VTÖ-Frühjahresexkursion 2015 Unter dem Motto „Kooperationen zwischen Technologiezentren und Leitbetrieben“ konnten die Teilnehmer der VTÖ-Frühjahresexkursion Einblicke in zwei best practices aus Oberösterreich nehmen. Zunächst stand die Kooperation des TIZ Grieskirchen mit dem Landmaschienenhersteller Pöttinger am Programm. Anschließend ging es weiter nach Ried wo das Techno-Z Ried in einer engen Kooperation mit dem Luftfahrtzulieferer FACC steht. Seit 2004 besteht die Kooperation zwischen dem TIZ-Grieskirchen und dem Weltmarktführer Pöttinger, wobei das TIZ für die Firma Pöttinger mehrere Prüftechnikstände betreibt. Einer davon, ein sogenannter mehraxialer Schwingtisch (MAST), ist ein auf 6 Hydropuls-Zylindern gelagerter Schwingtisch mit dem beliebige dynamische Belastungssituationen simuliert werden können und europaweit der größte Schwingtisch dieser Art. Die Aufteilung der Ressourcen, Investitionen, Wartungen, etc. an den Testständen bilden ebenso einen Teil der Kooperation zwischen dem TIZ und der Firma Pöttinger wie die Vermietung der Testhallen durch das TIZ an Pöttinger. Seit 2010 stieg der Umsatz des TIZ in der Sparte Prüftechnik von rund 1,1 auf 1,8 Mio. Euro im Jahr 2014. Der Geschäftsführer des TIZ Grieskirchen, DI Gerhard Kirchsteiger, beschreibt die Vorteile der Partnerschaft mit Pöttinger wie folgt: “Im Bereich der Vermietung resultiert aus unserer Kooperation eine Auslastung der Büroflächen von rund 30% und im Hallenbereich von rund 90%. Im Bereich der Prüftechnik steuert der Kooperationspartner ausgebildetes Personal bei.“ Die Vorteile auf Seiten von Pöttinger sieht Gerhard Kirchsteiger in erster Linie darin, dass „dadurch eine große Auslastung der gesamten Prüftechnik und des Montagepersonals der Firma Pöttinger sowie "Know how" Zugewinn für die Mitarbeiter von Pöttinger aufgrund komplexer externer Prüfungen gegeben sind.“ „Auch Anschaffungen und Erweiterungstätigkeiten des TIZ aufgrund von notwendigen Prüfständen, Messtechnik, etc. für Dritttests sind letztendlich für den Kooperationspartner von Vorteil.“, so Kirchsteiger. Aber auch auf die gesamte Region hat sich die Kooperation durchwegs positiv ausgewirkt. Darauf hin gefragt meint Gerhard Kirchsteiger, „vor allem die Bündelung des Prüftechnikwissens in den beiden Betrieben ist für die Region ebenso von Vorteil wie die Tatsache, dass Anschaffungen, notwendige Aufbauten, Designleistungen, Berechnungen, usw. von regionalen Zulieferern zugekauft werden.“ Das Prüflabor des TIZ hat sich so als Erstanlaufstelle für entwickelnde und produzierende Firmen in der Region für Lebensdauerbeurteilung und technischer Beratung (vor Testdurchführung) etabliert. Auch die Ziele für die Zukunft sind klar gesteckt. „In den kommenden Jahren wird vor allem eine gemeinsame Erweiterung des Testportfolios u.a. im Bereich Bahnkomponenten, eine Akkreditierung nach ISO 17025 sowie ein weiterer Ausbau der Prüfkapazitäten in Fokus stehen,“ erklärt Kirchsteiger die Pläne für die Zukunft. Auf eine potentielle Rolle des VTÖ-Netzwerkes angesprochen, sieht Kirchsteiger, mit dem TIZ selbst Mitglied im VTÖ, folgende Möglichkeiten: „Vor allem in der gemeinsamen Erarbeitung der Capabilities von allen TZs, der Schaffung einer Plattform oder Ressourcenplanung für externe Kunden sowie in der Unterstützung bei der Vermarktung der Dienstleistung würde ich mögliches Potential innerhalb des Verbandes sehen.“ In St. Martin im Innviertel am Standort der FACC – rund 10 Kilometer vom Techno-Z in Ried entfernt – entstand im Sommer 2013 mit dem Composite Lab & Test Center (kurz CoLT) ein hochinnovatives Kooperationsprojekt zwischen dem Luftfahrtzulieferer FACC AG und der Techno-Z Ried Technologiezentrum GmbH. Composite-Materialien sind auf Grund der technischen wie gesellschaftlichen Entwicklungen im Vormarsch. Themen wie (Elektro-)Mobilität, Energie(-effizienz) und Ressourcenknappheit zeigen die Notwendigkeit neuer Materialen und innovativer Produkte auf und stellen Entwicklung und Fertigungsverfahren vor neue Herausforderungen. Will man all diese Themen zufriedenstellend lösen, findet man schnell eine sehr wesentliche Gemeinsamkeit: den Leichtbau. Es wird auch notwendig sein, die entwickelten Materialen und Bauteile intensiv zu testen. Die Prüfung von kohlenstofffaser- und glasfaserverstärkten Materialen und Bauteilen sind die Kernkompetenzen des CoLT. Materialseitig erstreckt sich das Spektrum des modernst ausgestatteten Labors von chemischen und physikalischen (Standard-)Prüfungen über mechanische sowie thermische Analysen bis hin zum Test von seriennahen, verfahrensbegleitenden Proben. Bauteilseitig können mechanische Prüfungen einer kleinen Subkomponente genauso durchgeführt werden wie ein imposanter Full-Scale-Test an einem mehrere Meter großen Composite-Bauteil. CoLT entwickelt und plant individuelle Testkonzepte und führt die Tests auch selbst aus. Die Schwerpunkte liegen dabei in den Bereichen Statik (Einwirken von Kräften) und Fatigue (Lebensdauer, Materialermüdung). Darüber hinaus können über ein Experten-Netzwerk viele weitere Tests und Prüfungen durchgeführt werden. Auf eine etwaige Konkurrenzsituation mit dem benachbarten TIZ Grieskirchen angesprochen antwortet der Geschäftsführer de CoLT, Dr. Christoph Schöndorfer: „Natürlich fischen wir gewissermaßen im selben Teich, aber bei aller Ähnlichkeit der beiden Kooperationen haben wir doch auch sehr unterschiedliche Schwerpunkte. Die Kernkompetenz des TIZ Grieskirchen liegt in der Durchführung von dynamischen Tests, wohingegen sich die CoLT Prüf und Test GmbH auf statische Tests fokussiert. Darüber hinaus hat CoLT branchen- und projektbedingt eine ausgeprägte Expertise im Bereich der Mess- und Regelungstechnik ist und auch individuelles Engineering für komplexeste Testkonzepte wird angeboten. Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist, dass wir bei CoLT auch die Leistungen unseres unabhängigen Prüflabors für zerstörende Materialprüfungen anbieten können. Aufgrund dieser unterschiedlichen Schwerpunkte liegt es nahe, dass das TIZ und die CoLT ein Netzwerk bilden, partnerschaftliche Zusammenarbeit leisten und so All-In-One-Lösungen anbieten können.“ Auf den ersten Blick sehr auffallend ist die internationale Zusammensetzung der Belegschaft des CoLT. Daraufhin (und die Hintergründe dafür) angesprochen antwortet Schöndorfer:“ Bei der aktuell 40 Personen starken Belegschaft stammt gut die Hälfte aus Österreich und ein Viertel aus Deutschland. Weitere Nationalitäten sind: Kroatien (2), Polen (1), Ungarn (2), Tschechien (1), Spanien (1) und Australien (2). In diesem Zusammenhang ist die Kooperation mit der FACCPersonalabteilung ein großer Vorteil, weil unsere offenen Stellen dadurch einem entsprechend internationalen Interessentenpool nähergebracht werden können.“ Die zukünftigen Ziele und Aufgaben von CoLT umschreibt Schöndorfer wie folgt. „Die CoLT Prüf und Test GmbH möchte sich auf der einen Seite weiter als ein qualitativ hochwertiges Testinstitut in der Luftfahrtbranche etablieren (über die FACC hinaus) sowie auf der anderen Seite neue Branchen mit dem kompetenten Fachwissen im Test Engineering und im Labor bedienen. Ziel ist es auch, sich regional als wichtiger Partner vor Ort für Prüfungen, Zertifizierungen und Tests von neuen Produkten, Werkstoffen, etc. zu positionieren. Um dies zu erreichen, wird aktuell die Akkreditierung als unabhängiges Prüflabor nach der DIN EN ISO/IEC 17025 für den Laborbereich anstrebt, um so weiteren Anforderungen des Kundenkreises gerecht werden zu können. Ein weiterer USP ist die breite Palette der Messtechnik, die die CoLT Prüf und Test GmbH im Haus anbieten kann. Dieses umfangreiche und moderne Equipment bietet viele Möglichkeiten in der Vielkanalmesstechnik, welche für viele Branchen und Testinstitute einen wertvollen Mehrwert in der Entwicklung ihrer Produkte bringt. Liegt die Frage nahe wie denn das Verhältnis der Dienstleistungen zwischen jenen, die für den (Kern)Partner FACC und solchen, die für externe Kunden erbracht werden, aussehen soll? Darauf Schöndorfer: „ Aufgabe der CoLT Prüf und Test GmbH wird es weiterhin sein, die Anforderungen und Aufträge der Muttergesellschaft FACC Operations GmbH abzuarbeiten. Dennoch soll der Anteil der Aufträge aus dem externen Markt stetig wachsen und eine Breite an Branchen (z.B. Automotive, Sondermaschinenbau, Sportartikel, technische Textilien, Möbelindustrie, usw.) abdecken. Je nach Kapazitäten in Hinblick auf Maschinenauslastung und Engineering-Anforderung werden auftragsschwächere Zeiträume durch den Mutterkonzern mit externen Aufträge abgefedert. Ziel wird es in den nächsten Jahren sein, bis zu 40% der Aufträge aus dem Drittmarkt zu lukrieren. Hier wird die CoLT als Dienstleister für die Betriebe in der Region zur Verfügung stehen, sowie als direkter Ansprechpartner für die großen Flugzeughersteller (Airbus, Boeing, Goodrich etc.) fungieren. Aktuell unterstützt das CoLT Prüflabor mit Fach-Expertisen und Zertifizierungstest ein chinesisches Labor, um sich am dortigen Standort zu etablieren. Da das Dienstleistungsspektrum von CoLT ziemlich umfangreich, individuell und einzigartig gestrickt ist, können auch auf Anfrage branchenorientierte Pakete geschnürt werden. Es kann zu jeder Anfrage hinsichtlich diverser Anforderungen (qualitativ sowie finanziell) ein individuelles Testverfahren konzipiert und angeboten werden.“ Die VTÖ Exkursion besichtigte den größten Rüttelteststand Europas der vom Prüfzentrum des tiz Grieskirchen betrieben wird. Vlnr Hannes Achleitner, Rainer Gotsbach, Clemens Strickner, Georg Spiesberger, Hans Dobetsberger, Walter Ortner, Geralds Kirchsteiger, Franz Kern Das Prüfzentrum COLT, eine Kooperation des Flugzeugteile Lieferanten FACC und des Techno-Z Ried, ist seit einem Jahr in Betrieb. Mit 40 Mitarbeitern aus acht verschiedenen Nationen etabliert sich COLT im hochqualitativen Prüf- und Zertifiziererungsbereich für die Luftfahrtindustrie.
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