DIE KRAFT DER ELEMENTE IN DEN BEZIEHUNGEN I-G-T Rolf Müller: Das Element Erde D ie Erde ist unsere Heimat ist das fliessen, das »im Fluss sein, und der einzige bekannte die Ordnung « nicht mehr gewähr- natürliche Ort im Kosmos, auf dem leistet. Sind die Ufer zu eng, gibt wir leben können. Unser Planet ist es Überschwemmung und Zerstö- der grösste Körper im Sonnen- rung. Sind die Ufer zu weit, ver- system, der eine feste Oberfläche sickert und versumpft das Wasser. besitzt. Auch gibt es im Sonnensystem nur auf unserem Planeten Schauen wir in unserem Körper an der Oberfläche flüssiges Was- die Blutgefässe an. Sie setzten dem ser in nennenswerten Mengen. fliessenden Blut die Grenzen, die Die Erdoberfläche ist ein kompli- Ufer. Sind hier die Grenzen zu eng ziertes wechselwirkendes System gesetzt, zeigt sich das in der Hyper- aus Luft, Wasser, Erde, Feuer und tonie, im hohen Blutdruck. Dies Leben, das wir in unserer Zeit könnte zu einem Infarkt-Gesche- langsam zu verstehen beginnen. hen, Überschwemmung, führen, „Ordnung ist ein Fluss, der fliesst“ Das Element Erde setzt Grenzen. was den Lebensfluss unmöglich Betrachten wir die Ufer eines Flus- macht. Die Schulmedizin erzwingt ses oder Sees: die Erde setzt dem dann eine Erweiterung der Gren- fliessenden Element Wasser klare zen - der Blutgefässe - mit Che- Grenzen (Ufer und Boden). Da- mie, mit Sprengstoff, damit der durch aber kann das Wasser ziel- Überdruck kein Schaden anrich- gerichtet seinem Ziel, dem Meer tet. Dies ist eine gute Notfallme- entgegen fliessen. Es bleibt »im dizin, sie kann in einer solchen Fluss«. Situation das Leben retten, löst aber nicht das Problem. So kommt Die Erde dient dem Wasser, indem der nächste Hochdruck bestimmt. sie ihm Widerstand bietet und Halt Besser währe: die Grenzen in der gibt. Sind die Grenzen im Verhält- bestehenden Lebenssituation neu nis zum Wasser falsch definiert, zu definieren und hinzuschauen, Rolf Müller und Gabrielle Biétry : : Eichlibachstr. 14 : : CH-9545 Wängi Tel. +41 52 366 40 74 : : Fax +41 52 366 40 73 : : w w w . i - g - t . c o m 1 DIE KRAFT DER ELEMENTE IN DEN BEZIEHUNGEN I-G-T Rolf Müller: Das Element Erde was mich da unter Druck setzt. Das Herz zeigt uns hier den Weg: Es nimmt das Blut, so wie es ist und macht das Beste daraus. Es unterscheidet nicht in rote- und weisse Blutkörperchen, es ist einverstanden mit dem was es nicht verändern kann. Der Volksmund sagt uns, dass das Herz der Sitz der Liebe sei: „Jemanden in sein Herz schliessen“. „Jemandem sein Herz schenken“. „Jemanden aus ganzem Herzen lieben“. So sagt uns denn das Herz etwas über die Liebe aus: Es hält das Blut nicht fest – es lässt es fliessen. Weil es alles fliessen lässt, bekommt es leben. Wir sollten heiter Raum und Raum durchschreiten, an keiner wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen. Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied … und gesunde!“ alles. Sind die Blutgefässe zu weit geEin Gedicht von Hermann Hesse: stellt, zeigt sich das in Hypotonie, dem tiefen Blutdruck. Dann versi- „Wie jede Blüte und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit, auch jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu gehen. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu Rolf Müller und Gabrielle Biétry : : Eichlibachstr. 14 : : CH-9545 Wängi Tel. +41 52 366 40 74 : : Fax +41 52 366 40 73 : : w w w . i - g - t . c o m ckert und versumpft die Lebensenergie, der Alltag wird trocken und immer mehr zur Last. Welche Ordnung ist gestört, welche Grenze falsch definiert, dass hier zu wenig Druck ist? In welcher Hinsicht sollte ich mehr Druck machen, damit die Ordnung wieder hergestellt ist? 2 DIE KRAFT DER ELEMENTE IN DEN BEZIEHUNGEN I-G-T Rolf Müller: Das Element Erde Ist unsere Beziehung am fliessen, werden die gleichen Grenzen, die und somit in Ordnung? Wenn Geborgenheit und Wachstum ga- Ja, erträgt es auch mal Hochwas- ben, immer mehr zu Gefängnis- ser oder auch mal Tiefstand, mal mauern. Ein Gefängnis, aus dem Hochdruck oder Tiefdruck. Ist das Kind dann ausbricht, es wird aber ständig Überschwemmung geboren. oder dauernder Tiefstand und Versumpfung, dann sind die Ufer, Nun liegt es in einem kleinen Kin- die Grenzen nicht richtig definiert, derbett, und fühlt sich wieder ge- die Ordnung nicht hergestellt. borgen, bis dann die Zeit kommt, wo auch das Kinderbett zum Ge- Diese Grenzen müssen immer wie- fängnis wird. Jetzt braucht es ein der neu angepasst werden. ganzes Zimmer um sich geborgen zu fühlen. Es ist nicht nur körper- Der kleine Bergbach braucht ande- lich gewachsen. Aber auch diese re Grenzen um fliessen zu können, Zimmerwände werden später zum als später dann, wenn er nach lan- Gefängnis, aus dem es Ausbrechen gem fliessen zum Fluss geworden muss. Und so geht es weiter, und ist, oder gar im Meer angekom- es hört nie auf. men ist. Geben mir die Grenzen – das Element Erde – Schutz und Geborgenheit, oder sind sie Gefängnismauern? Das werdende Kind im Mutterleib fühlt sich in seinen gegebenen Grenzen total geborgen und geschützt, darinnen kann es wachsen und sich entwickeln, was wiederum das Fliessen ist. Doch nach etwa 9 Monaten der Entwicklung, Rolf Müller und Gabrielle Biétry : : Eichlibachstr. 14 : : CH-9545 Wängi Tel. +41 52 366 40 74 : : Fax +41 52 366 40 73 : : w w w . i - g - t . c o m Der Fluss fliesst gegen den Widerstand der Ufer, der Erde. Wachstum erfolgt gegen Widerstände. Das Element Erde setzt auch den Beziehungen Grenzen, die Widerstand erzeugen, damit die Beziehung im Fluss bleibt. Dadurch wird auch Wachstum der Beziehung möglich. Das Glück in den Beziehungen wächst gegen Widerstände. Bei Hellinger lese ich: „Mit Schwierigkeiten geht man um wie Kinder mit tiefem Wasser. Sie lernen schwimmen.“ 3 DIE KRAFT DER ELEMENTE IN DEN BEZIEHUNGEN I-G-T Rolf Müller: Das Element Erde Wo immer wir verpasst haben, die sichtbar nach aussen, und zieht Grenzen neu zu definieren, kann sichtbar das an, was er braucht es sehr eng werden, der Druck für sein Wachstum. Mein Hunger- steigt. gefühl ist nicht sichtbar, aber das Je mehr wir Sicherheit und Gebor- Brot, das es anzieht, ist sichtbar. So genheit im Aussen suchen, desto ziehe ich auch auf der seelischen enger sind die Grenzen und desto Ebene die Nahrung an, die meine gebundener sind wir an die Er- Seele für ihr Wachstum braucht. scheinung. Das heisst auch, dass ich den Part- Auch die Grenzen des Lebens ner anziehe, der mich durch seine können einen grossen Druck er- sichtbare Art zu sein, auf meine zeugen, wenn sie nicht immer neu unsichtbaren, inneren Ordnungen definiert werden: das Eingeengt- und Unordnungen aufmerksam sein zwischen Geburt und Tod. macht. Der Same im Boden nimmt die Auch wenn wir dann in einer Nahrung von Mutter Erde, die Partnerschaft sind, hört es nicht vorhanden ist, und er nimmt sie auf. Wenn auch das körperliche so wie sie ist, ohne wenn und aber. Wachstum so ungefähr mit dem Und er macht das Beste daraus 20. Lebensjahr aufhört, geht die denn er will wachsen und sich Entwicklung – das Fliessen - trotz- Ent-wickeln. dem weiter und fordert immer Wie ist das in der Partnerschaft? wieder nach neuen Grenzen. Auch Nehme ich meinen Partner ohne die Partnerschaft ist etwas, was wenn und aber? Habe ich meine Wachstum und Entwicklung will, Eltern so genommen wie sie sind, damit sie immer neu ist. Wo Al- und bin ich mit dem zufrieden, was tes und Routine die Partnerschaft ich von ihnen erhalten habe, ohne bestimmt, geht es abwärts, denn wenn und aber, wie der Same im Routine lässt die Liebe verküm- Boden? Wenn Ja, bin ich gewach- mern. sen und reifer geworden, bin ich Wenn wir einen Samen in die Erde im Fluss, dann wird es mir auch in legen, so wirkt dieser Samen un- der Partnerschaft gelingen. Rolf Müller und Gabrielle Biétry : : Eichlibachstr. 14 : : CH-9545 Wängi Tel. +41 52 366 40 74 : : Fax +41 52 366 40 73 : : w w w . i - g - t . c o m 4 DIE KRAFT DER ELEMENTE IN DEN BEZIEHUNGEN I-G-T Rolf Müller: Das Element Erde Wenn Nein, bieten mir die Pro- ich ihn nicht ganz, und nicht ohne bleme und Widerstände, die sich wenn und aber. Das steht dann in dann in der Partnerschaft zeigen, der Partnerschaft verhindernd da- die Möglichkeit, auf eine innere zwischen. Unordnung oder auf etwas was mir fehlt, aufmerksam zu werden, Auch hier ist Familienstellen um diese dann auch in Ordnung ein ausgezeichnetes Instrument, bringen zu können. Grenzen neu zu definieren und Ordnungen wieder herzustellen. Auszug aus der 7. Essener Schriftenrolle: Das Element Erde macht auch auf unsere wesentlichen Bedürfnisse »Ich lerne erkennen, dass jeder mäkelnde, unfreundliche Mensch verzweifelt ist und versucht, es mir kund zu tun. Niemand ist bösartig, der sich wohl fühlt, glücklich, fröhlich und selbstbewusst ist. Nur solche Leute sind unfreundlich, denen etwas fehlt. Ruppiges Benehmen verrät verzweifeltes Bedürfnis nach Liebe, Beachtung, Hilfe und Unterstützung. Die angemessene Antwort ist Mitgefühl und Verständnis.« Angenommen, ich lehne meine Schwiegereltern ab. Diese sind aber die Eltern meines Partners und gehören für immer zu ihm. Sie sind auch in ihm, in seinem Herzen. Er ist aus ihnen - oder besser: durch sie - entstanden. Wenn ich sie ablehne, so lehne ich einen Teil meines Partners ab. So nehme Rolf Müller und Gabrielle Biétry : : Eichlibachstr. 14 : : CH-9545 Wängi Tel. +41 52 366 40 74 : : Fax +41 52 366 40 73 : : w w w . i - g - t . c o m aufmerksam. Auf der Körperebene ist es das Bedürfnis nach Nahrung, welche uns die Erde bietet, um überleben zu können. Auf der Seelischen Ebene dienen die Grenz- und Druckverhältnisse, die Widerstände, dem (meistens unbewussten) Bedürfnis nach Wachstum und Ent-Wicklung. Wer auf die Widerstände eingeht, anstatt ausweicht, bleibt „im Fluss“ und wird reifer, anstatt älter. Hinter negativen Gefühlen stehen meistens ein oder mehrere wichtige Bedürfnisse, die unerfüllt blieben: z.B. Zugehörigkeit, Entwicklung, Geborgenheit, Selbstverantwor- tung, Selbstbestimmung, Sexualität, Ordnung, Frieden, um nur einige zu nennen. 5 DIE KRAFT DER ELEMENTE IN DEN BEZIEHUNGEN I-G-T Rolf Müller: Das Element Erde Unerfüllte Bedürfnisse sind oft ten derer des Partners zurückzu- der Antrieb für unser Suchen und stellen, sollten beide gemeinsam Handeln. Einige können wir uns versuchen, die Bedürfnisse des selber erfüllen, für viele aber brau- Andern einfühlsam aufzunehmen chen wir andere Menschen dazu, und gemeinsam kreative Lösun- z.B. in der Partnerschaft. Gerade gen suchen, welche beiden gerecht in der Partnerschaft zeigt sich oft werden. Die Bedürfnisse sollten hinter Schuldzuweisungen, Vor- erkannt und auch ausgesprochen würfen und Beleidigungen: mas- werden, da sonst viele Missver- kierte Bitten und Sehnsüchte, un- ständnisse und Spekulationen die erfüllte Bedürfnisse. Beziehung sehr erschweren. Die Oft versuchen wir Bedürfnisse zu Verantwortung für meine Bedürf- verdrängen oder zu verstecken. nisse liegt ganz allein bei mir und Es ist nur eine Frage der Zeit, wenn diese nicht gestillt sind, so bis diese dann zerstörerisch wir- kann ich niemandem dafür die ken entweder in der Aggression Schuld zuweisen. (Überschwemmung) oder in der Depression (Versumpfung) und DIE ERDE FORDERT UNS AUF: Verzweiflung. Die Grenzen immer neu zu definieren. Wer seine Bedürfnisse stillt, kann auch auf die Bitten und Bedürfnis- Auf Widerstände einzugehen, an- se anderer eingehen. statt ihnen auszuweichen. Dies sind wichtige Voraussetzungen für das Wachstum und Gelin- Wachstum erfolgt gegen Wider- gen der Partnerschaft. Denn gera- stände. de in der Partnerschaft kommen nicht nur gemeinsame, sondern Das Glück in den Beziehungen auch viele gegensätzliche Bedürf- wächst gegen Widerstände. nisse zusammen. Anstatt nur die eigenen durchsetzen zu wollen, Bedürfnisse erkennen, achten und oder aber die eigenen zuguns- gemeinsam darauf eingehen. Rolf Müller und Gabrielle Biétry : : Eichlibachstr. 14 : : CH-9545 Wängi Tel. +41 52 366 40 74 : : Fax +41 52 366 40 73 : : w w w . i - g - t . c o m 6
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