Berlin Konjunktur Mit Schwung in das zweite Halbjahr Juli 2015 Investitionsbank Berlin 07/2015 Volkswirtschaft 2 Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Inhalt (verlinkt) Konjunktur-Tendenzen Trendverläufe 4 5 Zusammenfassung Mit Schwung in das 2. Halbjahr BIP-Entwicklung Berlin und Deutschland 6 7 Industrie Auftragseingänge: Russland belastet Umsätze: Höchststände im April Beschäftigung: langsamer Aufbau 8 8 11 Bauhauptgewerbe Mehr Baugenehmigungen im Bestand Auftragseingänge: Dynamik trotz Stillstand Umsätze: Anstieg in den ersten vier Monaten Stimmung im Baugewerbe sehr gut 12 12 12 15 Unternehmensnahe Dienstleistungen Wichtige Stellung in Berlin Umsätze wachsen im 1. Quartale 2015 um 3,7% Beschäftigung wächst um 3,2% Ausblick: Dienstleistungen geben den Takt vor 16 16 16 16 Einzelhandel Starke Konsumnachfrage Rückgang der Verbraucherpreise um 0,1% Umsatz: Deutliche Steigerung um 6,5% 20 20 20 Gastgewerbe Umsatzplus von 1,6% Berlintourismus als Wirtschaftsfaktor 22 22 Tourismus Bald 3 Mio. Übernachtungen pro Monat Bettenauslastung wieder gestiegen 4,6% mehr Fluggäste 24 24 24 Exporte Naher Osten stützt Außenhandel Starke Steigerung der Tabakerzeugnisse Unsicherheiten bremsen BRICS-Exporte Positiver Ausblick 28 28 28 28 Unternehmensgründungen Mehr Betriebsgründungen als -schließungen 30 Unternehmensinsolvenzen Leichter Rückgang bei Insolvenzanträgen 30 Arbeitsmarkt Ende 2015 weniger als 190.000 Arbeitslose Erstmals mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte 32 32 Fazit Gute Aussichten 34 3 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Merkmal Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % aktueller Monat: April 12 Monatsdurchschnitt 2013 2014 2015 3 Monatsd. 2015 Auftragseingang Verarbeitendes Gewerbe + + - - Bauhauptgewerbe = - + = Verarbeitendes Gewerbe - = + + darunter: Nahrungs- und Futtermittel = - - + Druckerzeugnisse - - + - Pharmazeut.Erzeugnisse + = + ++ Metallerzeugnisse = - = - Datenverarb.geräte, elektr.u.opt.Erzg. + + + + Elektrische Ausrüstungen - - = + ++ - - = Bauhauptgewerbe = + = + darunter: Wohnungsbau + + + + Wirtschaftsbau - + - = Öffentlicher Bau + + - - Verarbeitendes Gewerbe + = + + darunter: - = - - n.v. n.v. n.v. n.v. Pharmazeut.Erzeugnisse + = + ++ Metallerzeugnisse + + = - Datenverarb.geräte, elektr.u.opt.Erzg. + + + + Elektrische Ausrüstungen + + + + ++ - - - Verarbeitendes Gewerbe = = = = Bauhauptgewerbe + = = = Gesamtumsatz Maschinenbau Auslandsumsatz Nahrungs- und Futtermittel Druckerzeugnisse Maschinenbau Beschäftigte > 20 %: ++ > 2% < 20%: + > -2% < 2%: = 4 > -20% < -2%: < -20%: -kein Wert: n.v. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Saison- und kalenderbereinigte Konjunkturdaten / Trendverläufe Darunter Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Unternehmensnahe Dienstleistungen - Gesamt Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100) Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100) 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 2009 2010 2011 Quartalswerte Prognose 2012 2013 2014 Saison-/kalenderbereinigte Werte 80 2016 2015 Trend 160 160 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 2009 Prognose Trend 2010 2011 Quartalswerte Prognose 2012 2013 2014 Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB Einzelhandel Gastgewerbe 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 2012 Monatsswerte Prognose Prognose Trend Umsatz; (2010 = 100) Umsatz; (2010 = 100) 90 2011 80 2016 2015 2013 2014 90 2016 2015 Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 2011 Prognose Trend 2012 2013 Monatswerte Prognose 2014 80 2016 2015 Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend Prognose Trend Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Verarbeitendes Gewerbe Verarbeitendes Gewerbe Umsätze - Gesamt (in Mrd. Euro) Auftragseingänge - Gesamt (2010 = 100) 2,2 2,2 140 140 130 130 2,1 2,1 120 120 2,0 2,0 110 110 1,9 1,9 100 100 1,8 1,8 90 90 1,7 1,7 80 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Monatswerte Prog nose Trend Saison-/kalender bereinig te Monatswerte lang fristi ger Durchsch nitt 80 2016 1,6 2009 Trend Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 2012 2013 2014 2015 1,6 2016 Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Prognose Trend Baugewerbe Umsätze - Gesamt (in Mio. Euro) Auftragseingänge - Gesamt (in Mio. Euro) 250 250 230 230 210 210 190 190 170 170 150 150 130 130 110 110 90 90 70 70 2010 2011 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Bauhauptgewerbe 50 2009 2010 Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt 2011 2012 2013 2014 2015 Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswert e langfristiger Durchschnit t Trend Prognos e Trend Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 50 2016 300 300 250 250 200 200 150 150 100 2009 2010 2011 Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt 2012 2013 2014 2015 100 2016 Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Prognose Trend Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 5 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Zusammenfassung Mit Schwung in das zweite Halbjahr Der Aufschwung in Berlin geht weiter. Dennoch dürften die kommenden Monate für die Berliner Wirtschaft spannend bleiben. Im laufenden Jahr sorgten bereits das erste als auch das zweite Quartal mit Steigerungen des Bruttoinlandsproduktes von 2,1% bzw. 2,3% gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal für hervorragende Ergebnisse. Im dritten und vierten Quartal dürfte der Wirtschaftsgang mit Wachstumsraten von 2,5%, bzw. 1,9% jedoch etwas wechselhafter verlaufen. Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Krise im Euroraum, geopolitische Spannungen und Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger Schwellenländer können auch auf die Berliner Wirtschaft dämpfend wirken. Alles in allem dürfte das Berliner Bruttoinlandsproduktes im laufenden Jahr dennoch um 2,2% zulegen. Damit wird die deutsche Hauptstadt erneut stärker wachsen als Deutschland insgesamt (+1,9%). Berlin wird im Jahresverlauf weiter von den sich bessernden Rahmenbedingungen profitieren. Die Weltwirtschaft dürfte nach einem unerwartet schwachen Auftaktquartal im Jahresverlauf wieder an Schwung gewinnen. Die Berliner Exporte profitieren von der weltwirtschaftlichen Erholung und temporär auch von der Euroabwertung. Per Saldo dürfte aber nur ein geringer Impuls vom Berliner Außenhandel ausgehen. Während sich das Wachstum in den Schwellenländern nur langsam erhöht, wird die Erholung vor allem vom Konsum in den Industrieländern getragen. Die Entwicklung der Berliner Industriebestellungen war in den vergangenen Monaten eher zögerlich. Hier belastet die gestiegene Unsicherheit aufgrund der Griechenlandkrise sowie dem RusslandEmbargo. Trotz zuletzt schwacher Auftragseingänge konnte der Umsatz in der Berliner Industrie in den ersten vier Monaten 2015 jedoch um 7,7% gesteigert werden. Dabei sind es vor allem die Pharmazeutischen Erzeugnisse, die mit einem Umsatz von 2,3 Mrd. EUR (+18,9%) deutlich über dem entsprechenden Vorjahreszeitraum liegen und mit einem Drittel aller Industrieumsätze wesentlich zum guten Industrieergebnis beitragen. Die Berliner Warenexporte stiegen im Zeitraum Januar bis April 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,5%. Vorhersehbare Rückgänge haben sich aufgrund der Sanktionspolitik bei den Exporten in die Russische Föderation realisiert (-32,9%). Zudem schrumpften in den ersten vier Monaten 2015 die Ausfuhren in die USA um 5,4%. Da die Vereinigten Staaten mit einem Exportanteil von 11,6% die größten Handelspartner Berlins sind, wirkte sich die US-Wachstumsdelle zum Jahresanfang besonders ungünstig auf das Berliner Export6 geschehen aus. Impulse für das Berliner Exportgeschäft kamen vor allem von den steigenden Ausfuhren in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Der Berliner Arbeitsmarkt wird im Jahr 2015 wieder vom stark expandierenden Dienstleistungsbereich profitieren. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt in Berlin bereits seit 2006 wieder zu – und zwar mit einem deutlich über dem Bundestrend liegenden Tempo. Im April 2015 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 1,3 Mio. Personen um knapp 40.000 über dem entsprechenden Wert des Vorjahres (+3,1%; zum Vergleich Deutschland: +1,7%). Für das Gesamtjahr 2015 kann mit durchschnittlich 1.315.000 Beschäftigten gerechnet werden. Alles in allem bleibt der Arbeitsmarkt robust. Im Jahr 2015 wird insgesamt ein weiterer Rückgang der Erwerbslosenzahl auf durchschnittlich 195.000 erwartet. Vorausgesetzt, die Berliner Konjunktur bekommt weiterhin starke Impulse vom Tourismus und die gute Entwicklung im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich hält an. Ein hohes Risiko stellt allerdings das labile außenwirtschaftliche Umfeld dar. Hinzu kommt aufgrund der Griechenlandkrise die wachsende Gefahr von Verwerfungen an den Kapitalmärkten. Von der dynamischen Bevölkerungsentwicklung, der stark wachsenden Erwerbstätigkeit und den steigenden Löhnen in der Hauptstadt profitieren vor allem die auf private Verbraucher orientierten Berliner Unternehmen. Hinzu kommt der nach wie vor stark boomende Berlintourismus. Die Touristen werden in den kommenden Jahren eine starke Stütze der Berliner Konjunktur bleiben. Vor allem im Berliner Handel und im Gastgewerbe sorgen die zahlreichen Berlinbesucher für kräftig steigende Umsätze. In den ersten vier Monaten 2015 setzten Handel und Gastgewerbe 6,5% bzw. 1,6% mehr um als im Vorjahreszeitraum. Damit entwickelt sich vor allem der Handel in der Hauptstadt mehr als doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt (Han-del: +2,4%; Gastgewerbe: +1,1%). Im Baugewerbe ist die Stimmung nach der aktuellen Umfrage der IHK Berlin zum Frühsommer 2015 so gut wie lange nicht mehr. In den ersten vier Monaten 2015 wurden 6,1% mehr Umsatz erzielt als im Vorjahreszeitraum. Auch im Berliner Ausbaugewerbe hat die Aufwärtsbewegung weiter an Dynamik gewonnen: Umsatz und Zahl der Beschäftigten erhöhten sich im ersten Quartal 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 12,0% bzw. um 2,7%. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 BIP-Entwicklung in Berlin Mrd. EUR in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala) 27 6 26 4 25 2 24 0 23 -2 22 -4 21 -6 20 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 -8 Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen BIP-Entwicklung in Deutschland Mrd. Euro in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala) 740 6 720 4 700 2 680 0 660 -2 640 -4 620 -6 600 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 -8 Quelle: Destatis 7 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Industrie Auftragseingänge: Russland belastet Umsätze: Höchststände im April Nach den aktuellen Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg hat sich die Auftragslage der Berliner Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe im April 2015 wieder verdunkelt. Stiegen die Auftragseingänge im März gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 1,1%, so gingen sie im April wieder deutlich um 10,2% zurück. Dies ist vor allem auf stark rückläufige Bestellungen im Bereich der Pharmazeutischen Produkte (-22,5%) zurückzuführen. Belastend wirkt sich hier das RusslandEmbargo aus. Auch die Aufträge im Maschinenbau und im Fahrzeugbau sind mit 24,6% und 12,8% deutlich rückläufig. Ein Grund hierfür ist die Investitionsschwäche, die in Deutschland sogar noch stärker ausgeprägt ist als international. Ein vollkommen anderes Bild zeigt sich derzeit bei den Industrieumsätzen. Im April 2014 erzielten die Berliner Industriebetriebe mit 50 und mehr Beschäftigten einen Umsatz von 2,0 Mrd. EUR, wovon 834 Mio. EUR im Inland und 1,17 Mrd. EUR mit ausländischen Geschäftspartnern erwirtschaftet wurden. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Industrieumsätze im April 2014 damit kräftig um 10,0%, wobei der wesentliche Wachstumsimpuls mit +16,5% dem Auslandsgeschäft zugeschrieben werden kann. Auftragseingänge in der Industrie haben oft einen langen Vorlauf und können teilweise erst nach mehr als einem Jahr in reale Umsätze umgemünzt werden. Die heute gemeldeten Umsätze stammen zum großen Teil aus Auftragseingängen vom Mai 2014. Damals wurde bei den Verbrauchsgüterherstellern zeitweise ein Auftragsplus von mehr als 10% gemeldet. In der Folge wurden in diesem Segment dann Umsatzsteigerungen von 13,5% verzeichnet. Der um Ausreißer bereinigte gleitende Dreimonatsdurchschnitt für den Zeitraum Februar bis April 2015 ergibt gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum einen Rückgang der Bestellungen um insgesamt 4,6%. Selbst der gleitende 12Monatsdurchschnitt (-6,9%) ist bereits seit Mai 2014 rückläufig. Und in der Gesamtschau der ersten vier Monate des Jahres 2015 musste alles in allem ein Rückgang der Auftragseingänge von 4,4% hingenommen werden. Es sind vor allem die Unternehmen aus der für Berlin besonders wichtigen Pharmabranche, die einen überraschend scharfen Rückgang der Auftragseingänge verzeichnen (-19,6% ggü. Vorjahreszeitraum). Ihr Anteil an den Industrieumsätzen ist mit mehr als 30% ausschlaggebend für die industrielle Gesamtentwicklung in Berlin. Nur teilweise kann dieser Rückgang als ein statistischer Rückpralleffekt auf die sehr guten Auftragseingänge im Januar 2014 (+26,9% ggü. Vorjahresmonat) gewertet werden. Denn es sind vor allem die ausländischen Aufträge, die in den ersten vier Monaten 2015 mit 26,6% zurückgegangen sind. Die Inlandsaufträge stiegen sogar noch um 2,1%. Belastend wirkt sich weiterhin das Russland-Embargo aus. So sind in den ersten vier Monaten die Exporte von pharmazeutischen Produkten nach Russland um 21,3% auf 70,9 Mio. EUR zurückgegangen. Insgesamt sind die Warenexporte nach Russland in den ersten vier Monaten sogar um 65,5 Mio. EUR (-57,9%) auf 117,9 Mio. EUR gesunken. Gut gefüllt präsentieren sich in den ersten vier Monaten lediglich die Auftragsbücher der Vorleistungs- und Investitionsgüterproduzenten (+4,2%) bzw. +3,2% ggü. Vorjahreszeitraum). Hierzu zählen die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (+11,7%) und von Datenverarbeitungsgeräten (+17,0%). 8 In den ersten vier Monaten des Jahres 2015 stiegen die Umsätze in der Industrie um 7,7% auf 7,7 Mrd. EUR. Dabei sind es vor allem die Hersteller von Pharmazeutischen Erzeugnissen, die mit einem Umsatz von 2,3 Mrd. EUR in den ersten vier Monaten des Jahres 2015 deutlich über dem Vorjahreszeitraum (+18,9%) liegen. Da die Umsätze der Pharmaunternehmen bereits ein Drittel aller Industrieumsätze ausmachen, sind diese Umsatzsteigerungen entscheidend für die Berliner Industrieumsätze insgesamt. Weiterhin positiv entwickelt haben sich die Umsätze der Hersteller für elektrische Ausrüstungen (+8,6%). Diese für Berlin gewichtige Branche umfasst so unterschiedliche Waren wie Elektrizitätsverteilungs- und Schalteinrichtungen, Batterien und Akkumulatoren, Glasfaserkabel, elektrische Lampen und Leuchten, aber auch elektrische Haushaltsgeräte. Auf Umsätze mit Handelspartnern aus dem Ausland entfielen in den ersten vier Monaten des Jahres mehr als die Hälfte (56%) der industriellen Umsätze. Mit einer Steigerungsrate von 6,0% lag sie nur leicht unter der Wachstumsrate der Inlandsumsätze (+9,8%). Ein besonders hoher Anteil der ausländischen Umsätze entfällt mit knapp 43% auf pharmazeutische Erzeugnisse. Eine etwas schwächere Entwicklung als in den ersten vier Monaten dürfte sich im zweiten Halbjahr aufgrund der stark rückläufigen Auftragseingänge in diesem Bereich einstellen. Im Jahr 2015 wird die Industrieproduktion in Berlin insgesamt aber wieder leicht zulegen. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Auftragseingänge Industrie 2010 = 100 (Volumenindex) 170 170 160 160 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 80 90 Jan Feb 2013 Mrz Apr 2014 Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 80 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Auftragseingänge wichtiger Industriebranchen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Verarbeitendes Gewerbe insg. Anteil in % -4,4 Inland -3,3 Ausland -5,1 Pharmazeut. Erzeugnisse -19,6 Datenverarbeitungsgeräte 17,0 Maschinenbau 1,2 Elektrische Ausrüstungen 11,7 Metallerzeugnisse -1,8 Metallerzeugung -5,8 Chemische Erzeugnissen -4,3 Textilien -6,7 -30 Januar - April 2014 -20 -10 0 10 20 30 0 10 20 30 40 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 9 Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin 07/2015 Volkswirtschaft Industrieumsätze insgesamt in Mrd. Euro 2,3 2,3 2,2 2,2 2,1 2,1 2,0 2,0 1,9 1,9 1,8 1,8 1,7 1,7 1,6 1,6 1,5 1,5 1,4 Jan Feb Mrz Apr 2013 Mai Jun 2014 Jul Aug Sep Okt Nov Dez 1,4 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends der wichtigsten Industriebranchen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Anteil in % Insgesamt 7,7 Inland 9,8 Ausland 6,0 Pharmazeut. Erzeugnisse 18,9 Datenverarbeitungsgeräte 9,0 Nahrungmittelherstellung Maschinenbau 10,0 -5,8 Elektrische Ausrüstungen Metallerzeugnisse 8,6 -7,6 Reparatur u. Install.v.Maschinen Sonstige Waren 25,4 -5,1 -20 -15 -10 -5 Januar - April 2014 0 5 10 15 20 25 30 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 10 0 10 20 30 40 Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Beschäftigung: Langsamer Aufbau Im April 2015 waren im Berliner Verarbeitenden Gewerbe 81.326 Personen beschäftigt (Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern). Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat wurden somit 957 mehr Mitarbeiter beschäftigt. Der gleitende 12Monatsdurchschnitt hält mit 81.133 Beschäftigten inzwischen wieder einen sichtbaren Abstand zum Zwischentief von Anfang 2014 (80.560 Beschäftigte). In den meisten Branchen wurde die Beschäftigung ausgeweitet: In der Getränkeherstellung und in der Nahrungsmittelherstellung wurden gegenüber dem Vorjahresmonat 215 bzw. 162 Stellen aufgebaut. Die Unternehmen aus dem Bereich sonstiger Fahrzeugbau, zu dem Spezialfahrzeuge und Motorräder gehören, haben im April 140 Beschäftigte eingestellt. Im für Berlin wichtigen Pharmabereich hat es mit 18 mehr Beschäftigten kaum nennenswerte Bewegung gegeben. Abgebaut wurde Beschäftigung dagegen in den Bereichen Metallerzeugnisse (-52), Maschinenbau (-59) sowie Papiererzeugung (-74). In offenen, regionalen Volkswirtschaften sind es nicht nur konjunkturelle Gründe, die zum Auf- bzw. Abbau von Arbeitsplätzen führen. Oft spielen auch strategische Standortentscheidungen eine wichtige Rolle. So werden Mitarbeiterkapazitäten innerhalb eines Konzerns von einem Standort zum anderen verlagert. In den letzten zehn Jahren haben z. B. zahlreiche Konzernzentrale von Dax- Unternehmen Forschungs- und IT-Abteilungen in die nun wieder boomende Hauptstadtregion verlegt. Die Rekrutierung von gut ausgebildeten Arbeitskräften fällt hier aufgrund der ansässigen wissenschaftlichen Institutionen sowie der Attraktivität Berlins bei jungen Menschen leichter. Andererseits wurden in den Jahren nach der Wiedervereinigung immer wieder klassische Industriearbeitsplätze an Standorte verlagert, an denen kostengünstiger produziert werden kann. Aber nicht alle aus der Statistik verschwundenen Industriearbeitsplätze werden tatsächlich auch abgebaut. Einige dieser Arbeitsplätze finden sich statistisch nun in den unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen wieder. Industrie - Beschäftigte (in Tausend) 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 gleitender 12-Monatsdurchschnitt 2014 2015 Monatsdaten Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 11 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Bauhauptgewerbe Mehr Genehmigungen im Wohnungsbau Umsätze: Anstieg in den ersten vier Monaten Insgesamt haben die Berliner Bauaufsichtsbehörden in den ersten vier Monaten 2015 rund 1.400 Anträge für Baumaßnahmen an Gebäuden (Wohnund Nichtwohnbau) genehmigt. Das waren zwar 0,9% weniger Genehmigungen als noch im Vorjahreszeitraum. Der Blick in die tiefere Gliederung der Statistik zeigt jedoch, dass in der Berliner Gebäudestatistik knapp 5.300 (+8,0%) Anträge für die Errichtung neuer Wohnungen enthalten sind. In den Betrieben des Berliner Bauhauptgewerbes mit 20 und mehr Beschäftigten ging der baugewerbliche Umsatz im April 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg leicht um 1,4% auf 226 Mio. EUR zurück. Lediglich im Bereich Wohnungsbau (+10%) wurden steigende Umsätze registriert. Für den gesamten Zeitraum Januar bis April 2015 ergibt sich insgesamt allerdings ein positives Ergebnis. Mit 834 Mio. EUR wurde 6,1% mehr Umsatz erzielt als im Vorjahreszeitraum. Besonders gut entwickelt haben sich in den ersten vier Monaten der Wohnungsbau (+16,8%) und der Wirtschaftsbau (+5,1%). Lediglich im Öffentlichen Bau lagen die Umsätze 2014 (-12,1%) deutlich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Diese Zahlen bedeuten, dass dem Berliner Wohnungsmarkt in den kommenden Jahren weitere Wohnungen zur Verfügung stehen. Aufgrund des hohen Anteils von Wohnungsbauvorhaben im Altbestand wurden in den ersten vier Monaten 2015 mit 7.150 Genehmigungen insgesamt 33,8% mehr Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Auftragseingänge: Dynamik trotz Stillstand Die Auftragseingänge im Berliner Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten sind im April 2015 nach den aktuellen Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg deutlich um 24,3 Mio. EUR (-16,2%) auf 126 Mio. EUR zurückgegangen. Über die ersten vier Monates des Jahres 2015 gerechnet ergab sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum immerhin noch ein moderater Anstieg um 2,2 Mio. EUR (+0,4%) auf 580 Mio. EUR. Starke Rückgänge gab es vor allem im Wohnungsbau (-11,3%). Hier betrugen die Bestellungen in den ersten vier Monaten trotz hoher Genehmigungszahlen nur noch 192 Mio. EUR. Dagegen stiegen die Bestellungen in der Sparte Öffentlicher Bau um 26,9% auf 118 Mio. EUR. Der Öffentliche Bau umfasst die Bereiche Hochbau für öffentliche Körperschaften, Straßenbau und öffentlicher Tiefbau. Vor dem Hintergrund des starken Bevölkerungswachstums in der Hauptstadt ist abzusehen, dass in den nächsten Monaten und Jahren viel mehr Geld für Kitas, Schulen, öffentliche Gebäude und für die Straßensanierung ausgeben werden muss. Diese Investitionen in Beton werden künftig für deutliche Umsatzsteigerungen auch im Berliner Bauhauptgewerbe sorgen. Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Zahl der Baugenehmigungen in den Vorjahren, dürften sich in den nächsten Monaten auch die Auftragseingänge im Bereich des Wohnungsbaus wieder erholen. In die gleiche Richtung wirken das trotz leichter Korrekturen nach wie vor niedrige Zinsniveau sowie die in Berlin weiter anziehenden Immobilienpreise und Mieten. 12 Allerdings spiegeln sich nicht alle Bauaktivitäten in der Statistik des Bauhauptgewerbes wider. Weitere Baubranchen, wie die Bauinstallation und der Innenausbau sind statistisch dem Ausbaugewerbe zugeordnet. Hier stiegen die Umsätze nach Auskunft des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg im ersten Quartal 2015 deutlich. Alles in allem erreichte der Umsatz im Ausbaugewerbe in den ersten drei Monaten 328 Mio. EUR, was einer Zunahme von 12,0% im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht. Der Berliner Immobilienmarkt galt lange als unterbewertet und passt sich jetzt in einem raschen Tempo an fundamentale Faktoren an. Gleichwohl führt die steigende Nachfrage in einzelnen Bereichen zu weiteren Preissteigerungen. Diese Preisbewegungen sind Ausdruck einer verzögerten Angebotsausweitung und stellen eine regionale Anpassung dar. Sollte sich die Preisentwicklung auf dem Berliner Immobilienmarkt aber in einem sehr raschen Tempo fortsetzen, ist nicht auszuschließen, dass einige Preise über das aus fundamentaler Sicht gerechtfertigte Niveau hinausschießen, so dass es dann in Teilmärkten zu Preisblasen kommen könnte. Unter dem Strich kann für das Jahr 2015 von einer weiteren Erholung im Berliner Baugewerbe ausgegangen werden. Nach wie vor wachsen Einwohnerund Beschäftigungszahlen kontinuierlich. Gleichzeitig verharrte die Neubautätigkeit – vor allem im Wohnungsbau – in den vergangenen Jahren auf relativ niedrigem Niveau. Hinzu kommt das noch immer günstige Zinsniveau und die anhaltende Unsicherheit über die weitere finanzwirtschaftliche Entwicklung im Euroraum, die nach wie vor die Flucht in Sachwerte begünstigt. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Baugenehmigungen: Neubau von Wohnungen Anzahl 3.000 3.000 2.500 2.500 2.000 2.000 1.500 1.500 1.000 1.000 500 0 500 Jan Feb 2013 Mrz 2014 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 0 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Trends der Auftragseingänge Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Anteil in % insgesamt 0,4 Wirtschaftsbau 0,6 Wohnungsbau -11,3 Öffentlicher Bau 26,9 -30 -20 -10 Januar - April 2014 0 10 20 30 0 20 40 60 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 13 Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin 07/2015 Volkswirtschaft Umsatz Bauhauptgewerbe insgesamt in Mio. Euro 320 320 280 280 240 240 200 200 160 160 120 120 80 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 80 2013 2014 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Anteil in % insgesamt 6,1 Wohnungsbau 16,8 Wirtschaftsbau Öffentlicher Bau 5,1 -12,1 -15 -10 -5 Januar - April 2014 0 5 10 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Bradenburg, eigene Berechnungen 14 15 20 0 20 40 60 Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Bauhauptgewerbe Die Stimmung im Baugewerbe ist sehr gut Insgesamt ist die Stimmung in der Bauindustrie so gut wie lange nicht mehr. Nach der aktuellen Umfrage der IHK Berlin zum Frühsommer 2015 schätzen 69,5% der befragten Unternehmen die Lage als gut und nur 5,2% als schlecht ein. Der Saldo dieser gegensätzlichen Einschätzungen liegt mit 64,3 Punkten 9,8 Punkte über dem Saldo vor einem Jahr (54,6 Punkte). Auch in die Zukunft blicken die Bauunternehmer positiv. So wollen 45,5% der Befragten mehr Personal einstellen und nur 18% gehen von sinkenden Beschäftigungszahlen aus. Mit einer Zunahme der Beschäftigung in den nächsten Monaten kann somit gerechnet werden. Auch die Analyse der saison- und kalenderbereinigten Entwicklung der letzten Monate zeigt, dass sich sowohl die Auftragseingänge als auch die Umsätze im Bauhauptgewerbe derzeit wieder leicht über dem Niveau des rechnerischen Langzeittrends bewegen (siehe Seite 5). Allerdings wird das tatsächliche Baugeschehen in der Umsatzentwicklung weiterhin unterzeichnet. Darauf deuten die geleisteten Arbeitsstunden hin, die sich zuletzt trotz stagnierender Beschäftigung erhöhten. Diese Ausweitung der Produktionstätigkeit sollte sich mit Zeitverzögerung auch im Umsatz der kommenden Monate niederschlagen. Hinzu kommt, dass beim Wohnungsneubau wohl vermehrt Unternehmen zum Zuge kommen, die außerhalb Berlins ansässig sind. Anzumerken ist außerdem, dass ein bedeutender Teil des Berliner Baugeschehens außerhalb des Bauhauptgewerbes stattfindet – im Berliner Ausbaugewerbe. Das Ausbaugewerbe ist gemessen an der Beschäftigung (erstes Quartal 2015: 14.517 Personen) nahezu gleichbedeutend mit dem Berliner Bauhauptgewerbe (März 2015: 19.966). Im Berliner Ausbaugewerbe hat die Aufwärtsbewegung weiter an Dynamik gewonnen: Umsatz und Beschäftigtenzahl erhöhten sich im ersten Quartal 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 12,0% bzw. um 2,7%. In der Statistik „Bauhauptgewerbe“ werden Unternehmen bzw. Betriebe mit Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich der vorbereitenden Baustellenarbeiten, dem Bau von Gebäuden und dem Tiefbau erfasst. Im Ausbaugewerbe liegt der Tätigkeitsschwerpunkt der Unternehmen in der Bauinstallation und im sonstigen Ausbau. Beschäftigte Bauhauptgewerbe in Tausend 22,0 22,0 21,5 21,5 21,0 21,0 20,5 20,5 20,0 20,0 19,5 19,5 19,0 19,0 18,5 18,5 18,0 Jan 2013 Feb Mrz 2014 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 18,0 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigenen Berechnungen 15 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Unternehmensnahe Dienstleistungen Wichtige Stellung in Berlin Beschäftigung wächst um 3,2% Unternehmensnahe Dienstleistungen sind Dienstleistungen, die vorwiegend von Unternehmen nachgefragt werden – im Gegensatz zu Dienstleistungen, die primär auf den Bedarf der privaten Haushalte ausgerichtet sind. Im weiten Sinne zählen zu den unternehmensnahen Dienstleistungen alle Tätigkeiten, die Unternehmen für andere Unternehmen verrichten. Eine abschließende, trennscharfe Zuordnung der unternehmensnahen Dienstleistungen ist allerdings nicht möglich. Im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich waren zuletzt knapp 455.000 Personen tätig. Das entspricht rund einem Viertel aller Erwerbstätigen in Berlin. Mit fast 159.000 Personen sind 35,0% der Beschäftigten im Sektor sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen tätig. Es folgen die Bereiche freiberufliche und wissenschaftliche Dienstleistungen mit 127.000 (Anteil: 28,1%) und mit großem Abstand der Bereich Verkehr und Lagerwesen mit rund 72.000 Beschäftigten (Anteil: 15,8%). Bezogen auf die gesamten gewerblichen Umsätze in Berlin in Höhe von 193,8 Mrd. EUR nehmen die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche (ohne Handel, Gastgewerbe und öffentliche Dienstleistungsbereiche) mit rund 51,2 Mrd. EUR eine gewichtige Stellung in der Hauptstadt ein (Anteil: 26,4%). Das Verarbeitende Gewerbe wies mit rund 26,5 Mrd. EUR Umsätzen zuletzt einen deutlich geringeren Anteil aus (13,7%). Die unternehmensnahen Dienstleistungen umfassen dabei die folgenden Wirtschaftsbereiche: Im 1. Quartal 2015 hat die Zahl der Beschäftigten in den unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen um 3,2% gegenüber dem Vorjahresquartal zugelegt. Das entspricht ungefähr dem Durchschnitt der Berliner Wirtschaft insgesamt (+3,1%) und liegt leicht über der entsprechenden Rate in Deutschland (+2,9%). Verkehr und Lagerwesen (Bereich H gemäß amtlicher Wirtschaftsklassifikation) Information und Kommunikation (J) Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (M) sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (N) Umsätze wachsen um 3,7% Im ersten Quartal 2015 sind die Umsätze gegenüber dem Vorquartal zwar um 15,9% zurückgegangen. Aber diese Veränderungsrate am aktuellen Rand bietet nur einen sehr begrenzten Erkenntnisgewinn, da die vierteljährliche Umsatzkurve im Dienstleistungsbereich starke saisonale Komponenten aufweist. Dabei liegt der niedrigste Wert am Jahresanfang und der höchste Wert traditionell im 4. Quartal. Eine robuste Form der Saisonbereinigung besteht im Vergleich mit dem Vorjahresquartal. Auf Basis dieses Vergleichs sind die Umsätze der unternehmensnahen Dienstleistungen im ersten Quartal 2015 um 3,7% gestiegen nach 5,7% im vierten Quartal 2014. Allerdings sind die Umsätze im ersten Quartal in Deutschland sogar um 4,1% gestiegen. Mit 4,7% mehr Umsatz hat sich vor allem der für Berlin so wichtige Bereich Information und Kommunikation besonders gut entwickelt (Deutschland: 4,1%). Mit +3,7% sehr gut entwickelt haben sich auch die freiberuflichen und wissenschaftlichen Dienstleistungen, auf die 30% der Dienstleistungsumsätze entfallen. 16 In Berlin wurden gegenüber dem Vorjahresquartal vor allem mehr neue Stellen im Bereich Information und Kommunikation geschaffen (+5,7%). Diese für Berlin impulsgebende Branche wächst seit Jahren überdurchschnittlich stark. So wurden in Berlin in diesem Bereich seit 2009 knapp 30% mehr Beschäftigte gezählt. In Deutschland waren es in diesem Zeitraum gerade einmal 10% mehr Beschäftigte. Dazu tragen sowohl die großen bekannten börsengelisteten Unternehmen bei als auch die rund 581 IT-Gründungen im Jahr 2014. Berlin hat sich in den letzten 10 Jahren zur IT-Gründungshauptstadt gewandelt. Denn selbst nach Abzug der Unternehmensschließungen in diesem Bereich gibt es jeden Tag ein neues IT-Unternehmen mehr in der Stadt. Diese Dynamik findet bei internationalen Investoren immer mehr Beachtung. Dienstleistungen profitieren doppelt Viele unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche sind für die Berliner Wirtschaft wichtige Impulsgeber in einer doppelten Funktion. So sind viele der hier versammelten Branchen einerseits Teil der besonders geförderten innovativen Zukunftscluster in Berlin (z.B. Luftfahrt oder Informationsdienstleistung). Diese Branchen wachsen seit Jahren stärker als der Rest der Wirtschaft. Anderseits profitieren Dienstleistungsbranchen, wie Public-Relations, Unternehmensberatung, Wach- und Sicherheitsdienste inzwischen überdurchschnittlich stark von dem Regierungssitz und der Hauptstadtfunktion Berlins. Insgesamt haben sich die Umsätze und die Beschäftigung in den Dienstleistungsbranchen in den vergangenen Jahren daher viel besser entwickelt als in den gewerblichen Bereichen. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Umsatzentwicklung Unternehmensnahe Dienstleistungen 2010 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte 130 125 120 115 110 105 100 95 90 2009 2010 2011 Berlin 2012 2013 2014 2015 Deutschland Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen Beschäftigungsentwicklung Information und Kommunikation 2010 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte 135 130 125 120 115 110 105 100 95 90 2009 2010 Berlin 2011 2012 2013 2014 2015 Deutschland Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen 17 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Umsatztrends in unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Absolut in Mrd. EUR unternehmensnahe Dienstleistungen (H, J, M, N) 3,7 freiberufl. u. wissenschaftl. Dienstleistungen (M) 3,7 Verkehr und Lagerwesen (H) 41 12 11 2,4 Information und Kommunikation (J) 11 4,7 Sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen (N) 7 3,5 0 5 1. Quartal 2014 10 15 0 5 10 15 1. Quartal 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Beschäftigungstrends in unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen Veränderung ggü. Vorjahresquartal in % Absolut in Tsd. unternehmensnahe Dienstleistungen (H, J, M, N) 404 3,2 Sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen (N) 154 3,0 freiberufl. u. wissenschaftl. Dienstleistungen (M) Verkehr und Lagerwesen (H) 69 -0,2 Information und Kommunikation (J) 0 2 4 1. Quartal 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 18 60 5,7 -2 1. Quartal 2014 120 4,3 6 8 0 80 160 Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Dienstleistungen Ausblick: Dienstleistungen geben den Takt vor Ein Blick auf die tiefere Untergliederung der Dienstleistungsstatistik zeigt, welche Einzelbranchen derzeit die größten Wachstumsimpulse aussenden. Zwar hat sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahresmonat im 1. Quartal 2015 in der Branche Wach-, und Sicherheitsdienste mit 22,3% besonders stark entwickelt. Ihr Anteil an den Umsätzen der unternehmensnahen Dienstleistungen insgesamt beträgt aber nur 1,1%. Einen viel stärkeren Wachstumsimpuls senden mit einer Steigerung des Umsatzes um 11,0% daher die Unternehmen der Informationstechnologien aus. Zu diesem Bereich, der einen Anteil von 5,9% an allen Dienstleistungen ausmacht, gehören Firmen, die sich mit Programmiertätigkeit, Softwareentwicklung sowie dem Betrieb von Rechenzentren befassen. Mit einer Umsatzsteigerung von 4,8% und einem Anteil von 8,9% tragen auch die sieben Unternehmen der Luftfahrbranche besonders stark zum Wachstum bei. Isoliert betrachtet wirkt sich die verlängerte und verstärkte Nutzung des Flughafen Tegels für die Hauptstadt daher positiv aus. Umsatztrends ausgewählter Dienstleistungsbranchen Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in %; Umsatzanteil in % -6 -4 -2 0 2 4 6 10 12 Der Ausblick der Dienstleistungsunternehmen ist überwiegend immer noch gut, hat sich allerdings gegenüber dem Vorjahr etwas abgekühlt. So wird die zukünftige Geschäftslage gemäß der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Berlin vom Frühsommer 2015 von den Dienstleistungsunternehmen nicht mehr ganz so positiv gesehen, wie noch im Vorjahr. Der Saldo aus positiver und negativer Einschätzung ist von 47,9 Punkten auf 38,3 Punkten gesunken. Zumindest die Investitionstätigkeit der Unternehmen verbleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Von den befragten Unternehmen planen 68,3% in den nächsten 12 Monaten Investitionen zu tätigten, nur 31,7% planen für diesen Zeitraum keine Investitionen. Beschäftigungstrends ausgewählter Dienstleistungsbranchen Veränderung gegenüber Vorjahresquartal in %; Beschäftigungsanteil in % -4 -2 Luftfahrt (H) 4,8 Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M) 11,0 Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M) Werbung und Marktforschung (M) PR, Unternehmensberatung (M) 7,1 Wach-, Sicherheitsdienste (N) 2,5 Verlagswesen (J) 2,4 PR, Unternehmensberatung (M) -4,6 12,4 2,0 6,6 Werbung und Marktforschung (M) Informationsdienstleistungen (J) 4,0 sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M) Reisebüros (N) -0,9 sonst. Dienstl. für Unternehmen (N) -0,3 sonst. Dienstl. für Unternehmen (N) 6,4 Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H) -3,9 Film, TV, Kino, Musik (J) Luftfahrt (H) 4,2 Post- und Kurierdienste (H) 22,3 Telekommunikation (J) Rundfunk (J) Telekommunikation (J) 5,9 Schifffahrt (H) 10,5 Schifffahrt (H) 22,9 -4,6 Umsatzanteil an allen Dienstleist. (obere Skala) 0,3 -1,1 0,1 9,0 -8 -4 0 4 8 12 16 20 24 28 32 5 10 15 20 25 30 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 2,9 Reisebüros (N) 12,3 Wach-, Sicherheitsdienste (N) -15 -10 -5 0 -1,5 Informationsdienstleistungen (J) 2,1 Rundfunk (J) 2,6 Post- und Kurierdienste (H) -0,6 Überlassung v. Arbeitskräften (N) -0,2 sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M) 2,1 8 10 12 14 16 5,5 Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M) 8,6 6 -2,8 Überlassung v. Arbeitskräften (N) Informationstechnologie (J) 4 -0,2 Informationstechnologie (J) 2,7 Film, TV, Kino, Musik (J) 2 3,4 Personen- u. Güterverkehr (H) -8,1 Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H) Personen- u. Güterverkehr (H) 0 Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M) 6,3 Verlagswesen (J) 1. Quartal 2015 8 Einen deutlichen Umsatzsprung von 8,6% verzeichnen auch die Architekten- und Ingenieurbüros. Ihr Umsatz beträgt rund 2,7 Mrd. EUR. In dieser Branche arbeiten rund 18.100 Personen. 1. Quartal 2015 Beschäftigtenanteil an allen Dienstl. (obere Skala) Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 19 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Einzelhandel Starke Konsumnachfrage Trotz der weiterhin unsicheren Entwicklung im Zusammenhang mit der noch nicht beendeten Griechenlandkrise und den aktuellen geopolitischen Krisenherden hält in weiten Teilen der Berliner Wirtschaft die Dynamik an. Auch am Arbeitsmarkt zeigen die aktuellen Daten, dass die Entwicklung stabil ist. Die Zahl der Beschäftigten dürfte daher auch in den kommenden Monaten weiterhin überdurchschnittlich steigen. Impulse für das künftige Wirtschaftswachstum kommen vor diesem Hintergrund von einer stärkeren privaten Konsumnachfrage. Kräftige Lohnsteigerungen, niedrige Energiepreise, weiterhin stark expandierende Touristenströme sowie niedrige Inflationsraten bilden dabei die wesentlichen Stützen. Rückgang der Verbraucherpreise um 0,1% Nach Angaben des Amtes für Statistik BerlinBrandenburg sind die Preise im Juni 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Nach dem Anstieg der jährlichen Teuerungsrate im Mai (+0,3%) gingen die Lebenshaltungskosten in Berlin im Juni wieder leicht zurück (-0,1%). Damit lag die Berliner Preisentwicklung weit unter der von der EZB als stabil definierten Preisentwicklung von knapp unter 2%. Die jährliche Inflation im Euroraum wurde von Eurostat in einer ersten Veröffentlichung für Juni 2015 auf +0,2% geschätzt, ein Rückgang gegenüber 0,3% im Mai 2015. Erneut dämpfte vor allem die weiterhin günstige Entwicklung der Energiepreise (–5,5%) und geringfügig gesunkene Nahrungsmittelpreise (–0,1%) den Preisauftrieb. Ohne deren Berücksichtigung hätten sich die Preise insgesamt im Juni 2015 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 0,9% erhöht. Auch die die Preise für Unterhaltungselektronik (–8,5%), Telefone (–7,1%) und Pauschalreisen (–4,0%) gingen deutlich zurück, sodass gegenüber Juni 2014 spürbare Preiserhöhungen für andere Güter nicht zu einem Preisauftrieb insgesamt beitrugen, z.B. Zeitungen und Zeitschriften (+6,2%), Tabakwaren (+4,4%), Chemische Reinigung (+3,7%), Friseurleistungen (+3,4%), Nettokaltmieten (+1,5%), alkoholfreie Getränke (+1,4%; darunter Kaffee: +18,4%), Beherbergungsdienstleistungen (+1,2%; darunter Miete für Ferienwohnungen: +6,3%) sowie Bekleidung und Schuhe (+0,5%). Auch der im Mai 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat zu beobachtende Anstieg der Nahrungsmittelpreise schlug im Juni 2015 mit –0,1% in einen 20 leichten Preisrückgang um (Mai 2015: +0,4%). Hierbei verbilligten sich vor allem Speisefette und Speiseöle (–6,8%) sowie Molkereiprodukte und Eier (–5,5%). Erwähnenswert teurer waren hingegen Obst (+4,0%), Süßwaren (+2,8%; darunter Schokoladentafeln: +10,3%) und Gemüse (+2,4%). Umsatz: Deutliche Steigerung um 6,5% Nach vorläufigen Berechnungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg setzte der Berliner Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeughandel) in den ersten vier Monaten 2015 real 6,5% mehr um als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Damit legte der Berliner Einzelhandel mehr als doppelt so stark zu wie der Einzelhandel in Gesamtdeutschland im Zeitraum Januar bis April 2015 (real: +3,1%). Ausschlaggebend für das positive Wachstum in Berlin waren vor allem Steigerungen im Internetund Versandhandel. Hier stiegen die Umsätze in den ersten vier Monaten 2015 um 21,9%. Umsatzzuwächse gab es aber auch in den Bereichen des klassischen Einzelhandels. So sind sowohl die Umsätze im Facheinzelhandel mit Kommunikations- und Haushaltsgeräten sowie Inneneinrichtung (+2,4%) als auch in den Supermärkten bzw. im Handel mit Lebensmitteln (+4,0%) spürbar gestiegen. Zugelegt haben auch die Umsätze in den Tankstellen (+1,2%). Die Erlöse im Berliner Einzelhandel mit Sportausrüstungen und Spielwaren stiegen sogar um 6,3%. Allerdings sind die vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg veröffentlichten Zahlen noch vorläufig, so dass es in den nächsten Monaten noch zu Revisionen kommen wird. Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg im Zeitraum Januar bis April 2015 um 1,5%. Abgeschwächt hat sich zuletzt der Beschäftigungsaufbau im Versand- und Onlinehandel. Dort war die Beschäftigung in den Vorjahren stets mit zweistelligen Raten gewachsen. In den ersten vier Monaten 2015 wurden dagegen 2,0% weniger Personen beschäftigt als noch im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Nach der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Berlin zum Frühsommer 2015 zeigt sich die Geschäftslage im Handel nach wie vor auf hohem Niveau. In Bezug auf die zukünftige Geschäftslage sind die befragten Unternehmen im Vergleich zur Vorumfrage sogar deutlich optimistischer. Somit dürften die bevorstehenden Sommermonate nach Einschätzung der Berliner Händler mit zufriedenstellenden bis guten Geschäften aufwarten. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Umsatz Einzelhandel insgesamt 2010 = 100 160 160 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 Jan Feb 2013 Mrz Apr Mai 2014 Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 90 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends im Einzelhandel Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Einzelhandel (ohne Kfz) 6,5 Kaufhäuser/Tankstellen 1,2 Supermärkte 4,0 Facheinzelhandel 2,4 sonstiger Einzelhandel 6,3 19,3 22,5 21,9 Versand-, Markt- und Internethandel -4 Januar - April 2013 -2 0 2 Januar - April 2014 4 6 8 10 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 21 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Gastgewerbe Umsatzplus von 1,6% Berlintourismus ist wichtiger Wirtschaftsfaktor Die Umsätze im Berliner Gastgewerbe – bestehend aus den beiden Bereichen Gastronomie und Beherbergung – sind unter Ausschaltung der Preisentwicklung in den ersten vier Monaten 2015 um insgesamt 1,6% gestiegen. Der Umsatz in der gesamten Berliner Tourismusbranche beträgt nach Berechnungen der dwifConsulting GmbH rund 10,3 Mrd. EUR. Davon profitierten das Gastgewerbe mit 4,6 Mrd. EUR (44,8%), der Einzelhandel mit 3,9 Mrd. EUR (38,3%) und andere Dienstleistungen mit 1,8 Mrd. EUR (16,9%). Der Berlintourismus und mit ihm das Gastgewerbe sind in den vergangenen Jahren somit zu einer wesentlichen Kraft der regionalen Wirtschaft herangewachsen. Im Jahr 2014 war der Anteil der ausländischen Gäste mit 38,1% so hoch wie noch nie. Er hat sich seit 1995 von 22,9% um 15-Prozentpunkte erhöht. Im Bereich Gastronomie stiegen die Umsätze im Zeitraum Januar bis April 2015 um 1,8%. Der Wirtschaftsbereich Gastronomie setzt sich dabei aus den beiden Teilbereichen Restaurants und Caterer zusammen. Die Umsätze der Restaurants inkl. Gaststätten, Imbissstuben, Cafés und Eissalons stiegen sogar um 2,9% während die Caterer lediglich einen Umsatzanstieg von 1,4% verzeichnen konnten. Gemessen an den stark gestiegenen Touristenzahlen (+4,5%) stieg der Umsatz im Berliner Beherbergungsgewerbe jedoch nur unterproportional (+1,3%). In der Sparte Hotels, Gasthöfe und Pensionen kam es insgesamt zu einer Umsatzsteigerung von 0,6%. Aufgrund der scharfen Hotelkonkurrenz (seit 2003 hat sich das Bettenangebot in Berlin nahezu verdoppelt) lassen sich die kräftig steigenden Übernachtungszahlen nicht im gleichen Maße in zusätzliche Einnahmen im Berliner Beherbergungsgewerbe ummünzen. Gleichwohl liegt die Bettenauslastung mit 51% in den ersten vier Monaten für Berliner Verhältnisse inzwischen wieder auf einem soliden Niveau (+2,4 Prozentpunkte ggü. Vorjahreszeitraum). Allerdings muss berücksichtigt werden, dass ein großer Teil der Hotelumsätze bei gestiegenen Übernachtungszahlen erst mit erheblicher Zeitverzögerung verbucht werden kann, denn bei Buchungen von Geschäftsreisenden erfolgt die Zahlung über Reisebüros oft erst nachträglich. Die Zahl der Beschäftigten im gesamten Berliner Gastgewerbe nahm im Zeitraum Januar bis April 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat um 0,7% zu. Dabei stieg die Vollzeitbeschäftigung sogar um 6,0%. Die Teilzeitbeschäftigung ging dagegen um 3,1% zurück. Die größten Wachstumsraten bei den Vollzeitbeschäftigten wurden im Bereich Gastronomie registriert (+10,7%). Hier wurde insbesondere in den Berliner Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben und Cafés deutlich mehr Personal eingestellt (+13,6%). Im Beherbergungsgewerbe war die Beschäftigung dagegen leicht rückläufig (-0,4%). 22 An der starken Ausweitung und an den überproportional hohen Wachstumsbeiträgen der ausländischen Gäste sind die einzelnen Herkunftsländer unterschiedlich stark beteiligt. So wurden 2014 rund 31% mehr Gäste aus Großbritannien (insgesamt: 481 Tsd.), 26% mehr Gäste aus Polen (insgesamt: 160 Tsd.), 18% mehr Gäste aus Italien (insgesamt: 299 Tsd.) gezählt. In den vergangenen Jahren ist aber vor allem die Zahl der Übernachtungen schneller gestiegen als die Zahl der Gäste. Dies lässt sich mit der deutlich gestiegenen Aufenthaltsdauer erklären, die in Übernachtungen pro Gast gemessen wird. Lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Juli 2011 rechnerisch noch bei 54 Stunden (2,26 Tage), so blieb ein Gast im Dezember 2014 bereits 58 Stunden (2,42 Tage) und somit gut 4 Stunden länger in Berlin. Selbst wenn ein Unterschied von nur 4 Stunden zusätzlichem Aufenthalt in Berlin auf den ersten Blick nicht gewichtig erscheint, volkswirtschaftlich betrachtet sind die Auswirkungen dennoch beachtlich. Nach Angabe von dwif-Consulting gibt ein Übernachtungsgast im Schnitt 204,70 EUR pro Tag aus. Erhöht sich, bei gleichbleibender Gästezahl, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer um 4 Stunden, dann steigen die Ausgaben aller Gäste im Laufe eines Jahres rechnerisch um immerhin 330 Mio. EUR. Zusammen mit den steigenden Übernachtungszahlen, führt daher auch eine längere Aufenthaltsdauer zu höheren Steuereinnahmen, u.a. bei der seit Anfang 2014 erhobenen Übernachtungssteuer. Hier wurden mit 13,7 Mio. EUR in den ersten fünf Monaten bereits 7,8 Mio. EUR mehr eingenommen als noch im Vorjahreszeitraum Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Umsatz Gastgewerbe 2010 = 100 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 70 Jan Feb 2013 Mrz Apr Mai 2014 Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 70 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends im Gastgewerbe Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Gastgewerbe insges. 1,6 Beherberg.gew. insg. 1,3 Hotels 1,1 Gastronomie insg. 1,8 Restaurants, Schankwirtschaft, etc. 2,9 Caterer, etc. 1,4 -4 -3 -2 -1 0 1 Januar - April 2014 2 3 4 5 6 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 23 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Tourismus Bald 3 Millionen Übernachtungen pro Monat 4,6% mehr Fluggäste Die Gästezahlen sind in den ersten vier Monaten 2015 um 6,3% auf nun 3,5 Mio. gestiegen. Insgesamt haben rund 211.000 mehr Besucher in Berliner Hotels eingebucht als noch im Vorjahreszeitraum. Von Januar bis April sind vor allem mehr Gäste aus Großbritannien (+23.600; +17,5%), Israel (+10.700; +47,5%) und aus den USA (+8.300; +10,9%) gekommen. Rückgänge bei den Gästezahlen gab es vor allem bei den Touristen aus Russland (-15.400; -25,3%). Die Luftfahrtbranche ist eine der führenden Wachstumsindustrien in der globalen Welt. Seit Jahren ist ein starkes Wachstum zu beobachten. Diesem Anstieg ist das bestehende Berliner Flughafensystem mit Schönefeld und Tegel allerdings kaum noch gewachsen. Seit Herbst 2006 wird daher der Flughafen Schönefeld zum Hauptstadt-Airport BER Willy Brandt ausgebaut. Aufgrund der mehrfachen Verschiebung der Eröffnung des BER-Flughafens wurde inzwischen der Flughafen Tegel, der schon weit über seine Kapazitätsgrenzen ausgelastet ist, für die Zwischenphase saniert. Denn mit 3,4 Mio. Fluggästen in den ersten vier Monaten 2015 wurden bereits 72% aller Fluggäste in der Hauptstadtregion über den Flughafen Tegel abgefertigt. Auf den beiden Berliner Flughäfen zusammen wurden innerhalb von vier Monaten insgesamt 6 Mio. Fluggäste registriert. Dies entspricht einer Steigerung der Passagierzahlen um knapp 369.000 (+4,6%) gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2015 kann mit einer Steigerung auf 29 Mio. Fluggästen gerechnet werden. Mit der gesteigerten Gästezahl erhöht sich auch die Zahl der Übernachtungen. Im April waren es bereits 2,5 Mio. Übernachtungen. Aufgrund hoher Buchungszahlen ist bereits im August mit erstmals drei Millionen Übernachtungen in einem einzelnen Monat zu rechnen, möglicherweise schon im Juli. In den ersten vier Monaten 2015 wurden insgesamt 8,4 Mio. Übernachtungen verzeichnet, knapp 480 Mio. mehr als noch im Vorjahreszeitraum (+6,1%). Steigerungen gab es vor allem bei den Übernachtungszahlen der ausländischen Gästen (+240.000; +7,0%). Dabei liegt die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Vereinigten Königreich mit rund 427.000 (+17,4%) im Vergleich der Herkunftsländer an erster Stelle, gefolgt von Italien mit 340.000 (+7%). Bettenauslastung wieder gestiegen Mit der Zahl der Gäste und den steigenden Übernachtungszahlen wächst seit Jahren auch die Zahl der Unterkünfte in Berlin. Seit 2014 zeichnet sich jedoch eine deutliche Verlangsamung beim Bettenaufbau ab. Lag der Aufbau im Zeitraum 2009 bis 2013 nach bei jährlich rund 7.000 Betten, so hat er sich in 2014 auf 4.027 vermindert. In den ersten vier Monaten 2015 betrug der Bettenzuwachs nur noch 1.500 (+1,1%). In einigen Sparten gab es sogar einen absoluten Rückgang. So reduzierte sich die Bettenzahl in den Kleinstbetriebe mit weniger als 29 Betten um 32 auf 2.867 Betten. In der Größenklasse 100 bis 250 Betten ergab sich sogar eine Reduktion um 568 Betten. Die Bettenauslastung lag in den ersten vier Monaten 2015 laut den Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg bei 51,7%. Damit liegt die Auslastung rund 2,5 Prozentpunkte höher als noch im Vorjahreszeitraum 2014. Kleinere Hotels mit weniger als 29 Betten kommen lediglich auf eine Bettenauslastung von 35%. Allerdings bleiben die Gäste in diesen preislich eher günstigen Häusern mit einer Aufenthaltsdauer von 63 Stunden (2,6 Tage) deutlich länger in der Stadt als Gäste anderer Hotelkategorien. Die höchste Bettenauslastung mit fast 55% erreichten Betriebe in der Größenkategorie 250 bis 500 Betten. Gäste dieser Hotelkategorie bleiben allerdings auch nur 57 Stunden in der Stadt. 24 Überdurchschnittlich gut entwickelt hat sich in den ersten vier Monaten des Jahres 2015 auch der Güterumschlag auf den beiden Berliner Flughäfen. Insgesamt wurden bereits 15.944 Tonnen Fracht und Post befördert, was einem Anstieg von 11,3% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum entspricht. Davon wurden knapp 86% über den Flughafen Tegel abgewickelt. Für das Jahr 2015 kann mit beförderter Fracht von knapp 53.000 Tonnen gerechnet werden. Zum Vergleich: auf dem Frachtflughafen Leipzig wurde eine Steigerung von nur 8,2% verzeichnet, allerdings auf Basis eines nahezu sechs Mal so großen Güterumschlags (313.000 Tonnen). Prognose Es spricht viel dafür, dass der Tourismusboom in Berlin anhalten wird. Es ist einerseits die hochattraktive Hauptstadt selbst, die derzeit international sehr große Beachtung findet. Andererseits gibt es auch viele Gründe, unabhängig von der Stadt, die für einen weiteren Besucheranstieg sprechen. Dazu gehört eine allgemeine Hinwendung zum Städtetourismus, aber auch die gestiegenen geopolitischen Unsicherheiten in vielen Regionen der (Reise-)Welt. Auch die Kapitalmärkte spielen eine Rolle: So kann künftig mit deutlich mehr Gästen aus der Schweiz gerechnet werden, für die Berlin um 15% günstiger geworden ist. Bereits in diesem Jahr wird die Übernachtungszahl in Berlin daher die 30Millionen-Marke überschreiten. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Übernachtungen in Berlin in Millionen 35 25 2015: 30 Mio. 30 20 25 15 20 10 15 5 10 0 5 0 -5 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Veränderung ggü. Vj. in % (rechte Skala) -10 Übernachtungen in Millionen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Grafik und Berechnung Gästeankünfte Übernachtungen Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Gästeankünfte Übernachtungen 6,3 6,1 davon Inland davon Inland 5,9 5,4 davon Ausland davon Ausland 7,1 0 1 2 3 4 5 6 Januar - April 2014 7 7,0 8 9 10 0 2 Januar - April 2015 4 6 8 Januar - April 2014 10 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Fluggäste Frachttransporte an Berliner Flughäfen Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Fracht Fluggäste 11,3 4,6 Frachteinladung Aussteiger 10,0 4,9 Frachtausladung Einsteiger 12,9 4,3 0 1 2 3 Januar - April 2014 4 5 6 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 7 8 0 4 8 12 16 Januar - April 2014 20 24 28 32 36 40 Januar - April 2015 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 25 Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin 07/2015 Volkswirtschaft Gästezahlen Übernachtungen 158.319 GB USA 84.110 Niederlande 82.936 Frankreich 68.898 Schweiz 68.537 Spanien 63.069 Dänemark 62.801 427.133 GB 108.364 Italien 340.013 Italien USA 226.896 Niederlande 221.389 Schweiz 185.664 Spanien 185.462 Frankreich 184.718 175.512 Dänemark Russland 45.530 Polen 45.145 Israel 117.656 Schweden 44.986 Schweden 115.865 43.829 Österreich Österreich 125.356 Russland 108.819 Israel 33.248 Belgien 31.163 Belgien 82.773 Norwegen 28.996 Norwegen 78.895 91.196 Polen China 23.198 Brasilien Brasilien 20.501 Finnland … 70.500 56.819 … 0 50.000 100.000 150.000 Januar - April 2015 200.000 0 Januar - April 2014 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 Januar - April 2015 Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen Januar - April 2014 Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen Gäste Veränderung der Gästezahlen monatliche Trendwerte - Veränderung zum Vorjahresmonat in % gegenüber Vorjahreszeitraum in Tsd. 23,6 GB 10,7 Israel 8,3 USA 25 25 20 20 15 15 10 10 Schweiz 6,3 5 5 Italien 6,1 0 0 Spanien 5,7 -5 -5 4,5 Türkei -10 01 02 03 3,3 Irland 04 05 06 Inländer 07 08 09 Ausländer 10 11 12 Insgesamt 13 14 15 -10 Prognose Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen … Norwegen 0,0 Japan -0,1 25 25 Tschechien -0,3 20 20 Estland -0,6 15 15 Bulgarien -0,7 10 10 Finnland -0,8 5 5 0 0 -5 -5 Übernachtungen monatliche Trendwerte - Veränderung zum Vorjahresmonat in % -3,0 Dänemark Russland -15,4 -20 -10 0 Januar - April 2015 10 Januar - April 2014 Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen 26 20 30 -10 01 02 03 04 Inländer 05 06 07 08 Ausländer 09 10 11 Insgesamt Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 12 13 14 15 Prognose -10 Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Übernachtung, Bettenkapazität und -auslastung monatliche Trendwerte - Veränderung zum Vorjahresmonat in % 15 4 3 10 2 5 1 0 0 -1 -5 -2 -10 08 09 10 Übernachtungen 11 12 Angeb.Betten 13 14 -3 15 Bettenauslastung (rechte Skala, Prozentpunkte) Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Bettenzahl Veränderung ggü. Vorjahr (Anzahl); Aufteilung nach Gästebettenzahl 9.000 9.000 8.000 8.000 7.000 7.000 6.000 6.000 5.000 5.000 4.000 4.000 3.000 3.000 2.000 2.000 1.000 1.000 0 -1.000 0 00 01 >500 02 03 04 250-499 05 06 07 100-249 08 09 10 11 30-99 12 <29 13 14 Apr 15 -1.000 Betten insgesamt Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 27 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Exporte Naher Osten stützt gesamten Außenhandel Unsicherheiten bremsen BRICS-Exporte Im April 2015 sind die Warenexporte aus Berlin um 3,7% zurückgegangen. Dabei gab es im April vor allem starke Rückgänge sowohl der Exporte nach Russland (-40,5%) als auch in die USA (-34,1%). Auch die nur leicht gestiegenen Ausfuhren in die Eurozone konnten im April das Gesamtergebnis nicht wirksam unterstützen (+0,3%). Die derzeitige wirtschaftliche Schwäche der Schwellenländer und die geopolitischen Unsicherheiten in diesen Ländern wirken sich direkt auf die Berliner Exporte in die BRICS-Länder aus. Die Ausfuhren in diese Länder (Anteil an den Berliner Exporten: 10,4%) ging in den ersten vier Monaten 2015 vor allem aufgrund der stark rückläufigen Russlandexporte um insgesamt 13,2% bzw. 47 Mio. EUR auf 468 Mio. EUR zurück. Zur Schwellenländergruppe der sogenannten BRICS-Länder gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Mit insgesamt drei Mrd. Menschen leben in diesen Ländern etwa 40% der Weltbevölkerung. Auch in die BRICS-Ländern Indien (-24,9%) und Brasilien (-15,6%) gingen im Zeitraum Januar bis April 2015 deutlich weniger Berliner Exporte. Positiv entwickelt haben sich lediglich die Exporte in die Volksrepublik China (+12,5%) und Südafrika (+18,3%). Allerdings hatten sich die Exporte in den Vormonaten recht solide entwickelt. Deshalb zeigen die Exporte über die ersten vier Monate 2015 gerechnet immer noch einen Zuwachs von 1,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das ist vor allem auf steigende Exporte in den Nahen Osten und nach Nordafrika zurückzuführen. Exporte nach SaudiArabien stiegen mit +93 Mio. EUR bzw. +56,9% am stärksten. Auch in die Vereinigten Arabischen Emirate (+43 Mio. EUR; +152%) und nach Ägypten (+40 Mio. EUR, +158%) wurde deutlich mehr exportiert. Die Exporte nach Ägypten sind vor allem aufgrund der Verkäufe von mehreren Berliner Gasturbinen so stark gestiegen. Vorhersehbare Rückschläge aufgrund der Sanktionspolitik haben sich in den ersten vier Monaten des Jahres 2015 bei den Exporten nach Russland realisiert (-58 Mio. EUR; -32,9%). Inzwischen beträgt ihr Anteil an allen Berliner Exporten nur noch 2,6%, im Jahr 2011 waren es noch 6,3%. Noch stärkere Rückgänge aber gab es im Handel mit den Niederlanden. Hier wurde mit einem Exportvolumen von 173 Mio. EUR bereits 130 Mio. EUR (42,8%) weniger exportiert als noch im Vorjahreszeitraum. Es waren vor allem Geräte zur Elektrizitätserzeugung (-59 Mio. EUR), Pharmazeutische Produkte (-31 Mio. EUR) sowie Nachrichtentechnische Geräte (-26 Mio. EUR), die in den Niederlanden nicht mehr so stark nachgefragt wurden. Vorwiegend handelt es sich dabei jedoch um einen statistischen Rückpralleffekt. Denn in den ersten vier Monaten 2014 hatten sich die Exporte in die Niederlande gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum in 2013 insgesamt um 100% verdoppelt, darunter insbesondere Geräte zur Elektrizitätserzeugung und Pharmaprodukte. Starke Steigerung der Tabakexporte Tabakexporte (+159 Mio. EUR; +67,2%) haben am stärksten zugelegt. Allerdings sind die Exporte der Kraftmaschinen mit -140 Mio. EUR (-42,5%) um eine ähnliche Größenordnung zurückgegangen. Auch die Exporte von Motoren und Kraftfahrzeugteilen haben in den ersten vier Monaten 2015 deutlich nachgegeben (-109 Mio. EUR; -54,1%). 28 Next Eleven entwickeln sich dagegen positiv Dagegen stiegen die Ausfuhren in die als Next Eleven bezeichneten Länder (Südkorea, Mexiko, Türkei, Philippinen, Ägypten, Indonesien, Iran, Pakistan, Nigeria, Vietnam und Bangladesch) in den ersten vier Monaten 2015 um 79 Mio. EUR (+37,1%) auf 294 Mio. EUR. Die Berliner Exporte in die Next Eleven hatten im Jahr 2014 mit einem Rückgang von 20% deutlich nachgelassen. Von diesem verminderten Niveau aus lassen vor allem die Exportsteigerungen nach Ägypten (+40 Mio. EUR; +158%), Indonesien (+24 Mio. EUR; +258%) und den Philippinen (+18 Mio. EUR; +230%) die Ländergruppe in der Berliner Exportbilanz insgesamt wieder ins Plus drehen. Rückläufige Exporte verzeichnen die Berliner Exportunternehmen noch in die Türkei (-8 Mio. EUR; -13,4%) und nach Bangladesch (-14 Mio. EUR, - 69%). Positiver Ausblick Nach der letzten Konjunkturumfrage der IHK Berlin aus dem Mai 2015 hellte sich die Stimmung der befragten Exportunternehmen wieder etwas auf, nachdem in der vorherigen Befragung Anfang des Jahres die Unsicherheiten aufgrund geopolitischer Konflikte und der anhaltenden Finanzkrise überwogen. Solange es zu keiner wesentlichen Verschlechterung der geopolitischen Lage kommt, kann vor dem Hintergrund eines für USAExporteure günstigen Wechselkurses sowie niedriger Erzeugerpreise wieder mit einem kleinen Exportwachstum in 2015 gerechnet werden. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Exporttrends: wichtigste Exportländer Exporttrends: wichtigste Warengruppen Veränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR Veränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR 1,5 3,3 Insgesamt -29,9 Vereinigte Staaten 33,2 Frankreich 143,3 -140,2 Kraftmaschinen -27,3 24,7 Mess- u. steuerungstechn. Erzeugn. 39,9 Tschechische Republik Schweiz 16,4 Kakao und Kakaoerzeugnisse 25,6 9,9 Maschinen, a.n.g. 19,7 Enderzeugnisse, a.n.g. 3,1 28,0 Japan -22,4 Mineralölerzeugnisse -57,9 2,2 Elektrische Lampen u. Leuchten 19,0 Belgien 10,5 Kaffee 42,7 Verein. Arab. Emirate -50 -42,5 Nachrichtentechnische Geräte -2,0 Spanien -100 31,4 sonstige Waren -129,6 Österreich 159,1 Medizinische Geräte -11,5 Italien 17,8 Tabakerzeugnisse 24,4 Volksrepublik China -0,4 sonstige Fahrzeuge 92,8 Saudi-Arabien Russische Förderation Geräte z. Elektrizitätserz. u. -vert. 36,2 Niederlande -9,0 Pharmazeutische Erzeugnisse Polen Vereinigtes Königreich 1,5 Insgesamt 0 50 Jan.- Apr. 15 Motoren u.a. Teile f. Kraftfahrzeuge 100 150 200 -109,0 -200 Jan.- Apr. 14 -100 0 Januar - April 15 Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung 100 200 Januar - April 2014 Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung Exporte monatliche Trendwerte, Veränderung ggü. Vorjahr in % 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 -10 -10 -20 -20 -30 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Eurozone USA EU ohne Euroländer Naher Osten Prognose Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 2014 2015 -30 Asien Insgesamt 29 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Unternehmensgründungen Unternehmensinsolvenzen Mehr Betriebsgründungen als -schließungen Leichter Rückgang bei Insolvenzanträgen In den ersten vier Monaten 2015 wurden rund 14.900 Gewerbemeldungen bei den zuständigen Gewerbeämtern registriert. Das waren 650 bzw. 4,2% weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Im gleichen Zeitraum wurden allerdings nur 12.500 Gewerbe abgemeldet, so dass letztlich ein positiver Gründungssaldo von rund 2.400 verblieb. In den ersten drei Monaten des Jahres 2015 wurden 337 Insolvenzverfahren beantragt. Davon wurden 215 eröffnet, 122 wurden mangels Masse abgewiesen. Das waren 29 weniger Insolvenzanträge (-7,9%) als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zu berücksichtigen ist, dass zu den Gewerbeanmeldungen im Zeitraum Januar bis April 2015 auch rund 775 Übernahmen zählen. Zudem führte nicht jede der knapp 13.650 Neugründungen zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Bei knapp 80% der Neugründungen handelt es sich um Personen, die zunächst als Kleingewerbetreibende oder im Nebenerwerb als Solounternehmer tätig sind. Diese Gründungen dienen oft der Überbrückung von Erwerbslosigkeit. Die mit -4,9% rückläufigen Gründungen bei Kleingewerbetreibenden lassen sich mit dem derzeit intakten Berliner Arbeitsmarkt erklären, der derzeit rund 21.300 offene Stellen in allen Bereichen der Wirtschaft bietet. Dagegen handelt es sich bei den 2.800 Betriebsgründungen um Gewerbebetriebe, bei denen bereits bei ihrer Anmeldung eine größere wirtschaftliche Bedeutung angenommen werden kann. Denn zu 75% handelt es sich bei diesen Betrieben um Kapitalgesellschaften, Kommanditgesellschaften oder Aktiengesellschaften, die zukünftig mehr Arbeitsplätze schaffen werden. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die Betriebsgründungen in den ersten vier Monaten 2015 um 200 (-6,9%) auf rund 2.800 zurückgegangen. Mit 611 Anmeldungen wurden die meisten Betriebsgründungen im Handel registriert. Auch im Baugewerbe und im Grundstücks- und Wohnungswesen, die Branchen, die derzeit stark durch den Wohnungsbau getrieben werden, wurden 252 bzw. 179 Betriebsgründungen registriert. Vor dem Hintergrund des boomenden Tourismus wurden auch im Bereich Gastgewerbe 382 Betriebsgründungen registriert. Mit insgesamt 92 Gründungen im ersten Vierteljahr gab es 40 Gründungen mehr im Verkehrsbereich als im Vorjahreszeitraum. Besonders schnell wächst die Zahl der Betriebsgründungen im Bereich Technologie in den Berliner Clustern. So war der Nettozuwachs an neuen Betrieben im Jahr 2014 in den innovativen und kreativen Clusterbranchen fast doppelt so hoch wie in den anderen Berliner Wirtschaftszweigen 30 Allerdings sind die von den Gläubigern gegenüber den insolventen Unternehmen angemeldeten Forderungen in den ersten drei Monaten um 4,7% auf nunmehr 266,2 Mio. EUR gestiegen (Vorjahr: 254,3 Mio. EUR). Grund waren die mit 118,6 Mio. EUR besonders hohen Gläubigerforderungen im März 2015. Der gleitende 12-Monatsdurchschnitt der angemeldeten Unternehmensforderungen hat sich von seinem niedrigsten Stand im Mai 2014 (54,2 Mio. EUR) aufgrund der diesjährig hohen Märzwerte leicht auf 67,7 Mio. EUR erhöht. In den ersten drei Monaten 2015 war vor allem der Handel mit 56 Zusammenbrüchen besonders stark betroffen. Anzumerken ist dabei, dass es sogar 11 Insolvenzen weniger waren als noch im Vorjahreszeitraum. Aber auch andere Branchen waren von Insolvenzen bedroht. Insgesamt 45 Insolvenzen wurden im Baugewerbe registriert und weitere 50 Insolvenzen betrafen den Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. In diesem Bereich sind neben Rechtsanwälten und Steuerberatern auch Architekten, Forschungseinrichtungen, Werbeunternehmen sowie Ateliers und Designer statistisch erfasst. Im Verarbeitenden Gewerbe wurden nur 21 Zusammenbrüche registriert. Das entsprach einem Anteil von nur 6,2% aller Insolvenzen. Die höchsten Forderungen wurden mit 66,7 Mio. EUR im Grundstücks- und Wohnungswesen angemeldet. Aber auch im Baugewerbe wurden Forderungen von 32 Mio. EUR registriert. Da sich die Insolvenzen vor allem bei den jungen und eher kleinen Firmen häufen, sind von den zahlungsunfähig gewordenen Firmen 60% bereits in den ersten acht Jahren gescheitert. Insgesamt 25% der insolventen Unternehmen mussten sogar schon vor Ablauf des dritten Jahres aufgeben. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags beschäftigten die angeschlagenen Firmen immerhin zusammen noch knapp 1.323 Arbeitnehmer. Damit beschäftigten die zahlungsunfähig gewordenen Unternehmen im Durchschnitt 3,9 Mitarbeiter. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 1 1 1 1 1 1 11 1 1 1 1 1 Gew erbeanmeldungen Januar bis April 2015 (Veränderung ggü. Vorjahr) 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 14.908 (-4,2%) Neuerrichtungen Zuzug Übernahme 13.684 (-4,0%) 449 (5,9%) 775 (-11,0%) Neugründung Umw andlung 13.631 (-4,0%) 53 (-5,4%) Rechtsformw echsel Gesellschaftereintritt Erbfolge, Kauf, Pacht 78 (-31,0%) 134 (11,7%) 563 (-11,8%) Betriebsgründung sonstige Neugründung 2.810 (-6,9%) 10.821 (-3,3%) Betriebsgründung Hauptniederlassung Betriebsgründung Zw eigniederlassung Gründung Kleingew erbetreibende Gründung Nebenerw erb 2.152 (-2,1%) 658 (-19,7%) 7.067 (-4,9%) 3.754 (0,1%) 1 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; eigene Berechnungen 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Unternehmensinsolvenzen 220 400 200 350 300 180 250 160 200 140 150 120 100 100 80 50 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 0 beantragt e Unternehmens insolvenz en (Anz ahl) gleitender 12-Monatsdurchschnitt (Anzahl) voraussichtliche Forderungen in Mio. EUR (rechte Skala, gleitender 12-Monatsdurchschnitt) Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 31 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Arbeitsmarkt Ende 2015 weniger als 190.000 Arbeitslose Erstmals mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte Der Berliner Arbeitsmarkt zeigte im ersten Halbjahr 2015 einen durchweg positiven Trend. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Juni 2015 in Berlin „nur“ noch rund 191.600 Arbeitslose gemeldet. Das waren 4.740 weniger als im Mai 2015 und 9.600 weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat (-4,8%). Die Schwelle von 200.000 Arbeitslosen wird aufgrund der hohen Nachfrage nach Arbeitskräften im Niedriglohnbereich (Handel, Gastronomie) in den kommenden Monaten nicht mehr überschritten. Im September dürfte die Zahl der Arbeitslosen mit 187.000 sogar erstmals unter 190.000 fallen. Für das Gesamtjahr 2015 errechnet sich auf Basis dieser Annahmen ein durchschnittlicher Wert von 195.000 Arbeitslosen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entwickelt sich weiter auf hohem Niveau. Sie lag im April 2015 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) mit 1.301.700 Personen um rund 39.170 Beschäftigte über dem entsprechenden Wert des Vorjahres (+3,1%; zum Vergleich Deutschland: +1,7%). Im Juni ist die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahre um 1.760 auf 14.550 Personen gefallen (-10,8%). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank im Jahresvergleich sogar um 4.300 Personen (-6,5%) auf 62.350 (32,5% aller Arbeitslosen). Entstanden sind im April 2015 vor allem viele Jobs im Bereich der Immobilienwirtschaft und der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Hier wuchs die Beschäftigung im Jahresvergleich insgesamt um 9.170 Personen auf 148.900 (+6,6%). In der stark wachsenden Hauptstadt steigt auch der Bedarf an Lehrkräften, Erziehern und Kitapersonal kontinuierlich. Im Bereich Erziehung und Unterricht stieg die Zahl der Beschäftigten um 8.870 (+11,3%) auf inzwischen 87.200 Personen. Auch in der Berliner Boombranche Information und Kommunikation (+4.400) und dem stark tourismusgetriebenen Gastgewerbe (+6.100) wurde die Beschäftigung gegenüber dem Vorjahresmonat wieder kräftig ausgeweitet. Einen deutliche Abbau von Arbeitsplätzen gab es dagegen in der öffentlichen Verwaltung und den Sozialversicherungen (-6.100; -7,1%) sowie im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (-470; -1,4%). Positive Voraussetzungen für den weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit schaffen nach wie vor die hervorragenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Hauptstadt. Die Berliner Unternehmen meldeten den Arbeitsagenturen im Juni 2015 erneut mehr als 7.500 freie Arbeitsplätze, 860 (+14,3%) mehr als noch im Vorjahresmonat. Die Arbeitsagentur registriert für Berlin inzwischen 21.300 offene Stellen. Nachgefragt werden vor allem Arbeitskräfte aus den Berufsbereichen Industrie (3.620 Stellen), Gesundheit, Soziales und Erziehung (3.570), Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit (3.450) sowie aus dem stark boomenden Handel und Tourismus (3.380). Die Arbeitslosenquote ist im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,5 Prozentpunkte auf 10,5% zurückgegangen. Für das gesamte Bundesgebiet betrug die Arbeitslosenquote allerdings lediglich 6,2%. Damit lag die Berliner Quote noch 4,3 Prozentpunkte über dem deutschen Durchschnitt. Das ist ein im Vergleich immer noch relativ hoher Wert. Der größte Differenzbetrag wurde jedoch im Jahr 2003 mit rund 8 Prozentpunkten gemessen. Im Bundesländervergleich rangiert Berlin im Juni 2015 mit einer Arbeitslosenquote von 10,5% immer noch auf dem vorletzten Platz vor Bremen (10,9%). In den südlichen Bundesländern sieht es dagegen deutlich besser aus. An der Spitze stehen Bayern und Baden-Württemberg mit Arbeitslosenquoten von lediglich 3,4% bzw. 3,7%. 32 Bereits seit 2006 hat sich in der deutschen Hauptstadt die Zahl der Beschäftigten schneller als bundesweit erhöht. In den vergangenen Jahren ging der starke Beschäftigungsaufbau in Berlin vor allem auf vollsozialversicherungspflichtige Tätigkeiten zurück. Dabei entfielen mehr als 90% des gesamten Beschäftigungszuwachses auf die Dienstleistungsbereiche. Stabile Personalplanungen Gemäß der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Berlin hält der steigende Personalbedarf in der Berliner Wirtschaft weiter an. Im Jahr 2015 plant die Mehrheit der befragten Unternehmen, ihre Mitarbeiterzahl aufzustocken (21,7%) oder konstant zu halten (62,9%). Dagegen planen nur 15,4% der befragten Unternehmen weniger Beschäftigte in 2015 einzustellen. Auch der Saldo aus den Erwartungen auf eine steigende bzw. sinkende Beschäftigtenzahl liegt 1,3 Punkte höher als noch zu Jahresbeginn. Von Seiten der Berliner Unternehmen spricht also nichts gegen weiter steigende Beschäftigtenzahlen. Für das Gesamtjahr 2015 kann mit durchschnittlich 1.315.000 Beschäftigten gerechnet werden. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 Veränderung der Arbeitslosigkeit Veränderung der Beschäftigung (ggü. Vorjahresmonat) (ggü. Vorjahresmonat) 40 2,4 50 30 1,8 40 20 1,2 10 0,6 0 0,0 30 -10 -1,2 -20 -30 -1,8 -30 -2,4 11 12 13 14 15 0,5 0 -20 10 1,5 10 -0,6 09 2,5 20 -10 -40 3,5 -0,5 -1,5 -2,5 -40 -50 -3,5 05 Arbeitslose in Tausend Arbeitslosenquote in Prozentpunkten (rechte Skala) Unterbeschäftigungsquote in Protzentpunkten (rechte Skala) 06 07 08 09 10 SV-Beschäftigte in Tausend 11 12 13 14 15 in % zum Vorjahresmonat (rechte Skala) Quelle: Bundesagentur für Arbeit Quelle: Bundesagentur für Arbeit, ab 2005 incl. erwerbsf. Sozialhilfeempfänger Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Arbeitslosenquote in Tausend in % 14,0 14,0 1.330 13,5 13,5 1.310 13,0 13,0 12,5 12,5 12,0 12,0 1.230 11,5 11,5 1.210 11,0 11,0 10,5 10,5 10,0 10,0 1.290 1.270 1.250 1.190 1.170 Jan Feb Mrz 2013 Apr 2014 Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2015 1.150 1.130 Jan Feb Mrz Apr Mai 2013 2014 Quelle: Bundesagentur für Arbeit Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2015 Offene Stellen Juni 2015 Arbeitslosenquoten im Vergleich Veränderung ggü. Vorjahr 2,0 Insgesamt 21.305 8 1,5 7 1,0 0,5 3.622 3.573 Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit 6 0,0 Industrie Gesundheit, Soziales, Erziehung 3.450 Handel, Vertrieb, Tourismus -0,5 5 3.383 Buchhaltung, Recht, Verwaltung 2.774 -1,0 Werbung, Marketing, Kultur -1,5 1.783 4 Bau, Architektur, Gebäudetechnik -2,0 -2,5 Naturwissenschaft, Informatik 3 05 06 07 08 Berlin 09 10 11 Deutschland 12 13 14 1.545 15 752 Land-, Forstwirtschaft, Gartenbau Spread in Prozentpunkten (rechte Skala) Quelle: Bundesagentur für Arbeit 400 0 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 1.000 2.000 3.000 4.000 Veränderung der Beschäftigten April 2015 Arbeitslosenquoten Juni 2015 in % Berlin Bayern Hessen Baden-Württemberg Berlin Bremen Meck.-Vorp. Sachsen Brandenburg Nordrh.-Westf. Saarland Hamburg Thüringen Sachsen-Anhalt Quelle: Bundesagentur für Arbeit Deutschland Schles.-Holst. 0 Hessen 0 Niedersach. 2 Rheinl.-Pfalz 2 Bayern 4 Baden-Würt. 4 Niedersachsen 0,0 6 Deutschland 0,5 0,0 6 Hamburg 1,0 0,5 8 Nordrhein-Westfalen 1,5 1,0 8 Schleswig-Holstein 2,0 1,5 10 Bremen 2,5 2,0 10 Rheinland-Pfalz 3,0 2,5 Sachsen 3,0 Brandenburg 12 Saarland 3,5 12 Mecklenburg-Vorpommern 3,5 Thüringen 14 Sachsen-Anhalt in % 14 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 33 Investitionsbank Berlin 07/2015 Zum Inhaltsverzeichnis Volkswirtschaft Fazit Gute Aussichten Im ersten und zweiten Quartal 2015 wurde in Berlin eine deutliche Steigerung des Bruttoinlandsproduktes von 2,1% bzw. 2,3% gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal registriert. Im zweiten Halbjahr dürfte der Wirtschaftsgang mit einem Wachstum im dritten und vierten Quartal von 2,5% bzw. 1,9% etwas wechselhafter verlaufen. Für das Gesamtjahr hat die IBB-Prognose von 2,2% weiterhin Bestand. Da das Jahr 2015 zwei Arbeitstage mehr hat, dürfte das tatsächliche Bruttoinlandsprodukt sogar um 2,4% zulegen. Neben moderaten Steigerungen der Investitionen sind es vor allem der Konsum und die unternehmensnahen Dienstleistungen die das Berliner Wirtschaftswachstum 2015 treiben. Risiken für das zweite Halbjahr bestehen nach wie vor in den bestehenden geopolitischen Spannungen, der Krise um Griechenland sowie eine sich abschwächende wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern. Das konjunkturelle Geschehen in Europa bot in den letzten Monaten einige positive Überraschungen. Am Arbeitsmarkt hat sich inzwischen sogar ein positiver Trend etabliert, in dessen Verlauf die Arbeitslosenquote im Euroraum von 11,0% im Februar 2013 auf nun 9,6% gesunken ist. Einen zusätzlichen Schub für die Industrieländer bringt der niedrige Ölpreis. Hinzu kommt als Konjunkturstütze vor allem für den Euroraum und Deutschland der günstige Euro-/Dollar-Wechselkurs. Gleichwohl wird der Berliner Außenhandel wenig zum Wachstum in der Hauptstadt beitragen. Unter dem Strich dürfte es der exportstarken Berliner Industrie dennoch gelingen – ungeachtet schwacher Schwellenländer und Russland-Sanktionen – aufgrund des schwächeren Euro die Exporte 2015 doch noch um schätzungsweise 2,0% zu steigern. Die Griechenlandkrise sollte nur geringe Auswirkungen auf die Berliner Konjunktur haben. Dagegen hat die zum Teil witterungsbedingte Wachstumsdelle in den USA zum Jahresbeginn einen größeren Einfluss auf die Berliner Wirtschaft. Da die USA mit einem Anteil von 11,6% der größte außenwirtschaftliche Handelspartner Berlins ist, wirkte sich die US-Wachstumsdelle deutlich auf die Berliner Exporte aus. So sind die Exporte in die USA in den ersten vier Monaten 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,4% zurückgegangen. Trotz dieser Rückgänge bewegen sich die Berliner Warenexporte mit einer Steigerung von 1,5% in den ersten vier Monaten 2015 dennoch im positiven Bereich. Das kann vor allem auf steigende Exporte von Maschinenbauprodukten in den Nahen Osten und nach Nordafrika zurückgeführt wer 34 den. Die Exporte nach Saudi-Arabien stiegen mit +93 Mio. EUR bzw. +56,9% am stärksten. Auch in die Vereinigten Arabischen Emirate (+43 Mio. EUR) und nach Ägypten (+40 Mio. EUR) wurde deutlich mehr exportiert. Der Konsum erhält in Berlin 2015 Impulse von dem anhaltenden Touristenboom, einer anhaltend steigenden Beschäftigung und durch höhere Tarifeinkommen. Alles in allem dürften die verfügbaren Einkommen in Berlin 2015 um nominal etwa 3,5% zulegen, nachdem bereits im Vorjahr ein Plus von 2,5% erzielt worden war. Bei einem im Jahresdurchschnitt mit rund 0,5% niedrigen Preisdeflator würden die privaten Konsumausgaben in Berlin um real schätzungsweise 3,0% zulegen. Von diesem guten Konsumklima in Berlin wird auch der Einzelhandel profitieren. So liegen die saisonbereinigten Umsätze bis April 2015 um real 6,5% über dem Vorjahresniveau, so dass auch für das Gesamtjahr ein überdurchschnittliches Handelsergebnis zu erwarten ist. Auch die Geschäfte der hauptstädtischen Industriebetriebe haben sich stabilisiert. Insbesondere die vom günstigen Ölpreis profitierenden und für Berlin gewichtigen Pharmaunternehmen konnten mit einem Umsatz von 2,3 Mrd. EUR in den ersten vier Monaten des Jahres 2015 deutlich gegenüber dem Vorjahreszeitraum zulegen (+18,9%). Neustrukturierungen der Produktionsprozesse, die günstige Entwicklung bei den realen Lohnstückkosten und qualitativ hochwertige Produkte haben dazu beigetragen, die Wettbewerbsposition der Berliner Unternehmen zu stärken. Getragen wird die Erholung in Berlin aber vor allem vom gewichtigen Dienstleistungsbereich. Mit einem Umsatzwachstum von 3,7% im 1. Quartal 2015 haben insbesondere die unternehmensnahen Dienstleistungen deutlich zugelegt. Auch der Berliner Bau hat 2015 weiterhin Potential – nicht zuletzt durch das im Zuge der Finanzkrise wachsende Interesse an Sachwerten. Das anhaltende Niedrigzinsniveau sowie die starke Nachfrage motiviert viele Unternehmen, ihre Aktivitäten im Bereich Wohnungsneubau weiter zu verstärken. Denn Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in Berlin bedeuten auf der anderen Seite Verknappungen auf dem Wohnungsmarkt. Risiken für den Berliner Wirtschaftsverlauf könnten aus einer Zinswende in den USA und der Gefahr von Verwerfungen an den Kapitalmärkten erwachsen. Alles in allem zeigen die Konjunkturindikatoren für Berlin ein nicht störungsfreies aber insgesamt positives Gesamtbild. Zum Inhaltsverzeichnis Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft 07/2015 35 Zum Inhaltsverzeichnis Herausgeber: Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft Bundesallee 210 10719 Berlin [email protected] Verfasser: Claus Pretzell Telefon 030/2125-4752 Verantwortlich: Hartmut Mertens Telefon: 030/2125-4738 Weitere Publikationen unter www.ibb.de/volkswirtschaft Investitionsbank Berlin Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0, Deutschland Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/
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