Das Familienpony Sissy Mias Reitstunde auf Christoph Columbus bei Kaya Lüthi Mia und der “ t s n e i D m o v „Kasper Mia-Charlotte Becker gehört zu den besten Pony-Springreitern Deutschlands. Die Saison begann für sie mit einem Riesen-Erfolg auf der „Ver-Dinale“. Zu verdanken hat sie den einem „kleinen Tollpatsch“. W enn Mia Becker einmal abschalten will, backt sie einen Kuchen. „Heute gibt es Himbeerschnitten“, verrät die 14-Jährige. Sie steht in der liebevoll eingerichteten Küche des über 200 Jahre alten Wohnhauses der Familie und rührt Vanillepudding an. Der Stall hinter dem Haus ist neu. Hier wohnen Mias Ponys und Pferde. Darunter der elfjährige New ForestWallach Moorlands Carthago, mit dem sie auf der Ver-Dinale Zweite im Bundesnachwuchschampionat der Ponyspringreiter wurde. „Mit Cathi bekommt man die besten Stilnoten.“ Ihre Augen strahlen. „Er ist ein tolles Pony, immer gut gelaunt und bringt mich jeden Tag zum Lachen – er Mia mit ihren Eltern Julia und Otto Becker, Pony Cathi und Terrierhündin Gina. ist aber auch ziemlich tollpatschig, ein Kasper vom Dienst.“ Die NachwuchsSpringreiterin lebt ein Leben, von dem viele Gleichaltrige nur träumen. Sie geht in die neunte Klasse des Gymnasiums, schreibt gute Noten und nach der Schule geht es direkt in den Stall. Dort lernt sie weiter – und zwar von den Profis im Sattel. „Montags habe ich Dressurstunde bei Sebastian Langehanenberg, das Springtraining übernehmen dann Kaya oder Papa“, erklärt Mia. Wobei ihr Papa kein Geringerer ist als der Bundestrainer der Deutschen Springreiter, Otto Becker. Kaya Lüthi ist Bereiterin im Stall Becker und international im Springsattel erfolgreich. Mia legt die Tiefkühl-Himbeeren zum Auftauen aus der Truhe, auch der Pudding muss noch etwas abkühlen. Zeit, um Mia-Charlottes Pferde und Ponys kennenzulernen. Christoph Columbus, neben Carthago ihr zweites Pony, steht unter dem Solarium und lässt sich den Rücken wärmen. Der drahtige Fuchs ist die erste Wahl, wenn es im Parcours Sekunden wettzumachen gilt. Trainerin Kaya Lüthi baut bereits die Hindernisse in der lichtdurchfluteten Reithalle auf. In der Pony- und Children-Klasse Dort angekommen, scheint der Fuchswallach zu ahnen, dass er gleich wieder springen darf. Abreiten, warmspringen, die Chemie stimmt. In frischem Galopp steuern beide dann einen Oxer an, locker nimmt das Pony die Hürde. Kaya Lüthi legt die Stangen höher, Pony und Reiterin fliegen darüber hinweg. Auf Turnieren ist Mia schon viel höher gesprungen. „Manche Hindernisse sind dort 1,40 Meter hoch, also fast so groß wie mein Pony“, berichtet sie. Kein Wunder, schließlich ist sie immer da, wo sich die Besten treffen: bei den „Future Champions“ in Hagen, dem „Preis der Besten“ in Warendorf oder dem „Salut Festival“ in Aachen. Nicht nur im Ponysattel, auch bei den Children, also den Springreitern von zwölf bis 14 Jahren auf Großpferden, mischt Mia bereits mit. Unter anderem mit Coco Mademoiselle, einem ganz besonderen Pferd. Die Hannoveraner Fuchsstute ist nämlich eine Tochter von Cento, dem damaligen Erfolgspferd von Otto Becker. „Das geht ihm immer sehr ans Herz, wenn seine Tochter mit Centos Tochter erfolgreich im Parcours ist“, verrät Julia Becker, die ihre älteste Tochter beim Training von der Bande aus beobachtet. Sie ist die Managerin des Familienbetriebes. Denn nicht nur Mia, auch ihre jüngeren Geschwister Marlene, elf Jahre alt, und die neunjährige Helena sind mit dem Pferdevirus infiziert und starten bereits auf Turnieren. Otto Becker selbst kann nicht jedes Mal dabei sein, er hat viel mit den Reitern des Bundeskaders zu tun – gerade jetzt im Olympia-Jahr. Doch wenn er mitfährt, ist er voll und ganz TT: „Abladen, putzen, satteln – ich mache alles, was so anfällt“, verrät der Bundestrainer. „Ich wollte immer reiten“ Pony Christoph Columbus hat seinen Job für heute getan. Und mittlerweile müsste auch der Pudding abgekühlt sein. Zwei weiß-braune Terrier und eine hellbraune Rhodesian Ridgeback-Hündin namens Honey folgen Mia-Charlotte in Richtung Haus. Ein Leben ohne Tiere ist für sie unvorstellbar. So sind auch pferdefreie Tage eher selten. Und wenn sie einmal nicht in den Sattel steigt, trifft sie sich mit ihren Schulfreunden. Neidisch sind die nämlich gar nicht, auch wenn es manchmal einen oder zwei Tage frei für ein wichtiges Turnier gibt. „Meine Schulfreunde und meine Klassenlehrerin wünschen mir immer viel Erfolg und fragen, wie y: Kuchen backen! Mia mit Pony Cathi und Hündin Honey Fotos: K. Ahrling Mias Hobb es gelaufen ist.“ Wieder in der Küche rührt Mia-Charlotte eine fruchtig rote Himbeermasse an. War es als Tochter eines Profispringreiters eigentlich klar, in Papas Fußstapfen zu treten? „Ich wollte immer reiten. Immer wenn ich Papa beim Springen gesehen habe, dachte ich sofort: ‚Das will ich auch’“, sagt Mia-Charlotte. Beruflich möchte sie allerdings etwas anderes machen. „Was genau, weiß ich noch nicht. Aber das Risiko, mit dem Profisport nicht genug Geld zu verdienen, um einen Sportstall davon zu unterhalten, ist mir zu groß. Natürlich will ich weiter reiten und das auch so professionell wie möglich, aber eben nicht hauptberuflich“, erklärt sie schon sehr selbstbewusst. Sie schneidet den Kuchen in große Stücke, es duftet herrlich. Wovon träumt ein Mädchen wie Mia? „Von einem Start bei der Pony-Europameisterschaft“, antwortet sie prompt. Wen wundert’s, ein Mädchen wie sie hat eben nur Pferde im Kopf. Kirsten Ahrling 72 Reiter & Pferde 3/2016 Reiter & Pferde 3/2016 ● 73
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