III. Lebensspuren 2013: Neueingänge nen. Besonders tragisch ist das Schicksal der Autorin, da sie schon als 10jährige im Rahmen der „Kinderlandverschickung“ von ihren Eltern getrennt wird. Ihre Mutter stirbt früh und Gisela K. kommt zu verschiedenen Pflegeeltern. Sie bringt an vielen Stellen des Berichts ihre persönlichen Bewertungen dieser Zeit ein. Susanne W. (3241, 2) Ein Stoffstück mit Schlüsselblumen bestickt findet sich in den Tagebuchseiten der Kantorin Susanne W. aus Arnsdorf. Es ist ein Teil des Taufschleiers ihres Sohnes, gefertigt aus dem Brautkleid der Mutter, die in ihren 1926 begonnenen Aufzeichnungen intensiv das Heranwachsen ihres Sohnes, ihres „Goldkindes“ begleitet. Der Lebensbericht der zu dieser Zeit 45-jährigen Frau endet mit der Nachricht aus Lothringen, ihr Sohn gelte seit Januar 1945 als vermisst. Heinz B. (3317, 1-17) Der 1920 in Börtlingen geborene Autor fing „einst an zu schreiben, um seinen sieben Enkeln Geschichte zu vermitteln, wie er sie erlebt hatte“. Er überlässt dem Tagebucharchiv 17 „Rückspiegel“ aus den Jahren 1927-2012 mit seinen Erinnerungen. Im Vorwort zu seinem zweiten Rückspiegel formuliert er: „Meine Jugend in den Dreißigerjahren, der Krieg und die erste Zeit danach prägten meine Generation. Wir haben einen Aufstieg, einen Wendepunkt und eine Katastrophe durchgestanden und diese Zeit können und wollen wir nicht unterschlagen … Es stimmt leider, dass in jener Zeit Verbrechen begangen wurden, die wir heute alle bedauern und die auch nicht vergessen werden sollen.“ Alle „Rückspiegel“ beginnen mit einem Vorwort, in dem er die jeweiligen Erinnerungsschwerpunkte einordnet und teilweise neu bewertet. Im Vorwort zu Rückspiegel Emma S. beschreibt anschaulich und mit großer Heimatliebe das Dorfleben mit seinen Festen und Bräuchen (Sig. 3377) Gisela K. (3315) (geb. 1931 in Berlin) erzählt im Alter von 72 Jahren ihrem jüngsten Sohn, was sie selbst als junges Mädchen während und nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Der Bericht handelt von Flucht und Vertreibung aus Polen und der Darstellung von Familienkonstellatio7 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Nr. 10 schreibt er: „Zum Glück ist die Verlogenheit heute ein bisschen kleiner geworden. Den ersten Schritt in diese Richtung verdanken wir den Studenten der 1968er Jahre!“ Beruflich – als „rechtschaffener Schwabe“ – ist Heinz B. überaus erfolgreich. Er bereist, geschäftlich und privat, die ganze Welt. Hans V. (3321, 1-5) (geb. 1898) ist als Kriegsfreiwilliger 1917 in der Schlacht an der Somme gefallen. Er zeichnet in fünf Tagebüchern den Kriegsverlauf seiner Einheit und seine Aufgaben genau auf. Daneben finden sich auch Zeichnungen zum Frontverlauf und Bilder sowie persönliche Anmerkungen und Abschriften von Gedichten. Michael H. (3318) Der 1894 geborene Autor, ein Donauschwabe, dessen Vorfahren im 18. Jahrhundert als Kolonisten im Banat angesiedelt wurden, beschreibt in sachlichem, fast emotionslosen Stil, die Zwangsevakuierung seines Dorfes und der eigenen Familie durch das sich zurückziehende deutsche Militär 1944. Die Flucht führt zunächst nach Österreich und dort endet 1947 auch der Bericht. Albert F. (3322) Das Kriegsgefangenentagebuch von Albert F. aus Recklinghausen (1924-1946) ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Er versieht das Tagebuch nicht nur mit vielen bunten Zeichnungen, sondern er versucht auch, als er von 1944 bis 1946 in Casablanca als Marineangehöriger interniert wird, sich selbst mit lustigen Geschichten und Gedichten Mut zuzusprechen. Besonders die Liebe zu seiner Verlobten Irene, die er unbedingt wiedersehen möchte, hält ihn aufrecht. Er stirbt in Marokko. Ludwig P. (3319) Der Mannheimer Arztsohn (18811973) dient im Ersten Weltkrieg von 1916 bis 1918 als Soldat. Er schreibt regelmäßig Feldpostbriefe und Postkarten an seine Mutter, seinen Vater und Verwandte, die ebenso regelmäßig beantwortet werden. Ludwig teilt seinen Eltern mit, wie es ihm geht, wo er gerade stationiert ist und übermittelt ihnen Glückwünsche zu den jeweiligen Geburtstagen. Johann Gottlieb W. (3323) wird als Sohn eines Küsters und Volksschullehrers 1785 auf Usedom geboren. 1811 wird er zu den preußischen Husaren eingezogen. Sein Regiment kämpft an der Seite Frankreichs gegen Russland im Russlandfeldzug von 1812 bis 1815. 8 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Interessant sind seine alltäglichen Beschreibungen des Kriegslebens. Die Sorge um genügend Brot und Lebensmittel sowie der Kriegsverlauf und der Umgang der Kameraden untereinander sowie mit der Bevölkerung der kriegführenden Länder stehen im Mittelpunkt seiner Aufzeichnungen. Der Autor begleitet zeitweise mit seiner Einheit Napoleon auf seinem Weg in die Verbannung nach Elba. 1816 kehrt Johann Gottlieb W. nach Hause zurück und wird, wie sein Vater, Schullehrer auf Usedom. 20. Mai 1917 in Frankreich auf. Nördlich von Reims, am Mont Cornillet, wird er schwer verwundet und im Lazarett Zweibrücken ist der Krieg für ihn zu Ende. Die Aufzeichnungen werden ergänzt durch Karten, eine Stollenskizze und ein Fotoalbum. Mathilde v. R. (3326) Mathilde v. R. (1822-1885) erhält Weihnachten 1863 von „Emilie“ ein in Leder gebundenes Tagebuch mit Schloss. Sie beginnt ihre Aufzeichnungen mit einem Dank für eine Reise mit dem Dampfschiff auf dem Main zur „Erheiterung nach schmerzlichen Tagen“. Ihr „Gedenkbuch für Frauen und Mädchen“ mit Eintragungen zu Geburts- und anderen Gedenktagen mit aufwendig gestalteten Inkunabeln der Monatsnamen wurde dem Tagebucharchiv ebenfalls übergeben. Gerhard W. (3324) Der Verfasser (geb. 1920 in Heidelberg) nennt seine Aufzeichnungen „Chronik der Familie W. 1850-1954“, beschreibt aber vorwiegend sein eigenes Leben und vor allem seine traumatischen Kriegserlebnisse. Die katholische Familie gerät in Konflikt mit den Nationalsozialisten. Gerhard W. wird zunächst nicht zum Abitur zugelassen und seinen Wunsch Priester zu werden, kann er nach dem Krieg nicht verwirklichen, da er in Russland den rechten Arm verliert. Er studiert Forstwirtschaft. Alfred K. (3327) Im 85. Lebensjahr zeichnet Alfred K. (1902-1999) aus Heilbronn „Das Leben in russischer Kriegsgefangenschaft“ in elf Kapiteln auf: - Anlage der Lager - Organisation und Verwaltung - Arbeitsbedingungen - Behandlung durch die Russen - Verpflegung - Bekleidung und Ausrüstung - Gesundheitszustand und sanitäre Verhältnisse Hans-Hugo D. (3325) Der aus Heubach bei Gmünd stammende Autor (1880-1962) schreibt seine traumatischen Erlebnisse im Ersten Weltkrieg von März 1917 bis 9 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge - Politische Überwachung und Beeinflussung - Verbindung mit der Heimat - Freizeitgestaltung - Betreuung der Grabstätten von verstorbenen Kameraden Er wird 1943 – nach der StalingradKatastrophe – eingezogen, kommt nach Italien, erkrankt dort schwer an Typhus, verbringt viele Wochen in einem Lazarett am Gardasee und bekommt noch einmal kurz Heimaturlaub, bevor er für die Ostfront wieder „kv“ gestellt wird. Im Mai 1945 gerät er in der Slowakei in russische Kriegsgefangenschaft und wird per Zug in die Nähe von Perm, am Rande des Urals, in ein Gefangenenlager verbracht. Von dort wird er noch in zwei weitere Lager transportiert, bevor er im Sommer 1946 als nicht mehr „voll arbeitstauglich“ zuerst nach Frankfurt/Oder und schließlich nach Hause in die französische Zone entlassen wird. prägen das Leben und die Gedankenwelt des technischen Angestellten, der wenige Jahre vor seinem Tod die Lebensjahre überdenkt und seine Erinnerungen in einem „rückblickenden“ Tagebuch notiert. Das „Gedenkbuch für Frauen und Mädchen“ erhielt das DTA gemeinsam mit dem Tagebuch von Mathilde v. R. (Sig. 3326) August B. (3333) Zwei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges kommt August B. (1912-1979) in Naumburg/Saale zur Welt und erlebt als Kind die verheerende Grippeepidemie 1920 mit, der weltweit 20 Millionen Menschen zum Opfer fallen. Die Weimarer Republik, der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit in der damals sowjetisch besetzten Zone Horstmar S. (3334, 1-3) Der Autor (1920-1943) stirbt „im blühenden Alter an der Spitze seines Zuges im Osten den Heldentod“. So lautet der Text der Todesanzeige, mit dem die Eltern im November 1943 ihren 23-jährigen Sohn in Neckargmünd betrauern. Der junge 10 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Philosophiestudent meldet sich 1940 freiwillig, um „seine Pflicht als Soldat zu tun“, wie die Einsenderin der Briefe und des Tagebuchs vermerkt. Hierin notiert Horstmar S. 1942 seinen Kampfauftrag: „Wir kämpfen nicht für einen Frieden, nicht für eine satte Wohlhabenheit, nicht für einen höheren Lebensstandard, nicht für das häusliche Glück und die Ungestörtheit der vielen. Wir kämpfen für eine größere Gefährlichkeit des Lebens.“ zelner Familienmitglieder und ein gescheiterter Migrationsversuch sind Inhalt der Erinnerungen. Sie werden von einem Tagebuch ergänzt, das die Rückkehr des Vaters aus der Evakuierung 1945 schildert. Elisabeth K. (3337, 1 und 2) Die Geburt ihrer Tochter ist für Elisabeth K. (1909-1999) aus Köln ein Ereignis, auf das sie viele Jahre gewartet hat. In ihrem Tagebuch beschreibt sie den Lebensanfang ihres Kindes von der Geburt im November 1939 bis zum ersten Zahn. Anonym (3335) Auf dem Flohmarkt in Mannheim werden Aufzeichnungen gefunden und dem Tagebucharchiv überlassen. Die Verfasserin schreibt am 21.3.1939: „Ich bin jetzt Mitglied des Reichskolonialbundes. Die Welt ist schön! Ich lache wieder sehr viel. Ich steh ja auch mitten im Glück.“ Pfingsten 1940 ändert sich der Ton: „Am 9. V. marschiert Deutschland in Holland, Belgien und Luxemburg ein! ... Man fühlt die stille Tragik eines Krieges.“ Claude T. (3338) Nach Schulverweisen und einer abgebrochenen Lehre wendet sich der achtzehnjährige Pariser Claude T. (geb. 1926) der Literatur zu. Er fühlt sich in seiner Revolte gegen die Welt zum Schriftsteller berufen. Ohne Lebenserfahrung und mit dem Wunsch nach Aufbruch in ein abenteuerliches Leben, das er literarisch verarbeiten will, entschließt er sich 1944 in Nazi-Deutschland zu leben. Begeistert von der Stadt Salzburg („Ostmark“), arbeitet er dort ein Jahr lang als Hoteldiener. In Wien gerät er durch kriegsbedingte Umstände für mehrere Wochen in das Strafarbeitslager Hallein, wo er auf einen Transportzug von Häftlingen auf dem Weg nach Dachau trifft. – Eine Begegnung, die ihn nachhaltig bewegt. Weitere Stationen seines Hans K. (3336, 1-4) Im Alt-Saarbrücker Deutschhaus kommt Hans K. 1880 zur Welt. An die vielen Erzählungen aus dem Leben des Vaters erinnert sich viele Jahre später sein Sohn und schreibt auf, was ihm davon noch im Gedächtnis ist. Familienanekdoten, Gebräuche und Gewohnheiten ein11 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Daseins als Fremdarbeiter sind Bayreuth und Pegnitz. Das Kriegsende erlebt der Autor in einem Lazarett in Ansbach, wo er in Folge einer Schussverletzung Aufnahme findet. Therese V. (3341, 1 und 2) Geboren um 1810 in Naumburg an der Saale, schildert die Autorin in ihrem kleinen, eng beschriebenen Tagebuch ihre Deutschlandreise. Diese führt sie 1842 von Naumburg nach Weimar, über den Harz, die Wartburg, Koblenz, Main, nach Baden und zurück nach Köln, Aachen und Braunschweig. Interessant ist die Beschreibung der kulturellen Höhepunkte der besuchten Orte und der Landschaften. Die Zeitangaben offenbaren, wie sich die Reisedauer im Lauf der Zeit verändert hat. Ursula M. und Schulfreundinnen (3339) 180 teilweise in Kurrent geschriebene Rundbriefe eines Schulfreundinnenkreises (alle Jahrgang 1925/ 1926) aus Berlin-Zehlendorf aus den Jahren 1942 bis 1950 überlässt Ursula M. (geb. 1926) dem Tagebucharchiv. Sehr lebendig und offen ist der Austausch zwischen den Freundinnen. Im Mai 1948 schreibt Odel an Gegslein (= Ursula): „Sei so gut und ärgere Dich nicht über mein Geschreibsel; es soll so bleiben zwischen uns wie bisher, und das wird es auch, wenn keiner dem anderen was vorgaukelt, sondern klipp und klar seine Meinung sagt und vertritt.“ Juliane V. (3342) Die 1844 geborene Autorin hinterlässt neun Briefe an ihre Kinder aus einem Zeitraum von 50 Jahren. Neben Aufmunterungen in schweren Lebenssituationen sind auch ein Testament und eine Erklärung dazu vorhanden. Obwohl die Verfasserin nicht reich ist, versucht sie, mit ihrem Testament allen Kindern gerecht zu werden. Ortulf R. (3340) Auf Bitten seiner Kinder schreibt Ortulf R. (geb. 1932 in Ortelsburg / Ostpreußen) seine Erinnerungen auf. Er lässt sie als Buch binden und nennt sie „Ein deutscher Junge“. Hierin beschreibt er seine Kindheit im Dritten Reich, die Flucht aus Ostpreußen und seine Jugend in der Nachkriegszeit bis zum Abitur in Bayern 1952. Heinrich F. (3343, 1-5) Der Postangestellte (geb. 1842) schildert in fünf kleinen Tagebüchern sehr ausführlich seine Urlaubsreisen, die ihn um die Wende zum 19. Jahrhundert mehrmals nach Thüringen, in die Schweiz und nach Italien führen. Oft wechseln genaue 12 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Tagesbeschreibungen mit detaillierten Ausgabelisten ab. Den Preisen nach zu urteilen, steigt der Verfasser dabei in guten Hotels ab. Die Landschaftsbeschreibungen und die Beschreibung der Bahnreisen vermitteln das Bild eines Reisenden, der sich für Land und Leute interessiert und sie kennenlernen möchte. Ulrich B. (3344) In seinem reich bebilderten Erinnerungsbuch schildert Ulrich B. (1914-1977) die Zeit, in der er während des Zweiten Weltkriegs seine Frau kennenlernt. Der Schwerpunkt der Bilder und der liebevollen Beschreibung von Urlaubs- oder Festtagen liegt trotz der Kriegszeit und des Kriegsdienstes des Verfassers im persönlichen Bereich, so z.B. auf dem Tag der Verlobung und der Hochzeit. Anneliese H. schreibt acht Jahre lang täglich an ihren verstorbenen Mann (Sig. 3365) Eleonore M. (3346, 1 und 2) An die Tochter Käthe sind die Einträge adressiert, in welchen Eleonore M. (1894-1980) aus Frankfurt das Heranwachsen ihres Kindes bis zum fünften Lebensjahr dokumentiert. Die „Liebeserklärung“ an die Tochter wird von dieser weitergereicht an die eigene Tochter Ingrid, die 1941 geboren wird und deren erste Lebensjahre von der Mutter ebenfalls in kurzen Tagebuchnotizen festgehalten werden. Walter P. (3345) Mit 21 Jahren zieht der kaufmännische Lehrling Walter P. in den Krieg. 1893 in Frankfurt a. M. geboren, fällt der 23jährige 1916 an der Ostfront. In den Kriegsjahren 1914-1916 schreibt er nahezu 100 Briefe an seine Angehörigen, in denen er den Soldatenalltag schildert, seine Familie um Dinge des täglichen Gebrauches bittet und sich für deren Paketpost bedankt. Die Briefe sind in Kurrent geschrieben und werden noch transkribiert. Otto W. (3347) Otto W., geboren 1913 in der „Hauptstadt“ des Hultschiner Ländchens, Hultschin (Schlesien) erzählt seine bewegte Familiengeschichte 13 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge mit Abschweifungen in die Geschichte des früheren Deutschen Reiches und der Tschechoslowakei. Der bis zum tragischen Tod des Vaters, ein „königlich-preußischer Rechtsanwalt“, in wohlhabenden Verhältnissen aufwachsende Sohn wird Arzt und erlebt seinen ersten Einsatz bei der Umsiedlungsaktion der Galizien-Deutschen in Folge des Ribbentrop-Molotow-Pakts. Während des Krieges arbeitet er als Militärarzt in Russland und in den Ardennen. In den 1950er Jahren eröffnet er eine Praxis in Göppingen und stirbt mit 92 Jahren in Freiburg. Viktor L. (3351) „Wie ich das Kriegsende erlebte“ mit diesem Titel sind die Aufzeichnungen überschrieben, die Viktor L. (1909-1965) seiner Tochter hinterlässt. Der in Marburg an der Drau (heute: Maribor) geborene Kaufmann beschreibt den chaotisch verlaufenden Rückzug seiner Division, die Räumung der östlichen Gebiete um die Lausitz, „ein Inferno“ und den Vormarsch der Russen in den letzten Kriegstagen. Die Schilderung einer Begegnung mit Angehörigen der nationalpolnischen Widerstandsbewegung, die auf deutscher Seite gegen die „Sowjets“ kämpfen, ist einer von vielen aufschlussreichen Einträgen, die der noch immer kampfbereite Leutnant unter einem „Himmel voller Leuchtschirme“ anfertigt. Maria S. (3348) Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1938 schreibt Maria S. (1919-2009) aus Berlin 12 Briefe an ihre Eltern aus einem Arbeitsdienstlager in Selb-Plößberg im Fichtelgebirge. Sie hat Abitur gemacht und muss, um studieren zu können, ein halbes Jahr Arbeitsdienst absolvieren. Sie studiert danach Flugzeugbau! Kurt T. (3352, 1-4) Die Tochter von Kurt T. (19181994) aus Würzburg überlässt dem DTA vier Tagebücher ihres Vaters aus den Jahren 1926 bis 1946, von denen zwei in Deutscher Kurzschrift (während und nach dem Krieg) abgefasst sind. Kurt T. bittet um Versetzung an die Front, nimmt am Krieg auf der Krim, in Italien und Jugoslawien teil und gerät in Triest in Gefangenschaft, von wo ihm die Flucht zurück nach Deutschland in die amerikanische Zone gelingt. Anonym (3349) In einem Nachlass zwischen Buchdeckeln finden sich „Fragmente aus meinem Leben“ aus den Jahren 1856 bis 1857. Die Verfasserin (?) formuliert in fein ziselierter Kurrentschrift als Motto für ihre Aufzeichnungen „Es ist nichts so unbedeutend; es kann für jemand von Interesse sein.“ 14 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Fritz K. (3353) Nach seinem zahnmedizinischen Studium erhält der Autor (keine biografischen Angaben vorhanden) eine Anstellung in Zajacar/Serbien, pachtet später eine Praxis in Belgrad, danach in Prizren. Die Umgangssprache dort ist serbisch, was ihm zunächst Schwierigkeiten bereitet. Nach mehreren Reisen, die ihn nach Griechenland, Italien und in die Schweiz führen, kehrt er nach Deutschland zurück. Uwe H. (3356, 1-8) Uwe H., 1915 in Schulensee bei Kiel geboren, beschreibt sein aufreibendes Leben in Briefen an seine Mutter, Braut und Ehefrau. Nach einer kaufmännischen Lehre meldet er sich zum Wehrdienst und wird 1944 als Offizier beim Führungsstab schwer verwundet. Nach dem Krieg arbeitet er als stellvertretender Betriebsleiter eines Textilherstellers in Thüringen. 1950 wird er von der Staatsanwaltschaft Zwickau angeklagt und beschuldigt „den Frieden des deutschen Volkes zu gefährden und Boykotthetze gegen demokratische Einrichtungen und Kriegshetze zu betreiben.“ Der DDR-Bürger wird zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Drei Jahre später gelingt ihm und seiner Familie die Flucht nach Hamburg, wo er 1991 stirbt. Die umfangreiche Briefsammlung (einschließlich der dicken Stasi-Akte) ist ein aufschlussreiches Zeugnis eines Lebens „hüben und drüben“. Gisela M. (3354) 14 Tage Urlaub im Allgäu und gleich eine Höhenwanderung auf dem Heilbronner Weg war im Jahr 1950 etwas ganz Besonderes. Gisela M. gestaltet ein Reisetagebuch mit Schwarz-Weiß-Fotos über diesen hochalpinen Wanderweg, der auf 2500 Meter Höhe über den Hauptkamm der Allgäuer Alpen führt. Dem DTA werden ebenfalls einige Familienbriefe aus den Jahren 1867/ 1868, ein mehrsprachiges Gedenkbuch und ein Buch mit der Gedichtsammlung einer Anna B. aus Grünberg in Schlesien, die wohl aus der gleichen Familie wie Gisela M. stammt, übergeben. Barbara B. (3357) Barbara B. schreibt für ihre Mutter 1996 ihre Erinnerungen an ihre Oma Margarete S. (geb. 1887 in Thale/Harz) auf. In verschiedenen Episoden schildert sie ihre Oma und formuliert als Fazit: „Es hat mir gut getan, einen Menschen so unbeirrt auf meiner Seite zu wissen!“ Drei Fotos illustrieren die Erinnerungen. Maximilian R. (3355) Das Tagebuch des Pfarrers Maximilian R. (geb.1876) beschreibt die Jahre 1860 bis 1884. Es muss noch transkribiert werden. 15 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge halten u.a. Gedichte und „Liebesklagen“, andere Oktavhefte sind mit Reisebeschreibungen gefüllt. Alle Aufzeichnungen sind in Kurrent geschrieben und müssen noch transkribiert werden. Horst S. (3359) Der Journalist Horst S. interviewt im Jahr 1950 Charlotte N.-M., die ihm über ihre Flucht mit 18 Pferden vom Gut Marisfeld bei Posen im Januar 1945 berichtet. Die Flüchtenden folgen am Ende des langen Trecks über Schleswig-Holstein zunächst einem Ruf der Kreisbauernschaft Göttingen und können schließlich mit den überlebenden Pferden ein Fuhrgeschäft in der Nähe von Lüdinghausen/Münsterland gründen. Horst S. veröffentlicht 1951 seinen Bericht „Rückkehr ins Land der Väter“ im Westfälischen Heimatkalender für das Münsterland. Alfred B. (3361, 1 und 2) Die Aufzeichnungen von Alfred B. (1849-1940) aus Woldegk gehen trotz der Plünderungen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs stattfinden, nicht verloren und werden von seinen Nachkommen gefunden. Seine Enkelin Helene S. transkribiert die Aufzeichnungen und der Urenkel schreibt u.a.: „Es fällt auf, dass Urgroßvater seinen Beruf und seine Arbeit als Töpfer, seinen Töpferei-Betrieb und seine Landwirtschaft praktisch nicht erwähnt. Dass er nicht von seinen Kriegserlebnissen sprach, hat er wohl mit vielen Soldaten gemeinsam. Die realistischen Schilderungen in seinen Lebenserinnerungen passen ja auch kaum an den Familien- oder Stammtisch.“ Heinrich P. (3360, 1-7) „Herrn Fahrer Heinrich P. Munitionskolonne der 2. Batterie Reserve-Fuß-Artillerie Regiment 7, Lüttich“, so lautet die Anschrift auf Feldpostbriefen an den jungen Soldaten (1898-1967) im Ersten Weltkrieg, der in seinem späteren Leben als Justizobersekretär in seiner Geburtsstadt Hannover arbeitet und beide Weltkriege erlebt, wovon er in Briefen an Familie und Freunde berichtet. Den Aufzeichnungen sind auch Hotelrechnungen beigelegt, deren detaillierte Aufstellung belegt, dass um 1925 Stiefelputzen 25 Groschen und eine Logis mit Frühstück 4 Reichsmark kosten. Seine poetischen Tagebücher ent- Gustav O. (3362) Die Lebenserinnerungen von Gustav O. (1866-1953), Sohn aus einer westfälischen Fabrikantenfamilie, sind sowohl ein Stück Familien- als auch ein Dokument der Zeitgeschichte. Ergänzt werden die Aufzeichnungen durch eine Ab16 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge handlung des Autors mit dem Titel „Meine Ansicht vom Weltgeschehen nach dem Zweiten Weltkrieg“ und seine Überlegungen zur Frage „Was ist Demokratie?“. Berührend sind die Liebesbriefe an seine Braut, die er mit der Anrede „Verehrtes Fräulein, lieber Schatz“ beginnt. Weltkriegen nie verlässt. Das „Kriegstagebuch“ von Wilhelm K. umfasst die Zeit von Juli 1914 bis zum Ausbruch der November-Revolution 1918, die er in Ingolstadt erlebt. Ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz stirbt Wilhelm K. 1969 in seiner Heimatstadt. Ulrich von R. (3364, 1-5) Schwere großformatige Bände mit goldenem Prägedruck sind die acht Bücher, in welchen Ulrich von R. (1913-2005), in den 1960er Jahren Konsul in New York, später Botschafter in Bangkok und Damaskus unter der Titel-Folge: „Erlebtes und Erlaubtes“, „Geschautes und Erlebtes“, „Erfahrenes und Verschwiegenes“ sein Leben festhält. Seine Aufzeichnungen befassen sich rückblickend mit einem halben Jahrhundert deutscher Zeitgeschichte und umfassen die Zeiträume Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg, die Gründung der BRD und deren Entwicklung bis zum Ende der 1970er Jahre. Es sind historische Augenblicke, die er als Protokollchef im Auswärtigen Dienst erlebt. So begleitet er 1970 Bundeskanzler Willy Brandt nach Warschau und beschreibt die „Totenstille“ während der Kranzniederlegung am Mahnmal des Warschauer Ghettos und den Kniefall des Kanzlers, eine Geste, die in die Geschichte eingegangen ist. Weniger feierlich Gisela M. gestaltet 1950 ein Reisetagebuch über ihre Wanderung auf dem Heilbronner Weg mit vielen Schwarzweiß-Fotos (Sig. 3354) Wilhelm K. (3363) 1891 wird Wilhelm K. in Pappenheim als Sohn eines Hafnergesellen geboren. Seinen Aufstieg zum Studienprofessor und Lehrbeauftragten an der Handelshochschule Nürnberg verdankt er seinem Bildungseifer, der ihn trotz der Teilnahme an zwei 17 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge fällt die Darstellung einer Reise aus, die er mit Bundespräsident Lübke nach Afrika unternimmt. Seinerzeit löste dieser Staatsbesuch Spekulationen über den Gesundheitszustand des Bundespräsidenten aus. Als Botschafter in Syrien ist Ulrich von R. in den siebziger Jahren konfrontiert mit dem Nahost-Konflikt. Unvergessliche Begegnungen mit politischen Persönlichkeiten, die Schilderung protokollarischer Aufgaben, Beobachtungen zum „VolksCharakter“ der Thai und weitreichende Gedanken zu den politischen Vorgängen jener Zeit sind Inhalt seiner Memoiren, die er seinen Freunden widmet und 1980 beendet. Stationen ihrer Reise und die Erlebnisse vor Ort. Nach langjähriger Tätigkeit in den Ferdinand-Sauerbruch-Krankenanstalten in Wuppertal-Elberfeld stirbt sie 76jährig in ihrer Heimatstadt. Wilhelm H. (3367) „Berichte“ nennt der 1920 in Beuren, Landkreis Eichsfeld in Thüringen, geborene Handlungsgehilfe Wilhelm H. seine Aufzeichnungen. Diese enden mit einer langen Namensliste – überschrieben mit der Frage: „Wo sind die in meinem Bericht genannten Kameraden geblieben?“ Die Notizen umfassen vorwiegend seine Soldaten- und Kriegszeit in Russland, wo er kurz vor Kriegsende verwundet wird. Die schwere Kriegsbeschädigung überschattet sein weiteres Leben, das 2001 in Melle endet. Anneliese H. (3365, 1-4) Anneliese H. (geb. 1931 in Dresden) teilt ihr Leben mit einem Toten. Acht Jahre schreibt sie täglich an ihren verstorbenen Mann, ohne den ihr Leben „keinen Sinn mehr“ hat. In mehrseitigen Briefen schildert sie ihren Alltag und die Sorgen um den gemeinsamen Sohn, der alkoholkrank ist und sich den Körper einer Frau wünscht. Anna M. (3368) Neben einem Kondolenzbrief von 1867 findet sich in der Briefsammlung der Familie M. der Bericht ei jungen Frau, die als Gouvernante nach Batavia reist, um dort „ihr Glück zu suchen“. Sie unterrichtet die Kinder einer holländischen Familie, wovon sie begeistert erzählt. Anna S. (3366, 1 und 2) Im Sommer 1939 reist die Krankenschwester Anna S. (1888-1964) gemeinsam mit ihren Diakonie-Mitschwestern nach Wien. In ihrem Reisetagebuch dokumentiert sie die Familie R. (3369, 1-4) Etwa 360 Briefe der Familie R. (Schwaben) aus den Jahren 1917 bis 18 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge 1950 werden dem Deutschen Tagebucharchiv übergeben. Die frühesten 134 Briefe (1 und 2) sind Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg von Hermann R. an seine Frau. Diese Briefe sind bereits transkribiert. 3: Briefe von Hermann und Marthe R. an verschiedene Familienmitglieder und Bekannte aus den Jahren 1917 bis 1921. 4: Briefe an Hans und Ully R. aus den Jahren 1945 und 1950. In der Anlage befinden sich etliche elsässische Dokumente aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Auch aus der Zeit der französischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg befindet sich ein Schriftstück in den Briefen, in dem das „Gouvernement Militaire de la Zone française d’occupation en Allemagne“ am 8. März 1947 „Monsieur R., pharmacien à Hechingen“ das Wrack eines gebrauchten Steyr 55, Baujahr 1938, aus der Beschlagnahmemasse der Firma Bosch überlässt. reichert. Das Dokument liegt in englischer Sprache vor, was eine Ausnahme für das Sammelgut des DTA bedeutet. Horst S. (3371, 1-12) Der Vater von Horst S. ist Artist und Zirkusunternehmer aus Lodz in Polen. Dessen biografisches Erbe setzt der 1941 geborene Sohn nicht fort. Er entflieht den „kleinbürgerlich-proletarischen“ Verhältnissen, studiert Erziehungswissenschaft und entwickelt in den Jahren der Studentenrevolte das Konzept für eine pädagogische Zeitschrift mit dem inhaltlichen Auftrag einer „emanzipatorischen Erziehung“. Nach seinem Ausscheiden aus dem Beltz Verlag, bei dem er einige Jahre Chefredakteur von „b:e“ (betrifft:erziehung) war, gründet er eine neue Pädagogische Zeitschrift „päd.extra“, die sich im Besitz der Mitarbeiter befindet. Lehraufträge, journalistische Arbeit für verschiedene Medien und die Herausgabe einer Buchreihe im Rowohlt Verlag sind Stationen im Arbeitsleben von Horst S., der „sich am Ende des Berufslebens und nach langjähriger Therapie seiner eigenen Person“ zuwendet, sich mit der Sozialisation von Männern und der körperlichen Sexualität auseinandersetzt. Ernst Henry E. (3370) Der in Indiana geborene Sohn (1870 -1944), von Henry William E. (vgl. Sig. 3372) recherchiert die Familiengeschichte und verfolgt unter dem Titel „Engelbrecht Family History“ die Lebenswege der einzelnen Mitglieder dieser weit verzweigten Sippe, die er mit Anekdoten aus dem Familienschatz an- Henry William E. (3372) Der Autor (geb. 1841 in Dielingen – 19 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge gest. 1910 in Logansport/Indiana) verlässt Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um in den USA (Indiana) „sein Glück zu machen“. Er kämpft als Freiwilliger im Amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Unionisten für die Abschaffung der Sklaverei, wovon er in „Some War Reminiscences“ berichtet. Sein Sohn Ernst Henry E. (1870-1944) ergänzt in den 1940er Jahren diese Erinnerungen durch „A Memoir“, eine Beschreibung des Familienlebens und seiner Jugend (vgl. Sig. 3370). Die Aufzeichnungen liegen in englischer Sprache vor. 1945, drei Tage vor Kriegsende, fällt. „Der Tod des Jungen ist so besonders tragisch, als er nicht etwa Freiwilliger war, sondern von einem verantwortungslosen N.S.F.O. mit fünfen seiner Klasse an die Front vom Luftwaffenhelferdienst in Böhmen aus, gegen alles Recht, gezwungen wurde.“ Dieser Hinweis findet sich im Brief des Vaters an die Behörde, deren Amtsvorsteher er um Auskunft „über die letzten Augenblicke des Toten“ bittet. Die Schüler-Luftwaffenhelfer-Soldatenbriefe (1940-1945) des jungen Ulrich K. an seine Eltern umkreisen vor allem die Themen: Dienstpflichten, Kriegsgeschehen und Heimweh, des zu Beginn der Korrespondenz Zwölfjährigen. Hermann F. (3373) Der Autor, 1918 in Malterdingen geboren, schildert in seinen Aufzeichnungen mit dem Titel „Meine Erlebnisse während des Weltkrieges 1939 bis 1945“ seine Zeit als Soldat. Einsatzorte und Truppenteile reiht er chronologisch aneinander, daneben schildert er Vorkommnisse, die ihm in Erinnerung geblieben sind. Das Dokument enthält auch die Briefe seiner Frau Rosa und Bilder von verschiedenen Einsatzorten. Hermann F. stirbt mit 91 Jahren in Kenzingen. Margarete K. (3374, 2) In den Briefen der Mutter von Ulrich, Margarete K. (keine biografischen Angaben), an ihren im Krieg befindlichen Mann Wilhelm berichtet diese über Angelegenheiten der Familie und beklagt die allgemeine Versorgungslage sowie die unzureichende Schulausbildung ihres Sohnes, der zum Flakhelfer ausgebildet wird und kaum noch Unterricht erhält. Ulrich K. (3374, 1) 16 Jahre und acht Monate lebt Ulrich K. (geb. 1928), bevor er als Schüler-Luftwaffenhelfer am 5. Mai Familie K. (3374, 3) Die Briefsammlung der Familie K. umfasst die Korrespondenz der Eltern, Kinder und Verwandten in 20 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge den Jahren 1943/44. Der rege geführte Austausch beinhaltet vornehmlich die Dinge des alltäglichen Lebens, die sich zunehmend schwieriger gestalten, Sorgen um Angehörige und die Bombardierung Elberfelds 1943. siebzig Tagebücher zusammen, die ihre Schulzeit am Lyzeum, ihr Pflichtjahr, ihre kaufmännische Ausbildung, ihre Kriegserlebnisse, die Nachkriegszeit, ihr Leben in der DDR als mithelfende Ehefrau im Geschäft ihres Mannes, ihr Arbeitsleben als Sekretärin in einer Druckerei und ihre Ruhestandszeit beleuchten. Am 9. November 1989 schreibt sie: „20h35 Bekanntgabe im DDRFunk, dass ab sofort Grenze auf ist – jeder kann rüber … Gestern Ministerrat zurückgetreten, Krenz noch an der Spitze. Es ist eine total verrückte, aufregende, fast tragische Zeit.“ In der Anlage befindet sich ein Gedichtheft, ein Ratgeber „Der Soldatenfreund, 1937“ und ein Notizkalender ihres Vaters Max W., der im letzten Kriegsjahr 1918 ein Notizbuch füllt. Sein letzter Eintrag vom 27.9.1918: „ab ½ 5 Uhr Trommelfeuer, 7 h großer Angriff … ½ 2 Uhr weiterer Angriff, alle gefangen“. Hedwig P. (3375, 1-4) 1895 beginnt die langjährige Wanderschaft der Hauslehrerin Hedwig P. (1876-1961) aus Posen, die sie in 18 Bildern beschreibt. Die ausführlichen Schilderungen ihres Berufsweges, den sie als 19jährige auf einem Rittergut in Schlesien beginnt und der sie auf verschiedene Besitzungen des Landadels führt, so auch nach Bückeburg an den kunstfreudigen Schaumburg-Lippischen Hof, erzählen von einer emanzipierten Frau, deren Lebensgeschichte auch tragische Kapitel enthält. Gerda K. (3376, 1-70) Im Jahr 1928 beginnt Gerda K. aus Dessau (1921-1998) Tagebuch zu schreiben, vorwiegend in Kurrent, teilweise in Stenografie, später auch in einer Mischung aus lateinischer und Kurrentschrift. Sie fügt anfangs allerlei Fotos, (Liebes-)briefchen, Eintrittskarten hinzu, später vor allem während und nach dem Zweiten Weltkrieg – verwendet sie jedes verfügbare Stück Papier, um ihre Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Am Ende kommen so Emma S. (3377, 1-5) 1923 stehen 17 Häuser in BonndorfEbnet und jedes Haus hat seine eigene Geschichte, die Emma S. (geb. 1923) in ihren „Erinnerungen an ein kleines Dorf“ im Hochschwarzwald erzählt. Anschaulich und mit großer Heimatliebe beschreibt sie das Dorfleben mit sei21 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge nen Festen und Bräuchen. Sie schildert den anstrengenden Alltag der Schwarzwaldbauern, berichtet über Armut und Auswanderung, Kinderarbeit und einen mehrstündigen Kirchgang um vier Uhr früh durch den Hochschnee. wöchigen Aufenthalt werden zwei Jahre, wovon sie in ihrem Reisetagebuch „Meine Amerika-Reise 1948-1949“ erzählt. Clara G. (3379) „Mutter philosophierte sich stets über alles Ungemach hinweg“, mit dieser Aussage der jüngsten Tochter Johanna, die den von der Mutter begonnenen Lebenslauf 1913 fortsetzt, schließen die „Memoiren der Frau Clara G.“, die 1827 in Berlin geboren wird, im Revolutionsjahr 1848 heiratet, 11 Kinder gebiert, wovon vier nur kurze Zeit leben. Mit ihrem Mann, einem Erfinder und Geschäftsmann, der 1875 an der Cholera stirbt, lebt sie in Budapest und Solothurn. Clara G. stirbt im Kreis ihrer großen Familie 1913 an Altersschwäche. Dem Dokument der Familie G. beigefügt ist die Recherche des Geheimen Baurats Hermann G. aus Magdeburg, der mittels der Bürgerrolle der Stadt Magdeburg die Familiengeschichte erforscht. Hans V. bereichert seine fünf Tagebücher aus dem Ersten Weltkrieg mit Zeichnungen zum Frontverlauf und mehreren Bildern (Sig. 3321) Sigrid M. (3380) In den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebt die 1934 in Königsberg geborene Kinderkrankenschwester in Russland und Litauen. Von den Lebensumständen in einer Kriegslandschaft erzählt sie „für meine Enkel und Urenkel“ in ihrem Buch „Verlorene Anna I. (3378) Anna I. (1878-1959) lebt auf einem Schwarzwaldhof in Bonndorf-Ebnet. Im Alter von siebzig Jahren besucht sie fünf ihrer zwölf Kinder, die nach Amerika ausgewandert sind. Aus ihrem geplanten vier22 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Jugend?“ In diesen Erinnerungen befasst sie sich auch mit dem Schicksal des am Ende des Krieges vermissten Bruders Ulli. Eine „Reise in die Vergangenheit“ unternimmt sie im letzten Teil der Erinnerungen. Diese Reise führt sie 1992 nach Königsberg, wo sie von ihrer Schwägerin gastfreundlich aufgenommen wird. Wolfgang E. (3382, 1-6) Wolfgang E., 1924 in Pforzheim geboren, absolviert nach der Schule eine kaufmännische Ausbildung, wird nach dem Arbeitsdienst eingezogen und fällt 1944 in Frankreich. Vom kurzen Leben des jungen Mannes erzählen seine Tagebücher, die er bis 1943 führt. Die Aufzeichnungen geben Auskunft über seine Fußballleidenschaft, Freizeitunternehmungen und seine Dienstpflichten an den jeweiligen Einsatzorten, zunächst an der Ostfront und Ende 1942 an der Westfront. In seinen letzten Eintragungen beklagt er die Stumpfsinnigkeit seines Daseins: „O, hätte ich jetzt Zeit zu lesen, zu lernen, zu studieren … ich möchte gerne Französisch lernen, gute Bücher – Klassiker und andere große Geister – lesen … Ich möchte gerne ein Mann werden, lebensklug und gescheit.“ Rudolf G. (3381, 1-78) „Aus meinem Erleben und Denken, aus meiner ganz persönlichen Sicht will ich einiges aus meinem Leben für diejenigen, die nach mir kommen, berichten, um ihnen zu vermitteln, was meine Generation erlebt und erlitten hat“. Mit diesem Satz leitet Rudolf G. (1918-2010) aus Mainz seine gedruckten Erinnerungen „Ein typischer Geiß“ ein, die er im 89. Lebensjahr für seine Nachkommen verfasst. Er kann sich dabei auf insgesamt 76 schmale, in Kurrent geschriebene Tagebuchbändchen stützen, welche er in den Jahren 1935 bis 1949 verfasst hat. Er versieht diese mit „sprechenden“ Titeln, wie zum Beispiel „Es geht wieder aufwärts“ (1939), „Jugend ist Trunkenheit auch ohne Wein“ (1938) oder „A new chapter“ (1937). In der Anlage gibt es noch seine „Lese-Erinnerungen“ aus den Jahren 1934 bis 1936. Irma W. (3383) Die Autorin beginnt ihr Tagebuch 1912, sechzehnjährig, mit der Eintragung: „Die Einladung war mit Jungens.“ Um dieses Thema kreisen ihre Aufzeichnungen. Teegesellschaften, Schulereignisse, Freizeitunternehmungen und Beziehungskrisen sind Inhalt ihrer Niederschrift, die sie nach wenigen Monaten beendet. 23 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge folgung von innen, d.h. aus dem Erleben der Verfolgten miterfahren und miterleben lässt. Die Originale der Briefe hat Victor R. der Universitätsbibliothek Michigan übergeben. Im Tagebucharchiv befinden sich Kopien, und eine Abschrift der Transkription. Lina H. (3384) Lina H. wird 1908 als viertes von 12 Kindern unweit von Rothenburg geboren, wo sie bis zu ihrer Heirat als Haushaltshilfe arbeitet. Für ihren Mann, der sich 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft befindet, notiert sie den Einzug der Amerikaner in Bad Windsheim im April 1945 in ein kleines Notizbuch, das sie immer in ihrer Schürzentasche trägt. Sie schreibt, nach Auskunft ihrer Tochter, „für Papa, falls er uns nicht mehr lebend antrifft.“ Karl Sch. (3386, 1 und 2) Ein „Stoß mit 5 Millionen Scheinen“, auf diese Weise erfolgt 1923 die Entlohnung des Ingenieurs Karl Sch. (1880-1960) in der Zählerfabrik der Meyer A.G. in Berlin, nichts Ungewöhnliches in Zeiten der Inflation, als 20 Zentner Brikett 19 Millionen Mark kosten. Der Brief an seine Frau ist ein Dokument über die wirtschaftliche Lage Deutschlands zu Beginn der Weimarer Republik. Johanna und Nathan R. (3385, 1 und 2) „Wohin wird uns das Schicksal schleudern, uns ist oft so bang …“ Johanna (1870-1941) und Nathan (1863-1945), Mitglieder einer alteingesessenen Breisacher Familie, haben sich in der Zeit der härtesten antisemitischen Verfolgung und während der Deportation nach Gurs über 110 Briefe und Postkarten verständigt. Der Briefwechsel wird von ihrem Sohn Alfred R. (geb. 1911), dem Empfänger in den USA, aufbewahrt. Nach dessen Tod 2005 findet sein Sohn Victor Hilfe für die Transkription und genealogische Einordnung im Freundeskreis „Ehemalige Synagoge Sulzburg“, im „Blauen Haus“ in Breisach und bei einem amerikanischen Germanisten, der die Briefe ins Englische übersetzt. Das Besondere an diesem Briefwechsel ist, dass er die Ver- Hans G. (3387, 1 und 2) Vier Jahre verbringt der 27-jährige Feldwebel (1921-1990) in einem russischen Kriegsgefangenenlager, in dem er Demütigungen, Hunger, Kälte und Schmerzen ausgesetzt ist. Traumatisierende Erlebnisse, wie Todesangst und Kriegsgrausamkeiten überschatten sein Leben nach dem Krieg. Eduard L. (3388, 1 und 2) 1880 beginnt der Sanitätsrat Dr. Eduard L. (geb. 1830), Ritter des Kronenordens, Träger des Eisernen 24 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge und Gretel vom Wege abkamen“, wie amerikanische Militärhistoriker die Region beschreiben. Von 1943 bis Kriegsende dokumentiert der Autor das Frontgeschehen entlang des Westwalls. In den Briefen an seine Familie berichtet er über das „Verdun der Eifel“, eine der längsten Schlachten auf deutschem Boden, die er überlebt. Hermann R. stirbt mit 86 Jahren nach einem Schlaganfall. Kreuzes 2. Klasse, Arzt und später in Prag und Wien zum „Operateur“ ausgebildet, mit den Notizen in sein Tagebuch. Er beschreibt den Arbeitsalltag eines Arztes, der die ländliche Bevölkerung mit viel Mühe von der Notwendigkeit einer stationären ärztlichen Versorgung in einem Krankenhaus überzeugen muss. Eine Anstrengung, die ihn mehr Energie und Einsatz kostet als der Dienst als Bataillonsarzt im Jahre 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/ 1871. Gabriele und Franz H. (3389, 1-20) 1-16: In Notizbüchern protokolliert eine Ehefrau mehr als 25 Jahre gemeinsamen Lebens. Von 1970 bis 1995 werden alltägliche Ereignisse festgehalten, wobei der Bau des Hauses und die Anlage des Gartens detailliert aufgezeichnet werden. 17-19: In drei Bänden beschreibt der Ehemann den plötzlichen Tod seiner Frau, seine Trauerarbeit u. sein weiteres Leben bis 2007. 20: Die Erinnerungen von Franz H. zeugen von seinem erfolgreichen Leben. Heinz B. überlässt dem Tagebucharchiv 17 „Rückspiegel“, in denen er seine Erinnerungen aus den Jahren 1927 bis 2012 niedergeschrieben hat (Sig. 3317) Olga P. (3391, 1-31) „Ich wollte die Mühe nicht vernichtet wissen!“ Mit dieser Anmerkung übergibt Olga P., 1930 in Arzberg geboren, dem DTA 31 Schulhefte, Notizkalender und Tagebücher, in denen sie 1947 mit Eintragungen beginnt. Die Aufzeichnungen umkreisen das Alltagsleben der Friseurin, die 1951 heiratet und einige Jahre später einen Jungen adoptiert. Heute lebt sie in einem Pflegeheim. Hermann R. (3390, 1 und 2) Die Feldpostbriefe des Kompanieführers Hermann R., 1904 in Kamen geboren, beschreiben die Kämpfe im Hürtgenwald, „dem schwarzgrünen Ozean aus Wald, in dem Hänsel 25 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Hintergrundinformationen zur Autorin finden sich in den Lebenserinnerungen ihres späteren Mannes Rudolf G. (vgl. Sig. 3381, 78). Gerd Ludwig A. (3392, 1-3) „Mein Leben Stationen – Erinnerungen – Nachdenkliches“, so betitelt Gerd Ludwig A. aus Leverkusen die dreibändige Ausgabe seiner Erinnerungen. 1932 in Leverkusen geboren, beginnt der junge Kaufmann sein Arbeitsleben 1952 mit dem Eintritt in die Bayer AG, wo er 1975 die Verkaufsleitung einer Tochtergesellschaft übernimmt. Mit dieser Position verbinden sich längere Aufenthalte in den USA, Fernost und Südamerika. Den Ruhestand verbringt Gerd Ludwig A. in seiner Heimatstadt. In seinen „Memoiren“ erzählt er die Familiengeschichte und berichtet über die Kriegs- und Nachkriegszeit, die er mit Bildmaterial veranschaulicht. Adolf V. (3396, 1 und 2) In seinem Kriegstagebuch schildert der junge Lehrer Adolf V. (18811970) aus dem Kreis Lörrach die Tage der Mobilmachung im August 1914 und das Kriegsgeschehen in verschiedenen Einsatzorten (Vogesen, Mazedonien, Nordfrankreich), wo er als Feldwebel seinen Dienst versieht. Er selbst überlebt den Krieg, anders als seine beiden Söhne, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verlieren. Charlotte S. (3397, 1-13) „Am 3. Januar 1951, im 7. Jahr ihrer Flucht aus Ostpreußen“ erhält die in Danzig geborene Autorin (1896-1969) ein Büchlein aus „echtem Kunstpapier aus der DDR“ geschenkt. Das ist der Auftakt zu etwa 15 Jahre dauerndem Tagebuchschreiben bis weit in die 1960er Jahre. Es entstehen elf, überwiegend in Kurrent geschriebene Tagebücher. Immer wieder taucht das Trauma von Flucht und Vertreibung in den Aufzeichnungen auf. Die Bände sind zudem prall gefüllt mit Briefen, Zeitungsausschnitten oder Kalenderblättern. Etwa 120 Briefe, u.a. Geschäftsbriefe an die Firma ihres Mannes in Ostpreußen, ein Fritz Jürgen K. (3394, 1 und 2) „Aufzeichnungen über ein unstetes Leben“ übertitelt der Maschinenschlosser und Zeitsoldat Fritz Jürgen K., 1941 in Stettin geboren, umfangreiche Bände, in denen er sein Leben während der Kriegs- und Nachkriegszeit beschreibt. Diese Aufzeichnungen ergänzt er mit Fotografien und Dokumenten. Marianne G. (3395, 1-4) Marianne G. (geb. um 1930) aus Mainz notiert 1945 bis 1948 in vier kleinen Tagebüchern in teilweise schwer lesbarer Kurrentschrift Alltagsbeobachtungen und Gefühle. 26 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Werkzeugkatalog aus dem Jahr 1952 und private Schreiben finden ebenfalls ihren Platz im Archiv. Eine detaillierte „Aufstellung der gesamten Kriegsschäden der Firma Alfred S. in Heilsberg“ im Wert von ca. 133.000 Reichsmark (dies entspricht einer heutigen Kaufkraft von etwa 600.000 €) lässt das Ausmaß des Besitzverlustes erahnen. rene Malermeister seine Lebensgeschichte. Aus Erzählungen seiner Angehörigen und eigenen Erinnerungen an seine belastete Kindheit und Jugendzeit fertigt er das Bild eines gesellschaftlichen Milieus, das mit fragwürdigen Wert- und Erziehungsvorstellungen körperliches und seelisches Leid bewirkt. Aufschreiben, um vergessen zu können, ist offensichtlich ein Beweggrund für diese Aufzeichnungen. Julius N. (3398, 1-11) Zwischen 1932 und 1945 schreibt Julius N. (1898-1945) aus Blankenhagen „Brautbriefe“, „Reisebriefe“, „Briefe aus Berlin und Brandenburg“, „Sommerbriefe“ und „Briefe an die Schwester“. In diesen rund 300 Briefen wird sein Leben als Goldschmied und Mitglied der Deutschen Kolonie und Evangelischen Gemeinde in Rom in den 1930er und 1940er Jahren lebendig. 1943 muss er kriegsbedingt nach Berlin zurück. Beim Versuch zu seiner Familie nach Niedersachsen zu gelangen wird er am 3. Mai 1945 von einem russischen Kontrollposten erschossen. Ergänzt werden die Briefe durch Fotos und geschichtliche Hintergrundinformationen zu Italien und Deutschland vor und während des Zweiten Weltkriegs. Erika S.-F. (3400, 1-4) 1: Die in Lenzkirch im Schwarzwald geborene Autorin (1900-1991) erhält ihr erstes Tagebuch zu ihrem 14. Geburtstag. In der Zeit vom Juli 1914 bis September 1917 schreibt sie fast täglich und berichtet von ihrem Alltag in ihrer großen und großbürgerlichen Familie und in der Schule, sowie von ihren Unternehmungen in den Ferien. Im Mittelpunkt jedoch steht der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen in der Heimat. 3: Ihr zweites Tagebuch von Oktober 1917 bis August 1918 enthält vor allem Nachrichten aus der Familie. Es endet als die Autorin Lenzkirch verlässt, um eine Haushaltungsschule in Baden-Baden zu besuchen. 2 und 4 sind die Transkriptionen. Rudi S. (3399) Mit „Der laufende Fehltritt“ überschreibt der 1940 in Lörrach gebo- Gerhard B. (3401) Vom Autor (geb. 1907) gibt es 17 27 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge z.T. mehrseitige Briefe und zwei Karten, die er von Juni 1934 bis Februar 1935 an seine alte Freundin Irmgard O. richtet. Sie stammt wie er aus Posen/PL und arbeitet in Dortmund-Hörde bei Familie W. (vgl. Sig. 3284). Zunächst erzählt er von seinen Schwierigkeiten als Deutscher in Polen und seinem mühsamen Anfang in Deutschland: 1931 aus dem Militärdienst entlassen, arbeits- und mittellos, Verlust der elterlichen Wohnung, Ausweisung nach Schneidemühl ins Auffanglager, in Kiel Krankenhausaufenthalte mit Operationen und schließlich eine Stelle als Verkäufer in einem Eisenwarengeschäft. Sein eigentliches Anliegen in diesen Briefen ist, die Verbindung zu Irmgard O. wiederherzustellen und sie nach und nach zu überzeugen, dass sie die einzige Frau ist, mit der er glücklich werden kann. Ob er damit Erfolg hat, ist leider nicht belegt. von Fachkenntnissen und Improvisieren überwunden wird. Hans Carl Theodor B. (3403, 1 und 2) Der Autor, 1890 in Bromberg bei Posen/Polen geboren – gestorben 1966 in Bremen, schreibt zwischen 1945 und 1953 ein Dutzend Briefe an seine Ehefrau. Er spricht sie mit „liebe kleine Süße“, „liebe kleine Mutti“ oder „liebe kleine Fleißige“ an und schließt mit „Vati“. Die Briefe liegen in einer handschriftlichen Transkription vor. Hans Henning B. (3402) Der Autor, geb. 1939 in Bremen, erfindet eine Geschichte, in die er seine Erinnerungen „Trümmerblumen“ an die Jahre 1946 bis 1948, zum Teil in mundartlicher Rede, einbindet. Geschildert wird die typische Situation der Nachkriegsjahre mit Trümmern, Wohnungsnot, Flüchtlingen und Arbeitslosigkeit und wie diese durch Hilfsbereitschaft, Zusammenarbeit, Nutzung Originale Zeitzeugnisse aus dem Ersten Weltkrieg stoßen derzeit auf großes Recherche-Interesse. Hierzu zählen die Tagebücher von Hans V. (Sig. 3321) 28 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge die Sichtweise eines unbedarften Teenagers aus der schwäbischen Provinz. Judith P.-M. (3404, 1-46) Das erste Heft der Autorin Judith P.-M. (geb. 1940) trägt den Titel „Eine Kindheit in Höchst im Odenwald 1945“. Es enthält mit vielen Fotos gestaltete Erinnerungen an ein Aufwachsen während der Evakuierung und in der Nachkriegszeit. Sie entwickelt keine Ängste, ist im Gegenteil fasziniert vom bäuerlichen Leben. 45 weitere Tagebücher – ebenfalls mit Fotos und Zeitungsausschnitten ergänzt – sollen bis in das Jahr 2002 folgen. Die Journalistin hat sie geschrieben, „um mit der Welt klar zu kommen. Und später, vielleicht so mit achtzig, mal nachzulesen, was ich getan und was ich gelassen, zu Recht oder zu Unrecht oder welche Entscheidungen ich getroffen habe.“ Heinz von J. (3406) Über eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten erstrecken sich die Tagebücher von Heinz J., der 1912 in Berlin geboren wird und sich Anfang der 50er Jahre entschließt, in die USA auszuwandern. Aus seinem großen Interesse an der Filmerei ergibt sich der Kontakt zu Leni Riefenstahl, deren Assistent und Kameramann er zeitweise ist. 1939 wird er Filmberichterstatter und spezialisiert sich auf Flugaufnahmen. Mit Beginn der Naziherrschaft ächtet man Heinz von J., weil seine Großmutter Jüdin ist. Er ist befreundet mit Filmgrößen wie Heinz Rühmann und bis zu seinem Lebensende mit Leni Riefenstahl, die ihm in ihren Memoiren ein Kapitel widmet mit der Überschrift „Landstreicher vom Montblanc“. Heinz J. stirbt 1999 im Bundestaat New York, USA. Susanne V. (3405, 1 und 2) Als Fünfzehnjährige begleitet die 1963 in Göppingen geborene Susanne V. Großmutter und Großtante in die USA zu einem Verwandtenbesuch. Ihre Beobachtungen beschränken sich auf die Ernährungsund Konsumgewohnheiten der Gastfamilie, die sie in einem Reisetagebuch abfällig kommentiert. 1979 verbringt sie gemeinsam mit den Eltern ihren Urlaub in Ungarn, ein Jahr später reist sie für 10 Tage in die UdSSR. Die Aufzeichnungen zu diesen Unternehmungen spiegeln Eva E.-K. (3407, 1-3) Drei dicht beschriebene Tagebücher einer reisefreudigen Frau, die 1939 in Bonn geboren wird, drei Jahre in Südkorea lebt, in den 70er Jahren Japan und die UdSSR bereist, erzählen von den Begegnungen einer sensiblen Beobachterin mit fremden Menschen und Kulturen, wobei 29 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Genderfragen den Blick der Autorin lenken, die an der Universität Bielefeld „Frauenstudien“ betrieben hat. Jahre zuvor sein Bruder, in Frankreich bei der Marne-Offensive fällt. Im letzten Brief an seine Mutter beantwortet er ihre Sorge um sein Leben mit dem Satz: „Gott wird uns die rechte Hand stärken und zu uns sprechen: Fürchte Dich nicht!“ Edvard G. (3408, 1 und 2) 1942 während der Besetzung Kretas – nachdem die deutsche Fallschirminvasion gescheitert war – beginnt der 1914 in Gleiwitz/Oberschlesien geborenen Gebirgsjäger Edvard G. in Stenografie Tagebuch zu schreiben. Er kommt nach Russland und wird in Kamenz/Sachsen im Dezember 1942 von einer Bombe tödlich getroffen. Siegfried H. (3410) Die Feldpostbriefe von Siegfried H. (1917-1943), Kompanieführer einer Geschützbatterie in Frankreich und Russland, geben Auskunft über Kriegsverlauf und den Alltag an der Front, wo er im Juli 1943 fällt. Maria B. (3411) „Marias Erinnerungen“ nennt die 1930 im Kreis Eger geborene Tochter eines Geigenbauers ihre Niederschrift, in der sie über ihre belastete Kindheit und Jugendzeit berichtet. Gustav J. (3409) In den Briefen des jungen Soldaten Gustav J. (1898-1918), Sohn eines Theologen der Bethel-Mission, der sich 1916 mit 18 Jahren freiwillig zum Kriegsdienst meldet, erfahren Eltern und Geschwister Kurioses und Alltägliches über den Dienst in der Potsdamer Kaserne des 1. Garderegiments zu Fuß. Rituale wie „Stiefelkneten“ oder den Besuch einer „Heldengreifkommission“ schildert er ebenso anschaulich, wie die Begegnung mit Kaiser Wilhelm II. anlässlich eines Truppenbesuches. Zur Feier von dessen Geburtstag wird dem, wegen seines vorbildlichen Einsatzes zum Unteroffizier beförderten Soldaten, das Eiserne Kreuz verliehen, wenige Wochen bevor er, wie schon zwei Maria Elisabeth R. (3412) Als Jungführerin, Maidenführerin und Lagerführerin wird die 1921 in München geborene Angestellte in einer Klageschrift 1947 der Unterstützung des nationalsozialistischen Unrechtsregimes beschuldigt. In ihrem Widerspruch erklärt sie: „Da ich mich nicht aktiv beteiligt habe, bitte ich die Kammer, mich in die Gruppe der Mitläufer einreihen zu wollen.“ In den Briefen an ihre Eltern beschreibt sie ihren Alltag im Reichsarbeitsdienst von 1940-1944. 30 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Dietrich D. (3414) Im Mai 1945 beschließt der 22-jährige ostpreußische Soldat Dietrich D. (1912-1990) die Flucht aus russischer Kriegsgefangenschaft. Sein Fluchtversuch scheitert. Er wird von Milizsoldaten aufgegriffen und in das Lager Mitau/Kurland verfrachtet. Bei einem Arbeitseinsatz im Torfmoor unternimmt er den zweiten Fluchtversuch. Er wird eingefangen und zum Schieferbrechen ins Bergwerk Kukrus verbracht. Von dort aus gelingt ihm im November 1945 die abenteuerliche Flucht über Reval (heute: Tallinn) und Riga nach Tilsit, die er ohne die Unterstützung von Menschen aus der lettischen und estländischen Bevölkerung, die sich als deutschfreundlich und deutschsprachig erweisen, nicht hätte bewerkstelligen können. Abermals wird er aufgegriffen und wieder gelingt ihm die Flucht. Im Frühjahr 1946 findet diese Odyssee in Bad Hersfeld ein Ende. Sein Tagebuch ist abgetippt und die 120 Seiten liegen in gebundener Form vor. Pässe, Passierscheine und Zeugnisse ermöglichen einen zusätzlichen Blick auf die Lebensumstände der Autoren – wie auch in diesem Fall von der Familie R. (Sig. 3369) Helga S. (3413) Während sie Kühe hütet schreibt Helga S. (1923-1954) ihre Erinnerungsnotizen. Sie schildern eine sieben Monate dauernde Flucht, die im Winter 1945 in Görlitz beginnt. Als Reichsbahnangehörige profitiert sie zunächst von der bevorzugten Behandlung der Mitarbeiter und findet Unterkunft in einem „Befehlszug“, der sie, von wochenlangen Wartezeiten unterbrochen, nach Karlsbad bringt, wo sie sich dem Treck Richtung Sachsen anschließt. Sie gelangt in den Westen, wo Mutter und Schwester auf sie warten. Hans W. (3415) Hans W. (geb. 1922) aus Jena fertigt zu Beginn der 1990er Jahre eine „Rückblende“ zu 70 Jahren Leben an. Auf etwa 350 Seiten entsteht ein lebendiges Bild Familiengeschichte, welche durch den Zweiten Weltkrieg, das Leben in 31 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge der DDR und den Fall der Mauer geprägt wird. Sein Bruder Hermann steuert einen ausführlichen Anhang mit Fotos, fotokopierten Dokumenten und einem ausführlichen sprachwissenschaftlichen Gutachten zur Geschichte des Familiennamens bei. gendzeit, die er auf dem väterlichen Hof in der Landwirtschaft verbringt. Nach dem Kauf des Nachbarhofes kann er eine arrangierte Ehe eingehen und schon kurz nach der Jahrhundertwende beginnt er in einer kleinen Baracke mit der Verwirklichung seiner Ideen vom „Fabrizieren von Zementwaren“. So schildert er seinen Weg zum Fabrikbesitzer und beschreibt dazwischen einzelne herausragende persönliche und familiäre Ereignisse. Die Landwirtschaft in Thiergart und die Zementfabrik bringen ihm so viel Geld ein, dass er die Jahre bis zum Ersten Weltkrieg als die sorgenfreiesten und wirtschaftlich erfolgreichsten bewertet. Elke T. (3416, 1-3) Vielversprechend beginnt die Karriere der 1936 in Hamburg geborenen Modegraphikerin, die auf mehreren Reisen nach Paris ihr Talent für die Malerei entdeckt. Die Geburt ihrer Kinder und der Tod ihres Mannes zwingen sie zu einer geregelten Erwerbsarbeit. Nach dem Tod ihres Sohnes beginnt sie mit dem Schreiben in einer therapeutischen Schreibwerkstatt. Ihre Aufzeichnungen beendet sie mit der Erfahrung „Ich kann überleben“. Oskar P. (3419, 1) Ab April 1922 schreibt Oskar P. (1903-1972) sein Tagebuch, das in vier Abschnitte unterteilt ist. Der Autor, in Thiergart/Westpreußen geboren, wächst zusammen mit sechs Geschwistern als Sohn eines Landwirts und Zementfabrikanten auf. Im ersten Abschnitt von 1922 bis 1931 berichtet der Autor von seiner Tätigkeit in der Landwirtschaft, hält Wetterdaten fest und erzählt von Land und Leuten. Das 1926 begonnene Studium am Technikum in Strelitz absolviert er erfolgreich. 1931 schickt ihn ein Arzt nach Lindau am Bodensee zur Kur wegen Suchtproblemen und „seelischer Unsicherheit“. Steffen H. (3417) In sieben Monaten durchquert der 1946 in Hamburg geborene Grafiker die USA, wovon er in seinem Reisetagebuch ausführlich berichtet. Heinrich P. (3418) Heinrich P. (1869-1958) verfasst im Jahr 1950 seine Erinnerungen „Kopf voll mit Fabrizieren von Zementwaren“. Der in Thiergart/Westpreußen (ca. 70 km südwestlich von Danzig) geborene Autor erzählt zunächst Episoden aus seiner Ju32 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Im zweiten Abschnitt von 1931 bis 1970 beginnt er mit rückblickenden Erinnerungen auf sein Leben. Als nunmehr vielbeschäftigter Fabrikbesitzer bleibt ihm kaum Zeit fürs Schreiben, so dass er erst in diversen Kuren, die er aufgrund von Kriegsverletzungen verschrieben bekommt, die Muße findet, Familienverhältnisse und Flucht am Ende des Zweiten Weltkriegs zu reflektieren. Im dritten Teil von 1964 bis 1969 erinnert sich der Autor, wieder in Kur weilend, an diverse Stationen in seinem Leben. Auch im vierten Abschnitt von 1970 bis 1972 mischen sich Tagesereignisse und Erinnerungen. Einen Rückzug aus dem Geschäftsleben vollzieht er nicht; die Firma ist noch immer ein wichtiges Thema für ihn. Im September 1972 verstirbt der Autor an Herzversagen. Oskar P. (3419, 4) Das vierte Dokument des Oskar P. (1903-1972) beinhaltet verschiedene Schriften von und über den Autor, Zementwarenfabrikant in zweiter Generation. Aus Anlass eines Familientreffens im Jahr 2010 sammeln die fünf Töchter diverse Aufzeichnungen, die sich mit der Erinnerung an ihren Vater und dessen Flucht 1950 aus der Ostzone beschäftigen. Darunter befinden sich persönliche Berichte und Schilderungen, die aus der Zeit des ersten Standorts der Fabrik in Christburg/ Westpreußen stammen. Ergänzende Wirkung haben die Niederschriften der fünf Töchter. Dokumente zu den familiären Vorfahren und amtliche Schreiben zur Flüchtlingssituation liefern den zeitgeschichtlichen Rahmen. Fotos und Zeitungsausschnitte verleihen den Schilderungen plastische Lebendigkeit. Geschwister P. (3419, 2 und 3) Oskar P. (1903-1972) und vier seiner Geschwister schreiben gemeinsam ein Tagebuch von September 1915 bis Mai 1916. Die Kinder leben mit ihren Eltern in Christburg/ Westpreußen. Der Vater ist Landwirt und Zementwarenfabrikant. In unregelmäßiger Reihenfolge berichten die fünf Geschwister von ihren Tageserlebnissen in der Schule und im häuslichen Umfeld. Ilse G. (3420) „Wie glimpflich waren wir doch davon gekommen!!!“ Mit diesem Ausruf endet der nüchterne Bericht der damals 21jährigen Autorin aus Berlin, die vom 19. April bis zum 25. Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkrieges dokumentiert und ihre Erlebnisse unter der Überschrift „Irrfahrt durch die Mark Brandenburg“ notiert. 33 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge für ihre Familie aufgeschrieben hat. Als Blitzmädel erlebt sie den „Kommißdrill“, erfährt eine Ausbildung an Funkgeräten und bewährt sich in einem Ernteeinsatz. In den letzten Kriegswochen durchquert die Neunzehnjährige Deutschland von Osten nach Westen und gelangt äußerlich unbeschadet an ihren Heimatort Ludwigsburg. 1958 bereist der 27jährige Freiburger Klaus P. als Journalist Südamerika. Von ihm erhielt das DTA 19 Tagebücher (Sig. 3434) Emma H. (3423) Der Reisebericht einer jungen Missionarsgattin aus Thüringen beschreibt die Überfahrt auf dem Segelschiff „Nile“ nach Indien im Jahre 1867. Die 1838 in Rudolstadt geborene Emma H. schildert in tagebuchartigen Aufzeichnungen für ihre Verwandten die vier Monate dauernde Schiffsreise nach Madras, wohin sie reist, um sich dort mit einem Missionar zu vermählen. Irmgard K. (3421) Zur Zeit ihres Berichts über die Flucht von Breslau nach Berlin ist die 1923 in Berlin geborene Irmgard K. zwanzig Jahre alt. Die Lehramtsstudentin befindet sich im fünften Studiensemester an der Universität von Breslau und schildert die Geschehnisse vom 1. November 1944 bis zum 5. Februar 1945: die Kämpfe in Oberschlesien, den Vormarsch der Russen, die Versorgungslage und die Zustände in den Flüchtlingslagern. Ein erschütterndes Dokument, das anschaulich die Verwüstung Berlins und die Übernahme der Stadt durch die russische Armee beschreibt. Hermann Sch. (3424 ) „Erinnerungen an eine Kinderlandverschickung 1944/45“ ist die kleine, reich bebilderte Broschüre betitelt, in der Hermann Sch., 1934 in Pirmasens geboren, seine Erlebnisse in Karlsbad schildert. Hierhin wird er wegen seiner (wahrscheinlich kriegsbedingten) Angstzustände zur Erholung geschickt. Der Zehnjährige besucht dort die Schule bis April 1945 und flüchtet gemeinsam mit seinen Lehrern und Mitschülern im Mai vor den russischen Soldaten. Marianne W. (3422) „Meine Zeit als Arbeitsmaid und Flakhelferin vom Winter 44 bis zum Frühjahr 45“ lautet der Titel der Erinnerungen, welche die 1925 in Ludwigsburg geborene Apothekerin 34 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge „Endlich war ich wieder daheim und die Freude der Eltern und Geschwister riesengroß.“ Mit diesem Satz endet die retrospektiv aufgezeichnete Erinnerung. Elisabeth C. (3425, 1-8) Eine Sammlung von Rundbriefen einer Mädchenklasse des Kasseler Fröbel-Seminars, die dort 1948 1949 ihre Internatszeit gemeinsam verbringen, erzählt von dem Zusammenhalt unter den Abiturientinnen, die in ihrer Korrespondenz, die bis 1988 geführt wird, das gegenseitige Interesse am Lebensweg der jeweils anderen wach halten. Die Briefe sind wertvolle Zeitzeugnisse und dokumentieren verschiedene Frauen-Biografien aus der „alten“ Bundesrepublik. Konrad B. (3426) Die Tagebuchaufzeichnungen aus dem Zweiten Weltkrieg des 1907 in Riedlingen geborenen Militärarztes, Teilnehmer am Frankreich- und am Russlandfeldzug, beginnen 1941 mit dem Stoßseufzer: „Zeit des großen Büßens.“ Die Aufzeichnungen des gläubigen Soldaten, der seine Gedanken und Beobachtungen in großen Abständen notiert, enden wenige Tage vor seinem Tod durch Flecktyphus mit dem Satz: „Die Buße ist der letzte Sinn des gegenwärtigen Geschehens.“ In 19 Notizbüchern protokolliert ein Ehepaar aus der Ortenau mehr als 25 Jahre gemeinsamen Lebens (Sig. 3389) Wolfram L. (3427, 1 und 2) Mit 19 Jahren beginnt der 1937 in Stuttgart geborene Gärtnergeselle ein neues Leben in Kanada, um in Toronto in einer Gartenbaufirma zu arbeiten. In einer deutschen Baptistengemeinde findet er Anschluss, besucht eine Bibelschule und lässt sich taufen. 1959 erwirbt er die kanadische Staatsbürgerschaft und erlangt die Hochschulreife. Sein be- 35 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge S. Hamann, «Hitlers Wien», 2004“ gibt einen Einblick in die Zeitgeschichte. rufliches Leben führt ihn nach Brasilien, Peru und Jamaica, wo er im Auftrag der Regierung Entwicklungsprojekte betreut. In seinen Aufzeichnungen erzählt er von den Anfängen seiner beeindruckenden Lebensgeschichte, in deren Zentrum Religion und sein Glaube stehen. Karl-Heinz K. und Hildegard K. (3429) „Elterngeheimnis. Eine Liebe und deren Last 1934 – 1947“: Nach dem Tod der Mutter 2011 finden die Kinder einen Karton mit der Korrespondenz zwischen den Eltern, beginnend mit deren ersten Begegnung Anfang 1934 bis zum frühen Tod des Vaters im Frühjahr 1947. Diese Briefe dokumentieren nicht nur 11 Ehejahre, in denen 5 Kinder geboren werden und der Vater als Arzt in verschiedenen Lazaretten arbeitet, sondern sie bringen auch die Überzeugungen und Hoffnungen, die Sorgen und Belastungen während der Zeit des Zweiten Weltkriegs zum Ausdruck. Ein lesenswertes Zeitdokument. Die Anlage „Johanna Haarer, «Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind», 1934“ verdeutlicht den Hintergrund, mit dem Hildegard K. ihre Kinder womöglich erzogen hat. Franz S. (3428) „(O)Papas Tagebücher“: Aus den drei Tagebüchern des Franz S., geboren 1884 im Oberen Mühlviertel, gestorben 1971 in Linz, wählt der Sohn 24 Einträge aus, die er jeweils kurz kommentiert, um einen Einblick in das Leben seines Vaters, in dessen Persönlichkeit und Schicksal zu geben. Die ausgewählten Einträge umfassen den Zeitraum von Oktober 1919 bis August 1945; die jeweiligen Originalseiten des Tagebuchs sind als Kopie eingefügt. Als der Vater 71 Jahre alt ist, erzählt er seinem Sohn von seiner durch Armut geprägten Kindheit, von seinem beruflichen Werdegang sowie von seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Sowohl die Tagebucheinträge als auch der Lebenslauf vermitteln einen Eindruck von dem, trotz der schweren äußeren Bedingungen, erfolgreichen Leben des Vaters und von der Wertschätzung, die der Sohn dafür empfindet. Eine Anlage, „Zitate aus der Linzer Realschule, entnommen dem Buch Wilhelm T. (3430) Aus der Erinnerung berichtet der 1936 in Ostfriesland geborene Lehrer Wilhelm T. aus seinem Leben als „Straßenfußballer“ in den 1950er Jahren und aus seiner „Karriere“ als Segler, die ihn bis nach Panama 36 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge führt. Familiengeschichten, prägende Erlebnisse und die Abschiedsrede zu seiner Entlassung aus dem Berufsleben 1998 sind Inhalte dieses Rückblicks. Freiburg und dort auch 2012 verstorben) in den BDM ein, weil „sie dort Chöre leiten darf“. Ihre in Kurrent geschriebenen zwölf Tagebücher aus den Jahren 1941 bis 1948 sind erhalten und müssen noch transkribiert werden. Im Juli 1945 schreibt sie: „Guter Morgen – Kirche im Dominikanerkloster. Ich bin zur Kommunion gegangen und jetzt ist ein ganz-klein-bißchen Trost, irgendein Gefühl von Geborgenheit in mir.“ Marian A. (3431) Marian A. wird 1932 in Posen geboren und von seinen Großeltern aufgezogen. Auf der Flucht gerät der Autor im Mai 1945 als Jugendlicher in tschechische Gefangenschaft. In seinen Erinnerungen mit dem Titel „Auf der Flucht, Kriegserlebnisse eines 13jährigen“ erzählt er die erschütternde Geschichte aus einer Kriegslandschaft. Sein Beweggrund: „Damit das nie mehr geschieht“. Klaus P. (3434, 1-19) 1958 bereist der 27jährige Freiburger Klaus P. als Journalist Südamerika. Viele Monate ist er in Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile unterwegs. Der Deutsche unterrichtet die Söhne des ecuadorianischen Außenministers, beteiligt sich an geologischen Exkursionen, besucht Missionsstationen, erkundet den Regenwald und notiert dabei täglich seine Erlebnisse und Abenteuer, wobei die Auflistung der täglich eingenommenen Mahlzeiten einen besonderen Stellenwert einnimmt. Originelle Begegnungen und eine hin und wieder befremdliche Ausdrucksweise machen diese 19 Tagebücher zu einem aufschlussreichen Zeitdokument, das die eigene Sichtweise eines jungen Deutschen aus den 50er Jahren der alten BRD auf einen fremden Kulturkreis zeigt. Gertrud K. (3432) Aus dem Sanatorium Wieseneck schreibt die 1905 in Wuppertal geborene Gertrud K., wenige Jahre nach Kriegsende, einen ausführlichen Brief an ihre Freundin, in dem sie dieser das aufreibende Leben in den zurückliegenden Jahren schildert: Die Sorge um den zeitweise vermissten Ehemann, die Strapazen der Evakuierung, die Geburt ihrer Töchter und die Schilderung ihrer schweren Erkrankung. Ruth Maria H. (3433, 1-12) Gegen den Willen ihrer Eltern tritt Ruth Maria H. (geb. 1926 in 37 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge nicht mehr vom „Feindflug“ zurück. Seine - in Kurrent geschriebenen 15 Tagebücher aus den Jahren 1932 bis 1942 sind erhalten. Er versieht sie mit Fotos seiner Fliegerkameraden und der Familie, mit Zeitungsausschnitten und klebt auch gelegentlich Briefe ein, z. B. einen Beileidsbrief an seine Mutter, als sein Bruder gefallen ist. Er scheint viel gelesen zu haben, in einigen Tagebüchern finden sich lange Lektürelisten, zum Teil mit französischen Titeln. Elke Sch. (3435, 1-53) Ein Notizbuch, das der Vater ihr 1958 schenkt, ermuntert die 17-jährige Elke Sch. aus Helmstedt ihre Erlebnisse und Gedanken aufzuschreiben. 39 Schreibkalender umfassen schließlich den Zeitraum 1958 bis 1999 und beginnen mit der Dokumentation einer Reise nach England, wo sie nach dem Abitur 1961 als Au-pair in einem Hotel arbeitet. Nach dem PH-Studium geht sie nach Indien, um in Neu Delhi am Goethe-Institut das Fach Deutsch zu unterrichten. Einige Jahre später lehrt sie in der Türkei. Sie lernt die Sprachen ihrer Gastländer und dokumentiert ihren Aufenthalt auf vielen eng beschriebenen Seiten. Im Jahr 1989 kehrt sie nach Deutschland zurück und wird aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. Seit 1994 lebt Elke Sch. in Spanien, wo sie vielfältigen Beschäftigungen nachgeht, unter anderem, ihren Alltag auf vielen Notizseiten zu schildern. Als die Autorin im Sommer 2000 den Haushalt ihrer Tante auflöst, findet sie in einer verstaubten Mappe viele Dokumente ihres Großvaters, eines Amtsrichters. Mit diesen Unterlagen fertigt sie eine Familienchronik an. Von seinem viel zu kurzen Leben erzählen die Tagebücher, die Wolfgang E. bis 1943 führt. In seinen letzten Eintragungen beklagt er die Stumpfsinnigkeit seines Daseins: „O, hätte ich jetzt Zeit zu lesen, zu lernen, zu studieren …“ (Sig. 3382) Ursula J. (3437) Ursula J., geboren 1927 in Hamburg, lernt 1988 auf einer Reise ins Schwabenland Josef T. kennen. Aus dieser Zeit liegt dem Archiv ein Stapel Briefe von ihr vor. Die oft mit „Du mein lieber Aljoscha“ überschriebenen Schriftstücke zeu- Erich V. (3436, 1-15) Erich V. (geb. 1917 in Ludwigshafen/Rhein) kehrt im Juni 1942 38 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge gen von der Bücher- und Russlandleidenschaft, die den Mann aus Stuttgart und die Hamburgerin verbinden. Mit dem Umzug der bis dahin unverheiratet gebliebenen Autorin 1991 ins Schwabenland enden die schriftlichen Nachweise einer Liebe im reifen Alter. Die Briefe ihres Partners tragen die Signatur 3438. 1932. Er berichtet über schwere körperliche Arbeit in Internierungslagern, von berührenden Begegnungen mit dem „Feind“ und mehreren Fluchtversuchen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs kommt der Lehrer abermals in Lagerhaft und dort bewahrheitet sich der Satz, den er im ersten Weltkrieg an seine Mutter schreibt: „Die Gefangenschaft macht stumpf und tot“. Ernst W. stirbt 1945 im Lager Buchenwald. Josef T. (3438) Josef T. (1924-1988) aus dem Riesengebirge lernt 1988 Ursula J. bei einem Aufenthalt auf der Schwäbischen Alb kennen und schreibt ihr zahlreiche Briefe und Karten. Der Autor arbeitet als Konstrukteur in Stuttgart, seine Post ist teilweise maschinengeschrieben, der handschriftliche Teil jedoch zeichnet sich durch ansehnliche grafische Gestaltung aus. In den Anlagen finden sich Bilder, Fotos und Karten mit religiösen Motiven und Sprüchen. 1991 zieht Ursula J. von Hamburg zu ihm nach Stuttgart, wo sie drei Jahre später heiraten. Die Briefe sind Zeugnis einer späten und intensiven Liebesbeziehung im Alter. Helmut L. (3440) Jede Generation hat ihre Sicht auf die Geschichte. Das gilt besonders, wenn der zeitliche Abstand zum Erinnerten so groß wird, dass die Zahl derjenigen dramatisch schwindet, die das Erinnerte noch selbst erlebt haben. Der 1932 in Erfurt geborene Autor lebt in zwei Diktaturen, erlebt einen Weltkrieg, die Flucht in den Westen, den Tod seiner Ehefrau und die chronische Erkrankung seines Sohnes. Diese Lebensereignisse verarbeitet er auf vielen Seiten zu einer Erinnerungserzählung, die den Zeitraum von 65 Jahren umfasst und ein beeindruckendes Zeitdokument darstellt. Ernst W. (3439) Seine Erlebnisse in französischer Kriegsgefangenschaft von 1915 bis 1920 notiert der 1895 in Litauen geborene Ernst W. erst viele Jahre nach seiner Freilassung im Jahr Hermine Sch. (3441) „Lebenslinien“ zieht die 1918 in Freising geborene Hermine Sch. für sieben Kinder und 15 Enkelkinder. In ihren so benannten Aufzeich39 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge nungen berichtet die ausgebildete Konzertpianistin von einem ereignisreichen Leben, das sie von Oberbayern nach Berlin, Budapest, Mainz und wieder zurück nach München führt. Lehrbetrieb aus und wendet sich der Religion zu. Wilhelm W. (3444) „Diese Aufzeichnungen werde ich in einem tiefen versteckten Winkel aufheben, denn es ist mir klar, dass ich meine Ansicht mit dem Tode zu büßen hätte, wenn sie bekannt werden würde.“ Wilhelm W. (18821966) hinterlässt dem Archiv seine Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit zwischen 1939 und 1945. Der Autor, der aus Elberfeld (heute Wuppertal) gebürtig ist, arbeitet in dieser Zeit als Journalist und Inhaber einer Zeitung, dem „EnzBoten“ in Stuttgart-Vaihingen. Er bezeichnet sein Tagebuch im Untertitel als „Erinnerungen an eine schlimme Zeit“. Auf über 100 maschinengeschriebenen Seiten stellt er ausführlich die politischen und militärischen Verhältnisse dar, wobei er deutlich Kritik am Nazi-Regime übt. Hans-Karl W. (3442, 1-4) In der Zeit von 1945 bis 1951 schreibt der 1930 geborene Autor Tagebuch. Bis zum Abitur 1949 steht die Schule im Mittelpunkt. Sein besonderes Interesse gilt den ersten Freundinnen, unter denen Inge seine erste große Liebe ist. Aber auch Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs (Jungvolk/Schanzarbeiten) sowie Einflüsse der Nachkriegsjahre (amerikanische Besatzung) werden festgehalten. Es folgen 1950 bis 1951 seine ersten Eindrücke als Student der Mathematik und Physik in Gießen. Ergänzt werden die Tagebucheinträge durch einen kurzen Lebenslauf von 1930 bis zum Beginn der Aufzeichnungen sowie durch einen mit 80 Jahren geschriebenen Nachtrag zu seinem beruflichen und familiären Werdegang. Jasmin S. (3445) Jasmin S. (geb. 1975) wohnt in Vörstetten bei Freiburg. Ab Dezember 1991 beginnt die 16jährige Autorin in einem Buch ihre Gedanken einzutragen. In unregelmäßigen Abständen schreibt sie mit Füller in einer schmalen, manchmal fast unleserlichen Schrift von Ereignissen in der Familie, Begegnungen mit Freunden oder Erlebnissen bei der Elisabeth K. (3443, 1-49) An die Mikrogramme im „Bleistiftgebiet“ von Robert Walser erinnern die Kalendernotizen in Kleinstschrift der 1939 in Köln geborenen Studienrätin Elisabeth K. Nach 30 Berufsjahren scheidet sie aus dem 40 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Arbeit. Ebenso werden verschiedene gesundheitliche Probleme als auch ihre Suche nach Liebe thematisiert. 2013 schließt sie ihre Aufzeichnungen ab mit den Worten „… hab‘ aus Fehlern gelernt und werde den Weg nun gehen.“ einen interessanten Aufsatz über solche Propagandaaktionen veröffentlicht hat. Ingeborg K. (3447) „20. April 1945. Heute ist Führers Geburtstag, wir warten darauf, dass etwas Außerordentliches geschieht.“ An sieben Tagen im letzten Kriegsmonat notiert die 12-jährige Schülerin aus Stetten am kalten Markt ihre Beobachtungen beim Einmarsch der Franzosen in ihren Heimatort. Die 1900 in Lenzkirch im Schwarzwald geborene Autorin Erika S.-F. erhält ihr erstes Tagebuch zu ihrem 14. Geburtstag. (Sig. 3400) H.S. (3448) „Tagebuch des Sanitätsgehilfen für Kamerun H. S.“ ist der Titel eines schmalen Bändchens, in welches der Autor seine Erlebnisse während der Fahrt von Breslau nach Afrika und während des Aufenthaltes in Kamerun einträgt. Er beginnt seine Reise am 21. September 1913. Zu Beginn schreibt er seine Einträge noch in Kurrent und wechselt dann zu Beginn von 1914 in Stenografie. Er streut verschiedene Zeichnungen, z.B. „Steinhöhlen, die von weißen feindlichen Eingeborenen bewohnt werden“, ein und notiert (wiederum in Kurrent) Prophylaxe-Anweisungen gegen Darminfektionskrankheiten in den Tropen. Hans N. (3446) Werbefachmann Hans N. (19141992) wird im Februar 1942 bei den Junkers-Flugzeugwerken als Hilfsarbeiter eingeschmuggelt, um durch Nazi-Propaganda-Arbeit den Betriebsalltag effizient gleichzuschalten. Die 21seitigen Aufzeichnungen tragen den Titel „14 Tage Hilfsarbeiter in der Juno“, sind maschinengeschrieben und liegen dem Archiv als Kopie vor. Der Autor berichtet, wie er inkognito die Arbeiter und ihre Lebenseinstellungen ausspioniert und versucht, sie gemäß der Nazi-Ideologie zu beeinflussen. Die Anlage enthält eine Broschüre namens „Forum Schulstiftung“, in der Dirk Schindelbeck Heimart v. K. (3449) In einem Büchlein, ähnlich einem Poesiealbum, schreibt der Autor als 41 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge Militärangehöriger von hohem Rang im Herbst 1941 ein Kriegstagebuch. Heimart v. K. (geb. 1914) liefert seinen „lieben Eltern und Geschwistern in Gestalt dieser Zeilen einen Einblick in unser Kriegsgeschehen“ an der Ostfront. tagebuch gestaltet, um die Geschichte für die Familie zu bewahren. Familie H. (3452, 1-3) 600 Briefbögen umfasst die Sammlung der Familie H. aus Freiburg. 1: Oskar H. schreibt 1942 bis 1944 an seine Eltern. Oft enden seine Briefe mit ermutigenden Sätzen: „Seid ohne Sorge! Ich bin in guten Händen! Und in denen unseres Gottes! In Treue, Euer Oskar“ 2: Die Briefe seiner Eltern an ihn sind ebenfalls erhalten. 3: Aus dem Jahre 1942 sind Feldpostbriefe von Günther H. an seine Eltern datiert. Günther erliegt im Januar 1943 im Lazarett seiner schweren Verwundung und wird in Ropscha/Russland auf dem Ehrenfriedhof begraben. Der Oberstabsarzt schreibt den Eltern: „Möge die Gewißheit, daß Ihr Sohn sein Leben für die Größe und den Bestand von Volk, Führer und Reich hingegeben hat, Ihnen ein Trost sein in dem schweren Leid, das Sie betroffen hat.“ Christina K. (3450) Das Anliegen der 1931 in Haida, im südlichen Brandenburg, geborenen Autorin, den Lesern zu vermitteln, was sich in den Jahren 1940 bis 1945 im damaligen Sudetenland ereignet hat, spürt man aus jeder Zeile, mit der sie ihre Erinnerungen füllt. Als 1945 die „wilde Ausweisung“ einsetzt, erlebt die 14jährige die Brutalität, die der Krieg hinterlässt. Der schmerzhaften Erfahrung von Unbehaustheit begegnet sie mit einem starken Überlebenswillen. Maria M. (3451,1 und 2) In einem kleinen Notizbuch aus dem Jahre 1945, in dem vorgedruckte Ereignisse, wie der „Siegreiche Abschluß der Kämpfe um Kreta oder Befreiung der sudetendeutschen Gebiete“ vermerkt sind, findet sich am 21. Januar 1945 der Eintrag: „Um 11.15 Uhr begann die Flucht unter Glockengeläut“. Über dreißig Jahre später notiert die 1912 in Reichen geborene Maria M. auf Bitten ihrer Kinder aus der Erinnerung die Fluchtereignisse in Schlesien, die ihr Sohn zu einem Flucht- Robert M. (3453) Robert M. (geb. 1871 in Kenzingen, gest. 1930 in Freiburg) führt von 1922 bis 1928 ein „Tagebuch über Landwirtschaftliche Arbeiten“. Er bleibt Zeit seines Lebens ledig, führt den von seinem Vater gegründeten Weinhandel weiter und han42 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge delt zusätzlich mit Holz. Er schreibt - in Kurrent - fast täglich auf, was er tut. Am 22.12.1925: „2 Mann & Tage Eichen gesägt“ – Am 9.9.1928: „Mit dem Winzerverband im Elsass gewesen, Weinbau in Oberlin und Kolmar etc.“ In der Anlage befindet sich ein Foto von ihm und ein Buch mit Kochund Backrezepten seiner Mutter Mathilde M. aus dem Jahr 1861 mit so ungewöhnlichen Rezepten wie „Reis à la Trautmannsdorf“ oder „Auflauf von Schäfer’s Luise“, ebenfalls in Kurrentschrift. Gerhard T. (3456) Aufschreiben, um sich zu erinnern, dass man das Leben „mehr gut als schlecht miteinander verbracht und gelebt“ hat, das ist der Beweggrund für die „Lebenslauf-Schilderung“ des bekennenden Schwaben, 1928 in Tübingen geboren, dessen Lebensweg ins Badische führt. Hier arbeitet er nach seiner Ausbildung zum Elektrotechniker als Geschäftsführer des THW. In seiner Nachzeichnung berichtet er stolz und dankbar über den sechzigsten Hochzeitstag, den er und seine Frau Margarete 2009 gemeinsam mit Kindern und Enkelkindern feiern. Clara S. (3454, 1 und 2) Die Autorin (1886-1952) beschreibt ihre Reisen 1894 und 1897 von Berlin nach Potsdam, 1895 nach Heiligendamm, 1896 nach Schreiberhau (heute Szklarska Poręba/ Polen) im Riesengebirge. 1898 unternimmt sie eine Reise von Berlin nach Arnheim und Amsterdam, da ihre Mutter aus Holland stammt und sie dort Verwandte hat. Die Texte liegen in Kurrent vor. Ingrid M. (3457, 1-17) Eine Vielzahl von Reisen unternimmt die 1927 in Reichenberg geborene Damenschneiderin. Deren Verlauf hält sie auf eng getippten Schreibmaschinenseiten fest. Tibet, die Mongolei, Burma, Sibirien sind nur einige der Ziele, die sie mit Gruppenreisen aufsucht. Bis ins hohe Alter geht sie ihrer Passion nach und durchquert noch als Achtzigjährige unternehmungslustig Ägypten und die Türkei. Armin P. (3455, 1-30) Die 30 Tagebücher des freischaffenden Künstlers Armin P. (geb. 1965) aus Lahr umfassen den Zeitraum von knapp zwei Jahrzehnten und umkreisen die Themen Kunst und Sexualität. Ernst R. (3459, 1-3) Das Kriegstagebuch (1939-1945) des Oberstabsarztes Ernst R. wird erst vierzig Jahre nach dem Beginn 43 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge der Aufzeichnungen des 1900 in Augsburg geborenen Autors einem seiner Söhne ausgehändigt. Dieser fügt den Aufzeichnungen des Vaters die noch vorhandenen Feldpostbriefe hinzu, in welchen die persönlichen Ansichten des Wehrmachtsangehörigen zum Ausdruck kommen. So schreibt dieser im Juli 1944 an seine Mutter: „Ich freue mich jedenfalls meines Glaubens an den Führer und an die innere Kraft unseres Volkes“. ab. 1920 wird er von Breslau nach Magdeburg versetzt, weil er anlässlich des Kapp-Putsches die schwarz-weiß-rote Fahne auf dem Finanzamt hissen lässt. 1936 wird er zum Reichsrichter am Reichsfinanzgerichtshof in München ernannt. Aus den 1920er und 1930er Jahren sind Reisetagebücher vorhanden und die Tagebücher 42 bis 46 umfassen die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Fotos aus dem Ersten Weltkrieg, Briefe an den „Primaner Ott H.“, seinen Bruder, und ein „Ulk“-Buch in Knittelversen ergänzen das umfangreiche Konvolut. Wolfgang H. (3460, 1-47) Am 1. April 1943 schreibt der Jurist Wolfgang H. (geb. 1877 in Jauer/ Schlesien, gest. 1943 in München) „Der Föhn brauste und heulte die ganze Nacht, spät stand ich auf, nun wirklich ein Ruheständler, mit vielen guten Vorsätzen, zumal die Absicht alles recht gelassen zu tun, mir zu vielen guten Dingen die Zeit auch zu nehmen, die ich nun wirklich habe“. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er schon 46 Tagebücher in winziger deutscher Kurrentschrift gefüllt, wovon die Tagebücher 12 bis 17 Kriegstagebücher von der Westfront 1915 bis 1918 sind, wo er als Hauptmann d. R. des 5. Niederschlesischen Infanterieregiments N. 154 bis zu seiner Verwundung im Mai 1918 Dienst tut. Er verfasst täglich Feldpostbriefe an seine Frau und schreibt diese nach dem Kriege fortlaufend wörtlich als Tagebuch „Ich wollte die Mühe nicht vernichtet wissen!“ Mit dieser Anmerkung übergibt Olga P. dem Tagebucharchiv 31 Schulhefte, Notizkalender und Tagebücher (Sig. 3391) Anneliese G. (3461) Vermutlich an die Enkelin richten sich die Schilderungen der 1923 in Stuttgart geborenen Anneliese G., die nach ihrem Dolmetscherexamen 1944 zum Sicherheitsdienst nach Paris beordert wird, wo sie eng44 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge lischsprachige Radiosender abhört und verschlüsselte Informationen dechiffriert. Zwischen Rechtfertigungszwang und Erklärungsnot bewegen sich die Ausführungen der Autorin, die als Augenzeugin einen Gefangenentransport in das KZ Natzweiler-Struthof begleitet, die Bombardierung Dresdens aus der Ferne erlebt, Theresienstadts ansichtig und als Mitarbeiterin der Gestapo Ohrenzeugin scharfer Verhöre wird. In der Anlage befinden sich die Briefe der jungen Frau, die sie 1944 aus Frankreich an ihre Familie schreibt. Der letzte Eintrag trägt das Datum vom 6. März 1933. Eine Zusammenfassung der Familiengeschichte aus den Jahren 1934 – 1937 in einer anderen Handschrift beschließt das Buch. Helmut G. (3463, 1 und 2) Fünfzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fasst Helmut G. den Entschluss, seine Erlebnisse in den letzten Kriegsmonaten als „Kindersoldat“ im Großraum Bruchsal aufzuschreiben. Ergänzt werden die Aufzeichnungen des 1929 in Mannheim geborenen Autors durch die Beiträge zweier Schulkameraden, die, wie Helmut G., vom Dezember 1944 bis Mai 1945 zum „Letzten Aufgebot“ gehören, so der Titel seiner Erinnerungen. In der Anlage findet sich ein Briefwechsel (1947 bis 1964), geführt zwischen seinen Eltern und einer jüdischen Familie, die 1938 in die USA emigriert. Diese Korrespondenz zeigt, auf welche Weise und über welchen Zeitraum damals Entschädigungsprozesse geführt wurden. Anonym (3462) Ein Sperrmüllfund in blauem Ledereinband mit Goldschnitt gelangt in das Tagebucharchiv „Unsere Gäste“. Der erste Eintrag einer weiblichen (?) Handschrift in Kurrent lautet: „Tübingen, 31. August 1912 - „Ich will Dich unterweisen und Dir den Weg zeigen, den Du wandeln sollst; Ich will Dich mit meinen Augen leiten“, Psalm 32,8 Dieses Wort, das uns vor unserer Verlobung so wichtig wurde und das wir als Hochzeitstext wählten, soll der Anfang als Geleitwort auch in diesem Buch sein, in das ich unsere gemeinsamen Erlebnisse eintragen möchte. Es ist ja eigentlich für unsere Gäste bestimmt und ich möchte auch ihre Namen mit einigen Bemerkungen eintragen …“ Anonym (3464) „Fahrtenerlebnisse“ nennt der unbekannte Soldat seine Schilderungen aus den Jahren 1943 bis 1948, in denen er den Kriegsalltag und die Nachkriegszeit beschreibt. 45 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge tag auf: Wetteraufzeichnungen, Gartenarbeiten, Besuche, Einkäufe und Haushaltstätigkeiten. Abiturjahrgang 1947, Oberschule für Mädchen, Merseburg (3465, 1-8) Der erste Jahrgang, der nach dem Krieg das reguläre Abitur an der Oberschule für Mädchen in Merseburg ablegt, hält über fünfzig Jahre Kontakt untereinander. Der Briefwechsel der 28 Schülerinnen dokumentiert über viele Jahre die Lebenswege der jungen Frauen bis in 1970er Jahre. Johann Heinrich W. (3466) Die Feldpostbriefe des 1908 in Wolfenbüttel geborenen Pfarrers Johann Heinrich W. richten sich an seine Frau. Sie schildern den Kriegsalltag, beinhalten Erziehungsratschläge, ausführliche Beschreibungen der russischen Landschaft und Bibelpredigten. Der mehrfache Vater, der seit 1934 Mitglied der Bekennenden Kirche ist, schreibt am 15. Mai 1941 an seine schwangere Frau: „Du, ich freue mich auf den (Kriegs-)Einsatz“. Eva B.-R. (3468, 1 und 2) Die Tagebücher der Schriftstellerin Eva B.-R. (geb. 1928 in Prillwitz/ Mecklenburg, gest. 2011 in Berchtesgaden) gelangen zusammen mit einem umfangreichen Familienbuch und vier kleinen Alben mit Gedichten nach ihrem Tode ins Tagebucharchiv. Die insgesamt 7 Kladden aus den Jahren 1961 bis 1978 bezeichnet die Autorin selbst als „Tagebuch I“ und „Tagebuch II“. Im September 1947 schreibt sie – schwer erkrankt an den Folgen von Zwangsarbeit in der sowjetischen Besatzungszone: An die Menschen. Ich will ja nicht das was ihr Leben nennt – Ich will nur die Tiefen und Höhen die mehr sind als alles was Menschen tun erspüren – erwecken und sehen. Irmgard B. (3467, 1-47) Die Großnichte der Autorin gibt nach einer Haushaltsauflösung zwei Kartons voller Notiz-, Tage-, Schreib- und Hofbücher im DTA ab. Archiviert werden insgesamt 47 Tagebücher von Irmgard B. aus Ehrenkirchen. Sie schreibt im Laufe eines halben Jahrhunderts – von 1949 bis 2000 – akribisch ihren All- Judith H. (3469) „Die Kaiserstühler Nachtigallen – Die Geschichte der Geschwister E.“ Dieses kleine, liebevoll geschriebene Buch hält die Lebensstationen der „Kaiserstühler Nachtigallen“ fest. Das sind die 1940 und 1942 geborenen und in der „Kanone“ in Weisweil aufgewachsenen Schwestern Helga und Inge, deren musi46 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge kalische Begabung früh auffällt und sehr gefördert wird. Seit den 1950er Jahren treten sie regelmäßig und mit großem Erfolg bei Familienfesten, bunten Abenden und vor allem bei Weinfesten rund um den Kaiserstuhl auf, 1967 sogar im Fernsehen. Sie gelten viele Jahre als Botschafterinnen des Badischen Weins, oft für den Badischen Winzerkeller in Breisach. Maria N. (3470) „Mein Zuhause Friedrichshafen“ überschreibt Maria N. ihre Erinnerungen, die dem Archiv in Form einer gedruckten Broschüre vorliegen. Die Autorin (Jahrgang 1925) beschreibt auf 52 Seiten lebendig und anschaulich ihr Leben bis ins Jahr 2011. Alfred S. (3471) Eine Hommage an die Menschen seiner Kindheit und Jugend und eine Antwort auf die Bitte seiner Enkel: „Opa, erzähl mal!“ sind die Erinnerungen des 1933 in Stuttgart geborenen Alfred S., der im Rückblick seine Lebensgeschichte erzählt und diese mit Zeichnungen und Fotos illustriert. Eberhard S. (3472, 1 und 2) Der Lagebericht des 15jährigen Eberhard S., getippt auf einem Fotokalender mit Abbildungen von Nazigrößen, gibt Auskunft über die vormilitärische Ausbildung des Jungvolkes 1944. Der 1929 in Stuttgart geborene Autor schildert in einem zweiten Dokument seine Erlebnisse als Transportbegleiter von Munitionskisten, die er von der örtlichen Pulverfabrik zu der Erprobungsstelle der Luftwaffe nach Rechlin, im Süden der Mecklenburgischen Seenplatte, überführt. Ein Zeitdokument aus Kenzingen: die Bücher der Familie M. (Sig. 3453) 47 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge buch eines Lehrers aus Schneeberg in Sachsen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Autor, 1808 geboren, arbeitet in den Schindlerschen Blaufarbenwerken und später als Lehrer an der Bürgerschule seiner Stadt. Gretel G. (3473) Nüchtern und doch ergreifend schildert die damals 23jährige Gretel G. den Fliegerangriff auf Freiburg i. Breisgau am 27. November 1944. Diesen erlebt sie gemeinsam mit ihrer Mutter im Haus Kolmarerstraße 18, wo mehr als zwanzig Menschen durch Kohlenmonoxyd ersticken. Der Angriff an sich war schrecklich, aber kurz und nichts Neues im Lauf des Krieges. „Aber erst danach kam das ganze Elend zum Bewusstsein – und darüber will ich schweigen, denn daran muss noch lange getragen werden“. Mit diesem Gedanken beendet die Autorin ihren Bericht. May S.-F. (3476) May S.-F. wird 1871 in Portland/ Oregon, USA geboren. Ihren Vater, ein Privatsekretär, begleitet sie häufig auf Reisen. In einem Genfer Internat erwirbt sie Sprachkenntnisse, dort lernt sie auch ihren Mann kennen, einen Straßburger Kaufmann, den sie 1893 heiratet. Ihren Sohn Clinton verliert sie im Ersten Weltkrieg. Für Arno, ihren jüngeren Sohn, der im Zweiten Weltkrieg stirbt, verfasst sie ihre Erinnerungen an die Kriegsjahre 1914 bis 1918, die sie in Straßburg erlebt. Ihre Aufzeichnungen werden ergänzt durch die Schilderungen ihres Mannes, der 1926 seine Sicht der Kriegsereignisse niederschreibt. Die Autorin stirbt 1930 in Lenzkirch. Paul K. (3474, 1 und 2) „Seidenberg im Weltgeschehen“ nennt Paul K. seine Erinnerungen an die Ereignisse an der deutschtschechoslowakischen Grenze, die der Stadtverordnete und Amtsvorsteher im Amtsbezirk Wilka (Niederschlesien) in den Monaten September bis Oktober 1938 erlebt und aus der Rückschau notiert. Der Bericht dokumentiert eindrücklich die Auswirkungen von Nazi-Propaganda auf das Verhalten der Bevölkerung. Friedrich I. (3477) 181 Briefe erreichen die Eltern des Autors in den Jahren 1913 bis 1918. Er schreibt sie während des Theologie-Studiums in Münster und Tübingen, während des Ersten Weltkriegs von der Westfront in Crémery an der Somme und aus dem Lazarett. Der Autor wird 1892 Christian E. B. (3475) Dem Desinteresse des Schneeberger Stadtarchivs verdankt das DTA eine papierene Kostbarkeit: das Notiz48 III. Lebensspuren 2013: Neueingänge in Deutsch-Südwestafrika als Sohn eines Missionars der bekennenden Kirche geboren, wird 1920 ordiniert und stirbt 1986 in Witten. Die Briefe sind vom ältesten Sohn schon transkribiert und in Maschinenschrift übertragen worden. Ypern, dem Beinhaus in Verdun und weiteren Schlachtstätten des Ersten Weltkriegs zur Illustration ein (Bild). Julius B. (3479) Ebenfalls bei einer Wohnungsräumung wird das in Kurrent geschriebene Kriegstagebuch von Julius B. aus den Jahren 1915 bis 1917 gefunden und dem DTA übergeben. Der letzte Eintrag vom 24. Juli 1917 lautet lapidar: „Wieder in vorderster Linie“. Ernst W. (3478) Nach einer Wohnungsauflösung wird ein maschinengeschriebenes Reisetagebuch von Ernst W. (persönliche Daten unbekannt) über eine „Schlachtfeldreise durch Nordfrankreich und Belgien vom 4. bis 19. Juni 1932“ im DTA abgegeben. Margarethe B. (3480) Margarethe B., geboren 1895 in Westorf/Dithmarschen verliert im Zweiten Weltkrieg ihren Ehemann und zwei ihrer Söhne. Der jüngste Sohn überlebt das Kriegsgeschehen. Anhand der zahlreichen Dokumente, die dem Deutschen Tagebucharchiv überlassen werden, lässt sich das tragische Schicksal der Kriegerwitwe Margarethe B. verfolgen. Sorgfältig klebt der Verfasser winzige Bildchen u.a. aus Péronne, 49 Persönliche Übergaben Im Herbst 2013 nutzen gleich mehrere Besucher die Gelegenheit, um Tagebuch- und Erinnerungsbände persönlich im Tagebucharchiv abzugeben. Dabei entwickeln sich immer wieder intensive Gespräche. Das Ehepaar Niedhart aus Mannheim übergibt beispielsweise die Erinnerungen des Großvaters von Herrn Niedhart. Paul Knobloch (geb. 1886) hatte seine Erinnerungen zwischen 1952 und 1961 verfasst. Der Autor beschreibt in diesem Buch seine Jugend, seine Ausbildung und den Militärdienst im Kaiserreich und fügt Schilderungen über die Tätigkeit als Textilkaufmann hinzu. Der Leser erfährt aus dem persönlichen Zeitzeugnis u.a. Näheres über seine Auseinandersetzung mit dem NS-Regime, die Vertreibung aus Schlesien und seinen Neubeginn in Westdeutschland. _________________________________ Eine Kiste voller Tagebücher erhält das DTA ebenso vom Autor Wolfgang Hampe d. Ä. (geb. 1877 in Jauer / Schlesien, gest. 1943 in München). Die Diarien, die über viele Jahre geschrieben wurden, warten darauf, von unseren Mitarbeitern inhaltlich erschlossen zu werden. 50
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