Die Raiffeisenstraße stellt sich vor “ Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele...” Friedrich Wilhelm Raiffeisen Porträt des Sozialreformers „Einer für alle – alle für einen“ Das war eine der Maximen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Die daraus resultierenden Prinzipien „Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung“ sind noch heute die Grundlagen allen genossenschaftlichen Wirkens. Der berühmte Sohn des Westerwaldes ist einer der Pioniere des modernen Genossenschaftswesens. Er wurde am 30. März 1818 in Hamm an der Sieg geboren. Großen Einfluss auf seine Erziehung hatte sein Patenonkel, der örtliche Pfarrer Georg Wilhelm Seippel, der sein christliches Menschenbild entscheidend geprägt hat. Als 17jähriger ging er als Freiwilliger zur preußischen Armee, wo er zum „Feuerwerker“ ausgebildet wurde. 1843 trat zum ersten Mal ein Augenleiden bei ihm auf, das schließlich zu seiner Dienstunfähigkeit und der Entlassung aus dem Militärdienst führte. Gerade 25 Jahre alt, stand er vor der Aufgabe sich beruflich neu zu orientieren. Er entschied sich für eine Laufbahn in der zivilen Verwaltung. Nach einer entsprechenden Ausbildung übernahm er 1845 die Aufgabe des Bürgermeisters im Amtsbezirk Weyerbusch. Kaum im Amt, wurde er nach einer Missernte im Winter 1846 – 1847 mit einer katastrophalen Hungersnot konfrontiert. Die Menschen litten entsetzlich, man ernährte sich von dem Saatgut für die nächste Aussaat. Raiffeisen ließ Brotgetreide zu Brot backen, das er an die Bedürftigen im Ort zu besonders günstigen Bedingungen abgab. So entstand der „Weyerbuscher Brodverein“, sein erstes soziales Projekt. Im Jahre 1848 wurde er als Bürgermeister nach Flammersfeld versetzt, wo er den „Flammersfelder Hülfsverein“ gründete. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, kleinen Bauern, die oftmals durch wucherische Geldverleiher in Existenznot gerieten, vor dem endgültigen Ruin zu bewahren. 1852 erfolgte eine weitere Versetzung nach Heddesdorf, heute ein Stadtteil von Neuwied. Hier traf er neben der schon vertrauten ländlichen Bevölkerung auch auf Industriearbeiter und deren soziale Probleme. So gründete er 1854 den „Wohlthätigkeitsverein“, der nach einer Neuorganisation 1864 als „Heddesdorfer Darlehnskassen-Verein“ neu erstand. In dieser Zeit hatte sich allerdings auch sein altes Augenleiden so stark verschlechtert, daß er aus seinem Amt als Bürgermeister entlassen wurde. Seine älteste Tochter Amalie wurde nun für ihn zu der entscheidenden Stütze, mit deren tatkräftiger Hilfe es ihm gelang in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1888 seine Genossenschaften in ganz Deutschland zu verbreiten und populär zu machen. Aber auch in vielen angrenzenden Ländern gründete man Raiffeisengenossenschaften. Heute gibt es Genossenschaften in fast allen Ländern der Erde. Besonders in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist das oft der Königsweg aus sozialer Bedrängnis. Deutsches Raiffeisenmuseum in Hamm/Sieg Hier finden Sie Ausstellungsstücke, die den ganzen Lebensweg von Friedrich Wilhelm Raiffeisen umfassen. Beginnend mit seiner Geburtsurkunde, Dokumenten zu seiner Ausbildung, zahlreichen Schriftstücken und Protokollen von seinen verschiedenen Bürgermeisterstellen und natürlich auch aus der Gründerzeit der Genossenschaften, ist dort auch die Original- Totenmaske, die unmittelbar nach seinem Ableben angefertigt wurde, zu sehen. In einem eigenen Raum sind Bücher und Schriftstücke, Bilder und kleine Geschenke von Besuchern aus vielen Ländern dieser Erde ausgestellt. Diese zeugen von den heute weltumspannenden Auswirkungen seiner damaligen Arbeit. Besuchern stehen 30 Audio-Guides in deutsch, englisch, französisch, spanisch und japanisch zur Verfügung, die die Gäste durch das Museum begleiten. Für eilige Besucher ist ein virtueller Rundgang, ebenfalls in diesen Sprachen, durch das Haus möglich. Im ausgebauten Dachgeschoss des Museums ist eine Puppenstuben-Sammlung, die in Art und Umfang einmalig ist, zu sehen. Auch hier lohnt sich ein Besuch. Kontaktdaten: Heimatfreunde im Hammer Land e.V. W. Ebisch, Hamm Tel. 02682 3431 N. Grüttner, Hamm Tel. 02682 6198 K. Salterberg, Pracht Tel. 02682 3425 Tourist-Info Hamm/Sieg Tel. 02682 969789 [email protected] Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum in Weyerbusch Das historische Bürgermeisterhaus, der erste Amtssitz des Bürgermeisters Raiffeisen, ein Backes und das Seminargebäude bilden das Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum (RBZ) im Herzen von Weyerbusch. Das Begegnungs-Zentrum wurde 1989 an historischer Stelle errichtet. Direkt neben dem restaurierten, historischen Bürgermeisterhaus steht ein modernes Gebäude sowie ein Nachbau des ehemaligen Raiffeisen-Backhauses aus dem Jahre 1847. Die Betreuung des “Raiffeisen-Begegnungs-Zentrums” erfolgt durch die Westerwald Bank eG, die auch unter dem Motto “Auf den Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen” interessante Tagesreisen mit fachkundiger Führung anbietet. Kontaktdaten: Westerwald Bank eG, Neumarkt 1-5, 57627 Hachenburg, Tel. 02662 961-220; www.raiffeisenzentrum.de Raiffeisengedenkstätte in Flammersfeld In der Raiffeisenstraße in Flammersfeld liegt das ehemalige Wohn- und Amtshaus der Bürgermeisterei Flammersfeld, die für 33 Gemeinden mit ca. 5000 Einwohnern zuständig war. Friedrich Wilhelm Raiffeisen wohnte und arbeitete hier von 1848 bis 1852. Das Raiffeisenhaus wurde ca. 1780 im damals üblichen Fachwerkstil erbaut. Seit 1985 ist hier eine Gedenkstätte eingerichtet, die über Leben und Werk Raiffeisens informiert. Im Jahre 2010 konnte die Verbandsgemeinde Flammersfeld das Haus durch Unterstützung des Deutschen Raiffeisenverbandes erwerben und einen Sanierungsplan erstellen. Im Jahre 2012 wird die dann museumsdidaktisch modern gestaltete Gedenkstätte wieder eröffnet. Im Bereich der Gedenkstätte wurde von den Landfrauen ein für das 19. Jahrhundert typischer Bauerngarten angelegt. Kontaktdaten: Verbandsgemeinde Flammersfeld, Rheinstraße 17, 57632 Flammersfeld, 02685/809-191; [email protected] Sehenswertes entlang der “Historischen Raiffeisenstraße” Auf der Westerwälder Touristenstraße, der “Historischen Raiffeisenstraße”, die über 40 Kilometer von Hamm nach Neuwied führt, begegnen dem aufmerksamen Besucher die wichtigsten Wirkungsstätten von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Die Orte Hamm, Weyerbusch und Flammersfeld mit vielen Sehenswürdigkeiten und Ausstellungsstücken laden zu einem Besuch ein.
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