270 Übersichtsarbeit Ultraschalldiagnostik in der Phlebologie* Korrekte Verwendung der Begriffe E. Mendoza1; J. Schimmelpfennig2; L. Schimmelpfennig2 1Venenpraxis, Wunstorf; 2MVZ Gefäßmedizin, Burgebrach Schlüsselwörter Keywords Duplexsonographie, Doppler, FKDS, PW-Duplex, B-Flow, Varikose Duplex ultrasound, Doppler, CDU, PW duplex, B-mode flow, varicosis Zusammenfassung Summary Seit der Doppler-Effekt für die Diagnostik von Gefäß- und Herzerkrankungen in der Klinik eingesetzt wurde, hat sich die Technik stark weiter entwickelt. Von der Stiftsonde (CWDoppler) zum Schwarzweiß-Duplex, dem PWDoppler, der in ein B-Bild eingearbeitet wurde, bis hin zur farbkodierten Duplex-Sonographie (FKDS) und darüber hinaus zu neueren Entwicklungen wie dem Power-Duplex und dem B-Flow. Immer wieder werden diese Begriffe verwechselt und die FKDS in Arztbriefen als „Venendoppler“ bezeichnet oder als Ultraschall der Beinvenen. Dieser kurze Überblick versucht, in knappen Worten und Bildern Klarheit zu jedem Begriff zu schaffen. Since the introduction of the Doppler effect into clinical practice for the diagnosis of vascular and cardiac diseases, the technology has developed considerably. From the pencil probe (CW Doppler) to black and white duplex, PW Doppler, which was incorporated into a B-mode image, to colour duplex ultrasound (CDU) and beyond to more recent developments, such as power duplex and B-mode flow imaging. These terms are frequently confused with each other and medical reports refer to CDU as “venous Doppler” or “ultrasound of the leg veins”. This short outline attempts to clarify each term briefly in words and images. Korrespondenzadresse Dr. Erika Mendoza Venenpraxis Speckenstr. 10, 31515 Wunstorf E-Mail: [email protected] Zitierweise des Beitrages/Cite as: * Dieser Artikel enthält Textteile aus Mendoza E, „Duplexsonographie der oberflächlichen Beinvenen“ in: „Phlebologischer Bildatlas“ Rabe E, Stücker M, Viavital Verlag, 2015, mit freundlicher Genehmigung vom Viavital Verlag, Köln Ultrasound diagsnostics in phlebology Correct use of terms Phlebologie 2015; 44: 270–274 http://dx.doi.org/10.12687/phleb-5-2015 Eingereicht: 2. August 2015 Angenommen: 14. August 2015 English version available at: www.phlebologieonline.de Ultraschall B-Bild CW-Doppler Mittels Ultraschall wird eine Gewebescheibe in Graustufen dargestellt. Der Doppler-Effekt ist dafür nicht notwendig (▶ Abb. 1). Continuous Wave Doppler: Erste Anwendung des Dopplereffekts zur Diagnostik von Strömungsgeschwindigkeiten im menschlichen Körper, wird noch heute als Stiftsonde oder Pocket-Doppler verwendet (▶ Abb. 2). Permanentes Aussenden und Empfangen eines Dopplersignals. Alle Flusssignale entlang der Eindringtiefe des © Schattauer 2015 Doppler-Strahls werden registriert und simultan wieder gegeben. Es ist nicht möglich, eine Aussage zur Tiefe im Gewebe des registrierten Flusses zu geben, bzw. ob in einem oder mehreren Gefäßen gemessen wurde. In der Venenheilkunde stehen heute deutlich exaktere Messgeräte zur Verfügung (Bildgebung und Flusskurve als simultane Ableitung), soddass der CW-Doppler eher keinen Stellenwert mehr hat. Wichtig ist die CW-Doppler-Sonde jedoch zur Ableitung der Verschlussdrucke am Knöchel und zur Ermittlung des Knöchel-Arm-Index beim Ausschluss einer arteriellen Verschlusskrankheit, die ggf. eine Kontraindikation zur Kompression darstellen könnte. PW-Doppler Pulsed Wave Doppler: Messung der Fließgeschwindigkeit an einem konkreten Punkt (Im Gegensatz zur continuous wave, bei der die Dopplermessung alle Blutflüsse auf ihrem Strahl erfasst) (▶ Abb. 3). Das Echo wird vom Schallkopf gepulst abgegeben und auf das Antwortsignal gewartet. Somit können wir festlegen, aus welcher Tiefe im Gewebe die Antwort gesendet wird und die Fließgeschwindigkeiten einem genauen Punkt zuordnen. Dieses erlaubt die Messung des Blutflusses an einem vorher gewählten Punkt im B-Bild. Die heutigen Schallgeräte bieten zwar die Option einer isolierten PW-Doppler-Kurve noch an, wegen der deutlich praktischeren PW-Duplex-Anwendung (s.u.), wird die isolierte Kurve ohne B-Bild jedoch nur noch selten zur Anwendung kommen. PW-Duplex PW-Duplex ist eine Kombination von B-Bild und PW-Doppler und wird auch Phlebologie 5/2015 271 E. Mendoza; J. Schimmelpfennig; L. Schimmelpfennig: Ultraschalldiagnostik in der Phlebologie Schwarz-Weiß-Duplex genannt als Abgrenzung zur farbkodierten Duplexsonographie. Im B-Bild wird ein Areal gewählt, in dem der Fluss gemessen wird (in ▶ Abb. 4 mit rotem Kreis gekennzeichnet). Somit ist eine exakte Zuordnung der Flusskurve zu einem anatomischen Bereich möglich. Der Anwender kann auswählen, ob das B-Bild in der linken oder oberen Hälfte des Bildschirms erscheint und die abgeleitete Flusskurve demzufolge auf der rechten Bildhälfte (dann mit kürzerem Verlauf, ▶ Abb. 4a) oder auf der unteren Bildhälfte (dann mit längerem Kurvenverlauf, ▶ Abb. 4b) abgebildet ist. Farbkodierte Duplexsonographie (FKDS) Umrechnen der Informationen der PWDoppler-Aufnahme aller in einem Fenster abgebildeten Punkte zu Farbdarstel- Tab. 1 Abb. 1 Querschnitt durch die Oberschenkelinnenseite mit Darstellung der V. saphena magna als schwarzen Punkt in der Faszienloge. Die VSM wird im Bild vermessen. lungen. Bewegungen auf den Schallkopf zu werden rot kodiert, vom Schallkopf weg in blau (▶ Abb. 5). Diese Kodierung ermöglicht ein deutlich schnelleres Zuordnen von Blutflüssen, besonders bei Zusammenfließen von mehreren Gefäßen. Es erfordert jedoch eine höhere Rechnerkapazität, da die PW-DopplerDaten von einem relativ großen Areal erarbeitet und in Farbe übersetzt werden Übersicht der Begrifflichkeiten in der Ultraschalldiagnostik Abkürzung Bild Nr. Voller Name Anwendung in der Phlebologie Vorteile Nachteile CW-Doppler 2 Continuous Wave Doppler, Stiftsonde In der Venendiagnostik vom Günstig in der Anschaffung, Keine exakte ZuordnungsDuplex abgelöst, Optimal kleines Format möglichkeit des gemessenen zur Messung des KnöchelFlusses zu einem Gefäß Arm-Index PW-Doppler 3 Pulsed Wave Doppler Messung von Flusskurven in Exakte Ortung des zu mesvorher im B-Bild festgeleg- senden Flusses ten Gefäßen Schwarz-Weiß Duplex oder PW-Duplex 4 Pulsed Wave Doppler mit si- Messung von Flusskurven in Exakte Darstellung des Ge- Zeitaufwändiger als die multanem B-Bild definierten Gefäßen fäßes und des Flusses, einzi- Farbkodierte Duplex-Sonoges zur Dokumentation ei- graphie nes Refluxes vorhandenes Instrument FKDS 5 Farbkodierte Duplex-Sonographie Triplex Ohne simultane Darstellung (Duplex) Verwacklungsgefahr. Flussmessungen in allen Ge- Komfortabler Überblick über fäßen in dem gewählten ein Gefäßsegment oder Bildausschnitt, in Farbe ko- Bündel dierte PW Messung Dient nicht der Dokumentation einer Flusskurve, Blooming mit Überzeichnen des Gefäßes 6 Flussmessung in Farbe und mit Anzeige der Flusskurve Bessere Orientierung Verlangsamung der Darstellung durch hohe Rechnerleistung Power Duplex 7 Suche von Flusssignalen in Gefäßen ohne Flussanzeige in FKDS Erfassen auch sehr langsa- Keine Angabe der Flussrichmer Blutflüsse, regulär in al- tung, Blooming len modernen FKDS-fähigen Geräten vorhanden. B-Flow 8 Diagnostik kleinster Thromben oder sehr diskreter Klappeninsuffizienzen Erfassen auch langsamer Blutflüsse ohne Überzeichnen des Gefäßes Phlebologie 5/2015 Teuer in der Anschaffung © Schattauer 2015 272 E. Mendoza; J. Schimmelpfennig; L. Schimmelpfennig: Ultraschalldiagnostik in der Phlebologie Abb. 2 Mit CW-Doppler abgeleitete Flusskurve, die Flussrichtung auf den Schallkopf zu ist definitionsgemäß positiv und wird von der Nulllinie nach oben in der Kurve dargestellt, der Fluss vom Schallkopf weg. Abb. 4 a. PW-Duplex mit vertikaler Aufteilung: B-Bild links mit Ansicht der V. saphena magna am Oberschenkel innen, in deren Inneren das Messfenster des PWDopplers liegt (roter Kreis). Abbildung der Flusskurve rechts im Bild. b. PW-Duplex mit horizontaler Aufteilung: B-Bild oben, Flusskurve unten. In beiden Bildern: Gelber Pfeil: Zehe heben, orthograder Fluss, Ausschlag nach unten im Bild, blauer Pfeil: Zehe senken, Reflux, der länger als 0,5 Sekunden anhält, Ausschlag nach oben. Diese V. saphena magna ist nicht kompetent, die Klappen schließen nicht. Dies Verfahren (PW-Duplex) ist das einzige, das zur sicheren Dokumentation eines Refluxes geeignet ist, z.B. präoperativ, da es den Fluss entlang der Zeitachse und die Zuordnung der Flusskurve im Bild ermöglicht. a b Abb. 3 Abgeleitete Kurve im PW Doppler. Zunächst wurde in einem B-Bild die V. saphena magna dargestellt, dann wurde die PW-Doppler-Messung vorbereitet, indem das Messfenster des PWDoppler-Modus in die VSM gelegt wurde. Danach wurde auf PW-Doppler umgeschaltet: Das erzeugte Bild zeigt den Fluss in der V. saphena magna nach einem Provokationsmanöver (Zehe heben: orthograder Fluss, Ausschlag nach unten, Flussrichtung herzwärts, dann Zehe senken: kurzer retrograder Fluss, Ausschlag nach oben bis zum Klappenschluss, suffiziente VSM). müssen. Daher kann es bei älteren Geräten zu Informationsverlust bei langsamen Refluxen kommen. Zur Dokumentation ist es als Bildaufnahme nicht geeignet, nur ein Film würde den Verlauf des Flusses über die Zeitachse dokumentieren und damit die Anwesenheit eines Refluxes. Nachteil der FKDS ist das Blooming – das Übermalen der Ränder des Gefäßes mit Farbe bei schnellen Blutflüssen. Daher ist die FKDS-Darstellung nicht geeignet, um Gefäßdurchmesser auszurechnen. Triplex Kombination von FKDS und PW-Ableitung in einem Bild (▶ Abb. 6). Erfordert noch mehr Rechenleistung vom Schallgerät, sodass meist die Kurve nicht so exakt darge- © Schattauer 2015 stellt ist und die Farbe auch nicht so eindeutig dargestellt ist. Da die Information der PW Kurve deutlich weit reichender ist als die der Farbe, ist in Augen der Autoren die Verwendung des Triplex-Modus eher verzichtbar. Man sollte entweder die Vorzüge des FKDS oder des PW-Duplex ausnutzen. Power-Duplex Verstärkung des Ergebnisses der FKDS durch andere Rechenverfahren. Das Ergebnis konzentriert sich nur auf das Vorhandensein eines Flusses, nicht auf die Richtung. Daher gibt es nur eine Farbe, die als Gelbton festgelegt wurde (▶ Abb. 7). Dieser Modus ist in den neuen Schallgeräten hinterlegt als Option nach Einschalten des FKDS. Phlebologie 5/2015 273 E. Mendoza; J. Schimmelpfennig; L. Schimmelpfennig: Ultraschalldiagnostik in der Phlebologie Abb. 5 Längsschnitt an der Oberschenkelinnenseite über einer refluxiven Perforansvene: Die V. saphena magna verläuft parallel zur Oberkante des Bildes. Im Messfenster (weißer Kasten im Bild) wird der Fluss gemessen: Hier zeigt sich ein roter Fluss mit gelben/blauen Anteilen auf grund von Turbulenzen im Perforansbereich und ein roter Fluss in der VSM. a b Abb. 8 B-Flow (Genehmigung vom SpringerVerlag). Längsschnitt durch die Fossa poplitea mit Darstellung eines kleinen Thrombus an einem Klappensegel in der V. poplitea (Pfeil). Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages aus: Weskott HP, Mendoza E; Das Ultraschallgerät; in: Mendoza E; Duplexsonographie der oberflächlichen Beinvenen. Berlin: Springer Verlag 2013) Abb. 6 Triplexdarstellung der Reflux-Kurve in einer VSM am Oberschenkel innen. a den oder stagnierenden Blut, die für den Schallkopf sichtbar werden und in ihrer Bewegung wie eine graue Wolke in der Vene darstellbar wird. Es handelt sich um eine Option, die im Gerät implementiert sein muss – und die leider noch sehr teuer ist. Durch diese Option kann ohne Überzeichnen der Gefäßwände wie bei FKDS eine exakte Darstellung von sich bewegenden Flüssigkeiten dargestellt werden. b Abb. 7 Bei Z.n. Thrombose zeigt sich an diesem Bein venös kaum ein Fluss in der Fossa poplitea (Querschnitt durch die Fossa poplitea). a. unter Provokationsmanövern mit FKDS, b. unter Provokationsmanövern mit Power-Duplex. B-Flow Eine weitere technische Aufwertung der Duplex-Sonographie ist der B-Flow. Es handelt sich dabei nicht um den sichtbaPhlebologie 5/2015 ren Fluss im so genannten Erythrozytensludge im B-Bild (▶ Abb. 8). Dieser entsteht nach längerem unbewegten Stehen, möglicherweise durch Bildung von Erythrozytenaggregaten im langsam fließen- Kompressionssonographie Zum Ausschluss einer Thrombose wird das Lumen der Vene in der linken Bildhälfte ohne Kompression dargestellt, in der rechten Bildhälfte komprimiert (▶ Abb. 9). Orthograder Fluss Gesunder Fluss in den Venen: Aus den oberflächlichen Venen Richtung tiefe Bein© Schattauer 2015 274 E. Mendoza; J. Schimmelpfennig; L. Schimmelpfennig: Ultraschalldiagnostik in der Phlebologie Abb. 9 Querschnitt im B-Bild an der Oberschenkelinnenseite mit Darstellung der V. saphena magna in der linken Bildhälfte unter normalem Andruck der Schallsonde. In der rechten BIldhälfte Andruck auf das Gewebe mit dem Schallkopf, die V. saphena magna ist komprimiert und nicht mehr darstellbar, dadurch ist der Beweis erbracht, dass dort kein Gerinnsel vorhanden ist. Anzeige venen und insgesamt zum Herzen hin. Wird im FKDS blau kodiert und bei üblicher Schallkopfhaltung ergibt sich im PWDoppler ein Fluss nach unten (▶ Abb. 3, ▶ Abb. 4 und ▶ Abb. 6). Reflux Pathologischer Fluss durch fehlenden Klappenschluss. Er fließt von tiefen Venen Richtung oberflächliche Venen und fusswärts, wird im FKDS rot dargestellt bei üblicher Schallkopfführung und ergibt einen Fluss im PW oberhalb der Nulllinie, der länger als 0,5 bis 1 Sekunde anhält (▶ Abb. 4 und ▶ Abb. 6).
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