Weinland Andelfinger Zeitung Mittwoch, 27. Mai 2015 9 Andelfingen: Der Bioladen Lindenmühle blickt zurück auf seine wechselhafte Geschichte Die Lindenmühle wird dreissig 1985 waren Regina Frey und Theres Berweger «etwas zu früh dran» mit ihren Visionen. Sie hielten durch; heute steht ihr Bioladen Lindenmühle solide auf mehreren Beinen. SILVIA MÜLLER In Andelfingen hatte niemand auf ihren Bioladen gewartet; das merkten Theres Berweger und Regina Frey schnell, als sie 1985 in der ehemaligen Metzgerei unterhalb der Kirche für Kunden parat standen (heute ist dort ein Blumenladen). «Wir hatten Freude an den eleganten weissen Wandplättli mit den schwarzen Jugendstilornamenten und nannten uns stolz ‹Lindenmühle – Reelle Spezereien›», erinnern sie sich. In den frühen 80er-Jahren wurden in allen Städten Bioläden gegründet, die meisten eher rustikal, mit Getreide und Hülsenfrüchten im Offenverkauf, direkt aus den Engros-Säcken geschöpft und abgewogen. Doch im ländlichen Andelfingen war die Zeit dafür offensichtlich noch nicht reif. «Wir sahen fast keine Kundschaft, hörten aber umso mehr Kritik», erinnert sich Theres Berweger, die damals als Hauswirtschaftslehrerin und Ernährungsberaterin das nötige Fachwissen im Umgang mit Lebensmitteln mitbrachte. Abwechselnd mit der Biologin Regina Frey und der Buchhändlerin Barbara Ott stand sie im oft leeren Laden, «dafür voll im Gegenwind; es war gut, zu dritt zu sein». V.l.: Die Auszubildende Agnesa Gurizi, die langjährige Mitarbeiterin Séverine Niggli, Sirirat Srisuwan in der Ausbildung, Theres Berweger und Regina Frey sind Gründungsmitglieder und Béatrice Lüscher ist Geschäftsführende der Lindenmühle. Bild: Silvia Müller gründeten 34 Personen eine Genossenschaft, um den Laden weiterführen zu können. Damals sei alles noch sehr «handglismet» dahergekommen, finden die beiden Frauen heute beim Betrachten ihres ersten Logos und der alten Unterlagen. Doch die finanzielle Aus Erfahrungen gelernt Basis wurde solider. Heute haben 120 Nicht viele dieser Pionierläden haben Personen Anteilscheine über 100 oder bis heute überlebt, und auch die Lin- 500 Franken gezeichnet. denmühle musste ihr Konzept an die Realität anpassen. «Wir haben uns Seit 1996 beim Bahnhof ganz zu Beginn einen Stundenlohn von 1996 zügelte der Laden an den heutigen 20 Franken ausbezahlt. Das war natür- Standort unterhalb des Bahnhofs. Neue lich total unrealistisch im Lebensmit- Leute konnten eingestellt werden. Keitelverkauf; sogar heute noch liegen die ne einfache Sache, denn alle MitarbeiLöhne darunter», erinnert sich Regina tenden müssen zum vielfältigen SortiFrey. ment beraten können und auch im SerWas wirklich drinlag, reichte nicht vice und in der Küche einsetzbar sein. als Haupterwerb. Nach einiger Zeit Vor 18 Jahren stiess Béatrice Lüscher stieg Barbara Ott aus der AG aus. 1990 zum Team; zwei Jahre später über- nahm sie die Geschäftsleitung. Bald schlug sie vor, das Konzept zu ändern, um unternehmerischer handeln zu können. «Das war ein guter Schritt», findet sie immer noch. In der Tat ist die Lindenmühle heute so vielfältig und attraktiv aufgestellt wie noch nie. Der Laden hat seit 2006 ein Bistro und einen Take-away, wo jeden Tag 30 bis 40 vollwertige Vegi- und Fleischmenüs für 10 respektive 12 Franken verkauft werden. Seit 2008 gibt es die lauschige Gartenwirtschaft, und seit 2011 führt das Team auch das gestylte BioBücher-Bistro B&B&B auf der anderen Strassenseite, wo man gemütlich einkehren und in der hervorragenden Buchauswahl stöbern kann. Dort sind auch ein schönes Sortiment an Biokosmetik und Geschenke zu finden. «Das B&B&B macht grosse Freude», sagt Béatrice Lüscher. Am Anfang musste es quersubventioniert werden, doch jetzt «holt es auf». Fall könnte es mit der neuen Nutzung sogar Synergien geben … Angst davor haben sie keine, auch nicht vor dem neuen Coop in KleinanDie Visionen gehen ihnen nicht aus delfingen. «Unser Sortiment ist besser. Obwohl die Lindenmühle schon jetzt Und die Kunden wissen, dass gewisse fast alle Bedürfnisse abdeckt, haben Bio-Label der Grossverteiler weniger die Frauen noch Träume. Die grosse strenge Richtlinien haben als unser Auswahl delikater Bio-Frischprodukte Knospenlabel.» Bio-Erdbeeren aus – Käse, Fleisch, Gemüse, Comestibles – Südafrika an Weihnachten? «Das ist für macht schon jetzt die Fahrt in die Stadt mich jenseits von Bio. Die Knospe erunnötig. «Unser Ziel ist es, die Bera- laubt nur ausländische Bio-Produkte, tung zu Ernährungsfragen auszubau- die auf dem Landweg in die Schweiz en. Eine andere Vision könnte sein, das kommen», sagt Regina Frey. B&B&B am Abend nach den Ladenöffnungszeiten zu einem geselligen Treff- Am Samstag feiert die Genossenschaft punkt mit Einkaufsmöglichkeit werden «Lindenmühle Naturprodukte» das 30-jährige zu lassen», sagt Regina Frey. Doch zu- Bestehen des Bioladens mit einem öffentlinächst warte man ab, was im Nachbar- chen Fest auf dem Bio-Hof Höneisen. gebäude entsteht, wenn die CS am Ausführliche Vorschau dazu in der «AZ» am Montag geschlossen bleibt. Im besten Freitag. Henggart: Generalversammlung der Landi Dägerlen und Umgebung Genossenschafter lehnen Fusion ab Erst nach Mitternacht fiel der Entscheid: Die Genossenschafter der Landi Dägerlen haben nach einer langen und emotionellen Diskussion die Fusion mit der Landi Weinland mit 65 zu 55 Stimmen abgelehnt. weiterer Antrag, geheim abzustimmen, kam ebenfalls durch. Von den eingesammelten 140 Stimmzetteln waren 20 leer, 55 votierten für und 65 gegen eine Fusion. Damit war das Geschäft abgelehnt, die für ein Ja notwendige Zweidrittelmehrheit von 81 Stimmen wurde deutlich verpasst. Damit bleibt die LanChance oder Verlust di Dägerlen selbständig. «Wir nehmen In der langen und über weite Strecken diesen Entscheid zur Kenntnis. Da unDer Grossaufmarsch an der General- sehr emotionell geführten Diskussion ser Geschäftsführer Willi Buri ab 2016 versammlung der Landi Dägerlen und schenkten sich Gegner und Befürwor- kürzer treten will, müssen wir nun eiUmgebung im Restaurant Bahnhof in ter nichts. Hier wurden Verlust von nen neuen Geschäftsführer suchen», Henggart liess erahnen, dass das Trak- Einfluss und Mitbestimmung betont sagte Schönenberger. Am 28. Mai befinden die Mitglieder tandum Fusion die Gemüter bewegen und die Chancen in der weiteren Selbwird. 103 Genossenschafter waren an- ständigkeit gesehen, dort in einem der Landi Andelfingen über die Fusion wesend, 37 vertraten je ein weiteres grösseren Gebilde die Möglichkeit der mit der Landi Weinland. Bereits Ja geMitglied, sodass 140 der gesamthaft produzierenden Landwirtschaft insbe- sagt haben die Genossenschafter in 206 Genossenschafter vertreten waren. sondere im Kartoffelanbau. Erwähnt Flaach – es ist möglich, dass sie die einGenossenschaftspräsident Martin wurde, dass die Landi Dägerlen auch zigen sein werden. Schönenberger (Henggart) erläuterte in mehreren Schritten mit Fusionen Volg Seuzach: Umbau die Gründe, die die Verwaltung nach entstanden ist. Kurz nach Mitternacht beendete ein Im vergangenen Jahr setzte die Landi einem zweijährigen Prozess bewogen hatten, sich für den Zusammenschluss Ordnungsantrag die Diskussion. Ein Dägerlen 18,9 Millionen Franken um mit den Landi-Genossenschaften Weinland, Flaachtal und Andelfingen einzusetzen. Doch sein Werben, der Standort Dägerlen verliere bei einem Zusammenschluss nichts, sondern werde gar gestärkt, überzeugte die Anwesenden nicht. (–4,3 Prozent). Über das gesamte Sortiment schrumpfte die Bruttomarge um 88 000 Franken (–0,5 Prozent). Im Detailhandel ging der Umsatz um 3,9 Prozent auf 10,57 Millionen Franken zurück; ausser Gütighausen mussten alle übrigen Volg-Dorfläden Einbussen verkraften. Der Kredit von 690 000 Franken für den Umbau des Volg-Ladens in Seuzach fand nach einer längeren Diskussion Zustimmung. Insbesondere die Kühlgeräte stehen im Fokus. Wohnungen, Tankstellen und Läden Zur Landi Dägerlen gehören die VolgLäden in Gütighausen, Henggart, Hettlingen, Rutschwil, Seuzach und Thalheim an der Thur, Tankstellen in Henggart, Rutschwil und Seuzach sowie ein Wohnhaus in Hettlingen und 28 Wohnungen an diversen Standorten. Die Mieteinnahmen beliefen sich 2014 auf 585 000 Franken. (romü/az) Erfolgreiche Landi Neftenbach AG Die Landi Neftenbach AG hat das zweite ganze Geschäftsjahr abgeschlossen. Der Umsatz ist erneut markant um 20 Prozent gestiegen. Bereits 2016 wird aber wenige Hundert Meter entfernt ein neuer Bau- und Hobby-Markt realisiert. «Wir werden diese Herausforderung annehmen», sagte Geschäftsführer Lukas Landolt. Die Landi Neftenbach beschäftigt 37 Mitarbeiter mit 21 Vollzeitstellen. Mit 55,8 Prozent Mehrheitsaktionärin ist die Landi Dägerlen, gefolgt von der Landi Flaachtal mit 33,68 Prozent und der landwirtschaftlichen Konsumgenossenschaft Neftenbach mit 10,52 Prozent. (romü)
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