Salzburger Woche - Austrian

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Winterlife
schlittenhunde
SALZBURGER WOCHE
Der mit dem Wolf fährt
Eigentlich wollte der Salzburger Peter Salzlechner nur einen Hund, geworden ist es ein ganzes Rudel:
Seit zehn Jahren züchtet er Schlittenhunde. Die sind nicht nur schön, sondern auch schnell: Nach Erfolgen bei
Hundeausstellungen peilt Salzlechner mit einem Team aus Leistungssportlern und Trainingswissenschaftern
nun Welt- und Europameistertitel im Schlittenhundesport an.
MATTHIAS PETRY
Dreifach-Job: Die gebürtige Rumänin Annemarie Salzlechner ist Tierärztin in Salzburg-Liefering, Teamtierärztin für das Schlittenhunde-Team ihres
Bilder: Salzlechner, Wagner, Grunicke-Würfl
Mannes und betreut auch die Alaskan Malamutes in seiner Zucht. SALZBURGER WOCHE
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schlittenhunde
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m Anfang stand ein ein­ Erfolg die Neider: „,Ihr habt schöne
facher Wunsch: „Wir woll­ Hunde, aber die können ja keine
ten einen Hund, der sollte Rennen fahren‘, hieß es“, erinnert
robust sein, kinderlieb und im Win­ sich der gebürtige Stadt-Salzbur­
ter nicht erfrieren“, erinnert sich ger. Er nahm die Herausforderung
Peter Salzlechner. Per Ausschluss­ gern an. Nach ersten Gehversu­
verfahren fiel die Wahl auf „Yu­ chen bei der WM 2009 in Werfen­
kon“, einen Alaskan Malamute- weng zeigte sich, dass es auch hier
Schlittenhund. Das war vor zehn sehr professionell zugehen muss.
Jahren. Dann kam die „Malamuti­ „Es ist schon ein Leistungssport, die
tis“. „Das ist ein Virus“, schmun­ Hunde müssen gut sein, das Mate­
zelt der 51-Jährige: „Wenn man ei­ rial muss gut sein und der Sportler
nen hat, will man mehr haben. So muss gut sein“, erklärt Salzlechner.
ist die Zucht entstanden.“
„Da bin ich halt einfach schon zu
14 Malamute-Schlittenhunde be­ alt. Arthrose hab ich auch, und so
herbergt seine Zucht derzeit, an­ ist die Idee entstanden, ein Team
gesiedelt mittlerweile auf einem aufbauen.“
eigenen Bauernhof in Pischelsdorf
bei Mattighofen. Das ursprüng­ Ideal abgestimmtes Team
liche Einfamilienhaus der Familie Das Team, das sind Salzlechner,
in Salzburg-Liefering war schnell selbst studierter Sportwissenschaf­
zu klein geworden und dient mitt­ ter, und eine perfekte Mischung
lerweile seiner Frau Annemarie als an weiteren Hundeliebhabern: Ei­
Tierarztpraxis. „Wenn man schon nerseits sind aktive bzw. ehemalige
einen Schlittenhund hat, will man Leistungssportler mit von der Partie,
auch Schlitten fahren“, meint Salz­ wie die steirischen Biathleten Dani­
lechner lapidar, „also haben wir ei­ el Huber und Petra Gössler, Triathlet
nen zweiten Hund dazugenom­ Romi Schönfeld und Schwimmerin
men, und so hat dann langsam Simone Nolte. Auf der anderen Sei­
die Zucht begonnen.“ Der Erfolg te steht ein Betreuerteam, das eben­ Bei der EM 2011 in Campo Felice (Italien) holte Sibylle Wagner den
stellte sich schnell ein, schon nach falls die „Malamutitis“ gepackt hat – Vize-Europameistertitel im Skijöring.
dem ers­ten Wurf konnte er Vize- weitere Sport- und Trainingswissen­
und Jugendweltsieger vorweisen. schafter, ein Freilassinger Unfallchi­ in die Steiermark. „Aber das Wich­ Der Erfolg gibt ihm Recht: Schon
Mittlerweile sind die Wände der rurg als Teamarzt und Salzlechners tigste ist, dass es dem Hund dabei 2010 konnte das Team bei Europa­
Tierarztpaxis mit Urkunden von Frau Annemarie als Teamtierärztin. gut geht, die haben so viel Freude meisterschaften über je zwei gol­
Hundeausstellungen geradezu ta­ „Das war eigentlich Zufall, weil das daran“, meint Wagner.
dene und bronzene sowie eine Sil­
peziert. Wie so oft kamen mit dem waren alles Welpenkäufer in meiner „Austrian Wolf Racingteam“ hat bermedaille im Skijöring jubeln, also
Zucht“, sagt der „Teamchef“.
Salzlechner das Team getauft – aus dem Langlaufen mit vorgespann­
Schnell war klar, dass dies mehr als
tem Hund. Und schon beim ersten
nur ein bisschen Gaudisport wer­
Rennen der neuen Saison Mitte Ok­
den würde: „In erster Linie wollte
tober konnten Sibylle Wagner und
Die Hunde
ich eigentlich meine Freizeit mit
haben so viel Teamkollegin Vicki Grunicke-Würfl
dem Hund und sportlicher Akti­
Freude daran. (siehe Seite 6) einen zweiten und
vität verbringen“, erklärt die ehe­
dritten Platz im Bike-Jöring holen,
malige Profi-Radfahrerin Sibylle
bei dem der Hund vor den Radfah­
Sibylle Wagner
Wagner aus der Stadt Salzburg.
rer gespannt wird.
Ex-Radprofi
Sie startet im Skijöring-Bewerb
„Wir haben das Ganze in kleinem
für das Team, also auf Langlauf­
Maß aufgebaut, heuer machen
skiern, mit ihrem Hund davorge­ gutem Grund: Der Alaskan Ma­ wir’s im großen Maß“, sagt Salzle­
spannt. „Aber einmal Rennfah­ lamute stammt direkt vom Wolf chner. Die Saison ist mittlerweile be­
rer, immer Rennfahrer“, schmun­ ab (siehe Seite 6). Dass die Mala­ reits in vollem Gange – im Febru­
zelt sie. „Wenn zwei nebeneinan­ mutes eigentlich als die langsamste ar 2012 steht dann mit der Snowder sind, will man einfach schnel­ der Schlittenhunderassen bekannt WM in der Slowakei das Highlight
ler sein.“ Mittlerweile trainieren die sind, stört ihn nicht: „Ich bin nicht an. Und da soll wirklich das große
Sportler mehrmals die Woche mit der Meinung, dass das die Erfolgs­ Maß her. Peter Salzlechners Ziel ist
Vicki Grunicke-Würfl bei einem
ihren Hunden, Ende Oktober ging chancen schmälert. Ich denke, dass bereits klar definiert: „Vier Medail­
Ausdauerevent im Oman.
es sogar eigens ins Trainingslager es eine Trainingsgeschichte ist.“
len, davon zwei Weltmeistertitel.“
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Extrem auf den Hund gekommen
Vicki Grunicke-Würfl ist
wohl die sportlich außergewöhnlichste Athletin in
den Reihen des „Austrian
Wolf Racingteams“. Im
Brotberuf arbeitet sie in
einem Radsport-Geschäft
in Salzburg, ihre Leidenschaft gehört aber dem
Ausdauersport – und jetzt
den Schlittenhunden.
24-Stunden-Schwimmen und ein
24-Stunden-Radrennen bestrit­
ten und alle gewonnen. Mit neun
Stunden und drei Minuten hält sie
den Weltrekord im Long-DistanceLeistungsschwimmen, sie hat bei
Europa- und Weltmeisterschaften
im Double und Triple Ultra-Tria­
thlon (zweifache bzw. dreifache
Die Hunde
sind wie
kleine Kinder.
Vicki GrunickeWürfl
Extremsportlerin
MATTHIAS PETRY
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m Jahr 2007 bestritt die 35-Jäh­
rige ihren ersten Ironman, al­
so 3,86 Kilometer Schwim­
men, 180 Kilometer Radfahren
und ein Marathonlauf (42,2 Kilo­
meter). „Das war ganz schön hart
und besonders schnell war ich
nach einem dreiviertel Jahr Trai­
ning auch nicht gerade“, erinnert
sie sich. Doch das war für sie erst
der Start, schnell wurden die He­
rausforderungen härter und aus­
geflippter: Seitdem hat sie drei
Ironman-Distanz) mehrfach auf
dem Treppchen gestanden und
im heurigen September hat sie
den Gesamtsieg im Ultra-Triath­
lon-Weltcup davongetragen.
Nachdem ihr das Trainingspensum
aber zu viel wurde und sich auch
die Sponsorensuche schwierig ge­
staltete, hat die Extremsportlerin
nun eine neue, eine vierbeinige
Herausforderung gefunden: Seit
diesem Herbst startet sie für das
„Austrian Wolf Racingteam“ im Bi­
ke- bzw- Skijöring, also auf dem
Mountainbike bzw. den Langlauf­
skiern mit dem Hund davorge­
Alaskan Malamutes:
Der Alaskan Malamute hat seinen Namen vom Inuit-Stamm der Malamute
und ist eine der ältesten arktischen Hunderassen. Seit mehr als 2000 Jah­
ren ziehen sie Schlitten und Güter für die Menschen der Region. Die Inuit
haben die Hunde aus den Wölfen der Gegend herausgezüchtet und neben
dem Lastenziehen dazu verwendet, um ihre Kinder im Winter zu wärmen.
Damit hat sich über die Jahre eine Rasse entwickelt, die sehr gutmütig und
menschenfreundlich ist, aber auch sehr urtümlich und dickköpfig.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Alaskan Malamutes im Schlitten­
hundesport populär. Sie wurden zu dieser Zeit jedoch vermehrt mit anderen
Rassen gekreuzt, da sie zwar die stärkste und größte, aber auch die lang­
samste der vier Schlittenhunderassen sind (Grönlandhunde, Sibirische Hus­
kys und Samojeden sind die anderen drei). Dies führte fast zum Zerfall des
Alaskan Malamutes. Erst ab 1926 begann man wieder mit der Reinzucht
dieser Rasse, wie sie nun auch Peter Salzlechner betreibt.
Grunicke-Würfl beim Bikejöring-Training mit „Braveheart“.
spannt. Ihre Teamkollegin Sibylle
Wagner, gleichzeitig ihre Chefin
im Radsportgeschäft in SalzburgMülln, hatte den Kontakt herge­
stellt. „Erstmal faszinieren mich
die Hunde wahnsinnig“, sagt die
gebürtige Sächsin: „Einerseits sind
sie solche Kraftpakete, auf der an­
deren Seite so richtige Knuddel­
hunde. Außerdem ist es für mich
einfach mal was anderes. Ich war
bis jetzt immer Einzelkämpferin,
nur für mich selbst verantwort­
lich, und jetzt muss man im Team
perfekt zusammenspielen.“ Ein
Zuckerschlecken sind die Bewer­
be aber auch für sie nicht: „Man
trainiert für Ausdauer ganz anders
als die für Kurzstrecke. Das tut fast
mehr weh wie früher, ich bin es
nicht gewöhnt, mich auf so kur­
zer Strecke total zu verausgaben.“
Eine ganz eigene Herausforde­
rung ist zudem ihr vierbeininger
Teamkollege „Braveheart“. Da ist
Teamwork gefragt – und Einfüh­
lungsvermögen in die Hundepsy­
che: „Man muss wissen, wie der
Hund tickt, wie man ihn anfeu­
ert und bei Laune hält“, erklärt
sie und lacht: „Wenn man keine
Ahnung hat von den Hunden, sind
sie wie kleine Kinder, die schauen,
wie weit sie gehen können.“