Interview zur Fachschule Technik mit Jürgen Dröse, Koordinator

Interview zur Fachschule Technik mit Jürgen Dröse, Koordinator Abteilung C
Hallo Jürgen, wie abgesprochen einige Fragen zur Fachschule Technik.
Ist es richtig, dass man dich als „Vater der Fachschule Technik“ bezeichnen kann?
Getragen und gepflegt wird die Fachschule Technik von einem mittlerweile großen Team von
Lehrerinnen und Lehrern. Richtig ist aber auch,
dass ich zusammen mit Reiner Guse und weiteren Kollegen aus dem Metallbereich dieses „Kind“
initiiert und groß gezogen habe.
Es wird mittlerweile 19 Jahre alt und wächst und gedeiht!
Ein Großteil meiner Kollegen beobachtet, dass dein Team vorwiegend abends unterrichtet,
betreibt ihr eine „Nachtausbildung“?
Das hängt mit der Schulform zusammen. 1993 wurde die Fachschule Technik in Vollzeitform
wieder eingeführt, seit 1999 wird sie in berufsbegleitender Teilzeitbeschulung in Abendform
angeboten. Am Dienstag und Donnerstag findet der Unterricht jeweils von 18:00 bis 21:15 Uhr
statt, am Samstag unterrichten wir von 8:00 bis 12:15 Uhr.
Welche Fachrichtungen werden angeboten?
Es gibt zwei verschiedene Fachrichtungen: Einmal die Fachschule Elektrotechnik und die
Fachschule Maschinentechnik.
Für den berufsbezogenen Bereich in der Elektrotechnik sind in erster Linie Jens Latt und ich die
Ansprechpartner. Zugleich haben wir Verstärkung bekommen: Daniel Liwicki wird in diesem
Bereich in die Automatisierungstechnik einsteigen. Darauf freue ich mich schon!
Für die Maschinentechnik zeichnen hauptsächlich Daniel Preuß, Andreas Schernich und Thomas
Menzel Verantwortung.
Mittlerweile hat Andreas Schernich auch die Teamleitung für die Fachschule Technik
übernommen.
Wer unterrichtet in der Fachschule Technik?
Jede Kollegin und jeder Kollege unterrichtet dort freiwillig.
Das Unterichten in der Fachschule Technik verlangt einen hohen Grad an Zuverlässigkeit.
So wird beispielsweise ein Unterrichts-Jahresplan aufgestellt, der voraussetzt, dass möglichst
kein Unterricht ausfällt. Dies ist unseren Schülern auch nicht zuzumuten, da sie häufig in
Schichten arbeiten oder nach Arbeitsschluss zur Schule kommen.
Es darf aber auch gesagt werden, dass das Unterrichten an der Fachschule einiges von den
Lehrkräften verlangt. Wer z. B. weit angereist kommt, bis 13:10 Uhr regulären Unterricht hat
und bis 18:00 Uhr warten muss, verbringt schon einige Zeit in der Schule. Auch ist das
Unterrichten an einem Samstag familienfeindlich! Es wird versucht, diese Belastungen
gleichmäßig zu verteilen.
Welche Vorteile hat das Unterrichten in der Fachschule Technik?
Wir haben es mit hoch motivierten Schülern zu tun, deren Zielsetzung der Abschluss zum
„Staatlich geprüften Techniker“ ist. Sie sollen befähigt werden, Aufgaben im mittleren
Managementbereich zu übernehmen. Sie stehen zwischen dem Facharbeiter und dem Ingenieur.
Die Technikerin bzw. der Techniker ist nach seiner Ausbildung in der Lage, selbständig
Probleme des entsprechenden Berufsbereiches zu erkennen, zu analysieren, zu strukturieren, zu
beurteilen und dafür Lösungswege in wechselnden Situationen zu entwickeln.
Er findet sich in der mittleren Führungshierarchie wieder, steigt auf vom Arbeiter zum
Angestellten, hat eine geregelte Arbeitszeit, kommt aus der Schichtarbeit heraus und hat damit
eine höhere Lebensqualität. Im Metallbereich geht er in die Entwicklung und Konstruktion, in
den Entwurf von Bauten oder er erstellt Vorrichtungen.
Im Elektrobereich kommt er z.B. in die Arbeitsvorbereitung oder ins Qualitätsmanagement.
Gleichzeitig erwirbt der Techniker die Berechtigung an einer Fachhochschule zu studieren.
Schaffen das alle Schüler?
Nein. Es bleiben etwa zwei Drittel der Schüler übrig, d. h. nach der ersten Hälfte der Ausbildung
zeichnet sich dieser Trend ab.
Zu den Zahlen: In der Elektrotechnik sind 29 Teilnehmer gestartet, in der Maschinentechnik
waren es 37 Schüler.
Was haben eure Schüler vorher gemacht?
Das verteilt sich sehr unterschiedlich. 80 Prozent kommen aus der Industrie, jeweils 10 Prozent
aus dem Handwerk und von Dienstleistungsunternehmen. (z. B. Stadtwerke)
Welchen Stellenwert hat die Projektarbeit?
Die fächerübergreifende Projektarbeit hat einen hohen Stellenwert. Sie ist vergleichbar mit einer
Ingenieurs-Arbeit, umfasst 200 Stunden, findet im zweiten Ausbildungsjahr statt und wird im
Team durchgeführt.
Die Schüler werden durch unsere Lehrkräfte betreut, die Aufgabenstellung ist nicht rein
theoretischer Natur, sondern im Zusammenhang mit ihrer Berufstätigkeit zu sehen. Schule und
Betrieb arbeiten sozusagen gemeinsam an der Problemstellung.
Aufgrund des technischen Wandels und der hohen Spezialisierung unterstützen wir unsere
Schüler im allgemeinen Teil (Organisation, Umfang, Inhalt, Pflichtenheft, Vorgespräche und
Betriebskontakte), außerdem arbeiten wir uns in die technischen Inhalte ein. Dies ist schon eine
Gratwanderung.
Zum besseren Verständnis gebe ich dir zwei Probe-Arbeiten zum Lesen mit: 1. „Umstellung der
Datenübertragung Schrottkrane auf WLAN Technologie“ und 2. „Optimierung der Prüfprozesse
an den Prüffeldern“.
(Die erste Arbeit besticht durch eine große grafische Anschaulichkeit, die zweite Arbeit umfasst
154 Seiten, ohne Anhang und 39 Besprechungsprotokolle/Anmerkung der Redaktion)
Auch wir erfahren von unseren Schülern die neusten technischen Errungenschaften: So wird für
die Fehlersuche in Stromverteilungskästen mit einer Wärmebildkamera gearbeitet.
Welche Chancen haben die Techniker der BBS Peine auf dem Arbeitsmarkt?
Gute bis sehr gute Chancen. Etwa die Hälfte bis zwei Drittel unserer Schüler hat vor dem
Ausbildungsende einen neuen „Technikerposten“.
Unsere Schulform hat im Peiner Umland weiterhin einen guten Ruf und eine hohe Akzeptanz.
Eine Abschlussfrage: Worauf bist du besonders stolz? – auf die Fachschule Technik, auf
die Einführung der EDV oder auf das Berufliche Gymnasium Technik.
Natürlich auf alle drei Tätigkeitsfelder.
Aber die Fachschule Technik ist ein Glanzstück und liegt mir sehr am Herzen!
Danke!