FAMILIENLEBEN FAMILIENLEBEN «LIEBESERKLÄRUNG an junge Autoren» Die «Neue Luzerner Zeitung» spornt Jugendliche zum Schreiben an, veröffentlicht ihre Geschichten und sammelt unfreiwillige Sprachwitze. Jetzt hat Journalist ARNO RENGGLI die schönsten Stilblüten in einem Buch versammelt. Interview Kathrin Fritz Illustrationen Sandra Beer Arno Renggli, 50, ist Redaktor bei der «Neuen Luzerner Zeitung» und Jurymitglied des Schreibwettbewerbs «Klub der jungen Dichter». her. Wobei ihr Wissen darüber nicht un bedingt im gleichen Masse gewachsen ist. Sind die Geschichten gut? Herr Renggli, was ist der «Klub der jungen Dichter»? So nennen wir unseren Schreibwett bewerb, den die «Luzerner Neusten Nach richten» 1994 zum ersten Mal durchführ ten. Er war bereits damals ein grosser Erfolg. Wie viele Kinder machen heute mit? Mittlerweile schicken weit über 5000 Kinder und Jugendliche pro Jahr Ge schichten ein. Was gibt es zu gewinnen? Die 40 besten drucken wir in der «Neuen Luzerner Zeitung» und ihren Regional ausgaben ab. Daneben gibt es Sachpreise zu gewinnen. Worüber schreiben die Jugendlichen? Die Themen sind vorgegeben. In diesem Jahr sind es «Familiengeschichten» und «Eine seltsame Begegnung». Wer darf mitmachen? Kinder und Jugendliche aus der Zentral schweiz vom 5. Schuljahr bis zur Matura oder zum Lehrabschluss. Aufgeteilt sind sie in drei Kategorien: die erste vom 5. bis und mit 6. Schuljahr, also Primarstufe, die 38 Schweizer Familie 44/2015 «Hans hat einen Hasen, der Pink heisst, also ist er gefährlich.» Aus dem Buch «Der Hund starb – was er nicht überlebte» zweite bis zum 9. Schuljahr und die dritte ab dem 10. Schuljahr. Was hat sich inhaltlich seit 1994 verändert? Die Jugendlichen schreiben vermehrt auch kritisch über Lehrpersonen und den Schulalltag. Das war früher anders. Dann kommen immer wieder auch ganz neue Themen auf wie zum Beispiel die digitalen Medien. Auch Liebe und Sexualität be schäftigen die Jungen heute mehr als frü Bei über 5000 Einsendungen pro Jahr ist die Qualität natürlich sehr unterschied lich. Aber meistens sind die Arbeiten sehr gut gemacht. Man spürt die Betreuung durch die Lehrpersonen. Die Arbeiten sind korrigiert und weisen nur wenige Fehler auf. Dann gibt es immer etwa hundert Texte, die herausragen, darunter auch ab solute Spitzentexte von aussergewöhn lichen Talenten. Viele Jugendliche ma chen über die Jahre mehrmals mit. Ich freue mich immer, wenn ich einen Namen wiedererkenne und sehe, dass der oder die Betreffende regelmässig starke, kreative Texte schreiben kann. Was heisst Kreativität beim Schreiben? Sie ist sehr wichtig beim Schreiben und zeigt sich in Texten, wenn jemand inhalt lich etwas Neues versucht, eine originelle Perspektive einnimmt oder eine neue Form ausprobiert. Genauso wichtig wie die Kreativität finde ich aber die hand werkliche Qualität der Texte, also zum Beispiel die Sprache oder den Aufbau samt Spannungsbogen. Neben den besten Texten publizieren Sie in der «Neuen Luzerner Zeitung» auch die Stilblüten, also die unfreiwilligen Sprachwitze. Was wollen Sie damit erreichen? Wir veröffentlichen die Stilblüten seit 20 Jahren jeweils zum Abschluss des Wett «Sie ging an die Haischool.» bewerbs. Unsere Leser freuen sich immer darauf. Die Stilblüten sollen unterhalten. Und die Sprache der Schreibenden verbessern? Ja. Natürlich beinhalten sie auch einen Lerneffekt. Wir haben die schönsten Stil blüten nun in einem Buch zusammenge fasst. Bereits haben wir Vorbestellungen von Lehrpersonen für ganze Klassensätze. Ich bin sicher, dass man im Unterricht hervorragend damit arbeiten kann. An wen richtet sich das Buch? An alle, die Freude an der Sprache haben, Humor mögen und auch die Sichtweise von jungen Menschen zu schätzen wissen. Was ist Komik für Sie? Ich habe vor vielen Jahren zu diesem The ma meine Uni-Abschlussarbeit geschrie ben. Es gibt dazu unendlich viele Theorien. In Bezug auf die Stilblüten ist ein wichti ger Faktor die Unfreiwilligkeit und der damit verbundene Charme jugendlicher Perspektiven. Komik darf vieles sein, nur nicht zynisch oder verletzend. Ist es nicht etwas verletzend, unfreiwillige Fehler der Schreibenden zu publizieren? Ich bin froh, dass Sie diese Frage stellen. Das Problem ist uns bewusst. Aber wir veröffentlichen die Texte anonym, es wird also niemand blossgestellt. Und die Stil blüten sind ja nur ein kleiner Teil des ge samten Wettbewerbs, bei welchem wir ➳ Leserangebot auf Seite 40 39 FAMILIENLEBEN LESERANGEBOT «Der Hund starb – was er nicht überlebte» Als Leserin und Leser der «Schweizer Familie» erhalten Sie das Buch zum Preis von 14.90 statt 17.90 Franken. «Der Hund starb – was er nicht überlebte», Arno Renggli, 168 Seiten, Klappenbroschur, Wörterseh Verlag Es gibt Formulierungen, auf die nur junge Menschen kommen können. Im Schreibwettbewerb für Jugendliche der «Neuen Luzerner Zeitung» zeigt sich das immer wieder aufs Schönste. Die Redaktion hat aus den eingereichten Texten immer auch die buntesten Stilblüten gesammelt. Die witzigsten finden sich im nun vorliegenden Buch. Beste Unterhaltung für jedermann! BITTE SENDEN SIE DEN TALON AN: Wörterseh Verlag, «Schweizer Familie»Aktion, Im Langstuck 14, 8044 Gockhausen. Internetbestellung via www.schweizerfamilie.ch/leserangebote ✁ Bestelltalon _____ Anzahl Exemplare «Der Hund starb» à 14.90 statt 17.90 Franken (inkl. MwSt., Porto und Verpackung) Vorname/Name Strasse/Nr. PLZ/Ort Telefon Datum/Unterschrift 40 Schweizer Familie 44/2015 «Aufwachen, du Schlafpilz.» primär das Talent der jungen Autoren zeigen. Wir sehen die Stilblüten eher als besondere Hommage an sie, eine Liebes erklärung. In all den Jahren hatten wir noch nie eine negative Reaktion darauf. WEITERE STILBLÜTEN PHILOSOPHISCHES – Morgengrauen ist, wenn es heller wird. Aber wenn es heller wird, graut es mir vor dem Morgen. – Wir sind dreizehn und somit in den Jahren, wo Dummheit zur Unterhal tung wird. NATUR – Ich bin ein Naturschutzbekämpfer. – Die Sonne prallte uns auf den Kopf. – Samuel wurde vom natürlichen Jagdinstinkt der blutrünstigen Ziege erfasst. – Die Sonne schien, die Vögel pfiffen, und die Hunde legten Haufen. NEUE SPRACHBILDER – Der Mann sah merkwürdig aus; wie durch eine Kuh gelassen. – Der Dolch war so scharf wie Chili. – Mir fiel der ganze Pilatus vom Herz. – Sein Hirncomputer lief auf Hochtouren und druckte immer neue Pläne aus. – Sie diskutierten miteinander über Golf und die Welt. – Das Warten an der Bushaltestelle zog sich hin wie ein gut durchgekauter Kaugummi. – Ich hüllte mich in eine Wolke aus Konzentration. – Ich war so erstaunt, dass ich fast das Wort im Mund vergass. ANSICHTEN UND EINSICHTEN – Wir lebten zusammen und sind nach langer Zeit gestorben – oder auch nach kurzer Zeit. – Endlich wurden sie ein Paar und bekämpften alles zusammen, schlechte Zeiten wie gute Zeiten. SCHÖNE VERSCHREIBER – Sie arbeitete als Brotsituierte. – Italien gewann im Penalty-Scheissen. – Im letzten Sommer wanderten wir mit ● dem Auto in den Kosovo.
© Copyright 2025 ExpyDoc