Versuchsberichte im deutschen Gartenbau 2015 Baumschule / Stauden Verträglichkeit von Vorauflaufherbiziden bei Stauden vor dem Austrieb Die Ergebnisse – kurzgefasst In einem Versuch, der in Kooperation und enger Absprache mit der LVG Bad Zwischenahn durchgeführt wurde, wurde im Versuchsbetrieb der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop der Einsatz von verschiedenen Vorauflaufherbiziden bei überwinterten Stauden im Tb 9 geprüft. Der Versuch wurde auf Anregung des Arbeitskreises Forschung und Entwicklung (AK FuE) im Bund deutscher Staudengärtner (BdS) e.V. in den Jahren 2014 und 2015 durchgeführt. Als Versuchspflanzen dienten Anemone, Aubrieta, Campanula poscharskyana, Digitalis, Festuca glauca und Vinca minor, die von den Praktikern im AK FuE als wichtige Gattungen und Arten aus für diese Fragestellung benannt wurden. Die Pflanzen wurden Ende Mai 2014 in 9er Rechtecktöpfe (Tb9) praxisüblich getopft und auf der Containerkulturfläche zur weiteren Kultur aufgestellt. Dem torfbasierten Substrat (pH-Wert 5.3 – 5.7) wurde vor dem Topfen 2 kg/m³ Osmocote Exact Standard High K 3-4M 11-11-18 zugemischt. Für den Rest des Jahres 2015 erfolgte die weitere Kultur praxisüblich. Die Pflanzen verblieben in Ellerhoop über Winter ohne weiteres Rücken auf der Containerkulturfläche und wurden zwischen Kalenderwoche 50/2014 und 11/2016 praxisüblich mit Agrococver flach abgedeckt. Zwei Wochen nach dem Entfernen der Abdeckung im Frühjahr 2015 erfolgte in Ellerhoop die Anwendung der Vorauflaufherbizide Bandur + Artist, Bandur + Sencor Liquid, Katana, Laudis + Flexidor, Spectrum + Stomp Aqua und Vorox F, die mit der unbehandelten Kontrolle hinsichtlich ihrer Verträglichkeit verglichen wurden. Die Kombination Spectrum + Stomp Aqua führte bei 5 von 6 Kulturen zu den geringsten Schäden (Anemone, Aubrieta, Campanula, Digitalis, Vinca). Vorox F und die Kombination von Laudis + Flexidor bewirkten die geringsten Schäden bei Festuca. Eine Bewertung der Unkrautwirkung der geprüften Mittel war unter den Bedingungen dieses Versuches nicht möglich. Versuchsfrage und Versuchshintergrund Welche Vorauflaufherbizide führen bei Einsatz vor dem Austrieb zu Pflanzenschäden bei überwinterten Stauden im Tb9? Die Bekämpfung von Unkräutern, also Pflanzen und Mose, die als Begleitvegetation zu Kulturpflanzen nicht erwünscht sind, stellt auch bei der Kultur von Stauden ein großes Problem dar. Selbst bei Beachtung und Umsetzung aller möglichen Maßnahmen zur vorbeugenden Unkrautkontrolle (Hygiene bei Jungpflanzen, Substarten, Töpfen und Wasser) sowie dem Einsatz von Mulch, der jedoch nicht bei allen Pflanzenarten sinnvoll möglich ist, lässt sich die Entwicklung vom Unkräutern in den Kulturgefäßen in der täglichen Praxis der Staudenbetriebe nicht gänzlich verhindern. Dann ist entweder das teure Krauten per Hand notwendig oder aber der Einsatz von Herbiziden. Bei den 1 Dr. Andreas Wrede, Thorsten Ufer und Tobias Plagemann| Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Abt. Gartenbau und Abt. Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt| Thiensen 16 | 25373 Ellerhoop | [email protected]| 04120-7068151 Versuchsberichte im deutschen Gartenbau 2015 Baumschule / Stauden Verträglichkeit von Vorauflaufherbiziden bei Stauden vor dem Austrieb krautigen Stauden ist die vorbeugende Anwendung von Vorauflaufherbiziden auf einer noch unkrautfreien Substratoberfläche am sinnvollsten, um die Keimung von Unkrautsamen zu verhindern. Nach dem Auflaufen sind gerade bei Stauden häufig nur noch selektive Gräser Herbizide einsetzbar, in Gräserkulturen entsprechend andere Mittel, die dann selektiv zweikeimblättrige Unkräuter bekämpfen. Voraussetzung für die Anwendung von Herbiziden jeder Art ist natürlich, dass die Kulturpflanze die Anwendung ohne oder mit möglichst geringen Schäden übersteht. Vor dem Hintergrund, dass die vorbeugende Anwendung von Vorauflaufherbiziden die sinnvollste Anwendung von Herbiziden in der täglichen Praxis der Staudenbetriebe darstellt, wurde im AK FuE des BdS von den dort vertretenden Praktikern die Frage nach der Verträglichkeit dieser Produkte geäußert. Angesichts der großen Spanne an Gattungen, Arten und Sorten, die gegenwärtig in den Staudenbetrieben in Deutschland kultiviert werden, ist diese Frage nicht erschöpfend in wenigen Versuchen zu diesem Thema zu beantworten. Darum wurden wichtige Gattungen und Arten von den Praktikern in AK benannt, die sehr häufig und umfänglich in den Staudengärtnereien angebaut werden. Dazu gehörten u.a. Anemone, Aubrieta, Campanula poscharskyana, Digitalis, Festuca glauca und Vinca minor, die in den Versuchen Ellerhoop und in Bad Zwischenahn als Versuchspflanzen dienten. Bezüglich der zu prüfenden Herbizide fiel in Ellerhoop, nach Rücksprache mit Tobias Plagemann von der Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz und Umwelt der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, die Wahl auf die in Tab 1 vorgestellten Produkte und Produktkombinationen, die bezüglich ihrer Verträglichkeit mit der unbehandelten Kontrolle verglichen wurden. Tab. 1: Herbizide und Herbizid-Kombinationen sowie deren Aufwandmenge, die im Versuch der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Versuchsbetrieb in Ellerhoop geprüft wurden Variante Mittel Aufwand 1) Kontrolle unbehandelt 2) 3) 4) 5) Vorox F Katana Bandur + Sencor Liquid Spectrum + Stomp Aqua 300 g 100 g 1,0 l + 0,6 l 1,2 l + 0,6 l 6) Laudis + Flexidor 1,5 l + 1,0 l 7) 8) Bandur + Artist Sencor Liquid + Flexidor 1,0 l + 2,0 l 0,6 l + 1,0 l Die Versuchspflanzen wurden Ende Mai 2014 in 9er Rechtecktöpfe getopft und zur weiteren praxisüblichen Kultur auf die Containerkulturfläche gestellt, wo sie für den Rest des Versuchs, ohne weiteres Rücken, verblieben. Vor dem Topfen der Pflanzen wurde 2 kg/m³ Osmocote Exact Standard High K 3-4M 11-11-18 in das torfbasierte Substrat eingemischt, das auf einen pH-Wert von 5.3 bis 5.7 eingestellt war. Mitte April 2015 wurden die Stauden nochmals mit 1,5 g Osmocote Topdress FT 45M pro Topf nachgedüngt. 2 Dr. Andreas Wrede, Thorsten Ufer und Tobias Plagemann| Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Abt. Gartenbau und Abt. Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt| Thiensen 16 | 25373 Ellerhoop | [email protected]| 04120-7068151 Versuchsberichte im deutschen Gartenbau 2015 Baumschule / Stauden Verträglichkeit von Vorauflaufherbiziden bei Stauden vor dem Austrieb Zur Überwinterung der Versuchspflanzen wurden diese zwischen Kalenderwoche 50/2014 und Kalenderwoche 11/2015 flach mit Agrocover abgedeckt. Zwei Wochen nach dem Abdecken erfolgte dann die vorbeugende Anwendung der Vorauflaufherbizide mit Hilfe einer Rückenspritze Abb. 1: Zustand der Versuchspflanzen zum Anwendungszeitpunkt der Herbizide am 24.03.2015 Danach wurde der Zustand der Versuchspflanzen 4, 8 und 12 Wochen nach dem Applikationstermin hinsichtlich der auftretenden Schäden und des Kulturzustandes bonitiert. Dabei wurden Boniturnoten zwischen 1 (= keine Schäden, gutes Wachstum) und 9 (sehr starke Schäden, Ausfall) vergeben. Anfang Juli 2015 wurde der Versuch mit der Ermittlung des Sprossfrischgewichtes und der Bonitur der Wurzelqualität abgeschlossen. Ergebnisse im Detail Es zeigte sich, dass die Kombination Spectrum + Stomp Aqua bei 5 von 6 Kulturen zu den geringsten Schäden geführt hat (Anemone, Aubrieta, Campanula, Digitalis, Vinca). Vorox F und die Kombination von Laudis + Flexidor bewirkten die geringsten Schäden bei Festuca. Die Empfindlichkeit gegenüber den geprüften Herbiziden in diesem Versuch war bei Vinca am geringsten. Zu einem anderen, späteren Anwendungszeitpunkt hätte Vinca aber sicher empfindlicher reagiert. Besonders empfindlich zeigten sich dagegen Anemone, Aubrieta und Digitalis, bei denen nur die Kombination Spektrum + Stomp Aqua das Ausmaß der Schäden im akzeptablen Rahmen gehalten 3 Dr. Andreas Wrede, Thorsten Ufer und Tobias Plagemann| Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Abt. Gartenbau und Abt. Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt| Thiensen 16 | 25373 Ellerhoop | [email protected]| 04120-7068151 Versuchsberichte im deutschen Gartenbau 2015 Baumschule / Stauden Verträglichkeit von Vorauflaufherbiziden bei Stauden vor dem Austrieb hat. Tendenziell nahm das Ausmaß der Schäden mit der Dauer der Vegetationsperiode, also mit zunehmendem Abstand zum Applikationstermin eher ab, jedoch nicht bei Digitalis (siehe auch Tab. 2). Tab. 2: Beurteilung der Verträglichkeit der geprüften Vorauflaufherbizide im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle in Abhängigkeit von der Versuchspflanze. = gute Verträglichkeit, keine oder nur sehr schwache Schäden ; - = mäßige Verträglichkeit, schwache oder mäßige Schäden; ! = unverträglich, mäßige bis sehr starke Schäden und Ausfall Abb. 2: Zustand der Versuchspflanzen zum Versuchsende Anfang Juli 2015 in Abhängigkeit vom applizierten Herbizide (von vorne nach hinten: Aubrieta, Vinca, Campanula, Festuca, Digitalis, Anemone) 4 Dr. Andreas Wrede, Thorsten Ufer und Tobias Plagemann| Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Abt. Gartenbau und Abt. Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt| Thiensen 16 | 25373 Ellerhoop | [email protected]| 04120-7068151 Versuchsberichte im deutschen Gartenbau 2015 Baumschule / Stauden Verträglichkeit von Vorauflaufherbiziden bei Stauden vor dem Austrieb Abb. 3: Zustand der Versuchspflanzen zum Versuchsende Anfang Juli 2015 in Abhängigkeit vom applizierten Herbizid (von vorne nach hinten: Aubrieta, Vinca, Campanula, Festuca, Digitalis, Anemone) Kritische Anmerkungen Eine Prüfung der herbiziden Wirkung der Produkte konnte nicht erfolgen, da allein schon aufgrund der Versuchsanstellung kaum Unkräuter aufgelaufen sind. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass Produkte mit hoher Verträglichkeit in Stauden auch eine geringere herbizide Wirkung aufweisen und umgekehrt. Hier ist eine entsprechende Prüfung noch notwendig. Bei der großen Anzahl verschiedener Gattungen, Arten und Sorten in den Staudengärtnereien sind noch eine Vielzahl an Versuchen notwendig, um auch deren Verträglichkeit gegenüber den hier geprüften Herbiziden zu prüfen. Vor dem Übertragen der Ergebnisse in die Praxis sollte außerdem unbedingt beachtet werden, dass zuerst eigene Erfahrungen an kleinen Sätzen im Betrieb gesammelt werden sammeln sollten, insbesondere dann, wenn eine Applikation auf weiter ausgetriebene Stauden erfolgen soll. Hinzu kommt der dringende Apell zur Prüfung der jeweils aktuellen Zulassungssituation der Herbizide. 5 Dr. Andreas Wrede, Thorsten Ufer und Tobias Plagemann| Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Abt. Gartenbau und Abt. Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt| Thiensen 16 | 25373 Ellerhoop | [email protected]| 04120-7068151
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