Christopher Koll

Christopher Koll
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht
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HBS – Fachgespräch
10.09.2015
„Altersbezogene Regelungen –
Einflussmöglichkeiten des Betriebsrats“
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Themen
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Sicherung der Arbeitsplätze
Arbeitszeitregelungen
Gesundheitsschutz
Sonstige altersbezogene Themen
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Sicherung der Arbeitsplätze
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Gefahren für Stammarbeitsplätze durch
prekäre Beschäftigungsverhältnisse?
• Befristungen
• Leiharbeit
• Werkvertrag
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Allg. Befristungsprobleme
• Immer stärkere Ausweitung durch die
Möglichkeiten des TzBfG. Sehr weit reichende
Sachgründe.
• Gerade bei älteren Mitarbeitern
„Erleichterungen“ für die Arbeitgeber: gem. § 14
Abs. 3 TzBfG reine Zeitbefristung bis zu 5
Jahren zulässig, wenn AN 52 oder älter und
vorher min. 4 Monate beschäftigungslos.
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Befristungen mit Altersbezug
• Befristung des AV auf den Renteneintritt. Grds. zulässig.
• Befristung nach dem Lebensalter (z.B. bis max. 60 Jahre
bei Lufthansa-Piloten gem. MTV ). Laut BAG v.
18.01.2012 – 7 AZR 112/08 – unwirksam, da Verstoß
gegen Benachteiligungsverbot gem. § 7 Abs. 1 iVm. § 1
AGG.
• Befristungserleichterungen gem. § 41 Satz 3 SGB VI
über die Regelaltersrente hinaus. Verstoß gg. RL
1999/70/EG (Befristung) wird diskutiert.
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Einflussmöglichkeiten des BR?
• § 99 BetrVG bei Einstellungen:
Der Widerspruch sorgt allerdings nur dafür, dass
dann evtl. gar keine Beschäftigung des Betroffenen
erfolgt. Argument daher allenfalls: überhaupt keine
Zustimmung bei Einstellungen mehr, wenn nicht
unbefristet. Juristisch allerdings kaum haltbar.
• §§ 92, 92a BetrVG bei Personalplanung und
Beschäftigungssicherung:
Leider keine erzwingbare Mitbestimmung.
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Leiharbeit
• Darf gem. § 1 Abs. 1 Satz 2 AÜG nur
vorübergehend erfolgen.
• Kernfragen derzeit:
Was heißt vorübergehend?
Und was ist die Rechtsfolge eines Verstoßes?
• BAG v. 10.12.2013 – 9 AZR 51/13:
AÜG sieht keine Sanktion vor, daher keine
Begründung eines AV mit dem Entleiher bei
einem Verstoß.
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Einflussmöglichkeiten des BR?
• § 99 BetrVG bei Einstellungen. Der BR kann der
Einstellung eines Leiharbeitnehmers widersprechen,
wenn ein Dauerarbeitsplatz besetzt werden soll (vgl.
BAG v. 10.07.2013 - 7 ABR 91/11).
• Problem:
Der AG kann § 99 BetrVG durch die vorläufige
Durchführung der Maßnahme nach § 100 BetrVG
umgehen. Bei nur kurzfristigen Einsätzen erledigt
sich das Thema dann i.d.R. vor einer gerichtlichen
Entscheidung.
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Gefahren bei Umstrukturierungen
• Umwandlung
• Betriebsübergang
• Betriebsänderung, v.a. Stilllegung, Einschränkung, Verlegung und Zusammenschluss von
Betrieben
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Arbeitsplatzsicherheit bei Sozialauswahl?
• Lebensalter und Betriebszugehörigkeit sind
wesentliche Faktoren der Sozialauswahl = Vorteil für
ältere AN.
• Altersgruppenbildung grds. zulässig, aber nur
schwer rechtssicher herzustellen (vgl. BAG v.
26.03.2015 – 2 AZR 478/13).
• Problem: immer häufiger werden Namenslisten
i.S.d. § 1 Abs. 5 KSchG durch Arbeitgeber
„erpresst“. Dort dann i.d.R. Abweichung von den
Sozialauswahlkriterien.
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Besonderer Arbeitsplatzschutz im Alter
• z.B. durch Beschäftigungsgarantien:
Ausschluss ordentlicher Kündigungen ab einem
bestimmten Alter und/oder einer bestimmten
Betriebszugehörigkeit (Bsp. § 34 Abs. 2 TVöD =
ab 40 Jahre Lebensalter und ab 15 Jahre BZ).
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Einflussmöglichkeiten des BR?
• Mitbestimmung bei Betriebsänderungen gem. § 111
ff. BetrVG.
• Mitbestimmung gem. § 95 BetrVG bei Auswahl-RL.
Erzwingbar aber nur in Betrieben mit mehr als 500
AN.
• Namenslisten können als Teil des
Interessenausgleichs wegen § 112 Abs. 3, 4 BetrVG
nicht gegen den Willen des BR erzwungen werden.
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Beschäftigungssicherung durch
Qualifizierung?
• Grds. gilt: je qualifizierter der AN ist, desto
größer seine Arbeitsplatzsicherheit bzw. seine
Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
• Weitreichende MBRe des BR gem. §§ 96 – 98
BetrVG.
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Arbeitszeitregelungen
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Aspekte der Arbeitszeit
• Länge der Wochenarbeitszeit
• Verteilung der Wochenarbeitszeit auf die
Wochentage
• Länge der täglichen Arbeitszeit
• Lage der täglichen Arbeitszeit
• Länge und Lage der täglichen Pausen
• Ableistung von Überstunden
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Aktuelle Arbeitszeitprobleme
• Seitens der Arbeitgeber ist eine immer stärkere
Flexibilisierung gewünscht.
• Flexibilisierung = i.d.R. Unplanbarkeit der
Freizeit.
• Ständige Erreichbarkeit = Grenzen zum
Privatleben werden fließend.
• Gesundheitliche Beanspruchung steigt häufig
mit dem Lebensalter an (z.B. bei permanenten
Wechselschichten, Nachtschichten etc.).
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Einflussmöglichkeiten des BR?
• Erzwingbare Mitbestimmung gem. § 87 Abs. 1 Nr. 2,
3 BetrVG
• erstreckt sich auf folgende Aspekte der Arbeitszeit:
 NICHT: Länge der Wochenarbeitszeit
 Verteilung der Wochenarbeitszeit auf die
Wochentage
 Länge der täglichen Arbeitszeit
 Lage der täglichen Arbeitszeit
 Länge und Lage der täglichen Pausen
 Ableistung von Überstunden
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Lösungsmöglichkeiten?
• Herausnahme von älteren Mitarbeitern aus
bestimmten Arbeitszeitmodellen.
• Ausschluss/Einschränkung von Mehrarbeit.
Regelung für Schwerbehinderte z.B. in § 124
SGB IX.
• Bei Problemen mit der Durchsetzbarkeit, z.B.
Koppelung mit Gesundheitsthemen (s.u.).
Erfordert dann i.d.R. häufig sehr gute
Begründung, z.B. über Gesundheitsstudien etc.
• Diskussion im Rahmen eines BEM.
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Gesundheitsschutz
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Gesundheitsthemen im Betrieb
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Arbeitsschutz
Unfallverhütung
Mobbing
Burn-Out
Betriebliches (Wieder-)Eingliederungsmanagement (BEM)
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Einflussmöglichkeiten des BR (1)
• Förderungspflicht bzgl. der Beschäftigung
„älterer“ Menschen im Betrieb gem. § 80 Abs. 1
Nr. 6 BetrVG.
Problem: kein eigenständiges MBR.
• Förderungspflicht bzgl. Arbeitsschutz gem. § 80
Abs. 1 Nr. 9 BetrVG.
Mitbestimmung gem. § 89 BetrVG.
Problem: keine erzwingbare Mitbestimmung.
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Einflussmöglichkeiten des BR (2)
• Mitbestimmung beim Gesundheitsschutz gem. § 87 Abs.
1 Nr. 7 BetrVG, soweit die Gesetze Spielräume lassen.
Durchsetzbarkeit erfordert i.d.R. die Heranziehung von
ärztlichem Sachverstand, z.B. über § 80 Abs. 3 BetrVG.
• Mitbestimmung beim BEM. Laut BAG v. 20.11.2014 – 2
AZR 755/13 muss der AG bei einer krankheitsbedingten
Kündigung ohne BEM auch darlegen, dass künftige
Fehlzeiten auch nicht durch gesetzlich vorgesehene
Hilfen oder Leistungen der Rehabilitationsträger
vermieden werden könnten.
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Sonstige altersbezogene Themen
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Überblick
• Betriebliche Altersversorgung
• Vorruhestandsregelungen
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Betriebliche Altersversorgung
• Die Ausgestaltung einer betrieblichen
Altersversorgung unterliegt der zwingenden
Mitbestimmung gem. § 87 Abs. 1 Nr. 8 BetrVG
(bei Unterstützungs- oder Pensionskassen) oder
§ 87 Abs. 1 Nr. 10 BetrVG (andere Formen).
Problem: die Einführung ist nicht erzwingbar.
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Vorruhestandsregelungen (1)
• Individuelle Regelungen wie
Aufhebungsverträge mit Freistellungen etc.
• Altersteilzeit: staatliche Förderung nur noch für
Altfälle vor dem 01.01.2010. Anspruch auf ATZ
nur, wenn Rechtsgrundlage durch TV, BV oder
AV. BV nicht durch BR erzwingbar.
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Regelungen in Sozialplänen
• Staffelung der Abfindungsformel nach
Betriebszugehörigkeit und/oder Lebensalter.
Zulässig.
• Absolute Abfindungs-Deckelungen
(Kappungsgrenzen). Grds. zulässig, wenn
Verhältnismäßigkeit gewahrt.
• Rentennahe Regelungen (grds. zulässig, vgl.
BAG v. 09.12.2014 – 1 AZR 102/13).
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The end…
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