche Zusatzausbildung
Formation prof. complémentaire
4
4
Sekundarstufe II
Degré secondaire II
34
Fachmaturität
Maturité spéciale
4
Berufsmaturität 1
Maturité professionnelle 1
3
34
34
35
2
Gymnasiale Maturität
Maturité gymnasiale
Fachmittelschule
Ecoles de culture gén.
Berufliche Grundbildung (Lehre)
Formation professionnelle initiale (apprentissage)
1
Sekundarstufe I
Degré secondaire I
Übergangsausbildungen Sek. I – Sek. II
Formations transitoires sec. I – sec. II
11
35
3
Gymnasiale Vorbildung
Enseignement de caractère prégymnasial
10
2
9
Schulen mit Grund- und erweiterten Ansprüchen, sowie ohne Selektion
Types d’enseignement à exigences élémentaires ou élevées et sans sélection
8
7
6
Primarstufe, 3. – 8. Jahr
Degré primaire, années 3 – 8
5
Primarstufe
Degré primaire
4
1
3
2
1
020
Kindergarten, Eingangsstufe 1. – 2. Jahr
Ecole enfantine, cycle élémentaire années 1 – 2
Jahr / Année
123
1
2
ISCED-Klassifikationsschema 2011 der UNESCO, siehe Glossar
Schéma de classification CITE 2011 défini par l’UNESCO, voir glossaire
Direkter Zugang
Accès direct
Zusatzqualifikation oder Berufspraxis erforderlich
Qualification supplémentaire ou pratique
professionnelle requises
Parallel zur drei- oder vierjährigen beruflichen Grundbildung oder ein Jahr im Anschluss an die Lehre
Parallèlement aux trois ou quatre ans de la formation professionnelle initiale ou une année après l’apprentissage
Zu den eidgenössischen Prüfungen gehören die eidg. Berufsprüfungen (BF) und die eidg. höheren Fachprüfungen (HFP).
Font partie des examens fédéraux les examens prof. fédéraux les examens prof. fédéraux et les examens prof. féd supérieurs.
BILDUNG UND WISSENSCHAFT
13
PANORAMA
© Bundesamt für Statistik, Februar 2016