VIRTUS Lerneinheit „Spezielle Aspekte des Managements der

Georg Herzwurm, Sixten Schockert, Harald Schlang
VIRTUS Lerneinheit „Spezielle Aspekte des Managements der
Softwareentwicklung“ am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik
Systementwicklung Prof. Dr. Werner Mellis
1 Ziele und Zielgruppen der Lerneinheit
Gegenstand der Lerneinheit ist die multimediale Unterstützung der Präsenz-Lehrveranstaltung
„Spezielle Aspekte des Managements der Softwareentwicklung“. Inhalt dieser sich aus Vorlesung
und Übung zusammensetzenden Veranstaltung ist u. a. die kundenorientierte Planung von Softwareprodukten im Team mit Hilfe des Software Customer Value Management (SCVM). Die Veranstaltung ist ein Pflichtbestandteil des Hauptstudiums im Wahlpflichtfach Spezielle Wirtschaftsinformatik „Management der Softwareentwicklung“ und damit prüfungsrelevant. Es nehmen ca. 20
Studierende pro Semester teil (SS99: 23).
1.1
Ablauf der Lehrveranstaltung ohne VIRTUS
Vor der Erstellung der Lerneinheit erfolgte die Durchführung von Vorlesung und Übung im Rahmen von Blockveranstaltungen. Neben dem Vorlesungsteil werden die Übungen in Form von moderierten Gruppensitzungen auf Pinnwänden und mittels MetaPlan-Moderationsmaterial durchgeführt.
Die Studierenden nehmen die Rollen von Kunden und Softwareentwicklern ein, der Dozent moderiert die Sitzungen. Hierbei werden u. a. von den Studierenden MetaPlan-Karten mit Kundenanforderungen, Softwareproduktmerkmalen etc. beschrieben, diskutiert, strukturiert und an Pinnwänden
visualisiert. Die Kundenanforderungen werden hinsichtlich ihrer Wichtigkeit bewertet. Anschließend erfolgt die Diskussion und Beurteilung des Zusammenhangs zwischen der Erfüllung der Kundenanforderungen und den vorgeschlagenen Softwareproduktmerkmalen. Auf der Basis der Wichtigkeit der Kundenanforderungen und der Korrelationen zu den vorgeschlagenen Softwareproduktmerkmalen ergeben sich die Charakteristika für die zu entwickelnde Software. Zur Unterstützung
dieser Methode (im weiteren Quality Function Deployment - QFD) wird ein spezielles SoftwareTool eingesetzt und die Ergebnisse werden mittels eines Beamers an die Wand projeziert.
1.2
Ablauf der Lehrveranstaltung mit VIRTUS
Die Lerneinheit zu der Lehrveranstaltung soll es den Studierenden erlauben, sich an der Veranstaltung aktiv und passiv zu beteiligen, ohne daß sich alle Teilnehmer an einem Ort befinden müssen.
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Ablauf der Lehrveranstaltung mit VIRTUS
Die Partizipation an der Sitzung und an den erzielten Ergebnissen soll den Studenten von verschiedenen PC-Pools der Universität und von zu Hause aus ermöglicht werden.
Auf diese Weise können Vorlesung und Übung stärker integriert werden und bestimmte Teile der
Veranstaltung offline unabhängig von der eigentlichen Veranstaltungszeit durchgeführt werden.
Außerdem erhält eine größere Anzahl Studierender die Möglichkeit, die Sitzung mit entsprechendem Input persönlich mit zu gestalten. Gleichzeitig verringert sich infolge der geringeren Notwendigkeit der persönlichen Präsenz am Veranstaltungsort und der wegfallenden Anfahrt der Aufwand
für die Studierenden. Schließlich erhält die Veranstaltung eine größere Praxisrelevanz, da bei Standardsoftwareentwicklungen in der Wirtschaft sich z. B. die Kundenvertreter i. d. R. an unterschiedlichen Standorten befinden und Reiseaufwendungen möglichst minimieren möchten.
2 Konzeption der Lerneinheit
Wie andere Lerneinheiten auch, bietet die Lerneinheit zu den speziellen Aspekte des Management
der Softwareentwicklung navigierbare Lernskripte an, in der die betrachtete Methode dargestellt
wird.. Das besondere an der Lerneinheit ist die starke Einbindung interaktiver asynchroner Systemkomponenten wie z. B. Diskussions- bzw. Bewertungsforen sowie das kooperative Ausfüllen einer
Korrelationsmatrix.
Der Einsatz der interaktiven VIRTUS-Komponenten erfolgt bei einem Fallbeispiel, in dem die Studierenden Rollen als Kunden, Entwickler und Moderator (Methodenverantwortlicher) bei einem
Produktplanungsprojekt (SS99: Planung eines email-client) einnehmen.
2.1.1 Diskussionsforum
Diskussionsforen sind zur Erhebung bzw. Diskussion von Anforderungen der Kunden und Lösungsvorschlägen der Entwickler geeignet. Anforderungen und Lösungen werden nicht erst in der
Sitzung erarbeitet, sondern bereits vorab im Internet bereitgestellt und diskutiert. Als technisches
Mittel zur Realisierung von Diskussionsforen fungieren sogenannte Newsgroups oder BulletinBoards, in denen für jede Anforderung bzw. Lösung ein „Thread“ eröffnet und dann diskutiert wird.
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Ablauf der Lehrveranstaltung mit VIRTUS
Fig. 2-1
Auszug aus einem Diskussionsforum
Die Diskussionsforen eröffnen den Studierenden unmittelbar die Möglichkeit, unabhängig von Zeit
und Ort arbeiten zu können. Außerdem können viel mehr Studierende ihre Meinung in die Produktplanung einfließen lassen als dies bei der Durchführung einer Gruppensitzung der Fall wäre. Aus
dem Diskussionsforum lassen sich Metaplankarten generieren, die dann den Input für die reale
QFD-Sitzung bilden. In der Sitzung müssen die erarbeiteten Ergebnisse dann lediglich diskutiert
und gegebenenfalls korrigiert bzw,. ergänzt werden. Dabei können die wichtigsten Fragen (z. B.
zum Verständnis) bereits vor der Sitzung geklärt werden. Zudem bieten die „Threads“ eine transparentere Übersicht über den Verlauf der Diskussion.
2.1.2 Voice of Customer Table und Voice of Engineer Table
Zur Strukturierung von Kunden- und Entwickleraussagen werden in modernen QFD-Ansätzen Voice of Customer Table und Voice of Engineer Table eingesetzt. In einem Internet basierten QFDUnterstützungssystem kann aus den Diskussionsforen der Input für die jeweiligen Spalten bereitgestellt werden.
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Ablauf der Lehrveranstaltung mit VIRTUS
Fig. 2-2
Auszug aus der Voice of Engineer Table
Der QFD-Moderator (d. h. der Studierende, der diese Rolle zur Übung einnimmt oder der Dozent
der Lehrveranstaltung) muß dann lediglich noch die Zuordnung der Aussagen zu den einzelnen Kategorien der Tabelle vornehmen. Dies kann der Moderator unabhängig von Ort und Zeit tun. Die so
erarbeiteten Tabellen dienen dann wiederum als physischer Input für die realen QFD-Sitzungen.
2.1.3 Bewertungsforum
Das Bewertungsforum ermöglicht es den Studierenden in der Rolle der Kundenvertretern, die Priorisierung ihrer Anforderungen vorzunehmen. Um die Priorisierung zu erleichtern werden die Kundenanforderungen gruppiert und mit Hilfe des Analytic Hierarchy Process (AHP) gewichtet. Das
System ermittelt hierbei unter Beachtung der Hierarchie automatisch die Gewichte für die Anforderungen auf der untersten Ebene und normiert diese auf 100%.
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Ablauf der Lehrveranstaltung mit VIRTUS
Fig. 2-3
Auszug aus dem Bewertungsforum
Die Bewertung kann nun von den Studierenden wiederum unabhängig von Zeit und Ort vorgenommen werden. Auf diese Weise lassen sich eine Vielzahl von Kundenrepräsentanten erreichen, deren
Befragung bei traditionellen Verfahren zu teuer gewesen wäre. Außerdem kann der Moderator (Studenten bzw. Dozenten) sich stets aktuelle Zwischenergebnisse anzeigen lassen. Die Bewertungsergebnisse stehen direkt für die Auswertung und Aufbereitung für die reale QFD-Sitzung bereit.
2.1.4 Virtuelles House of Quality
Die Ergebnisse der vorangegangenen Schritte werden vom System automatisch in ein House of
Quality übertragen. Dort können die Teilnehmer der Lehrveranstaltung auf der Basis vorgegebener
Korrelationswerte dann ihre Einschätzung des Zusammenhangs zwischen Kundenanforderungen
und Lösungsmerkmalen des Produkts eintragen.
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Ablauf der Lehrveranstaltung mit VIRTUS
Fig. 2-4
Auszug aus dem virtuellen House of Quality
Wie bei den vorangegangenen Systemkomponenten können auch beim virtuellen House of Quality
alle Arbeitsschritte unabhängig von Ort und Zeit durchgeführt werden. Dabei können alte Werte von
jedem Beteiligten überschrieben werden. Alle Beteiligten haben stets die aktuelle Fassung der Matrix vorliegen und können ihre Meinungen einbringen. Die reale Sitzung, auf der die endgültigen
Korrelationswerte festgelegt werden, startet dann mit dem ausgefüllten House of Quality als Diskussionsgrundlage. Da sich die QFD-Teammitglieder bereits vor der Sitzung mit möglichen Korrelationen beschäftigt haben, kann die reale Sitzung wesentlich schneller ablaufen. Die Ergebnisse
sind voraussichtlich valider.
Insgesamt wird das Fallbeispiel mit Hilfe des VIRTUS-System wesentlich praxisnäher.
3 Zukunft der Lerneinheit
In Zukunft soll ein breiterer Rahmen der Lehrveranstaltung durch interaktive Komponenten unterstützt werden. Weitere Ausbaupläne bestehen im Angebot zusätzlicher Übungsaufgaben, mit deren
Hilfe die Studierenden selbständig den Lernerfolg kontrollieren können.
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