Ein Mythos fährt Schlitten

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Freitag, 27. November 2015 CHF 3.30
163. Jahrgang, Nr. 324
www.buendnertagblatt.ch
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Sparprogramm:
Betroffene sind
konsterniert
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BERN Die Sparmassnahmen des
Bundesrats stossen bei den Betroffenen auf wenig Verständnis. Das
Bundespersonal befürchtet eine
«massiv höhere Belastung». Man
spare auf Kosten der Schwächsten,
heisst es von links. Die Bauern empfinden die Einschnitte als «Affront».
Für die SVP spart der Bundesrat am
falschen Ort.
Gestern hat der Bundesrat die
Details des Sparprogramms bekannt gegeben. Der Bundesrat will
in allen Bereichen sparen. Er will
den Bundeshaushalt zwischen 2017
und 2019 jährlich um eine Milliarde
Franken entlasten. Dabei ist die Armee weniger stark betroffen als die
Bildung. (SDA)
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EXKLUSIV IM BT
Eine Übergangslösung
gewährt die Versorgung
Die beiden Malanser Hausärzte Reto Castelberg
und Christoph Meier haben jahrelang Nachfolger
für ihre Praxen gesucht. Ohne Erfolg. Ende 2016
wird beim Karlihof auf Malanser Boden ein neues
Medizinisches Zentrum (MC) eröffnet. Bis es so weit
ist, werden Castelberg und ein Arzt des MC Maienfeld die medizinische Versorgung in der Gemeinde
sicherstellen. CORNELIUS RAEBER
G R AU B Ü N D E N ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
Ein Mythos fährt Schlitten
Einmal mehr «Heidi»: gähn? Von wegen! Der neue
Kinofilm von Regisseur Alain Gsponer erzählt die
Geschichte über das berühmteste Bündner Mädchen mit
unverbrauchtem Schwung – und bleibt trotzdem Johanna
Spyris Romanvorlage treu. Nicht nur Anuk Steffen in der
Titelrolle und Bruno Ganz als Alpöhi (im Bild) machen
S C H W E I Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 21
ihre Sache phänomenal, auch die weiteren Schauspieler
wie Quirin Agrippi als Peter und Katharina Schüttler als
Fräulein Rottenmeier. Der in Graubünden gedrehte Film
besticht zudem durch seine Landschaftsbilder. (CMI/ZVG)
K U L T U R . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 13
Asylgesuche erfordern Massnahmen
Die Flüchtlingsströme nach Europa wirken sich zunehmend auch auf Graubünden aus.
19 «Bündner» Superreiche
Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» zählt 19 Wahlbündner zu den 300 reichsten Schweizern. Einer
von ihnen, der dieses Jahr den Sprung in den
Kreis der Milliardäre und Millionäre schaffte, ist
der spanische Architekt Santiago Calatrava.
Der anhaltende Zustrom von
Flüchtlingen beschäftigt auch das
Amt für Migration und Zivilrecht
(AfM) des Kantons Graubünden. «In
den letzten Jahren nahm die Anzahl
der Asylgesuche jeweils im Oktober
ab», sagte Georg Carl, Leiter der Abteilung Asyl und Rückkehr. Heuer
sei das Gegenteil der Fall. Um die
Unterbringung der Asylsuchenden
dennoch sicherstellen zu können,
wird in Andeer eine Zivilschutz-
anlage in Betrieb genommen, und in
Valchava ziehen Asylsuchende auf
Initiative einer Privatperson in ein
Sport- und Ferienlager ein. (KE)
G R A U B Ü N D E N . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
G R AU B Ü N D E N ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8
Senti bringt Eco Line nach Chur
Das auf wassersparende
Sanitärprodukte spezialisierte
Startup-Unternehmen Swiss
Eco Line AG des Bündners Rolf
Senti hat Chur als Firmensitz
gewählt. Mit gutem Grund.
Ansichtskarten schreiben Geschichte
«Die Zitrone ist ausgepresst»
Das Gemeindeparlament Ilanz/Glion hat das
Budget 2016 genehmigt. Sorgen bereitet jedoch
der negative Cashflow. Die Zitrone sei ausgepresst,
sagte Gemeindepräsident Aurelio Casanova.
G R AU B Ü N D E N ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 5
82 Tage auf der Seidenstrasse
B Ü N D N E R L E T Z T E . . . . Seite 28
BERLIN Die deutsche Regierung
hat offiziell die geplante Beteiligung
am militärischen Kampf gegen die
Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in
Syrien bekannt gegeben. «Die Regierung hat heute schwere, aber
richtige und notwendige Schritte
beschlossen», sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
gestern Abend in Berlin.
Deutschland werde zur Unterstützung Frankreichs im Anti-Terror-Kampf unter anderem mindestens vier Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr zur Verfügung stellen. Die Bundeswehr soll
auch ein Kriegsschiff und ein Tankflugzeug für den Kampf gegen IS bereitstellen. (SDA)
W E L T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23
«Grüsse aus Rhäzüns» zeigt die Entwicklung des Dorfes anhand von Postkarten.
C H U R . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11
Von Landquart bis nach Peking
und wieder zurück. Auf seiner
dreimonatigen Motorradreise
entlang der Seidenstrasse
durchfuhr Peter Weibel
insgesamt 29 Länder. Ein
einzigartiges Abenteuer.
Deutschland steigt
in den Kampf
gegen IS ein
«P. C. Aus diesem langweiligen Rhäzüns sendet Ihnen die besten Grüsse.
Eine alte Bekannte»: eine Postkarte eines Gastes in Rhäzüns, versendet nach
Bergamo in Italien. (ZVG)
GRAUBÜNDEN Seite 3
CHUR Seite 11
KULTUR Seite 13
SPORT Seite 15
Postkarten können Zeitzeugen sein.
Anhand der umfangreichen Kartensammlung von Regierungsrat
Christian Rathgeb zeigt die neu erschienene Publikation «Grüsse aus
Rhäzüns», wie sich das Dorf in den
letzten 130 Jahren entwickelt hat.
Die alten Ansichten geben spannende kulturhistorische Einblicke zur
Geschichte eines landwirtschaftlich-gewerblich geprägten Ortes.
Etwa 100 Postkartenmotive soll es
geben – zum Erstaunen von Kunsthistorikerin Ludmila Seifert, von
welcher die Texte im Buch stammen. Heute Abend findet im Schulhaus in Rhäzüns eine Buchvernissage statt. (MHÖ)
G R A U B Ü N D E N . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 9
SCHWEIZ Seite 21
WELT Seite 23
Neuansteckungen
in der Schweiz auf
dem Tiefststand
HIV Im Gegensatz zu Europa, vor
allem Osteuropa, meldeten in der
Schweiz im Jahr 2014 die Labors mit
519 HIV-Infektionen zehn Prozent
weniger Fälle als im Vorjahr. Laut
dem Bundesamt für Gesundheit
gab es noch nie so wenige neue
HIV-Diagnosen wie 2014. Die Zahl
liegt deutlich unter dem bisherigen Tiefststand von knapp 600 Fällen im Jahr 1999. Insgesamt leben
in der Schweiz zwischen 15 000
und 25 000 Menschen mit HIV und
Aids. (SDA)
K L A R T E X T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2
RADIO/TV Seite 25
WETTER Seite 28
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Fre i t a g , 2 7. Nove m b e r 2 0 1 5
B ü n d n e r Ta g b l a tt
Rolf Senti – Prophet im eigenen Land
S TA D T NO T I Z
Zwei Unfälle innert kurzer Zeit Am Mittwoch ist
es im Kreisel Rhein-/Giacomettistrasse zu einem
Verkehrsunfall zwischen einem Radfahrer und
einem Autofahrer gekommen. Der 86-jährige
Autofahrer kollidierte laut einer Mitteilung der
Stadtpolizei mit dem Radfahrer im Kreisel, als
dieser in den Kreisel einfuhr. Der Radfahrer wurde
mit unbestimmten Verletzungen ins Kantonsspital
überführt. Es entstand geringer Sachschaden. Rund
zehn Minuten später kam es auf der Pulvermühlestrasse zu einem Auffahrunfall mit drei beteiligten
Fahrzeugen. Zwei Personen wurden leicht verletzt
und ins Kantonsspital überführt.
Vor fünf Monaten wurde Rolf Senti mit dem Innovationspreis des Bündner Gewerbeverbandes geehrt, nun hat er die
neue Firma Swiss Eco Line AG in Chur angesiedelt. Gestern war die Gründungsfeier – im Land des Propheten.
▸ N O R B E RT WA S E R
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Vor 31 Jahren startete der Felsberger
Rolf Senti als Radprofi an der Tour
de Suisse, getragen von einer ganzen Reihe von Sponsoren, die auf
seinem Radtrikot sichtbar waren.
Gestern nun präsentierte der 55-jährige Bündner seine Mannschaft, mit
der er kein Radrennen gewinnen
will, sondern zur «Worldtour» mit
den innovativsten Wasserarmaturen startet. Wie damals als Radprofi
ist es Senti wiederum gelungen,
Freunde, Geschäftspartner und vor
allem Investoren um sich zu scharen, die an ihn und seine Produkte
glauben. «Es ist nicht nur das innovative Produkt, es ist die kollektive
Intelligenz des ganzen Teams», sagte Peter E. Nägeli, Verwaltungsratspräsident, an der Gründungsfeier
der Swiss Eco Line AG im «B12» in
Chur und bezeichnete Rolf Senti als
Key-Account-Manager eines Produkts mit weltweitem Potenzial.
Churer Stapi setzt Fuss in die Tür
Das Produkt ist eine Badarmatur,
die den Wasserverbrauch durch
eine revolutionäre Sprühtechnik
um 90 Prozent senkt. Diese Schweizer Erfindung wurde bereits mit
einem halben Dutzend Awards ausgezeichnet. Mit der Verleihung des
Innovationspreises durch den
Bündner Gewerbeverband im Juni
dieses Jahres scheint nun Rolf Senti
auch als Prophet im eigenen Land
den Durchbruch zu schaffen. Die
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IBC erhöht Versorgungssicherheit Die IBC Chur
hat in den letzten Monaten die 60-kV-Leitung
zwischen dem Unterwerk Sommerau und dem
Unterwerk Sand ersetzt. Mit sieben Millionen
Franken gehört es zu den wichtigsten und teuersten Ersatzmassnahmen der IBC. Mit dem Ersatz
konnte die Versorgungssicherheit erhöht und die
Kapazität der Leitung mehr als verdoppelt werden.
INSERAT
Tragen alle dazu bei, ein Projekt mit internationalem Potenzial zu stemmen: Stadtpräsident Urs Marti, VR-Präsident
Peter E. Nägeli, CEO Rolf Senti und Investoren aus Saudi Arabien und Indien (v.l.). (FOTO NORBERT WASER)
Swiss Eco Line AG, ein Spin-Off der
seit 20 Jahren in Landquart beheimateten Bagno Sasso Mobili AG, hat
ihren Sitz nämlich in Chur. Im Hintergrund die Fäden gezogen hat dabei Churs Stadtpräsident Urs Marti.
«Wir leben im Wasserschloss und
haben die Kompetenz im Umgang
mit Wasser, was liegt also näher, als
den Erfindergeist im sparsamen
Umgang mit der Ressource Wasser
in Chur zu beheimaten», sagte Marti. Konkret umgesetzt wird dies
durch eine Art Joint Venture zwischen Staat und Wirtschaft, indem
die Swiss Eco Line AG ihre Büros bei
der IBC Energie Wasser Chur hat.
«Von dieser physischen Nähe ver
sprechen wir uns viel», sagte Marti
gegenüber dem BT. Senti bestätigte,
dass Pläne bestehen, auch die Produktion der Swiss Eco Tap mittelfristig nach Chur zu verlagern.
Netzwerk von Chur bis Indien
Zum Netzwerk von Swiss Eco Line
gehören auch weitere Bündner. So
sitzen Architekturprofessor Dietrich Schwarz und der Churer Ingenieur Stefan Balzer im Beirat, dem
auch Reto Largo, Geschäftsführer
des Zukunftshauses «Nest» angehört. Sie alle zeigten sich überzeugt,
dass die wassersparenden Produkte
von Swiss Eco Line eine grosse Zukunft vor sich haben. Marcel Meier,
CEO der Bautreuhand Zürich, der
mit seiner Startfinanzierung das
heutige Entwicklungsniveau überhaupt ermöglichte, lobte die Innovationskraft von Rolf Senti und
sprach gar von Genialität. «Menschen machen die Differenz», unterstrich er dessen Unternehmergeist.
Apropos Prophet: Die Präsenz
von Investoren und Partnern aus
Saudi-Arabien und Indien zeigt,
dass die wassersparenden Armaturen auch in muslimischen Ländern
ein riesiges Potenzial haben, werden doch in den Moscheen millionenfach die Hände gewaschen –
vielleicht schon bald im Sprühregen
von Swiss Eco Tap.
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