BILDUNGSINFRASTRUKTUR INITIATIVE BUILDUNGSHORIZONT 2015-2025 INITIATIVE ELEMENTARPÄDAGOGIK STAND 2015 910 1.700 970 850 590 330 Kleinkindergruppen Kindergartengruppen Familiengruppen Hortgruppen Kindergruppen Tageseltern SCHULE 3.120 Volksschulklassen 1.370 Neue Mittelschulklassen und Hauptschulklassen 460 Sonderschulklassen 120 Polytechnische Klassen GESAMT: 175.600 Kinder und Jugendliche in Kindergarten und Schule 250.000 Eltern 24.000 Elementar- und Schulpädadoginnen und Schulpädagogen (inkl. Assistentinnen bzw. Assistenten und pädagogische Assistentinnen bzw. Assistenten) INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis 1 Vorworte 2 Die Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative 5 Veränderte Rahmenbedingungen – neue Anforderungen 7 Bildungsinfrastrukturbedarf 2025 11 Neuer Bildungsraum – Programme & Projekte 2025 18 Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm 2012 – 2023 23 Schulsanierungspaket 2008 – 2017 25 Schulerweiterungen 2014 – 2016 27 Kindergarten 29 Bildungsbereiche in Sockelzonen & Mehrfachnutzung 31 Governance – Struktur & Abläufe 33 Zusammenfassung 35 Abkürzungs-, Abbildungs- und Kartenverzeichnis 36 VORWORT Die Bevölkerung der Stadt Wien wird laut aktuellen Prognosen auch im kommenden Jahrzehnt dynamisch wachsen. Im Jahr 2025 werden in Wien wieder rund zwei Millionen Menschen leben. Wien wird dadurch zum jüngsten Bundesland Österreichs! Um allen Kindern und Jugendlichen gute Zukunftschancen zu ermöglichen, ist eine umfassende und qualitativ hochwertige, elementare und schulische Bildung und Betreuung von größter Wichtigkeit. Die dazu notwendigen Maßnahmen sind Herausforderung und Chance zugleich. Auf Basis der bislang erfolgten Aktivitäten im Zuge der Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative wurde das vorliegende Konzept erarbeitet, das den Rahmen für die zukünftigen Infrastrukturmaßnahmen absteckt. Es gibt sowohl einen Überblick über die derzeit in Planung und Umsetzung befindlichen Projekte als auch die zukünftigen Projektpotenziale und Potenzialgebiete für Bildungsbauten. Der zusätzliche Bedarf an Kindergarten- und Schulplätzen wird durch die weiterentwickelten Campus plus-Standorte, Neubauten von Kindergärten und Schulen, Erweiterungen bestehender Standorte und die Nutzung der Sockelzonen von Wohnbauten für Mini-Campus-Standorte gedeckt werden. Dies ermöglicht es, sowohl in längerfristiger Perspektive zu planen als auch auf kurzfristige Anforderungen rasch und flexibel reagieren zu können. Die inhaltlichen und organisatorischen Voraussetzungen wurden im Rahmen der Bildungsinfrastrukturinitiative weiterentwickelt und gestärkt. Ich danke der Bereichsleitung für Bildungsinfrastruktur und allen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement bei der Erstellung dieses Konzepts. Christian Oxonitsch Stadtrat für Bildung, Jugend, Information und Sport VORWORT Verstärkt durch die Dynamik der wachsenden Stadt stellt die Entwicklung und Umsetzung von Bildungsinfrastrukturen einen sich stetig ändernden und hoch komplexen Prozess dar. Die steigende Zahl der Kinder, geänderte pädagogische Anforderungen an Bildungsbauten, die Vielzahl der beteiligten Dienststellen und die sich stetig verändernden rechtlichen Rahmenbedingungen erfordern innovative Wege in der Bereitstellung von Kindergärten und Schulen in der Stadt Wien. Die Planungs- und Umsetzungsprozesse im Bereich des Bildungsbaus bedingen disziplinenübergreifende Herangehensweisen, effektive Kommunikations- und Managementstrukturen sowie eine stärkere Orientierung am Lebenszyklusmodell im Bereich des Immobilienmanagements. Wir wissen, dass die Bewältigung der Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts im Bereich der Bildungsinfrastruktur sowohl neue Wege und Ansätze als auch einen zusätzlichen Ressourceneinsatz erfordert. In diesem Sinne ist es uns als Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative im vorangegangenen Jahr gelungen, einen wesentlichen Schritt hin zu einem optimierten und effizienten Planungs- und Bauprozess zu setzen. Die vorliegende Unterlage soll einen Einblick in die grundlegenden Zugänge und Maßnahmen geben. Ich freue mich, die künftigen Herausforderungen im Bereich der Bildungsstruktur, nämlich der Schaffung ausreichender hochqualitativer Bildungsbauten für die jüngsten Wienerinnen und Wiener, mit allen Beteiligten, in kontinuierlichem Dialog mit Politik, den unterschiedlichsten Verwaltungsbereichen und NutzerInnen, gemeinsam zu meistern. DI Hubert Teubenbacher Bereichsleiter für Bildungsinfrastruktur 2 3 © Votava/PID DIE WIENER BILDUNGSINFRASTRUKTURINITIATIVE Bildungsangebote können und sollen neben der bestmöglichen Vorbereitung auf das Berufsleben dazu beitragen, ungleiche sozio-ökonomische Startvoraussetzungen auszugleichen und ein hohes Maß an Chancengleichheit und gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. Einer der Kernbereiche der kommunalen Daseinsvorsorge ist daher, zeitgemäße, inklusive, egalitäre, vielfältige und wohnortnahe Bildungsangebote bereitzustellen. Das dynamische Wachstum Wiens führt dazu, dass auch immer mehr Schule und Kindergarten sind Arbeitsplatz und gleichzeitig auch Kinder und Jugendliche in der Stadt leben. Mehr Kinder und Jugend- Lebens- und Kommunikationsraum. Kinder und Jugendliche sowie liche bedeuten auch einen höheren Bedarf an Kindergärten und Pädagoginnen und Pädagogen verbringen hier einen großen Schulraum. Neue Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zu bauen, Teil ihrer Zeit. Es wird die Basis für die Lust am Lernen, für Wohlstand in die Jahre gekommene zu sanieren und zu modernisieren, an ver- und Lebensqualität, für Innovation und für eine aktive Teilhabe an der schiedenen Standorten Erweiterungen durchzuführen, sind daher zen- Gesellschaft gelegt. Schulen und Kindergärten sind mehr als reine trale Aufgaben aktuell und für die nächsten Jahre. Investitionen in den Funktionsbauten, sie sind Spiegelbilder der gesellschaftlichen Entwick- Bildungsbau sind aber keineswegs nur gesellschafts- und bildungspo- lung und Räume für soziales Lernen. Dementsprechend vielfältig sind litische Notwendigkeiten, sie sind auch Impulsgeber für Wirtschaft und auch architektonische und städtebauliche Anforderungen nicht nur an Beschäftigung. die Bildungsbauten selbst, sondern auch an Außenräume und Umfeld. Wien – inklusive und innovative Bildungsstadt Bildungsbau – Planungsprozesse optimieren Wie wichtig Bildung und Qualifikation für die Entwicklung der sozialen Auf Initiative der im Jahr 2014 neu eingerichteten Bereichsleitung inklusiven Stadt und für den innovativen Wirtschaftsstandort Wien ist, für Bildungsinfrastruktur wurde magistratsintern ein breit angelegter lässt sich sehr gut daran erkennen, dass sich dieses Thema in den Kommunikations- und Planungsprozess gestartet. Expertinnen und verschiedensten strategischen Dokumenten der Stadt wie z. B. in der Experten aller fachlich zuständigen Magistratsabteilungen sowie der Smart City-Rahmenstrategie, dem Wiener Qualifikationsplan, dem Stadtbaudirektion waren eingeladen, die Rahmenbedingungen und die STEP 2025 u. a. wiederfindet. bestehenden organisatorischen Strukturen zu analysieren, zukünftige Anforderungen zu definieren, Potenziale sichtbar zu machen, Einer der Grundpfeiler des Selbstverständnisses Wiens ist ein öffentlich Planungsprozesse vorzubereiten, geeignete Standorte für Bildungs- finanziertes und gemeinwesensorientiertes Bildungswesen. Die Über- bauten zu identifizieren und diese zu bewerten sowie Ressourcen- und windung der Bildungsbenachteiligung bestimmter gesellschaftlicher Finanzierungspläne zu erstellen. Es wurde auch der Grundstein dafür Gruppen ist erklärtes Ziel der Stadt. Niemand darf von Bildungsprozes- gelegt, Kommunikations- und Kooperationsstrukturen zu optimieren sen ausgeschlossen oder in diesen benachteiligt werden. Bildungsan- und Evaluierungs- und Controllinginstrumente weiterzuentwickeln und gebote, ob im Kindergarten oder in der Schule, leisten einen großen zu implementieren. Beitrag zu einer sozial durchmischten Stadt, können sie doch Segregationstendenzen sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen entgegen- Die Bildungsinfrastrukturinitiative ist ein Prozess zur Optimierung der wirken bzw. diese verringern. internen und externen Kommunikation und Abläufe mit dem Ziel, zeit- und bedarfsgerecht Bildungsraum zur Verfügung zu stellen und Bildungsraum – Raum für Bildung Vorsorge für die erforderlichen personellen, technischen und organisatorischen Ressourcen, die geeigneten Flächen sowie die notwendigen finanziellen Mittel zu treffen. Die Stadt Wien ist für die Errichtung, Erhaltung und Modernisierung von rd. 750 öffentlichen Bildungseinrichtungen wie Kindergärten, Volksschulen, Neuen Mittelschulen, Sonderschulen, Polytechnischen Schulen sowie Berufsschulen verantwortlich. 4 5 © Votava/PID VERÄNDERTE RAHMENBEDINGUNGEN – NEUE ANFORDERUNGEN Bis zum Jahr 2025 werden in Wien fast zwei Millionen Menschen leben, womit der bisherige Bevölkerungshöchststand aus dem Jahr 1910 (2,084 Mio.) erreicht werden könnte. Es ist aber nicht nur die demografische Entwicklung, die die Errichtung von Bildungsbauten beeinflusst, auch aus gesellschafts- und bildungspolitischen Trends und baulichtechnischen Vorgaben ergeben sich neue quantitative wie qualitative Anforderungen. Wien – wächst und wird jünger Mit dem Bevölkerungszuwachs ändert sich auch deren altersmäßige Zusammensetzung. Wien wird jünger und ist am Weg, das demografisch jüngste Bundesland zu werden. Während österreichweit in den nächsten zehn Jahren von sinkenden Kinderzahlen ausgegangen wird, erwartet man für Wien und das Wiener Umland teilweise beträchtliche Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung 1991–2044 (2015=100) 130 125 Steigerungen. 120 Der Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, dass seit 2009 die Zahl 115 der 0- bis 5-jährigen Kinder aufgrund der dynamischen Geburtenentwicklung um rd. 9.000 auf etwa 109.000 zum Jahresende 2014 110 gestiegen ist. Dieser Trend wird sich auch weiterhin fortsetzen. 105 In den kommenden Jahren wird die Zahl der Geburten auf knapp 100 unter 20.000 pro Jahr steigen. Wien könnte somit wieder ein ähnliches Geburtenniveau erreichen wie in den 1960er-Jahren, der Zeit des Babybooms. • • Die Bevölkerung Wiens wird lt. Prognosen bis zum Jahr 2025 95 90 85 auf rd. zwei Millionen anwachsen. Im Jahr 2025 werden rd. 294.000 unter 15-jährige Kinder und Jugendliche in der Stadt leben, das sind um ca. 36.000 mehr als zu Beginn 2015. Wien wächst aber nicht in allen Bezirken und Stadtteilen in gleichem Ausmaß. Starke Bevölkerungszuwächse werden vor allem dort er- 80 1991 1995 1999 2003 2007 2011 2015 2019 2023 2027 2031 2035 2039 2043 Gesamtbevölkerung 0- bis 5-Jährige 6- bis 13-Jährige wartet, wo vermehrt Wohnraum entsteht bzw. dort, wo Zuwanderung stattfindet. Quelle: Statistik Austria, Prognose Stadt Wien, MA 23 Es wird davon ausgegangen, dass das Bevölkerungswachstum in den Innenstadtbezirken auf die Zuwanderung aus dem In- und Ausland Die angesprochenen Einflussfaktoren bestimmen auch die kleinräumige zurückzuführen sein wird. In den Neubaugebieten sowie in gürtelnahen Verteilung der unterschiedlichen Altersklassen. Am Bespiel der Stadtgebieten wird das Bevölkerungswachstum im Gegensatz dazu Prognose der Veränderung der 6- bis 9-jährigen Wohnbevölkerung eher von der im Inland geborenen Bevölkerung beeinflusst. lässt sich diese räumliche Entwicklung veranschaulichen. 6 7 Karte 1: Bevölkerungsentwicklung der 6- bis 9-Jährigen 2014 bis 2024 absolute Veränderung -50 und weniger -49 < 0 0 < 50 50 < 100 100 und mehr Verkehr Straße Gewässer Naturraum WIEN GESAMT +18% (+11.700) Quelle: MA 23 - Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik Gesellschafts- und bildungspolitische Aspekte Wien verfügt über eine in Österreich einzigartige Dichte an leistbaren und mit einer Vollerwerbstätigkeit von Mann und Frau vereinbarbaren, elementaren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Beitragsfreier Abb. 2: Zufriedenheit mit der pädagogischen Qualität der Betreuung in Kleinkindergruppen und Kindergärten 2013 1 = sehr zufrieden 2 3 4 5 = gar nicht zufrieden Kindergarten, familienfreundliche Öffnungszeiten für Berufstätige, wenige Schließtage, Betreuung auch während der Ferienmonate und 57,4 26,9 11,2 tägliches Mittagessen ermöglichen es auch Personen mit Familie, den Beruf ohne längere Unterbrechungen auszuüben. 2,1 2,4 Quelle: Sozialwissenschaftliche Grundlagenstudie Wien II. Durch den intensiven Ausbau der elementaren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen hat Wien trotz steigender Kinderzahl die In einer wachsenden Metropole ist die soziale und ethnische Hetero- sogenannten EU-weiten Barcelona-Zielwerte bereits erreicht. Für genität in den Kindergärten und Klassenzimmern Bereicherung und Kindergartenkinder im Alter von 3 bis 6 Jahren wurde der Zielwert bei Herausforderung zugleich. Schon jetzt ist nicht die Homogenität der der Versorgungsquote von 90 Prozent mit über 100 Prozent bereits Normalfall, sondern die Vielfalt. erreicht. Auch bei den 0- bis 3-jährigen Kleinkindern liegt die Versorgungsquote mit 44,8 Prozent deutlich über der geforderten Versor- Integration und in der Folge Inklusion ist das Thema der Zukunft. Inklu- gungsquote von 33 Prozent. sive Bildung bedeutet, ganzheitliche Kompetenzförderung unabhängig von körperlicher, geistiger, emotionaler und sozialer Entwicklung, Aus einer im Jahr 2013 durchgeführten Studie über die „Lebensqua- unabhängig von Herkunft, Geschlecht, von religiösem Hintergrund oder lität in Wien im 21. Jahrhundert“ geht hervor, dass 57,4 Prozent der der familiären Situation. Für den elementaren Bereich werden diese WienerInnen mit der Qualität der elementaren Bildung und Betreuung Aspekte im Bildungsplan aufgegriffen. Im schulischen Bereich wird in Kleinkinder- und Kindergartengruppen sehr zufrieden und fast 27 das Ziel einer gemeinsamen ganztägigen Schule für alle Kinder und Prozent überwiegend zufrieden sind. Jugendlichen im Pflichtschulbereich verfolgt. © Votava/PID Eine engere Verschränkung von Kindergarten und Volksschule, die bestimmten Räumlichkeiten sowie der Sanitärräume und der Küchen. Ausweitung ganztägiger Schulformen, offene Bildungsprozesse, Die Anforderungen im Schulbereich werden durch das Schulorgani- Sprachförderung, altersheterogene Lerngruppen, eine verstärkte sationsgesetz, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz und das Berücksichtigung von Bewegung, vermehrtes Teamteaching und Wiener Schulgesetz geregelt. Kleingruppenunterricht – all diese gesellschaftspolitischen und pädagogischen Elemente haben Auswirkungen auf die Raumkonzepte für Das Wiener Antidiskriminierungsgesetz ist hier ebenso einzuhalten, Bildungseinrichtungen. wie die Bauordnung für Wien, die ÖIB-Richtlinien und ÖNORMen, feuerpolizeiliche Richtlinien, ArbeitnehmerInnenschutzgesetze u. a. Investitionen in Kindergärten oder Schulen sind in der Regel langfristig angelegt. Es gilt daher, eine gute Balance zwischen Langlebigkeit der Die Einhaltung der brandschutztechnischen Standards gilt für alle Neu- baulichen Investitionen und den über die Jahrzehnte wechselnden und Zubauten sowie Sanierungen und stellt spezielle Herausforderun- pädagogischen und gesellschaftlichen Anforderung zu finden. gen für alle Beteiligten dar. Um eine einheitliche Vorgangsweise bei der Handhabung von brandschutzrechtlichen Sicherheitsstandards für Die Herausforderung besteht daher darin, Bildungsinfrastruktur im Bildungseinrichtungen zu erreichen, wurde von der MA 37 - Baupolizei Sinne einer Nachhaltigkeit auch für die sich weiterentwickelnden päda- ein entsprechendes Regelwerk erstellt. gogischen Ansätze hinreichend flexibel zu halten. Für Gebäude, die öffentlichen Zwecken dienen, ergeben sich insbesonAber nicht nur die erwähnten demografischen Entwicklungen und die dere auch aus den Bestimmungen zur Barrierefreiheit erhöhte Anforde- bildungspolitischen und pädagogischen Ziele haben Einfluss auf rungen an Gebäude und Freiräume. Bauliche und sonstige Planungen für Erweiterungen, Neubauten und die Sanierungen von Anlagen sowie andere Lebensbereiche sind barrierefrei, wenn sie für Bildungsbauten. Auch die verschiedensten rechtlichen Rahmenbedin- Menschen mit Behinderung in der allgemein üblichen gungen beeinflussen Entwurfsparameter, die benötigten Flächen, das Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Raumprogramm und die Ausgestaltung der Bildungsbauten. Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Rechtlicher Rahmen Diese Vielzahl der gesetzlichen Vorgaben wird etwa im Raumbuch für Amtshäuser, Kindergärten und Schulen der Stadt Wien und den Ergänzungen und Raumblättern sowie Richtlinien entsprechend den aktuel- Grundlegende bauliche Anforderungen im Bereich der Kindergärten len Anforderungen des Stadtschulrates für Wien, der MA 56 – Wiener sind durch die Wiener Kindergartenverordnung (WKGVO) eindeutig Schulen bzw. der MA 10 – Wiener Kindergärten zusammengefasst und geregelt. Dazu gehören: Höchstanzahl von Kindern in einer Gruppe, laufend aktualisiert. Raumgrößen und die Ausstattung aller zum Aufenthalt der Kinder 8 9 © Votava/PID BILDUNGSINFRASTRUKTURBEDARF 2025 Für eine bedarfsorientierte Planung im Bildungsbereich ist es notwendig, die zukünftige Entwicklung der Nachfrage abzuschätzen. Dafür braucht es verlässliche Prognosedaten zur demografischen Entwicklung und tragfähige Annahmen zu den qualitativen Veränderungen. Weiters braucht es Strukturen und Prozesse, die sicherstellen, dass die notwendigen Infrastrukturen zeitgerecht, im notwendigen Ausmaß und am richtigen Ort in guter Qualität bereitgestellt werden können. Alle vorliegenden Prognosen gehen von einem dynamischen Wachstum der Altersgruppen der 0- bis 13-jährigen Kinder bis zum Jahr 2025 aus. Je nach Grundannahme hinsichtlich Fertilitätsrate und Wanderungsdynamik ergeben sich unterschiedliche zeitliche Entwicklungsmuster. Für die Bildungsbedarfsplanung heißt das, die Bandbreiten in den Prognosen berücksichtigen, die prognostizierte und die tatsächlich eintretende demografische Entwicklung laufend beobachten und evaluieren, um – wenn notwendig – hinreichend flexibel reagieren zu können. Zusätzlicher Bedarf an Bildungs- und Betreuungseinrichtungen Abb.3 Kleinkindergruppen, Kindergärten – Einrichtungen der MA 10 - Wiener Kindergärten und private TrägerInnenorganisationen Altersgruppe • • Die gegenwärtigen Infrastrukturen in den Bereichen Kindergarten und Pflichtschule sind annähernd voll ausgelastet. Die Bestimmungen des Wiener Schulgesetz-WrSchG bzw. der Gruppen Kinder 2015–2025 Für die aktuelle Bedarfsplanung bis zum Jahr 2025 wird von folgenden Befunden bzw. Annahmen ausgegangen: zusätzlich zu betreuende Gruppen pro Jahr 0–2 6.300 – 8.300 420 – 550 40 – 55 3–5 7.200 – 10.500 310 – 460 31 – 46 Quelle: MA 23, Statistik Austria, MA 10, eigene Berechnungen Wiener Kindergartenverordnung-WKGVO bleiben unverändert. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen pro Gruppe (12–25) und Klasse (22–25) bleibt gleich und orientiert sich an den aktuellen • Erfahrungen. Der Betreuungsgrad der 0- bis 2-jährigen Kinder steigt auf 50 Prozent im Jahr 2025, der der 3- bis 5-jährigen Kinder auf 95 Prozent. Die MA 10 – Wiener Kindergärten soll auch zukünftig • Abb.4 Volksschule, Neue Mittelschule und AHS-Unterstufe Altersgruppe Investitionen des Bundes in zusätzlichen Schulraum hinreichend, um die gegenwärtigen Übertrittsraten von Schülerinnen und Schülern der 5. Schulstufe in eine Schule des Bundes auch zukünftig zu ermöglichen. Klassen Kinder 2015–2025 rd. 40 Prozent des Platzangebotes zur Verfügung stellen. Vor dem Hintergrund des Bevölkerungswachstums sind die zusätzlich zu betreuende Klassen pro Jahr 6–9 9.600 – 11.200 440 – 510 44 – 51 10 – 13 9.700 – 10.900 420 – 470 42 – 47 Quelle: MA 23, Statistik Austria, MA 56, eigene Berechnungen 10 11 © Christian Jobst Elementare Bildungs- und Betreuungseinrichtungen Rd. 100.000 Kinder besuchen eine elementarpädagogische Wiener Unter den gegebenen Annahmen zur zukünftigen Entwicklung der Bildungseinrichtung (Kleinkinder- und Kindergartengruppe, Familien- Betreuungsquote und einem konstanten Anteil der Einrichtungen der gruppe, Hort), das sind um 35 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. MA 10 - Wiener Kindergärten am gesamtstädtischen Angebot kann Dieser Zuwachs ergibt sich zu einem großen Teil aus dem Anstieg der Folgendes erwartet werden: 0- bis 5-Jährigen, aus der Einführung des „Gratiskindergartens“ und des verpflichtenden Kindergartenjahres. • Im Jahr 2009 hat Wien als einziges österreichisches Bundesland den • ganztägigen Gratiskindergarten und im Herbst 2010 das verpflichtende lastung der Familien mit Kindern unter sechs Jahren erreicht werden, diese Angebote ermöglichen für alle Kinder auch einen sehr frühen Einstieg und die Integration ins Bildungssystem. 7.500 zusätzliche Kinder eine städtische Einrichtung besuchen. Dies entspricht bei unveränderter Gruppengröße einer Bandbreite von zusätzlich benötigten Gruppen für die Altersgruppen der Kindergartenjahr für alle 5-Jährigen eingeführt. Damit konnte nicht nur eine qualitative Verbesserung des Angebotes und eine deutliche Ent- Im Vergleich zu 2015 werden im Jahr 2025 zwischen 5.400 und • 0- bis 5-Jährigen von rd. 300 bis 400. Im Durchschnitt müssten somit jährlich 30 bis 40 Gruppen mehr eingerichtet werden. Die dargestellte Bandbreite ergibt sich aus den unterschiedlichen Annahmen der zur Verfügung stehenden Bevölkerungsprognosen für Der Bedarf an Kindergartenplätzen ist auch in den vergangenen Jahren laufend gestiegen. Im Frühjahr 2015 standen in Wien für die 0- bis 6-Jährigen in öffentlichen und privaten Einrichtungen 4.400 Gruppen zur Verfügung. Davon entfielen auf städtische Einrichtungen knapp 1.400 Gruppen. die Stadt Wien. © Votava/PID Pflichtschule Der Start der schulischen Laufbahn beginnt in einer der 273 Volksschu- Im Schuljahr 2014/2015 gab es 93 Neue Mittelschulen der Stadt Wien len (2014/2015) in der Stadt Wien. 56.233 SchülerInnen besuchten laut mit 25.300 SchülerInnen in 1.145 Klassen. Oktobererhebung im Schuljahr 2014/2015 die 212 Volkschulen, die von der Stadt Wien betrieben werden, weitere 2.694 Kinder besuchten stadteigene Schulen mit sonderpädagogischen Angeboten. Seit 2010 ist die Zahl der Volksschulklassen gestiegen, höhere Kinderzahl, aber auch die Verringerung der KlassenschülerInnenhöchstzahl sind dafür ausschlaggebend. Gab es im Jahr 2010 noch 2.444 • • • Für diese Altersgruppe ergibt sich daraus ein zusätzlicher Bedarf von ca. 420 bis 470 Klassen der Sekundarstufe I. Die konkret durch die Stadt Wien bereitzustellenden Klassen im Unsicherheiten in der Bevölkerungsprognose und durch die Steigerung im Jahresdurchschnitt von 37 Klassen gleichkommt. • zusätzliche 10- bis 13-jährige Kinder erwartet. Bereich der Neuen Mittelschule werden durch die bestehenden Klassen, waren es im Schuljahr 2014/2015 bereits 2.592, was einer • Zwischen 2015 und 2025 werden zwischen 9.700 und 10.200 Investitionstätigkeit des Bundes beeinflusst. In der Bedarfsanalyse wird davon ausgegangen, dass der Bund seine Rolle als Prognosen der Statistik Austria und der Stadt Wien sagen für Schulerhalter im Bereich der AHS auch zukünftig gleichermaßen den Zeitraum 2015 bis 2025 ein Mehr an 6- bis 9-jährigen Kin- erfüllt, um durch neue Standorte, den gegenwärtigen Anteil von dern von 9.600 bis 11.200 voraus. Schülerinnen und Schülern in Bundesschulen auch künftig kons- Daraus ergibt sich ein zusätzlicher Bedarf von ca. 440 bis 510 tant zu halten. Volksschulklassen. Während die Zahl der Volkschulkinder fast ausschließlich durch die Be- • Für die Neue Mittelschule wird somit ein jährlicher Bedarf von 25 zusätzlichen Klassen pro Jahr bis 2025 angenommen. völkerungsentwicklung beeinflusst wird, ist die Entscheidung, welche An den zehn Polytechnischen Schulen der Stadt Wien wurden im Schule ab dem 10. Lebensjahr besucht wird, zu einem guten Teil von Schuljahr 2014/15 115 Klassen geführt und von rd. 2.581 Jugendli- gesellschaftlichen Faktoren bestimmt. Ob Kinder nach der Volksschule chen besucht. Bis zum Jahr 2025 werden in Wien voraussichtlich um eher eine Neue Mittelschule oder die Unterstufe einer AHS wählen, rd. 3.200 zusätzliche 14-jährige Jugendliche leben. Gegenwärtig be- hängt immer noch vielfach davon ab, ob sie in der Stadt oder am Land suchen in etwa 14 Prozent der Jugendlichen der 9. Schulstufe in Wien leben, welcher sozialen Schicht sie angehören und welche Ausbildung eine Polytechnische Schule. Bleibt dieser Anteil auch zukünftig stabil, ihre Eltern haben. so ist bis 2025 mit rd. 450 zusätzlichen Jugendlichen bzw. 20 zusätzlich notwendigen Klassen in Polytechnischen Schulen zu rechnen. 12 13 © Votava/PID Nachmittagsbetreuung/ Schulische Tagesbetreuung Damit Beruf und Familie kein Widerspruch ist, benötigen berufstätige Die erste Ganztagsschule in Wien wurde bereits im September 1974 Eltern eine qualitativ hochwertige, ganztägige Betreuung für ihre Kinder. eingerichtet und zwanzig Jahre lang als Schulversuch geführt bis diese In Ganztagsschulen, offenen Schulen, Lern- und Freizeitklubs sowie im Schuljahr 1994/95 in das Regelschulwesen übernommen wurde. Horten nahmen im April 2015 rd. 43.000 Kinder im Alter zwischen Derzeit werden an 51 Standorten in Wien 12.027 Kinder in Ganztags- 6 und 9 Jahren bzw. rd. 9.800 Jugendliche im Alter zwischen 10 und schulen betreut. 13 Jahren eine Nachmittagsbetreuung in Anspruch. Bei den 6- bis 9-jährigen Kindern entspricht dies einer Betreuungsquote von rd. 63 Prozent, bei steigender Tendenz. Für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern in Horten wurden im Jahr 2014 848 Gruppen (371 städtische Einrichtungen) angeboten. Ganztägige Schulformen tragen zum Abbau von sozialen Selektionshürden, zum Ausschöpfen von Begabungen und Kompetenzen, zur sozialen und kulturellen Integration sowie zur allgemeinen Anhebung des Bildungsniveaus bei. All dies soll durch den weiteren Ausbau ganztägiger Schulformen unterstützt werden. • • Die Zahl der 6- bis 9-jährigen Kinder wird bis zum Jahr 2025 um 10.400 ansteigen. Bei einer gleichbleibenden Betreuungsquote in der Nachmittagsbetreuung von 63 Prozent ergibt sich daraus ein zusätzlicher Bedarf an Plätzen zur schulischen Tagesbetreuung bei den 6- bis 9-Jährigen von 6.000 bis 7.000. Flächenbedarf – 2025 Schulfreiräume Expertinnen und Experten sind sich über die große Relevanz der Qua- Zu den gebäuderelevanten Flächen kommen noch die Anforderungen lität der Bildungsbauten in einer und für eine Bildungs- und Wissens- an die Freiflächen für Kinder und Jugendliche in der unmittelbaren Um- gesellschaft einig. Um den erwarteten Bedarf an Bildungsraum auch gebung von Kindergärten und Schulen hinzu. Den Freiflächen wurden umsetzen zu können, müssen entsprechende Flächen bereitgestellt in der Vergangenheit oft nur Funktionen der Ver- und Entsorgung bzw. verfügbar gemacht werden. (z. B. Parkplätze usw.) zugeordnet. In der Richtlinie aus dem Jahr 2009 „Ökologische Kriterien im Schulbau“ werden nun Zielwerte vorgeschla- Der §42 Abs. 1 des Wiener Schulgesetzes sieht vor, dass die für die gen, die es ermöglichen sollen, auch die Schulfreiräume als Orte sozi- Schulführung erforderlichen Baulichkeiten und Liegenschaften die alen Lernens und Lehrens sowie der Kommunikation mit der Umwelt Gemeinde Wien auf eigenem Grund oder im Wege sonstiger Rechts- zu entwickeln. Laut dieser Richtlinie ist bei der Standortwahl von neuen formen bereitzustellen hat. Weiters wird festgelegt, dass in jeder Schulprojekten auch die Verfügbarkeit von ausreichenden Freiräumen Schule eine der Anzahl der Klassen entsprechende Zahl von Unter- zu prüfen. Der Zielwert für Volksschulen liegt bei mindestens 8 m² und richts- und Nebenräumen einzurichten ist. Weiters ist jede Schule mit für die Neue Mittelschule bei 5 m² pro SchülerIn Freiraum ohne Sport-, einem Turnsaal und nach Tunlichkeit mit einem Turn- und Spielplatz, Entsorgungs-, und Stellflächen. Analoges gilt auch für den Bereich der ferner nach Bedarf mit einer Schulküche, einer Schulwerkstätte und elementaren Bildung in Kindergärten. einem Schulgarten auszustatten. Ähnliche Vorgaben gibt es auch für Kindergärten. In den Raumbüchern werden die spezifischen räumlichen Anforderungen zur Nutzfläche, zur Kubatur, zu den Ausstattungserfor- • dern in den Volkschulen und Neuen Mittelschulen ein Flächenbe- dernissen, Freiflächen usw. zusammengestellt. • Dieser Annahme folgend, ergibt sich bei 15.700 zusätzlichen Kin- • darf für Schulfreiräume von weiteren mindestens 78.000 m². Für die zusätzlich erwartbaren rd. 6.500 Kinder in städtischen Auf Basis von ausgewählten Referenzprojekten und des elementaren Bildungseinrichtungen kann von einem Freiflächen- Zusatzbedarfs an Bildungsinfrastruktur im Bereich der Stadt bedarf von 32.500 m² ausgegangen werden. Wien (d.h. ohne private Träger von Kindergärten bzw. des Vor allem in den dicht bebauten Stadtgebieten ist es oftmals nicht Bundes für die Sekundarstufe I) ergibt sich bis 2025 ein hypothetischer Flächenbedarf für die gebäuderelevanten Flächen von insgesamt 250.000 m² Nutzfläche. möglich, diese Kennzahlen zu erreichen. Die Einbeziehung benachbarter öffentlicher (Parks etc.) oder privater Flächen (Sportvereinsflächen, Brachen etc.) werden hier zu neuen Formen der Mehrfachnutzung von Durch konsequente Erweiterungen von bestehenden Standorten um bestehenden bzw. zu erweiternden Freiräumen führen. In Stadt- zusätzliche Bildungsräume wird allerdings wesentlich weniger Fläche entwicklungsgebieten müssen zukünftig auch in einem verstärkten benötigt, da nicht alle Funktionsräume neu bzw. zusätzlich errichtet Ausmaß Mehrfachnutzungen (Stichwort: Bildung am Park) umgesetzt werden müssen. werden, um angesichts der wachsenden Stadt einen Beitrag zur flächenschonenden Stadtentwicklung zu leisten. KG GTVS NMS 14,0 10,1 11,1 zusätzliche Kinder 6.500 10.500 5.200 Gesamtnettofläche in m² 88.000 105.000 57.000 Gesamtnettofläche in m² pro Kind Prognose 2015 bis 2025 Abb. 5: Hypothetischer Flächenbedarf auf Basis ausgewählter Referenzprojekte – Waidhausenstraße (KG), Pirquetgasse (GTVS), Standardraumprogramm einer NMS (z. B. Neubau Spielmanngasse) Quelle: MA 56, MA 10, eigene Berechnungen 14 15 © Manfred Seidl Karte 2: Gebiete mit Entwicklungspotenzial und Bestandsentwicklung in gründerzeitlich geprägten Gebieten (in Anlehnung an STEP 2025) Quelle: Stadt Wien, STEP 2025 Verschränkung Wohnbau und Bildungsbau Infolge der für die nächsten Jahrzehnte erwarteten Bevölkerungs- Nahezu alle Vorhaben, egal ob in den Stadterweiterungsgebieten oder dynamik braucht es nicht nur zusätzliche Wohnungen, sondern im gründerzeitlich geprägten Bestand ziehen auch Investitionen im auch entsprechende Vorkehrungen für die Bereitstellung von Bereich der öffentlichen Infrastrukturen nach sich. In der Regel muss Bildungsinfrastruktur. Wien bekennt sich zu einem stetigen bedarfs- für jede zusätzliche Wohnung in Wien, auf bisher nicht für Wohnbau orientierten Ausbau der Bildungsangebote in der Stadt und der Bereit- genutzten Flächen, Vorsorge für zusätzliche soziale, grüne und die stellung von „Platz für Bildung an guten Orten“. (siehe auch STEP lokale technische Infrastruktur getroffen werden. 2025) Besonders die Stadterweiterung ist auch von neuen Von der Stadt Wien wurde, basierend auf den prognostizierten Bildungseinrichtungen abhängig. Ein „Ausweichen“ in vorhandene demografischen Entwicklungen und abgeleitet aus den Bildungsstandorte ist nur bedingt möglich. Ganz im Gegenteil. Bei Nachfragetrends im Bereich des Wohnungsmarktes, eine der Konzeption von Bildungsbauten in Stadterweiterungsgebieten ist Wohnungsbedarfsprognose erstellt, die von einem Bedarf von darauf zu achten, inwieweit auch eine Mitversorgung von umgebenden durchschnittlich rd. 9.000 Wohnungen pro Jahr bis zum Jahr 2025 durch Nachverdichtungsprozesse geprägte Stadtgebiete, wo ausgehen. Standorterweiterungen nur schwer möglich sind, notwendig ist. Ein nachhaltig anhaltendes Wachstum dieser Größenordnung Vor dem Hintergrund der gegebenen Flächenrestriktionen braucht ist für Wien ein relativ neues Phänomen, und es gilt mit der es sowohl für den innerstädtischen Bereich als auch in Stadt- Nachfrageentwicklung Schritt zu halten und die Umsetzung zu erweiterungsgebieten die Suche nach innovativen Erweiterungsmög- beschleunigen und zu optimieren lichkeiten. Als ein Denkansatz wird die Nutzung von Sockelzonen diskutiert. Noch mehr als im Zusammenhang mit Neubauaktivitäten Es wird davon ausgegangen, dass in den bekannten und definierten benötigen Ideen, Bildungsraum verstärkt auch in Sockelzonen zu potenziellen Entwicklungsgebieten rd. 114.000 Wohneinheiten verlegen, hohes kreatives Potenzial. Gleiches gilt beispielsweise für errichtet werden können. Ob auch innerhalb des Bestandes im Zuge die Umnutzung ehemaliger Büroimmobilien für Pflichtschulzwecke. einer Nachverdichtung zusätzliche Wohnungen zur Verfügung stehen Für eigentumsrechtliche, organisatorische und verfahrenstechnische können, hängt von der Aktivierbarkeit des Nachverdichtungspotenzials Rahmenbedingungen und nicht zuletzt baurechtliche Anforderungen in den gründerzeitlich geprägten Stadtteilen ab. gilt es, hier Lösungen zu finden. In Summe sind in Wien Flächen erfasst, auf denen bis zu 135.000 Wohneinheiten realisiert werden könnten. Kleinvorhaben wie Einzelparzellen, Baulücken oder Dachausbauten sind hierbei noch nicht mitgerechnet. 16 17 NEUER BILDUNGSRAUM – PROGRAMME & PROJEKTE 2025 Wien entfaltet seit den 1990er-Jahren eine bemerkenswerte Dynamik. In der ganzen Stadt wird neuer Wohn- und Lebensraum geschaffen, es entstehen neue Stadtteile, in den urbanen Kerngebieten wird erneuert und verdichtet. Dem demografischen und baulichen Wachstum sowie den neuen gesellschaftspolitischen und pädagogischen Anforderungen folgend, sind neue Räume für elementare und schulische Bildung in ausreichender Menge und auf qualitativ hohem Niveau zu schaffen. Schon mit dem Schulbauprogramm 2000 hat Wien, aufbauend auf den Erfahrungen und in Weiterführung der beispielgebenden Projekte der Vergangenheit, eine wichtige Initiative für einen zeitgemäßen Schulbau auf hohem architektonischem Niveau gesetzt. Die Errichtung von ca. fünfzig neuen Schulen und die Vielzahl an Zu- und Umbauten haben damals auch international zu hoher Aufmerksamkeit geführt. Nun wird mit der Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative auf die sich rasant ändernden Rahmenbedingungen für den Bildungsbau eingegangen. Die Stadt Wien hat auf die demografischen Entwicklungen reagiert und in den vergangenen Jahren auch im Bereich der Bildungsinfrastruktur wesentliche Schritte gesetzt. Weitere zusätzliche Anstrengungen werden notwendig sein. Die Bildungsinfrastruktur ist ein wesentlicher Kernbereich der kommunalen Daseinsvorsorge. Angesichts der Herausforderungen, die sich aus den Anforderungen einer modernen Pädagogik und der Notwendigkeit zur Schaffung neuer Räume für Bildung ergeben, werden im kommenden Jahrzehnt signifikante finanzielle Mittel aufzubringen sein. Auf Basis der gegenwärtigen in Planung und Umsetzung befindlichen Projekte sowie der vorhandenen Projektpotenziale und diesbezüglicher Kostenschätzungen kann davon ausgegangen werden, dass im Zeitraum zwischen 2015 und 2025 zur Abdeckung des Zusatzbedarfs im Bereich der Pflichtschulen und Campus plus-Projekte für die Stadt Wien mit einem Finanzbedarf in der Höhe von rd. 1,7 Mrd. Euro gerechnet werden kann. Die baulichen und räumlichen Problemlagen sind vielfältig, gilt es einerseits qualitative und quantitative Adaptierungen im Bestand vorzunehmen und andererseits in Abstimmung und Einklang mit der Wohnbauproduktion auch neue Standorte zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund baut die Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative, die Kindergärten ebenso umfasst wie die Volkschulen, die Neuen © querkraft/MISS3 Mittelschulen sowie Polytechnische Schulen und Berufsschulen auf mehreren Säulen auf: 18 19 Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm 2012–2023 Ein wesentlicher Baustein zur Bewältigung des zusätzlichen Bedarfs an Bildungsinfrastruktur ist das „Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm“ mit dem Schwerpunkt der Umsetzung des Campus plus-Konzeptes, wofür Investitionen von insgesamt 700 Mio. Euro vorgesehen sind. Ergänzend zum gegenwärtig in Umsetzung befindlichen Neubauprogramm sind in diversen Stadterweiterungsgebieten (z. B. Nordwestbahnhof, Seestadt Phase II) noch weitere Campus plus-Projekte in Vorbereitung. Darüber hinaus sollen bis 2025 über 20 weitere Neubauprojekte für Ganztägige Volkschulen und Neue Mittelschulen mit einer Klassenkapazität von rd. 400, die sich derzeit in den unterschiedlichsten Stadien der Projektkonzeption befinden, realisiert werden. Schulsanierungspaket 2008–2017 Das Schulsanierungspaket 2008–2017 sieht vor, in einem Zeitraum von zehn Jahren an 242 allgemeinbildenden Pflichtschulen (Volks-, Neue Mittel- und Sonderschulen sowie Polytechnische Schulen) substanzerhaltende Maßnahmen durchzuführen. Für Substanzsanierungen, schulraumorganisatorische Maßnahmen und Standardanhebungen stehen über den gesamten Zeitraum 570 Millionen Euro zur Verfügung. Schulerweiterungsprogramm Das Bildungsinfrastrukturprogramm der Stadt Wien umfasst neben dem Neubau- und Sanierungsprogramm auch ein Schulerweiterungsprogramm. Zwischen 2014 und 2016 werden im Rahmen von Schulerweiterungen an 20 Standorten rd. 111 neue Klassen errichtet und über 113 Mio. Euro investiert. Kindergarten Im Rahmen des Bildungseinrichtungen-Neubauprogramms 2012 bis 2023 ist für die nächsten Jahre die Errichtung von 114 Kindergartengruppen an den geplanten Campus plus-Standorten vorgesehen. Erweiterungen bestehender städtischer Einrichtungen, Einmietungen in Erdgeschoßzonen sowie Mehrfachnutzungen runden das Investitionsprogramm im Bereich der elementaren Bildungseinrichtungen ab. Das Gesamtbudget für Kindergärten für das Jahr 2015 wurde auf knapp 800 © Votava/PID Millionen Euro aufgestockt. Alternative Modelle zur Finanzierung der Bildungsinfrastruktur Die Bereitstellung von Bildungsinfrastruktur ist ein wichtiger Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und soll dies auch in Zukunft bleiben. Die Budgetpolitik der Länder und Gemeinden wird sehr stark durch die Vorgaben der europäischen Haushaltspolitik und des Österreichischen Stabilitätspaktes geprägt. Diese Kriterien – auch bekannt unter dem Stichwort Einhaltung der „Maastricht-Kriterien“ – regeln die finanzpoli© Votava/PID tischen Verpflichtungen innerhalb der Europäischen Union und sehen vor, dass gesamtstaatlich ausgeglichene oder beinahe ausgeglichene Budgets erreicht werden müssen. Hauptziel ist die Konsolidierung aller öffentlichen Budgets, was auch Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Finanzierung der Bildungsinfrastruktur durch die öffentliche Hand hat. Die im Zuge des Neubauprogrammes in Planung und Umsetzung Die Vorgaben zur Einhaltung der Maastricht-Kriterien erschweren die befindlichen Campus plus-Standorte werden daher nach Ende der Finanzierung von großen Infrastrukturvorhaben aus dem laufenden Vertragslaufzeit ins Eigentum der Stadt Wien übergehen. Budget und erhöhen den Druck auch in diesem gesellschaftspolitisch wichtigen Bereich, die bestehenden Finanzierungsstrukturen zu überdenken und alternative Finanzierungsinstrumente anzuwenden. PPP-Modelle für Wien Städtebauliche Verträge In der Novelle der Wiener Bauordnung 2014 wurden Regelungen aufgenommen, die es der Stadt Wien erstmals gestatten, privatrechtliche Verträge abzuschließen. Public-Private-Partnership-Modelle folgen dem Grundgedanken, die Agenden in Zusammenhang mit Errichtung und Betrieb öffentlicher Inf- Gemäß §1a Bauordnung für Wien ist die Stadt Wien als Trägerin von rastrukturprojekte zwischen öffentlicher Hand und Privaten aufzuteilen. Privatrechten berechtigt, über die Beteiligung der GrundeigentümerIn- Dabei wird in der Regel zwischen drei Bereichen unterschieden: der nen an den der Gemeinde durch die Festsetzung von Grundflächen Planung und Errichtung, der Finanzierung und dem laufenden Betrieb. als Bauland erwachsenden Kosten der Infrastruktur, privatrechtliche Aus dieser Grundkonstellation heraus haben sich in der Praxis unter- Vereinbarungen zu schließen. schiedlichste Modelle und Varianten entwickelt, die sich hinsichtlich der Intensität der Einbindung des privaten Projektpartners unterscheiden Bis dato wurden für zwei Projekte städtebauliche Verträge abge- wie z.B. PPP auf vertraglicher oder institutioneller Ebene, Leasing, Be- schlossen, die einen Beitrag Privater zur Finanzierung von zusätzlicher treibermodelle etc. Das erste Projekt für das in Wien ein Public-Priva- Bildungsinfrastruktur vorsehen. te-Partnership (PPP)-Modell erarbeitet wurde, ist der Bildungscampus Gertrude Fröhlich-Sandner. Ein Vertrag regelt das Verhältnis der Stadt Beim Wohnprojekt „TrIIIple“ entstehen auf der Fläche des ehemaligen Wien zu einem privaten Konsortium, das im Rahmen einer EU-wei- Zollamtes insgesamt 600 Wohneinheiten. Der städtebauliche Vertrag ten Ausschreibung bestellt wurde. An dieses Konsortium wurde das für dieses Projekt sieht vor, dass ein Kindergarten in der Sockelzone für komplette Errichtungs- und Dienstleistungspaket als Full-Service-Lö- die notwendige elementare Bildung und Betreuung errichtet wird und sung vergeben, die Stadt Wien deckt über eine Pauschalmiete sowie ein Beitrag zur Erweiterung der Schule Dietrichgasse in der Höhe von ein Entgelt für Facilitymanagement das Gesamtleistungsspektrum der 2,9 Mio. Euro geleistet wird. Bildungseinrichtung ab. Beim Wohnprojekt „Danube Flats“ entstehen auf der Fläche des eheFür die Stadt Wien ist es auch im Falle der Umsetzung von PPP-Mo- maligen Kinos neben der Reichsbrücke insgesamt 520 Wohneinheiten. dellen im Bildungsbereich nicht denkbar, dass eine Privatisierung des Der städtebauliche Vertrag für dieses Projekt sieht im Bereich der Bil- Bildungsbaus erfolgt. Ziel ist es, unter den gegenwärtigen, gegebenen dungsinfrastruktur die Errichtung eines siebengruppigen Kindergartens Rahmenbedingungen, für die öffentliche Hand eine vorteilhafte und in der Sockelzone sowie eine Einmalzahlung von 3,9 Mio. Euro an die maastrichtkonforme Finanzierungsform zu finden. Stadt Wien, zwecks Erweiterung und Ausstattung einer Volksschule in Kaisermühlen, vor. 20 21 Karte 3: Campus – bestehende und in Entwicklung befindliche Standorte bestehende Campus-Projekte Mit Schuljahr 15/16 fertiggestelltes Campus-Projekt in Planung/Umsetzung befindliche Campus plus - Projekte Weitere in Vorbereitung/Konzeption befindliche bzw. durch Wohnbauvorhaben notwendige Campus plus - Projekte STEP 2025 Wien - Entwicklungspotenzialgebiete Datengrundlage: MA 10, MA 56 katographische Bearbeitung: ÖIR-Projekthaus GmbH Grafik: St.Stephen’s GmbH © Votava/PID BILDUNGSEINRICHTUNGEN – NEUBAUPROGRAMM 2012 – 2023 Campus plus Wien geht bereits seit dem Jahr 2009 beim Bau von Bildungsein- BIBER bedeutet, dass Bildungsräume wie Klassen und Gruppenräume richtungen mit dem Campusmodell neue Wege. Aufgegriffen wurden zu einem Verbund zusammengefasst werden, gruppen- bzw. klas- damit gesellschaftliche Entwicklungen sowie zeitgemäße pädagogische senübergreifende Kooperation wird dadurch gestärkt, und es werden Prinzipien und Konzepte, die auf individueller Förderung, Arbeiten in überschaubare Einheiten geschaffen. Die BIBER werden zu selbststän- unterschiedlichen Gruppengrößen, selbst organisiertem und offenem digen Einheiten, indem auch Arbeitsräume für die Pädagoginnen und Lernen sowie Projektunterricht basieren. Das „Wiener Campusmodell“ Pädagogen sowie Nebenräume zugeordnet sind. wird laufend weiterentwickelt, Evaluierungen und wissenschaftliche Begleitung liefern dafür die Grundlagen. Die ersten Erfahrungen werden nun ins Campus plus-Konzept integriert. Kindergarten und Schule sollen noch stärker als bisher zusammenwachsen und der Übergang Der Campus mit Stadtteilfunktion zwischen Kindergarten und Schule für Kinder und Eltern erleichtert werden. Der Campus plus unterscheidet sich vom bisherigen Modell In Wien entstehen eine Reihe von neuen Stadtteilen mit einer beträcht- durch die Binnengliederung des Gebäudes. An einzelnen Standorten lichen Anzahl neuer Wohnungen. Es sind gerade diese neuen Stadtent- ist neben Kindergarten und Volksschule auch eine Neue Mittelschule wicklungs- und Stadterweiterungsgebiete für die der Bildungscampus verfügbar. als integriertes und integrierendes Element gedacht ist. Neben den pädagogisch-didaktischen Potenzialen und den verwaltungstechnischen Ein Campus plus soll mindestens 21 Schulklassen und 12 Kindergar- Synergien kommt einem Bildungscampus aber auch eine städtebauli- tengruppen umfassen und für rd. 800 Kinder im Alter von 0 bis 10 bzw. che und wichtige stadtteilpolitische Funktion zu. 14 Jahren Platz bieten. In einem Campus plus inkl. Neuer Mittelschule werden rd. 1.100 Kinder und Jugendliche ein modernes Bildungsange- Der Bildungsbau wird als integraler Bestandteil des Stadtteils gesehen, bot vorfinden. Synergien und Mehrfachnutzungen im Bereich der Freiflächen, der Veranstaltungsräume, der Sportanlagen, der Bibliotheken usw. sind Jeder Campus plus sieht gemeinsame zentrale pädagogische Thera- möglich und ausbaubar. Eine solche räumliche Verschränkung, die pie-, Sport-, Kreativ- und Verwaltungsbereiche, vier altersübergreifende Einbindungen von „externen“ BildungspartnerInnen (z. B. Musikschu- Bildungsbereiche, Kleinkindergruppen („Krippen“) und Förderklassen len, BreitensportanbieterInnen) oder Jugendzentren, unterstützt die sowie basale Klassen und die Integration von Stadtteilfunktionen (z. B. Vernetzung von Bildungseinrichtungen und Stadtteil. Auch die Öffnung Jugendzentren oder Musikschulen) vor. In jedem der vier Bildungsbe- für die AnrainerInnen stärkt die verbindende Funktion eines Campus reiche (BIBER) verbringen Kinder zwischen 0 und 10 Jahren gemein- plus innerhalb eines Stadtteiles. sam und vernetzt zwischen Kindergarten und Schule sowie Sonderschulformen den Tag. 22 23 Karte 4: Schulsanierungspaket Fertigstellung 2008 – 2014 2015 – 2017 2017 – 2022 Datengrundlage: MA 56 katographische Bearbeitung: ÖIR-Projekthaus GmbH Grafik: St.Stephen’s GmbH © Votava/PID SCHULSANIERUNGSPAKET 2008 – 2017 Im Jahr 2006 wurde eine umfassende Analyse der Wiener 2015 betrug rd. 360 Mio. Euro. Allein im Jahr 2015 fließen mehr als Pflichtschulen vorgenommen und dabei der vorhandene Schulraum 58 Millionen Euro in die Sanierung von rd. 180 Schulen. Insgesamt 76 sowie die bauliche Substanz aus verschiedenen Perspektiven Projekte sind bereits fertiggestellt, bis Ende 2015 kommen rd. 20 hinzu. überprüft. Trotz laufender baulicher Anpassungen – ein nicht geringer Anteil der Schulgebäude stammt noch aus der zweiten Hälfte des Dieses Zehnjahresprogramm umfasst 17 substanzerhaltende 19. Jahrhunderts – benötigten rd. zwei Drittel der Schulen, die Maßnahmen, darunter unter anderem die Erneuerung von Fenstern und zwischen 1855 und 1991 errichtet wurden, substanzsichernde Fassaden, Brandschutzadaptierungen, Maßnahmen zur Barrierefreiheit, Maßnahmen. Im Jahr 2007 beschloss der Wiener Gemeinderat das die Sanierung von Dächern, die Erneuerung von Außenanlagen, die Schulsanierungspaket 2008–2017, das als eines der wichtigsten Modernisierung von Elektro- und Heizungsanlagen oder die Schaffung Sanierungsprogramme im Schulbereich in Wien gilt. von Voraussetzungen für die schulische Tagesbetreuung. Die Sanierung hat unter ökologischen und energieeffizienten Aspekten zu Die Finanzierung dieses Programmes erfolgt zu 60 Prozent über die erfolgen. Budgets der Bezirke, und zu 40 Prozent über eine Sonderförderung aus dem Zentralbudget der Stadt Wien. Auch nach Auslaufen des gegenwärtigen Sanierungsprogramms wird es im umfangreichen Gebäudebestand der Wiener Schulen und Die Bezirke, die lt. Wiener Stadtverfassung-WStV für die Erhaltung Kindergärten weiterhin Sanierungs- und Erhaltungsbedarf geben. der Pflichtschulen zuständig sind, entscheiden nach Maßgabe ihrer Zusätzlich zu den substanzerhaltenden Maßnahmen soll zukünftig auch verfügbaren Budgetmittel, in welchem Umfang und zu welchem verstärktes Augenmerk auf die pädagogischen Anforderungen im Zuge Zeitpunkt die vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahmen an den von Substanzsanierungen gelegt werden. jeweiligen Schulstandorten umgesetzt werden. In einem Zeitraum von zehn Jahren werden nun an insgesamt 242 allgemeinbildenden Pflichtschulen substanzerhaltende Maßnahmen durchgeführt. Das Investitionsvolumen für den Zeitraum 2008 bis 24 25 Karte 5: Schulerweiterungen, Neubauten und Entwicklungspotenziale Neubau- und Erweiterungsprojekte im Bereich Pflichtschulen in Umsetzung und ausgewählte Sanierungsprojekte in Vorbereitung Erweiterungspotenziale und Vorhaben im Pflichtschulbereich Datengrundlage: MA 56 katographische Bearbeitung: ÖIR-Projekthaus GmbH Grafik: St.Stephen’s GmbH © Votava/PID © Votava/PID SCHULERWEITERUNGEN UND NEUBAUTEN 2014 – 2016 Nicht nur in den großen Stadtentwicklungs- und -erweiterungsgebie- 27 neue Klassen sowie 13 Räume für Bewegung, Werken und sonstige ten, auch in den innerstädtischen Bezirken entstehen neue Wohnun- Nutzungen in modularer Holzleichtbauweise. Mit Beginn des Schuljahrs gen. Darüber hinaus werden in den großen Flächenbezirken laufend 2015/16 sollen an neun Standorten weitere Zubauten samt einem kleinere und größere Wohnbauten errichtet, die Zusatzbedarf mit sich eigenständigen Schulstandort realisiert werden. In Summe werden bringen. Die Zahl der Kinder im schulpflichtigen Alter nimmt auch hier somit bis Herbst 2015 insgesamt 74 neue Volksschulklassen entstan- zu, die Nachfrage nach Schulraum steigt. den sein. Insgesamt investiert Wien an 14 Standorten in den Jahren 2014 und 2015 rd. 53 Millionen Euro in neue moderne Schulräume in Mit dem Schulerweiterungsprogramm wird auf diese oft kurzfristigen Holzleichtbauweise. Entwicklungen, insbesondere in den städtischen Verdichtungsgebieten, reagiert. Ziel des Schulerweiterungsprogrammes ist es daher, durch ein Im Jahr 2016 werden an weiteren sechs Standorten Schulerweiterun- möglichst standardisiertes, qualitativ hochwertiges Modell, an verschie- gen mit 50 neuen Klassen fertiggestellt, dafür müssen rd. 55 Mio. Euro denen Schulstandorten rasch und flexibel zusätzlichen Schulraum zu investiert werden. schaffen. Neben den Erweiterungen in Holzbauweise fließen weitere Dies erfolgt, indem die bestehenden Pflichtschulstandorte hinsichtlich 23 Mio. Euro in den Ausbau von einzelnen Schulen, die im Schuljahr ihrer Erweiterungspotenziale geprüft und nach Bedarf vergrößert wer- 2016/17 fertiggestellt werden. Dadurch stehen weitere 18 neue Volks- den. Besondere Herausforderungen ergeben sich für die Realsierung schulklassen und 6 weitere Neue Mittelschulklassen zur Verfügung. dieser Projekte beispielweise aus dem engen Zeitrahmen und den hohen technischen, logistischen und baulichen Anforderungen, erfolgt Neben den angesprochenen Schulerweiterungen wird bis 2016 auch in doch die Umsetzung zu einem überwiegenden Teil auch während des 22, Pirquetgasse ein neuer Schulstandort errichtet. An rd. 40 Stand- laufenden Schulbetriebes. orten konnten ebenfalls zusätzliche Erweiterungspotenziale identifiziert werden. Ermöglicht wird die rasche Erweiterung durch ein modulares Holzbausystem. Die fertigen Holzmodule werden samt Ausstattung herge- Für die bauliche Umsetzung des Schulerweiterungsprogramms sind stellt, geliefert und montiert. Diese eingesetzte Technologie ermöglicht die MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement und die MA 19 - Archi- nicht nur extrem kurze Bauzeiten, sondern schafft auch ein gutes tektur und Stadtgestaltung zuständig. Viele Projekte werden von der Raumklima und trägt zu einer positiven Ökobilanz bei. WIP Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, einem Unternehmen der Wien Holding-Tochter WSE Wiener Standortentwicklung GmbH, in enger Insgesamt entstanden für das Schuljahr 2014/15 im Rahmen des Abstimmung mit der MA 56 - Wiener Schulen und der Stadtbaudirekti- Schulerweiterungsprogrammes an fünf Schulstandorten on realisiert. 26 27 Karte 6: Städtische Kindergärten und Horte – Ausbau und Entwicklungspotenziale Kindergärten Ausbau 2015/16 Erweiterungspotenziale und Vorhaben im Bereich der Kindergärten Datengrundlage: MA 10 katographische Bearbeitung: ÖIR-Projekthaus GmbH Grafik: St.Stephen’s GmbH © Votava/PID KINDERGARTEN Bildung und Betreuung im Kindergarten hat in Wien eine lange Traditi- Im Bildungsinfrastrukturkonzept muss sowohl auf die pädagogischen on. Öffnungszeiten, die Berufstätigkeit von Müttern und Vätern ermög- Anforderungen als auch auf die stetig steigende Nachfrage nach Klein- lichen. Eine warme Mahlzeit zu Mittag und wegweisende pädagogische kinder- und Kindergartengruppen, d. h. sowohl quantitativ als auch in Konzepte zählten schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zu den baulich-technischer Hinsicht reagiert werden. Neben Umbauten und Errungenschaften des Wiener Kindergartenwesens. Erweiterungen von bestehenden Objekten werden in den nächsten Jahren – vor allem in den Stadtentwicklungsgebieten – zahlreiche neue Der Kindergarten ist also weit mehr als eine Betreuungseinrichtung, er Kindergärten errichtet. Der Großteil wird in Wohnbauten integriert oder ist eine eigene, von der Schule unabhängige elementare Bildungsein- im Rahmen des „Wiener Campusmodells“ umgesetzt. Die Stadt Wien richtung, die das Kind nicht nur spielerisch auf die Anforderungen der setzt seit einigen Jahren im Rahmen des Campus plus-Konzeptes Schule, sondern für das Leben vorbereitet. verstärkt auf Initiativen für die Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule unter einem Dach, mit dem Ziel als ganztägige, ganzjährige Im §1 des Wiener Kindergartengesetz 2014 heißt es u. a.: „Das und auch inklusive Bildungseinrichtung ein optimales Umfeld für die Bildungskonzept ist auf die Integration von Kindern unterschiedlicher Entwicklung von Kindern zu schaffen. kultureller und sozialer Herkunft sowie auf ihre individuelle physische und psychische Eigenart abgestimmt. Lernen erfolgt in einer für das Darüber hinaus werden – wie auch im Bereich der Schule – Erweiterun- Kind ganzheitlichen und spielerischen Art und Weise unter Vermeidung gen mittels Holzleichtbauweise an bestehenden Standorten durch- von starren Zeitstrukturen und vorgegebenen Unterrichtseinheiten. geführt. Ein aktuell durchgeführtes Screening bestehender städtischer Entsprechende Rahmenbedingungen sollen Kinder zu kreativem Kindergärten soll diese Erweiterungspotenziale identifizieren helfen. Tätigsein anregen.“ 28 29 © Votava/PID BILDUNGSBEREICHE IN SOCKELZONEN & MEHRFACHNUTZUNG Bis zum Jahr 2025 müssen in allen Teilen der Stadt neue Kleinkin- Mehrfachnutzungen sind aber nicht nur in den beschriebenen der- und Kindergartengruppen sowie neue Schulklassen geschaffen Mini-Campus oder Bildungsbereichen in Sockelzonen möglich, auch werden. Neben der Erweiterung von bestehenden Standorten und der Schulsportanlagen und Schulfreiflächen eigenständiger Standorte kön- Errichtung neuer Standorte gilt es, insbesondere im innerstädtischen nen für öffentliche Nutzung sowohl planerisch als auch organisatorisch Bereich, kreative Lösungen zur Schaffung neuen Bildungsraums zu zugänglich gemacht werden. Damit können Schulen auch verstärkt zur entwickeln. sozialen und kommunikativen Stadtteilentwicklung beitragen. Verstärktes Augenmerk wird in Zukunft daher auch auf Einmietungen Das Projekt ACTiN-Park wurde im Zuge der Sanierung als erste Wiener in Erdgeschoßzonen von Wohnbauten in Stadterweiterungsgebieten Schulsportanlage ohne Zaun und Tore geplant und umgesetzt. Hier sowie nach Maßgabe der technischen Möglichkeiten, durch bauliche entstand eine offene, zentrale Freizeitinfrastruktur mit ständiger Adaptierungen von Erdgeschoßen auch in Bestandsgebäuden gelegt Moderation durch das Jugendzentrum vor Ort. Im 13. Bezirk in der werden. Auhofstraße 49 wurde die Mehrfachnutzung des Volksschulhofes mit Parkbetreuung am Nachmittag eingerichtet. Als drittes Beispiel sei der Zusätzlich zu den großen Campus plus-Standorten, soll es künftig Dr.-Josef-Resch-Platz angeführt, der nach der Generalsanierung eine auch eigenständige „Mini-Campus“-Angebote, also Bildungsbereiche Schulsportanlage und spätnachmittags, an den Wochenenden und in in Sockelzonen von Wohnhäusern geben. Diese werden als eigener den Ferien einen Freizeitort für alle AnrainerInnen bietet. „Mini-Campus“-Standort mit zwei Bildungsbereichen, also acht Schulklassen und vier Kindergartengruppen, geführt. Bestehende Raumpotenziale können auch über Mehrfachnutzungen von Klassen und angeschlossenen Räumen etwa für die Hortbetreuung Dadurch können leer stehende Flächen in der ganzen Stadt besser nutzbar gemacht werden. Als Beispiel dafür kann die Schulerweiterung genutzt, der lokale Bedarf noch genauer abgedeckt und eine wohn- am Standort Vorgartenstraße 208 im 2. Bezirk herangezogen werden. ortnahe, engmaschige Versorgung von elementaren und schulischen Hier werden neben sechs Klassenräumen auch Gruppenräume (Ap- Bildungseinrichtungen gesichert werden. Erste „Mini-Campus“-Stand- pendizes) errichtet, die eine Hortnutzung in den Nachmittagsstunden orte sind in den Bezirken Floridsdorf und Leopoldstadt angedacht. Sie ermöglichen. könnten 2018 in Betrieb gehen. Derzeit laufen die Planungen für die Raumprogramme. Im Regelfall wird diese Form der Einrichtung ein Mietobjekt für den Einsatz in Wohnungsneubaugebieten sein. Über den gesamten Lebenszyklus ist die Immobile als eine multifunktional nutzbare, nutzungsoffene und leicht adaptierbare Fläche zu konzipieren, um damit besser auf die entsprechenden Nutzungsanforderungen reagieren zu können. Innere und äußere Gemeinschaftsflächen (wie bspw. Frei- und Sportflächen, Gymnastikräume, etc.) können gemeinsam genutzt werden, sodass für das gesamte Projekt/für den gesamten Gebäudekomplex Synergien erreicht werden können. 30 31 Abb. 6: Phasenfreigabe und Abschluss von Bauprojekten Strategische Beurteilungsund Entscheidungsmeilensteine Teil 1 Projektentwicklung (Vorprojektphase) Projektabwicklung nach DAB Phasen Bedarfsplanung Konzeption Audit für die Konzeptionsfreigabe Vorbereitung Projektstart Planung Audit für die Audit für die Planungsfreigabe Realisieurngsfreigabe Vorbesprechungen Vorbesprechungen Teil 2 Projektabwicklung nach DAB Nachprojektphase Phasen Realisierung Audit für die Realisieurngsfreigabe Betrieb Projektabchluss kaufm. Projektabschluss Abnahme, Übergabe techn. Projektabschluss Projektabschlussbericht Ende der Gewährleistungsfristen Investitionsevaluierung © Stadtbaudirektion GOVERNANCE – STRUKTUR & ABLÄUFE Die Planung, Entwicklung, Errichtung und der Betrieb von Bildungsinfrastruktur ist eine hochkomplexe Materie, geht es doch darum, im Sinne des Gemeinwohls für die kommenden Generationen vorzusorgen und in einer mittel- bis langfristigen Perspektive unter Unsicherheit weitreichende finanzielle, personelle und organisatorische Entscheidungen zu treffen. Die Entwicklung und Planung der Bildungsinfrastruktur ist ein lebendiger Prozess, der sich an ständig ändernden Rahmenbedingungen Optimierte Prozessund Projektentwicklung und an langfristigen Perspektiven orientieren muss. Es gilt, die Nachfragetrends und die verfügbaren Potenziale zu beobachten Eine zentrale Koordinierungsstelle und der unter dem Titel „Bildungs- und einzuschätzen, die verteilten Zuständigkeiten und Kompetenzen infrastrukturinitiative“ gestartete Prozess sollen zur Stärkung der abzustimmen, die unterschiedlichsten Interessen, unter Einbindung Bauherrinnenfunktion der Stadt Wien durch Empowerment und die der von den Projekten profitierenden bzw. betroffenen internen und Optimierung des Planungs- und Abwicklungsmanagements beitragen. externen Umwelten aufzugreifen, abzuwägen und nicht zuletzt stabile Entscheidungs- und Umsetzungsstrukturen zu schaffen. Der Devise folgend, wer ein Gebäude nachhaltig bauen will, muss bei den Prozessen beginnen, orientiert sich die Bildungsinfrastrukturinitiative an dem sogenannten „disziplinen-übergreifenden Interne Organisation Lebenszyklusmodell“. Dieser ganzheitliche Ansatz bedeutet, dass die Aufgabe der Bauherrin bzw. des Bauherren unter Zusammenwirken aller beteiligten PartnerInnen (z. B. Dienststellen, Architektinnen Sowohl in der Vorbereitungs- als auch in der Realisierungsphase bzw. Architekten, Professionistinnen bzw. Professionisten, u. a.) von Bildungsinfrastrukturprojekten sind seitens der Stadt Wien darin liegt, alle im Lebenszyklus relevanten Leistungsbereiche von eine Reihe von unterschiedlichen Magistratsabteilungen involviert. Beginn an zu berücksichtigen. Die von der Stadtbaudirektion erstellte Bildungspolitische und pädagogisch inhaltliche Fragen sind zu klären, sogenannte „Dienstanweisung für die projektorientierte Abwicklung Flächen müssen verfügbar gemacht und gewidmet werden, Planungen von Baumaßnahmen (DAB 2003) und die ergänzenden Dokumente, sind zu erstellen, die rechtlichen und finanziellen Grundlagen müssen wo die Aufgaben der Bauherrin bzw. des Bauherren und die Kontroll- geprüft werden. Um all das kompetent abzudecken, werden neben und Auditabläufe in den einzelnen Phasen im Detail beschrieben sind, den verschiedenen Fachabteilungen auch Expertinnen und Experten bilden dafür den Rahmen. aus den Bereichen Baukoordination, Dezentralisierung, Facility Management und andere miteinbezogen. Diese große Aufgabe einer vorausschauenden, qualitätsvollen Vorausschauende Bedarfsplanung und effizienten Planung und Realisierung bedarf einer klaren, nachvollziehbaren und stabilen Organisations-, Kooperations- und Mittel- und langfristige Planungen, die sich wie im Falle der Errichtung Kommunikationsstruktur. Die Mitte 2014 eingesetzte Bereichsleitung von Bildungsinfrastruktur bis zur Fertigstellung oftmals über einen Bildungsinfrastruktur übernimmt in diesem Zusammenhang als Zeitraum von mindestens fünf bis zehn Jahren erstrecken, sind zentrale organisatorische Koordinierungsstelle diese übergeordnete immer mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Umso wichtiger Steuerungsfunktion. ist es, zur Stärkung der Bauherrinnenkompetenz entsprechende Monitoringsysteme zur laufenden Beobachtung der Entwicklungen In deren Zuständigkeit fällt die Koordination der zuständigen sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite Bauherrinnen- bzw. NutzerInnendienststellen bei der Erstellung von einzurichten. Planungsgrundlagen, wie Bedarfserhebungen zur Steigerung der Planungssicherheit, Konzeption, Standardisierung, Priorisierung, Die Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung Planung und Umsetzung der erforderlichen Bildungsinfrastruktur von entwickelte in enger Kooperation und Abstimmung mit der der Sanierung über Zubauten bis zum Neubau inklusive Betriebsphase Magistratsabteilung 56 - Wiener Schulen und der Geschäftsgruppe und damit auch die Programme „Bildungseinrichtungen-Neubau- Jugend, Bildung, Information und Sport das Instrument „Screening programm 2012 bis 2023“ und „Schulsanierungspaket 2008 bis 2017“ Soziale Infrastruktur“. sowie künftige Schulerweiterungsprogramme. 32 33 Dieses Instrument ermöglicht eine Einschätzung der vorhandenen Partizipation/Mitwirkung im Schulbau kleinräumigen Potenziale (Baublockebene) und eignet sich auch zur Simulation der Auswirkungen von Schulneubauten Die Einbindung der NutzerInnen sowie einer Vielzahl von Expertinnen und Schulerweiterungen bzw. von Wohnungsneubauten und und Experten, EntscheidungsträgerInnen ist auch im Schulbau Nachverdichtungen im Bestand auf das gesamtstädtische zur Selbstverständlichkeit geworden. Das Zusammenwirken der Versorgungssystem. angesprochenen Gruppen schon im Planungsprozess führt zu neuen Qualitäten bei der Errichtung von Räumen für Bildung und Lernen. Die Es ist ein Instrument zur Optimierung der räumlichen Verteilung Mitwirkung aller maßgeblichen Beteiligten schon in einer sehr frühen von Infrastruktureinrichtungen (Schwerpunkt Kindergarten Planungsphase ermöglicht es, die jeweiligen Potenziale auszuloten und und Volksschule) und ermöglicht somit die Darstellung der darauf aufbauend, ein räumlich-pädagogisches Konzept zu entwickeln. Dringlichkeit neuer Schulstandorte sowie die Wirkungen alternativer Standortkombinationen (Neubau oder Erweiterungen Wie die Erfahrungen mit bereits umgesetzten Projekten zeigen, sind bestehender Standorte) auf den künftigen Versorgungsgrad und die folgende Zielgruppen bei der Planung, der Durchführung und beim Standortauslastungen. Übergang in den Betrieb einzubeziehen: Um das Zusammenwirken von Wohnbau- und Bildungsinfrastruktur- Fachabteilungen des Magistrats, Stadtschulrat, Bezirke, Direktor- investitionen weiter zu verbessern, soll dieses Bildungsmonitor- innen und Direktoren, LehrerInnenvertreterInnen, Eltern- und ingsystem in Richtung revolvierende Bedarfsplanung erweitert und SchülerInnenschaft, Verwaltungspersonal, Schulbetreuungspersonal, verfeinert werden. Vereine, die Räumlichkeiten bzw. Freiflächen nutzen, AnrainerInnen sowie die interessierte Öffentlichkeit. Partizipation und Einbindung der Durch die laufende Aktualisierung der prognostizierten und der NutzerInnen ist nie Selbstzweck, sie soll der qualitätsvollen Umsetzung tatsächlichen Bevölkerungsveränderungen für die Gruppe der des Projektes dienen. 0–13-jährigen Kinder auf Stadtteilebene sowie die Berücksichtigung von Informationen zur absehbaren Bedarfsentwicklung, den Information und Kommunikation, das Einholen von Sichtweisen, akkordierten Ausbauplänen, den vorhandenen und zu aktivierenden Standpunkten und Expertisen zum richtigen Zeitpunkt mit der Flächenpotenzialen wird damit eine wichtige Grundlage für die richtigen Zielgruppe, in einem passenden Setting sind die Bausteine Investitionsentscheidungen zur Verfügung stehen. eines erfolgreichen Partizipationsprozesses. Ein in Arbeit befindliches Partizipations- und Kommunikationshandbuch soll auch in diesem Bereich eine professionelle Umsetzung sicherstellen. Abb. 7: Bildungsinfrastruktur – Partizipation und Kommunikation Information Mitarbeit & Mitwirkung Durchführung Einbindung nach Erfordernis Konzeption Magistrat/Fachdienststellen BezirksvorsteherInnen Elternvereine, SchülerInnen Facility Management, Schulwartinnen bzw. Schulwarte, u.a. Stadtschulrat Externe NutzerInnen (z. B. Sportverein) Öffentlichkeit Externe Expertinnen bzw. Experten Quelle: Partizipations- und Kommunikationshandbuch Bildungsinfrastruktur (2014) in Arbeit Planung Realisierung Betriebsphase ZUSAMMENFASSUNG Wien als wachsende Stadt braucht laufend neuen Raum für Bildung. Für die prognostizierten rd. 35.000 zusätzlichen 0– bis13-jährigen Kinder müssen in Wien im Zeitraum 2015–2025 jedes Jahr • • • zwischen 70 und 100 zusätzliche Kindergartengruppen, rd. 50 zusätzliche Volksschulklassen und rd. 45 zusätzliche Klassen im Bereich der Sekundarstufe I (Neue Mittelschule bzw. AHS- Unterstufe) bereitgestellt werden. Aber nicht nur die positive Dynamik in der Bevölkerungsentwicklung, auch gesellschaftspolitische, pädagogisch-didaktische und rechtliche Anforderungen haben Konsequenzen für die Bildungsinfrastruktur. Wien bekennt sich zu einem stetigen, bedarfsorientierten Ausbau des Bildungsangebotes. Das bedeutet, zeit- und bedarfsgerecht Bildungsraum zur Verfügung zu stellen und Vorsorge für die erforderlichen personellen, technischen und organisatorischen Ressourcen, die geeigneten Flächen sowie die notwendigen finanziellen Mittel zu treffen. Demografische Entwicklung und Wohnbauproduktion verlaufen weder zeitlich noch räumlich und auch nicht hinsichtlich der nachgefragten Quantitäten homogen. Es ist daher notwendig, sowohl auf kurzfristige Entwicklungen zu reagieren als auch für eine mittel- bis langfristige Perspektive zu planen. Mit der Bildungsinfrastrukturinitiative, einem magistratsinternen breit angelegten Kommunikations- und Planungsprozess, werden neue Standards gesetzt. Grundpfeiler dieser Initiative ist die Optimierung der internen und externen Kommunikation und der Abläufe von der Bedarfserhebung zur Planung, über die Realisierung und den Betrieb. Partizipation, als wichtiger Baustein, wird eingesetzt zur Sicherung einer qualitätsvollen Umsetzung der Projekte. Und es kommen Instrumente zum Einsatz, die ein Screening der sozialen Infrastruktur ebenso möglich machen, wie eine vorausschauende kleinräumige Bedarfsplanung im Gleichklang mit dem Wohnbau. In nahezu allen Stadtgebieten müssen in den nächsten zehn Jahren zusätzliche Kleinkinder- und Kindergartengruppen sowie Schulklassen geschaffen werden. In den großen Wiener Stadterweiterungsgebieten entstehen eine beträchtliche Anzahl neuer Wohnungen. Hier müssen neue Flächen in ausreichender Größe und guter Qualität gesichert und entwickelt werden. Mit dem Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm 2012–2023 wird auf diese Herausforderung reagiert. Wesentlicher Baustein dieses Programmes sind die Campus plus-Projekte. Für diese Projekte, wo verstärkt Synergien zwischen Kindergarten und Schule ermöglicht werden, sind Investitionen von rd. 700 Mio. Euro vorgesehen. Ein Teil des Bedarfs wird auch durch Erweiterungen bestehender Schulstandorte in der bereits gebauten Stadt bereitzustellen sein. Mit dem Schulerweiterungsprogramm steht ein Programm zur Verfügung, mit dem auf kurzfristige Nachfrageentwicklungen reagiert werden kann. In den nächsten zehn Jahren sollen im Rahmen dieses Programmes rd. 200 neue Bildungsräume geschaffen werden. Schon im Jahr 2006 wurde mit dem Schulsanierungspaket 2008–2017 eines der umfangreichsten Sanierungsprogramme der Stadt Wien beschlossen und 570 Millionen Euro für Sanierungsvorhaben an 242 Pflichtschulen bereitgestellt. Auch im Bereich der elementaren Bildung werden neben Umbauten und Erweiterungen bestehender Standorte vor allem in den Stadtentwicklungsgebieten neue Kindergärten errichtet. Der Großteil wird in Wohnbauten integriert bzw. im Rahmen des Wiener Campus-Modells umgesetzt. 34 35 Abkürzungsverzeichnis Bauordnung für Wien – BO für Wien Wiener Stadtentwicklungs-, Stadtplanungs- und Baugesetzbuch (Bauordnung für Wien – BIBER Bildungsbereiche; siehe Campus plus Campus plus BO für Wien), LGBl 11/1930 idF 46/2013 Der Campus plus vereint, neben zentralen Funktionsbereichen, mehrere zwischen Kindergarten und Volksschule durchmischte Bildungsbereiche. Basale Klassen und heilpädagogische Gruppen sollen in diese altersdurchmischten Bildungsbereiche integriert werden Dienstanweisung für die projektorientierte Abwicklung von Baumaßnahmen 2003 DAB 2003 Bauordnung für Wien – BO für Wien Wiener Stadtentwicklungs-, Stadtplanungs- und Baugesetzbuch (Bauordnung für Wien – GTVS Ganztagsvolksschule BO für Wien) LGBl 30/1911 idF 46/2013 Kindergarten KG Neue Mittelschule NMS OIB-Richtlinien Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik Bundesgesetz vom 13. Juli 1955, betreffend die Grundsätze für die Errichtung, Erhaltung und Auflassung der öffentlichen Pflichtschulen (Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz), BGBl 163/1955 idF I 48/2014 PPP Public Private Partnership – vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand Schulorganisationsgesetz Bundesgesetz vom 25. Juli 1962 über die Schulorganisation (Schulorganisationsgesetz), Stadtbaudirektion Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Bauten und Technik und Unternehmen der Privatwirtschaft STEP 2025 Wiener Antidiskriminierungsgesetz Wiener Kindergartenverordnung – WKGVO Wiener Schulgesetz – WrSchG BGBl 242/1962 idF I 104/2015 Stadtentwicklungsplan für Wien 2025 Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung (Wiener Antidiskriminierungsgesetz), LGBl 35/2004 idF 88/2012 Wiener Kindergartenverordnung – WKGVO, LGBl 29/2003 idF 20/2014 Gesetz über die äußere Organisation der öffentlichen Pflichtschulen und öffentlichen Schülerheime im Lande Wien und über die Zusammensetzung des Kollegiums des Stadtschulrates für Wien (Wiener Schulgesetz – WrSchG), LGBl 20/1976 idF 6/2015 Wiener Stadtverfassung – WStV Verfassung der Bundeshauptstadt Wien (Wiener Stadtverfassung – WStV), LGBl 28/1968 idF 50/2013 Abbildungsverzeichnis Abb.1 Abb.2 Abb.3 Bevölkerungsentwicklung 1991-2044 (2015=100) Zufriedenheit mit der pädagogischen Qualität der Betreuung in Kleinkindergruppen und Kindergärten 2013 Kleinkindergruppen, Kindergärten – Einrichtungen Abb.5 Volksschule, Neue Mittelschule und AHS-Unterstufe Hypothetischer Flächenbedarf auf Basis ausgewählter Referenzprojekte – Waidhausenstraße (KG), Pirquetgasse (GTVS), Standardraumprogramm einer NMS (z.B. Neubau Spielmanngasse) Abb.6 Abb.7 Karte 1 Karte 2 der MA 10 - Wiener Kindergärten und privater TrägerInnenorganisationen Abb.4 Kartenverzeichnis Phasenfreigabe und Abschluss von Bauprojekten Bildungsinfrastruktur –Partizipation und Kommunikation Bevölkerungsentwicklung der 6- bis 9-Jährigen 2014 bis 2024 Gebiete mit Entwicklungspotenzial und Bestandsentwicklung in gründerzeitlich geprägten Gebieten (in Anlehnung an STEP 2015) Karte 3 Campus plus – bestehende und in Entwicklung befindliche Karte 4 Schulsanierungspaket Standorte Karte 5 Schulerweiterungen, Neubauten und Karte 6 Städtische Kindergärten und Horte – Ausbau und Karte 7 Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative – Ausbau und Entwicklungspotenziale Entwicklungspotenziale Entwicklungspotenziale von Bildungsstätten IMPRESSUM MedieninhaberIn und HerausgeberIn: Stadt Wien – Bereichsleitung für Bildungsinfrastruktur, Rathaus, A-1082 Wien Text und Redaktion: Cornelia Krajasits – ÖIR-Projekthaus GmbH Redaktionsteam: Planungsworkshop der Bildungsinfrastrukturinitiative der Stadt Wien Lektorat: Astrid Widmann-Rinder – ÖIR-Projekthaus GmbH Gestaltung: Phillip Schönholz – St.Stephen’s GmbH Werbeagentur Druck: Agensketterl Druckerei GesmbH Erscheinungstermin: Okt 2015 Bilder und Illustrationen Cover: © St.Stephen’s GmbH Werbeagentur Fotos: © Christian Jobst © Manfred Seidl © STUGEBA Mobile Raumsysteme GmbH © Votava – PID Karthographie: © ÖIR-Projekthaus GmbH Karte 7: Wiener Bildungsinfrastrukturinitiative – Ausbau und Entwicklungspotenziale von Bildungsstätten Campus bestehende Campus-Projekte Mit Schuljahr 15/16 fertiggestelltes Campus-Projekt in Planung/Umsetzung befindliche Campus plus - Projekte Weitere in Vorbereitung/Konzeption befindliche bzw. durch Wohnbauvorhaben notwendige Campus plus - Projekte Plichtschule Neubau- und Erweiterungsprojekte im Bereich Pflichtschulen in Umsetzung und ausgewählte Sanierungsprojekte in Vorbereitung Kindergarten Kindergärten Ausbau 2015/16 Erweiterungspotenziale und Vorhaben im Bereich der Kindergärten Entwicklungspotenziale STEP 2025 Wien - Entwicklungspotenzialgebiete Ausgewählte Potenzialstandorte für Bildungsinfrastruktur allgemein Bezirksgrenze Gewässer Erweiterungspotenziale und Vorhaben im Pflichtschulbereich Schulsanierungspaket Datengrundlage: MA 10, MA 56 katographische Bearbeitung: ÖIR-Projekthaus GmbH Grafik: St.Stephen’s GmbH
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