Aus dem Leben einer Miss

Bericht | Text und Foto: Markus Schröder
Aus dem Leben einer Miss
Mehr als nur Schönheit im Kopf
In all dem Termintrubel ist es fast ein
kleines Wunder, dass sie jetzt auch ihren
Führerschein gemacht hat. „Das war ganz
schön schwierig. Ich habe unterwegs im Zug
oder Flugzeug oder abends im Hotel immer
wieder die Führerscheinfragen geübt und
irgendwie hat es dann tatsächlich geklappt.“
„Viele Leute glauben, dass ich jetzt
reich werde – aber das ist Quatsch. Ich
verdiene als Miss Germany ungefähr das
gleiche wie vorher als Arzthelferin.“
Olga Hoffmann sitzt auf der Terrasse
des Hotels Krautkrämer in Hiltrup und
trinkt ein Mineralwasser. Sie trägt einen
schwarzen Hosenanzug, einen hellen
Blazer und lange mit Strass besetzte
Ohrringe. Sie passt gut auf die Terrasse
des Luxushotels. Aber dass wir uns hier
zu unserem Interview treffen sollten
war nicht ihre Idee sondern die der Miss
Germany Corporation. Ende Februar war
Olga Hoffmann aus Hiltrup im Europapark bei Freiburg zur Miss Germany
gewählt worden. Das war natürlich ein
ganz großer Augenblick in ihrem Leben.
„Ich hätte das nie gedacht – da waren so
viele schöne Mädchen. Und als es dann
passierte war das unglaublich. Das werde
ich nie vergessen. In meinem ganzen
Leben nicht!“, strahlt Olga noch heute.
Mitgemacht hatte sie bei der Wahl, weil
sie schon immer die Show liebte, den
großen Auftritt. „Schon als Kind habe ich
immer gesungen und getanzt. Und ich
habe immer davon geträumt einmal auf
großen Bühnen zu stehen.“
Durch die Wahl zur Miss Germany steht
sie jetzt viel auf Bühnen – mal auf großen, mal auf kleinen. Und sie findet es
toll. Ihre Eltern hatten zuerst Bedenken.
„Das ist doch nicht seriös!“, sagten sie
und „Bleib lieber bei deinem Job!“ Aber
jetzt, da es gut läuft, sind sie beruhigt.
Und vielleicht auch ein bisschen stolz.
Olga jedenfalls ist nach den ersten
Monaten noch immer begeistert.
„Meine Highlights waren der TVAuftritt bei Stefan Raab, der Besuch bei
den Filmfestspielen in Cannes, wo ich
mit dem Vater von Michael Jackson an
einem Tisch saß, und dass ich einen Song
aufgenommen habe, zu dem wir auf
Mallorca ein Video gedreht haben.“ Es
kommt vor, dass Olga wochenlang nicht
in Münster ist, weil sie von Termin zu
Termin reist. Es gibt Termine, die die Miss
Germany Corporation organisiert wie zum
Beispiel lokale Miss-Wahlen, bei denen
Olga in der Jury sitzen muss. Andere Termine entstehen, weil die Organisatoren
bestimmter Veranstaltungen Olga über
die Miss Germany Corporation buchen.
Dann ist sie zum Beispiel bei der Eröffnung einer Modenschau dabei.
Noch macht das Reisen Olga Spaß auch
wenn das häufige frühe Aufstehen sie
nervt. Noch mehr genervt ist ihr Freund,
mit dem sie schon 5 Jahre zusammen ist.
Der sieht sie nur noch selten. „Da gibt es
immer mal wieder Gemecker“, lacht sie,
„aber wir schaffen das schon!“
Zuhause in ihrer kleinen Wohnung in
Hiltrup ist das ganze Miss-Leben meist
schnell vergessen. Selbst wenn ein paar
tolle Abendkleider am Schrank hängen,
die Wohnung sieht noch genauso aus wie
früher und die Hausarbeiten sind auch
noch die gleichen. „Wenn ich nach einer
Reise wieder in Münster bin, dann muss
ich Wäsche waschen, putzen, einkaufen
und, und, und. Das macht ja niemand
für mich.“
Olga ist in Hiltrup eine ganz normale
23-jährige, die vor ein paar Monaten noch
in einer Arztpraxis in Münster gearbeitet
hat und in ihrer Freizeit ins Fitnessstudio
ging. Nur ein Detail unterschied sie schon
früher von den meisten anderen Mädchen ihres Alters. Olga stammt eigentlich
aus der Ukraine. 2001 war sie im Alter
von neun Jahren mit ihren Eltern aus
Dnjepopetrowsk gekommen. Noch heute
hat ihre Familie Freunde und Verwandte
in dem Gebiet, in dem nun seit Monaten
ein Bürgerkrieg tobt. Regelmäßig schickt
die Familie Pakete in die Ostukraine und
telefoniert mit den Verwandten.
„Es ist so verrückt: An dem einen Tag
bin ich in Monaco und kriege ein 5-Gänge
Menü aufgetischt und am nächsten Tag
bin ich in Münster und wir telefonieren
mit unseren Verwandten und ich höre
wie schrecklich es dort ist.“ Vor ein paar
Wochen hat Olga in Augsburg an einer
Veranstaltung zugunsten der ukrainischen
Kinderkrebshilfe teilgenommen und dort
den ukrainischen Konsul getroffen. Wenn
möglich möchte sie sich noch mehr für die
Ukraine engagieren. Als Miss Germany, so
hofft sie, kann sie vielleicht etwas schaffen, was ihr als Olga Hoffmann aus Hiltrup
nie gelingen würde.
„Ich versuche mit der Miss Germany
Corporation etwas für ukrainische Kinder
zu organisieren. Wir wollen unsere Sponsoren ansprechen und Vitali Klitschko,
den Bürgermeister von Kiew treffen und
vielleicht ein Feriencamp für Kinder aus
der Ostukraine organisieren. Solange ich
Miss Germany bin kann ich da vielleicht
etwas erreichen.“ #
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