Mit Schwung in das zweite Halbjahr (Juli 2015)

Berlin Konjunktur
Mit Schwung in das zweite Halbjahr
Juli 2015
Investitionsbank Berlin
07/2015
Volkswirtschaft
2
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Inhalt
(verlinkt)
Konjunktur-Tendenzen
Trendverläufe
4
5
Zusammenfassung
Mit Schwung in das 2. Halbjahr
BIP-Entwicklung Berlin und Deutschland
6
7
Industrie
Auftragseingänge: Russland belastet
Umsätze: Höchststände im April
Beschäftigung: langsamer Aufbau
8
8
11
Bauhauptgewerbe
Mehr Baugenehmigungen im Bestand
Auftragseingänge: Dynamik trotz Stillstand
Umsätze: Anstieg in den ersten vier Monaten
Stimmung im Baugewerbe sehr gut
12
12
12
15
Unternehmensnahe Dienstleistungen
Wichtige Stellung in Berlin
Umsätze wachsen im 1. Quartale 2015 um 3,7%
Beschäftigung wächst um 3,2%
Ausblick: Dienstleistungen geben den Takt vor
16
16
16
16
Einzelhandel
Starke Konsumnachfrage
Rückgang der Verbraucherpreise um 0,1%
Umsatz: Deutliche Steigerung um 6,5%
20
20
20
Gastgewerbe
Umsatzplus von 1,6%
Berlintourismus als Wirtschaftsfaktor
22
22
Tourismus
Bald 3 Mio. Übernachtungen pro Monat
Bettenauslastung wieder gestiegen
4,6% mehr Fluggäste
24
24
24
Exporte
Naher Osten stützt Außenhandel
Starke Steigerung der Tabakerzeugnisse
Unsicherheiten bremsen BRICS-Exporte
Positiver Ausblick
28
28
28
28
Unternehmensgründungen
Mehr Betriebsgründungen als -schließungen
30
Unternehmensinsolvenzen
Leichter Rückgang bei Insolvenzanträgen
30
Arbeitsmarkt
Ende 2015 weniger als 190.000 Arbeitslose
Erstmals mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte
32
32
Fazit
Gute Aussichten
34
3
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07/2015
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Volkswirtschaft
Merkmal
Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
aktueller Monat: April
12 Monatsdurchschnitt
2013
2014
2015
3 Monatsd.
2015
Auftragseingang
Verarbeitendes Gewerbe
+
+
-
-
Bauhauptgewerbe
=
-
+
=
Verarbeitendes Gewerbe
-
=
+
+
darunter:
Nahrungs- und Futtermittel
=
-
-
+
Druckerzeugnisse
-
-
+
-
Pharmazeut.Erzeugnisse
+
=
+
++
Metallerzeugnisse
=
-
=
-
Datenverarb.geräte, elektr.u.opt.Erzg.
+
+
+
+
Elektrische Ausrüstungen
-
-
=
+
++
-
-
=
Bauhauptgewerbe
=
+
=
+
darunter:
Wohnungsbau
+
+
+
+
Wirtschaftsbau
-
+
-
=
Öffentlicher Bau
+
+
-
-
Verarbeitendes Gewerbe
+
=
+
+
darunter:
-
=
-
-
n.v.
n.v.
n.v.
n.v.
Pharmazeut.Erzeugnisse
+
=
+
++
Metallerzeugnisse
+
+
=
-
Datenverarb.geräte, elektr.u.opt.Erzg.
+
+
+
+
Elektrische Ausrüstungen
+
+
+
+
++
-
-
-
Verarbeitendes Gewerbe
=
=
=
=
Bauhauptgewerbe
+
=
=
=
Gesamtumsatz
Maschinenbau
Auslandsumsatz
Nahrungs- und Futtermittel
Druckerzeugnisse
Maschinenbau
Beschäftigte
> 20 %: ++
> 2% < 20%: +
> -2% < 2%: =
4
> -20% < -2%: < -20%: -kein Wert: n.v.
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Volkswirtschaft 07/2015
Saison- und kalenderbereinigte Konjunkturdaten / Trendverläufe
Darunter Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen
Unternehmensnahe Dienstleistungen - Gesamt
Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100)
Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100)
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
2009
2010
2011
Quartalswerte
Prognose
2012
2013
2014
Saison-/kalenderbereinigte Werte
80
2016
2015
Trend
160
160
150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
2009
Prognose Trend
2010
2011
Quartalswerte
Prognose
2012
2013
2014
Saison-/kalenderbereinigte Werte
Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
Einzelhandel
Gastgewerbe
150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
2012
Monatsswerte
Prognose
Prognose Trend
Umsatz; (2010 = 100)
Umsatz; (2010 = 100)
90
2011
80
2016
2015
2013
2014
90
2016
2015
Saison-/kalenderbereinigte Werte
Trend
130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
2011
Prognose Trend
2012
2013
Monatswerte
Prognose
2014
80
2016
2015
Saison-/kalenderbereinigte Werte
Trend
Prognose Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Verarbeitendes Gewerbe
Verarbeitendes Gewerbe
Umsätze - Gesamt (in Mrd. Euro)
Auftragseingänge - Gesamt (2010 = 100)
2,2
2,2
140
140
130
130
2,1
2,1
120
120
2,0
2,0
110
110
1,9
1,9
100
100
1,8
1,8
90
90
1,7
1,7
80
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Monatswerte
Prog nose Trend
Saison-/kalender bereinig te Monatswerte
lang fristi ger Durchsch nitt
80
2016
1,6
2009
Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
2012
2013
2014
2015
1,6
2016
Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte
Prognose Trend
Baugewerbe
Umsätze - Gesamt (in Mio. Euro)
Auftragseingänge - Gesamt (in Mio. Euro)
250
250
230
230
210
210
190
190
170
170
150
150
130
130
110
110
90
90
70
70
2010
2011
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Bauhauptgewerbe
50
2009
2010
Monatswerte
Trend
langfristiger Durchschnitt
2011
2012
2013
2014
2015
Monatswerte
Saison-/kalenderbereinigte Monatswert e
langfristiger Durchschnit t
Trend
Prognos e Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
50
2016
300
300
250
250
200
200
150
150
100
2009
2010
2011
Monatswerte
Trend
langfristiger Durchschnitt
2012
2013
2014
2015
100
2016
Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte
Prognose Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
5
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Zusammenfassung
Mit Schwung in das zweite Halbjahr
Der Aufschwung in Berlin geht weiter. Dennoch
dürften die kommenden Monate für die Berliner
Wirtschaft spannend bleiben. Im laufenden Jahr
sorgten bereits das erste als auch das zweite Quartal mit Steigerungen des Bruttoinlandsproduktes
von 2,1% bzw. 2,3% gegenüber dem jeweiligen
Vorjahresquartal für hervorragende Ergebnisse. Im
dritten und vierten Quartal dürfte der Wirtschaftsgang mit Wachstumsraten von 2,5%, bzw. 1,9%
jedoch etwas wechselhafter verlaufen. Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Krise im Euroraum, geopolitische Spannungen und Sorgen über
die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger Schwellenländer können auch auf die Berliner Wirtschaft
dämpfend wirken. Alles in allem dürfte das Berliner
Bruttoinlandsproduktes im laufenden Jahr dennoch
um 2,2% zulegen. Damit wird die deutsche Hauptstadt erneut stärker wachsen als Deutschland insgesamt (+1,9%).
Berlin wird im Jahresverlauf weiter von den sich
bessernden Rahmenbedingungen profitieren. Die
Weltwirtschaft dürfte nach einem unerwartet
schwachen Auftaktquartal im Jahresverlauf wieder
an Schwung gewinnen. Die Berliner Exporte profitieren von der weltwirtschaftlichen Erholung und
temporär auch von der Euroabwertung. Per Saldo
dürfte aber nur ein geringer Impuls vom Berliner
Außenhandel ausgehen. Während sich das Wachstum in den Schwellenländern nur langsam erhöht,
wird die Erholung vor allem vom Konsum in den
Industrieländern getragen.
Die Entwicklung der Berliner Industriebestellungen
war in den vergangenen Monaten eher zögerlich.
Hier belastet die gestiegene Unsicherheit aufgrund
der Griechenlandkrise sowie dem RusslandEmbargo. Trotz zuletzt schwacher Auftragseingänge konnte der Umsatz in der Berliner Industrie in
den ersten vier Monaten 2015 jedoch um 7,7%
gesteigert werden. Dabei sind es vor allem die
Pharmazeutischen Erzeugnisse, die mit einem
Umsatz von 2,3 Mrd. EUR (+18,9%) deutlich über
dem entsprechenden Vorjahreszeitraum liegen und
mit einem Drittel aller Industrieumsätze wesentlich
zum guten Industrieergebnis beitragen.
Die Berliner Warenexporte stiegen im Zeitraum
Januar bis April 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,5%. Vorhersehbare Rückgänge
haben sich aufgrund der Sanktionspolitik bei den
Exporten in die Russische Föderation realisiert
(-32,9%). Zudem schrumpften in den ersten vier
Monaten 2015 die Ausfuhren in die USA um 5,4%.
Da die Vereinigten Staaten mit einem Exportanteil
von 11,6% die größten Handelspartner Berlins sind,
wirkte sich die US-Wachstumsdelle zum Jahresanfang besonders ungünstig auf das Berliner Export6
geschehen aus. Impulse für das Berliner Exportgeschäft kamen vor allem von den steigenden Ausfuhren in den Nahen Osten und nach Nordafrika.
Der Berliner Arbeitsmarkt wird im Jahr 2015 wieder
vom stark expandierenden Dienstleistungsbereich
profitieren. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten nimmt in Berlin bereits seit 2006 wieder zu – und zwar mit einem deutlich über dem
Bundestrend liegenden Tempo. Im April 2015 lag
die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 1,3 Mio. Personen um knapp 40.000 über
dem entsprechenden Wert des Vorjahres (+3,1%;
zum Vergleich Deutschland: +1,7%). Für das Gesamtjahr 2015 kann mit durchschnittlich 1.315.000
Beschäftigten gerechnet werden.
Alles in allem bleibt der Arbeitsmarkt robust. Im
Jahr 2015 wird insgesamt ein weiterer Rückgang
der Erwerbslosenzahl auf durchschnittlich 195.000
erwartet. Vorausgesetzt, die Berliner Konjunktur
bekommt weiterhin starke Impulse vom Tourismus
und die gute Entwicklung im unternehmensnahen
Dienstleistungsbereich hält an. Ein hohes Risiko
stellt allerdings das labile außenwirtschaftliche Umfeld dar. Hinzu kommt aufgrund der Griechenlandkrise die wachsende Gefahr von Verwerfungen an
den Kapitalmärkten.
Von der dynamischen Bevölkerungsentwicklung,
der stark wachsenden Erwerbstätigkeit und den
steigenden Löhnen in der Hauptstadt profitieren vor
allem die auf private Verbraucher orientierten Berliner Unternehmen. Hinzu kommt der nach wie vor
stark boomende Berlintourismus. Die Touristen
werden in den kommenden Jahren eine starke
Stütze der Berliner Konjunktur bleiben. Vor allem
im Berliner Handel und im Gastgewerbe sorgen die
zahlreichen Berlinbesucher für kräftig steigende
Umsätze. In den ersten vier Monaten 2015 setzten
Handel und Gastgewerbe 6,5% bzw. 1,6% mehr um
als im Vorjahreszeitraum. Damit entwickelt sich vor
allem der Handel in der Hauptstadt mehr als doppelt
so stark wie im Bundesdurchschnitt (Han-del:
+2,4%; Gastgewerbe: +1,1%).
Im Baugewerbe ist die Stimmung nach der aktuellen Umfrage der IHK Berlin zum Frühsommer 2015
so gut wie lange nicht mehr. In den ersten vier Monaten 2015 wurden 6,1% mehr Umsatz erzielt als
im Vorjahreszeitraum. Auch im Berliner Ausbaugewerbe hat die Aufwärtsbewegung weiter an Dynamik gewonnen: Umsatz und Zahl der Beschäftigten
erhöhten sich im ersten Quartal 2015 gegenüber
dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 12,0%
bzw. um 2,7%.
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Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
BIP-Entwicklung in Berlin
Mrd. EUR in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala)
27
6
26
4
25
2
24
0
23
-2
22
-4
21
-6
20
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
-8
Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen
BIP-Entwicklung in Deutschland
Mrd. Euro in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala)
740
6
720
4
700
2
680
0
660
-2
640
-4
620
-6
600
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
-8
Quelle: Destatis
7
Investitionsbank Berlin
07/2015
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Volkswirtschaft
Industrie
Auftragseingänge: Russland belastet
Umsätze: Höchststände im April
Nach den aktuellen Daten des Amtes für Statistik
Berlin-Brandenburg hat sich die Auftragslage der
Berliner Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe
im April 2015 wieder verdunkelt. Stiegen die Auftragseingänge im März gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 1,1%, so gingen sie im April
wieder deutlich um 10,2% zurück. Dies ist vor allem
auf stark rückläufige Bestellungen im Bereich der
Pharmazeutischen Produkte (-22,5%) zurückzuführen. Belastend wirkt sich hier das RusslandEmbargo aus. Auch die Aufträge im Maschinenbau
und im Fahrzeugbau sind mit 24,6% und 12,8%
deutlich rückläufig. Ein Grund hierfür ist die Investitionsschwäche, die in Deutschland sogar noch
stärker ausgeprägt ist als international.
Ein vollkommen anderes Bild zeigt sich derzeit bei
den Industrieumsätzen. Im April 2014 erzielten die
Berliner Industriebetriebe mit 50 und mehr Beschäftigten einen Umsatz von 2,0 Mrd. EUR, wovon 834 Mio. EUR im Inland und 1,17 Mrd. EUR
mit ausländischen Geschäftspartnern erwirtschaftet wurden. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Industrieumsätze im April 2014 damit kräftig um 10,0%, wobei der wesentliche Wachstumsimpuls mit +16,5% dem Auslandsgeschäft
zugeschrieben werden kann. Auftragseingänge in
der Industrie haben oft einen langen Vorlauf und
können teilweise erst nach mehr als einem Jahr in
reale Umsätze umgemünzt werden. Die heute
gemeldeten Umsätze stammen zum großen Teil
aus Auftragseingängen vom Mai 2014. Damals
wurde bei den Verbrauchsgüterherstellern zeitweise ein Auftragsplus von mehr als 10% gemeldet. In
der Folge wurden in diesem Segment dann Umsatzsteigerungen von 13,5% verzeichnet.
Der um Ausreißer bereinigte gleitende Dreimonatsdurchschnitt für den Zeitraum Februar bis April
2015 ergibt gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum einen Rückgang der Bestellungen
um insgesamt 4,6%. Selbst der gleitende 12Monatsdurchschnitt (-6,9%) ist bereits seit Mai
2014 rückläufig. Und in der Gesamtschau der ersten vier Monate des Jahres 2015 musste alles in
allem ein Rückgang der Auftragseingänge von
4,4% hingenommen werden.
Es sind vor allem die Unternehmen aus der für
Berlin besonders wichtigen Pharmabranche, die
einen überraschend scharfen Rückgang der Auftragseingänge verzeichnen (-19,6% ggü. Vorjahreszeitraum). Ihr Anteil an den Industrieumsätzen
ist mit mehr als 30% ausschlaggebend für die industrielle Gesamtentwicklung in Berlin. Nur teilweise kann dieser Rückgang als ein statistischer
Rückpralleffekt auf die sehr guten Auftragseingänge im Januar 2014 (+26,9% ggü. Vorjahresmonat)
gewertet werden. Denn es sind vor allem die ausländischen Aufträge, die in den ersten vier Monaten 2015 mit 26,6% zurückgegangen sind. Die
Inlandsaufträge stiegen sogar noch um 2,1%. Belastend wirkt sich weiterhin das Russland-Embargo
aus. So sind in den ersten vier Monaten die Exporte von pharmazeutischen Produkten nach Russland um 21,3% auf 70,9 Mio. EUR zurückgegangen. Insgesamt sind die Warenexporte nach Russland in den ersten vier Monaten sogar um 65,5
Mio. EUR (-57,9%) auf 117,9 Mio. EUR gesunken.
Gut gefüllt präsentieren sich in den ersten vier
Monaten lediglich die Auftragsbücher der Vorleistungs- und Investitionsgüterproduzenten (+4,2%)
bzw. +3,2% ggü. Vorjahreszeitraum). Hierzu zählen die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen
(+11,7%) und von Datenverarbeitungsgeräten
(+17,0%).
8
In den ersten vier Monaten des Jahres 2015 stiegen die Umsätze in der Industrie um 7,7% auf 7,7
Mrd. EUR. Dabei sind es vor allem die Hersteller
von Pharmazeutischen Erzeugnissen, die mit einem Umsatz von 2,3 Mrd. EUR in den ersten vier
Monaten des Jahres 2015 deutlich über dem Vorjahreszeitraum (+18,9%) liegen. Da die Umsätze
der Pharmaunternehmen bereits ein Drittel aller
Industrieumsätze ausmachen, sind diese Umsatzsteigerungen entscheidend für die Berliner Industrieumsätze insgesamt. Weiterhin positiv entwickelt
haben sich die Umsätze der Hersteller für elektrische Ausrüstungen (+8,6%). Diese für Berlin gewichtige Branche umfasst so unterschiedliche Waren wie Elektrizitätsverteilungs- und Schalteinrichtungen, Batterien und Akkumulatoren, Glasfaserkabel, elektrische Lampen und Leuchten, aber
auch elektrische Haushaltsgeräte.
Auf Umsätze mit Handelspartnern aus dem Ausland entfielen in den ersten vier Monaten des Jahres mehr als die Hälfte (56%) der industriellen
Umsätze. Mit einer Steigerungsrate von 6,0% lag
sie nur leicht unter der Wachstumsrate der Inlandsumsätze (+9,8%). Ein besonders hoher Anteil
der ausländischen Umsätze entfällt mit knapp 43%
auf pharmazeutische Erzeugnisse. Eine etwas
schwächere Entwicklung als in den ersten vier
Monaten dürfte sich im zweiten Halbjahr aufgrund
der stark rückläufigen Auftragseingänge in diesem
Bereich einstellen. Im Jahr 2015 wird die Industrieproduktion in Berlin insgesamt aber wieder leicht
zulegen.
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Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Auftragseingänge Industrie
2010 = 100 (Volumenindex)
170
170
160
160
150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90
80
90
Jan
Feb
2013
Mrz
Apr
2014
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
80
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Auftragseingänge wichtiger Industriebranchen
Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Verarbeitendes Gewerbe insg.
Anteil in %
-4,4
Inland
-3,3
Ausland
-5,1
Pharmazeut. Erzeugnisse
-19,6
Datenverarbeitungsgeräte
17,0
Maschinenbau
1,2
Elektrische Ausrüstungen
11,7
Metallerzeugnisse
-1,8
Metallerzeugung
-5,8
Chemische Erzeugnissen
-4,3
Textilien
-6,7
-30
Januar - April 2014
-20
-10
0
10
20
30
0 10 20 30 40
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
9
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
07/2015
Volkswirtschaft
Industrieumsätze insgesamt
in Mrd. Euro
2,3
2,3
2,2
2,2
2,1
2,1
2,0
2,0
1,9
1,9
1,8
1,8
1,7
1,7
1,6
1,6
1,5
1,5
1,4
Jan
Feb
Mrz
Apr
2013
Mai
Jun
2014
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
1,4
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends der wichtigsten Industriebranchen
Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Anteil in %
Insgesamt
7,7
Inland
9,8
Ausland
6,0
Pharmazeut. Erzeugnisse
18,9
Datenverarbeitungsgeräte
9,0
Nahrungmittelherstellung
Maschinenbau
10,0
-5,8
Elektrische Ausrüstungen
Metallerzeugnisse
8,6
-7,6
Reparatur u. Install.v.Maschinen
Sonstige Waren
25,4
-5,1
-20 -15 -10 -5
Januar - April 2014
0
5
10 15 20 25 30
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
10
0 10 20 30 40
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Beschäftigung: Langsamer Aufbau
Im April 2015 waren im Berliner Verarbeitenden
Gewerbe 81.326 Personen beschäftigt (Betriebe
mit mehr als 50 Mitarbeitern). Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat wurden somit 957
mehr Mitarbeiter beschäftigt. Der gleitende 12Monatsdurchschnitt hält mit 81.133 Beschäftigten
inzwischen wieder einen sichtbaren Abstand zum
Zwischentief von Anfang 2014 (80.560 Beschäftigte).
In den meisten Branchen wurde die Beschäftigung
ausgeweitet: In der Getränkeherstellung und in der
Nahrungsmittelherstellung wurden gegenüber dem
Vorjahresmonat 215 bzw. 162 Stellen aufgebaut.
Die Unternehmen aus dem Bereich sonstiger Fahrzeugbau, zu dem Spezialfahrzeuge und Motorräder
gehören, haben im April 140 Beschäftigte eingestellt. Im für Berlin wichtigen Pharmabereich hat es
mit 18 mehr Beschäftigten kaum nennenswerte
Bewegung gegeben. Abgebaut wurde Beschäftigung dagegen in den Bereichen Metallerzeugnisse
(-52), Maschinenbau (-59) sowie Papiererzeugung
(-74).
In offenen, regionalen Volkswirtschaften sind es
nicht nur konjunkturelle Gründe, die zum Auf- bzw.
Abbau von Arbeitsplätzen führen. Oft spielen auch
strategische Standortentscheidungen eine wichtige
Rolle. So werden Mitarbeiterkapazitäten innerhalb
eines Konzerns von einem Standort zum anderen
verlagert. In den letzten zehn Jahren haben z. B.
zahlreiche Konzernzentrale von Dax- Unternehmen
Forschungs- und IT-Abteilungen in die nun wieder
boomende Hauptstadtregion verlegt. Die Rekrutierung von gut ausgebildeten Arbeitskräften fällt hier
aufgrund der ansässigen wissenschaftlichen Institutionen sowie der Attraktivität Berlins bei jungen
Menschen leichter. Andererseits wurden in den
Jahren nach der Wiedervereinigung immer wieder
klassische Industriearbeitsplätze an Standorte verlagert, an denen kostengünstiger produziert werden
kann. Aber nicht alle aus der Statistik verschwundenen Industriearbeitsplätze werden tatsächlich
auch abgebaut. Einige dieser Arbeitsplätze finden
sich statistisch nun in den unternehmensnahen
Dienstleistungsbereichen wieder.
Industrie - Beschäftigte
(in Tausend)
83
82
81
80
79
78
77
76
75
74
73
72
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
gleitender 12-Monatsdurchschnitt
2014
2015
Monatsdaten
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
11
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Bauhauptgewerbe
Mehr Genehmigungen im Wohnungsbau
Umsätze: Anstieg in den ersten vier Monaten
Insgesamt haben die Berliner Bauaufsichtsbehörden in den ersten vier Monaten 2015 rund 1.400
Anträge für Baumaßnahmen an Gebäuden (Wohnund Nichtwohnbau) genehmigt. Das waren zwar
0,9% weniger Genehmigungen als noch im Vorjahreszeitraum. Der Blick in die tiefere Gliederung der
Statistik zeigt jedoch, dass in der Berliner Gebäudestatistik knapp 5.300 (+8,0%) Anträge für die
Errichtung neuer Wohnungen enthalten sind.
In den Betrieben des Berliner Bauhauptgewerbes
mit 20 und mehr Beschäftigten ging der baugewerbliche Umsatz im April 2015 gegenüber dem
entsprechenden Vorjahresmonat nach Angaben
des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg leicht
um 1,4% auf 226 Mio. EUR zurück. Lediglich im
Bereich Wohnungsbau (+10%) wurden steigende
Umsätze registriert. Für den gesamten Zeitraum
Januar bis April 2015 ergibt sich insgesamt allerdings ein positives Ergebnis. Mit 834 Mio. EUR
wurde 6,1% mehr Umsatz erzielt als im Vorjahreszeitraum. Besonders gut entwickelt haben sich in
den ersten vier Monaten der Wohnungsbau
(+16,8%) und der Wirtschaftsbau (+5,1%). Lediglich
im Öffentlichen Bau lagen die Umsätze 2014
(-12,1%) deutlich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Diese Zahlen bedeuten, dass dem Berliner Wohnungsmarkt in den kommenden Jahren weitere
Wohnungen zur Verfügung stehen. Aufgrund des
hohen Anteils von Wohnungsbauvorhaben im Altbestand wurden in den ersten vier Monaten 2015
mit 7.150 Genehmigungen insgesamt 33,8% mehr
Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum.
Auftragseingänge: Dynamik trotz Stillstand
Die Auftragseingänge im Berliner Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten sind im April
2015 nach den aktuellen Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg deutlich um 24,3 Mio.
EUR (-16,2%) auf 126 Mio. EUR zurückgegangen.
Über die ersten vier Monates des Jahres 2015 gerechnet ergab sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum immerhin noch ein moderater Anstieg um 2,2
Mio. EUR (+0,4%) auf 580 Mio. EUR. Starke Rückgänge gab es vor allem im Wohnungsbau (-11,3%).
Hier betrugen die Bestellungen in den ersten vier
Monaten trotz hoher Genehmigungszahlen nur
noch 192 Mio. EUR. Dagegen stiegen die Bestellungen in der Sparte Öffentlicher Bau um 26,9% auf
118 Mio. EUR.
Der Öffentliche Bau umfasst die Bereiche Hochbau
für öffentliche Körperschaften, Straßenbau und
öffentlicher Tiefbau. Vor dem Hintergrund des starken Bevölkerungswachstums in der Hauptstadt ist
abzusehen, dass in den nächsten Monaten und
Jahren viel mehr Geld für Kitas, Schulen, öffentliche Gebäude und für die Straßensanierung ausgeben werden muss. Diese Investitionen in Beton
werden künftig für deutliche Umsatzsteigerungen
auch im Berliner Bauhauptgewerbe sorgen.
Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Zahl
der Baugenehmigungen in den Vorjahren, dürften
sich in den nächsten Monaten auch die Auftragseingänge im Bereich des Wohnungsbaus wieder
erholen. In die gleiche Richtung wirken das trotz
leichter Korrekturen nach wie vor niedrige Zinsniveau sowie die in Berlin weiter anziehenden Immobilienpreise und Mieten.
12
Allerdings spiegeln sich nicht alle Bauaktivitäten in
der Statistik des Bauhauptgewerbes wider. Weitere
Baubranchen, wie die Bauinstallation und der Innenausbau sind statistisch dem Ausbaugewerbe
zugeordnet. Hier stiegen die Umsätze nach Auskunft des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg im
ersten Quartal 2015 deutlich. Alles in allem erreichte der Umsatz im Ausbaugewerbe in den ersten
drei Monaten 328 Mio. EUR, was einer Zunahme
von 12,0% im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht.
Der Berliner Immobilienmarkt galt lange als unterbewertet und passt sich jetzt in einem raschen
Tempo an fundamentale Faktoren an. Gleichwohl
führt die steigende Nachfrage in einzelnen Bereichen zu weiteren Preissteigerungen. Diese Preisbewegungen sind Ausdruck einer verzögerten Angebotsausweitung und stellen eine regionale Anpassung dar. Sollte sich die Preisentwicklung auf
dem Berliner Immobilienmarkt aber in einem sehr
raschen Tempo fortsetzen, ist nicht auszuschließen, dass einige Preise über das aus fundamentaler Sicht gerechtfertigte Niveau hinausschießen, so
dass es dann in Teilmärkten zu Preisblasen kommen könnte.
Unter dem Strich kann für das Jahr 2015 von einer
weiteren Erholung im Berliner Baugewerbe ausgegangen werden. Nach wie vor wachsen Einwohnerund Beschäftigungszahlen kontinuierlich. Gleichzeitig verharrte die Neubautätigkeit – vor allem im
Wohnungsbau – in den vergangenen Jahren auf
relativ niedrigem Niveau. Hinzu kommt das noch
immer günstige Zinsniveau und die anhaltende
Unsicherheit über die weitere finanzwirtschaftliche
Entwicklung im Euroraum, die nach wie vor die
Flucht in Sachwerte begünstigt.
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Baugenehmigungen: Neubau von Wohnungen
Anzahl
3.000
3.000
2.500
2.500
2.000
2.000
1.500
1.500
1.000
1.000
500
0
500
Jan
Feb
2013
Mrz
2014
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
0
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
Trends der Auftragseingänge
Bauhauptgewerbe
Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Anteil in %
insgesamt
0,4
Wirtschaftsbau
0,6
Wohnungsbau
-11,3
Öffentlicher Bau
26,9
-30
-20
-10
Januar - April 2014
0
10
20
30
0
20 40 60
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
13
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
07/2015
Volkswirtschaft
Umsatz Bauhauptgewerbe insgesamt
in Mio. Euro
320
320
280
280
240
240
200
200
160
160
120
120
80
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
80
2013
2014
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends Bauhauptgewerbe
Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Anteil in %
insgesamt
6,1
Wohnungsbau
16,8
Wirtschaftsbau
Öffentlicher Bau
5,1
-12,1
-15
-10
-5
Januar - April 2014
0
5
10
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Bradenburg, eigene Berechnungen
14
15
20
0
20 40 60
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Bauhauptgewerbe
Die Stimmung im Baugewerbe ist sehr gut
Insgesamt ist die Stimmung in der Bauindustrie so
gut wie lange nicht mehr. Nach der aktuellen Umfrage der IHK Berlin zum Frühsommer 2015 schätzen 69,5% der befragten Unternehmen die Lage als
gut und nur 5,2% als schlecht ein. Der Saldo dieser
gegensätzlichen Einschätzungen liegt mit 64,3
Punkten 9,8 Punkte über dem Saldo vor einem Jahr
(54,6 Punkte). Auch in die Zukunft blicken die Bauunternehmer positiv. So wollen 45,5% der Befragten mehr Personal einstellen und nur 18% gehen
von sinkenden Beschäftigungszahlen aus. Mit einer
Zunahme der Beschäftigung in den nächsten Monaten kann somit gerechnet werden.
Auch die Analyse der saison- und kalenderbereinigten Entwicklung der letzten Monate zeigt, dass sich
sowohl die Auftragseingänge als auch die Umsätze
im Bauhauptgewerbe derzeit wieder leicht über
dem Niveau des rechnerischen Langzeittrends
bewegen (siehe Seite 5). Allerdings wird das tatsächliche Baugeschehen in der Umsatzentwicklung
weiterhin unterzeichnet. Darauf deuten die geleisteten Arbeitsstunden hin, die sich zuletzt trotz stagnierender Beschäftigung erhöhten. Diese Ausweitung der Produktionstätigkeit sollte sich mit Zeitverzögerung auch im Umsatz der kommenden Monate
niederschlagen. Hinzu kommt, dass beim Wohnungsneubau wohl vermehrt Unternehmen zum
Zuge kommen, die außerhalb Berlins ansässig
sind. Anzumerken ist außerdem, dass ein bedeutender Teil des Berliner Baugeschehens außerhalb
des Bauhauptgewerbes stattfindet – im Berliner
Ausbaugewerbe.
Das Ausbaugewerbe ist gemessen an der Beschäftigung (erstes Quartal 2015: 14.517 Personen)
nahezu gleichbedeutend mit dem Berliner Bauhauptgewerbe (März 2015: 19.966). Im Berliner
Ausbaugewerbe hat die Aufwärtsbewegung weiter
an Dynamik gewonnen: Umsatz und Beschäftigtenzahl erhöhten sich im ersten Quartal 2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um
12,0% bzw. um 2,7%.
In der Statistik „Bauhauptgewerbe“ werden Unternehmen bzw. Betriebe mit Tätigkeitsschwerpunkt
im Bereich der vorbereitenden Baustellenarbeiten,
dem Bau von Gebäuden und dem Tiefbau erfasst.
Im Ausbaugewerbe liegt der Tätigkeitsschwerpunkt
der Unternehmen in der Bauinstallation und im
sonstigen Ausbau.
Beschäftigte Bauhauptgewerbe
in Tausend
22,0
22,0
21,5
21,5
21,0
21,0
20,5
20,5
20,0
20,0
19,5
19,5
19,0
19,0
18,5
18,5
18,0
Jan
2013
Feb
Mrz
2014
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
18,0
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigenen Berechnungen
15
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Unternehmensnahe Dienstleistungen
Wichtige Stellung in Berlin
Beschäftigung wächst um 3,2%
Unternehmensnahe Dienstleistungen sind Dienstleistungen, die vorwiegend von Unternehmen
nachgefragt werden – im Gegensatz zu Dienstleistungen, die primär auf den Bedarf der privaten
Haushalte ausgerichtet sind. Im weiten Sinne zählen zu den unternehmensnahen Dienstleistungen
alle Tätigkeiten, die Unternehmen für andere Unternehmen verrichten. Eine abschließende, trennscharfe Zuordnung der unternehmensnahen
Dienstleistungen ist allerdings nicht möglich.
Im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich
waren zuletzt knapp 455.000 Personen tätig. Das
entspricht rund einem Viertel aller Erwerbstätigen in
Berlin. Mit fast 159.000 Personen sind 35,0% der
Beschäftigten im Sektor sonstige wirtschaftliche
Dienstleistungen tätig. Es folgen die Bereiche freiberufliche und wissenschaftliche Dienstleistungen
mit 127.000 (Anteil: 28,1%) und mit großem Abstand der Bereich Verkehr und Lagerwesen mit
rund 72.000 Beschäftigten (Anteil: 15,8%).
Bezogen auf die gesamten gewerblichen Umsätze
in Berlin in Höhe von 193,8 Mrd. EUR nehmen die
unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche (ohne
Handel, Gastgewerbe und öffentliche Dienstleistungsbereiche) mit rund 51,2 Mrd. EUR eine gewichtige Stellung in der Hauptstadt ein (Anteil:
26,4%). Das Verarbeitende Gewerbe wies mit rund
26,5 Mrd. EUR Umsätzen zuletzt einen deutlich
geringeren Anteil aus (13,7%). Die unternehmensnahen Dienstleistungen umfassen dabei die folgenden Wirtschaftsbereiche:
Im 1. Quartal 2015 hat die Zahl der Beschäftigten in
den unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen
um 3,2% gegenüber dem Vorjahresquartal zugelegt. Das entspricht ungefähr dem Durchschnitt der
Berliner Wirtschaft insgesamt (+3,1%) und liegt
leicht über der entsprechenden Rate in Deutschland (+2,9%).
 Verkehr und Lagerwesen (Bereich H gemäß
amtlicher Wirtschaftsklassifikation)
 Information und Kommunikation (J)
 Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (M)
 sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (N)
Umsätze wachsen um 3,7%
Im ersten Quartal 2015 sind die Umsätze gegenüber dem Vorquartal zwar um 15,9% zurückgegangen. Aber diese Veränderungsrate am aktuellen
Rand bietet nur einen sehr begrenzten Erkenntnisgewinn, da die vierteljährliche Umsatzkurve im
Dienstleistungsbereich starke saisonale Komponenten aufweist. Dabei liegt der niedrigste Wert am
Jahresanfang und der höchste Wert traditionell im
4. Quartal. Eine robuste Form der Saisonbereinigung besteht im Vergleich mit dem Vorjahresquartal. Auf Basis dieses Vergleichs sind die Umsätze
der unternehmensnahen Dienstleistungen im ersten
Quartal 2015 um 3,7% gestiegen nach 5,7% im
vierten Quartal 2014. Allerdings sind die Umsätze
im ersten Quartal in Deutschland sogar um 4,1%
gestiegen.
Mit 4,7% mehr Umsatz hat sich vor allem der für
Berlin so wichtige Bereich Information und Kommunikation besonders gut entwickelt (Deutschland:
4,1%). Mit +3,7% sehr gut entwickelt haben sich
auch die freiberuflichen und wissenschaftlichen
Dienstleistungen, auf die 30% der Dienstleistungsumsätze entfallen.
16
In Berlin wurden gegenüber dem Vorjahresquartal
vor allem mehr neue Stellen im Bereich Information
und Kommunikation geschaffen (+5,7%). Diese für
Berlin impulsgebende Branche wächst seit Jahren
überdurchschnittlich stark. So wurden in Berlin in
diesem Bereich seit 2009 knapp 30% mehr Beschäftigte gezählt. In Deutschland waren es in diesem Zeitraum gerade einmal 10% mehr Beschäftigte. Dazu tragen sowohl die großen bekannten börsengelisteten Unternehmen bei als auch die rund
581 IT-Gründungen im Jahr 2014. Berlin hat sich in
den letzten 10 Jahren zur IT-Gründungshauptstadt
gewandelt. Denn selbst nach Abzug der Unternehmensschließungen in diesem Bereich gibt es jeden
Tag ein neues IT-Unternehmen mehr in der Stadt.
Diese Dynamik findet bei internationalen Investoren
immer mehr Beachtung.
Dienstleistungen profitieren doppelt
Viele unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche
sind für die Berliner Wirtschaft wichtige Impulsgeber in einer doppelten Funktion. So sind viele der
hier versammelten Branchen einerseits Teil der
besonders geförderten innovativen Zukunftscluster
in Berlin (z.B. Luftfahrt oder Informationsdienstleistung). Diese Branchen wachsen seit Jahren stärker
als der Rest der Wirtschaft. Anderseits profitieren
Dienstleistungsbranchen, wie Public-Relations,
Unternehmensberatung, Wach- und Sicherheitsdienste inzwischen überdurchschnittlich stark von
dem Regierungssitz und der Hauptstadtfunktion
Berlins. Insgesamt haben sich die Umsätze und die
Beschäftigung in den Dienstleistungsbranchen in
den vergangenen Jahren daher viel besser entwickelt als in den gewerblichen Bereichen.
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Umsatzentwicklung Unternehmensnahe Dienstleistungen
2010 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte
130
125
120
115
110
105
100
95
90
2009
2010
2011
Berlin
2012
2013
2014
2015
Deutschland
Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen
Beschäftigungsentwicklung Information und Kommunikation
2010 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte
135
130
125
120
115
110
105
100
95
90
2009
2010
Berlin
2011
2012
2013
2014
2015
Deutschland
Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen
17
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Umsatztrends in unternehmensnahen
Dienstleistungsbereichen
Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Absolut in
Mrd. EUR
unternehmensnahe
Dienstleistungen (H, J, M, N)
3,7
freiberufl. u. wissenschaftl.
Dienstleistungen (M)
3,7
Verkehr und
Lagerwesen (H)
41
12
11
2,4
Information und
Kommunikation (J)
11
4,7
Sonst. wirtschaftl.
Dienstleistungen (N)
7
3,5
0
5
1. Quartal 2014
10
15
0
5
10 15
1. Quartal 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Beschäftigungstrends in unternehmensnahen
Dienstleistungsbereichen
Veränderung ggü. Vorjahresquartal in %
Absolut in Tsd.
unternehmensnahe Dienstleistungen
(H, J, M, N)
404
3,2
Sonst. wirtschaftl.
Dienstleistungen (N)
154
3,0
freiberufl. u. wissenschaftl.
Dienstleistungen (M)
Verkehr und
Lagerwesen (H)
69
-0,2
Information und
Kommunikation (J)
0
2
4
1. Quartal 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
18
60
5,7
-2
1. Quartal 2014
120
4,3
6
8 0
80
160
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Dienstleistungen
Ausblick: Dienstleistungen geben den Takt vor
Ein Blick auf die tiefere Untergliederung der Dienstleistungsstatistik zeigt, welche Einzelbranchen derzeit die größten Wachstumsimpulse aussenden.
Zwar hat sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahresmonat im 1. Quartal 2015 in der Branche Wach-,
und Sicherheitsdienste mit 22,3% besonders stark
entwickelt. Ihr Anteil an den Umsätzen der unternehmensnahen Dienstleistungen insgesamt beträgt
aber nur 1,1%. Einen viel stärkeren Wachstumsimpuls senden mit einer Steigerung des Umsatzes um
11,0% daher die Unternehmen der Informationstechnologien aus. Zu diesem Bereich, der einen
Anteil von 5,9% an allen Dienstleistungen ausmacht, gehören Firmen, die sich mit Programmiertätigkeit, Softwareentwicklung sowie dem Betrieb
von Rechenzentren befassen.
Mit einer Umsatzsteigerung von 4,8% und einem
Anteil von 8,9% tragen auch die sieben Unternehmen der Luftfahrbranche besonders stark zum
Wachstum bei. Isoliert betrachtet wirkt sich die
verlängerte und verstärkte Nutzung des Flughafen
Tegels für die Hauptstadt daher positiv aus.
Umsatztrends ausgewählter Dienstleistungsbranchen
Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in %; Umsatzanteil in %
-6
-4
-2
0
2
4
6
10 12
Der Ausblick der Dienstleistungsunternehmen ist
überwiegend immer noch gut, hat sich allerdings
gegenüber dem Vorjahr etwas abgekühlt. So wird
die zukünftige Geschäftslage gemäß der aktuellen
Konjunkturumfrage der IHK Berlin vom Frühsommer 2015 von den Dienstleistungsunternehmen
nicht mehr ganz so positiv gesehen, wie noch im
Vorjahr. Der Saldo aus positiver und negativer Einschätzung ist von 47,9 Punkten auf 38,3 Punkten
gesunken.
Zumindest die Investitionstätigkeit der Unternehmen verbleibt weiterhin auf einem hohen Niveau.
Von den befragten Unternehmen planen 68,3% in
den nächsten 12 Monaten Investitionen zu tätigten,
nur 31,7% planen für diesen Zeitraum keine Investitionen.
Beschäftigungstrends ausgewählter
Dienstleistungsbranchen
Veränderung gegenüber Vorjahresquartal in %; Beschäftigungsanteil in %
-4 -2
Luftfahrt (H)
4,8
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
11,0
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)
Werbung und Marktforschung (M)
PR, Unternehmensberatung (M)
7,1
Wach-, Sicherheitsdienste (N)
2,5
Verlagswesen (J)
2,4
PR, Unternehmensberatung (M)
-4,6
12,4
2,0
6,6
Werbung und Marktforschung (M)
Informationsdienstleistungen (J)
4,0
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
Reisebüros (N)
-0,9
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
-0,3
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
6,4
Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)
-3,9
Film, TV, Kino, Musik (J)
Luftfahrt (H)
4,2
Post- und Kurierdienste (H)
22,3
Telekommunikation (J)
Rundfunk (J)
Telekommunikation (J)
5,9
Schifffahrt (H)
10,5
Schifffahrt (H)
22,9
-4,6
Umsatzanteil an allen Dienstleist. (obere Skala)
0,3
-1,1
0,1
9,0
-8 -4 0 4 8 12 16 20 24 28 32
5 10 15 20 25 30
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
2,9
Reisebüros (N)
12,3
Wach-, Sicherheitsdienste (N)
-15 -10 -5 0
-1,5
Informationsdienstleistungen (J)
2,1
Rundfunk (J)
2,6
Post- und Kurierdienste (H)
-0,6
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
-0,2
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
2,1
8 10 12 14 16
5,5
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)
8,6
6
-2,8
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
Informationstechnologie (J)
4
-0,2
Informationstechnologie (J)
2,7
Film, TV, Kino, Musik (J)
2
3,4
Personen- u. Güterverkehr (H)
-8,1
Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)
Personen- u. Güterverkehr (H)
0
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
6,3
Verlagswesen (J)
1. Quartal 2015
8
Einen deutlichen Umsatzsprung von 8,6% verzeichnen auch die Architekten- und Ingenieurbüros.
Ihr Umsatz beträgt rund 2,7 Mrd. EUR. In dieser
Branche arbeiten rund 18.100 Personen.
1. Quartal 2015
Beschäftigtenanteil an allen Dienstl. (obere Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
19
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Einzelhandel
Starke Konsumnachfrage
Trotz der weiterhin unsicheren Entwicklung im Zusammenhang mit der noch nicht beendeten Griechenlandkrise und den aktuellen geopolitischen
Krisenherden hält in weiten Teilen der Berliner
Wirtschaft die Dynamik an. Auch am Arbeitsmarkt
zeigen die aktuellen Daten, dass die Entwicklung
stabil ist. Die Zahl der Beschäftigten dürfte daher
auch in den kommenden Monaten weiterhin überdurchschnittlich steigen. Impulse für das künftige
Wirtschaftswachstum kommen vor diesem Hintergrund von einer stärkeren privaten Konsumnachfrage. Kräftige Lohnsteigerungen, niedrige Energiepreise, weiterhin stark expandierende Touristenströme sowie niedrige Inflationsraten bilden dabei
die wesentlichen Stützen.
Rückgang der Verbraucherpreise um 0,1%
Nach Angaben des Amtes für Statistik BerlinBrandenburg sind die Preise im Juni 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Nach dem
Anstieg der jährlichen Teuerungsrate im Mai
(+0,3%) gingen die Lebenshaltungskosten in Berlin
im Juni wieder leicht zurück (-0,1%). Damit lag die
Berliner Preisentwicklung weit unter der von der
EZB als stabil definierten Preisentwicklung von
knapp unter 2%. Die jährliche Inflation im Euroraum
wurde von Eurostat in einer ersten Veröffentlichung
für Juni 2015 auf +0,2% geschätzt, ein Rückgang
gegenüber 0,3% im Mai 2015.
Erneut dämpfte vor allem die weiterhin günstige
Entwicklung der Energiepreise (–5,5%) und geringfügig gesunkene Nahrungsmittelpreise (–0,1%) den
Preisauftrieb. Ohne deren Berücksichtigung hätten
sich die Preise insgesamt im Juni 2015 gegenüber
dem Vorjahr um durchschnittlich 0,9% erhöht.
Auch die die Preise für Unterhaltungselektronik
(–8,5%), Telefone (–7,1%) und Pauschalreisen
(–4,0%) gingen deutlich zurück, sodass gegenüber
Juni 2014 spürbare Preiserhöhungen für andere
Güter nicht zu einem Preisauftrieb insgesamt beitrugen, z.B. Zeitungen und Zeitschriften (+6,2%),
Tabakwaren (+4,4%), Chemische Reinigung
(+3,7%), Friseurleistungen (+3,4%), Nettokaltmieten (+1,5%), alkoholfreie Getränke (+1,4%; darunter Kaffee: +18,4%), Beherbergungsdienstleistungen (+1,2%; darunter Miete für Ferienwohnungen:
+6,3%) sowie Bekleidung und Schuhe (+0,5%).
Auch der im Mai 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat zu beobachtende Anstieg der Nahrungsmittelpreise schlug im Juni 2015 mit –0,1% in einen
20
leichten Preisrückgang um (Mai 2015: +0,4%).
Hierbei verbilligten sich vor allem Speisefette und
Speiseöle (–6,8%) sowie Molkereiprodukte und Eier
(–5,5%). Erwähnenswert teurer waren hingegen
Obst (+4,0%), Süßwaren (+2,8%; darunter Schokoladentafeln: +10,3%) und Gemüse (+2,4%).
Umsatz: Deutliche Steigerung um 6,5%
Nach vorläufigen Berechnungen des Amtes für
Statistik Berlin-Brandenburg setzte der Berliner
Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeughandel) in den
ersten vier Monaten 2015 real 6,5% mehr um als im
entsprechenden Vorjahreszeitraum. Damit legte der
Berliner Einzelhandel mehr als doppelt so stark zu
wie der Einzelhandel in Gesamtdeutschland im
Zeitraum Januar bis April 2015 (real: +3,1%).
Ausschlaggebend für das positive Wachstum in
Berlin waren vor allem Steigerungen im Internetund Versandhandel. Hier stiegen die Umsätze in
den ersten vier Monaten 2015 um 21,9%. Umsatzzuwächse gab es aber auch in den Bereichen des
klassischen Einzelhandels. So sind sowohl die
Umsätze im Facheinzelhandel mit Kommunikations- und Haushaltsgeräten sowie Inneneinrichtung
(+2,4%) als auch in den Supermärkten bzw. im
Handel mit Lebensmitteln (+4,0%) spürbar gestiegen. Zugelegt haben auch die Umsätze in den
Tankstellen (+1,2%). Die Erlöse im Berliner Einzelhandel mit Sportausrüstungen und Spielwaren stiegen sogar um 6,3%. Allerdings sind die vom Amt
für Statistik Berlin-Brandenburg veröffentlichten
Zahlen noch vorläufig, so dass es in den nächsten
Monaten noch zu Revisionen kommen wird.
Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg im
Zeitraum Januar bis April 2015 um 1,5%. Abgeschwächt hat sich zuletzt der Beschäftigungsaufbau
im Versand- und Onlinehandel. Dort war die Beschäftigung in den Vorjahren stets mit zweistelligen
Raten gewachsen. In den ersten vier Monaten 2015
wurden dagegen 2,0% weniger Personen beschäftigt als noch im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Nach der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK
Berlin zum Frühsommer 2015 zeigt sich die Geschäftslage im Handel nach wie vor auf hohem
Niveau. In Bezug auf die zukünftige Geschäftslage
sind die befragten Unternehmen im Vergleich zur
Vorumfrage sogar deutlich optimistischer. Somit
dürften die bevorstehenden Sommermonate nach
Einschätzung der Berliner Händler mit zufriedenstellenden bis guten Geschäften aufwarten.
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Umsatz Einzelhandel insgesamt
2010 = 100
160
160
150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90
Jan
Feb
2013
Mrz
Apr
Mai
2014
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
90
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends im Einzelhandel
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Einzelhandel (ohne Kfz)
6,5
Kaufhäuser/Tankstellen
1,2
Supermärkte
4,0
Facheinzelhandel
2,4
sonstiger Einzelhandel
6,3
19,3
22,5
21,9
Versand-, Markt- und Internethandel
-4
Januar - April 2013
-2
0
2
Januar - April 2014
4
6
8
10
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
21
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Gastgewerbe
Umsatzplus von 1,6%
Berlintourismus ist wichtiger Wirtschaftsfaktor
Die Umsätze im Berliner Gastgewerbe – bestehend
aus den beiden Bereichen Gastronomie und Beherbergung – sind unter Ausschaltung der Preisentwicklung in den ersten vier Monaten 2015 um
insgesamt 1,6% gestiegen.
Der Umsatz in der gesamten Berliner Tourismusbranche beträgt nach Berechnungen der dwifConsulting GmbH rund 10,3 Mrd. EUR. Davon profitierten das Gastgewerbe mit 4,6 Mrd. EUR
(44,8%), der Einzelhandel mit 3,9 Mrd. EUR
(38,3%) und andere Dienstleistungen mit 1,8 Mrd.
EUR (16,9%). Der Berlintourismus und mit ihm das
Gastgewerbe sind in den vergangenen Jahren somit zu einer wesentlichen Kraft der regionalen Wirtschaft herangewachsen. Im Jahr 2014 war der
Anteil der ausländischen Gäste mit 38,1% so hoch
wie noch nie. Er hat sich seit 1995 von 22,9% um
15-Prozentpunkte erhöht.
Im Bereich Gastronomie stiegen die Umsätze im
Zeitraum Januar bis April 2015 um 1,8%. Der Wirtschaftsbereich Gastronomie setzt sich dabei aus
den beiden Teilbereichen Restaurants und Caterer
zusammen. Die Umsätze der Restaurants inkl.
Gaststätten, Imbissstuben, Cafés und Eissalons
stiegen sogar um 2,9% während die Caterer lediglich einen Umsatzanstieg von 1,4% verzeichnen
konnten.
Gemessen an den stark gestiegenen Touristenzahlen (+4,5%) stieg der Umsatz im Berliner Beherbergungsgewerbe jedoch
nur
unterproportional
(+1,3%). In der Sparte Hotels, Gasthöfe und Pensionen kam es insgesamt zu einer Umsatzsteigerung
von 0,6%. Aufgrund der scharfen Hotelkonkurrenz
(seit 2003 hat sich das Bettenangebot in Berlin
nahezu verdoppelt) lassen sich die kräftig steigenden Übernachtungszahlen nicht im gleichen Maße
in zusätzliche Einnahmen im Berliner Beherbergungsgewerbe ummünzen. Gleichwohl liegt die
Bettenauslastung mit 51% in den ersten vier Monaten für Berliner Verhältnisse inzwischen wieder auf
einem soliden Niveau (+2,4 Prozentpunkte ggü.
Vorjahreszeitraum). Allerdings muss berücksichtigt
werden, dass ein großer Teil der Hotelumsätze bei
gestiegenen Übernachtungszahlen erst mit erheblicher Zeitverzögerung verbucht werden kann, denn
bei Buchungen von Geschäftsreisenden erfolgt die
Zahlung über Reisebüros oft erst nachträglich.
Die Zahl der Beschäftigten im gesamten Berliner
Gastgewerbe nahm im Zeitraum Januar bis April
2015 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat um 0,7% zu. Dabei stieg die Vollzeitbeschäftigung sogar um 6,0%. Die Teilzeitbeschäftigung ging dagegen um 3,1% zurück. Die größten
Wachstumsraten bei den Vollzeitbeschäftigten wurden im Bereich Gastronomie registriert (+10,7%).
Hier wurde insbesondere in den Berliner Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben und Cafés deutlich
mehr Personal eingestellt (+13,6%). Im Beherbergungsgewerbe war die Beschäftigung dagegen
leicht rückläufig (-0,4%).
22
An der starken Ausweitung und an den überproportional hohen Wachstumsbeiträgen der ausländischen Gäste sind die einzelnen Herkunftsländer
unterschiedlich stark beteiligt. So wurden 2014 rund
31% mehr Gäste aus Großbritannien (insgesamt:
481 Tsd.), 26% mehr Gäste aus Polen (insgesamt:
160 Tsd.), 18% mehr Gäste aus Italien (insgesamt:
299 Tsd.) gezählt. In den vergangenen Jahren ist
aber vor allem die Zahl der Übernachtungen
schneller gestiegen als die Zahl der Gäste. Dies
lässt sich mit der deutlich gestiegenen Aufenthaltsdauer erklären, die in Übernachtungen pro Gast
gemessen wird. Lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Juli 2011 rechnerisch noch bei 54
Stunden (2,26 Tage), so blieb ein Gast im Dezember 2014 bereits 58 Stunden (2,42 Tage) und somit
gut 4 Stunden länger in Berlin.
Selbst wenn ein Unterschied von nur 4 Stunden
zusätzlichem Aufenthalt in Berlin auf den ersten
Blick nicht gewichtig erscheint, volkswirtschaftlich
betrachtet sind die Auswirkungen dennoch beachtlich. Nach Angabe von dwif-Consulting gibt ein
Übernachtungsgast im Schnitt 204,70 EUR pro
Tag aus. Erhöht sich, bei gleichbleibender Gästezahl, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer um 4
Stunden, dann steigen die Ausgaben aller Gäste im
Laufe eines Jahres rechnerisch um immerhin 330
Mio. EUR. Zusammen mit den steigenden Übernachtungszahlen, führt daher auch eine längere
Aufenthaltsdauer zu höheren Steuereinnahmen,
u.a. bei der seit Anfang 2014 erhobenen Übernachtungssteuer. Hier wurden mit 13,7 Mio. EUR in den
ersten fünf Monaten bereits 7,8 Mio. EUR mehr
eingenommen als noch im Vorjahreszeitraum
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Umsatz Gastgewerbe
2010 = 100
130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
80
70
Jan
Feb
2013
Mrz
Apr
Mai
2014
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
70
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends im Gastgewerbe
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Gastgewerbe insges.
1,6
Beherberg.gew. insg.
1,3
Hotels
1,1
Gastronomie insg.
1,8
Restaurants, Schankwirtschaft, etc.
2,9
Caterer, etc.
1,4
-4
-3
-2
-1
0
1
Januar - April 2014
2
3
4
5
6
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
23
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Tourismus
Bald 3 Millionen Übernachtungen pro Monat
4,6% mehr Fluggäste
Die Gästezahlen sind in den ersten vier Monaten
2015 um 6,3% auf nun 3,5 Mio. gestiegen. Insgesamt haben rund 211.000 mehr Besucher in Berliner Hotels eingebucht als noch im Vorjahreszeitraum. Von Januar bis April sind vor allem mehr
Gäste aus Großbritannien (+23.600; +17,5%), Israel (+10.700; +47,5%) und aus den USA (+8.300;
+10,9%) gekommen. Rückgänge bei den Gästezahlen gab es vor allem bei den Touristen aus
Russland (-15.400; -25,3%).
Die Luftfahrtbranche ist eine der führenden Wachstumsindustrien in der globalen Welt. Seit Jahren ist
ein starkes Wachstum zu beobachten. Diesem
Anstieg ist das bestehende Berliner Flughafensystem mit Schönefeld und Tegel allerdings kaum
noch gewachsen. Seit Herbst 2006 wird daher der
Flughafen Schönefeld zum Hauptstadt-Airport BER
Willy Brandt ausgebaut. Aufgrund der mehrfachen
Verschiebung der Eröffnung des BER-Flughafens
wurde inzwischen der Flughafen Tegel, der schon
weit über seine Kapazitätsgrenzen ausgelastet ist,
für die Zwischenphase saniert. Denn mit 3,4 Mio.
Fluggästen in den ersten vier Monaten 2015 wurden bereits 72% aller Fluggäste in der Hauptstadtregion über den Flughafen Tegel abgefertigt. Auf
den beiden Berliner Flughäfen zusammen wurden
innerhalb von vier Monaten insgesamt 6 Mio. Fluggäste registriert. Dies entspricht einer Steigerung
der Passagierzahlen um knapp 369.000 (+4,6%)
gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2015 kann mit einer Steigerung auf 29 Mio.
Fluggästen gerechnet werden.
Mit der gesteigerten Gästezahl erhöht sich auch die
Zahl der Übernachtungen. Im April waren es bereits
2,5 Mio. Übernachtungen. Aufgrund hoher Buchungszahlen ist bereits im August mit erstmals
drei Millionen Übernachtungen in einem einzelnen
Monat zu rechnen, möglicherweise schon im Juli. In
den ersten vier Monaten 2015 wurden insgesamt
8,4 Mio. Übernachtungen verzeichnet, knapp 480
Mio. mehr als noch im Vorjahreszeitraum (+6,1%).
Steigerungen gab es vor allem bei den Übernachtungszahlen der ausländischen Gästen (+240.000;
+7,0%). Dabei liegt die Zahl der Übernachtungen
von Gästen aus dem Vereinigten Königreich mit
rund 427.000 (+17,4%) im Vergleich der Herkunftsländer an erster Stelle, gefolgt von Italien mit
340.000 (+7%).
Bettenauslastung wieder gestiegen
Mit der Zahl der Gäste und den steigenden Übernachtungszahlen wächst seit Jahren auch die Zahl
der Unterkünfte in Berlin. Seit 2014 zeichnet sich
jedoch eine deutliche Verlangsamung beim Bettenaufbau ab. Lag der Aufbau im Zeitraum 2009 bis
2013 nach bei jährlich rund 7.000 Betten, so hat er
sich in 2014 auf 4.027 vermindert. In den ersten
vier Monaten 2015 betrug der Bettenzuwachs nur
noch 1.500 (+1,1%). In einigen Sparten gab es
sogar einen absoluten Rückgang. So reduzierte
sich die Bettenzahl in den Kleinstbetriebe mit weniger als 29 Betten um 32 auf 2.867 Betten. In der
Größenklasse 100 bis 250 Betten ergab sich sogar
eine Reduktion um 568 Betten. Die Bettenauslastung lag in den ersten vier Monaten 2015 laut den
Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg
bei 51,7%. Damit liegt die Auslastung rund 2,5 Prozentpunkte höher als noch im Vorjahreszeitraum
2014. Kleinere Hotels mit weniger als 29 Betten
kommen lediglich auf eine Bettenauslastung von
35%. Allerdings bleiben die Gäste in diesen preislich eher günstigen Häusern mit einer Aufenthaltsdauer von 63 Stunden (2,6 Tage) deutlich länger in
der Stadt als Gäste anderer Hotelkategorien. Die
höchste Bettenauslastung mit fast 55% erreichten
Betriebe in der Größenkategorie 250 bis 500 Betten. Gäste dieser Hotelkategorie bleiben allerdings
auch nur 57 Stunden in der Stadt.
24
Überdurchschnittlich gut entwickelt hat sich in den
ersten vier Monaten des Jahres 2015 auch der
Güterumschlag auf den beiden Berliner Flughäfen.
Insgesamt wurden bereits 15.944 Tonnen Fracht
und Post befördert, was einem Anstieg von 11,3%
gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
entspricht. Davon wurden knapp 86% über den
Flughafen Tegel abgewickelt. Für das Jahr 2015
kann mit beförderter Fracht von knapp 53.000 Tonnen gerechnet werden. Zum Vergleich: auf dem
Frachtflughafen Leipzig wurde eine Steigerung von
nur 8,2% verzeichnet, allerdings auf Basis eines
nahezu sechs Mal so großen Güterumschlags
(313.000 Tonnen).
Prognose
Es spricht viel dafür, dass der Tourismusboom in
Berlin anhalten wird. Es ist einerseits die hochattraktive Hauptstadt selbst, die derzeit international
sehr große Beachtung findet. Andererseits gibt es
auch viele Gründe, unabhängig von der Stadt, die
für einen weiteren Besucheranstieg sprechen. Dazu
gehört eine allgemeine Hinwendung zum Städtetourismus, aber auch die gestiegenen geopolitischen Unsicherheiten in vielen Regionen der (Reise-)Welt. Auch die Kapitalmärkte spielen eine Rolle: So kann künftig mit deutlich mehr Gästen aus
der Schweiz gerechnet werden, für die Berlin um
15% günstiger geworden ist. Bereits in diesem Jahr
wird die Übernachtungszahl in Berlin daher die 30Millionen-Marke überschreiten.
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Übernachtungen in Berlin
in Millionen
35
25
2015: 30 Mio.
30
20
25
15
20
10
15
5
10
0
5
0
-5
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
Veränderung ggü. Vj. in % (rechte Skala)
-10
Übernachtungen in Millionen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Grafik und Berechnung
Gästeankünfte
Übernachtungen
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Gästeankünfte
Übernachtungen
6,3
6,1
davon Inland
davon Inland
5,9
5,4
davon Ausland
davon Ausland
7,1
0
1
2
3
4
5
6
Januar - April 2014
7
7,0
8
9
10
0
2
Januar - April 2015
4
6
8
Januar - April 2014
10
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Fluggäste
Frachttransporte an Berliner Flughäfen
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Fracht
Fluggäste
11,3
4,6
Frachteinladung
Aussteiger
10,0
4,9
Frachtausladung
Einsteiger
12,9
4,3
0
1
2
3
Januar - April 2014
4
5
6
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
7
8
0
4
8
12
16
Januar - April 2014
20
24
28
32
36
40
Januar - April 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
25
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
07/2015
Volkswirtschaft
Gästezahlen
Übernachtungen
158.319
GB
USA
84.110
Niederlande
82.936
Frankreich
68.898
Schweiz
68.537
Spanien
63.069
Dänemark
62.801
427.133
GB
108.364
Italien
340.013
Italien
USA
226.896
Niederlande
221.389
Schweiz
185.664
Spanien
185.462
Frankreich
184.718
175.512
Dänemark
Russland
45.530
Polen
45.145
Israel
117.656
Schweden
44.986
Schweden
115.865
43.829
Österreich
Österreich
125.356
Russland
108.819
Israel
33.248
Belgien
31.163
Belgien
82.773
Norwegen
28.996
Norwegen
78.895
91.196
Polen
China
23.198
Brasilien
Brasilien
20.501
Finnland
…
70.500
56.819
…
0
50.000
100.000
150.000
Januar - April 2015
200.000
0
Januar - April 2014
100.000 200.000 300.000 400.000 500.000
Januar - April 2015
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
Januar - April 2014
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
Gäste
Veränderung der Gästezahlen
monatliche Trendwerte - Veränderung zum Vorjahresmonat in %
gegenüber Vorjahreszeitraum in Tsd.
23,6
GB
10,7
Israel
8,3
USA
25
25
20
20
15
15
10
10
Schweiz
6,3
5
5
Italien
6,1
0
0
Spanien
5,7
-5
-5
4,5
Türkei
-10
01
02
03
3,3
Irland
04
05
06
Inländer
07
08
09
Ausländer
10
11
12
Insgesamt
13
14
15
-10
Prognose
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
…
Norwegen
0,0
Japan
-0,1
25
25
Tschechien
-0,3
20
20
Estland
-0,6
15
15
Bulgarien
-0,7
10
10
Finnland
-0,8
5
5
0
0
-5
-5
Übernachtungen
monatliche Trendwerte - Veränderung zum Vorjahresmonat in %
-3,0
Dänemark
Russland -15,4
-20
-10
0
Januar - April 2015
10
Januar - April 2014
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
26
20
30
-10
01
02
03
04
Inländer
05
06
07
08
Ausländer
09
10
11
Insgesamt
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
12
13
14
15
Prognose
-10
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Übernachtung, Bettenkapazität und -auslastung
monatliche Trendwerte - Veränderung zum Vorjahresmonat in %
15
4
3
10
2
5
1
0
0
-1
-5
-2
-10
08
09
10
Übernachtungen
11
12
Angeb.Betten
13
14
-3
15
Bettenauslastung (rechte Skala, Prozentpunkte)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Bettenzahl
Veränderung ggü. Vorjahr (Anzahl); Aufteilung nach Gästebettenzahl
9.000
9.000
8.000
8.000
7.000
7.000
6.000
6.000
5.000
5.000
4.000
4.000
3.000
3.000
2.000
2.000
1.000
1.000
0
-1.000
0
00
01
>500
02
03
04
250-499
05
06
07
100-249
08
09
10
11
30-99
12
<29
13
14 Apr
15
-1.000
Betten insgesamt
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
27
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Exporte
Naher Osten stützt gesamten Außenhandel
Unsicherheiten bremsen BRICS-Exporte
Im April 2015 sind die Warenexporte aus Berlin um
3,7% zurückgegangen. Dabei gab es im April vor
allem starke Rückgänge sowohl der Exporte nach
Russland (-40,5%) als auch in die USA (-34,1%).
Auch die nur leicht gestiegenen Ausfuhren in die
Eurozone konnten im April das Gesamtergebnis
nicht wirksam unterstützen (+0,3%).
Die derzeitige wirtschaftliche Schwäche der
Schwellenländer und die geopolitischen Unsicherheiten in diesen Ländern wirken sich direkt auf die
Berliner Exporte in die BRICS-Länder aus. Die
Ausfuhren in diese Länder (Anteil an den Berliner
Exporten: 10,4%) ging in den ersten vier Monaten
2015 vor allem aufgrund der stark rückläufigen
Russlandexporte um insgesamt 13,2% bzw. 47
Mio. EUR auf 468 Mio. EUR zurück. Zur Schwellenländergruppe der sogenannten BRICS-Länder
gehören Brasilien, Russland, Indien, China und
Südafrika. Mit insgesamt drei Mrd. Menschen leben in diesen Ländern etwa 40% der Weltbevölkerung. Auch in die BRICS-Ländern Indien (-24,9%)
und Brasilien (-15,6%) gingen im Zeitraum Januar
bis April 2015 deutlich weniger Berliner Exporte.
Positiv entwickelt haben sich lediglich die Exporte
in die Volksrepublik China (+12,5%) und Südafrika
(+18,3%).
Allerdings hatten sich die Exporte in den Vormonaten recht solide entwickelt. Deshalb zeigen die
Exporte über die ersten vier Monate 2015 gerechnet immer noch einen Zuwachs von 1,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das ist vor allem auf
steigende Exporte in den Nahen Osten und nach
Nordafrika zurückzuführen. Exporte nach SaudiArabien stiegen mit +93 Mio. EUR bzw. +56,9%
am stärksten. Auch in die Vereinigten Arabischen
Emirate (+43 Mio. EUR; +152%) und nach Ägypten
(+40 Mio. EUR, +158%) wurde deutlich mehr exportiert. Die Exporte nach Ägypten sind vor allem
aufgrund der Verkäufe von mehreren Berliner Gasturbinen so stark gestiegen.
Vorhersehbare Rückschläge aufgrund der Sanktionspolitik haben sich in den ersten vier Monaten
des Jahres 2015 bei den Exporten nach Russland
realisiert (-58 Mio. EUR; -32,9%). Inzwischen beträgt ihr Anteil an allen Berliner Exporten nur noch
2,6%, im Jahr 2011 waren es noch 6,3%. Noch
stärkere Rückgänge aber gab es im Handel mit
den Niederlanden. Hier wurde mit einem Exportvolumen von 173 Mio. EUR bereits 130 Mio. EUR (42,8%) weniger exportiert als noch im Vorjahreszeitraum. Es waren vor allem Geräte zur Elektrizitätserzeugung (-59 Mio. EUR), Pharmazeutische
Produkte (-31 Mio. EUR) sowie Nachrichtentechnische Geräte (-26 Mio. EUR), die in den Niederlanden nicht mehr so stark nachgefragt wurden. Vorwiegend handelt es sich dabei jedoch um einen
statistischen Rückpralleffekt. Denn in den ersten
vier Monaten 2014 hatten sich die Exporte in die
Niederlande gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum in 2013 insgesamt um 100% verdoppelt,
darunter insbesondere Geräte zur Elektrizitätserzeugung und Pharmaprodukte.
Starke Steigerung der Tabakexporte
Tabakexporte (+159 Mio. EUR; +67,2%) haben am
stärksten zugelegt. Allerdings sind die Exporte der
Kraftmaschinen mit -140 Mio. EUR (-42,5%) um
eine ähnliche Größenordnung zurückgegangen.
Auch die Exporte von Motoren und Kraftfahrzeugteilen haben in den ersten vier Monaten 2015 deutlich nachgegeben (-109 Mio. EUR; -54,1%).
28
Next Eleven entwickeln sich dagegen positiv
Dagegen stiegen die Ausfuhren in die als Next
Eleven bezeichneten Länder (Südkorea, Mexiko,
Türkei, Philippinen, Ägypten, Indonesien, Iran,
Pakistan, Nigeria, Vietnam und Bangladesch) in
den ersten vier Monaten 2015 um 79 Mio. EUR
(+37,1%) auf 294 Mio. EUR. Die Berliner Exporte
in die Next Eleven hatten im Jahr 2014 mit einem
Rückgang von 20% deutlich nachgelassen. Von
diesem verminderten Niveau aus lassen vor allem
die Exportsteigerungen nach Ägypten (+40 Mio.
EUR; +158%), Indonesien (+24 Mio. EUR; +258%)
und den Philippinen (+18 Mio. EUR; +230%) die
Ländergruppe in der Berliner Exportbilanz insgesamt wieder ins Plus drehen. Rückläufige Exporte
verzeichnen die Berliner Exportunternehmen noch
in die Türkei (-8 Mio. EUR; -13,4%) und nach
Bangladesch (-14 Mio. EUR, - 69%).
Positiver Ausblick
Nach der letzten Konjunkturumfrage der IHK Berlin
aus dem Mai 2015 hellte sich die Stimmung der
befragten Exportunternehmen wieder etwas auf,
nachdem in der vorherigen Befragung Anfang des
Jahres die Unsicherheiten aufgrund geopolitischer
Konflikte und der anhaltenden Finanzkrise überwogen. Solange es zu keiner wesentlichen Verschlechterung der geopolitischen Lage kommt,
kann vor dem Hintergrund eines für USAExporteure günstigen Wechselkurses sowie niedriger Erzeugerpreise wieder mit einem kleinen Exportwachstum in 2015 gerechnet werden.
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Exporttrends: wichtigste Exportländer
Exporttrends: wichtigste Warengruppen
Veränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR
Veränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR
1,5
3,3
Insgesamt
-29,9
Vereinigte Staaten
33,2
Frankreich
143,3
-140,2
Kraftmaschinen
-27,3
24,7
Mess- u. steuerungstechn. Erzeugn.
39,9
Tschechische Republik
Schweiz
16,4
Kakao und Kakaoerzeugnisse
25,6
9,9
Maschinen, a.n.g.
19,7
Enderzeugnisse, a.n.g.
3,1
28,0
Japan
-22,4
Mineralölerzeugnisse
-57,9
2,2
Elektrische Lampen u. Leuchten
19,0
Belgien
10,5
Kaffee
42,7
Verein. Arab. Emirate
-50
-42,5
Nachrichtentechnische Geräte
-2,0
Spanien
-100
31,4
sonstige Waren
-129,6
Österreich
159,1
Medizinische Geräte
-11,5
Italien
17,8
Tabakerzeugnisse
24,4
Volksrepublik China
-0,4
sonstige Fahrzeuge
92,8
Saudi-Arabien
Russische Förderation
Geräte z. Elektrizitätserz. u. -vert.
36,2
Niederlande
-9,0
Pharmazeutische Erzeugnisse
Polen
Vereinigtes Königreich
1,5
Insgesamt
0
50
Jan.- Apr. 15
Motoren u.a. Teile f. Kraftfahrzeuge
100
150
200
-109,0
-200
Jan.- Apr. 14
-100
0
Januar - April 15
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung
100
200
Januar - April 2014
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung
Exporte
monatliche Trendwerte, Veränderung ggü. Vorjahr in %
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
-10
-10
-20
-20
-30
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Eurozone
USA
EU ohne Euroländer
Naher Osten
Prognose
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
2014
2015
-30
Asien
Insgesamt
29
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Unternehmensgründungen
Unternehmensinsolvenzen
Mehr Betriebsgründungen als -schließungen
Leichter Rückgang bei Insolvenzanträgen
In den ersten vier Monaten 2015 wurden rund
14.900 Gewerbemeldungen bei den zuständigen
Gewerbeämtern registriert. Das waren 650 bzw.
4,2% weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Im
gleichen Zeitraum wurden allerdings nur 12.500
Gewerbe abgemeldet, so dass letztlich ein positiver
Gründungssaldo von rund 2.400 verblieb.
In den ersten drei Monaten des Jahres 2015 wurden 337 Insolvenzverfahren beantragt. Davon wurden 215 eröffnet, 122 wurden mangels Masse abgewiesen. Das waren 29 weniger Insolvenzanträge
(-7,9%) als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Zu berücksichtigen ist, dass zu den Gewerbeanmeldungen im Zeitraum Januar bis April 2015 auch
rund 775 Übernahmen zählen. Zudem führte nicht
jede der knapp 13.650 Neugründungen zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Bei knapp 80% der
Neugründungen handelt es sich um Personen, die
zunächst als Kleingewerbetreibende oder im Nebenerwerb als Solounternehmer tätig sind. Diese
Gründungen dienen oft der Überbrückung von Erwerbslosigkeit. Die mit -4,9% rückläufigen Gründungen bei Kleingewerbetreibenden lassen sich mit
dem derzeit intakten Berliner Arbeitsmarkt erklären,
der derzeit rund 21.300 offene Stellen in allen Bereichen der Wirtschaft bietet. Dagegen handelt es
sich bei den 2.800 Betriebsgründungen um Gewerbebetriebe, bei denen bereits bei ihrer Anmeldung
eine größere wirtschaftliche Bedeutung angenommen werden kann. Denn zu 75% handelt es sich
bei diesen Betrieben um Kapitalgesellschaften,
Kommanditgesellschaften oder Aktiengesellschaften, die zukünftig mehr Arbeitsplätze schaffen werden.
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die Betriebsgründungen in den ersten vier Monaten 2015
um 200 (-6,9%) auf rund 2.800 zurückgegangen.
Mit 611 Anmeldungen wurden die meisten Betriebsgründungen im Handel registriert. Auch im
Baugewerbe und im Grundstücks- und Wohnungswesen, die Branchen, die derzeit stark durch den
Wohnungsbau getrieben werden, wurden 252 bzw.
179 Betriebsgründungen registriert. Vor dem Hintergrund des boomenden Tourismus wurden auch
im Bereich Gastgewerbe 382 Betriebsgründungen
registriert. Mit insgesamt 92 Gründungen im ersten
Vierteljahr gab es 40 Gründungen mehr im Verkehrsbereich als im Vorjahreszeitraum.
Besonders schnell wächst die Zahl der Betriebsgründungen im Bereich Technologie in den Berliner
Clustern. So war der Nettozuwachs an neuen Betrieben im Jahr 2014 in den innovativen und kreativen Clusterbranchen fast doppelt so hoch wie in
den anderen Berliner Wirtschaftszweigen
30
Allerdings sind die von den Gläubigern gegenüber
den insolventen Unternehmen angemeldeten Forderungen in den ersten drei Monaten um 4,7% auf
nunmehr 266,2 Mio. EUR gestiegen (Vorjahr: 254,3
Mio. EUR). Grund waren die mit 118,6 Mio. EUR
besonders hohen Gläubigerforderungen im März
2015. Der gleitende 12-Monatsdurchschnitt der
angemeldeten Unternehmensforderungen hat sich
von seinem niedrigsten Stand im Mai 2014 (54,2
Mio. EUR) aufgrund der diesjährig hohen Märzwerte leicht auf 67,7 Mio. EUR erhöht.
In den ersten drei Monaten 2015 war vor allem der
Handel mit 56 Zusammenbrüchen besonders stark
betroffen. Anzumerken ist dabei, dass es sogar 11
Insolvenzen weniger waren als noch im Vorjahreszeitraum. Aber auch andere Branchen waren von
Insolvenzen bedroht. Insgesamt 45 Insolvenzen
wurden im Baugewerbe registriert und weitere 50
Insolvenzen betrafen den Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. In diesem Bereich sind neben Rechtsanwälten und Steuerberatern auch Architekten,
Forschungseinrichtungen,
Werbeunternehmen
sowie Ateliers und Designer statistisch erfasst. Im
Verarbeitenden Gewerbe wurden nur 21 Zusammenbrüche registriert. Das entsprach einem Anteil
von nur 6,2% aller Insolvenzen. Die höchsten Forderungen wurden mit 66,7 Mio. EUR im Grundstücks- und Wohnungswesen angemeldet. Aber
auch im Baugewerbe wurden Forderungen von 32
Mio. EUR registriert.
Da sich die Insolvenzen vor allem bei den jungen
und eher kleinen Firmen häufen, sind von den zahlungsunfähig gewordenen Firmen 60% bereits in
den ersten acht Jahren gescheitert. Insgesamt 25%
der insolventen Unternehmen mussten sogar schon
vor Ablauf des dritten Jahres aufgeben. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags beschäftigten die angeschlagenen Firmen immerhin zusammen noch
knapp 1.323 Arbeitnehmer. Damit beschäftigten die
zahlungsunfähig gewordenen Unternehmen im
Durchschnitt 3,9 Mitarbeiter.
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
1
1
1
1
1
1
11
1
1
1
1 1
Gew erbeanmeldungen Januar bis April 2015 (Veränderung ggü. Vorjahr)
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
14.908 (-4,2%)
Neuerrichtungen
Zuzug
Übernahme
13.684 (-4,0%)
449 (5,9%)
775 (-11,0%)
Neugründung
Umw andlung
13.631 (-4,0%)
53 (-5,4%)
Rechtsformw echsel
Gesellschaftereintritt
Erbfolge,
Kauf, Pacht
78 (-31,0%)
134 (11,7%)
563 (-11,8%)
Betriebsgründung
sonstige Neugründung
2.810 (-6,9%)
10.821 (-3,3%)
Betriebsgründung
Hauptniederlassung
Betriebsgründung
Zw eigniederlassung
Gründung
Kleingew erbetreibende
Gründung Nebenerw erb
2.152 (-2,1%)
658 (-19,7%)
7.067 (-4,9%)
3.754 (0,1%)
1 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; eigene Berechnungen
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1 1
Unternehmensinsolvenzen
220
400
200
350
300
180
250
160
200
140
150
120
100
100
80
50
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
0
beantragt e Unternehmens insolvenz en (Anz ahl)
gleitender 12-Monatsdurchschnitt (Anzahl)
voraussichtliche Forderungen in Mio. EUR (rechte Skala, gleitender 12-Monatsdurchschnitt)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
31
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Arbeitsmarkt
Ende 2015 weniger als 190.000 Arbeitslose
Erstmals mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte
Der Berliner Arbeitsmarkt zeigte im ersten Halbjahr
2015 einen durchweg positiven Trend. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Juni
2015 in Berlin „nur“ noch rund 191.600 Arbeitslose
gemeldet. Das waren 4.740 weniger als im Mai
2015 und 9.600 weniger als im entsprechenden
Vorjahresmonat (-4,8%). Die Schwelle von 200.000
Arbeitslosen wird aufgrund der hohen Nachfrage
nach Arbeitskräften im Niedriglohnbereich (Handel,
Gastronomie) in den kommenden Monaten nicht
mehr überschritten. Im September dürfte die Zahl
der Arbeitslosen mit 187.000 sogar erstmals unter
190.000 fallen. Für das Gesamtjahr 2015 errechnet
sich auf Basis dieser Annahmen ein durchschnittlicher Wert von 195.000 Arbeitslosen.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entwickelt sich weiter auf hohem Niveau. Sie
lag im April 2015 (aktuellere Zahlen liegen nicht
vor) mit 1.301.700 Personen um rund 39.170 Beschäftigte über dem entsprechenden Wert des Vorjahres (+3,1%; zum Vergleich Deutschland: +1,7%).
Im Juni ist die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen
im Alter von 15 bis 25 Jahre um 1.760 auf 14.550
Personen gefallen (-10,8%). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank im Jahresvergleich sogar um
4.300 Personen (-6,5%) auf 62.350 (32,5% aller
Arbeitslosen).
Entstanden sind im April 2015 vor allem viele Jobs
im Bereich der Immobilienwirtschaft und der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen
Dienstleistungen. Hier wuchs die Beschäftigung im
Jahresvergleich insgesamt um 9.170 Personen auf
148.900 (+6,6%). In der stark wachsenden Hauptstadt steigt auch der Bedarf an Lehrkräften, Erziehern und Kitapersonal kontinuierlich. Im Bereich
Erziehung und Unterricht stieg die Zahl der Beschäftigten um 8.870 (+11,3%) auf inzwischen
87.200 Personen. Auch in der Berliner Boombranche Information und Kommunikation (+4.400) und
dem stark tourismusgetriebenen Gastgewerbe
(+6.100) wurde die Beschäftigung gegenüber dem
Vorjahresmonat wieder kräftig ausgeweitet. Einen
deutliche Abbau von Arbeitsplätzen gab es dagegen in der öffentlichen Verwaltung und den Sozialversicherungen (-6.100; -7,1%) sowie im Bereich
der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen
(-470; -1,4%).
Positive Voraussetzungen für den weiteren Abbau
der Arbeitslosigkeit schaffen nach wie vor die hervorragenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
der Hauptstadt. Die Berliner Unternehmen meldeten den Arbeitsagenturen im Juni 2015 erneut mehr
als 7.500 freie Arbeitsplätze, 860 (+14,3%) mehr
als noch im Vorjahresmonat. Die Arbeitsagentur
registriert für Berlin inzwischen 21.300 offene Stellen. Nachgefragt werden vor allem Arbeitskräfte
aus den Berufsbereichen Industrie (3.620 Stellen),
Gesundheit, Soziales und Erziehung (3.570), Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit (3.450) sowie
aus dem stark boomenden Handel und Tourismus
(3.380).
Die Arbeitslosenquote ist im Juni gegenüber dem
Vorjahresmonat um 0,5 Prozentpunkte auf 10,5%
zurückgegangen. Für das gesamte Bundesgebiet
betrug die Arbeitslosenquote allerdings lediglich
6,2%. Damit lag die Berliner Quote noch 4,3 Prozentpunkte über dem deutschen Durchschnitt. Das
ist ein im Vergleich immer noch relativ hoher Wert.
Der größte Differenzbetrag wurde jedoch im Jahr
2003 mit rund 8 Prozentpunkten gemessen.
Im Bundesländervergleich rangiert Berlin im Juni
2015 mit einer Arbeitslosenquote von 10,5% immer
noch auf dem vorletzten Platz vor Bremen (10,9%).
In den südlichen Bundesländern sieht es dagegen
deutlich besser aus. An der Spitze stehen Bayern
und Baden-Württemberg mit Arbeitslosenquoten
von lediglich 3,4% bzw. 3,7%.
32
Bereits seit 2006 hat sich in der deutschen Hauptstadt die Zahl der Beschäftigten schneller als bundesweit erhöht. In den vergangenen Jahren ging
der starke Beschäftigungsaufbau in Berlin vor allem
auf vollsozialversicherungspflichtige Tätigkeiten
zurück. Dabei entfielen mehr als 90% des gesamten Beschäftigungszuwachses auf die Dienstleistungsbereiche.
Stabile Personalplanungen
Gemäß der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Berlin hält der steigende Personalbedarf in der Berliner Wirtschaft
weiter an. Im Jahr 2015 plant die Mehrheit der befragten Unternehmen, ihre Mitarbeiterzahl aufzustocken (21,7%) oder konstant zu halten (62,9%).
Dagegen planen nur 15,4% der befragten Unternehmen weniger Beschäftigte in 2015 einzustellen.
Auch der Saldo aus den Erwartungen auf eine steigende bzw. sinkende Beschäftigtenzahl liegt 1,3
Punkte höher als noch zu Jahresbeginn. Von Seiten der Berliner Unternehmen spricht also nichts
gegen weiter steigende Beschäftigtenzahlen. Für
das Gesamtjahr 2015 kann mit durchschnittlich
1.315.000 Beschäftigten gerechnet werden.
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Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
Veränderung der Arbeitslosigkeit
Veränderung der Beschäftigung
(ggü. Vorjahresmonat)
(ggü. Vorjahresmonat)
40
2,4
50
30
1,8
40
20
1,2
10
0,6
0
0,0
30
-10
-1,2
-20
-30
-1,8
-30
-2,4
11
12
13
14
15
0,5
0
-20
10
1,5
10
-0,6
09
2,5
20
-10
-40
3,5
-0,5
-1,5
-2,5
-40
-50
-3,5
05
Arbeitslose in Tausend
Arbeitslosenquote in Prozentpunkten (rechte Skala)
Unterbeschäftigungsquote in Protzentpunkten (rechte Skala)
06
07
08
09
10
SV-Beschäftigte in Tausend
11
12
13
14
15
in % zum Vorjahresmonat (rechte Skala)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, ab 2005 incl. erwerbsf. Sozialhilfeempfänger
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Arbeitslosenquote
in Tausend
in %
14,0
14,0
1.330
13,5
13,5
1.310
13,0
13,0
12,5
12,5
12,0
12,0
1.230
11,5
11,5
1.210
11,0
11,0
10,5
10,5
10,0
10,0
1.290
1.270
1.250
1.190
1.170
Jan
Feb
Mrz
2013
Apr
2014
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
2015
1.150
1.130
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
2013
2014
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
2015
Offene Stellen Juni 2015
Arbeitslosenquoten im Vergleich
Veränderung ggü. Vorjahr
2,0
Insgesamt 21.305
8
1,5
7
1,0
0,5
3.622
3.573
Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit
6
0,0
Industrie
Gesundheit, Soziales, Erziehung
3.450
Handel, Vertrieb, Tourismus
-0,5
5
3.383
Buchhaltung, Recht, Verwaltung
2.774
-1,0
Werbung, Marketing, Kultur
-1,5
1.783
4
Bau, Architektur, Gebäudetechnik
-2,0
-2,5
Naturwissenschaft, Informatik
3
05
06
07
08
Berlin
09
10
11
Deutschland
12
13
14
1.545
15
752
Land-, Forstwirtschaft, Gartenbau
Spread in Prozentpunkten (rechte Skala)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
400
0
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
1.000
2.000
3.000
4.000
Veränderung der Beschäftigten April 2015
Arbeitslosenquoten Juni 2015
in %
Berlin
Bayern
Hessen
Baden-Württemberg
Berlin
Bremen
Meck.-Vorp.
Sachsen
Brandenburg
Nordrh.-Westf.
Saarland
Hamburg
Thüringen
Sachsen-Anhalt
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Deutschland
Schles.-Holst.
0
Hessen
0
Niedersach.
2
Rheinl.-Pfalz
2
Bayern
4
Baden-Würt.
4
Niedersachsen
0,0
6
Deutschland
0,5
0,0
6
Hamburg
1,0
0,5
8
Nordrhein-Westfalen
1,5
1,0
8
Schleswig-Holstein
2,0
1,5
10
Bremen
2,5
2,0
10
Rheinland-Pfalz
3,0
2,5
Sachsen
3,0
Brandenburg
12
Saarland
3,5
12
Mecklenburg-Vorpommern
3,5
Thüringen
14
Sachsen-Anhalt
in %
14
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
33
Investitionsbank Berlin
07/2015
Zum Inhaltsverzeichnis
Volkswirtschaft
Fazit
Gute Aussichten
Im ersten und zweiten Quartal 2015 wurde in Berlin eine deutliche Steigerung des Bruttoinlandsproduktes von 2,1% bzw. 2,3% gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal registriert. Im zweiten Halbjahr dürfte der Wirtschaftsgang mit einem Wachstum im dritten und vierten Quartal von 2,5% bzw.
1,9% etwas wechselhafter verlaufen. Für das Gesamtjahr hat die IBB-Prognose von 2,2% weiterhin
Bestand. Da das Jahr 2015 zwei Arbeitstage mehr
hat, dürfte das tatsächliche Bruttoinlandsprodukt
sogar um 2,4% zulegen. Neben moderaten Steigerungen der Investitionen sind es vor allem der
Konsum und die unternehmensnahen Dienstleistungen die das Berliner Wirtschaftswachstum 2015
treiben. Risiken für das zweite Halbjahr bestehen
nach wie vor in den bestehenden geopolitischen
Spannungen, der Krise um Griechenland sowie
eine sich abschwächende wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern.
Das konjunkturelle Geschehen in Europa bot in
den letzten Monaten einige positive Überraschungen. Am Arbeitsmarkt hat sich inzwischen sogar
ein positiver Trend etabliert, in dessen Verlauf die
Arbeitslosenquote im Euroraum von 11,0% im
Februar 2013 auf nun 9,6% gesunken ist. Einen
zusätzlichen Schub für die Industrieländer bringt
der niedrige Ölpreis. Hinzu kommt als Konjunkturstütze vor allem für den Euroraum und Deutschland der günstige Euro-/Dollar-Wechselkurs.
Gleichwohl wird der Berliner Außenhandel wenig
zum Wachstum in der Hauptstadt beitragen. Unter
dem Strich dürfte es der exportstarken Berliner
Industrie dennoch gelingen – ungeachtet schwacher Schwellenländer und Russland-Sanktionen –
aufgrund des schwächeren Euro die Exporte 2015
doch noch um schätzungsweise 2,0% zu steigern.
Die Griechenlandkrise sollte nur geringe Auswirkungen auf die Berliner Konjunktur haben. Dagegen hat die zum Teil witterungsbedingte Wachstumsdelle in den USA zum Jahresbeginn einen
größeren Einfluss auf die Berliner Wirtschaft. Da
die USA mit einem Anteil von 11,6% der größte
außenwirtschaftliche Handelspartner Berlins ist,
wirkte sich die US-Wachstumsdelle deutlich auf die
Berliner Exporte aus. So sind die Exporte in die
USA in den ersten vier Monaten 2015 gegenüber
dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,4%
zurückgegangen.
Trotz dieser Rückgänge bewegen sich die Berliner
Warenexporte mit einer Steigerung von 1,5% in
den ersten vier Monaten 2015 dennoch im positiven Bereich. Das kann vor allem auf steigende
Exporte von Maschinenbauprodukten in den Nahen Osten und nach Nordafrika zurückgeführt wer
34
den. Die Exporte nach Saudi-Arabien stiegen mit
+93 Mio. EUR bzw. +56,9% am stärksten. Auch in
die Vereinigten Arabischen Emirate (+43 Mio.
EUR) und nach Ägypten (+40 Mio. EUR) wurde
deutlich mehr exportiert.
Der Konsum erhält in Berlin 2015 Impulse von dem
anhaltenden Touristenboom, einer anhaltend steigenden Beschäftigung und durch höhere Tarifeinkommen. Alles in allem dürften die verfügbaren
Einkommen in Berlin 2015 um nominal etwa 3,5%
zulegen, nachdem bereits im Vorjahr ein Plus von
2,5% erzielt worden war. Bei einem im Jahresdurchschnitt mit rund 0,5% niedrigen Preisdeflator
würden die privaten Konsumausgaben in Berlin um
real schätzungsweise 3,0% zulegen. Von diesem
guten Konsumklima in Berlin wird auch der Einzelhandel profitieren. So liegen die saisonbereinigten
Umsätze bis April 2015 um real 6,5% über dem
Vorjahresniveau, so dass auch für das Gesamtjahr
ein überdurchschnittliches Handelsergebnis zu
erwarten ist.
Auch die Geschäfte der hauptstädtischen Industriebetriebe haben sich stabilisiert. Insbesondere
die vom günstigen Ölpreis profitierenden und für
Berlin gewichtigen Pharmaunternehmen konnten
mit einem Umsatz von 2,3 Mrd. EUR in den ersten
vier Monaten des Jahres 2015 deutlich gegenüber
dem Vorjahreszeitraum zulegen (+18,9%). Neustrukturierungen der Produktionsprozesse, die
günstige Entwicklung bei den realen Lohnstückkosten und qualitativ hochwertige Produkte haben
dazu beigetragen, die Wettbewerbsposition der
Berliner Unternehmen zu stärken. Getragen wird
die Erholung in Berlin aber vor allem vom gewichtigen Dienstleistungsbereich. Mit einem Umsatzwachstum von 3,7% im 1. Quartal 2015 haben
insbesondere die unternehmensnahen Dienstleistungen deutlich zugelegt.
Auch der Berliner Bau hat 2015 weiterhin Potential
– nicht zuletzt durch das im Zuge der Finanzkrise
wachsende Interesse an Sachwerten. Das anhaltende Niedrigzinsniveau sowie die starke Nachfrage motiviert viele Unternehmen, ihre Aktivitäten im
Bereich Wohnungsneubau weiter zu verstärken.
Denn Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in
Berlin bedeuten auf der anderen Seite Verknappungen auf dem Wohnungsmarkt. Risiken für den
Berliner Wirtschaftsverlauf könnten aus einer
Zinswende in den USA und der Gefahr von Verwerfungen an den Kapitalmärkten erwachsen.
Alles in allem zeigen die Konjunkturindikatoren für
Berlin ein nicht störungsfreies aber insgesamt positives Gesamtbild.
Zum Inhaltsverzeichnis
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft 07/2015
35
Zum Inhaltsverzeichnis
Herausgeber:
Investitionsbank Berlin
Volkswirtschaft
Bundesallee 210
10719 Berlin
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Verfasser:
Claus Pretzell
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Verantwortlich:
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