Polska Warmia
Polnisches Ermland
Felix Nowowiejski
Felix Nowowiejski wurde am 7. 2. 1877 in Wartenburg als fünftes von insgesamt 11
Kindern des Schneidermeisters Franz Nowowiejski geboren. Die Mutter Katharina
geb. Falkowna stammte aus Wuttrinen und war die zweite Frau des verwitweten
Vaters. Bereits im Alter von 10 Jahren komponierte das Kind sein erstes
Klavierstück, woraufhin ihn seine Eltern auf die Klosterschule von Heiligelinde in
Masuren schickten, wo er neben den Grundlagen des Komponierens und
verschiedenen Instrumenten wie Geige, Klavier und Waldhorn vor allem das
Orgelspiel erlernte. Die Ausbildung konnte er nicht abschließen, da er schon bald für
den Unterhalt von Eltern und Geschwistern sorgen musste. Nach dem Bankrott der
väterlichen Werkstatt im Jahre 1893 siedelte die Familie nach Allenstein über, wo
Felix eine Anstellung im örtlichen Militärorchester fand. Ein hier komponierter Marsch
„Unter der Flagge des Friedens“ brachte ihm seine erste internationale Auszeichnung
(1898 in London) ein. Nach kürzeren Studien am Stern’schen Konservatorium in
Berlin (1898) und an der Kirchenmusikschule in Regensburg (1900) arbeitete er dann
zwei Jahre als Organist der Jacobikirche in Allenstein.
Im Jahre 1901 nahm Felix Nowowiejski ein Musikstudium in Berlin auf, wo er seinen
Lebensunterhalt und den seiner Eltern zunächst als Chorleiter verdiente. 1902 und
dann nochmals 1904 gewann er das renommierte Meyerbeer-Stipendium, welches
mit mehrmonatigen Studienreisen durch Europa verbunden war und ihm finanzielle
Unabhängigkeit und künstlerischen Spielraum verschaffte. 1909 bewarb er sich
erfolgreich um den Posten des Direktors der Musikalischen Gesellschaft in Krakau,
den er fünf Jahre innehatte. In dieser Zeit lernte er die Musikstudentin Elisabeth
Mironow-Mirocka kennen, die er 1911 heiratete und mit der er fünf Kinder hatte.
Nach zunehmenden persönlichen Anfeindungen (s. u.) kehrte er 1914 nach Berlin
zurück, wo er zum Kriegsdienst eingezogen wurde, den er wegen seines
musikalischen Talentes in einem örtlichen Militärorchester ableisten konnte.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ließ Felix Nowowiejski sich mit seiner
Familie in Posen nieder, wo er als Dozent, Musiker, Komponist, Dirigent und
Chorleiter wirkte, ein hohes gesellschaftliches Ansehen genoss und die produktivsten
Jahre seines Lebens verbrachte (verbunden u. a. mit weiteren internationalen
Auszeichnungen wie der Ehrenmitgliedschaft der Londoner Gesellschaft für
Orgelmusik und dem Titel „Päpstlicher Kammerherr“ für seine Kompositionen im
Bereich der Kirchenmusik). Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges floh die Familie
vor der Gestapo nach Krakau, wo Felix Nowowiejski trotz widrigster Lebensumstände
noch einige Spätwerke komponierte, bis ein Schlaganfall im Dezember 1941 seinem
Schaffen ein Ende setzte. Nach Kriegsende kehrte er nach Posen zurück, wo er am
18. Januar 1946 starb.
Die Kindheit Felix Nowowiejskis fiel in die Zeit, als die Germanisierungsprozesse im
Polnischen Ermland an Dynamik gewannen. Trotz der patriotischen Einstellung des
Vaters, welcher eine polnische Volksbücherei betrieb, sprachen die Kinder besser
Deutsch als Polnisch, und Felix selbst konnte sich vor seiner Berliner Zeit schriftlich
nur auf Deutsch ausdrücken. In Berlin kam er dann in Kontakt mit polnischen
Intellektuellen und entwickelte einen ausgeprägten polnischen Patriotismus, welcher
sich in einem Großteil seiner Werke wiederspiegelt. Eines davon, ein 1910 zur 500
Jahrfeier der Schlacht von Tannenberg komponiertes Lied mit dem Titel „Rota (Eid)“
Felix Nowowiejski / Seite 1 von 2
Polska Warmia
Polnisches Ermland
wurde sogar so populär, dass es als Nationalhymne im Gespräch war.
Nichtsdestotrotz sah sich der Komponist während seiner Krakauer Zeit Anfeindungen
als „Deutscher“ ausgesetzt, die aus Unkenntnis und Unverständnis polnischer
Nationalisten für die Eigenart des Polnischen Ermlandes resultierten. Mit diesem
blieb Felix Nowowiejski zeitlebens eng verbunden, erkennbar an ermländischen
Motiven in seinen Werken und auch an seiner aktiven Beteiligung am
Abstimmungswahlkampf des Plebiszites im Jahre 1920 ( Vom Ersten zum Zweiten
Weltkrieg), wo er als Redner auftrat und Konzerte veranstaltete.
Felix Nowowiejski / Seite 2 von 2