Positionspapier der USO zum Thema Frühsprachen 1. Grundlagen

Positionspapier der USO zum Thema Frühsprachen
1. Grundlagen
Das Schweizerische Sprachengesetz zielt auf die Förderung der individuellen und institutionellen
Mehrsprachigkeit ab und erwähnt dabei im Besonderen den Austausch von Schülerinnen und
Schülern, sowie von Lehrpersonen. Es hält fest, dass die Schülerinnen und Schüler über Kenntnisse
in mindestens einer zweiten Landessprache sowie in einer weiteren Fremdsprache (üblicherweise
Englisch) verfügen sollen. Unterricht in den Landessprachen soll den kulturellen Aspekten eines
mehrsprachigen Landes Rechnung tragen.
Das föderalistische System in der Schweiz gibt den Kantonen viele Freiheiten. So können sie
beispielsweise selber entscheiden, welche Frühsprachen unterrichtet und wann mit dem Erlernen
der Frühsprachen begonnen werden soll. Zurzeit unterscheiden sich die Zeitpunkte, an denen in der
Schule die erste Fremdsprache unterrichtet wird, zwischen den Kantonen sehr. Es herrscht auch
kein Konsens darüber, welche Fremdsprache zuerst unterrichtet werden soll. Einige Kantone
möchten zuerst eine zweite Landessprache (Französisch, Italienisch oder Deutsch) unterrichten,
andere wiederum beginnen mit der „Weltsprache“ Englisch. Dieser Dissens führt zu Problemen,
wenn zum Beispiel eine Familie in einen anderen Kanton umziehen möchte.
2. Lehrplan 21
Der Lehrplan 21 wurde von der D-EDK in Zusammenarbeit mit Experten verfasst. Der Lehrplan sieht
die Harmonisierung der Lehrpläne der 21 Deutschschweizer Kantone vor. Allerdings stösst er mehr
und mehr auf Widerstand in der Bevölkerung und in den Parteien. Der Lehrplan 21 unterteilt die elf
Schuljahre in drei Zyklen. Der 1. Zyklus umfasst zwei Jahre Kindergarten und die ersten zwei Jahre
der Primarstufe (bis Ende 2. Klasse). Der 2. Zyklus umfasst vier Jahre Primarstufe (3. bis 6. Klasse)
und der 3. Zyklus die drei Jahre der Sekundarstufe I (7. bis 9. Klasse). Die USO erachtet diese
Einteilung als sinnvoll und verwendet diese Einteilung im Folgenden auch.
Der Lehrplan 21 sieht Französisch als erste Fremdsprache vor. Diese soll im 2. Zyklus eingeführt und
im 3. Zyklus intensiviert werden. Ebenso soll Englisch als zweite Fremdsprache im 2. Zyklus
eingeführt werden, allerdings später als Französisch. Italienisch soll erst im 3. Zyklus als 3.
Fremdsprache unterrichtet werden.
3. Erste Fremdsprache
Die USO vertritt die Meinung, dass die erste Fremdsprache bereits im 1. Zyklus unterrichtet werden
soll. Allerdings erst in der zweiten Hälfte, das heisst, sie sollte während der 1. oder 2. Primarstufe
spielerisch eingeführt werden. Die erste Fremdsprache sollte eine Landessprache sein, damit die
Schülerinnen und Schüler schon möglichst früh mit der Mehrsprachigkeit der Schweiz konfrontiert
werden und lernen, wie wichtig es ist, sich innerhalb des Landes verständigen zu können. Der Fokus
soll auf Italienisch und Französisch liegen, da diese Sprachen, im Gegensatz zum Rätoromanischen
auch in der ganzen Welt von grosser Bedeutung sind. Eine Landessprache als erste Fremdsprache,
fördert ausserdem den nationalen Zusammenhalt, Dialog und Austausch.
4. Zweite Fremdsprache
Als zweite Fremdsprache soll Englisch unterrichtet werden. Die Konfrontation mit der englischen
Sprache sollte spätestens im 2. Zyklus stattfinden. Im internationalen Austausch wird die
„Weltsprache“ Englisch immer wichtiger und gewinnt stetig an Gewicht. Der Aufbau
kommunikativer Kompetenz in Englisch ist daher im Hinblick auf die spätere berufliche Ausrichtung
bedeutsam. Es ist Aufgabe der Schule möglichst gut auf einen späteren beruflichen Erfolg
hinzuarbeiten, dabei ist Englisch unerlässlich. Ausserdem werden die Schülerinnen und Schüler
heute schon sehr früh mit Englisch konfrontiert, beispielsweise in den Medien und auch im
alltäglichen Deutschen Sprachgebrauch. Dies führt auch dazu, dass vielen Schülerinnen und
Schülern das Erlernen von kommunikativen Englischen Sprachkompetenzen einfacher und besser
gelingt. Aus diesem Grund erachtet die USO Englisch als zweite Fremdsprache ideal.
5. Dritte Fremdsprache
Die ersten beiden Fremdsprachen (1. Fremdsprache Landessprache und 2. Fremdsprache Englisch)
sollen auch noch im 3. Zyklus unterrichtet werden. Ausserdem soll zu Beginn des 3. Zyklus die
zweite Landessprache dazukommen. Falls die erste Fremdsprache Französisch ist, soll nun Italienisch
und umgekehrt unterrichtet werden. So können sich die Schülerinnen und Schüler in einem
Grossteil der Schweiz verständigen. Dies fördert den nationalen Austausch und Dialog in beinahe
allen Regionen der Schweiz. Ausserdem können sich die Schülerinnen und Schüler im nahen
Ausland verständigen und somit zusätzliche Kompetenzen erwerben.
6. Rätoromanisch
Rätoromanisch ist auch noch heute ein wichtiger Teil des Bündner- und auch des Schweizer
Kulturguts. Allerdings wird diese vierte Landessprache von Schulen sehr oft vernachlässigt. Die USO
ist daher der Meinung, dass ab dem 3. Zyklus den Schülerinnen und Schülern Rätoromanisch als
Freifach zur Verfügung stehen soll. Dies fördert, dass Rätoromanisch wieder mehr im Bewusstsein
der restlichen Schweiz zum Vorschein tritt und dass auch diese Sprache wieder mehr gefördert und
unterstützt wird. Ausserdem wird so vermieden, dass Rätoromanisch ganz aus dem Sprachgebrauch
in der Schweiz verschwindet. Die Förderung ausserhalb Graubündens soll auch zeigen, dass die
Schweiz weiterhin zu ihren vier Landessprachen steht und dieses Stück Kultur nicht verlieren
möchte.