NR . 22 WINTER 2016 BADEN-BADENER UNTERNEHMER GESPR ÄCHE Shi Mingde Karl-Heinz Streibich Carsten Spohr Chinas Reformkurs öffnet das Land Die digitale Revolution ist ein Tsunami Die Politik muss europäischen Airlines helfen Spezial Zuflucht in Deutschland Die Menschenrechtsaktivisten Salah Zater, Visar Duriqi, Kamal Khan, der türkische Botschafter bei der EU Izzet Selim Yenel und Finanzstaatssekretär Jens Spahn EDITORIAL Dr. Karl-Ludwig Kley, Vorstandsvorsitzender der Baden-Badener Unternehmer Gespräche Liebe Baden-Badener, Ende des Jahres wurde die Deutsche Post AG zur Zahlung eines Bußgeldes verpflichtet, weil verschiedene ihrer über 20.000 Filialen und Niederlas- sungen der gesetzlichen Verpflichtung zur Streik- Großen nicht in der Lage, effektiv zu kontrollieren, wer aufgrund welcher Umstände Zugang zu und Aufenthalt in seinem Territorium erhält. Selten ist die Diskrepanz von Realität und Über- anzeige nicht beziehungsweise nicht rechtzeitig bau eklatanter zutage getreten als durch die aktu- durch eine eigens dafür vom Bundesministerium für derung, die diese für die Institutionen des Staates nachgekommen waren. Diese Versäumnisse waren Arbeit und Soziales angeforderten Untersuchung der Bundesagentur für Arbeit festgestellt worden, die wiederum durch die Anfrage einer Bundestagsabgeordneten der Linken angestoßen worden war. Nur wenige Tage zuvor hat Jens Spahn, Parla- mentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium (und Alumnus des 136. BBUG) einen Debattenband zur Flüchtlingskrise herausgegeben (siehe S. 74). Bei der Vorstellung seines Buches „Ins Offene“ konstatierte Spahn, jüngstes Mitglied im Präsidium der CDU, nichts Geringeres als „in vielen Bereichen quasi ein Staatsversagen“. „Der naive Luxus, geltendes Recht nicht umzusetzen“, schreibt Spahn angesichts der nur sporadischen Durchführung von Abschiebebeschlüssen, „fordert einen hohen Tribut“. Was hat das Bußgeld der Deutsche Post AG mit der Flüchtlingskrise zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten Blick sehr viel. Denn beides zusammen beschreibt in eindrücklicher Weise die ganze Paradoxie (oder sollte man lieber sagen: Parodie?) unseres Staates: Einerseits haben wir über Jahrzehnte ein hypertrophes System von Re- gelungen und Verordnungen kultiviert, leisten uns Vorkehrungen für die noch so unwahrscheinlichs- elle Massenzuwanderung und durch die Überfor- darstellt. Dies ist zugleich ein „Stresstest“ (Spahn) für praktisch alle Bereiche der Politik, der uns dazu zwingen wird, vieles, was uns bisher sakrosankt erschien, auf den Prüfstand zu stellen – vom Baurecht bis zum Bildungswesen. Nachdem wir es schon bei der Wiedervereinigung verpasst haben, den „Reset-Knopf zu drücken“ und die durch viele Updates schwerfällig gewordene Software unseres Landes mit einem umfassenden Systemcheck wieder leistungsfähig zu machen, sollten wir die zwei- te Chance, die uns das weltpolitische Schicksal zugespielt hat, nicht ungenutzt lassen. Die beein- druckende humanitäre Hilfe, die Deutschland zu leisten bereit ist, sollten wir deshalb verbinden mit einer Besinnung auf die Grundlagen unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts und unseres Wohlstands und, soweit nötig, deren mutigen Erneuerung. Denn nur wenn wir diesen Wohlstand und die Handlungsfähigkeit von Staat und Gemeinwesen auf Dauer bewahren, werden wir auch politisch und finanziell in der Lage sein, auf Dauer zu helfen. Herzlich Ihr ten Eventualitäten und Risiken und ein Universum von sozialen Absicherungen, das in der Welt ein- zigartig ist. Andererseits ist der gleiche Staat im Karl-Ludwig Kley PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 3 Elementiertes Bauen mit System: wirtschaftlich, schnell und nachhaltig INHALT konzipieren bauen betreuen. www.goldbeck.de 03 Editorial von Karl-Ludwig Kley SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 10 „Im Ökosystem Digitalisierung müssen wir die Arbeit neu organisieren“ von Christian P. Illek 16 Wandel initiieren und nicht geschehen lassen von Volkmar Denner 22 Digitale Revolution ist ein Tsunami von Karl-Heinz Streibich 26 E-Gaming als Chance für Unternehmen und Herausforderung für Eltern von Sascha L. Schmidt und Florian Bünning 32 Kreativität schlägt Kapital von Tobias Ragge 38 Fusion als Chance nutzen von Dirk Barnard 42 Die Politik muss die Chancengleichheit für europäische Airlines sichern von Carsten Spohr 50 Perspektiven der privaten Raumfahrtindustrie von Fritz Merkle 56 „Chinas Reformkurs öffnet das Land“ von Shi Mingde 16 22 26 ZUFLUCHT IN DEUTSCHLAND 50 62 Turkey is ready to move forward von Izzet Selim Yenel 66 Meinungsfreiheit ist Menschenrecht Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte zu Gast beim 137. BBUG PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 5 INHALTSVERZEICHNIS INHALT 67 71 67 All are leaving, escaping from corruption von Visar Duriqi 69 It is high time von Kamal Khan 71 Libya four years after the revolution von Salah Zater 73 Zufallsbegegnung zwischen Baden-Baden und Hamburg von Salah Zater 74 Mahnung ins Ungewisse Jens Spahn – eine Buchrezension 76 „Was ich noch sagen wollte“ von Klaus Rittershaus BBUG INTERN 78 88 6 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 78 Das war das 137. BBUG 81 IM GESPRÄCH ÜBER KRISEN UND WIE MAN SIE MEISTERT – DIE EINSICHTEN DES 137. BBUG von Uwe Franke und Helmut Gassel 82 Aus den Regionalkreisen 88 BBUG-Folgetreffen 130 BBUG-Fortsetzungsgespräche 132 Die neuen Vorstände 134 Ehrendes Gedenken 135 Organisation und Gremien 136 Das wird wichtig 2016 138 Zu guter Letzt: Frank Trümper 138 Impressum DIE ZUKUNFT DER MOBILITÄT IST IN BEWEGUNG. Seit 1915 ist ZF zu einem weltweit führenden Technologiekonzern in der Antriebs- und Fahrwerktechnik sowie der aktiven und passiven Sicherheitstechnik mit 134.000 Mitarbeitern geworden. Künftig werden wir alle relevanten Technologien für die Megatrends der Zukunft aus einer Hand anbieten. Erfahren Sie mehr über automatisiertes Fahren, Sicherheit sowie Effizienz auf zf.com/technologietrends Der neue GLS. Auf jedem Gelände in seinem Element. Evolutionärer Wandel, Revolution oder Tsunami? Die Digitalisierung aller Lebensbereiche war das Schwerpunktthema des 137. BBUG. Mit Beiträgen von Volkmar Denner, Christian P. Illek , Tobias Ragge, Sascha L. Schmidt und Karl-Heinz Streibich DER PERSONALVORSTAND DER DEUTSCHEN TELEKOM ERKLÄRTE VOR DEM 137. BBUG, WELCHE HERAUSFORDERUNGEN DARAUS FÜR UNTERNEHMEN ERWACHSEN Foto: Deutsche Telekom AG SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 10 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 11 CHRISTIAN P. ILLEK „Im Ökosystem Digitalisierung müssen wir die Arbeit neu organisieren“ Manch ein Telekom-Mitarbeiter in Frankfurt weiß morgens noch nicht, an welchem Schreibtisch er tagsüber arbeiten wird. Dort und an weiteren Standorten haben wir mit der Neugestaltung der Arbeitsplätze begonnen, es entstehen Future Workplaces, Arbeitsplätze der Zukunft. So schaffen wir die Voraussetzung für neue Arten der Zusammenarbeit. Wechselnde Schreibtische sind dafür nur ein äußeres Zeichen. Es geht um viel mehr. Die zunehmende Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt. Wir werden uns anpassen müssen – und sollten uns dabei nicht zu viel Zeit lassen. Bei diesen Veränderungen erleben wir Revolution und Evolution zugleich. Revolution, weil die Digitalisierung radikal ist – und ungeheuer schnell vonstattengeht. Nur zur Erinnerung: Google ist gerade 16 Jahre alt. Facebook gibt es seit 2004, das iPhone gar erst seit 2007. Heute ist Apple das wertvollste Unternehmen der Welt, gefolgt von Google auf Rang zwei. Und es ist eine Evolution, weil Unternehmen, die sich nicht anpassen, untergehen werden. Angesichts dieser Selektion spricht man auch von digitalem Darwinismus. Bestes Beispiel ist Kodak, einst Inbegriff für (analoge) Fotografie mit 145.000 Mitarbeitern. Heute fotografieren wir alle digital. Kodak ging 2012 in die Insolvenz. Größe allein ist kein Erfolgsgarant und Zukunftsfähigkeit misst sich nicht in der Anzahl der Mitarbeiter. In der Telekommunikationsbranche spüren wir diesen Veränderungsdruck besonders deutlich. Zwei Beispiele, die zeigen, wie umfassend die Veränderungen in unserer Branche sind: Mit den Smartphones wurden auch Bewegtbilder mobil. Immer neue Services bieten videobasierte Kommunikation in Echtzeit – Tendenz steigend. Das alles ist ohne IT und vor allem ohne Netze nicht denkbar. Und im Internet der Dinge (oder Internet of Things) erleben wir Maschinen, die miteinander sprechen, sich austauschen, Daten sammeln und analysieren. Dahinter stecken Cloud-Dienste wie zum Beispiel die der Telekom. Gigantische Rechenzentren, die mit großem Aufwand gesichert werden. Wir durchleben einen massiven Wandel, und er vollzieht sich immer schneller. Aber warum ist das so? Was steckt hinter dem immer rasanteren Tempo der Digitalisierung? Um das zu verstehen, muss man die drei wesentlichen Merkmale des derzeitigen Fortschritts erkennen. Er ist • exponentiell • digital und • kombinatorisch. Wir alle spüren dieses Tempo. Hätten Sie vor wenigen Jahren gedacht, dass Sie eine TV-Sendung unterwegs auf dem Handy weiterschauen, wenn Sie das Haus verlassen? Oder dass Sie Videos vom Urlaub live an Freunde streamen? Gestern Zukunftsmusik – heute in unserer Westentasche. Wir haben es dabei nicht mit einer linearen, sondern mit einer exponentiellen Entwicklung zu tun. In immer kürzeren Abständen entstehen Dinge, die wir vor kurzem noch für unvorstellbar gehalten haben. Kein Wunder – denn dafür ist das menschliche Gehirn schlicht nicht gemacht. Ein Beispiel für fehlende Vorstellungskraft bietet das Schachspiel. Der Legende nach erbat sein Erfinder ein Reiskorn auf dem ersten Feld, zwei auf dem zweiten, vier auf dem dritten und so weiter. Bis zum 32. Feld bleibt die Menge der Reiskörner noch überschaubar. Es sind etwa zwei Milliarden, das entspricht einer Reisfeldernte. Aber auf der zweiten Hälfte des Schachbretts sprengen die Zahlen jede Vorstellung. Oder können Sie sich ein Bild machen von den rund 18 Trillionen Reiskörnern (18 mal 1018), die bis zum 64. Feld insgesamt zusammenkommen? Und so ist das auch bei der Digitalisierung. Auf der ersten Hälfte des Schachbretts sind vor allem Geschäftsmodelle und Unternehmen unter Druck geraten. Kodak, Karstadt, Quelle, Neckermann, Grundig – die Liste ist lang. Im übertragenen Sinne nähern wir uns rasant der zweiten Hälfte des Schachbretts – wenn wir sie nicht Fotos: Shutterstock 270830714 SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 12 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 13 R ADIK ALE DIGITALISIERUNG CH RI STIAN P. I LLE K DR. CHRISTIAN P. ILLEK Dr. Christian P. Illek, geboren 1964 in Düsseldorf, ist seit dem 1. April 2015 Personalvorstand der Deutschen Telekom. Zuvor war er als Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland tätig. Von April 2010 bis September 2012 verantwortete Illek bereits das Marketing der Telekom Deutschland GmbH. Vorausgegangen waren Stationen in Vorstand und Geschäftsführung der Festnetz- und der Mobilfunksparte. Nach dem Studium der Chemie und der Betriebswirtschaftslehre in Düsseldorf und München hatte Christian P. Illek zunächst Führungspositionen bei Bain & Company und Dell in Deutschland und der Schweiz übernommen. Christian P. Illek bei seinem Vortrag vor den Teilnehmern des 137. BBUG schon erreicht haben. Zukünftig werden Rechner so intelligent sein, dass sie selbst Menschen ersetzen können. Vom zweiten Maschinenzeitalter sprechen deswegen die MIT-Forscher Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee und haben darüber ein lesenswertes Buch geschrieben („The Second Machine Age“, 2014). Wir stehen an der Schwelle dieses Zeitalters. Alles ist digital, alles wird vernetzt: Die Analysten von IDC gehen davon aus, dass bis 2020 mehr als 200 Milliarden Geräte miteinander vernetzt sind. Dabei entstehen ungeheure Datenmengen. Digitale Informationen – sie sind die zweite große gestalterische Kraft des zweiten Maschinenzeitalters. Denn sie können das Treibmittel für weitere Innovationen sein. Ein gutes Beispiel dafür ist die Navigations-App Waze des gleichnamigen Unternehmens. Es gehört inzwischen zum Google-Konzern. Dieser Dienst beruht auf den Daten der mehr als 70 Millionen Nutzer selbst (Stand 2014): Sie halten Kartenmaterial und Verkehrsinformationen aktuell. Damit steht Waze auch exemplarisch für die dritte Kraft dieser neuen Zeit. Das Unternehmen hat Vorhandenes neu miteinander kombiniert: Standortsensoren, Datenübertragungstechnik, Navigationssysteme und nutzergenerierte Inhalte. Das alles gab es schon. Aber hier wird es intelligent miteinander verbunden. Das ist Innovation durch Neukombination von Bestehendem. In Zeiten fortschreitender Digitalisierung werden wir diese Form der Innovation immer häufiger erleben. Innovation durch Kombination von Bestehendem gehört die Zukunft Für die Deutsche Telekom ist Digitalisierung Kerngeschäft – im doppelten Sinne. Einerseits ermöglichen wir unseren Kunden die Teilhabe an der digitalen Welt. Andererseits müssen auch wir selbst das Tempo der Digitalisie- rung aufnehmen. Das betrifft unsere Arbeitswelten, wie oben geschildert. Aber es geht auch um Grundsätzliches, wie etwa die Produktentwicklung. Digitalisierung öffnet hier nicht nur den Blick auf die Kundensicht. Sondern führt auch zu neuen und kreativen Formen der Zusammenarbeit. Wir sind überzeugt: Menschen wollen die beste Verbindung. Immer und überall, nahtlos, über alle Technologien hinweg. Unser Netz ist nicht nur ein Stück Infrastruktur, sondern macht den digitalen Wandel auch erlebbar. Dafür brauchen wir das beste Produktionsmodell. Und wir brauchen das beste Team. Daraus erwächst ein klarer Auftrag an den Personalbereich. HR-Spezialisten müssen das Geschäft des eigenen Unternehmens unter den Vorzeichen der digitalen Transformation verstehen. Und dafür sorgen, dass die richtigen Leute mit den richtigen Fähigkeiten an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Digitale Transformation braucht entsprechendes Workforce-Management. Dadurch eröffnen sich auch enorme Chancen für humanere und bessere Arbeitsbedingungen – und für eine höhere Arbeitsqualität. Die Voraussetzungen dafür müssen wir schaffen. Bei der Deutschen Telekom haben wir damit längst begonnen. Die oben erwähnten Arbeitsplätze der Zukunft sind dafür nur ein Baustein. Es geht um neue Formen der Zusammenarbeit. Sie bringen das Know-how der gesamten Firma mit ihren 230.000 Mitarbeitern weltweit zusammen. Etwa mithilfe unseres internen sozialen Netzwerkes, über alle Bereichs- und Ländergrenzen hinweg. Internes Crowdsourcing, wenn man so will – dank Digitalisierung. Personalarbeit orientiert sich dabei an einem Dreiklang: Skills, Places und Tools. Erstens müssen wir es unseren Mitarbeitern ermöglichen, digital zu arbeiten. Regelmäßige Weiterbildung gewinnt noch mehr an Bedeutung, lebenslanges Lernen wird zum Muss. Zweitens braucht es die richtigen Rahmenbedingungen, etwa durch inspirierende Arbeitsumgebungen und Möglichkeiten zur mobilen Arbeit. Und schließlich brauchen unsere Mitarbeiter auch die richtige Hardware – leicht zu bedienen und zeitgemäß. Gleichzeitig müssen wir lernen, existierende Führungsmodelle weiterzuentwickeln. Wo mehr und mehr virtuelle Teams zum Einsatz kommen, braucht es eine Führungskultur, die begeistert. Und Führungskräfte, die ihre Rolle vor allem darin sehen, das eigene Team zu befähigen. Empathie und gute Kommunikation werden dabei zur wichtigen Qualifikation. Wie aber sieht zukünftig die Arbeit aus, wenn Rechner selbst Menschen ersetzen können? Auf der zweiten Hälfte des Schachbretts werden wir genau das mehr und mehr erleben. Schon heute vertrauen wir doch Reiseempfehlungen aus dem Web, und die Steuersoftware ersetzt oftmals schon den Gang zum Steuerberater. Und doch sind das erst die Anfänge. Auf der anderen Seite werden Menschen kaum vollständig und in allen Bereichen durch Maschinen abgelöst werden. Viel wahrscheinlicher ist, dass es ein Nebeneinander geben wird. Maschinen werden unsere Kollegen und Kooperationspartner. Sie nehmen uns körperlich anstrengende oder stupide Arbeiten ab. Also gerade das, was uns belastet. Dabei führt der Mensch über Kreativität und Strategie. Und die Maschine bringt taktische Analytik ein. Es liegt an uns, wie wir diese Kooperation zukünftig gestalten. Fest steht: Die Maschinen werden immer intelligenter, und das Entwicklungstempo nimmt zu. Es wird also nicht zuletzt darum gehen, die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen zu sichern. Unternehmen können und müssen hier einen Beitrag leisten. Und das nicht nur im eigenen, im engeren Sinne wirtschaftlichen Interesse. Denn die rasante technologische Entwicklung hat auch direkten Einfluss darauf, wie wir als Gesellschaft insgesamt zusammenleben. Oder anders ausgedrückt: Digitales Außenseitertum ist Gift für Wirtschaft und Gesellschaft. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass Arbeit im Ökosystem Digitalisierung insgesamt neu organisiert werden muss. Es sollte allen klar sein, dass es sich um eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft handelt. Fotos: BBUG/MS SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 14 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 15 VOLKMAR DENNER Wandel initiieren und nicht geschehen lassen Der Bosch- Chef erläuter te den Teilnehmern des 137. BBUG, wie er durch Verbindung von Tradition und Moderne den Wandel in der Automobilindustrie mitgestalten will Bosch ist ein Traditionsunternehmen und es ist unser Anspruch, noch heute im Sinne unseres Gründers zu handeln. Werte wie Zuverlässigkeit und Vertrauen bestimmen nach wie vor unseren Alltag. Aber das Bewahren von Traditionen bedeutet nicht Stillstand und schon gar nicht Rückschritt. Denn gleichzeitig ist es unser Anspruch, den Wandel in der Automobilindustrie mit unseren Innovationen mitzuprägen und uns als Unternehmen stets neu zu erfinden. Die Revolution durch das Internet und die Vernetzung der Welt sind auch in der Automobilindustrie spürbar. Dabei fragt man sich unwillkürlich, warum diese Veränderungen gerade jetzt um sich greifen. Aus meiner Sicht beruht dies im Wesentlichen auf der exponentiellen Zunahme der Leistungsfähigkeit der zugrunde liegenden Technologien. Zum einen verdoppelt sich gemäß dem sogenannten Moore’schen Gesetz die Anzahl der Transistoren pro Flächeneinheit rund alle 18 Monate. Als Physiker muss ich darauf hinweisen, dass dies kein physikalisches Gesetz ist, sondern eine von Gordon Moore formulierte Prognose, die von der Halbleiterindustrie seit Jahrzehnten in konkrete Produkte umgesetzt wird. Als Folge haben wir heute Computer in der Hosentasche, die noch vor 20 Jahren bei gleicher Leistungsfähigkeit die Größe eines Kühlschranks gehabt hätten. Bosch adressiert die Vernetzung auf drei Ebenen bis hin zu Dienstleistungen Dazu kommt, dass sich die Bandbreite, also die übertragenen Daten pro Sekunde, alle 21 Monate verdoppelt. Denn nicht nur die Anzahl der Tran- sistoren nimmt zu, sondern auch deren Schaltgeschwindigkeit. Darüber hinaus lassen neuere Übertragungstechniken höhere Datenraten zu. Auf Basis dieser steigenden Leistungsfähigkeit sind heute eine allgegenwärtige digitalisierte Kommunikation und eine Vernetzung von Geräten und Menschen möglich. Dazu kommt eine Vielzahl von Sensoren, mit deren Hilfe die Umgebung erfasst und vermessen werden kann. Wenn wir heute die neueste App auf unserem Handy nutzen, interessieren uns die dahinterliegenden Technologien allerdings wenig. Im Vordergrund stehen die Funktionalität und die Einfachheit der Bedienung. Wir adressieren bei Bosch die Vernetzung auf drei Ebenen: Zunächst werden die „Dinge“ mit Konnektivität ausgestattet und liefern damit ein digitales Abbild der Welt. Mit der Bosch- eigenen Softwareplattform, der Bosch IoT Suite, werden die „Dinge“ untereinander vernetzt und die Voraussetzungen für internetbasierte SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG Fotos: BOSCH GmbH Parken wird einfacher. Im ersten Schritt durch sensorbasierte Parkplatzsuche und aktives Parkplatzmanagement. In Zukunft parkt sich das Auto alleine ein (Automated Valet Parking). 16 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 20 | WINTER 2016 2015 17 WANDEL IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE VOLK MAR DENNER Neue Lösungen sind das eine, aber der Wandel in der Automobilindustrie bringt auch noch andere Veränderungen für Bosch, wie etwa neue Kunden. Die Zukunft des Automobils ist automatisiert, elektrisch, vernetzt und Mobilität ist mehr als das Automobil. Dienstleistungen geschaffen. Die dritte Ebene ist die der Dienstleistungen und Anwendungen, bei denen Bosch die Themen Mobilität, Energie, Gebäudeund Industrietechnik adressiert. Am Beispiel der Mobilität lässt sich die Wandlungsfähigkeit des Unternehmens Bosch am besten zeigen. Das erste Großserienprodukt von Bosch war der Magnetzünder, mit dem der Verbrennungsmotor zuverlässig wurde. Heute rettet das Antischleudersystem ESP von Bosch jedes Jahr Tausende von Menschenleben. Die Zukunft des Automobils wird aus meiner Sicht automatisiert, vernetzt und elektrifiziert sein und Mobilität ist deutlich mehr als nur das Auto. Google, Tesla, Uber – neue Spieler mischen derzeit die Automobilindustrie auf. Dabei nutzen sie den Veränderungsdruck in der Industrie, der zum Teil aus dem demografischen Wandel und dem Trend zur Urbanisierung resultiert, zum Teil aber auch den veränderten Anspruch der Nutzer an Mobilität widerspiegelt. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, überall und jederzeit online zu sein, und der Wunsch nach personalisierten, komfortablen Lösungen nimmt zu. Unternehmen können heute in der Automobilindustrie nur bestehen, wenn sie diese Trends verstehen und aufgreifen. Außerdem verschieben sich die Grenzen der Automobilindustrie, denn Mobilität ist mehr als das Auto. So ist das erfolgreichste Elektrofahrzeug in Europa das E-Bike mit fast 400.000 verkauften Exemplaren in 2014 allein in Deutschland. Bosch hat ganz wesentlich mit seinen Antrieben diesen Trend mitgeprägt. In China sind bereits heute 120 Millionen Elektro-Scooter auf den Straßen unterwegs, denn diese erfüllen das Kundenbedürfnis nach bezahlbarer, individueller Mobilität. Bei annähernd halbem Anschaffungspreis kostet der Elektro-Scooter im Betrieb nur 15 bis 20 Prozent eines konventionellen Scooters. Und damit ist der E-Scooter in China auch für die Bevölkerung mit geringem Einkommen erschwinglich. Aber natürlich bietet Bosch auch kundenzentrierte Lösungen für das Auto an. Wer kennt das Problem nicht, in eine enge Parklücke einparken zu müssen. Und die Spuren im Parkhaus sind stumme Zeugen davon, dass nicht jeder Einparkversuch gelingt. Beim Einparken wird uns zunehmend die Automatisierung der Fahrzeuge zu Hilfe kommen. Heute ist schon das Einparken per Smartphone in die eigene Garage möglich. In der Zukunft werden Fahrzeuge auch im Parkhaus automatisiert parken. Wir nennen diese Lösung Automated Valet Parking.. Dabei wird das Fahrzeug am Eingang des Parkhauses abgegeben und parkt dann selbstständig ein. Der Kunde erspart sich so die mühsame und zeitraubende Suche nach einem Parkplatz und das Fahrzeug bleibt von Schrammen verschont. Nebenbei können 20 Prozent mehr Fahrzeuge auf der gleichen Fläche geparkt werden, denn dank des automatisierten Einparkens können die Fahrzeuge enger nebeneinander stehen, da keine Türen geöffnet werden müssen. Neben der Automatisierung ist die Vernetzung ein weiterer wesentlicher Trend in der Automobilindustrie. Eine unserer neuesten Lösungen, der Falschfahrerwarner, ist für mich auf diesem Gebiet ein Beispiel für unseren Anspruch, „Technik fürs Leben“ zu entwickeln. „Geisterfahrer unterwegs!“ - Jeder kennt diese Warnungen, von denen rund 2.000 jedes Jahr allein in Deutschland im Radio gesendet werden. Oft genug führen diese Falschfahrten zu kritischen Situationen und teilweise zu schweren Unfällen. Die Statistik zeigt, dass knapp jede dritte Falschfahrt bereits nach 500 Metern endet – im schlimmsten Fall tödlich. Die Warnung über das Radio wird jedoch erst nach mehreren Minuten ausgestrahlt und damit oft zu spät. Daher hat Bosch eine Lösung entwickelt, bei der schon nach wenigen Sekunden alle betroffenen Fahrzeuge gewarnt werden. Basis der Funktion ist die regelmäßige, anonymisierte Meldung der eigenen Position an die Cloud und deren Verknüpfung mit genauen Karteninformationen. Je mehr Fahrzeuge also vernetzt sind, desto engmaschiger ist das unsichtbare Sicherheitsnetz. Ein Fahrzeug, das in die falsche Richtung fährt, kann in dieser Menge sofort identifiziert werden. Daher nennen wir die Funktion den „Schutzengel aus der Cloud“. Innovationen in der Batterie sind der Grundstein des Erfolgs der Elektromobilität. Bosch setzt sein Wissen und hohe Finanzmittel ein, um den Durchbruch in der Elektromobilität zu schaffen. Unter anderem haben wir unlängst das Start-up Seeo übernommen, mit dessen disruptiver Technologie eine Steigerung der Energiedichte um mehr als das Doppelte möglich erscheint. Neue Lösungen sind das eine, aber der Wandel in der Automobilindustrie bringt auch noch andere Veränderungen für Bosch, wie neue Kunden. Zur Jahrtausendwende erschien es noch undenkbar, dass neue branchenfremde Spieler sich im konsolidierten Markt der Automobilhersteller etablieren können. Mittlerweile sind Firmen wie Tesla und Google im Kontext von elektrifizierten und automatisierten Fahrzeugen in aller Munde. Für Bosch als Zulieferer bedeutet das, sich auf neue Kunden einzustellen. Wie gut das gelingen kann und sich dann für beide Seiten lohnt, zeigt unsere Zusammenarbeit mit Tesla. In der Hälfte der sonst üblichen Zeit wurden innovative Fahrerassistenzsysteme entwickelt. Dies war nicht zuletzt durch die Bosch-interne Aufstellung möglich. Kleine, agile Teams haben gemeinsam mit dem Kunden neue Wege in der Entwicklung beschritten. Dies bringt mich zu einem wichtigen Thema. Innovative Lösungen und die Zusammenarbeit mit neuen Kunden erfordern unternehmensintern neue Herangehensweisen. Es ist wichtig, diesen Wandel zu initiieren und nicht „geschehen zu lassen“. In der chinesischen Strategielehre gibt es den Begriff des „Situationspotenzials“ (Begriff des „shi“). Anstatt ein Modell Fotos: BOSCH GmbH SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 18 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 19 WANDEL IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE VOLK MAR DENNER DR. VOLKMAR DENNER Auf dem Acker der Zukunft: Agrar-Roboter BoniRob von Bosch beseitigt Unkraut automatisch. auf die Wirklichkeit zu oktroyieren, gilt es, die in der Situation günstigen Faktoren aufzuspüren, um diese dann so zu beeinflussen, dass sich der positive Ausgang der Situation von selbst ergibt. Es geht also darum, die Situation zu „wandeln“ (Begriff des „hua“). Genau das ist unser Anspruch bei Bosch: „den Wandel gestalten“. Und dazu möchte ich noch einige Beispiele anfügen. Bosch ist bereits heute ein hochinnovatives Unternehmen mit durchschnittlich 18 Patentanmeldungen pro Tag. Dieses Innovationspotenzial wird nun zunehmend durch die Vernetzung der Mitarbeiter untereinander gestützt. Alle Mitarbeiter können auf die unternehmensinterne IT-Plattform Bosch Connect zugreifen. In über 17.000 „Communities“ über 73 Länder hinweg tauschen die Mitarbeiter Informationen, Know-how und Ideen aus. So sind schon mehrere Projektideen entstanden, die jetzt umgesetzt werden. Neue Entwicklungsmethoden aus der Softwarewelt, wie Scrum, befähi- gen auch Hardwareentwickler, unter komplexen und unbekannten Randbedingungen schnell zum Ergebnis zu kommen. Scrum setzt auf gezielte, kleine Schritte, sogenannte Sprints. Schlüsselfaktor ist aber die Befähigung der Teams zu selbst organisierter und bereichsübergreifender Arbeit. Dabei übernehmen sie die Verantwor- Fokussierung auf kleine Schritte macht komplexe Aufgaben handhabbar und reduziert das Risiko in der Entwicklung tung für die kontinuierliche Ablieferung von wertschöpfenden Ergebnissen an den Kunden. Die Fokussierung auf kleine, inkrementelle Schritte hilft dabei, komplexe Aufgabenstellungen handhabbar zu machen und das Risiko in der Entwicklung zu reduzieren. Bei Bosch verwenden wir Scrum in vielen Bereichen, von der Entwicklung von Elektrowerkzeugen bis zu den schon erwähnten Fahrerassistenzsystemen. Agile Methoden, wie zum Beispiel Scrum, unterstützen also zusätzlich das Innovationspotenzial bei Bosch und helfen damit, den Wandel zu gestalten. Offen für Neues zu sein, heißt auch, sich nach außen zu öffnen. In 2014 hat Bosch den ersten eigenen „Hackathon“ rund um unser mySpin-Produkt durchgeführt. MySpin ist eine Softwareplattform, die es ermöglicht, Smartphone-Apps auch im Fahrzeug nutzbar zu machen, und spiegelt damit das Kundenbedürfnis wider, jederzeit und überall online zu sein und SmartphoneFunktionalitäten zu nutzen. 30 unabhängige Softwareentwickler haben ihren exklusiven Zugang zur mySpinSoftware genutzt, um an einem Wochenende in ihrer Freizeit zusammen mit Bosch-Mitarbeitern weitere Applikationen für mySpin zu entwickeln. In Dr. Volkmar Denner ist seit 1. Juli 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH sowie Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand KG. Zu seinem Verantwortungsbereich gehören Unternehmensstrategie, Unternehmenskommunikation sowie Anlagen und Bauten. Darüber hinaus verantwortet er als Chief Technical Officer die zentralen Ressorts „Forschung und Vorausentwicklung“, „Koordination Technik“ sowie „Neue Arbeitsgebiete“. Zudem ist er zuständig für die Gesellschaften Bosch Software Innovations GmbH und Bosch Healthcare Solutions GmbH. Volkmar Denner wurde am 30. November 1956 in Uhingen geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach seinem Physik-Studium an der Universität Stuttgart und einem Forschungsaufenthalt in den USA promovierte er 1985 an der Universität Stuttgart in Physik zum Dr. rer. nat. und begann 1986 seine Laufbahn in der Bosch-Gruppe. nur 29 Stunden kamen so 6636 Zeilen Softwarecodes zustande und alle Beteiligten sind mit weiteren Ideen und Inspirationen nach Hause gegangen. Seit 2015 haben wir ein neues Mission Statement bei Bosch, das den Mitarbeitern die Unternehmenswerte und -ziele näherbringen und ihnen Orientierung in der täglichen Arbeit geben soll. Nicht nur in seiner Entstehung, bei der Mitarbeiter aus allen Hierarchieebenen einbezogen wurden, sondern auch bei der Verteilung ist dieses neue Mission Statement ein deutliches Zeichen für den Wandel im Unternehmen. So ist das Mission Statement als Smartphone-App verfügbar und damit jederzeit griffbereit und „wandelfähig“. Neue Ideen brauchen eine „Heimat“ im Unternehmen und in der Anfangszeit Gestaltungsfreiräume. Deshalb bietet Bosch die Möglichkeit, Ideen als interne Start-ups umzusetzen. Ein erfolgreiches Beispiel ist die Bosch Sensortec, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Mikrosensoren für die Automobilindustrie hatte Bosch bereits erfolgreich in den Markt gebracht. Mit der Bosch Sensortec wurde dann ein neues Geschäftsfeld erschlossen, und zwar Mikrosensoren für die Consumer-Elektronik. Neue Kunden und neue Märkte haben dabei ein völlig anderes, „start-up“-artiges Vorgehen erfordert. Heute ist in zwei von drei weltweit verkauften Smartphones ein Sensor von Bosch. Auch die Bosch Tochtergesellschaft eBike Systems wurde als internes Start-up zum Erfolg geführt. Elektroantriebe für Fahrräder einzusetzen – das wurde lange Zeit belächelt. Doch eBike Systems hat die Bedürfnisse der Endkunden nach umweltbewusster Mobilität rechtzeitig erkannt und die Partnerschaften mit Fahrradherstellern genutzt, um sich den Markt für Elektroantriebe für Fahrräder zu erschließen. Heute ist eBike Systems Marktführer in Europa. Als weitere Heimat für interne Startups wurde außerdem die Bosch-Startup-Plattform gegründet. Diese bietet die nötige Infrastruktur und Unterstützung, damit aus Forschungsprojekten echte Start-ups werden. So arbeitet zum Beispiel das Start-up „DeepField Robotics“ daran, autonome Roboter auch für die Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Der „Bonirob“ untersucht das Pflanzenwachstum auf dem Feld und macht dank Bilderkennung zudem noch gezielt Jagd auf Unkraut. Die Welt befindet sich im Wandel und Bosch ist gewillt, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Neue Lösungen, neue Kunden und neue Arbeitsmethoden – all dies trägt zur Veränderung des Unternehmens bei. Dabei gilt es, traditionelle Werte und Stärken zu wahren und trotzdem den Wandel kontinuierlich neu zu initiieren. Bosch ist ein Traditionsunternehmen im Wandel oder, um es in den Worten unseres Gründers Robert Bosch zu sagen: „Überdies bin ich der Meinung, dass eine Firma in unserer Branche nicht stehen bleiben kann, sondern sich weiterentwickeln muss“ (Robert Bosch, 1908). Fotos: BOSCH GmbH SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 20 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 21 K ARL-HEINZ STREIBICH Digitale Revolution ist ein Tsunami Der Vorstand der Sof t ware AG beschreibt die Chancen und Risiken der „digitalen Transformation“ und was die neuen, digitalen Player ausmacht In den 1940er-Jahren prägte Joseph Schumpeter, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Harvard, den Begriff der „schöpferischen Zerstörung“. Dessen Kernaussage lautet: Jede Neuentwicklung baut auf der Verdrängung des Alten auf. Diese These ist heute aktueller denn je. Nokia, Kodak, Woolworth und Blockbuster sind warnende Beispiele dafür, wie einstige Marktführer, die die Zeichen der Zeit verschlafen haben, von jungen, hungrigen Playern vom Markt gefegt werden. So prognostizierte das Marktforschungsinstitut Gartner schon letztes Jahr, dass bis 2017 rund 20 Prozent der Marktführer ihre Führungsposition aufgrund fehlender Digitalkompetenz an Unternehmen verlieren, die erst nach dem Jahr 2000 gegründet wurden. Die deutsche Wirtschaft sollte also alarmiert sein. Denn die „digitale Revolution“ ist längst in vollem Gange und entwickelt sich zu einem Tsunami. Die gute Nachricht: Anstatt darauf zu warten, von der Welle überrollt zu werden, können wir auch lernen, sie zu reiten. Vor wenigen Jahren noch bezog sich die Idee der Digitalisierung primär auf den Konsumgüterbereich. Die meisten Menschen dachten dabei an Webseiten, digitales Fernsehen und vielleicht soziale Medien. Die Digitalisierung ganzer Unternehmen jedoch war damals kaum vorstellbar. Heute sind vier der fünf wertvollsten Marken digitale Unternehmen und wir erleben, wie die neuen, digitalen Player traditionelle Geschäftsmodelle infrage stellen. Doch was macht die Digitalisierung so disruptiv? Zunächst mal ist es wichtig zu verstehen, dass die Digitalisierung weit mehr ist als nur ein IT-Projekt. Es geht um eine völlig neue Form des unternehmerischen Handelns, die alle Bereiche durchdringt: Eine ganz neue Form des unternehmerischen Handelns von internen Arbeitsabläufen bis zu den Vertriebskanälen, von Datengewinnung bis zu neuen Geschäftsmodellen, von digitalen Produkten bis zur vollständigen Automatisierung der Produktionsabläufe, wie im Falle von Industrie 4.0. Grundsätzlich gilt: Alles, was vernetzt werden kann, wird vernetzt. Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Für Unternehmen ergibt sich dadurch die große Chance, durch Innovationskraft und Agilität in wenigen Jahren an die Weltspitze zu gelangen. Aber warum sind digitale Unternehmen eine oft so überlegene Konkurrenz für traditionelle Geschäftsmodelle? Die Erfolgsfaktoren, welche digitale Unternehmen so effizient und damit so erfolgreich machen, sind vielfältig. Zum einen gibt es externe Faktoren: So entsteht durch die Digitalisierung eine „Ökonomie des Teilens“. Nur auf dieser Grundlage funktionieren heute viele digitale Unternehmen. Denn aus der Ferne betrachtet teilen wir uns alle zusammen das Internet. Müsste ein einzelnes Unternehmen das heute so selbstverständliche World Wide Web für sein Geschäftsmodell mit Milliarden potenziellen Nutzern erst noch entwickeln, wäre dies ein Ding der Unmöglichkeit. Oder müsste etwa Facebook jedem seiner 1,4 Milliarden Nutzer ein Smartphone als Dateneingabe-Tool zur Verfügung stellen, um einen einheitlichen Standard zu erreichen oder gar für die Daten seiner Nutzer bezahlen Fotos: Shutterstock 147965891, Shutterstock 98047061 SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 22 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 23 K ARL- HEINZ STREIBICH GEWALTIGE EFFIZIENZSTEIGERUNG DURCH DIGITALE TRANSFORMATION 3 © 2015 Software AG. All rights reserved. For internal use only | DIE 7 DIGITALEN EFFIZIENZTREIBER Kosten-Sharing (Sharing Economy) Standardisierung (Adoption Rate) Software Plattform (Operating System) Echtzeit Transparenz (Responsiveness) Agile Projekte (Flexibility) Preisreduktion (Low Entry Barriers) Kreativitätssprünge (Total Digital World) 4 © 2015 Software AG. All rights reserved. For internal use only | DIE WERTVOLLSTEN START-UPS DER WELT Bewertung nicht börsenorientierter IT-Firmen durch Finanzinvestoren, Angaben in Mrd. US-Dollar € CHINA Mrd. US$0 CHINA PALANTIR € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € 20 Mrd. US$0 Insgesamt investiertes Kapital € USA XIAOMI 46 Aktuelle Bewertung € € € € € € € € € € € € INDIEN DIDI KUAIDI 15 Mrd. US$0 € € € € € € € € € USA FLIPKART 15 Mrd. US$0 € € € € € € € € € PINTEREST 11 Mrd. US$0 € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € 1,4 1,5 Mrd. US$ 3,0 Mrd. US$ 3,0 Mrd. US$ 1,3 Mrd. US$ Mrd. US$ Quelle: Wall Street Journal/Dow Jones Venture Source © 2015 Software AG. All rights reserved. For internal use only 6 | DIE TOP 20 IT-FIRMEN NACH MARKTKAPITALISIERUNG Gesamt Gesamt 311 Gesamt 630 Mrd. € 2436 Mrd. € Mrd. € Europa Asien USA Quelle: Bloomberg 7 | © 2015 Software AG. All rights reserved. For internal use only RIESIGE DATENMENGEN WELTWEITER INTERNETVERKEHR IN TERABYTE 50 TB 40 30 20 10 Prognose 1992 0,1 TB pro Tag 8 | 1997 2002 2007 0,1 TB pro Sek. 2,0 TB pro Sek. 2014 15,8 TB pro Sek. 0 2019 50,6 TB pro Sek. © 2015 Software AG. All rights reserved. For internal use only – das Geschäftsmodell würde im Keim ersticken. Eine Ökonomie des mehr oder weniger freiwilligen Teilens, die auf gemeinsamen Standards basiert, ist also eine zentrale Triebfeder der digitalen Geschäftsmodelle. Ein weiterer wesentlicher externer Faktor ist die Macht der Standardisierung. Smartphones und andere mobile Endgeräte funktionieren auf die gleiche Art und Weise - egal von welchem Hersteller. Sie benutzen die gleichen Übertragungswege und -mittel und können alle mehr oder weniger die gleichen Services und Angebote in Anspruch nehmen. Außerdem schafft die Digitalisierung Echtzeit-Transparenz. Angesichts der explodierenden Datenmengen aus Onlinediensten, Smartphones und Online-Handel können sich Unternehmen dank Real Time Marketing von der Konkurrenz abheben. So kann Google ein genaues Profil jedes Nutzers abrufen. Und genauso erkennt Google anhand der anhand der weltweit entstehenden Daten, in Echtzeit den Beginn einer Epidemie oder eines anderen weitreichenden Ereignisses. Jeder Mobilfunkanbieter könnte den digitalen „Fingerabdruck“ genauso nutzen, um seinen Kunden individuelle Angebote zu machen und Ratschläge zu geben. Ein weiterer Vorteil: Die Digitalisierung ermöglicht Transformationen im Sprinttempo. Abläufe können – im Vergleich zu traditionellen IT-Projekten – in einem Bruchteil der Zeit und zu einem Bruchteil der Kosten entworfen und digitalisiert werden. Vor allem aber reduziert die Digitalisierung signifikant die Kosten. Denn wenn wichtige Assets standardisiert sind und deshalb geteilt werden können, wenn Prozesszeiten um den Faktor 10 verkürzt oder Entscheidungen automatisiert innerhalb von Nanosekunden getroffen werden können, wenn gigantische Hardwaresysteme durch ein IPSoftwaresignal ersetzt und dank proaktiver Instandhaltung Maschinen eine 100-prozentige Verfügbarkeit erreichen können und wenn durch selbstfahrende Autos die Unfallrate um 98 Prozent sinkt – dann muss jedem klar sein, dass mit Sicherheit nichts so bleiben wird, wie es bisher war. Digitale Unternehmen werden Services und Systeme anbieten, die deutlich günstiger sind als die der traditionellen Unternehmen, die auf proprietären, nicht teilbaren Systemen basieren. Hinzu kommt noch ein weiterer, ganz entscheidender interner Aspekt: Digitale Unternehmen sind Softwareunternehmen. Dabei lassen sich die neuen digitalen Spieler vereinfacht dargestellt in zwei Typen unterteilen: • Zum einen gibt es die „Erschaffer neuer Märkte“ wie Google, Facebook oder Twitter. Sie können somit wie aus dem Nichts neue Werbefläche schaffen und Unmengen wertvoller Daten über ihre User und deren Verhalten generieren. • Die anderen sind die „Angreifer bestehender Märkte“ wie Uber, Airbnb oder Alibaba. Das sind junge, digitale Unternehmen, die klassische Geschäftsmodelle komplett neu erfinden und somit die etablierten Modelle alt aussehen lassen. Beide verbinden zwei essenzielle Dinge: Ihr Geschäftsmodell basiert auf Softwareplattformen, was ein entscheidender Vorteil gegenüber den etablierten Marktteilnehmern ist. Denn Softwareplattformen sind mithilfe des Internets unbegrenzt skalierbar und ermöglichen exponentielles Wachstum. Das ist auch der Grund für die meist extrem hohen Börsenwerte dieser Unternehmen KARL-HEINZ STREIBICH Karl-Heinz Streibich studierte an der Hochschule für Technik Offenburg und erlangte dort den Abschluss Diplom-Ingenieur (FH) für Nachrichtentechnik. An der Universität Stanford, Harvard und der School of Marketing, London nahm er an postgraduierten Kursen teil. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Telekom AG, der Dürr AG und der Deutschen Messe AG sowie ehrenamtlich tätig im Präsidium des deutschen IT-Verbands BITKOM und hält den Ko-Vorsitz der Plattform „Digitale Verwaltung und öffentliche IT“ des Nationalen IT-Gipfels der Bundeskanzlerin. Zudem ist er Mitbegründer des deutschen Exzellenzclusters für Software und Mitglied des Wirtschaftsund Zukunftsrates der hessischen Landesregierung. oder für die frappanten Verkaufspreise junger, oft noch gänzlich unbekannter Start-ups. Zum anderen verfügen die neuen Marktteilnehmer typischerweise über keine klassischen Vermögenswerte. So besitzt die US-Firma Uber, die aktuell die Taxibranche revolutioniert, selbst nicht ein einziges Taxi. Und doch wird das Unternehmen mit gut 50 Milliarden US-Dollar bewertet. Ähnliches gilt für Airbnb, den größten Onlineanbieter von Unterkünften. Obwohl dieser nicht ein einziges Hotelbett besitzt, ist das Unternehmen 25 Milliarden US-Dollar wert. Auch Alibaba, eines der größten virtuellen Handelsunternehmen weltweit, nennt nicht ein Geschäft oder Lager sein Eigen, bringt jedoch 15 Millionen Händler mit Hunderten Millionen Kunden zusammen. Traditionelle Unternehmen dagegen investieren in der Regel viel Geld in klassische Wirtschaftsgüter, die sie für das operative Geschäft benötigen. Paradoxerweise liegt aber ihr Unternehmenswert oft unter dem Wert ihres Gesamtvermögens, also der Summe aller Wirtschaftsgüter. Zudem haben sie meist noch eine traditionelle ITInfrastruktur mit einer antiquierten, si- loartigen Anwendungslandschaft. Diese ist inflexibel und nicht skalierbar. Und nach außen konzentrieren sie sich meist nur auf wenige, klassische Vertriebskanäle. Eine große Diskrepanz zum digitalen modernen Verbraucher, der längst auf diversen digitalen Kanälen aktiv ist und dort auch von digitalen Unternehmen angesprochen wird. Was macht also den großen Unterschied? Es ist die Effizienz. Sie macht digitale Unternehmen so bedrohlich, erfolgreich, zukunftsweisend – je nachdem, wie man es sehen will. Positiv betrachtet heißt dies, dass aufgrund der unbegrenzten digitalen Möglichkeiten jeder die Freiheit hat, unter Nutzung der heute vorhandenen Ressourcen Neues zu schaffen und sich weiterzuentwickeln. Auf dieser Welle der Gestaltungsfreiheit kann jeder reiten – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Mittel sind vorhanden – und mit den richtigen Ideen und Konzepten ist nahezu alles möglich, egal ob für ein Start-up oder ein hundert Jahre altes Traditionsunternehmen. Mit dieser optimistischen Sicht auf die digitalen Entwicklungen gewinnt der erste Teil des Schumpeter’schen Begriffs „schöp- ferische Zerstörung“ die Oberhand. Den meisten Führungskräften ist dies durchaus bewusst, und sie sehen auch die Chancen der digitalen Transformation. Leider haben nur wenige bereits einen konkreten Plan. Trotzdem oder gerade deshalb, sind traditionelle Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen. Es ist höchste Zeit, die gigantischen Datenmassen (Big Data) zur Steigerung der Produktivität und Analyse des Kundenverhaltens sofort nutzbar zu machen. Dazu benötigen Unternehmen eine agile Softwareplattform, flexible digitale Prozesse sowie ein intelligentes Kundenmanagement auf allen relevanten Kanälen. Um das zu erreichen, müssen klassische Firmen digitale Kompetenz, also Softwarekompetenz, wieder aufbauen. Heute sind vor allem Softwarearchitekten, Softwareprojektmanager und Datenanalysten sowie Prozessmanagement-Experten gefragt. Die große Chance für Traditionsunternehmen besteht darin, in der digitalen Welt mutig wie Start-ups zu agieren, ihr Know-how und ihre Kundenbindungen effizienter einzusetzen und sich einmal mehr und kreativ neu zu erfinden. Fotos: Software AG; BBUG/MS SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 24 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 25 SA SCHA L. SCHMIDT UND FLORIAN BÜNNING E-Gaming als Chance für Unternehmen und Herausforderung für Eltern Wie das Internet hier auch das Personalrecruiting und die Werbeplat t formen revolutionier t, erläuter t der Professor für Spor t und Management dem 137. BBUG Viele Sportarten, die früher als extrem galten, sind heute in abgeschwächter Form als Mainstreamsportarten etabliert. Skateboard- oder BMX-Fahren, Mountainbiking oder Kitesurfen waren früher primär eine Freizeitbeschäftigung für Sportfreaks, heute sind sie bereits nah am Volkssport. Die Vergangenheit zeigt, dass eine neue Sportart 30 bis 40 Jahre benötigt, bis sie mainstreamfähig ist. Der Treiber hinter solchen Entwicklungen sind gesellschaftliche Strömungen. Das, was heute noch als extrem gilt, wird sich anpassen, komfortabler und günstiger werden und schrittweise Eingang in die Mitte der Gesellschaft finden. Spielekonsolen fanden zwar bereits vor 30 Jahren ihren Weg in unsere Kinderzimmer, neu ist für uns allerdings die Wucht, mit der E-Games in die Mitte unserer Gesellschaft drängen. Ihre Erfolgsgeschichte ist dabei eng mit der voranschreitenden Digitalisierung und den damit einhergehenden technologischen Entwicklungen verbunden. Die Europäische E-Gaming Liga ESL rechnet vor, dass mittlerweile bereits 1,7 Milliarden Menschen weltweit aktive E-Gamer sind; Tendenz E-Sportler organisieren sich gern in „Clans“, sind keine vereinsamten SpieleNerds in miefigen Kellern stark steigend. 70 bis 80 Millionen von ihnen zählen zu den organisierten Turnierspielern. Sie bezeichnet man auch als E-Sportler. In Deutschland ist die ESL mit fast drei Millionen registrierten Benutzern Dreh- und Angelpunkt der Szene: Ihre Webseite fungiert als Plattform, die Matches zwischen Profi- und Hobbyspielern vermittelt. Die meisten ESportler organisieren sich in „Clans“. Das sind Spielclubs, die Sportvereinen ähneln. Man verabredet sich zum Training, zu Wettkämpfen oder auch mal außerhalb der virtuellen Welt zum Feiern. Das Bild der vereinsamten SpieleNerds in miefigen Kellern ist mittlerweile überholt. Einige Clans sind als eingetragene Vereine registriert, die meisten existieren jedoch als lose Zusammenschlüsse von Gleichgesinnten. Internationale E-Sport-Wettbewerbe werden mittlerweile in Hallen wie der Frankfurter Commerzbank Arena oder der Kölnarena vor Zehntausenden von Zuschauern ausgetragen und für Millionen von Fans via YouTube und Twit- SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG Foto: ESL Bereits 1,7 Milliarden Menschen weltweit sind aktive E-Gamer – 70 bis 80 Millionen organisierte Turnierspieler. Sie werden als E-Sportler gefeiert. 26 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 SA SCHA L . SCHMIDT Schon beginnen einzelne Unternehmen außerhalb der Computerspielbranche Onlinespiele zum Bestandteil ihrer Personalauswahlprozesse zu machen: Wie viele Entscheidungen pro Minute kann der Bewerber realisieren? ter im Internet übertragen. So fand das Finale der Weltmeisterschaft im Computerspiel League of Legends, welches bis zu 70 Millionen aktive E-Gamer jeden Monat spielen, in der Berliner Mercedes-Benz-Arena statt. Sämtliche Hallentickets waren innerhalb von Minuten ausverkauft. Das Finale wurde in mehr als 20 Sprachen im Netz übertragen. Weltmeister wurde das Team SK Telecom und holte etwa 900.000 Euro Preisgeld. Garant für die Wiederholung des bereits vor zwei Jahren gewonnenen Titels war wiederum Superstar Lee Sang-hyeok, in der Szene bekannt als „Faker“. Der 19-jährige Südkoreaner gilt als „Lionel Messi“ des E-Sports, in seinem Heimatland ist er bereits Volksheld. Die Strahlkraft des E-Gamings zeigt sich auch auf sozialen Videoplattformen wie YouTube. So ist der Schwede Felix Arvid Ulf Kjellberg, der sich den Namen PewDiePie gegeben hat und durch das Hochladen von Videospiel-Mitschnitten berühmt wurde, mit über 40 Millionen YouTubeAbonnenten der beliebteste YouTuber der Welt – weit vor globalen Superstars wie Rihanna, Justin Bieber oder Cristiano Ronaldo. Zusammengenommen wurden seine Videos mehr als zehn Milliarden Mal angesehen! Allein letztes Jahr betrug das Jahresgehalt des 25-Jährigen über sieben Millionen US Dollar. Dass sich mit der Übertragung von elektronischen Wettbewerben Geld verdienen lässt, hat nicht zuletzt Amazon erkannt. Letztes Jahr hat der weltweit größte Onlinehändler die Videoplattform Twitch für circa eine Milliarde US-Dollar gekauft, auf der vor allem Livemitschnitte von E-Sport- Wettkämpfen laufen. Auf der Plattform haben sich in drei Jahren 55 Millionen Nutzer angemeldet, von denen eine Million Videos im Netz platzierten. Twitch schaltet Werbung während einer Sendung und beteiligt E-Sportler an den Werbeerlösen. Für Zuschauer, die die Werbung überspringen möchten, verkauft Twitch Abonnements für fünf US-Dollar im Monat, wobei die Hälfte den E-Sportlern zugutekommt. Diese Auszahlungen lohnen sich vor allem für einige Profis mit mehr als 100.000 Teilnehmern und Millionen von Fans, die ihre Game Streams verfolgen. Auch das frei empfangbare Fernsehen in Deutschland ist mit Sport1 kürzlich in die Berichterstattung eingestiegen. Zudem haben erste E-Sport-Bars in Großstädten wie Köln oder Berlin ihre Tore geöffnet, damit Fans live die wichtigsten virtuellen Turniere rund um den Globus mitverfolgen können. Diese ungemeine Popularität von ESport lockt mittlerweile etablierte Sportsponsoren an. Zielgruppe sind 13 bis 35 Jahre alte technologie-affine E-Gamer. Aktuell sind Firmen wie American Express, Coca-Cola, Korean Air, Monster Energy, Nissan im E-Sport unterwegs, um sich eine gute Ausgangslage im Wachstumsmarkt zu sichern, denn die Werbemöglichkeiten sind vielfältig. Angesichts schrumpfender Werbeeffizienz in klassischen Medien gilt das In-Game-Advertising – sprich das Bewerben von Produkten und Dienstleistungen in E-Games – als vielversprechender Trend innerhalb des Marketings. Es ermöglicht dem Konsumenten, in bisher ungeahnter Art und Weise mit werbenden Marken zu interagieren. In den USA und auch Asien kann man sich bereits als professioneller ESportler lizenzieren lassen und damit den offiziellen Status als Profisportler erwerben. Untersuchungen haben gezeigt, dass Reaktionszeiten und Auffassungsgabe von E-Sportlern besser sind als die von Kampfjetpiloten. Neben der exzellenten Hand-AugeKoordination und schnellen Reflexen verfügen E-Sportler auch über hohes taktisches Geschick. Die Besten sind in der Lage, bis zu acht Entscheidungen pro Sekunde, das heißt 480 pro Minute zu realisieren. Dass ESportler Fähigkeiten mitbringen, die sie auch für andere Bereiche qualifizieren, zeigen erfolgreiche Transfers von der virtuellen in die reale Welt. So gewann vor kurzem ein E-SportlerDuo in einem Nissan GT-R ein (reales) Zwölf-Stunden-Autorennen. Das Wissen und die Fertigkeiten für diese Herausforderung erlernten die Fahrer in der virtuellen Welt – durch das regelmäßige Spielen der Rennsimulation Gran Turismo. Zudem hat die südkoreanische Chung-Ang-Universität, eine der Topadressen in der koreanischen Hochschullandschaft, jüngst Studenten auf der Grundlage ihrer Erfolge im E-Sport angenommen und mit Stipendien ausgestattet. Schließlich beginnen erste Unternehmen außerhalb der Computerspielbranche wie beispielsweise Marriot International, Onlinespiele zum Bestandteil ihrer Personalauswahlprozesse zu machen. Im „War for Talents“ auf Spitzensportler zu setzen, erscheint dabei als durchaus lohnenswerte Unternehmensstrategie, wie eine unserer wissenschaftlichen Untersuchungen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthilfe nachweisen konnte. Fotos: ESL SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 28 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 29 E- GAMING VHV TELEMATIKGARANT GUTER FAHRSTIL BIS ZU 30 % RABATT PROFESSOR SASCHA L. SCHMIDT Seniorprofessor, Lehrstuhlinhaber und Leiter des Center for Sports and Management (CSM) an der WHU – Otto Beisheim School of Management am Standort Düsseldorf. Dort ist die Zukunft des Sports einer seiner zentralen Forschungsschwerpunkte. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Essen und Zürich, wo er auch promovierte. Er war Visiting Scholar an der Harvard Business School und stieg danach in die Unternehmensberatung McKinsey ein. Florian Bünning hat beim Verfassen dieses Artikels mitgewirkt. Er studierte Kommunikationswissenschaften an der Universität Passau und an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Seit 2014 ist er Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Sports and Management an der WHU. Denn Spitzenathleten bringen – trotz geringer bis kaum vorhandener Berufserfahrung – berufsrelevante Persönlichkeitseigenschaften mit, die für erfolgreiche Führungsnachwuchskräfte in Unternehmen grundlegend sind; sie sind im Vergleich zu deutschen Fach- und Führungskräften überdurchschnittlich leistungsmotiviert, diszipliniert und emotional stabil. Zudem erschienen von der Deutschen Sporthilfe geförderte Athleten ähnlich sozial kompetent. Nicht umsonst nutzen Firmen wie die Deutsche Telekom oder die Deutsche Bank Spitzensportler zunehmend als neue Rekrutierungsquelle für ihren Führungsnachwuchs. Doch das Leben eines E-Sport-Stars besteht nicht nur aus Glanz und Gloria. Die Profis müssen unermüdlich üben, verbringen ihre Tage und Nächte vor dem Bildschirm. Ihre Halbwertszeit auf Topniveau ist aber weitaus geringer als in anderen Sportarten. Wer mit 17 Jahren nicht in der Weltspitze angekommen ist, wird es schwer haben, noch den internationalen Durchbruch zu schaffen. Während im Fußball noch der Fotos: WHU 30 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 ein oder andere Mitdreißiger im Profibereich erfolgreich mitmischt, ist das Ende einer E-Sport-Karriere bereits mit Mitte zwanzig vorprogrammiert. Die mit dem E-Sport einhergehende Monomanie lässt aber auch berechtigte Bedenken über Gefahren der Spielsucht und mögliche Folgeschäden durch übermäßigem Spielgenuss aufkommen. Nicht zuletzt führten E-Sport-bedingte Erschöpfungstode bereits dazu, dass in Südkorea ein Gesetz erlassen wurde, welches E-Sport-Clubs dazu zwingt, für Kinder unter 18 Jahren nach 22 Uhr die Pforten der Spielstätten zu schließen. Und die Bedenken gelten nicht nur im Profibereich. Nein, vielmehr betreffen sie den Alltag in Familien und Schulen als Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Die diesjährige Shell Jugendstudie hat ergeben, dass das Internet – somit auch der Zugang zu Onlinespielen oder zu den bei Jugendlichen beliebten BrowserGames – allgegenwärtig ist. So sind mit 99 Prozent nahezu alle Jugendlichen (ab zehn Jahren!) über Smartphone, Laptop und Tablet online – und das jederzeit mit mehr als 18 Stunden Internetnutzung in der Woche (circa 2,5 Stunden am Tag). E-Gaming hat dabei traditionelle Gesellschaftsspiele längst überholt und zählt zu den beliebtesten medialen Freizeitbeschäftigungen. Viele Eltern sind mit dem Mediennutzungsverhalten ihrer Kinder allerdings überfordert und suchen externe Hilfestellung. In Singapur hat die Regierung bereits darauf reagiert und betreibt durch eine „Apfelbaum-App“ bewusste Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen. In der App geht es darum, Anreize zu schaffen, die Handynutzung zu unterbrechen. Sobald zwei oder mehr Freunde die Apfelbaum-App installiert haben und ihre Smartphones zusammenlegen, blockieren sich diese gegenseitig. Solange die Handys unberührt bleiben, wächst ein Apfelbaum auf dem Bildschirm heran und trägt Früchte. Virtuelle Äpfel des Baumes können dann gegen reale Kinogutscheine eingetauscht werden. Eine gute Idee, denn wir wissen ja alle, dass man im Kino sein Smartphone auslässt! TIL ScHwEIGER IN DER TELEMATIK-cODE ODER: wIE SIcHERER FAHRSTIL DEN BETRAG BIS ZU 30 % SENKT Profitieren Sie von der innovativen und richtungsweisenden VHV Autoversicherung TELEMATIK-GARANT. Dabei wird das individuelle Fahrverhalten über eine kleine Box digital ausgewertet und via Portal oder App an den Fahrer übermittelt. So können Sie Ihre Versicherungsprämie in Echtzeit mitbestimmen. Nähere Informationen erhalten Sie von einem der über 14.000 Versicherungsvermittler, die die VHV empfehlen, oder unter vhv.de TOBIA S R AGGE Kreativität schlägt Kapital Wie Google die Wertschöpfungskette verändert und wie Unternehmen mit alternativen Strategien reagieren können, erläuterte der HRS-Chef vor dem 137. BBUG Der Suchmaschinengigant Google ist heute weitaus mehr als nur der Ausgangspunkt einer Suche im Internet. Der Konzern aus Mountain View im Silicon Valley hat sich längst entlang der gesamten Wertschöpfungskette etabliert und setzt Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen unter Druck. Doch Firmenlenker müssen sich nicht komplett der zunehmenden Macht fügen und steigende Kosten für Onlinemarketing hinnehmen. Mit Kreativität und Innovation können Unternehmen der neuen Google-Welt ein Stück weit die Stirn bieten. Schon heute nutzen 52 Prozent der Menschen mindestens zwei Geräte mit einem Internetanschluss. Insbesondere das mobile Internet prägt die Dynamik und das Wachstum der Branche. Allein zwischen 2010 und 2014 ist die Anzahl von Smartphone-Nutzern um 43 Prozent gestiegen. Wer als Anbieter diese wachsende Klientel erreichen möchte, verfährt frei nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“. Entsprechend werden die Hauptgeschäftsfelder im Onlinebereich schon längst von den Megaplayern dominiert: Allein über Amazon laufen 25 Prozent des gesamten Deutschen Onlinehandels, Facebook vereint als Social Network 1,5 Milliarden Nutzer und Google ist mit einem globalen Marktanteil von 88 Prozent die unangefochtene Nummer eins der Suchmaschinen. Doch schon zwei Jahre nach seiner Gründung 1998 als klassische Suchmaschine erkannte Google, wie sich mit der Suche Geld Google erkannte rasch, wie sich mit der Suche Geld verdienen lässt und baut dies immer weiter aus verdienen lässt, und führte im Jahr 2000 die bezahlte Suche ein – die Geburtsstunde des Online-Werbetools Google AdWords. Dies war der Startschuss für Goo- gle, über massive Investitionen und Akquisitionen neue Produkte einzuführen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Seit 2004 ist Google mit seinem E-Mail-Dienst Gmail am Start, 2005 folgte die Vorstellung von Google Maps und Google Earth. Das schon damals bekannte Videoportal Youtube wurde 2006 von Google übernommen und den Markt für mobile Applikationen sicherte sich Google 2007 mit der Akquisition des mobilen Betriebssystems Android – heute mit einer Milliarde Nutzern und 80 Prozent Marktanteil ein Standard in der mobilen Welt. Jährliche Investitionen von 9,8 Milliarden US-Dollar haben zur Folge, dass Google heute in nahezu jeder Branche mitspielt: im Bereich Telekommunikation mit dem Projekt FI&Loon, in der Bildung mit Google Scholar und Google Books und sogar in der Automobilindustrie mit Prototypen selbstfahrender Autos. Welchen Einfluss dabei Google auf bestehende Wertschöpfungsketten nimmt, lässt sich gut am Beispiel eines SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG Foto: Alexey Boldin / Shutterstock.com 276509996 Unternehmen jeder Branche suchen Maßnahmen, um sich von Google unabhängiger zu machen: Kundenbildungsprogramme, eigene Apps und alternative Werbemöglichkeiten im Internet sollen Kunden im unternehmenseigenen „Universum“ behalten. 32 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 33 KRE ATIVE UNTERNEHMENSFÜHRUNG TOBIA S R AGGE Heute muss der Kunde das Google-Universum überhaupt nicht mehr verlassen: Er kauft hier ein, bezahlt, lässt versenden und geht anschließend noch auf die Bewertungsplattform, die wiederum direkt an das Social Network Google+ angeschlossen ist. Kaufprozesses in der Onlinewelt darstellen. Dieser lässt sich klassisch in folgende Einzelprozesse unterteilen: Inspiration, Suche, Vergleich, Kauf, Versand und schließlich die Erfahrungsteilung. Früher ließ sich ein Kunde vielleicht noch offline durch ein Magazin zu einem neuen Paar Schuhe inspirieren und versuchte anschließend, diese im Internet zu kaufen. Um das beste Angebot zu ergattern, gelangte er über eine Suchmaschine an diverse Onlineshops wie Zalando oder Otto. Hatte sich der Kunde für den Kauf entschieden, erfolgte die Bezahlung via Kreditkarte und per Paketversand kamen die Schuhe irgendwann zu Hause an. Schließlich teilte der Käufer seinen Freunden über Facebook mit, wie gut er in den neuen Schuhen doch aussieht. Und heute? Der Kunde kann über Google nicht nur entsprechende Onlineshops finden, sondern das gewünschte Produkt über Google Shopping direkt vergleichen und kaufen – ohne Umweg über den Onlineshop. Die Bezahlung erfolgt über den Google-eigenen Bezahldienst Google Wallet, der Versand noch am selben Tag über Google Express. Schließlich kann der Kunde über Googles eigene Bewertungsplattform Google Reviews bewerten, die direkt an das Social Network Google+ angeschlossen ist. Er muss das Google-Universum folglich nicht mehr verlassen. Auch in anderen Bereichen breitet sich Google über die gesamte Wertschöpfungskette aus. Etwa im ReiseSegment: Über Youtube lassen sich Reisende inspirieren, suchen und buchen den Flug über Google Flight Finder und das Hotel bis dato über den Google Hotel Finder. Inzwischen hat Google jedoch angekündigt, sich vom Hotel Finder zu verabschieden – stattdessen sollen die Hotels künftig direkt über das Projekt „Book on Google“ auf der Google-Oberfläche gebucht werden. Die Bezahlung erfolgt ebenfalls über Googles eigene Lösung. Um in diesem Wettbewerb – in dem der Hauptakteur die Spielregeln bestimmt – überhaupt noch bestehen zu können, müssen Unternehmen zunehmend in die Tasche greifen: Von 2012 bis 2014 stiegen in den USA die Klickkosten für Google Adwords massiv, etwa bei Healthcare (42 Prozent), Automobil (83 Prozent), Telekommunikation (35 Prozent) und Haus & Garten (29 Prozent). Auch klassische Hotelportale geraten durch Google unter Druck. Der Google Hotel Finder erschien bisher bei der Suche nach einem Hotel auf einer Topposition, gleich nach den bezahlten Anzeigen. Google liefert dabei vollständige Hotelinformationen, Bilder sowie Bewertungen und übernimmt damit immer mehr das Geschäftsfeld der Hotelportale. Um hier mithalten zu können, sind allein für HRS die Klickkosten bei Google Adwords von 2012 bis 2014 um das Fünffache gestiegen. Unternehmen jeder Branche müssen sich die Frage stellen, ob sie dieses Spiel weiter mitspielen möchten oder Der HRS-Chef bei seinem Vortrag im Palais Biron ihm mit alternativen Strategien begegnen wollen. Viele Unternehmen der E-Commerce-Branche wenden längst Strategien an, um die eigene Marke zu stärken und damit ein Stück weit unabhängiger von Google zu werden. Allen voran setzen Onlinehändler verstärkt auf TV-Werbung, um der eigenen Marke mehr Bekanntheit zu verschaffen und den Kunden direkt für sich zu gewinnen – ohne den inzwischen teureren Umweg über Google. Einer von vier Werbespots stammt von einem Unternehmen aus dem E-Commerce. Als Folge ist deren Marketing-Budget im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent gestiegen. Die meisten Ausgaben für TV-Werbung tätigen Amazon (101 Mio. Euro), gefolgt von Check24 (70 Mio. Euro) und trivago (69 Mio. Euro). Neben TV-Werbung nutzen Unternehmen noch weitere Maßnahmen, um sich von Google unabhängiger zu machen. Mit Kundenbindungsprogrammen – seien es eigene oder die Beteiligung an bestehenden – sollen Kunden dazu animiert werden, direkt auf das Angebot des eigenen Unternehmens zurückzugreifen statt erst über Google danach zu suchen. Auch eigene Apps haben sich als geeignet erwiesen, die Kunden in einem unternehmenseigenen „Universum“ zu behalten. Sinngemäß: „Wer direkt meine App nutzt, sucht nicht erst über Google.“ Kunden sollen animiert werden, ohne Umweg über Google direkt zum Unternehmensangebot zu gehen Schließlich eignen sich alternative Werbemöglichkeiten im Internet – etwa Amazon Advertising –, um den Traffic nicht einzig und allein auf den Suchmaschinengiganten zu stützen. Auch das Hotelportal HRS wendet verschiedene Strategien an, um sowohl im Endkunden- als auch Privatkunden-Segment dem immensen Kostenanstieg zu begegnen. Dabei sind diese beiden Geschäftsfelder von wesentlichen Unterschieden geprägt. Das Endkunden-Segment ist ein Massenmarkt mit standardisierten Produkten und einem hohen Wettbewerbsdruck. Hier ist Googles Dominanz am größten. Wie viele andere Unternehmen des E-Commerce setzt auch HRS auf den Aufbau und die Stärkung seiner eigenen Marke mit signifikanten Investitionen in TV-Werbung. Mit speziellen Angeboten für bestimmte Zielgruppen, etwa dem Business Tarif für Geschäftsreisende oder zeitlich begrenzten Angeboten wie den HRS Deals, fokussiert sich HRS auf Kundenbindung. Ebenfalls verbessert HRS kontinuierlich seine eigene Hotelbuchungs-App, Foto: BBUG/MS SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG 34 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 35 Meister. KRE ATIVE UNTERNEHMENSFÜHRUNG Jens Lehmann, deutsche Torwartlegende, seit 2012 SCHUNK-Markenbotschafter für präzises Greifen und sicheres Halten. www.de.schunk.com/Lehmann Für Greifsysteme und Spanntechnik. Deutscher Meister mit Borussia Dortmund 2002 Englischer Meister mit Arsenal London 2004 TOBIAS RAGGE Tobias Ragge (39) leitet in zweiter Generation die Unternehmensgruppe HRS. Er trieb die Internationalisierung des Unternehmens voran und entwickelte neue Beratungsdienste und Lösungen für Unternehmen. Die Geschäftsfelder wurden unter seiner Regie mit Zukäufen wie dem Alpenportal Tiscover (2008), der Hotelbuchungsplattform HOTEL DE (2011) sowie Beteiligungen bei innovativen Lösungsanbietern wie meetago und dem Start-up conichi (2015) vorangetrieben. Mit weiteren Zukäufen im Bereich Ferienwohnungen erschloss HRS im Jahr 2014 diesen Markt für Onlinebuchungen. Tobias Ragge studierte International Business Administration an der European Business School in Östrich-Winkel. Im Dezember 2014 wählte die amerikanische BTN (Business Travel Network) Group Tobias Ragge zu den 25 einflussreichsten Führungskräften der Geschäftsreisebranche. 70 Prozent, die über den direkten oder alternativen Weg zum Hotelportal gefunden haben. Noch effizienter ist es für Unternehmen jedoch, sich in spezialisierten Geschäftsfeldern zu positionieren. Am Beispiel von HRS etwa das Firmenkunden-Segment – also die Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen wie Siemens, Daimler, World Bank oder China Mobile. Dabei handelt es sich um einen sehr speziellen Markt mit individuellen Kundenwünschen, hoher Nachfrage und enormer Komplexität. Um sich hier zu etablieren, hat HRS Services entlang der Wertschöpfungskette bei der Hotelbuchung geschaffen. Neben dem Suchen und Buchen des passenden Hotels und der strategischen Beratung von Travel Managern bietet HRS in diesem Bereich den zentralen Einkauf von Hotelleistungen für Firmen an. Firmenkunden, mit denen das sogenannte „Intelligent Sourcing“ bereits umgesetzt wurde, konnten so ihre verhandelten Raten um durchschnittlich 9 Prozent senken. Alwin Burgäzy, Meister Bereich SCHUNK Greifer Darüber hinaus bietet HRS verschiedene Lösungen, um Abrechnungsprozesse für Hotelbuchungen signifikant zu vereinfachen. Attraktive Services übrigens, denen selbst Google nicht widerstehen kann: Der Konzern gehört zu den größten Kunden von HRS in diesem Geschäftsbereich und nutzt die Vorteile für seine eigenen Geschäftsreisen. Im Firmenkunden-Segment erzielt HRS Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich – und das ohne immenses Onlinemarketing-Budget. Es gibt sie also noch: alternative Strategien, die es konsequent umzusetzen gilt, um dem zunehmenden Wettbewerbs- und Kostendruck auszuweichen. Und selbst wenn die Eroberung von Spezialmärkten nicht oder nicht mehr möglich ist, so eignen sich dennoch viele Strategien dazu, sich nicht vollständig der Macht von Google unterzuordnen und Unsummen an Onlinewerbung auszugeben. Kreative Ideen können hier weitaus relevanter sein als großes Kapital. Dominic Schneider, Meister Bereich Drehtechnik www.de.schunk.com Ein starkes Team Bei Greifsystemen und in der Spanntechnik ist SCHUNK die Nr. 1. Wir wissen, wie man präzise greift und sicher hält – genau wie unser Markenbotschafter, die Torwartlegende Jens Lehmann. Seit Jahrzehnten setzen unsere Greifer und Präzisionsspannmittel rund um den Globus Maßstäbe. Mehr noch: Sie prägen den rasanten Fortschritt in vielen Branchen. In acht Werken, 30 Ländergesellschaften und über 50 Ländern der Erde engagieren sich die über 2.500 Mitarbeiter der SCHUNK-Familie Tag für Tag für den Erfolg unserer Kunden – mit Pioniergeist und Kompetenz, mit Zuverlässigkeit und Leidenschaft. Und immer auf der Suche nach neuen Standards mit Zukunftspotenzial. Fotos: HRS 36 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 SCHUNK Greifer PGN-plus-P der Generation Permanent. Mit Schmierstofftaschen in der Vielzahnführung. SCHUNK Nullpunktspannsystem. Hochflexibel mit 90 % weniger Rüstkosten. SCHUNK Drehfutter. 60 Sekunden Backenwechsel. SCHUNK Hydro-Dehnspannfutter. 2.000 Nm Drehmoment bei Ø 32 mm. © 2015 SCHUNK GmbH & Co. KG damit der Gast in der HRS-Welt bleibt. Investitionen in neue Technologien, die in die bestehenden Applikationen integriert werden, sollen dies unterstützen. Aus diesem Grund investierte HRS jüngst einen hohen siebenstelligen Betrag in das Start-up conichi. Mit der App von conichi können Gäste ihre persönlichen Präferenzen für den Hotelaufenthalt hinterlegen (z.B. Allergiker-Bett, Late-Checkout etc.). Beim Betreten des Hotels erkennt ein Beacon, ein kleiner Sender auf Bluetooth-Basis, den ankommenden Gast und übermittelt die Informationen an ein Tablet an der Rezeption – zusätzlicher Check-in und zeitaufwendiges Ausfüllen des Meldescheins entfallen. Damit sollen Gäste nicht nur Zeit sparen, sondern durch eine personalisierte Ansprache und individuelleren Service den Hotelaufenthalt völlig neu erleben. Und die Maßnahmen tragen bereits Früchte: Im Jahr 2011 gelangten 55 Prozent der Kunden direkt oder über alternative Kanäle zu HRS, der Rest kam über Google – 2015 sind es bereits Manfred Kiefer, Meister Bereich Werkzeughalter DIRK BARNARD Fusion als Chance nutzen Der Personalchef von Vodafone Deutschland erläuterte vor dem 137. BBUG, wie eine erfolgreiche Integration mit strategischem Personal- und Talentmanagement beginnt Mit der strategischen Entscheidung zum Kauf von Kabel Deutschland (KD) hat Vodafone einen entscheidenden Schritt gemacht: Wir sind heute das führende integrierte Telekommunikationsunternehmen in Deutschland. Durch gemeinsame Produkte, einheitliche und möglichst schlanke Prozesse, die Nutzung gemeinsamer Standorte und die teils entfallenden Gebühren für den Kabelanschluss sind wir am Markt besonders erfolgreich. Doch die Integration zweier Unternehmen bringt gleichzeitig viele Risiken und Herausforderungen mit sich. Unser strategisches Ziel war es und ist es weiterhin, diese früh aufzuzeigen und gezielt, transparent und proaktiv anzugehen. Im Rahmen einer Integration müssen Unternehmen mit Produktivitätsschwankungen, Wachstumseinbußen und Verlusten von Fachpersonal und Spezialisten rechnen. Grund dafür sind Unsicherheiten und Ängste bei Mitarbeitern und Führungskräften. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, haben wir vorrausschauend Maßnahmen entwickelt, die Talente an das Unternehmen binden, die unsere kulturelle Integration fördern und die für eine transparente und offene Kommunikation sorgen. Foto: shutterstock 146283479 38 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 39 UNTERNEHMENSFUSION DIRK BARNARD DIRK BARNARD Seit Januar 2011 ist Dirk Barnard Personalgeschäftsführer von Vodafone Deutschland. In dieser Verantwortung hat er den kulturellen Wandel des Unternehmens maßgeblich beeinflusst. Mit der Entwicklung neuer, moderner Arbeitswelten sowie der strategischen Ausrichtung von HR-Themen und Projekten hat er die Organisation sichtbar weiterentwickelt. Zuvor führte der Diplom-Kaufmann von 2007 an als Global Head of Human Resources von Genf aus das globale Personalmanagement von Braun, einer Konzerngesellschaft von Procter & Gamble. Nach erfolgreichem Studium an der Uni Mannheim zum Diplom-Kaufmann startete Barnard 1994 bei Procter & Gamble. Seitdem hatte er verschiedene Managementfunktionen im Personalbereich des Konsumgüterkonzerns in Deutschland und in der Schweiz verantwortet. Mit dem Kauf von KD wurde eine sehr starke und erfahrene Geschäftsführung an Bord geholt. Die Integration der Geschäftsführung war daher ein erster und wichtiger Schritt. Die Integration wurde zur Kernaufgabe im ExCo (Executive Committee), unserem obersten Führungsgremium. Auf gemeinsamen Offsite-Veranstaltungen haben wir die unterschiedlichen Perspektiven genutzt und die besten Ansätze beider Unternehmen vereint. Daran angeglichen haben wir Integrationsprojekte, die aus Projektteams mit Mitarbeitern und Führungskräften beider Unternehmen zusammengesetzt sind. Bei Entscheidungsprozessen konnte damit sichergestellt werden, dass beide Perspektiven mit einbezogen werden. Eine Schlüsselfunktion bilden außerdem unsere Change Manager, die pro Geschäftsbereich im integrierten Unternehmen die Führungskräfte bei allen Change-relevanten Themen inklusive der bereichsspezifischen Kommunikation beraten und unterstützen. Sie dienen als Ansprechpartner und Sprachrohr der Kolleginnen und Kollegen aus den Geschäftsbereichen, initiieren Change-Maßnahmen und unterstützen bei deren Umsetzung wie zum Beispiel bei Integrationsworkshops für neu zusammengesetzte Teams. Im Integrationsprozess frühzeitig einen Talentpool aus Mitarbeitern beider Unternehmen identifizieren Doch nicht jeder Mitarbeiter lässt sich bei einer Fusion auf die gemeinsame Reise mitnehmen. Je nach Betroffenheit und Konsequenzen für die persönliche Situation entscheiden sich Mitarbeiter, einen anderen Weg zu gehen. Das bedeutet auch den Verlust von Know-how, denn circa 50 Prozent der Talente eines akquirierten Unternehmens verlassen dieses in den ersten drei bis fünf Jahren nach dem Kauf. Wir haben daher frühzeitig innerhalb des Integrationsprozesses Talente identifiziert und einen Talentpool aus Mitarbeitern und Führungskräften beider Unternehmen aufgebaut. Die Implementierung eines ganzheitlichen und nachhaltigen Talentmanagement-Ansatzes war für viele Führungskräfte von Kabel Deutschland eine neue Vorgehensweise. Außerdem binden wir Führungskräfte als Beobachter bei den Assessment-Centern zur Auswahl der Talente mit ein. Somit erhalten sie ein objektives Bild davon, was es heißt, bei Vodafone ein Talent zu sein. Talente sind für uns Personen mit hohem Potenzial, denn diese zeigen fast immer auch eine hohe Performance; umgekehrt hat nicht jeder Leistungsträger automatisch auch hohes Potenzial. Hierfür nutzen wir das einheitliche Performance- und Potenzial-Konzept. Der Fokus auf „das Mitnehmen“ der eigenen Führungskräfte und Mitarbeiter spielt in allen Fällen eine zentrale Rolle. Das verhindert, dass Gerüchte entstehen und sich Informationslücken mit falschen Nachrichten füllen. Wir haben bewusst auf „plötzliche“ Angleichungen von Strukturen verzichtet, um möglichen Leistungseinbußen entgegenzuwirken. Trotzdem ist jede Integration naturgemäß mit Unsicherheiten verbun- den. Viele zukunftsgerichtete Fragen von Mitarbeitern und Führungskräften kann das Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt schlichtweg noch nicht beantworten. Eine kontinuierliche Information über den Fortschritt im Veränderungsprozess reduziert aber bei Mitarbeitern und Führungskräften das Gefühl, schlecht informiert zu sein. Die Kommunikation folgt einer Kaskade, in der erst die Führungskräfte von der Geschäftsführung und dann die Mitarbeiter von ihren Führungskräften über Neuerungen und Veränderungen informiert werden. Parallel dazu wird der aktuelle Stand der Integration online in unserem firmeneigenen Intranet, in Foren und über unseren speziellen Integrationsnewsletter zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, über Prozessschritte zu informieren, Raum für Diskussionen zu bieten und auf diese Weise auch direkt ein Feedback der Mitarbeiter zu bekommen. Wir sind dabei keiner Diskussion aus dem Weg gegangen. In einer regelmäßigen Dialogrunde zwischen Geschäftsführung und Führungskräften haben wir unter anderem über die Erreichung der kulturellen Integration diskutiert und die Führungskräfte haben Ideen hierzu erarbeitet. In solchen Formaten können wir als Geschäftsführung das gemeinsame Verständnis stärken und ein gutes Stimmungsbild erhalten, während der Teilnehmer aus erster Hand die Sichtweise der Geschäftsführung bekommt und Feedback geben kann. Ein weiteres kreatives Kommunikationsformat sind unsere „Tipi-Talks“. Die offene Diskussion ohne Protokoll oder Powerpoint findet in einem TipiZelt mit Indoor-Lagerfeuer statt. Hier diskutieren Führungskräfte mit Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen informell über aktuelle Themen, bei denen die Integration häufig ein wichtiger Aspekt ist. Im Laufe der letzten Jahre und insbesondere durch den Umzug in eine neue Arbeitswelt, den Vodafone Campus, haben Führungskräfte bei Vodafone eine völlig neue Rolle übernommen. Unsere Führungskultur ist stark durch das Arbeitsplatzkonzept „Mobile Working“ geprägt, welches nach und nach an den neu hinzukommenden Standorten von Kabel Deutschland umgesetzt wird. Damit verändert sich auch die Führungskultur bei KD-Führungskräften. Im Kern geht es darum, sich von der Präsenzkultur zu lösen und stattdessen ergebnisorientiert zu führen. Es geht nicht darum, wo die Arbeit erledigt wird, es geht darum, dass sie bestmöglich getan wird. Die physische Anwesenheit der Mitarbeiter im Büro ist nicht mehr von zentraler Bedeutung. Das erfordert viel Vertrauen und eine ganz andere Art der Zusammenarbeit. Vor Ort sitzen alle Führungskräfte und Mitarbeiter auf offener Fläche, sodass Abstimmungswege sehr kurz sind und man leicht miteinander in Kontakt kommt. Bei gemeinsamen Führungskräfteentwicklungsprogrammen und -veranstaltungen an Vodafone- und Kabel-Deutschland-Standorten können Führungskräfte an Workshops teilnehmen, in denen sie Vodafone-spezifisches Führungs-Know-how kennenlernen. Gleichzeitig nutzen die Führungskräfte diese regelmäßigen Veranstaltungen zum direkten Austausch und Netzwerken untereinander. Unsere Kommunikation ist standortunabhängig. So entsteht als Ergebnis der Integration eine neue gemeinsame Unternehmenskultur. Fotos: Vodafone 40 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 41 C ARSTEN SPOHR Die Politik muss die Chancengleichheit für europäische Airlines sichern Der Vorstandsvorsitzende referier te vor dem 137. BBUG über die Transformation der Luf thansa und die langfristige Ent wicklung des internationalen Luf t fahr tmark tes Mobil zu sein, ist in unserer Gesellschaft selbstverständlich geworden. Jedes Jahr steigen die Passagierzahlen um rund 4 Prozent. Aktuell fliegen 3,3 Milliarden Menschen jährlich. Vor zehn Jahren waren es nur 1,6 Milliarden. Auch für den Export ist Luftverkehr unverzichtbar geworden: Außenhandelswaren im Wert von über 200 Milliarden Euro werden jedes Jahr alleine von und nach Deutschland geflogen. Das entspricht in Tonnen zwar nur 3 Prozent aller exportierten Güter, aber einem Warenwert von 30 Prozent. In aller Regel sind es besonders wertvolle oder leicht verderbliche Güter, die per Luftfracht transportiert werden. Als 2010 der europäische Luftraum wegen des Vulkanausbruchs in Island für mehrere Tage geschlossen wurde, standen in einigen Industrien die Bänder still. Wir brauchen den Luftverkehr. Jede Volkswirtschaft ist heute auf ein gut funktionierendes Netz globaler Verbindungen angewiesen. Aber Luftverkehr ist ein sehr komplexes Geschäft. Und es ist massiv von politischen und gesellschaftlichen Bedingungen abhängig. Dementsprechend haben sich die Luftverkehrsmärkte in den letzten Jahrzehnten immer wieder stark verändert. Aktuell stellt sich der Luftverkehr im Kontext von drei globalen Megatrends auf: 1. Die Wirtschaftskraft verschiebt sich nach Asien, mit einer entsprechenden Verlagerung des Weltluftverkehrs dorthin. In Asien werden neue wirtschaftliche Kraftzentren und Konsumschichten entstehen. In weniger als Mehr als drei Viertel aller Fluggäste reisen privat, Asien ist ein rasant wachsender Markt fünf Jahren wird mehr als die Hälfte der weltweiten Mittelschicht in Asien leben. Für uns heißt das im Umkehrschluss: Wer in unserer Industrie am Wachstum teilhaben will, muss in diesen Märkten präsent sein. 2. Demografische Veränderungen führen zu einem veränderten Geschäfts- und Privatreiseverhalten. Dadurch sind die Punkt-zu-Punkt-Verbindungen rasant angestiegen und werden weiter steigen. Neue Konsum- und Mobilitätsmuster haben dies ganz wesentlich vorangetrieben. So erleben wir derzeit eine Sättigung im Geschäftsreise-Segment. Weniger als ein Viertel der Passagiere reist geschäftlich, aber mehr als drei Viertel aller Fluggäste reisen privat. Der Luftverkehr stellt sich darauf ein. 3. Die fortschreitende Digitalisierung unserer Gesellschaft hat heute schon alle Lebensbereiche verändert und auch das Kaufverhalten unserer Kunden. Durch iPhone und Internet sind wir mit unseren Kunden ganz anders verbunden als früher. Das nutzen wir jetzt auch für uns. Unsere gesamte Industrie ist also weiter im Umbruch. Auf drei Entwicklungen, die das Wettbewerbsbild vor allem in Europa dramatisch verändert haben und weiter verändern werden, möchte ich hier etwas ausführlicher eingehen. Denn diese haben auch spürbare Auswirkungen auf unseren Wirtschaftsstandort. Erstens, auf die neuen Staatskonzerne, ©: Schweizer Luftwaffe 42 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 Jedes Jahr steigen die Passagierzahlen um rund vier Prozent, aktuell fliegen 3,3 Milliarden Menschen jährlich. Der Wettbewerb wird härter – Privatunternehmen wie Lufthansa stehen unter gehörigem Druck der Staatskonzerne, die eher günstige Tarife ohne Rückkoppelung zur Wirtschaftlichkeit anbieten können. PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 43 TR ANSFORMATION DES LUF TFAHRTMARK TES Durch die Überkapazitäten aus dem Golf sinken die Margen immer weiter: Europäische Carrier – und zunehmend auch US-Airlines – müssen sich dem unfairen Wettbewerb beugen und Strecken reduzieren. deren ungebremstes Wachstum das Wettbewerbsumfeld komplett verändert hat. In den vergangenen sieben Jahren ist der Luftverkehr um eine Milliarde Passagiere gewachsen. Davon profitieren vor allem die staatlichen Fluggesellschaften aus dem Mittleren und Nahen Osten. Die Zahlen sind alarmierend: Die Nonstop-Verbindungen von EU-Flughäfen haben seit 2008 um 7 Prozent abgenommen. Auf den Flughäfen außerhalb der EU haben diese Nonstop-Verbindungen um 34 Prozent zugenommen. Dafür ist unter anderem das Wachstum von Golf-Airlines wie Emirates und Etihad/Air Berlin verantwortlich, die immer mehr Passagiere, die von und nach Europa fliegen, über ihre Drehkreuze umleiten. Durch die Überkapazitäten aus dem Golf sinken unsere Margen immer weiter. EU-Airlines sind hier seit Jahren das Schlusslicht. Gegen ganze Staaten hat man als Privatunternehmen keine Chance. Selbst Airlines wie Lufthansa nicht! Wir brauchen Wirtschaftlichkeit, die wir eigentlich auch haben. Die Staatskonzerne haben sie nicht und brauchen sie nicht. Für die Kunden sind die günstigen Tarife zunächst natürlich attraktiv, aber mittelfristig müssen sich europäische Carrier – und inzwischen auch zunehmend US-Airlines – dem unfairen Wettbewerb beugen und Strecken reduzieren. Die für unseren Export und den Tourismus so enorm wichtige direkte Erreichbarkeit sinkt. Die Verlagerung des Weltluftverkehrs ist in vollem Gange. Sie geht weg von Europa, hin in den Nahen Osten – und mit ihr Einfluss und Anbindung. Anbindung „von außen“ bedeutet aber Abhängigkeit und Schwächung. Und deshalb macht uns das, was wir derzeit erleben, Sorgen. So hat sich in den letzten acht Jahren der Anteil der Passagiere, die aus Deutschland per Direktflug nach Indien reisen, fast halbiert. In der gleichen Zeit haben die staatlichen Fluglinien vom Golf ihren Anteil von unter 20 Prozent auf über 43 Prozent mehr als verdoppelt. Lufthansa beispielsweise bedient in Südostasien – jenseits von Indien und China – nur noch drei Strecken: Bangkok, Singapur und Kuala Lumpur. Früher sind wir dreimal täglich mit einem Jumbo in die thailändische Hauptstadt geflogen, heute nur noch einmal am Tag mit deutlich kleinerem Fluggerät. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, ist der Home Carrier der Exportnation Deutschland in einem der dynamischsten Wirtschaftsräume der Welt bald abgemeldet. Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Zum einen ist es eine Besonderheit unserer Industrie, dass internationales Handelsrecht nicht greift, denn Luftverkehr ist nicht Teil der WTO. Wir haben nur die bilateralen Abkommen – die auf Chancengleichheit und freiwilligen Interessenausgleich setzen. Die Staatsunternehmen vom Golf spielen aber nach eigenen Regeln. Es besteht kein fairer Wettbewerb mehr. Das stellt uns in Europa vor immense Probleme, denn wir haben Regeln für Europa. Doch die greifen nur für europäische Airlines, nicht für die außereuropäischen Wettbewerber im selben Markt. Damit wird der Sinn von Wettbewerb auf den Kopf gestellt. Das Nachsehen haben diejenigen, die sich an die Regeln halten beziehungsweise halten müssen: unsere Mitarbeiter, unsere Standorte und unsere Kunden. Deshalb fordern wir schon lange, dass unsere Behörden die geltenden Wettbewerbsregeln auch gegenüber Airlines aus Drittstaaten durchsetzen. Das EU-Wettbewerbsrecht muss auch für Nichteuropäer gelten, wenn sie im Markt Europa agieren! Eine Alternati- ve stellt eine analoge Anwendung von WTO-Begriffen und Prozessen dar. Diese Forderung müssen wir Europäer national und auch auf Ebene der EU dringend stellen. Der einzige Hebel, den wir dafür haben, sind die Verkehrsrechte. Wer in unserem Markt agieren will, muss bindende Regeln anerkennen. Der zweite Grund, warum EU-Airlines so schlecht abschneiden, liegt in den zahlreichen Sonderbelastungen und Alleingängen in Europa. Aufgrund des Nachtflugverbots ist beispielsweise der Frankfurter Flughafen, das größte Drehkreuz Deutschlands, 25 Prozent der Zeit geschlossen, hochgerechnet drei Monate pro Jahr. Auch der globale Frachtumschlag wird durch das Nachtflugverbot ausgesetzt. Diese Ineffizienz kostet Lufthansa jährlich rund 40 Millionen Euro. Oder, um noch ein Beispiel zu nennen, der nationale Alleingang bei der Luftverkehrsteuer – der uns jährlich mehr als 300 Millionen Euro kostet. Wenn wir unabhängig bleiben wollen von Staatsunternehmen und Staaten, die eine ganz andere Interessenlage haben als wir, dann müssen die Rahmenbedingungen hier in Europa besser werden. Die kann allerdings nur die Politik gestalten. Wir brauchen Chancengleichheit für europäische Airlines! Der europäische Luftverkehrsmarkt durchlebt derzeit besonders tiefgreifende Veränderungen. Neben den Golf Carriern hat auch das Wachstum der Low Cost Carrier den Preisdruck weiter verschärft. Die Preise fallen. Die Low Cost Carrier befördern immer mehr Passagiere und haben immer größere Flotten. Teilweise haben sie in Europa Marktanteile von fast 50 Prozent. Und das Tempo der Veränderungen nimmt rasant zu. Die Low Cost Airlines haben zunehmend auch Geschäftsreisende im Visier, machen sich gegenseitig Konkurrenz und durch das FlottenWachstum in diesem Segment wird im- Foto: Deutsche Lufthansa AG / 01.04.1955 CHD935-15-2 D-ACEF 44 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 45 C ARSTEN SPOHR „Wenn wir weiter an der Spitze des Weltluftverkehrs mitfliegen wollen, dann müssen wir wieder wachsen.“ Der Lufthansa-Chef in seinem Vortrag vor den Teilnehmern des 137. BBUG mer noch mehr Kapazität in den Markt gebracht. Alles in allem geraten die Flugpreise dadurch weiter unter Druck. Zu den „big five“ in Europa gehören heute übrigens schon zwei Low Cost Carrier! Auf all diese Veränderungen haben wir uns bereits seit geraumer Zeit eingestellt. Mit der Weiterentwicklung der Lufthansa-Gruppe reagieren wir insbesondere auf den rasanten Wandel unseres Wettbewerbsumfeldes. Unser Ziel ist die Zukunftssicherung von Lufthansa mit „7to1 – our way forward“, sieben Handlungsfeldern, die wir definiert haben, um die Nummer eins bei Kunden, Aktionären, Mitarbeitern und Partnern zu werden oder zu bleiben. Unsere gesamte Strategie zielt darauf ab, die Veränderungen im Markt aktiv mitzugestalten und trotz aller Herausforderungen profitabel zu wachsen. Um uns zukunftssicher aufzustellen, wird die Lufthansa Gruppe der Zukunft künftig auf drei starken, synergetischen Säulen stehen. Die größte Säule sind unsere Premium Hub Airlines, Lufthansa, Swiss und Austrian. Hier wollen wir unsere Position als Nummer eins – mit dem führenden Hubsystem in Europa – weiter ausbauen. Um hier höchste Kundenzufriedenheit zu erzielen und die Margen zu optimieren, setzen wir auf durchgängige Premiumprodukte für unsere Kunden. Wir führen standardisierte, kommerzielle Prozesse ein, wie zum Beispiel beim Check-in. Aber auch Individualität rückt stärker in den Fokus. Wir werden für unsere Kunden deutlich mehr maßgeschneiderte Angebote entwickeln und bereithalten. Beispielsweise möchten wir schon bei der Buchung einen Hol- und Bringservice anbieten oder die Vorabbuchung des Internetzugangs an Bord. Der Kunde Durch die neuen Tarifstrukturen Light, Classic oder Flex zahlen die Kunden nur noch für die Dienste, die sie tatsächlich in Anspruch nehmen wird alle zusätzlichen Dienstleistungen künftig direkt bei uns buchen können, wenn er auf unserer Homepage bucht. Und durch die neuen Tarifstrukturen Light, Classic oder Flex zahlen unsere Kunden nur noch für die Dienste, die sie tatsächlich in Anspruch nehmen. Bei all diesen Entwicklungen haben wir natürlich auch die Kosten fest im Blick. Daher haben wir die Komplexität unserer Flotte reduziert. Wir reduzieren die Mustervielfalt. Wir vereinheitlichen Wartungsstandards und wir steuern unsere Netze und Preise aus nur noch einer Hand. Auch die strukturellen Kosten werden wir weiter senken. Die Führungsstrukturen des gesamten Konzerns werden verschlankt. Entscheidungen werden dadurch beschleunigt und Kosten über weitere Synergien reduziert, etwa über einen Ausbau der Shared Services. Unsere neuen Strukturen und die Aufstellung in drei Säulen helfen uns dabei, das möglichst schnell umzusetzen. Als zweite Säule des Konzerns werden wir unsere Zweitmarke Eurowings für das Punkt-zu-Punkt-Geschäft deutlich ausbauen. Vorbild ist Germanwings. Germanwings ist eine Erfolgsgeschichte. Aber mit Eurowings steht nun die nächste, günstigere Plattform bereit. Im Stückkostenvergleich wird die neue Eurowings 20 Prozent unter der Germanwings liegen und kann sich mit den relevanten Wettbewerbern messen. Damit können wir auf vergleichbaren Strecken auch zu vergleichbaren Kosten fliegen. Allerdings in besserer Qualität. Wir werden Eurowings als Qualitätsführer zur Nummer drei im europäischen Punkt-zuPunkt-Verkehr aufbauen. Damit werden wir unsere Marktposition verteidigen und weiter ausbauen. Mit der kontinuierlichen Erweiterung des Streckenprofils zielen wir insbesondere auf das wachstumsstarke Privatreise-Segment ab. Eurowings wird unser Wachstumsmotor im Low-Cost-Segment sein und der Low Cost Carrier der Lufthansa-Gruppe – auf Kurz- und Langstrecke. Es wird ein einheitliches Produkt und eine Marke über alle Eurowings-Plattformen geben. Neu ist, dass alle Flugbetriebe, die wir unter der Dachmarke Eurowings bündeln, die gleichen übergreifenden Standards haben – beispielsweise bei Netzplanung, Vertrieb oder Produkt. Dadurch können Flugbetriebe flexibel integriert werden und wir sind auf diese Weise gleichzeitig für eine aktive Rolle bei der notwendigen Konsolidierung im europäischen Low-CostSegment gerüstet. Im Unterschied zur Germanwings wird die neue Eurowings auch auf Langstrecke fliegen – zum Beispiel von Köln in die ganze Welt, etwa nach Dubai, Bangkok oder Punta Cana. Der Langstrecken-Start war am 2. November 2015 mit einer Eurowings A330, die von Köln nach Varadero auf Kuba geflogen ist. Nach heutiger Planung wird die Eurowings-Flotte bis 2017 fast 100 Flugzeuge der A320- und A330-Familie umfassen. Unsere dritte Säule wird aus den Aviation Services bestehen. Als AviationKonzern sind wir bereits heute weltweit die Nummer eins. Die Zusammensetzung unserer Gruppe ist einzigartig. Keine Airline hat so vorausschauend ihr Geschäft aufgestellt, wie Lufthansa das bereits vor 20 Jahren getan hat. Und zwar mit Geschäftsfeldern und Bereichen, die strategisch und wirtschaftlich als Ganzes viel mehr ergeben als nur die Summe ihrer einzelnen Bestandteile: Weltweit führende Premium-Airlines, Punkt-zuPunkt-Airlines, die profitabel wachsen, und hochprofitable Aviation Services. Insbesondere bei Lufthansa Technik und LSG SkyChefs sehen wir hier die besten Chancen, im Neugeschäft mit Drittkunden auch außerhalb des Konzerns weiter wachsen zu können. Alle diese Maßnahmen sind Teil unserer Strategie zur Sicherung unserer Zukunftsfähigkeit. Diese hat – direkt nach Sicherheit – oberste Priorität für uns. Um zukunftsfähig zu bleiben, haben wir daher auch in erheblichem Umfang für unsere Kunden investiert. Das größte Produkt- und Service-Upgrade, das es in der Geschichte unseres Unter- nehmens und in unserer Industrie je gab, wurde kürzlich abgeschlossen. Wir haben in den vergangenen Jahren in allen Klassen – First, Business und Economy, fast 40.000 Sitze ausgetauscht. Unsere Kabinen sind flottenweit auf einem einheitlichen, topmodernen Standard, der keinen Vergleich scheuen muss. Auch die Einführung einer völlig neuen Reiseklasse, der neuen Premium Economy, war in puncto Buchungslage und Kundenzufriedenheitswerten ein großer Erfolg. Wir fliegen jetzt die größte Premium-Flotte der Welt. Wir haben aber nicht nur in die Produkte an Bord und in neue Lounges investiert, sondern auch in eine zeitgemäße und umweltfreundliche Flotte. In den nächsten zehn Jahren stehen rund 270 fabrikneue Flugzeuge zu einem Listenpreis von rund 38 Milliarden Euro zur Auslieferung an. Um unsere Zukunftsfähigkeit dauerhaft zu sichern, müssen wir künftig wieder wachsen können. In den letzten Jahren haben wir uns eine erhebliche Kapazitätsdisziplin auferlegt. Unser geplantes Wachstum konnten wir nicht realisieren. Wir sind heute mit rund 25 Flugzeugen weniger am Start, als wir dies 2012 geplant hatten. Wenn wir weiter an der Spitze des Foto: BBUG/MS 46 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 47 TR ANSFORMATION DES LUF TFAHRTMARK TES CARSTEN SPOHR geboren am 16. Dezember 1966 in Wanne-Eickel, erwarb nach seinem Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur an der Universität Karlsruhe die Verkehrspiloten-Lizenz an der Lufthansa Verkehrsflieger-Schule in Bremen und Phoenix. Danach absolvierte er das Trainee-Programm der Deutschen Aerospace AG und kehrte 1994 zu Lufthansa zurück. Nach verschiedenen Leitungsfunktionen – unter anderem als Bereichsvorstand der Lufthansa Passage Airlines und Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Cargo – wurde Spohr 2011 Mitglied des Vorstandes der Deutschen Lufthansa AG und Vorsitzender des Lufthansa Passagevorstandes. Seit 1. Mai 2014 ist er Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG. Carsten Spohr ist Inhaber der Lufthansa-Kapitäns-Lizenz für die Flugzeugmuster der Airbus-A320-Familie. Er ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Weltluftverkehrs mitfliegen wollen, dann müssen wir wieder wachsen. Denn Stagnation bedeutet Rückschritt und bedeutet Verlust von Marktanteilen. Und es bedeutet auch Verlust von Arbeitsplätzen. Jedes Interkontinentalflugzeug schafft 500 neue und nachhaltige Arbeitsplätze und deshalb sehen wir hier auch die Politik gefordert, ihren Beitrag zu leisten, sei es bei der konsequenten Durchsetzung eines einheitlichen Rechtsrahmens, um für alle Akteure ein „level playing field“ zu schaffen, sei es bei der Abschaffung von Ineffizienzen wie die der fragmentierten europäischen Flugsicherung mit 47 nationalen Organisationen. Seit Jahren fordern wir einen einheitlichen europäischen Luftraum, einen Single European Sky. Dieser wäre nicht nur das größte Umweltschutzprojekt der Europäischen Union durch die Einsparung von 10 Prozent CO2Ausstoß. Uns Airlines würde der SES Milliardenersparnisse bringen. Oder, um noch ein letztes Beispiel zu nennen, die Abschaffung einseitiger Sonderbelastungen, wie der Luftverkehrsteuer, denn wir zahlen unsere Infrastruktur selbst. Mit diesen Maßnahmen wäre nicht nur Foto: Deutsche Lufthansa AG 48 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 unsere Wettbewerbsposition gesichert, auch gesundes Wachstum wäre wieder möglich. Und das ist zwingend nötig, wenn wir nicht weiter zurückfallen und Arbeitsplätze und Wohlstand hier im Land sichern wollen. Lufthansa hat heute mehr als 500 Konzern- und Beteiligungsgesellschaften, darunter die Weltmarktführer Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo und LSG Sky Chefs. Dreh- und Angelpunkt für unseren Erfolg waren und sind aber bis heute unsere exzellent ausgebildeten Mitarbeiter, die an Bord und am Boden rund um die Uhr arbeiten: 2.000 Lufthanseaten waren es 1955 – im Jahr unseres Neustarts nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute arbeiten rund 120.000 Menschen aus 150 Nationen für die Lufthansa-Gruppe. Lufthansa ist der DAXKonzern, der im Verhältnis zum Umsatz den höchsten Anteil an Arbeitsplätzen in Deutschland hat. Wir machen ein Drittel unseres Umsatzes in Deutschland, ein Drittel unserer Kunden sind Deutsche, aber fast zwei Drittel unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Arbeit hier im Land. Deutschland ist unsere Heimat. Von hier aus hat die Kranich-Airline zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ihre unvergleichliche Erfolgsgeschichte gestartet. Aus der kleinen deutschen Fluggesellschaft ist der weltweit größte Luftfahrtkonzern geworden. 74.000 Passagiere sind 1955, nach der Neugründung von Lufthansa, mit uns geflogen – so viel wie heute in sechs Stunden. Heute begrüßen wir an einem einzigen Tag mehr als 300.000 Gäste an Bord. Neben Frankfurt und München zählen heute auch Zürich, Wien und Brüssel zu unseren großen Drehkreuzen. Europa ist zu unserem Heimatmarkt geworden, Mobilität zur Normalität. Die Luftverkehrsmärkte werden sich weiter verändern. Die gesamte Lufthansa-Gruppe hat sich darauf eingestellt. Um auch künftig vorne mitzuspielen und wieder Maßstab für die gesamte Branche zu sein, werden wir uns – wie in den Jahrzehnten vorher – ebenfalls weiter verändern. Bleiben wird unser Markenversprechen, das für alle Airlines und Servicegesellschaften des Konzerns gilt: Sicherheit, Qualität, Service und Zuverlässigkeit – dafür steht Lufthansa auch in Zukunft! Die BHF-BANK ist zum 10. Mal in Folge Nr. 1 im Elite Report der Vermögensverwalter. 2007 Höchs - 201 6 te P unktz Hande ahl lsblatt Elite R der Ve e p rmöge ort nsverw alter www.bhf-bank.com · Tel. 069 718-4004 FRITZ MERKLE Perspektiven der privaten Raumfahrtindustrie Der Strategievorstand der OHB SE zeigte den Teilnehmern des 137. BBUG auf, wie sich seine Firma zu Europas drittgrößtem Raumfahrtunternehmen entwickelte Firmen von OHB SE sind an vielen wesentlichen europäischen Raumfahrtprogrammen beteiligt. Von links oben im Uhrzeigersinn: Galileo, EXOMARS, ARIANE-6-Rakete, Solar Orbiter, Satellitenkommunikationssystem EDRS, Astronomisches Antennensystem ALMA in der Atacamawüste 1981 wurde in Bremen die OHB System gegründet. Die Landschaft war weitgehend geprägt durch große institutionelle Raumfahrtprogramme. Wie konnte das kleine Fünf-PersonenUnternehmen sich in diesem Umfeld zu Europas drittgrößtem Raumfahrtunternehmen und sogenanntem „Large System Integrator“ entwickeln? Heute realisiert die OHB-Gruppe 22 Satelliten für das europäische Navigationssystem GALILEO, europäische Wettersatelliten der dritten Generation, das nationale deutsche Radar-Satellitenaufklärungssystem SAR-Lupe und sein Nachfolgesystem SARah und ist an den wesentlichen europäischen Raumfahrtprogrammen mit seinen Firmen an den Standorten Bremen, München/Oberpfaffenhofen und Augsburg sowie in Italien, Schweden, Luxemburg und Belgien beteiligt. Raumfahrt wird von großen Teilen der deutschen Gesellschaft auch heute noch als ein „volkwirtschaftlicher Luxus“ gesehen, getrieben von nationalem Prestige und Wissenschaft als raison d’être. So wie wir die Raumfahrt heute kennen, hat sie ihre Wurzeln im Kalten Krieg und im Wettstreit der damaligen Blöcke, der jeweils Mächtigere zu sein. Wer schafft es, den ersten Satellit in den Weltraum, den ersten Menschen ins All, den ersten Menschen auf dem Mond zubringen … Satelliten für Fernsehen, Kommunikation, Breitbandinternet und Wetter Dabei ist die wirkliche volkswirtschaftliche Bedeutung dieses recht überschaubaren Industriesektors der Bevölkerung nur eingeschränkt bewusst. Satellitenfernsehen und -kommunikation ist dabei noch den meisten Menschen bekannt. Doch der Nutzen ist wesentlich umfangreicher. Weltweit gibt es mehrere Initiativen, zukünftig Breitbandinternet über Satelliten an jedem Punkt der Erde zur Verfügung zu stellen. Die sich daraus ergebenden neuen Märkte sind noch nicht abschätzbar. Die mithilfe von Wettersatelliten gewonnenen Daten erlauben deutlich verbesserte meteorologische Vorhersagen. So lassen sich in der Landwirtschaft Erntezeitpunkte und im Luftverkehr Flugrouten optimieren. Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Wettersatelliten wird alleine für Europa auf über 30 Milliarden Euro geschätzt. Das Zeitsignal der GPS-Navigationssatelliten synchronisiert weltweit Computersysteme und gibt damit dem globalen Finanzhandel eine Zeitreferenz für Geschäfte und Transaktionen. Und dies neben seiner ungeheuren Bedeutung in Navigation und Logistik. Daneben steht die Rolle der Raumfahrt für unsere zivile und militärische Sicherheit. Sie ist eines der wichtigsten Instrumente im Bereich der Klimaforschung und des Fotos: OHB System AG Von der Garagenfirma zum Unternehmen mit mehr als 2.100 Mitarbeitern. Mitte: Die Anfänge der OHB System AG im Bremer Hemelinger Hafen mit der Höhenforschungsrakete Mikoba. Unten: Konzernzentrale in Bremen mit den beiden großen Satellitenintegrationshallen 50 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 51 R AUMFAHRTINDUSTRIE FRITZ MERK LE Radar-Aufklärungssatellitensystem SARLupe der Bundeswehr. Fünf Satelliten auf drei Umlaufbahnen in rund 500 km Höhe Zwei GALILEO-Satelliten, befestigt am Startraketenadapter zur Integration in die Rakete. Rechts: Meteosat-Satellit der dritten Generation globalen Klimawandels. Schon heute haben die Auswirkungen des Klimawandels Einfluss auf gesellschaftliche Konflikte, bis hin zu Bürgerkriegen und Migration. Erdbeobachtungssatelliten geben erste Informationen über Naturkatastrophen. Mithilfe von Kommunikationssatelliten kann die Verbindung in Krisen- und Katastrophengebiete, trotz der Zerstörung der Infrastrukturen am Boden, aufrechterhalten werden. Satelliten sind zentrale Elemente der militärischen Aufklärung und Kommunikation. Der Zugriff auf nationale und unabhängige Ressourcen ist dabei zentral. Neben USA und Russland verfügen hier speziell in Europa Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien über hochentwickelte Kapazitäten. Als weiteres bedeutendes Ele- ment der Raumfahrt ist der Sektor Wissenschaft und Erforschung des Weltraumes zu sehen. Die Missionen Rosetta, mit der Landung auf einem Kometen, oder die internationale Raumstation ISS sind hierfür nur einige Beispiele unter vielen. Diese Szenarien machen deutlich, dass Raumfahrt heute noch weltweit weitestgehend durch Regierungen und Regierungsorganisationen wie NASA, ESA, DLR und vielen mehr betrieben wird, handelt es sich doch um hoheitliche Aufgaben. In diesem Umfeld entwickelte sich zum Bau der Satelliten und der dazu notwendigen Startraketen über rund 50 Jahre eine Industrielandschaft, die ihren Ursprung in der Flugzeug- und wehrtechnischen Industrie, oftmals auch in Staats- oder teilstaatlichen Unternehmen hat. In deren Umfeld entstanden einige klein- und mittelständige Zulieferbetriebe. Seit Beginn der 1990er-Jahre zeigt sich eine erste Welle einer Kommerzialisierung der Raumfahrt. Mit der Privatisierung von Post, Telefon, Rundfunk und Fernsehen entstanden die ersten kommerziellen Betreiber für Stallelitenkommunikation wie Intelsat, Eutelsat, SES und viele mehr. Zehn Jahre später entstanden dann erste privatwirtschaftliche Unternehmen für Erdbeobachtungsdienste. Und weitere zehn Jahre später setzte ein neuer Boom auch bei Startraketen bis hin zum Transport von Menschen zur Raumstation oder zu touristischen Zwecken mit Firmen wie SpaceX, Blue Origin, VirginGalactic ein. Neue, sogenannte Megakonstellationen aus Hunderten bis zu Tausenden Satelliten sind zurzeit in Planung und Realisierung. Eine wesentliche Neuerung ist hierbei, dass zahlreiche Programme jetzt durch Investoren, vor allem aus dem Silicon Valley, finanziert werden. Das andere Novum ist: Die Art der Realisierung entfernt sich vom klassischen Ansatz. Bisher stand Raumfahrt unter dem Credo der höchstmöglichen Zuverlässigkeit. 100 Prozent Erfolgserwartung standen im Mittelpunkt. Reparaturen waren bis auf Software-Upgrades nicht möglich. Also mussten Standards und Prozesse entwickelt werden, die dies so gut wie möglich sicherstellten. Selektierte Bauteile und ausgiebige Tests, verbunden mit umfangreicher Dokumentation, waren mit allen Konsequenzen für die Kosten zwingend. Die jetzt als Alternative angesehenen Ansätze lassen ein begrenztes Risiko zu, das durch zusätzliche Satelliten kompensiert werden kann. Wenn „nur“ 90 Prozent der Satelliten ihre Lebenserwartung erreichen, dafür aber entsprechend mehr Exemplare in den Weltraum geschossen werden, so ist es wesentlich wirtschaftlicher, diesen Weg einzuschlagen – zumal sich durch die neuen Prozesse die Herstellkosten für Satelliten deutlich reduzieren. Diese neue Denkweise ist gerade dabei, die Raumfahrtindustrie aufzumischen. Da es einen deutlich veränderten Entwicklungsansatz verlangt, werden etablierte Unternehmen herausgefordert und neue Unternehmen haben die „New space economy“-Bühne betreten. Angepasst auf den Bedarf der deutschen Bundeswehr nach einer eigenen Radarsatellitenkapazität, hat OHB das Konzept für das heutige SARLupe-System vorgeschlagen. Statt der geforderten drei Satelliten hat OHB fünf angeboten und weitgehend auf Versicherungen verzichtet. Bei Ausfall sind zwei Satelliten in Reserve und die Bilddaten, die bis dahin zur Verfügung stehen, können zusätzlich genutzt werden. Dazu wurde von OHB ein sehr innovatives technisches Konzept, das weitgehend auf Baugruppen aus anderen Programmen zugriff, eingesetzt. So konnte dieses Programm der Bundeswehr zu einem Preis von rund einem Drittel eines anderen Technologiekonzeptes ohne signifikantes Entwicklungsrisiko realisiert werden. OHB konnte im Jahr 2001 als kleines Unternehmen mit 150 Mitarbeitern den Auftrag im Wettbewerb gewinnen und das damit verbundene unternehmerische Risiko als Familienbetrieb meistern. SAR-Lupe zählt aufgrund seiner Fotos: OHB System 52 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 53 R AUMFAHRTINDUSTRIE DR. FRITZ MERKLE Jahrgang 1950, verheiratet, drei Kinder. Studium der Physik und anschließende Promotion in Angewandter Physik an der Universität Heidelberg. Danach Hochschulassistent und zwei Jahre Gastwissenschaftler am IBM Almaden Research Center in San Jose, USA. Von 1985 bis 1992 Projektleiter für die optischen Systeme des European Very Large Telescope (ESO-VLT in Chile) an dem European Southern Observatory in Garching. Danach Leitung der Geschäftsbereiche Weltraumtechnik und Astronomische Instrumente bei Carl Zeiss. Seit September 2000 bei der OHB System AG als Mitglied des Vorstands. 2014 Berufung zum Mitglied des Vorstands der OHB SE. Mitglied der International Academy of Astronautics (IAA), Kuratoriumsmitglied bei MaxPlanck und Fraunhofer-Institutionen, Direktoriumsmitglied der US Space Foundation sowie Mitglied des Senats des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). sehr hohen Auflösung und echten Allwetter- und Tag-Nacht-Fähigkeit weltweit zu den besten militärischen raumgestützten Aufklärungssystemen. Die fünf Satelliten wurden zwischen 2006 und 2008 gestartet. Alle sind mit zusammen über 40 Betriebsjahren ohne Störung in Betrieb. Auf Basis von SAR-Lupe und der Durchführung in Zeit und Budget erhielt OHB 2013 den Auftrag zu Entwicklung und Bau des Nachfolgesystems SARah. Mit dieser Erfahrung und der Reputation aus diesem Programm gelang es OHB 2010, den Auftrag für zunächst 14 und dann weitere acht Satelliten für das europäische Navigationssystem GALILEO in europaweitem Wettbewerb zu gewinnen. Auftraggeber ist die Europäische Kommission. Kurz darauf erhielt OHB dann einen weiteren großen Raumfahrtinfrastrukturauftrag über zwei Wettersatelliten und vier weitere Satellitenplattformen im Rahmen des EUMETSAT-Programmes Meteosat Third Generation. OHB verbindet dabei die Flexibilität eines börsennotierten Konzerns mit der Stabilität eines familiengeführten Unternehmens. Knapp 70 Prozent der Anteile sind auch heute noch in der Hand der Gründerfamilie. Durch Akquisitionen und Gründungen neuer Tochterunternehmen ist aus der ursprünglichen OHB System eine Firmengruppe mit über 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter dem Dach der OHB SE Holding entstanden. OHB besitzt heute ein leistungsstarkes Raumfahrtproduktportfolio für ein breites Anwendungsspektrum in den Bereichen Erdbeobachtung/Aufklärung, Wissenschaft, Exploration des Weltraums und bemannte Raumfahrt, Navigation, Telekommunikation bis hin zu Startraketen. Als privates Raumfahrtunternehmen zeigt OHB ein starkes Durchsetzungsvermögen in einem durchGroßkonzerne – in Europa AIRBUS und Thales Alenia Space – dominierten Markt. Seine schlanke Organisation, solide Erfahrung und Flexibilität erlauben es OHB, sich schnell an neue Trends und Technologien anzupassen. DÜRR QUALITÄT HAT EINEN NAMEN Der Name Dürr steht für höchste Qualität in Maschinen und Anlagen. Die Basis für die führenden Marktpositionen sind globale Präsenz, eine ausgeprägte Innovationskultur und die Kundenorientierung der rund 14.400 Mitarbeiter. Weiterhin werden die Emerging Markets ein starker Treiber des Geschäfts bleiben. Auf den amerikanischen und europäischen Automobilmärkten bieten sich vermehrt Chancen. Diese Entwicklungen sollten die Performance der Dürr-Aktie unterstützen. EIN KURZER RÜCKBLICK: OHB als Raumfahrtfirma wurde 1981 von dem Ehepaar Manfred und Christa Fuchs gegründet. Sie übernahmen den kleinen Handwerksbetrieb Otto Hydraulik Bremen im Hemelinger Hafen. Die Initialen sind heute noch der Firmenname. Manfred Fuchs hatte in den 1960er-Jahren Luftfahrttechnik studiert und als Leiter der Vorentwicklung bei ERNO, heute AIRBUS Bremen, maßgeblich an den ersten deutschen und europäischen Raumfahrtprogrammen mitgewirkt. In visionärer Vorausschau hat er bereits in den 1980er-Jahren eine zukünftige Rolle privatwirtschaftlichen Engagements in der Raumfahrt gesehen. OHB baute den ersten privat finanzierten deutschen Satelliten SAFIR und hielt auch die erste deutsche private Betriebslizenz für einen Kommunikationssatelliten. OHBs damaliger Ansatz zu Entwicklung und Bau von Satelliten war bereits dem sehr nahe, wie er heute in der „new space ecomomy“ angewandt wird. Foto: OHB System 54 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 www.durr.com SHI MINGDE „Chinas Reformkurs öffnet das Land“ Über neue Chancen für die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit sprach der Botschaf ter der Volk srepublik vor dem 137. BBUG Derzeit richten sich alle Augen auf China, besonders auf die Tendenz seiner Wirtschaftsentwicklung. Wenn man die Presseberichte hier analysiert, war der Haupttenor der China-Berichterstattung in den westlichen Medien entweder die „Bedrohung“ oder der „Kollaps“. In der letzten Zeit schwingt das Pendel wieder in Richtung „Kollaps“. Man soll das „Rauschen“ ausblenden und die Hauptlinie erfassen, um die chinesische Wirtschaft richtig zu interpretieren. Wenn man die Wirtschaft Chinas richtig „lesen“ will, muss man die Teile sehen, aber noch mehr das Ganze. Im letzten Jahr wuchs Chinas Wirtschaft um 7,3 Prozent, und mit dieser Zahl begannen in den Medien die Besorgnisse und die Kassandra-Rufe. Die chinesische Wirtschaft ist über 30 Jahre lang durchschnittlich 10 Prozent jährlich gewachsen, ein weiteres zweistelliges Wachstum wäre da unrealistisch. Synchron gesehen bedeutet ein Wachstum von 7,3 Prozent unter den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt den Spitzenwert, der die Zahlen Japans, des Euroraums und der USA bei Weitem übertrifft. Foto: Shutterstock 47719729, BBUG/MS, Picture Alliance 56 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 Kürzlich haben sich die internationalen Medien sehr mit dem chinesischen Einkaufsmanagerindex vom August befasst. China hatte offiziell 49,7 Punkte bekannt gegeben, etwas unterhalb der Grenzlinie zwischen Wachstum und Schrumpfung. Die Medien meinten, Chinas Industrie würde schrumpfen, und posaunten hinaus, die Lage sei am Kippen. Aber es wurde wenig darauf geachtet, dass der Einkaufsmanagerindex für die Nichtfertigungsindustrie im August ein hohes Niveau von über 53 Punkten beibehalten hatte. In Chinas Wirtschaftsstruktur hat der Dienstleistungsbereich bereits einen Anteil von 49,5 Prozent am BIP, zum Wachstum trägt er 81,2 Prozent bei, bildet also schon die Hauptquelle für das Wachstum. Will man die chinesische Wirtschaft verstehen, dann muss man die Gegenwart betrachten, aber noch mehr muss man die langfristige Entwicklung im Blick haben. Zurzeit ist China tatsächlich in einer Anpassungsphase und zeigt eine „neue Normalität“. Manche Medien interpretieren die „neue Normalität“ als ein Synonym für „verlangsamtes Wachstum“ und schließen sogar eine „harte Landung“ nicht aus. Wenn man die Sache langfristiger betrachtet, wird man entdecken, dass die derzeitige Anpassung der chinesischen Wirtschaft genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Hier geht es nicht um eine erzwungene Reaktion, sondern um aktive, bewusste Reformen. In der Vergangenheit hatte die chinesische Wirtschaftsentwicklung mit exzessivem Wirtschaften und Trägheit zu kämpfen. Exzessives Wirtschaften meint Ressourcenverschwendung, geringe Produktionseffizienz, Raubbau an der Umwelt. China verbraucht pro BIP-Einheit vier Mal so viel Energie wie in Europa, und sieben Mal so viel wie in Japan. Trägheit meint Innovationsschwäche und Abhängigkeit von lokalen Finanzausgaben. Die Reformen sollen jetzt die Effizienz der chinesischen Wirtschaft steigern, das extensive Wirtschaften in ein intensives umwandeln. Aus Trägheit muss Innovation werden – wir ermutigen zu Firmengründungen und fördern den Innovationsgeist der gesamten Bevölkerung. Natürlich sind Reformen das schwie- Der Botschafter der Volksrepublik China, Shi Mingde, im Gespräch mit Bundespräsident Gauck (oben) und vor den Teilnehmern des 137. BBUG (unten links); China im Aufbruch zwischen gestern und morgen (unten rechts): Die Volksrepublik sucht den Schulterschluss mit der deutschen Wirtschaft - „Die BBUG gehört zur Elite der deutschen Wirtschaft, ihre Mitglieder haben ein feines Gespür und einen höchst rationalen wirtschaftlichen Verstand. Ich erhoffe mir, dass Sie die wertvollen Chancen ergreifen, in China aktiv investieren und Firmen gründen oder Kooperationen ausbauen“, sagte Shi Mingde im Palais Biron. PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 57 MADE IN CHINA 2025 SHI MINGDE Am Ende seines Vortrags danken Uwe Franke (rechts), Frank Trümper und Christine Bortenlänger Botschafter Shi Mingde für seine offenen Worte im Palais Biron. rigste Unterfangen, dafür braucht es Zeit und Geduld. In der letzten Zeit haben die Turbulenzen an Chinas Börsen die Medien stark beschäftigt. Seit letztem Jahr sind die Aktienkurse schnell gestiegen, selbst nach dem gegenwärtigen Rückgang ist immer noch ein Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem letzten Jahr zu verzeichnen. Es gibt auf der Welt keine Börse, die immer nur nach oben und nicht nach unten geht. China hat eine Reihe von Maßnahmen zur Ordnung des Marktes ergriffen und damit für die Wahrung der Marktstabilität sowie die Vorbeugung gegen systemische Risiken positive Wirkungen erzielt. Im Vergleich mit den Börsen im Westen mit mehr als 200 Jahre Geschichte ist Chinas Börse noch jung und muss noch viele Erfahrungen sammeln. Vor kurzem hat die Zentralbank Chinas bewusst den Mechanismus zur Festsetzung des Mittelkurses des Renminbi modifiziert, und der Renminbi hat innerhalb kurzer Zeit an Wert verloren. Das ist Fakt. Doch ein stärker marktorientierter Mechanismus wirkt sich ganz offenkundig günstiger für die langfristige Stabilität einer Währung aus, er ist weit nachhaltiger als ein starrer Mechanismus. Seit der Wechselkursreform von 2005 ist der reale Wechselkurs des Renminbi gegenüber dem US-Dollar um 35 Prozent gestiegen. Die kürzliche Modifizierung hat den aufgestauten Abwertungsdruck entweichen lassen. Wenn wir vorausschauen, dann werden die Fundamentaldaten der chinesischen Wirtschaft entscheidend dafür sein, dass der Renminbi eine starke Währung ist. Wenn man die chinesische Wirtschaft China bemüht sich um Handelsliberalisierung und stärkere Öffnung verstehen will, muss man innere und äußere Faktoren unterscheiden. Die chinesische Wirtschaft ist längst eng und untrennbar mit der Weltwirtschaft verbunden. In den letzten zwölf Monaten ist das globale Handelsvolumen nur um 1,5 Prozent größer geworden, was viel niedriger liegt als die 7 Prozent, um die es davor lange Zeit im Jahresdurchschnitt gewachsen war. Vor diesem Hintergrund im ersten Halbjahr beim Export noch eine Steigerung von 1 Prozent zu erzielen, das war für China keine leichte Sache. Wie reagiert China auf diese ungünstigen externen Faktoren? China bemüht sich zum einen aktiv um Handelsliberalisierung und eine noch stärkere Öffnung. China hat bereits 14 Freihandelsabkommen abgeschlossen, in die 22 Staaten beziehungsweise Regionen einbezogen sind. Ferner hat China vier Freihandels-Pilotzonen eingerichtet. Zum anderen ist China dabei, seine eigenen inneren Stärken auszubilden, um dem Ansturm auswärtiger Einflüsse standhalten zu können. Konkret bedeutet das, dass wir die Binnennachfrage stärken und eine Konstellation herbeiführen, in der Konsum, Investitionen und Außenhandel in ausgewogener Weise gemeinsam zum Wachstum beitragen. Zwei wichtige Strategien möchte ich explizit vorstellen: 1) „Made in China 2025“. Seit langem ist die Fertigungsindustrie Chi- Die chinesische Regierung möchte durch Innovation und eine tiefgehende Verschmelzung von Informatisierung und Industrialisierung ein upgegradetes „Made in China 2025“ schaffen. nas starker Industriezweig, mit einem Beitrag von über 40 Prozent zum BIP. China hatte sich die Bezeichnung „Werkbank der Welt“ redlich verdient. Doch es gab Probleme wie mangelnde eigene Innovationsfähigkeit, hohe Abhängigkeit vom Ausland bei entscheidenden Bauteilen und strukturelle Defizite. Die chinesische Regierung hat „Made in China 2025“ mit dem folgenden Ziel auf den Weg gebracht: Neue Triebkräfte durch Innovation und eine tiefgehende Verschmelzung von Informatisierung und Industrialisierung, damit Schaffung eines upgegradeten „Made in China“. 2) „Ein Gürtel, eine Straße“. Der Schwerpunkt der Strategie besteht in einem verstärkten Bau von Infrastruktur zur Förderung der Konnektivität; „Ein Gürtel, eine Straße“ soll zu einer Straße der wirtschaftlichen Kooperation, des kulturellen Austausches sowie des wechselseitigen Nutzens und gemeinsamen Gewinnens ausgebaut werden. „Ein Gürtel, eine Straße“ verfolgt das Prinzip „gemeinsame Abstimmung, gemeinsamer Aufbau, gemeinsame Nutzung“. Es handelt sich um eine offene und inklusive Plattform der regionalen Zusammenarbeit. In den 43 Jahren seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland haben sich die bilateralen Beziehungen mit schnellen Schritten entwickelt. Besonders die Wirtschaftsbeziehungen haben ein präzedenzlos hohes Niveau erreicht. 2014 erzielte das chinesisch-deutsche Handelsvolumen mit 177,7 Milliarden USDollar einen neuen Rekord, es beträgt das fast 650-Fache des Werts von 1972. Bisher haben sich über 8.200 deutsche Unternehmen in China und 2.000 chinesische Unternehmen in Deutschland niedergelassen. Die erste Chinesische Handelskammer in Europa hat sich letztes Jahr in Deutschland konstituiert. Dies ist natürlich nicht zu trennen von der politischen Flankierung durch die beiden Regierungen. Besonders der häufige hochrangige Besuchsaustausch hat das gegenseitige politische Vertrauen wirksam gefördert. Die Bundeskanzler Kohl und Schröder haben China jeweils fünf Mal besucht, und Bundeskanzlerin Angela Merkel wird im Herbst dieses Jahres China ihren achten Besuch abstatten. Auch die chinesische Führung legt auf die Weiterentwicklung der Beziehungen mit Deutschland großen Wert. Staatspräsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang haben beide bereits Deutschland besucht. Zweitens sind die chinesische und die deutsche Wirtschaft in hohem Maß komplementär. Deutschland ist technologisch stark, China hat einen großen Markt, und beide Länder ergänzen sich viel mehr, als dass sie konkurrieren, sie können von ihren gegenseitigen Stärken profitieren und zum beiderseitigen Gewinn zusammenarbeiten. Für Volkswagen und BMW stand 2014 der chinesische Markt für 36,3 Prozent beziehungsweise 21,7 Prozent ihres weltweiten Absatzes. China trug annähernd 50 Prozent zum Nettojahresgewinn der deutschen Automobilindustrie bei. Drittens: Die angestrengten Bemühungen der Wirtschaftskreise Chinas und Deutschlands sowie der strategische Weitblick der Unternehmer haben für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen große Beiträge erbracht. Wenn Volkswagen nicht Weitblick Foto: BBUG/MS 58 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 59 MADE IN CHINA 2025 Bosch weltweit. Innovative Lösungen für mehr Lebensqualität. SHI MINGDE Botschafter Shi Mingde, geboren im Dezember 1954 in Schanghai, verheiratet, ein Kind 1972 bis 1975 Studium in der DDR; 1976 bis 1981 Mitarbeiter der chinesischen Botschaft in der DDR; 1981 bis 1986 Mitarbeiter im Servicebüro für Diplomaten in Peking; 1986 bis 1990 2. Sekretär der chinesischen Botschaft in der DDR; 1990 bis 1993 Vizereferatsleiter der Westeuropaabteilung des chinesischen Außenministeriums; 1993 bis 1997 Botschaftsrat der chinesischen Botschaft in Bonn; 1997 bis 2002 Botschaftsrat des Planungstabs, Vizeabteilungsleiter für Westeuropa des chinesischen Außenministeriums; 2002 bis 2006 Gesandter der chinesischen Botschaft in Berlin; 2006 bis 2010 Generaldirektor des zentralen Büros für auswärtige Angelegenheiten beim ZK der KP Chinas; 2010 bis 2012 chinesischer Botschafter in Wien; Seit August 2012 Botschafter in Berlin. besessen hätte, dann hätte die Firma kaum schon in den 1980er-Jahren die strategische Entscheidung getroffen, in China zu investieren und Werke aufzubauen, womit sie ihre Erfolgsgeschichte in China begründete. In gleicher Weise kommen auch immer mehr chinesische Firmen nach Deutschland, um hier zu investieren, Beteiligungen einzugehen und Firmen zu übernehmen. Erfolge sagen nur etwas über die Vergangenheit, für die Zukunft müssen wir uns weiterhin anstrengen, sonst gilt das Wort „Wer nicht vorwärtsgeht, der fällt zurück“. Die Volkswirtschaften Chinas und Deutschlands sind bereits eng verwoben. Derzeit bringt die Vertiefung seiner Reformen durch China Chancen, wie sie selten kommen. China und Deutschland sollten diese Chancen beim Schopf packen und schwerpunktmäßig auf folgenden Gebieten die Zusammenarbeit vorantreiben: • Unter der Ägide der chinesischdeutschen Innovationskooperation eine tiefgehende Koppelung von Deutschlands „Industrie 4.0“ mit „Made in Foto: Embassy of the People's Republic of China 60 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 China 2025“ vorantreiben. • In vollem Maß die neue Plattform nutzen, die von dem strategischen Konzept „Ein Gürtel, eine Straße“ bereitgestellt wird. Beide Länder können nicht nur ihre eigene bilaterale Zusammenarbeit verstärken, sie können auch unter voller Nutzung ihrer jeweiligen Stärken eine internationale Zusammenarbeit zur Entfaltung ihrer industriellen Fähigkeiten eingehen und gemeinsam Drittmärkte erschließen. Deutschland sollte die Zusammenarbeit mit China vorantreiben • Beide Seiten können weiterhin ihre Zusammenarbeit zum wechselseitigen Nutzen und zum gemeinsamen Gewinn vertiefen auf Gebieten, auf denen China Bedarf und Deutschland Stärken hat. Chinas Industrialisierung neuen Typs, seine Urbanisierung, Informatisierung, landwirtschaftliche Modernisierung und seine ökologischen Bestrebungen sind Aspekte, bei denen Deutschland über fortschrittliche Technologien und Erfahrungen verfügt. • Die chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit kommt nicht aus ohne die breite Unterstützung durch die Gesellschaft und die Bevölkerung in beiden Ländern. Beide Seiten sollten die menschlichen Kontakte aktiv fördern und besonders den Jugendaustausch vorantreiben. Die Chinesen sagen gern: Chancen gehören nur denen, die sie nutzen können. Die BBUG gehört zur Elite der deutschen Wirtschaft, ihre Mitglieder haben ein feines Gespür und einen höchst rationalen wirtschaftlichen Verstand. Ich erhoffe mir, dass Sie die wertvollen Chancen ergreifen, in China aktiv investieren und Firmen gründen oder Kooperationen ausbauen. Die chinesische Botschaft und ich persönlich werden dafür alle notwendige Hilfe und Unterstützung bereitstellen. Als international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen ist es Bosch ein Anliegen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Dafür arbeiten mehr als 360.000 Mitarbeiter weltweit, werden mehr als 4,9 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung investiert und über 4.600 Patente pro Jahr angemeldet. Die daraus entstehenden innovativen Produkte und Lösungen von Bosch haben eines gemeinsam: Sie machen das Leben der Menschen täglich ein Stück besser. Mehr Informationen: www.bosch.com IZZET SELIM YENEL Turkey is ready to move forward The Turkish Embassador to the EU promises sustainable suppor t concerning the refugees The EU is a success story. I am aware that such a sentence would raise a lot of eyebrows considering the situation we are in. Nevertheless when you look at the big picture and where the EU is today in relation to its origins, no would can doubt the progress made. Yet, it seems people take all the achievements for granted and focus solely on the problems. The EU has been successful in fulfilling goals which can be identified as the following: - Establishing a single market - Establishing a single currency: the Euro - Free movement of people: Schengen - Enlargement All of these targets have been mostly realized and were part of the established system up until a few years ago. Then one after the other, starting with the economic crisis and currently with the migration question these began to unravel. They are now all being challenged. The response to each has been late, mixed and incomplete. The ongoing Trade and Investment Partnership negotiations with the United States is a cause of concern for many EU countries and we see popular reactions against such a deal. This will have an effect on the internal market. The economic crisis triggered by the Euro problem had at one point brought on discussions of expelling a member from the Eurozone. Due to the migration problems members are talking about dismantling Schengen and bringing back internal border control. Enlargement has been pushed beyond the duration of the current Commission’s tenure. All these shows that the EU is looking inward. In fact the argument made against enlargement was that the EU was to strive for consolidation. The EU used to gain strength from past crises by closing ranks and providing a fresh impetus to resolve the issues. Now it seems the EU is continuously rankled by one crisis after another and appears to be on the defensive. One should also accept that there have been special circumstances which have made it more difficult for the EU to deal with these questions. Namely the Ukraine/Crimea/Russia equation and more recently the migration crisis. These have created more pressure on the EU and we can now attest to that as it has triggered a reevaluation in Turkey – EU relations. Turkey’s relations with the EU spans more than five decades and has gone through quite a few turbulences. For the last few years the aim was to keep the relationship on an even keel and not rock the boat too much. The accession process had come to a virtual halt in which only one chapter was opened in the past five years. Now we are on the verge of a new era in our relationship. The migration wave has caused such an alarm that it called for an immediate response to stem the flow into the EU. However the reactions in the 28 member countries have been very different. There have been those like Germany that braved the general outbursts while we have also seen populist statements from some leaders. Der türkische Botschafter bei der EU, Izzet Selim Yenel, referiert in Brüssel auf dem Fortsetzungsgespräch des 135./136. BBUG im Oktober 2015. Foto: BBUG/MS ZUFLUCHT DEUTSCHLAND 62 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 63 TÜRK EIS EUROPAPOLITIK IZZET SELIM YENEL Place and date of birth: Istanbul, 9.6.1956; Marital status: Married with 2 children; Educational background: Ankara University, Faculty of Political Science; Foreign languages: English; Professional Experience: 1979 Entry to the Ministry of Foreign Affairs; 1981-84 Permanent Representation of Turkey to the Organization for Economic Co-operation and Development in Paris; 1984–86 Turkish Embassy in Kabul; 1988–93 Permanent Representation of Turkey to the United Nations in New York; 1994–99 Permanent Delegation of Turkey to the European Economic Community in Brussels; 2005–09 Ambassador to Austria; 2011- Ambassador, Permanent Delegate of Turkey to the EU The numbers discussed are indeed large but not on the scale in which Turkey and countries bordering Syria have been dealing with. Yet, I cannot but think that it is being blown out of proportion. Turkey has been handling the Syrians for the past four years without much fuss. The EU has always put values, humanitarian issues at the forefront. Reaction to the streaming migrants have not been in line with these values. Of the more than 2 million Syrians and Iraqis in Turkey only an eighth are living in the camps. The rest are spread out in the cities and towns. Some towns now have more Syrians than the locals. Yet, neither Turkish leaders nor the Turkish people have objected. Another important factor is we do not make any distinction of religion, ethnicity or creed. That is why we were so surprised by some reactions in the EU member states. Maybe that has been our mistake. Maybe we should have complained. What we are facing is a common problem and we need to deal with it together. In short maybe there is a silver lining in these dramatic events. A so called wake up call for action. Foto: Permanent Delegation of Turkey to the European Union 64 All we need is an open dialogue to manage the flow in a civil, legal and organized manner. Nobody wants to see the terrible pictures that is the result of human trafficking. Turkey and the EU recently agreed ad referenda on an Action Plan to handle the migrant issue together. When President Erdoğan came to Brussels on October 5, 2015, the leaders of the EU institutions went out of their way to offer Turkey elements that were on the shelves for some time. Turkey did not ask for anything but once the EU made its promises they were fine tuned. Firstly, there was an admission of not assisting Turkey sufficiently in its efforts to manage the Syrians. Thus, a promise of increased financial cooperation was made. Another was speeding up the visa dialogue so that Turkish citizens can enter the Schengen area without a visa, like all other candidate countries. Accelerating the accession process so that closed chapters could be opened was also pledged. Finally participation to EU summits as was the case until 2004 was mentioned. Once these pledges by the EU are materialized then the Action Plan will be- come operational. It is a pity that the rejuvenation of Turkey – EU relations were brought about by the Syrian migrants. Another positive development in the wind is the Cyprus talks. After 50 years and 10 years after the Annan Plan the two sides are making real headway for achieving a durable solution. If this is achieved then it will be a major game changer in bringing unity to the two Communities and hence to the Island. It will help bring Turkey and Greece come closer and remove the political obstacles for Turkey’s accession process. The current problems that exist between NATO and the EU will also fade away. Thus a solution will be a win-win-win situation for all. If we can make progress on resetting our relationship with the EU and couple it with a solution in Cyprus then we can see 2016 in a totally different light. This is our goal and Turkey will spare no effort on reaching a successful conclusion. We need a strong, self-confident EU that offers solutions rather than being unsure on how to handle the problems. I can assure you that Turkey is ready to move forward and come closer with such an EU. Kontrollverlust? Was tun, wenn die Konzerntochter aus dem Ruder läuft? Wer rechtzeitig handelt, behält die Kontrolle! Wir informieren Sie gerne über die Möglichkeiten der Restrukturierung durch das neue Schutzschirmverfahren. Sprechen Sie uns vertrauensvoll an: Tel. 07 31. 9 70 18-570 • [email protected] • www.schneidergeiwitz.de PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 VISAR DURIQI All are leaving, escaping from corruption Kosovo doesn’t see any serious initiative for foreign investment Die Friedensnobelpreisträgerin 2015, Sihem Bensedrine vom Quartett des Nationalen Dialogs, diskutiert mit einem Offizier auf einer Demonstration in Tunesien, die die Auflösung des Parlaments fordert. Meinungsfreiheit ist Menschenrecht Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte zu Gast beim 137. BBUG Mit der Vergabe des diesjährigen Fried ensnobelpreises an das tunesische "Quartett für nationalen Dialog“ hat die norwegische Jury in Oslo den Kampf der tunesischen Zivilgesells chaft für eine friedliche politische Transition gewürdigt. Sihem Bensedrine, Gründungsmitglied der zu dem preisgekrönten "Quartett" gehörenden tunesischen Liga für Menschenrechte (LTDH), war 2002 Stipendiatin der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, die zum 137. BBUG drei ihrer aktuellen Stipendiaten entsandte. Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte ist eine Nichtregierungsorganisation mit gemeinnützigem Charakter. Sie gewährt Menschen, die sich öffentlich für Freiheit und Recht einsetzen und daher in ihren Ländern politisch verfolgt werden, ein einjähriges Stipendium, um ihnen die Möglichkeit zu schaffen, ohne Bedrohung ihre Stimme zu erheben. Die Auswahl der Gäste, die der Stiftungsvorstand jeweils im Dezember trifft, folgt dabei weder länder- noch berufsspezifischen Kriterien. Der investigative Journalist Visar Duriqi aus dem Kosovo, der libysche Fernsehreporter Salah Zater und der pakistanische Menschenrechtsaktivist Kamal Khan stehen als Stipendiaten des Jahres 2015 exemplarisch für weit über 150 Verfolgte, denen die Stiftung bisher helfen konnte. Ihre Vorträge vor den Teilnehmern des 137. BBUG sind nachfolgend abgedruckt. In October 2011 the Government of Kosovo - a country of only 1.8 million inhabitants and which declared its independence from Serbia unilaterally in 2008 - failed on one of the projects economists believed could help to improve the ailing economy: the privatization of 75 per cent of Kosovo’s public telecommunications company (PTK). As a participant to this public tender, “Croatian Telecom” (T-HT) had offered some 600 million Euro. At that time, the biggest shareholder of T-HT was “Deutsche Telekom”. But just as T-HT was about to take ownership of the before mentioned 75 per cent of PTK, the company withdrew from the bid. "In light of the charges recently filed against certain PTK managers suspected of corruption, T-HT is currently reviewing its continued participation in the privatization process,” Maja Weber, spokeswoman of T-HT in Zagreb, told Reuters news agency. This decision by T-HT was based on the news about corruption charges filed by the EU mission in Kosovo (EULEX) against the CEO of PTK, the Chairman of the company and the owners of “Devoll”, one of the biggest private corporations in Kosovo. In the end, the European Prosecutor would fail to defend this case in court. Since then, Kosovo has not seen any other serious initiative for foreign investment, with most potential foreign investors citing the same reason as T-HT: the high level of corruption.. Yet, while the Government continues to send out press releases titled "Foreign direct investments in Kosovo are going to increase", it has not been able to answer the simplest questions: Which company will benefit from direct foreign investment? Where are they located? Who are the owners, how many people are employed? And so on. All these years of corruption have put the very legitimacy of the entire political class of Kosovo into question. Confidence into the central organs of government is at its lowest point since 2008. To take over the government, the opposition has finally chosen the path of radicalism, using even tear gas in the Assembly Hall. 85% of Kosovars are not satisfied with the Prime Minister, 87% do not believe in the work of the Prosecutor's Office and just 17% of the citizens are satisfied with the work of central institutions in Kosovo. Moreover – not only is the current government of Kosovo an unnatural coalition between two parties that have traditionally been sworn enemies. In addition, at the election in 2014 approximately 60 per cent of voters abstained from participating, thus questioning the legitimacy of the political system as a whole. 16 years have passed since the NATO Foto: Picture Alliance ZUFLUCHT DEUTSCHLAND 66 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 67 VISAR DURIQI intervened militarily in Kosovo. During these years, the country has been governed by either two groups: corrupt political leaders originating from the Kosovo Liberation Army (KLA), which was closely connected to suspicious and sometimes described as “public racketeering efforts” funds like “Motherland calling”. Or by the pacifist “Democratic Movement of Kosovo”, which was founded by the late president Ibrahim Rugova and financed by an equally suspicious fund called “Three per cent”, run by Bujar Bukoshi’s Government based in Bonn, Germany . These past 16 years of endemic corruption, nepotism and violence have opened Kosovo and its 90 per cent Muslim population to a flourishing “jihadist recruitment industry” run by a group of radical imams. This year, the Minister for Internal Affairs, Skender Hyseni, told the newspaper “Express” that the number of Kosovars participating in jihad in Syria and Iraq (in ISIS and Xhabhatu Al-Nusra) is over 300. This makes Kosovo the fourth biggest source worldwide of jihadists fighting for terrorist groups in Syria and Iraq worldwide. Among these jihadists are some of the most ruthless in ISIS. Studies have shown that Kosovar jihadists are originating mainly from economically underdeveloped rural areas, where education and public investment is lacking. Parallel to this jihadi problem, Kosovo is facing another big challenge: Ever more Kosovars are trying to leave the country by all means. Manfred Schmidt, until recently the president of the Federal Office for Migration and Refugees, has confirmed to "Deutsche Welle", that in early 2015 more than 30 thousand Kosovars migrated to Germany. However, as the federal government of Germany has declared Kosovo a safe state of origin, the refugees’ hope to be granted political asylum status in Germany has all but vanished. But, is Kosovo really a safe place? Or, has the decision by the German government to define “safe states” as countries unaffected by open war and civil strife to be interpreted as politically motivated? In Kosovo, the rate of poverty affects nearly 30% of the population, unemployment is generally above 35% in all age groups, and over 60% of young people are unemployed. The level of social assistance from the state for a family of 5 members is just around 70 Euros per month, meaning that the Kosovars concerned have to live on less than 50 cents per day. The average wage of employment is 360 Euros, while the prices for basic needs like food are more expensive than in Germany. Working conditions in the private sector are on a primitive level. The majority of journalists have no employment contract. The majority of workers in the construction sector are working under “suicidal” conditions, while a national health insurance scheme is almost nonexistent. Yet, this situation is seen positively by the Government of Kosovo: "The main advantage of the Kosovo workforce is low operating costs. With estimated average monthly salary of € 360, it is the most competitive in Europe", is clearly written on the website of the Government specifically designed to invite foreign investors. To make the situation even worse, the contradictionary policies of the EU member states have turned Kosovo into the most isolated country in Europe. Because of the high rate of crime in the region, Kosovars for the past 16 years have experienced a very strict visa regime. Today, as many Kosovars have been forced by the above mentioned unsafe living and working conditions to apply for economic asylum, the same countries have decided to declare Kosovo a “safe place” in order to facilitate the return of unwanted migrants. Today, Kosovars have only one legal option to leave their country in search for a better life: They can go to Turkey without visa. But there, as they are rejected by Western Europe, they become easy bait for recruiters constantly looking for new apprentices for jihad and ISIS terrorism. There might be a way out: foreign investment must be controlled from outside Kosovo. Today IPKO is one of the biggest investors in Kosovo, but its CEO and the board are chosen by the Ministry of Economic Development in Slovenia. By this little trick, the company has been little bit protected from corruption. German companies that would like to invest in Kosovo should follow this example. As long as corruption must be considered a “Kosovo life style”, decisions should be taken only in Germany. Visar Duriqi Die drei Stipendiaten der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte bei der Diskussion im Palais Biron: Visar Duriqi, Kamal Khan & Salah Zater. K AMAL KHAN It is high time The human right defender from Pakistan calls the International Community to take collective measures for ensuring human treatment The recent unwise resolve by the Pakistan government following the Peshawar school incident is an apparent evidence of its inclination towards '' an eye for an eye and a tooth for a tooth'' policy. There is no doubt that Pakistan has been a victim of religious extremism since the USA's invasion Afgha- nistan in 2001. The responsibility of these ill-fated aftermaths lie solely the shoulders of Pakistan that despite being a key American ally gave refuge to a considerable number of Taliban affiliates. Owing to Pakistan's sympathetic approach toward the terrorist, who easily cross border after carrying out fatal attacks across the Afghanistan border. Furthermore, the vulnerability of Pakistan attracted them as the most suitable ground for their inhumane activities, in this regard Pakistan is unjustifiable to ascribe its nasty measure of lifting moratorium on death penalty to permanently eliminate the reign of terror. Foto: BBUG/MS ZUFLUCHT DEUTSCHLAND 68 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 69 K AMAL K HAN Such means lack sagacity, farsightedness and sincerity because the claim to confronting terrorism is a distance dream so long as the leadership fails to address the root causes of terrorism. It can be anticipated that Pakistan is sinking deep into the quagmire of violence and lawlessness that may last for an indefinite span of time, unless it discontinues its lethal nexus with all Taliban and initiate impartial actions against all religious militants. Concurrently Pakistan’s inefficient democratic government has consented to military elite's decision of lifting long-held moratorium on corporal punishment. Pakistan, according to HRCP (Human Rights Commission of Pakistan), is one of the leading countries with 8000 prisoners lying in the death row. These prisoners include convicts under Anti-Terrorism Act, 1997, as well as under the Pakistan Panel Code, 1860, and under other laws. Previously it was believed that convicts of terrorism shall be executed but cases like that of Abdul Basit and Khizir Hayat bewildered people. Abdul Basit, a 43 year old convicted murderer who is to be brought to the gallows on wheelchair due to his paralysis from waist down. Dainus Puras, the UN Special Rapporteur on right to health, has also voiced concern over death row inmate Basit. He says, '' We call on the authorities of Pakistan to protect the right to health of Abdul Basit and Khizar Hayat, and other inmates in the death row with severe psychological disabilities''. Basit's execution was to take place after the court ordered a warrant on July 29, but was suspended temporarily due to human rights organisations voices. Another convict is Shafqat Hussain who is believed to be below the age of 18 at the time of alleged murder was hanged few months before. In this case the court failed to prove his definite age at the time of murder. Shafqat's execution despite stern resistance befell on august 4 at Karachi central jail. On the other hand The European Union and The International Human Rights organization are lying emphasis on reversion of moratorium on capital punishment. The European Union awarded Pakistan with a GSP Plus status which was implemented from January 1, 2014 on its commitment to moratorium on death penalty. This very status was to pave the way for Pakistani's access to European markets and is a big boost to Pakistani economy. On one hand Islamabad is enjoying economic advantages from its European allies, whereas on the other it is overtly violating the commitment it made to the Union. Precisely, on June 12, 2015, a German delegation asked Pakistan to rethink its stand on death penalty as it would affect both investment opportunities' and Islamabad's image in Europe. Similarly, The Human Rights Watch has also stated that, ''Pakistan's use of the death penalty is inconsistent with international human rights law''. Human rights watch deputy director for Asia division, Phelim Kine, says, ''The Pakistani government's ill-conceived decision to completely abandon its death penalty moratorium puts thousands of lives at risk''. Islamabad, however, is not listening to all these stakeholders concerns. The so called democratic government is adamant on a continuation of capital punishment, as it ascribes the imposition of moratorium on capital punishment to handling over the country to the terrorists groups. Hereby it is resorting to what the human rights activists call 'Cruel law's for deterring terrorism’. In this regard the number of executions have reached a count of 284 Since December 21, 2014. Most of the voices raised are concerns for ineffective dispensation of justice. Since in every law there is miscarriage of justice, it is hereby imperative for Pakistan to impose the de facto moratorium on execution. People who are send to imprisonments are found innocent on some other day. Such victims can compensate for the time they spent in the jail but what about those who were executed? Among such fears, The National Action Plan allows the establishment of military courts run by military officers. These military judges not only lack professional skills of civilian courts but also judicial expertise. In a nutshell, Pakistan is to act like a responsible state for the commitment it made to international community. This approach may not only strengthen its morale but also bodes well for its economic and political wellbeing. The comity of civilised nations are to put stern pressure on Pakistan in order to make Pakistan oblige to a reversion of its decision. In this regard the abolition of the GSP Plus Status is the best option that may push Islamabad to reverse its inconsiderate policy. Therefore, it is high time The International Community takes collective measures for ensuring human rights not just in Pakistan, but also across the globe. Kamal Khan SAL AH Z ATER Libya four years after the revolution Bombarded rebel forces in Misrata, Libya, on April 15, 2011. More than a hundred government rockets crashed into the city. A ceramic factory on fire near the Tripoli street. Photo by Julien Fouchet/ABACAPRESS.COM Until the revolution of the 17th of February against Gaddafi four years ago the Libyan people were deprived of the countries resources for 42 years. Money made with oil and gas was diverted past them directly into the hands of Gaddafi and his family. For more than four decades the Libyan public was deprived of freedom of expression, human rights and the means to bring about change and take part in decisions in any way. It has to be said that Libya was a safe country before the revolution, tourism was flourishing and foreign companies were attracted to the country. Even though the economy was strong, the health and education systems were in terrible state and poverty amongst the population was high. Today the country can be described as a failed state, a nation living in complete chaos without even a constitution regulating the relationship between citizens and the legislative. The economy has suffered badly and security in the country has strongly decreased. The old government failed to introduce a new constitution. The lack of a strong government after the regime change meant that the elected parliament was weak. The deteriorating security situation meant that Libya became a gateway for illegal immigration and people smuggling. The crime rate rose, bringing with it many cases of murders, kidnappings and torturing. It also meant that that militias gained control of certain areas, like the Muslim Brotherhood supported by Qatar, Turkey and some Western countries taking over Tripoli. The old national congress is responsible for the loss of the country Today Libya practically has two parliaments. The old parliament based in Tripoli refused to hand over the power to the elected new one which is based in Tobruk for safety reasons. At the same time, it has to deal with two governments claiming power, one in Tripoli and on in Al Bayda City. At the same time fights between the Libyan army and militias called Fagr Libya from Misrate City continue. In other words, no force or organisation is able to protect Libya at this moment in time. The only thing guiding the conflicts are personal interests, money, greed for power which has resulted in the destruction of the country. A good example for this are the two Libyan embassies in Egypt, demonstrating the divide in the country. The political leadership is weak and corrupt, meaning that many politicians support militias and criminals. The dialogue between the new and old parliaments was supported by the United Nations, headed by Bernardino León. Efforts to see talks continue were unsuccessful and the failed agreement meant that both parties rejected the formation of a united national government. The UN official Bernardino Leon said at a press conference at the headquarters of the United Nations Mission in Tunisia in October: ‘The path of negotiations will continue, a political solution is the only alternative’ the head of the Libyan parliament, Agila Saleh said that the Muslim Brotherhood organizations were respon- ZUFLUCHT DEUTSCHLAND 70 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 71 SAL AH Z ATER SAL AH Z ATER ZUFALLSBEGEGNUNG ZWISCHEN BADEN-BADEN UND HAMBURG sible for blocking the political dialogue in Libya and putting the country in a deep mess, calling on the international community to support the new legal parliament. Commanding general of the Libyan Army Khalifa Haftar who started fighting against IS (Islamic State) said at a press conference in Amman the Jordanian capital. The militant armed groups in Libya receive support from Turkey, Qatar and Sudan and now there is great fear that militants allied to Islamic State will be strengthened. IS control Sirte and are still fighting the army in Benghazi and some of them are in Misratah and Sabratha. There is also war in Darnah City. Fights that started in Benghazi one year ago are still lasting between the army and the Islamic state, leading to the question of the financing of IS. Where do the cars, weapons and bombs come from? In past weeks there have been two demonstrations in Benghazi rejecting the newest 72 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 draft for the constitution, claiming many people currently involved in the process to be responsible for war crimes. The Islamic state bombed the demonstrations, killing more than 10 people, injuring more than 30. On a daily basis there are killings while houses and institutions are destroyed. US President Barack Obama said Monday in a speech before the General Assembly of the United Nations that he was counting on the international community to do more to avoid a leadership vacuum in Libya, which is in a state of chaos since the fall of Muammar Gaddafi four years ago. The Russian President Vladimir Putin also released a statement about the situation in the states of the Middle East and Libya. He said tens of thousands of extremists were fighting under the banners of the so-called Daash, adding that the actions of the United States are responsible for a lot of states, including Libya and Iraq having failed. Putin said many recruits came from Libya, which is "a country where state institutions were destroyed as a result of a flagrant violation". In my opinion the international community proves to be a failure every day, unable to end the war in Libya. The Libyans rely on themselves to find a solution for their country to be able to live in peace again and to stop the suffering in Libya lasting since the revolution. It is only the Libyans that can reach an agreement to live in a democratic state supported by laws and human rights – for this to be possible, those responsible, IS and the militias need to be held responsible. Among the most prominent obstacles to forming a national unity government are disputes concerning the management of the basic institutions of the state, and to achieve a cease-fire, and the formation of a national army. Salah Zater Anfang Oktober saß ich im Zug von Baden-Baden nach Hamburg. Ich hatte einen Vortrag gehalten, die schöne, für mich neue badische Landschaft genossen, jetzt war ich auf dem Weg zurück in die Stadt, in der ich seit Februar lebe – nachdem ich aus meiner Heimat Libyen fliehen musste, weil mich meine Arbeit als TV-Journalist in große Gefahr gebracht hatte. Im Zug fielen mir zwei Jugendliche auf. Sie waren ungewöhnlich leicht gekleidet und wirkten angespannt. Wir kamen ins Gespräch. Bashir und Bashir, der eine 16-jährig, der andere ein Jahr älter, waren zwei Monate zuvor aus Afghanistan geflüchtet, jeder für sich. Irgendwann unterwegs waren sie einander begegnet und hatten beschlossen, für den Rest des Wegs zusammenzubleiben. Beide wollten es bis Norwegen schaffen, beide hatten ihre Familien in Afghanistan zurückgelassen und hofften, sie bald aus dem sicheren Europa unterstützen zu können. Die Flucht hatte deutliche Spuren bei ihnen hinterlassen. Sie hatten tagelang keine Gelegenheit zum Duschen gehabt, sie schämten sich dafür, dass sie auf der Straße schliefen, besaßen nichts außer der Kleidung, die sie am Körper trugen. Seit Wochen hatten sie nicht mit ihren Familien gesprochen, weil sie keinen Zugang zu einem Telefon hatten. Schlepper hatten sie misshandelt, sie waren bestohlen worden, tagelang zu Fuß gelaufen. Einmal, in Pakistan, hatte man ihnen verboten, Wasser aus einem Fluss zu trinken, wenn sie nicht dafür bezahlen könnten. Die Geschichte dieser beiden jungen Menschen erschütterte mich tief – der Gegensatz zwischen ihrer Entschlossenheit, die Flucht zu meistern, und der kindlichen Verletzlichkeit, die die beiden ausstrahlten. Ich lud sie ein, die Nacht bei mir zu verbringen: eine Dusche, eine Mahlzeit und eine Nacht mit einem Dach über dem Kopf, um Kraft für den Rest des Wegs zu sammeln. Aber in Hamburg trennten sich unsere Wege. Ankommende Flüchtlinge, die weiter nach Skandinavien reisen wollten, wurden direkt zum nächsten Zug weitergeleitet. Zum Abschied umarmten mich Bashir und Bashir fest. Sie drehten sich um, gingen ein paar Schritte, dann kehrten sie noch einmal um und wir umarmten uns noch einmal. Uns allen standen die Tränen in den Augen. Ich frage mich seitdem oft, was aus den beiden Bashirs geworden ist. Haben sie Norwegen erreicht? Haben sie Menschen getroffen, denen sie vertrauen können und die ihnen geben, was Kinder auf der ganzen Welt brauchen: nicht nur Kleidung und Essen, sondern auch Aufmerksamkeit, Respekt, Sicherheit? Aber es geht nicht nur um diese beiden Jungen. Ich frage mich wieder und wieder: Wie können wir zulassen, dass sich Kinder zur Flucht gezwungen sehen? Wo ist die Weltgemeinschaft, die sich doch dem Schutz junger Menschen verpflichtet hat? Ich wünsche mir, dass jeder für einen kurzen Moment versucht, sich in die Situation der beiden Jugendlichen hineinzuversetzen: die lange Reise, die Demütigungen, die Ungewissheit. Es gibt zu viele Bashirs da draußen. Das müssen wir ändern. Salah Zater PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 73 Mahnung ins Ungewisse Jens Spahn, Teilnehmer des 136. BBUG, ist Staatssekretär im Finanzministerium. Mit einem kritischen Buch zur Migrationskrise löste er eine heftige Debatte aus Foto: Shutterstock 142481542 Mit Beiträgen von Herfried Münkler, Boris Palmer, Sineb El Masrar, Julia Klöckner, Klaus von Dohnanyi, Mouhanad Khorchide, Franz-Josef Overbeck, Bernd Fabritius, Wido Geis, Michael Hüther, Wolfgang Ischinger, Markus Kerber, Bruno Le Maire, Peter Limbourg, Carsten Linnemann, Wolfgang Niersbach, Hermann Parzinger, Julian Reichelt, Oliver Samwer, Markus Söder Foto: Shutterstock 142481542 und Paul Ziemiak Jens Spahn ist der Querdenker der CDU. Der umtriebige Staatssekretär im Finanzministerium hat ein Buch mit dem lyrischen Titel „Ins Offene“ vorgelegt, das in Berlin heftige Debatten auslöst und manchen Spitzenpolitiker der Bundesregierung eher „ins Mark“ trifft. In dem Buch lässt der CDU-Spitzenmann nicht nur Kritiker der Flüchtlingspolitik Angela Merkels losdonnern, dass Horst Seehofer und Markus Söder ihre helle Freude haben dürften. Auch Spahn selbst schreibt im Ton der offenen Anklage: „Obgleich Zigtausende Menschen jeden Tag haupt- und ehrenamtlich fast Übermenschliches leisten, um der Lage Herr zu werden, erleben wir doch in vielen Bereichen eine Art Staatsversagen“. Er mahnt: „Die Grenze kann nicht gesichert, Recht nicht durchgesetzt, Tausende von Asylanträgen nicht bearbeitet werden.“ Und weiter: „Keine Gesellschaft erträgt es, wenn nicht definiert ist, wer unter welchen Bedingungen ein Teil von ihr werden kann. Deutschland als komplexe moderne Gesellschaft mit den höchsten Sozialleistungen der Welt kann nicht funktionieren, wenn sich quasi jeder durch Betreten des Staatsgebietes selbst zuweisen kann.“ Spahn spricht von „Skandal“ und „Disruption“, und er spricht damit aus, was viele Unions-Politiker derzeit denken, sich aber aus Loyalität zu Angela Merkel nicht offen zu sagen trauen. Zum Beispiel, dass die illegale Masseneinwanderung von Hunderttausenden muslimischen Männern Deutschland in schwere Konflikte stürzen wird: „Die allermeisten dieser zumeist jungen Männer sind in Gesellschaften groß geworden, in denen der Mann mehr zählt als die Frau, wo Antisemitismus und Schwulenhass Alltag sind, in denen es eine hohe Affinität zu Gewalt als Konfliktlösung gibt und in denen der Islam und die Ehre der Familie im Zweifel über allem anderen stehen“, warnt Spahn – selbst ein bekennender Homosexueller. Er lehnt unmissverständlich die naiven Multikulti-Illusionen einer Willkommenskultur-Wir-schaffen-das-Politik ab: „Wir dürfen nicht die alten Fehler von falsch verstandener Toleranz gegenüber anderen Traditionen und Kulturen wiederholen, deren Folgen in zu vielen deutschen Stadtteilen in Form regelrechter Parallelgesellschaften sichtbar sind. Wir sollten aufhören, uns zwischen „Multikulti“ und den eigenen, teils auch selbst erst mühsam in den letzten Jahrzehnten erarbeiteten Freiheiten und Werten zu verheddern.“ Wäre Jens Spahn irgendein Hinterbänkler der CDU, dann würde das Buch vielleicht kaum wahrgenommen. Doch „Ins Offene“ hat in der Bundesregierung für erhebliche Unruhe gesorgt. Denn Spahn ist Präsidiumsmitglied der CDU, er wurde auf dem Bundesparteitag 2014 nach einem spektakulären Machtkampf gegen seinen Konkurrenten Hermann Gröhe von der Partei gewählt. Seither gilt Spahn als „Mister Mut“ in seiner Partei. Zugleich ist Spahn – auch dank einer beachtlichen Medienpräsenz – zu einem Shootingstar der Union geworden, ein reflektierter, liberaler, lässiger Mann der neuen CDU-Generation. In der Migrationskrise übt er nun scharfe Kritik an seiner eigenen Regierung. Seine Mahnungen sind laut und deutlich: „Über 300.000 Menschen ohne Registrierung halten sich in Deutschland auf, keiner weiß, wo sie herkommen und wo genau sie sind, weil es an Personal und Infrastruktur mangelt. Und der naive Luxus, geltendes Recht nicht umzusetzen, fordert nun einen hohen Tribut.“ Für zusätzliche Brisanz sorgt das Buch, weil Spahn ausgerechnet Staatssekretär im Ministerium von Wolfgang Schäuble ist, den zahlreiche Unionspolitiker schon seit Wochen als Ersatzkanzler ins Spiel bringen, falls Merkel mit ihrer Offen-Tor-Politik scheitern sollte. PB ZUFLUCHT DEUTSCHLAND 208 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag – 19,99 Euro 74 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 75 KL AUS RIT TERSHAUS „Was ich noch sagen wollte“ Das Zusammenwachsen Europas von 1957 an durch ein persönliches Schlüsselerlebnis zu beleuchten, ist ein Problem der Selektion. Es gibt sicher so manches Schlüsselerlebnis. - Zum Beispiel die Gurkenverordnung (EWG Nr. 1677/88): Sie bestimmt, dass eine Gurke der Handelsklasse „Extra“ eine maximale Krümmung von zehn Millimeter auf zehn Zentimeter Länge haben darf. Das ist Regelungswahn! Mein Schlüsselerlebnis hatte ich schon September 1977 anlässlich unseres fünften Fortsetzungsgesprächs (46. BBUG 1972) in Wien. Am 22. 9. 77 empfing uns Dr. Bruno Kreisky (SPÖ-Bundeskanzler von 1970–1983) im Palais Pallavicini, um mit uns über österreichische Neutralitätspolitik und seine Stellung in der Welt zu diskutieren. Ihm war als Sozialdemokrat sehr wohl bewusst, dass die BBUG-Institution eher konservativ orientiert ist. Wir hingen an seinen Lippen, weil seine damaligen Ausführungen schon sehr stark europaorientiert waren. Kreisky war an den Verhandlungen mit der Sowjetunion beteiligt, die zum Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen ab 1955 führten. Der später beginnenden europäischen Integration stand Kreisky sehr positiv gegenüber und als späterer Außenminister wurde er mehr und mehr zum politischen Kommunikator zwischen West und Ost unter besonderer Berücksichtigung der Interessen Europas. Er hatte sehr gute Kontakte zu Adenauer und de Gaulle und verfolgte damals schon eine aktive Nachbarschaftspolitik zwischen Europa und den Staaten des Ostblocks. Unter Kreisky kam es zum Freihandelsabkommen mit der EG. Auch zu arabischen Politikern pflegte er gute Beziehungen, ja die palästinensische Befreiungsorganisation hatte eine „PLOBotschaft“ Wien. Er erzählte von seiner Volksverbundenheit, die auch dadurch zum Ausdruck kam, dass seine Telefonnummer im öffentlichen Telefonverzeichnis stand, weil er für seine Bürger immer erreichbar sein wollte. Und auch der Orden wider den tierischen Ernst wurde ihm 1961 verliehen. P. M. Lingens schreibt: „Was Bruno Kreisky auszeichnete, war nicht überragender Intellekt, sondern sehr gesunder Hausverstand.“ Und damit komme ich zum zweiten Highlight unseres 46. BBUG: Unser Gesprächsleiter Gerd Tacke! 1972 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG., nachdem er zuvor als erster Vorstandsvorsitzender die neu entstandene Siemens AG geführt hatte. Was hat das mit Europa zu tun? Tacke war vorherjah- relang für das gesamte Auslandsgeschäft des Siemens-Konzerns verantwortlich und seine Politik war: mit viel Engagement das Auslandgeschäft durch große Investitionen im Ausland, zunächst vor allem in Europa, zu erweitern und zu intensivieren. Das war in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts nicht ohne Kritik und Bedenken zu verwirklichen. Aber seine Führungsmaxime immer mit „Leidenschaft und Augenmaß“ (Max Weber) zu handeln, war sehr erfolgreich und wurde uns Anfang-Vierzigern fast täglich vorgebetet, wofür wir 46er ihm heute noch dankbar sein müssen. Tacke war für uns ein extrem vorbildlicher Vorgesetzter, der die heute von allen gepredigte Teamarbeit damals schon erfolgreich praktizierte. Wo könnten wir heute stehen, wenn die Weber’sche Maxime für die entscheidenden Unternehmensführer – und natürlich auch für die Politiker! – Anfang des 21. Jahrhunderts wenigstens teilweise richtungsweisend gewesen wäre. DIESER BEITRAG FAND IM BBUGJUBILÄUMSBAND KEINEN PLATZ MEHR UND WIRD DAHER AN DIESER STELLE VERÖFFENTLICHT. Endlich Zeit, Projekte anzuschieben statt auf der A5 zu stehen. Diese Zeit gehört Dir. Fahren Sie doch mal wieder Bahn. Wo sonst können Sie unterwegs lesen, arbeiten und tun und lassen, was Sie wollen? Steigen Sie ein. Es ist schließlich Ihre Zeit. Die Bahn macht mobil. 76 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 77 BBUG INTERN DAS WAR DAS 137. BBUG … vom 13. September bis 2. Oktober 2015 ERÖFFNUNG: Dr. Christine Bortenlänger, Geschäfts- führender Vorstand, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt a. M. (122. BBUG) GESPRÄCHSLEITUNG: Dr. Uwe Franke, Präsident, Weltenergierat – Deutschland e.V., Berlin (101. BBUG) DISKUSSIONSLEITER: Dr. Matthias Afting, Executive Vice President – Head of Global HR and Organisation, Vor- werk & Co. KG, Wuppertal (133. BBUG), Dr. Christine Bortenlänger, Dr. Uwe Franke, Dr. Florian Funke, Mitglied des Vorstands, Franz Haniel & Cie. GmbH, Duisburg (125. BBUG), Dr. Michael Heckmeier, Business Unit Lei- ter Pigments & Functional Materials, Merck KGaA, Darmstadt (132. BBUG) Power Control, Infineon Technologies AG, Neubiberg 4 Frauen, 28 Männer; 25 aus Mitgliedsfirmen; REFERENTEN WAREN verbands der Personaldienstleister (BAP), Dr. UNTER ANDEREM: Haniel & Cie. GmbH, Duisburg (125. BBUG), WIRTSCHAFT: ficer, AIRBUS Defence & Space, München, BISCHOFF, Vorsitzender des Aufsichtsrats, glied des Vorstands, Deutsche Bahn AG, Ber- GmbH, Düsseldorf (132. BBUG), Dr. Manfred Daimler AG, München, Dr. rer. nat. Volkmar DENNER, Vorsitzender der Geschäftsführung, Robert Bosch GmbH, Gerlingen (113. BBUG), Prof. Dr. Ulrike DETMERS, Mit- glied der Geschäftsführung und Gesellschaf- Hansjörg & Andrea Herrmann (MANN+HUMMEL) Thorsten Schönenberger & Jana Eggert (LBBW Baden-Württemberg) Florian & Andrea Barsch (ExxonMobil Production) Stephan Philipp & Benita Kühne (Intersnack Group) Carsten & Marion Seeliger (Thomas Cook) Constantin H. Beier & Amelie Beier Middelschulte (ACIA (Aon)) Gert-Hartwig & Hanna Lescow (Drägerwerk) Ralf & Gaby Spettmann (BASF) Dirk & Steffi Biermann (50Hertz Transmission) Anja & Guiseppe Marzuillo (Norddeutsche Landesbank) Werner & Sylvia Stegmüller (KSB) Markus Binkert & Susanne Neeracher (Swiss International Air Lines) Anette Messemer & Hans Meier-Scherling (Commerzbank) Burkhard & Jennifer Straube (SGL Group) Hans Bohnen & Susanne Fischer-Bohnen (Clariant International) Eveline Y. & Frank Metzen (Atlantik-Brücke) Roland Theis & Simone Herrmann (Landtag des Saarlandes) Alfred Kärcher GmbH & Co. KG, Winnenden Helmut & Katrin Gassel (Infineon Technologies) Jochen & Nadine Peter (Carl Zeiss) Stephan & Tatiana Unger (Daimler Financial Services) sitzender des Vorstands, ExxonMobil Central Andreas Görgen & Agnès Joessel (Auswärtiges Amt) Christof Gabriel & Ursula Pieper (Lazard Asset Management) Alexander Unterschütz & Sandra Harbert-Unterschütz (Linde) BBUG), Dr. Stephan LEITHNER, Mitglied Bjoern & Daniela Goerke (SAP) Matthias & Tina Platsch (Siemens) Jan Wilmans & Carolin Luckey (HSBC Trinkaus & Burkhardt) a. M. (117. BBUG), Dr. Frank MASTIAUX, Reinhold & Sabine Groß (TRUMPF) Tilo & Verena Quink (ThyssenKrupp) Cornel Wisskirchen & In-Ha Kim (Deutsche Bank) den-Württemberg AG, Karlsruhe (126. BBUG), Sebastian & Julie Guth (Bayer Pharma) Thomas & Brigitte Schinecker (Roche Diagnostics Deutschland) Dr.-Ing. Heike HANAGARTH, ehem. Mitlin, Dr. Joachim HASENMAIER, Mitglied der Unternehmensleitung, Corporate Board Divisions Animal Health and CHC, Boehringer Ingelheim GmbH (130. BBUG), Dr. Michael HECKMEIER, Business Unit Leiter Pig- ments & Functional Materials, Merck KGaA, Fachhochschule Bielefeld, Dr. Rainer ESSER, ILLEK, und Professorin für Betriebswirtschaftslehre, Geschäftsführer, Zeitverlag Gerd Bucerius Medien GmbH, Hamburg, Dipl.-Ing. Frank FERCHAU, Geschäftsführer, ABLE Manage- Vorstands, International Flavors & Fragran- BBUG), Andreas FIBIG, Vorsitzender des ces Inc., New York (127. BBUG), Reinhard FLOREY, Mitglied des Vorstands (CFO), Dr. Helmut Gassel, Division President Industrial Jumana Al-Sibai & Peter Delhey (Robert Bosch) terin der Mestemacher-Gruppe, Gütersloh, Vorständen bzw. Geschäftsführungen SPRECHER: Bernhard GERWERT, Chief Executive Of- Dirk BARNARD, Geschäftsführer, Vodafone ment Services GmbH, Gummersbach (128. Durchschnittsalter: 45 Jahre 137. BADEN-BADENER UNTERNEHMER GESPRÄCH Florian FUNCK, Mitglied des Vorstands, Franz zwei Politiker und eine Vertreterin aus gesellschaftlichen Institutionen; 20 Mitglieder von & Co. KG, Eschborn, und Vorstandsmitglied und Vizepräsidentin des Bundesarbeitgeber- GmbH & Co. KG und Geschäftsführer der DvH TEILNEHMER: schäftsführerin Randstad Deutschland GmbH Outokumpu Holding Germany GmbH, Duisburg (130. BBUG), Heide FRANKEN, Ge- Darmstadt (132. BBUG), Dr. Christian P. Mitglied des Vorstands Perso- nal, Deutsche Telekom AG, Bonn, Hartmut JENNER, Vorsitzender der Geschäftsführung, (111. BBUG), Dr. Gernot KALKOFFEN, VorEurope Holding GmbH, Hamburg (100. des Vorstands, Deutsche Bank AG, Frankfurt Vorsitzender des Vorstands, EnBW Energie Ba- BRANCHENZUGEHÖRIGKEIT DER REFERENTEN BRANCHENZUGEHÖRIGKEIT DER TEILNEHMER Gesellschaft, NGO (14) Chemie und Pharma (4) Nahrungsmittel und NMCG (1) Politik, öffentliche Hand, Verbände und andere (11) Grund-, Werk- und Rohstoffe (4) Finanzdienstleister (1) Wissenschaft (11) Automobil- und Fahrzeugbau (2) Medizin, Healthcare, Biotech (1) Technologie und Maschinen-/Anlagenbau (5) Energiewirtschaft (2) Wirtschaftsprüfung und Beratung (1) andere Dienstleistungsbranchen (4) Transport und Logistik (2) IT- und Kommunikation (4) Medien (1) Mischkonzerne / andere Industriebranchen (1) Technologie und Maschinen-/Anlagenbau (8) Medizin, Healthcare, Biotech (2) Grund-, Werk- und Rohstoffe (1) Finanzdienstleister (7) IT und Kommunikation (2) Nahrungsmittel und FMCG (1) Chemie und Pharma (3) Automobil- und Fahrzeugbau (1) Transport und Logistik (1) Politik, öffentliche Hand, Verbände und andere (3) Wirtschaftsprüfung und Beratung (1) andere Dienstleistungsbranchen (1) Energiewirtschaft (1) Grafiken & Fotos: BBUG 78 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 79 BBUG INTERN BBUG INTERN Dr. Fritz MERKLE, Mitglied des Vor- Paul FEDDECK, Abteilungsleiter Raumfahrt- haber des Centers for Sports and Management, Torsten OLTMANNS, Partner Executive rum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), Bonn, Düsseldorf, Prof. Dr. Nora SZECH, Lehr- stands, OHB System AG, Bremen, Prof. Dr. Communications & Chairman Global Marketing, Roland Berger Strategy Consultants GmbH, Berlin, Tobias RAGGE, Geschäftsfüh- render Gesellschafter, HRS – Hotel Reservati- on Service / Robert Ragge GmbH, Köln (128. BBUG), Dipl.-Kfm. Phillip SCHILLING, Ge- schäftsführer, TRACK GmbH, Hamburg (129. BBUG), Dr. Ulf M. SCHNEIDER, Vorsitzen- der des Vorstands, Fresenius SE & Co. KGaA, Bad Homburg, Dipl.-Ing. Boris SCHUCHT, Vorsitzender der Geschäftsführung, 50Hertz Transmission GmbH, Berlin (126. BBUG), Dr. Harald SCHWAGER, Mitglied des Vorstands, BASF SE, Ludwigshafen (117. BBUG), Mika SEITOVIRTA, Vorstandsvorsitzender (CEO), Strategie und Programmatik, Deutsches ZentDr. Christoph FREI, Secretary General, World stuhl für Politische Ökonomie am Institut für ter des Leitungsstabs und Sprecher des Mi- stitut für Technologie (KIT), Prof. Dr. Orestis EnergyCouncil, London, Martin JÄGER, Leinisters des Bundesministeriums für Finanzen, Berlin, Dr. Katharina KRAUß, Referatsleiterin Sonderkommission Kartellbekämpfung Vertreterin der Hamburger Stiftung für politisch Felix SEMMELROTH, Dezernent für Kul- tur und Wissenschaft, Stadt Frankfurt a.M., Mingde SHI, Botschafter der Volksrepublik Prof. Dr. Claus DIERKSMEIER, Direktor, Ltd., Beijing (115. BBUG), Dr.-Ing. Stefan WEINGARTNER, Mitglied des Vorstands, Sequa Corporation, Florida (124. BBUG), Michael WEINREICH, Mitglied des Vorstands, arvato AG, Baden-Baden (129. BBUG), Prof. Dr. h.c. Horst WEITZMANN, Badische Stahlwerke GmbH, Kehl und Ehrenvorsitzender des Vorstands der BBUG (51. BBUG) VERBÄNDE UND ANDERE: Dr. Christine BORTENLÄNGER, Weltethos Institut an der Universität Tübin- Vizedekanin Lehre, Business School EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Wiesbaden, Dr. Stine MARG, Geschäftsführende Leiterin, Institut für Demokratieforschung, Universität Göttingen, Prof. Dr. Jürgen MLYNEK, Präsischer Forschungszentren, Berlin, Prof. Dr. jur. Ge- schäftsführender Vorstand, Deutsches Akti- eninstitut e.V., Frankfurt a. M. (122. BBUG), Stephanie BSCHORR, Präsidentin des Ver- bands deutscher Unternehmerinnen e.V. (VdU), Gesellschafterin und Geschäftsführerin der HTG Wirtschaftsprüfung GmbH und der HTG Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Berlin, Markus OGOREK, Dekan, Law School EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Wiesba- Aber Ihr habt die Vorgänger wohl geschla- Firmen, Positionen, Individuen. Vielfalt Geschäftsführer, Rheingau Musik Festival Konzertgesellschaft mbH, Oestrich-Winkel, Zsolt HORPÁCSY, Dramaturg der Oper Frankfurt, Kamal KHAN, Menschenrechtsaktivist, Pa- kistan, Rüdiger LENTZ, Executive Director, für Wirtschaft und Philosophie, Freiburg, MCC, Berlin, Dr. Petra KREIS-HOYER, ten eine edle, aber wilde Mischung von Jena, Michael HERRMANN, Intendant und für Klimaforschung (PIK), Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe III des IPCC, Direktor des Mäßigung erst nach Verwarnungen durch reich, dass sie doppelt zählten. Ansons- Aspen Institute Germany, Berlin, Dr. Philippe Direktor und Chefökonom, Potsdam-Institut „Nur“ vier Frauen, aber so einfluss- Publizist, Wien, Silke HELFRICH, Autorin, gen, Prof. Dr. Ottmar EDENHOFER, Stv. dent emeritus, Helmholtz-Gemeinschaft Deut- POLITIK, ÖFFENTLICHE HAND, Hamburg, Visar DURIQI, Journalist, Koso- Mitbegründerin des Commons Institut e.V., WISSENSCHAFT: MERZ, Geschäftsführer, Thales-Akademie Dr. Frank OBERGFELL, Vorsitzender des Vorstands, ObergfellTechnologyGroup AG (OTG) und Gründer der Thales-Akademie für Wirtschaft und Philosophie, Freiburg, Felix OLDENBURG, CEO Germany and Europe, Ashoka Deutschland gGmbH, München (130. BBUG), Dr. Michael VESPER, Vorsitzender des Vorstands, Deutscher Olympischer Sportbund, Frankfurt a. M., Salah ZATER, Journalist, Libyen eben. Trotzdem eine ganz erstaunliche Harmonie. Eine disziplinierte Truppe, beherrscht und zugleich mächtig und for- dernd diskutierend. Offen, menschlich, verantwortungsvoll. Alle beteiligten sich, lieferten kluge Beiträge, klärten, was es zu klären gab. Kein Dominator, kein Die Themen unseres Gesprächs haben fühl, die Freundschaft und Feierfreude einen weiten Bogen gespannt. Er reichte eine Woche dabei? Und am Ende dann der rungen in China über die Digitalisierung, noch gesteigert. Waren sie wirklich nur absolute Feierhöhepunkt, die Abschlussparty. Unvergesslich. Frank Trümper und sein Team haben von den unternehmerischen HerausfordeGovernance und Energiewende bis zu ordnungspolitischen und ethischen Fragen. Die Agenda hat sich durch die VW- völlig neue Bühne bekommen. Und wenn meidung von Konfrontationen. Doch halt! Da gab es eine kleine Revolution, diesen Ausbruch der Ungeduld. „Mit allem Re- spekt, ich kann Ihnen nicht mehr folgen. Was wollen Sie uns eigentlich sagen?“ Ein verständlicher Einwurf zu einem hoch- wurden perfekt verwöhnt. Bei den Vor- bissen, die wir alle lange in Erinnerung behalten werden, wie zum Beispiel den sprühenden Marketer, den kühlen Rech- ner, den fliegenden Kommunikator, den ehrlichen Politiker und vieles, vieles mehr. Die drei Wochen mit Euch fantastischen Vortrag über Krisenkommunikation eine dann Carsten Spohr (Vorstandsvorsitzender Lufthansa – 123. BBUG) den perfek- ten Umgang mit dem dramatischen Verlust eines voll besetzten Flugzeugs vorlebt, hat sich der Wert der BBUG erneut gezeigt. Beim Bühnendialog unserer Teilnehmer komplexen Vortrag. Damit war die Revo- 137ern waren für mich ein Geschenk. Mit aus Verwaltung und Politik zu den hoch- der konstruktiven Dissonanz flackerte Danke für alles. zen der Flüchtlingslage in Deutschland lution aber auch schon beendet, das Feuer meist schwächer. schaft, Berlin und Direktor, Max-Planck-Institut - Das Energie-Trilemma: Wirtschaftlichkeit, startenden Düsenflugzeug. Pure Lebens- Prof. Dr. Sascha L. SCHMIDT, Lehrstuhlin- - Sport, Wirtschaft und Gesellschaft Sicherheit, Nachhaltigkeit nahtlos eingefügt, das Gemeinschaftsge- trägen/den Vortragenden gab es Lecker- es um den „sozialen Kontakt“ ging: Es für Chemische Energiekonversion, Mülheim, BBUG geprägt. artige Momente haben das Bild des 137. heit durch die Werkstattgespräche, Ver- Abend, schnelle Offenheit und Vertraut- - Perspektiven der Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland und Europa gen. Eure wunderbaren Partner haben sich Krise spontan geändert, dadurch hat ein Aachen, Prof. Dr. Robert SCHLÖGL, Direktor, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesell- mer wieder aktuelle Themen sowie groß- Großartiges geleistet. Geist und Körper TAGESTHEMEN: - Digitalisierung Beeindruckende Persönlichkeiten, im- das Hotel, die ja so einiges gewöhnt sind. Ausfall, kein Streit, das „Du“ am ersten den, Prof. Dr. rer. nat. Reinhart POPRAWE, Leiter, Fraunhofer-Institut für Lasertechnik, HELMUT GASSEL Division President IPC, Infineon Technologies AG, Sprecher des 137. BBUG UWE FRANKE (101. BBUG) Präsident Weltenergierat – Deutschland e.V. Gesprächsleiter des 137. BBUG freier Journalist und Auslandskorrespondent, Hamburg, Dr. Katrin SUDER, Staatssekretä- BICH, Vorsitzender des Vorstands, Software nagement of Daimler AG Greater China Verfolgte, Dr. Johannes VON DOHNANYI, vo, Christian FELBER, Univ.-Lektor, Freier lin, Tina SOLIMAN, Journalistin, NDR TV, TROSKA, Member of the Board of Ma- Martina BÄURLE, Geschäftsführerin und China in der Bundesrepublik Deutschland, Ber- des Vorstands, Deutsche Lufthansa AG, Frank- AG, Darmstadt (115. BBUG), Hubertus titut für Technologie (KIT) Liga GmbH (DFL), Frankfurt a.M., Prof. Dr. rin, Bundesministerium der Verteidigung, Berlin furt a. M. (123. BBUG), Karl-Heinz STREI- TERZIDIS, Leiter EnTechnon, Karlsruher Ins- GESELLSCHAFT, NGO SEIFERT, Geschäftsführer, Deutsche Fußball IM GESPRÄCH ÜBER KRISEN UND WIE MAN SIE MEISTERT – DIE EINSICHTEN DES 137. BBUG Volkswirtschaftslehre (ECON), Karlsruher In- (SKK), Bundeskartellamt, Bonn, Christian Outokumpu Oyj, ESPOO, Finnland, Dipl.Wirtsch.-Ing. Carsten SPOHR, Vorsitzender WHU - Otto Beisheim School of Management, Euch ist mir um Deutschland nicht bang. Der Alltag hat Euch wieder und wahr- Umso mehr Feuer hattet Ihr, wenn scheinlich schon halb verschlungen, Baden- wurden Dezibel gemessen wie bei einem die Freundschaften bleiben, ein Leben freude, unverwüstlich, unermüdlich bis in die frühen Morgenstunden. Gelinde Baden wie ein verklingender Traum. Aber lang. Versprochen! aktuellen und weitreichenden Konsequen- und Europa waren die Aufmerksamkeit, Präsenz und Betroffenheit aller beinahe physisch greifbar. Die freundliche und offene Atmosphäre hat auch bei schwierigen und persönlichen Themen wunderbar fröhliche Momente möglich gemacht. Fotos: BBUG/MS 80 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 81 BBUG INTERN BBUG INTERN REGIONALKREIS BADEN-WÜRTTEMBERG REGIONALKREIS BAYERN Von Offshore bis Formel 1 Wie sicher bleibt die Energieversorgung? Vortrag von Thomas Kusterer, Finanzvorstand der EnBW AG (133. BBUG) Die Veranstaltungen im Jahre 2015 drehten sich um das Thema Schonung der Umwelt durch Nutzung von regenerativer Energie und Reduktion des Verbrauchs von fossilen Brennstoffen. So besuchten wir im Juli 2015 die EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Stuttgart. Das Unternehmen ist wie die anderen großen deutschen Energieversorger dadurch geprägt, dass aus der Historie große Kraftwerke auf der Basis von Kohle, Gas und Atomkraft betrieben werden. Spätestens seit dem Beschluss der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Atomkraft hat sich das Umfeld für die Energieversorger deutlich verändert. Herr Kusterer (133. BBUG), Mitglied des Vorstands, erläuterte uns, wie die EnBW den Wandel hin zu einem Energieversorger der Zukunft schaffen will: unter anderem durch Investitionen in erneuerbare Energien und Netzinfrastruktur sowie den Ausbau von Energiedienstleistungen. Im Bereich der Windenergie betreibt die EnBW On-shore-Windparks in Deutschland und der Türkei sowie den ersten kommerziellen Offshore-Wind- Begrüßung durch den Regionalkreissprecher Ulrich Skirk (115. BBUG) park Baltic 1 und seit kurzem den deutlich größeren Offshore-Windpark Baltic 2 in der Ostsee. Diese Investitionen in Windkraft erfordern aber auch hohe Investitionen in entsprechende Transportnetze in Deutschland. Diskutiert wurden auch die Herausforderungen durch eine Zunahme von kleinen Energieversorgern, die ihren Strom in die Netze einspeisen, sowie die bestehenden und zukünftigen Fördermaßnahmen der Bundesregierung und deren Auswirkung auf den Preis für Energie und den Standort Deutschland. Am 1. Oktober waren wir Gast bei der MAHLE GmbH in Stuttgart Bad Cannstatt. Die MAHLE Stiftung, der die Anteile an der MAHLE GmbH gehören, feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Herr Jörg Stratmann (130. BBUG), verantwortlicher Geschäftsführer für den Unternehmensbereich Thermomanagement, erläuterte zunächst kurz die Entstehung von MAHLE, die die meisten Menschen als Kolbenhersteller kennen. Das Produktportfolio wurde in den vergangenen Jahren deutlich erweitert. Über die Jahre ist MAHLE sowohl durch organisches Wachstum als auch durch Zukäufe stark gewachsen und macht heute rund elf Milliarden Euro Umsatz weltweit. Herr Stratmann erläuterte, wie sich der Unternehmensbereich Thermomanagement durch die Zukäufe der Anteile an der Behr GmbH & Co KG sowie in diesem Jahr durch Delphi Thermal entwickelt hat. Dabei hat er insbesondere die engen technischen Zusammenhänge zwischen Klimatisierung, Motor-, Ladeluft- und Abgaskühlung aufgezeigt, die einerseits deutliche Verbesserungen im Energieverbrauch, aber auch Leistungssteigerungen bei kleinen Motoren ermöglichen. Auch das Engagement von MAHLE in die Elektromobilität konnte anhand des Renault Twizzy begutachtet werden. Spannend wurde es dann auch noch einmal beim Besuch des Museums, in dem es vom großen Schiffskolben, Frontends bis zu Motoren der Formel 1 alles zu sehen gab, was Mahle herstellt. Ulrich Skirk (115. BBUG) Netzleitzentrale, Hochspannung Im Juli traf sich unser Regionalkreis Bayern vor den Toren Münchens zur Besichtigung der Netzwerkstelle der Bayernwerk AG in Dachau. Wir wurden vom Regionalleiter Christoph Hof und dem Verantwortlichen für Mittelund Hochspannung im Bayernwerk Herrn Wolfgang Tauber in die vielfältigen Aufgaben einer Stromnetzleitstelle eingeführt. Vor Ort haben wir auch einen Blick in das Kontrollzentrum der Netzleitstelle der TenneT, dem Übertragungsnetzbetreiber in Bayern, werfen können. Nach der Besichtigung wurden uns BBUG - RK Bayern beim Netzleitwerk Bayernwerk die speziellen Herausforderungen an die Netzbetreiber aus dem gestiegenen Aufkommen der erneuerbaren Energien und deren hohe Schwankungsbreite sehr plastisch vor Augen geführt. Am Beispiel der jüngsten Sonnenfinsternis konnten wir sehr exemplarisch erkennen, welche Probleme sich ergeben, solange die erneuerbaren Energien nicht auch zu angemessenen Kosten gespeichert werden können. Speziell wurden folgende Themen diskutiert: Blackouts gab es in Deutschland in den letzten Jahrzehnten fast keine; wird das auch im Rahmen der Ener- giewende so bleiben? Welche Energiequellen sind zukunftsfähig und wie werden sich deren Einsatzgebiete verändern? Wie stellt sich das Bayernwerk auf diese Herausforderungen ein? Anschließend haben wir die Vor- und Nachteile sowie die damit zusammenhängenden Belastungen der Stromkunden, die sich aus der Energiewende ergeben, sehr lebhaft diskutiert. Christian Weller von Ahlefeld (122. BBUG) Fotos: BBUG 82 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 83 BBUG INTERN BBUG INTERN REGIONALKREIS ZÜRICH/SCHWEIZ REGIONALKREIS BERLIN-BRANDENBURG Über die Pflege der traditionellen Arbeitsweisen Einblicke in die Zukunft der Luftfahrt und der Infrastrukturfinanzierung Der Gastgeber – CEO Oliver Ebstein – entführt die Teilnehmer in die Welt der mechanischen Uhrmacherei. Auf Einladung von Herrn Oliver Ebstein, CEO der Chronoswiss AG, fanden 20 BBUGler und Gäste den Weg an den Vierwaldstättersee, um im Herzen von Luzern in die Welt der mechanischen Uhrmacherei einzutauchen. Gegründet wurde das Unternehmen von dem deutschen Uhrmachermeister Gerd-Rüdiger Lang, der mitten in der Quarzkrise mechanische Zeitmesser nach Schweizer Qualitätsmaßstäben baute. Seit jeher werden nur Komponenten ausgewählter Schweizer Lieferanten verwendet. In den Händen einer neuen Generation hat sich die Marke unter der Inhaberfamilie Ebstein weiterentwickelt und ist dabei doch ihrer Tradition treu geblieben: Reine Mechanik, Swiss Made, keine Kompromisse. Im „House of Chronoswiss“ in Luzern führte Herr Ebstein die Teilnehmer durch die historischen Stationen des Unternehmens. Die Passion und Begeis- terung des Gastgebers für die Marke und das Handwerk, welches dahintersteckt, haben die Teilnehmer sofort in ihren Bann gezogen. Verstärkt wurde die Begeisterung durch die einzigartige Architektur und das Design des House of Chronoswiss. Mit einer Kombination aus Historama, Showroom und Schauatelier konnten die Teilnehmer die einzelnen Prozesse und Werke hautnah bewundern. Jahrhundertealte Traditionen wie die Feuer-Emaille oder Guilloche wurden ausgiebig erklärt und sogar vorgeführt. Die Teilnehmer haben gemerkt, dass echte Handarbeit, Handwerkskunst und die Pflege der traditionellen Arbeitsweisen dem Gastgeber – Herrn Ebstein – besonders am Herzen liegen. Diese Werte machen auch die Marke Chronoswiss so einzigartig. Nach der spannenden Führung blieb noch genügend Zeit, um sich bei einem köstlichen Apéro im Showroom des House of Chronoswiss auszutauschen – der eine oder andere Teilnehmer ließ es sich natürlich nicht nehmen, einige exklusive Uhren anzuprobieren und eventuell schon auf die Wunschliste zu setzen. Herr Rümmelein (119. BBUG) schloss die Veranstaltung mit einem Geschenk an den Gastgeber Herrn Ebstein. Geplante Veranstaltungen des Regionalkreises Zürich / Schweiz im Jahre 2016: Donnerstag, 10. März 2016: Besuch der Deutschen Botschaft in Bern, beim Gastgeber Seiner Exzellenz, dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Herrn Dr. Otto Lampe. Donnerstag, 23. Juni 2016: Besuch der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), beim Gastgeber Herrn Eric Gujer, Chefredaktor der NZZ. Michael Rümmelein (119. BBUG) Der Regionalkreis Berlin-Brandenburg traf sich zu einem weiteren Thementag am 09.09.2015 auf Einladung von Bernhard Rabert, Regionaldirektor Rolls-Royce International Ltd., auf dem Standort Dahlewitz bei Berlin. Rolls-Royce Deutschland ist der einzige deutsche Flugzeughersteller mit Zulassung für die Entwicklung, Herstellung und Instandhaltung moderner ziviler und militärischer Turbinentriebwerke und beschäftigt in Deutschland an den Standorten Dahlewitz und Oberursel insgesamt 3.500 Mitarbeiter. Bis zum heutigen Tage wurden 6.000 Triebwerke vom Stand- ort Dahlewitz ausgeliefert. Nach einer detailreichen Besichtigung von Produktion und Prüfeinrichtungen wurde die Zukunft der Luftfahrt mit ihren ökonomischen und ökologischen Herausforderungen leidenschaftlich mit dem Management diskutiert. Der nächste BBUG-Thementag erfolgte auf Einladung von Herrn Volker Booten (115. BBUG), Partner der Price-waterhouse Coopers AG WPG, am 06.10.2015 in die neue Niederlassung von PWC am Berliner Hauptbahnhof. Der Blick aus dem Vortragsraum auf das Kanzleramt war imposant. Der Leiter der Abteilung Infrastrukturfinanzierung und PWC Partner Herr Arnold gab einen umfassenden und tiefen Einblick in die künftigen Herausforderungen für die Infrastruktursparte insbesondere in Deutschland. Die unterschiedlichen Finanzierungsmodelle wie das PPPModell wurden detailliert dargestellt und bei der anschließenden Diskussion wurden die unterschiedlichen Positionen deutlich, aber es konnten auch Bedenken der Diskussionsteilnehmer ausgeräumt werden. Jens-Uwe Fischer (107. BBUG) Fotos: BBUG 84 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 85 BBUG INTERN BBUG INTERN REGIONALKREIS RHEIN-MAIN REGIONALKREIS RHEIN-RUHR Chemie, Finanzen, Software und Pizza Stabwechsel und Innovationen Nestlé-Wagner GmbH Nach dem eindrucksvollen 60. BBUGJubiläum Anfang Juni, das sowohl eine hohe inhaltliche Wertigkeit gebracht sowie eine perfekte Gelegenheit zum Netzwerken über die Gespräche hinweg ermöglicht hat, setzte der Regionalkreis Rhein-Main im Juli seine monatlichen Alumnitreffen mit einem Highlight fort. Margret Suckale, Mitglied des Vorstands der BASF SE (117. BBUG), hatte in das Feierabendhaus des vor 150 Jahren in Ludwigshafen als „Badische Anilin und Soda Fabrik“ gegründeten Unternehmens eingeladen. Bereits die Anfahrt zum Veranstaltungsort ließ die imposante Größe des Firmengeländes erfahren, das wie ein selbstständiger Stadtteil Ludwigshafens wirkt. Der Ausblick in die Zukunftsmärkte dieses weltweit führenden Chemieunternehmens und das vielfältige, weitsichtige Engagement für junge Forscher faszinierte die BBUGler ganz besonders. Ausnahmsweise traf sich der Regionalkreis Rhein-Main zu einem zweiten Termin im Juli. Die Gastgeber Martin PWC (107. BBUG) Scholich (110. BBUG), Marius Möller (112. BBUG) und Frank Schmidt (133. BBUG) von Price-waterhouseCoopers AG WPG disku-tierten gemeinsam zu dem Thema „PwC – eine Big Four im Wandel“. Für uns alle war es besonders spannend, wie sich das Leistungsspektrum einer international tätigen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft verändert und erweitert. Wieder einmal bewies sich der Kreis der Baden-Badener Alumni als geeignetes Forum, auch ungewöhnlichen Fragestellungen nachzugehen. Begriffe wie „Team“ und „Partner“ wurden während der Diskussion mit Leben gefüllt. Karl-Heinz Streibich (115. BBUG) lud uns im September nach Darmstadt in die Software AG ein. Wir erhielten von ihm ein Update zur aktuellen Entwicklung des Unternehmens. Der anschließende Vortrag von Wolfram Jost (Chief Technology Officer CTO) zum Thema „Die digitale Transformation“ hat uns an Beispielen aus der Praxis verdeutlicht, wie sehr sich im Zuge der digitalen Transformation die Software AG Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und dem Dienstleister Software AG verändert hat. Beim Oktobertreffen bei Nestlé Wagner GmbH in der Deutschlandzentrale des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns drehte sich alles um die Pizza. Ralf Wagner (130. BBUG) – nicht verwandt oder verschwägert – und Hubert Stücke (100. BBUG) sprachen gemeinsam mit Thomas Göbel, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nestlé Wagner GmbH über „WagnerPizza, Integration eines Mittelständlers in einen global operierenden Konzern“. Mit seinen Tiefkühlpizzen hat Nestlé Wagner einen Marktanteil von circa 30 Prozent. Seit 2013 ist die Firma eine 100-prozentige Tochter der Nestlé Deutschland AG. Eine besondere Ehre erwies uns der Ehrenpräsident der Nestlé AG Helmut Maucher durch sein Kommen, der bei den Q&As die Ethikprinzipien des Unternehmens als wesentlichen Erfolgsfaktor betonte. Gabriele Eick (107. BBUG) Der alte und neue Regionalsprecher umrahmen den Gastgeber Thomas Rodemann, Vorwerk. Bei seinem letzten Einsatz als Sprecher des Regionalkreises Rhein-Ruhr führte Sven Eggert (96. BBUG) die Baden-Badener der Region nach Wuppertal zur Firma Vorwerk. Über 70 Anmeldungen bestätigen die glückliche Hand, die dem dienstältesten Regionalsprecher der BBUG in seiner 17-jährigen Tätigkeit stets zu eigen war. Das passende Ambiente bot die Villa Mittelsten Scheid , eine um 1900 erbaute Wuppertaler Villa, die von den Vorwerk-Eigentümern aufwendig saniert und zur Vorwerk Academy erweitert wurde. Den Vortragsteil bestritt Thomas Rodemann, Vorsitzender der Geschäfts- Beim Vortrag hatten die Zuhörer - trotz geballter Informationen - auch immer wieder etwas zu lachen. führung der Vorwerk Elektrowerke. Er ist in dieser Funktion Chef der Entwicklungsschmiede des Unternehmens und konnte den Teilnehmern aus erster Hand Einblicke in die aktuelle Produktpalette geben. Die Produktnamen Kobold und Thermomix waren (nicht nur) den anwesenden Damen bestens bekannt. Jedoch hörte insbesondere der handwerklich interessierte Teil der Zuhörer auf, als Rodemann die neue Vorwerk-Palette „Twercs“ vorstellte, eine innovative Serie von akkubetriebenen Elektrowerkzeugen. Auch heute noch ist das 1883 gegründete Unternehmen geprägt von der Kultur eines inhabergeführten Mittelständlers, wenn auch über 500.000 Menschen weltweit im Dienst von Vorwerk stehen, der weitaus größte Teil davon als selbstständige Verkaufsberater. Sie bilden das Rückgrat des Direktvertriebs, der Vorwerk so erfolgreich hat werden lassen. Nach einer angeregten Fragerunde dankte Jens Lemke (115. BBUG) als neuer Regionalsprecher Rhein-Ruhr seinem Vorgänger Sven Eggert (96. BBUG) für die gute Zusammenarbeit und verabschiedete die Gruppe in den bei guten Gesprächen ausklingenden Abend. Jens Lemke (115. BBUG) Foto: Prof. Dr. Klose: PWC & Jürgen Kallmeyer: Software AG, Nestlé (83. BBUG) 86 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 87 Vom 14. bis 17. September 2015 traf sich das 37. und 38. Gespräch in Minden in Westfalen. Nach einem fröhlichen Get-together im Victoria Hotel am Markt in den frühen Abendstunden des 14. September – bei dem es unendlich viel zu erzählen gab – wurde am nächsten Vormittag eine Klebstofffabrik der Firma Henkel in Porta Westfalica besucht. Natürlich galt unser Interesse bei dem sehr gut organisierten Rundgang der Produktion und den Produkten; besonders beeindruckt waren wir von dem Teamgeist und tollen Engagement der Mitarbeiter. Bevor es zu einer Weser-Rundfahrt ging, haben wir das eindrucksvolle Kaiser-WilhelmDenkmal in Augenschein genommen. Das Denkmal selbst ist sehr gelungen, der Blick von dort oben über das Weserbergland sehr imposant. Bei der gemütlichen Schiffsrundfahrt haben wir nicht nur die Weser, sondern auch den Weser-Ems-Kanal befahren. Es ist schon beeindruckend, mit dem BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 37./38. BBUG IN MINDEN 41. BBUG IN WEIMAR 14. BIS 17. SEPTEMBER 2015 18. BIS 20. JUNI 2015 Schiff die Weser zu kreuzen; eine gewaltige Schleuse macht dies möglich. Abends ging es in die Knolle – ein stimmungsvolles, rustikales Restaurant mit üppigen Portionen. Der nächste Tag führte uns nach Rödinghausen zum Gestüt Auenquelle. Nach einem überaus freundlichen Empfang fuhren wir mit dem großen Bus von Koppel zu Koppel. Karl-Dieter Ellerbracke – der Besitzer des Gestüts – zeigte uns stolz die vielen, tollen Vollblutstuten mit ihren Fohlen und im Anschluss den in Auenquelle aufgestellten, erfolgreichsten deutschen Deckhengst Soldier Hollow. Nach einem sehr, sehr gemütlichen Mittagessen im Privathaus der Ellerbrackes, bei dem wir alles Wissenswerte über die Vollblutzucht diskutierten, fuhren wir gut gelaunt und beschwingt zum Schloss Bückeburg. Dort besichtigten wir die einzigartige Barockkapelle und erfuhren Interessantes zur Geschichte des Herzogtums SchaumburgLippe. Zurück in Minden, wurde bei böhmischen Spezialitäten im Restaurant Böhmerwald alles Gehörte und Gesehene – wie sich das für BadenBadener gehört – diskutiert. Nach einem gemütlichen Frühstück vertagten wir uns auf kommendes Jahr. Albrecht Woeste Es muss etwas dran sein, dass Alter konserviert. Die Anzahl der Gesprächsfreunde, die sich zu unserem alljährlichen Treffen einfindet, ist in den vergangenen Jahren annähernd konstant geblieben. Und so haben sich dieses Jahr zwölf Freunde und Freundinnen auf Einladung unseres Sprechers, Dr. Peter Götz, in Weimar versammelt. Einen ersten Eindruck verschaffte uns der „Administrator des Herzöglichen Postwesens“ mit seinem „Spaziertheater“ durch die Gassen von Goethes Weimar. Er las dabei aus Briefen von und über Goethe und erzählte Geschichten und Anekdoten, teilweise illustriert mit Figuren auf dem aufklappbaren Fahrradtheater. Später konnten wir uns im Theater im Gewölbe über eine kabarettistische Darstellung zum Thema „Schiller zum Verlieben“ amüsieren. Erotische Bezüge aus seinen Werken und Begebenheiten aus Weimar rundeten das Bild des Klassikers ab. Das Schauspielerteam aus zickiger Professorin, todernstem Rezitator und virtuosem Harmonikaspieler bot erstklassige, geistreiche Kleinkunst. Am zweiten Tag standen diverse Führungen auf dem Programm. Eine sehr sachkundige Dame führte uns zunächst durch das Goethe-Museum mit einer Vielzahl von Exponaten aus Goethes Besitz und entließ uns nach einer viel zu kurzen Stunde zu einem Rundgang durch das angrenzende Wohnhaus Goethes. Am Nachmittag trafen wir uns wieder mit unserer Führerin in der Anna Amalia Bibliothek, die durch einen Brand im September 2004 einen großen Teil ihres Bestands von damals 196.000 Bänden verloren hatte. Die Bauschäden konnten verhältnismäßig schnell behoben werden, sodass das Gebäude im Oktober 2007 wiedereröffnet werden konnte. 50.000 Bücher waren jedoch total verbrannt und nur 28.000 konnten unversehrt geborgen werden. Die übrigen waren durch Hitze, Wasser und Rauch mehr oder weniger stark beschädigt und werden sukzessive restauriert, wofür auch neuartige Verfahren eingesetzt werden. Wir konnten den bekannten Rokokosaal betreten und uns von der Qualität der Wiederherstellung überzeugen. Der letzte Programmpunkt war eine Führung durch das Wohnhaus Schillers, das einen guten Eindruck von den Lebensverhältnissen seiner Zeit vermittelte. Dem Chronisten hat die aufgeweckte, herausfordernde Art unserer dortigen Führerin besonders gefallen. Der Abschiedsabend hatte seinen Höhepunkt in der Vorführung des Filmes unseres letztjährigen Treffens in Frankfurt, erneut ein Meisterwerk unseres Filmemachers seit bald vier Jahrzehnten, Günther Wurst. Wir verabschiedeten uns am nächsten Morgen nach dem Frühstück mit einem herzlichen Dank an unseren Sprecher Dr. Götz und seine Frau, die es hervorragend verstanden haben, uns zu einem weiteren Besuch in Weimar zu motivieren, denn Weimar ist nicht nur in kultureller, sondern auch in kulinarischer Hinsicht eine Reise wert. Wolfgang Ohme Fotos: BBUG 88 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 89 Zum zweiten Mal seit 1972 trafen sich die Teilnehmer des 46. BBUG in Bremen. Wo wir im vergangenen Jahr noch 17 Teilnehmer waren, zählten wir jetzt nur noch zwölf. Man kann sagen, der harte Kern. Das schöne Wetter schienen wir ausgerechnet für dieses lange Wochenende gepachtet zu haben. Wir feierten unser Wiedersehen Donnerstagabend in der Ständigen Vertretung, einem bekannten In-Lokal in der Böttcherstraße. In diesem Jahr wollten wir hauptsächlich unser Zusammensein genießen, und so wurden die Tage auch mehr für „leichte Kost“ geplant. Freitagmorgen stiegen wir in einen Bus, der uns in die neue Überseestadt brachte. Hier treffen Gewerbe, Industrie, Wohnen und Gastronomie aufeinander, und Überseestadt wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte eine ansehnliche Stadt werden. Unser erstes Ziel war Lloyd Caffee, eine kleine Kaffeerösterei in dem ehemaligen HAG-Gebäude. Wer kennt nicht KaffeeHAG! Im berühmten Marmorsaal wurden wir von einer jungen, alerten Diplomingenieurin durch die Geschichte des ehemaligen Unternehmens geführt. Sie wurde er- BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 46. BBUG IN BREMEN 47. BBUG IM MARKGRÄFLERLAND 01. BIS 04. OKTOBER 2015 04. BIS 07. OKTOBER 2015 gänzt durch Sigrid Eissing, die 35 Jahre für Familie Dr. Roselius (Besitzer von HAG und kultureller Wohltäter der Stadt Bremen) gearbeitet hat. Nach einem Bericht über die Herkunft und die Verarbeitung des Rohkaffees konnten wir verschiedene Kaffeesorten verkosten. Ein kompletter Röstvorgang von der grünen Bohne bis zum fertigen Espresso wurde uns gezeigt. Es war schon sehr beeindruckend, wie sich der ehemalige Hafen in dieser Stadt entwickelt. Einhundert Meter lange Schuppen wurden umgebaut zu Büroflächen, Gewerberäumen, Wohnungen und Lofts, in denen man sogar sein Auto mit in die Wohnung nehmen kann. Auch fehlt es nicht an moderner Hotellerie und Restaurants. Bemerkenswert. Neben der Rundfahrt durch die Überseestadt, wurden wir von der kundigen Hostess zu einer Besichtigung der neuen Lebkuchen Manufaktur Bremen eingeladen. Alles handgefertigt, in bester Qualität! Schröters Leib und Seele im Schnoor (Altstadt) krönte diesen interessanten und ausgefüllten Tag. Am Samstag erlebten wir im Focke- Museum eine wunderbare Führung durch „1.200 Jahre Bremen“, spannend dargeboten von einer sehr erfahrenen Diplom-Philosophin. Unsere kleine Gruppe war begeistert. Und anschließend wurde bei Eissings gegessen, getrunken, erzählt, musiziert und gesungen Nach einer Ruhepause im Atlantic Grand Hotel trafen wir uns zum üblichen Festabend im Kaiserzimmer des Bremer Ratskellers. Ein herrlicher Raum, in dem schon von 1890 bis 1914 Kaiser Wilhelm II. einmal im Jahr zum Frühschoppen zu Gast war. Außerdem befinden sich dort zwei Gemälde von Arthur Fitger aus dem Jahr 1875. Peter Flößer, nun schon seit 26 Jahren Sprecher, machte anhand einer von ihm gefertigten „Zeit-Verlaufs-Statistik“ auf unser Alter aufmerksam. Seine launige Ansprache stand aber, wie immer, unter dem Motto: „Das Schönste im Leben ist Leben.“ Es waren schöne und sonnige Tage in Bremen. Wir freuen uns auf Heidelberg im nächsten Jahr. Dort planen Ingrid Kaup und Frank Heide das 44. Folgetreffen. Johannes Eissing Verena Alborino hat dieses Treffen der 47er im Markgräfler Land mit viel Gespür gestaltet, ein sehr gelungenes Treffen alter Freunde, die sich seit 42 Jahren kennen. Die „Sprache der Bilder“ bestimmte den Rundgang durch Freiburg und die Führung von Frau Dr. P. Rohde im Freiburger Münster. Sie machte die Bedeutung von Bildern für die mittelalterlichen Menschen deutlich. Des Lesens noch nicht mächtig, erfuhren diese damals durch Bilder in den Kirchen von der Geschichte und den Lehren des Christentums. Die Glasfenster des Münsters und die figürlichen Darstellungen am Tympanon des Westportals gaben uns dafür vielfältige Beispiele. Das Zusammensein am Abend begann mit einem kleinen Barockkonzert junger Künstler, die anschließende Weinprobe gab reichlich Anregung für Zunge und Sinne. Durch die herbstliche badische Landschaft fuhren wir am nächsten Tag nach Weil am Rhein. Dort besuchten wir die eindrucksvolle Ausstellung „Bauhaus:Design“ im Vitra Design Museum. Hier herrschte die „Sprache der Linien“, und uns wurde deutlich, in welch starkem Maße Bauhausstil in die Formen unseres täglichen Lebens eingegangen ist. Nach einer herrlichen Fahrt am Rande des Schwarzwalds erreichten wir schließlich das schöne mittelalterliche Städtchen Staufen. Nun droht diese Stadt aber infolge eines modernen Industriefehlers zu zerbrechen. Das Stadtzentrum von Staufen hat sich nach einer Erdwärmebohrung um 60 Zentimeter gehoben. Umfangreiche Gebäudeschäden sind bereits eingetreten. Die ausführliche Diskussion ließ die Ursache und leider auch die Tatsache deutlich werden, dass es keine sofortige Lösung für die Stadt gibt. Unter diesem Eindruck haben wir uns dem Diktum der Staufener Bürger „Staufen darf nicht zerbrechen“ angeschlossen. Am Abend lernten wir ein weiteres Beispiel bester alemannischer Lebensart kennen und genossen das Festmahl mit großem Zuspruch. Bei unseren Diskussionen ging es nicht nur um aktuelle Politik in Nah und Fern, die Flüchtlingswelle aus dem Nahen Osten und VW. Wir haben uns auch mit der Frage beschäftigt, wie wir unsere Tref- fen in der Zukunft gestalten können, sodass möglichst viele unserer Freunde daran teilnehmen können. Wir sind alle älter geworden, die Reihen lichten sich und die Probleme der Organisation werden schwieriger. Trotzdem wollen wir weitermachen, weil wir den Zusammenhalt der 47er Gruppe, der uns in all den Jahren seit Baden-Baden sehr wertvoll geworden ist, nicht aufgeben wollen. Für den Herbst 2016 hat es Joachim Meyer-Blücher dankenswerterweise übernommen, ein Treffen in Schleswig auszurichten. Wir freuen uns darüber, aber in der weiteren Zukunft werden wir uns wohl darauf ausrichten müssen, unsere Treffen an einem für alle Teilnehmer gut erreichbaren Standort abzuhalten und auf umfangreiche Programmgestaltung zu verzichten. Am Schluss dieses Berichts über ein gelungenes, harmonisches und sehr interessantes Treffen steht unser Dank an Verena Alborino, die das alles mit sehr viel Hingabe gestaltet hat. Es verstarb unsere Freundin Gisela Berkelmann am 6. August 2015 Walter Blume Fotos: BBUG 90 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 91 Zu unserem jährlichen Treffen sind wir in diesem Jahr vom 3. bis 6. Mai in Kassel z usa m menge kommen. Kassel und das Welt k u lt u r e rbe Bergpark Wil helmshöhe sind immer eine Reise wert, nicht nur wegen der Wasserspiele im Sommer! Der Eröffnungsvortrag von Herrn Dirk Schwarze „Kunst und Kultur in Kassel“ hat uns die Bedeutung der Stadt hervorragend nahegebracht, auch weil er die Geschichte der Landgrafen von Hessen einbezog. Am ersten Tag fuhren wir durch das Fulda-Tal nach Melsungen und besuchten die Firma B. Braun, das Weltunternehmen für medizinische Produkte und Dienstleistungen. Der Besuch der „Stadt der Industrie“ war in vieler Hinsicht bemerkenswert, von der Unter- BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 49./50. BBUG IN KASSEL 57./58. BBUG IN BREMEN/BREMERHAVEN 03. BIS 06. MAI 2015 10. BIS 13. SEPTEMBER 2015 nehmensphilosophie über die Architektur in einer wunderschönen Landschaft bis zur automatisierten Produktion. Auf der Rückfahrt machten wir im mittelalterlichen Fritzlar halt. Im Dom St. Peter erhielten wir eine beeindruckende Führung und hörten ein kleines Orgelkonzert. Die berühmte Gemäldesammlung Alte Meister im Museum Schloss Wilhelmshöhe sahen wir am zweiten Tag. Frau Dr. Werner führte uns zu den Höhepunkten, von Albrecht Dürer über Frans Hals zu Tizian und Rembrandt. Dabei hatten wir das ganz große Glück, Rembrandts „Belsazars Gastmahl“ mit dem Menetekel als zeitlich begrenzte Leihgabe der National Gallery, London, zu sehen – ein ganz großes Erlebnis! Der Nachmittag war dem Herkules und dem Bergpark gewidmet, im Frühling ein starker Eindruck. Beim traditionellen festlichen Abendessen besuchte uns als Überraschungsgast „Dorothea Viehmann“, die Erzählerin der Märchen, die die Gebrüder Grimm dann aufgeschrieben haben. Es war ein schöner Abend! Margret und Manfred Schütze danken wir für Gestaltung und Ausrichtung unseres Treffens, das wir alle sehr genossen haben. Im Mai 2016 werden wir uns an Saale und Unstrut wiedersehen. Günther Heinrichs Der 1. November naht – Redaktionsschluss für das Vordenkermagazin. Das Institut erinnert an Einsendung von Foto und Bericht. Kein Problem, das Gruppenfoto liegt vor. Fast alle der 27 Teilnehmer sind darauf. Damit ist dokumentiert, wer in Bremen dabei war – und wie wir am 10. September 2015 aussahen! Beim Verfassen des Berichts fragt man sich unwillkürlich, für wen man eigentlich schreibt. Auf jeden Fall nicht für die Teilnehmer. Alle 57er/58er, auch die Freunde, die diesmal nicht mitfahren konnten, erhalten sowieso einen ausführlichen Bericht mit mehr oder minder internen Details – wie sich das nun einmal in einem Bericht über ein Treffen eines seit fast 40 Jahren existierenden, fast schon familiären Freundeskreises zwangsläufig ergibt. Der kurze Beitrag im Jahresheft bräuchte, um bei der Vielzahl überhaupt gelesen zu werden, nur Stichworte zu Themen und Schwerpunkten des Treffens zu enthalten. Interessant, aber im Berichtsweg wohl nur schwer realisierbar, wären Angaben, wie jedes BBUG nach welchen Kriterien und Erfahrungen sein Jahrestreffen organisiert. Ein Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Sprechern bei einer Zusammenkunft zum Beispiel im Institut in Baden-Baden wäre hierzu – und auch zu anderen Fragen von allgemeinem Interesse – ein geeigneteres Diskussionsforum und sicherlich sehr sinnvoll. Die 57er/58er führen ihr Jahrestreffen immer noch nach dem Muster der Zusammenkünfte in früheren Zeiten durch. Die Programmpunkte entstammen möglichst gleichgewichtig den Bereichen Po- litik/Wirtschaft, Kultur und Touristisches. In Bremen stand nach dem touristischen und kulturellen Programm eine Diskussion mit einem hochrangigen Vertreter der Wirtschaft zur wirtschaftlichen und insbesondere finanziellen Lage des Bundeslands Bremen im Mittelpunkt. Und das ist die Krux: Arbeit, Kultur, Gesundheitswesen et cetera werden von den Menschen in und von Bremen in Anspruch genommen, aber man wohnt billiger im ganz nahen Niedersachsen, das demzufolge die Steuern erhält. Der Besuch des großartigen Erlebnismuseums Auswandererhaus in Bremerhaven informierte sehr eindrucksvoll – und zeitnah zur aktuellen Flüchtlingssituation – über drei Jahrhunderte deutscher Aus- und Einwanderungsgeschichte. Und ein Spaziergang auf dem Weserdeich sowie eine Fahrt durch die Hafenanlagen gehörten natürlich auch zum Programm. Eike Müller-Elschner Frank Trümper nimmt Stellung auf S. 138 Fotos: BBUG 92 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 93 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 59./60. BBUG IN LÜNEBURG 63./64. BBUG IN BERLIN 07. BIS 10. MAI 2015 17. BIS 21. MAI 2015 Im Seminaris Lüneburg begrüßt Willi Uszko 23 Freundinnen und Freunde, nachdem sich der Kreis kurz vor Beginn aus persönlichen Gründen, aber auch durch den Bahnstreik um acht Personen reduziert hat. Beim Essen und bis in den späten Abend gibt es viel zu „beschnacken“. Auf einem großen Salzstock liegend, verdankt die Stadt Lüneburg ihren Reichtum dem weißen Gold, wie das Salz im Mittelalter genannt wurde. Der Handel erstreckte sich über ganz Nordeuropa. Im Salzmuseum erfahren wir auf lebendige Weise die Bedeutung des Salzes für die Stadt. Mit der Kutsche bestaunen wir viele der rund tausend Baudenkmäler aus dem Mittelalter – zumeist sehr gut erhalten. Das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert verdeutlicht die Spuren jeder Epoche, und so wird unser Gang durch kostbar ausgestattete Räume zu einer Zeitreise durch Mittelalter, Barock und Renaissance. Gleiches erleben wir im Kloster Lüne vor den Toren der Stadt, dessen Gründung auf das Jahr 1172 zu- rückgeht. Ein besonderer Höhepunkt ist ein mittelalterliches Essen in der Krone unter der historischen Bezeichnung „Brauerkumpaney zu Lüneburg“. Das „EssSpektakel“ folgt in seinem Ablauf möglichst originalgetreuen historischen Vorbildern, die vom Lüneburger Stadtarchiv und vom Theater sorgfältig recherchiert wurden. Unter der Leitung des Zeremonienmeisters mit seiner Kumpanin wird für Ordnung gesorgt durch die Einführung des „Brauherrn“ und der „Tischvögte“, die „strengstens auf die Tischsitten, Riten und die gleichmäßige Verteilung der Speisen und Getränke“ zu achten haben. Zwischen den sechs Gängen, von Marketenderinnen serviert, erfreuen uns Musikanten und Sänger – alle in historischen Kostümen – mit „züchtigem und verwegenem Gesang“, jeweils proklamiert in geschmiedeter Versform vom Zeremonienmeister. Ein tolles Erlebnis, darin sind wir ins am Schluss alle einig. Aber natürlich darf bei unseren Treffen auch ein aktuelles Thema nicht fehlen. Deshalb haben wir Herrn Prof. Dr. Vahrenholt gebeten, uns seine Sichtweise zu erläutern zu dem Thema: „Energiewende und Klimaschutz – von der Vorreiterrolle zum Fiasko“. Die Thesen seines Anfang 2012 veröffentlichen Buches „Die kalte Sonne“ erklärt der Redner mithilfe zahlreicher Schaubilder und Grafiken. Die anschließende Diskussion hinterlässt eine nachdenkliche Zuhörerschaft. Die Verteilung der von uns erworbenen Buchexemplare gibt sicher die Gelegenheit, sich mit diesem hochaktuellen Thema weiter zu befassen. Bei einem vorzüglichen Abendessen im Wintergarten des Hotels beschließen wir unser Treffen, in der Hoffnung, dass wir uns in Köln – vom 21. bis 24. April 2016 – in größerem Kreis wiedersehen. Willi Uszko Im Mai 2015 war es schon zum vierten Mal, dass sich 31 Teilnehmer der 63er/64er in Berlin trafen. Das spricht für die Attraktivität der Hauptstadt, aber auch für den Zusammenhalt, der die Teilnehmer motiviert, die Anreise sogar aus dem Ausland anzutreten. Allerdings verkleinert sich der Kreis altersbedingt zusehends. Erfreulicherweise bleiben die Singles gern dabei. Im Zwei-Tages-Programm, organisiert von Freund Hans-Jürgen Kochmann, folgten auf die obligatorische Stadtrundfahrt ein Bundestagsbesuch inklusive Diskussion mit Prof. Riesenhuber (Energiepolitik), eine geführte Besichtigung des Kanzleramts, eine Information vor Ort über Situation und Perspektiven des Flughafens BER (Ursachen der Verzögerungen, Kostensteigerungen, Fertigstellungsperspektiven) und zum Abschluss ein wundervolles Pollini-Klavierkonzert in der Philharmonie. Ein prall gefülltes wunderbares Programm! Beim traditionellen Golfturnier am dritten Tag „kämpften“ nur noch zwölf Teilnehmer um den 30 Jahre alten Pokal. Große Begeisterung für den wunderschönen Golfplatz Berlin-Wannsee! Im nächsten Jahr richten Eike und Wolfram Freudenberg das Treffen in Stuttgart aus (8. bis 10. Mai). Wir freuen uns sehr darauf! Hans-Jürgen Kochmann; Volker Schäfer Fotos: BBUG 94 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 95 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 65./66. BBUG IN STRASBOURG 67./68. BBUG IN WÜRZBURG 31. MAI BIS 03. JUNI 2015 17. BIS 19. SEPTEMBER 2015 Am Abend des 31. Mai trafen wir uns, 26 Teilnehmer, zum Empfang auf der Terrasse des Hotels Régent Petite France. Als Speaker hatte Andreas Graf von Hardenberg den ehemaligen Vize-Generalsekretär des Europarats (Gerichtshof für Menschenrechte), Herrn Dr. Christian Krüger, gewonnen. Am nächsten Morgen begrüßte uns Madame Ivy Mousson-Lestang, gebürtige Deutsche und Witwe eines französischen Diplomaten, die uns mit großem Charme und unerschöpflichem Wissen die folgenden Tage begleitete. Zunächst ging es zum Europäischen Parlament. Dieser gigantische Komplex dient 751 Abgeordneten als Tagungsort. Frau Dr. Tittor, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, erläuterte die Struktur und die Arbeit des Parlaments. Derzeitige Hauptschwerpunkte sind die Flüchtlinge, die Ukraine und Russland sowie Griechenland. Nachmittags unternahmen wir eine Stadtrundfahrt durch Straßburg und besichtigten das Liebfrauenmünster (Grundsteinlegung 1115, Einweihung 1439). Während des Abendessens im Restaurant Au Cerf d’Or wurde uns ein Vortrag geboten, der einen Höhepunkt darstellte. Referent war Professor Étienne François, Historiker, ehemals an der Sorbonne und seit 1991 ein „Berliner“, wo er an der TH und der FU lehrte und sich in seinem Ruhestand noch immer dem Thema Deutschland/Frankreich widmet. Ohne Notizen erläuterte er die Entwicklung beider Länder. Frankreich weist seit dem 9. Jahrhundert ein tausendjähriges Königtum auf, von der Republik abgelöst, mit dem Zentrum Paris. In Deutschland herrschte dagegen Föderalismus, mit Ausnahme der NS- und der DDR-Zeit. Der Franzose ist bereit, für die Republik zu sterben, nicht aber für die Demokratie. Der Deutsche dagegen bekennt sich zur Demokratie. Die französische Jugend hat begonnen, die eigene Geschichte zu hinterfragen (Vichy, Versagen in der NS-Zeit), wodurch eine weitere französischdeutsche Annäherung stattfindet, erfreulicherweise im europäischen Rahmen. Am letzten Tag fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein nach Colmar. Der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald und die Werke von Martin Schongauer haben uns begeistert. Anschließend ging es nach Riquewihr und Ittenwiller. Dort erwartete uns Graf d’Andlau auf seinem Weingut. Der Graf und seine Familie empfingen uns mit großer, aufrichtiger Herzlichkeit und baten zu einer Weinprobe ins Haus. Das Treffen klang in der Brasserie des Hotels Les Haras aus. Doris und Hans-Joachim Scharf bereiten das nächste Treffen vom 5. bis 8. Juni 2016 in Kassel vor. Elmo Freiherr von Schorlemer, Edgar Alwers 37 Teilnehmer folgten der Einladung von Frauke und Hermann Sigle. Nachdem der Wiedersehensfreude genügend Ausdruck verliehen worden war, referierte Lars Klodwig über die Strategie des „mittelständischen“ Unternehmens Knauf aus Iphofen, einer Weinstadt in Unterfranken. 1932 im Saarland gegründet als Unternehmen zum Betrieb von Gipsbrüchen, seit 1949 auch Tagebau in Unterfranken, Weiterverarbeitung in Gipsputzwerk. Wachstum durch Erfindung von Maschinenputz und Gipsplatten, damit kompletter Trockenbausysteme. Es folgten unter anderem Bauchemieprodukte und Dämmstoffe (heute sehr bedeutend). Entscheidend ist Rohstoffbasis, heute auch Gips aus Rauchgasentschwefelung. Produktionsstätten und Vertriebsorganisationen mit 25.000 Mitarbeitern weltweit und sechs Milliarden Euro Umsatz. Da Familie sehr präsent: Familienkonzern. Knauf beansprucht in jedem Markt die Marktführerschaft. Es gibt keinen Direktvertrieb, der große firmeneigene Außendienst unterstützt lokale Partner. Ziel ist die Kostenführerschaft und Präsenz in allen größeren Märkten. Fragestellung: Warum bauen wir Autos anders als Häuser? Knaufs Konzept ist die Entwicklung einzelner Module, die zusammen alle Anforderungen eines Hauses abdecken sowie beliebig kombinierbar und schnell realisierbar sind. Knauf-Produkte (u. a. Trockenbau-, Fassaden- und Fußbodensysteme sowie Dämmstoffe) sollen klassische Baumaterialien ersetzen. Der Käufer kann online aus verschiedenen Modulen sein Haus bauen. Dann erfolgt die Umsetzung in standardisierte Produktionsprozesse. Darin liegt ein hohes Potenzial auch für die Unterbringung von Flüchtlingen. Am zweiten Tag konnten wir die Kultur und Sehenswürdigkeiten der alten Bischofsstadt genießen, die nach dem Krieg auf den Ruinen wiederaufgebaut worden war. Wertvolle Kunstgegenstände waren im Krieg in Sicherheit gebracht worden, darunter viele Arbeiten in Holz und Stein des Bildhauers Tilman Riemenschneider aus dem 15. Jahrhundert. Bemerkenswert waren für uns das Grab Walters von der Vogelweide und die Bürgerkirche St. Marien. Hier wurde das Geheimnis der unbefleckten Empfängnis Mariä „conceptio per aurem“ gelüftet: das Wort Gottes in Marias Ohr. Von der Festung hatten wir einen herrlichen Blick über die Stadt. Die fürstbischöfliche Residenz ist ein barocker Prachtbau von Balthasar Neumann und Battista Tiepolo. Das 600 Quadratmeter überspannende Rippengewölbe überstand den Bombenangriff im März 1945. Spät am Abend konnten wir bei der Zeitungsherstellung zuschauen: in der Main-Post Druckerei mit drei modernen Rotationsmaschinen (je 10 Mio. Euro Investition und 45.000 Zeitungen/Std. Kapazität). Es gibt keine Bleiplatten mehr, sondern recyclebare Alufolien und Lasertechnologie. Dieses erste zweitägige Treffen war ein voller Erfolg. Herzlichen Dank an Sigles „Würzburg-Welterbe, Weingenuss, Wohlgefühl“. Hans-Georg Barth Fotos: BBUG 96 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 97 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 69. BBUG IN KASSEL 70. BBUG IN KARLSRUHE 31. AUGUST BIS 03. SEPTEMBER 2015 03. BIS 05. JUNI 2015 Am Abend eines heißen Tages feierten die zu ihrem jährlichen Treffen erschienenen 69er im Kurparkhotel Bad Wilhelmshöhe Wiedersehen – fröhlicher Auftakt eines der Natur und Kunst gewidmeten Programms, das unsere Freunde Marlene und Hans Schneider um das Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe und seine vom Kasseler Herkules gekrönten Wasserspiele arrangiert hatten. Von Regenschauern unbeeindruckt, erlebten wir eine niveauvoll und vergnüglich kommentierte Stadtrundfahrt (unsere muntere Gästeführerin, Frau Cecilia Winter, sei künftigen Besuchern Kassels empfohlen), die uns nahebrachte, wie die einst strahlende Residenzstadt der hessischen Landgrafen und Kurfürsten, nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und jahrzehntelanger Zonenrandlage, seit der Vereinigung beider deutscher Nachkriegsstaaten wiedererblüht. Als Stationen der Rundfahrt seien beispielhaft Bergpark, Schloss Wilhelmshöhe und Herkules genannt, auch der – wie die ganze Stadt – durchgrünte Vordere Westen und seine eindrucksvoll restaurierten Gründerzeit- und JugendstilEnsembles, das kurz vor der Eröffnung stehende neue Brüder-Grimm-Museum, schließlich Friedrichsplatz und Fridericianum, Karlsaue und Orangerie. Dann, im – wie durch ein Wunder der Kriegszerstörung entgangenen – Marmorbad wurden kundig und unterhaltsam unsere Kenntnisse der antiken Mythologie aufgefrischt. Das Marmorbad ist ein landgräflicher Repräsentation gewidmeter barocker Pavillon voller anmutiger – Anfang des 18. Jahrhunderts vom französischen Bildhauer Pierre-Étienne Monnot nach den „Metamorphosen“ des Ovid geschaffe- ner – Statuen und Reliefs aus weißem Carrara-Marmor vor farbig strukturierten marmornen Wänden. Am nächsten Tag, bei wieder blauem Himmel, war das erstes Ziel die bedeutende, uns lebendig präsentierte Galerie Alter Meister im Schloss Wilhelmshöhe. Abschließend folgte, die vielfältigen Wasserspiele begleitend, ein ausgedehnter Rundgang durch den Bergpark, in dessen 300-jährige Geschichte der Kasseler Kulturjournalist Dirk Schwarze uns am Vorabend anschaulich eingeführt hatte. Besondere Erwähnung verdienen die Genüsse aus Küche und Keller, einschließlich liebevoll gestalteter Menükarten, die uns mittags und abends erfreuten, wenn wir bei freundschaftlichem Gespräch in immer passend gewähltem Ambiente miteinander tafelten. Unseren einfallsreichen Gastgebern Dank für dieses wieder besonders gelungene Treffen. Heinrich Otto Vor dem Jubiläum in Baden-Baden trafen sich 24 Teilnehmer in Karlsruhe, um die 1715 von Karl-Wilhelm, Markgraf von BadenDurlach, im Hardtwald gegründete, auf dem Reißbrett entstandene fächerförmige Residenzstadt des ehemaligen Landes Baden kennenzulernen. Eine Stadtführung mit Frau Friede zum Motto „Architektur und Stadtplanung“ führte vorbei an Schloss, Bundesverfassungsgericht und markanten Bauten des klassizistischen Architekten Friedrich Weinbrenner. Am Tag darauf war ein Vortrag von Prof. Dr. Claus Mattheck über die „Denkwerkzeuge der Natur“ an der Reihe. Der Leiter für Biomechanik am KIT machte uns anhand von Zugdreiecken klar, wie die Natur ihre formund werkstoffoptimierten Strukturen findet. Künftig werden wir den Baumwuchs mit anderen Augen sehen. Mit der Straßenbahn ging es dann in die Oststadt zum Schloss Gottesaue, dem wiederaufgebauten Renaissancebau auf dem Areal der ehemaligen Be- nediktinerabtei, heute Sitz der Hochschule für Musik. Im Restaurant Purino stärkten wir uns für einen Gang durch den Alten Schlachthof, ein beachtliches Konversionsprojekt der Stadt Karlsruhe seit 2005. Frau Nathalie Gorenflo stellte uns das Gelände mit 17 Gebäuden in einem Kreativpark unter weitgehender Erhaltung der alten Bausubstanz vor. Mit preiswerten Mieten fördert Karlsruhe hier junge Start-ups der Medienbranche, bildende Künstler, das Kunsthandwerk, Musikschaffende und grafische Unternehmen. Wie zufällig gesellte sich Harald Denecken zu uns, früher Erster Bürgermeister und Initiator des Projekts. Neben Technik und Informatik an der Universität hat die Förderung von Innovationen und Kultur in der Stadt eine herausragende Rolle. Be- eindruckt von den vielfältigen Facetten Karlsruhes ließen wir den Tag im Alten Schützenhaus auf dem Turmberg ausklingen. Breslau war vom 2. bis 6. September 2015 das Ziel der zwölfköpfigen Radl-Gruppe. Eine überaus lebendige Stadt, die ihre Kulturschätze mustergültig restauriert und mit modernen Projekten ergänzt hat, mit vielen jungen Menschen. Vom Hotel aus eroberten wir das historische Stadtzentrum. Per Bus ging es zum Gut der Moltkes in Kreisau, zur Friedenskirche in Schweidnitz, zum Schloss Fürstenstein, zu den Weberhäuschen in Schömberg und ins Kloster Grüssau. Abschluss war ein Jazzkonzert im tags zuvor eröffneten Nationalen Musikforum. Dank geht wieder an Renate und Georg Mehl für abwechslungsreiche Programme. Unser Treffen im nächsten Jahr wird vom 5. bis 8. Juni 2016 in Edinburgh/ Schottland stattfinden. Wolfram Scheerbaum; Wilfried Daudt Fotos: BBUG 98 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 99 17 Teilnehmer besuchten beim 44. Treffen die alte Kaiserstadt Aachen. Gut gelaunt trafen wir uns in den altehrwürdigen Kaffeestuben van den Daele/Kockartz zu ersten, regen Gesprächen, gepaart mit freudiger Aussicht auf gemeinsame Tage – bei vielen in Erinnerung an die eigene Studienzeit in dieser reizvollen Stadt. Eine Altstadtführung schloss sich an: zur schwefelhaltigen Kaiserquelle am Elisenbrunnen, zum Geldbrunnen, Symbol für Geiz, Gier, Wohltaten und Bettelei, Karlsbrunnen von 1620 und Rathaus am Marktplatz, Fischmarkt sowie Münsterplatz. Abends trafen wir uns in der stilvollen Atmosphäre des Ratskellers zu einem gepflegten Essen. Dabei wurden intensiv Geschehnisse der Politik und Wirtschaft diskutiert, aber auch von familiären Ereignissen berichtet. Der Folgetag begann mit der Domführung. Ehrfurchtsvoll bewunderten auch diejenigen, die den Dom von früher kannten, Westwerk und Oktogon, das bedeutendste Bauwerk aus karolingischer Zeit, das Karl der Große als BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 73. BBUG IN AACHEN 74. BBUG IN BREMEN 15. BIS 17. SEPTEMBER 2015 10. BIS 13. JUNI 2015 Pfalzkapelle nach byzantinischen Vorbildern 805 erbauen ließ, und die 1414 angebaute gotische Chorhalle mit Marien- und Karlsschrein. Der Dom war von 936 bis 1531 Krönungsort deutscher Könige. Wenige Schritte sind es zum gotischen Rathaus, das im 14. Jahrhundert auf den Grundmauern der verfallenen Kaiserpfalz errichtet wurde. Der große Saal war Bühne der Krönungsfestmähler – während der Führung forschte jeder in seinem Gedächtnis nach den mit diesem Ort verbundenen, geschichtlichen Ereignissen. Heute wird hier der Karlspreis verliehen. Was wäre Aachen ohne seine Prin- ten? Für uns stand fest, eine familiär geführte Printenbäckerei zu besuchen, um uns in die Geheimnisse von Teig und Verarbeitung einweihen zu lassen. Es verstand sich von selbst, die Köstlichkeiten zu probieren und zu erwerben. Abends führte uns der Weg in eine der gemütlichen, alten Studentenkneipen Am Knipp, um bei kräftigen Speisen und entsprechenden Flüssigkeiten an alte Zeiten zu erinnern. Doch bald standen die uns heute bewegenden Fragen wieder im Vordergrund und führten zu lebhaften Debatten und kritischen Erörterungen. Am letzten Tag besichtigten wir das Couven-Museum mit seiner Aachener Wohnkultur vom Rokoko bis zum Biedermeier. Mit einem gemeinsamen Mittagessen im Postwagen, einer Studentenkneipe in historischer Holzbauart aus dem 17. Jahrhundert, ging das Treffen zu Ende. Der Abschied wurde leichter durch die Freude auf ein Wiedersehen in Salzburg vom 13. bis 16. September 2016. Heinz Schlotterbeck Hamburg und Lübeck waren bereits Ziele früherer 74er Treffen. Mit Bremen wurde nun das Trio der großen Hansestädte komplett. Dazu passte ganz besonders, dass wir beim Abendessen im Hotel Atlantic zu unserer Freude mit Haye Jacobsen einen echten Hanseaten begrüßen konnten, der mit seiner Frau aus Argentinien angereist war. Nach Jahrzehnten sahen wir uns im Kreis der 74er wieder. Insgesamt hatten sich 28 Teilnehmer eingefunden, die am Folgetag in zwei Gruppen fachkundig durch die Bremer Altstadt geführt wurden. Die Keimzelle um den Bremer Marktplatz mit Dom und Rathaus und dem Roland beeindruckt stets auch den, der die Stadt schon besucht hat. Mancher entdeckte dabei Neues oder wurde an besondere Denkwürdigkeiten erinnert, so bei der Besichtigung des Gesamtkunstwerks Böttcherstraße an die Entstehungsgeschichte des Reliefs „Der Lichtbringer“ von Bernhard Hoetger. „Buten un Binnen – Wagen und Winnen“, der Wahlspruch der Bremer Kaufleute ziert das Portal des gegenüber dem Rathaus gelegenen Schütting, wo uns anschließend Herr Dr. Frank Thoss, Geschäftsführer der Bremer Handelskammer, zu einem Vortrag über die Bremer Wirtschaft empfing. Er machte deutlich, wie sehr angesichts der wirtschaftlichen Strukturveränderungen der letzten Jahrzehnte diese Aussage über die Risikobereitschaft des Unternehmers ihre Gültigkeit behalten hatte. Nach lebhafter Diskussion stärkten wir uns im Restaurant 1783 im Keller des Schütting. Passende Demonstration für die Entwicklung zu neuen Wirtschaftszweigen war der anschließende Besuch der Airbus Defence and Space, wo wir nach allgemeinen Informationen zum Unternehmen Gelegenheit hatten, uns in einer Nachbildung der Weltraumstation ISS einige Augenblicke in das eng begrenzte Arbeitsumfeld der Astronauten zu versetzen. Die ausführliche Ratskellerführung am frühen Abend durch historische Gewölbe vorbei an Prunkfässern und das festliche Abendessen im Ratskellerrestaurant holten uns wieder wohltuend in die Gegenwart zurück. Mit dem Besuch der Jacobs University begann der nächste Tag. Die Präsidentin, Frau Prof. Dr.-Ing. Katja Windt, beein- druckte uns in ihrem Vortrag über Leitbild, Ziele, Studienprogramm, Studienplatzvergabe und Organisation dieser Privatuniversität. Der Gang über den Campus und die Besichtigung von Studentenwohnungen löste unvermeidlich das Bedauern aus, nicht unter solchen Bedingungen erneut das Studium aufnehmen zu können. Das Essen in der Mensa erinnerte uns auch weit mehr an ein Restaurant als an unsere einschlägigen Erfahrungen. Durch Bernhard Hoetger waren wir auf Worpswede bereits eingestimmt; die Fahrt dorthin und die Führungen und Besichtigungen ließen uns am Nachmittag in die große Zeit und die Atmosphäre dieser Künstlerkolonie mit all den anderen berühmten Namen eintauchen. Das Abendessen im Worpsweder Bahnhof war der geeignete Rahmen, um unser Treffen zu beschließen. Barbara Illner und Gundolf Schütze sei sehr herzlich gedankt für dieses dichte, inhaltsreiche Programm und die perfekte Organisation. Fulda und Umgebung werden wir im kommenden Jahr dank der Vorbereitung durch Karin und Hermann Schinkhof erkunden können. Werner Bandle Fotos: BBUG 100 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 101 Zum 30. Jahrestag des Starts des 75. BBUG im Mai 1985 trafen wir uns im Salzkammergut. Ausgehend vom Quartier im idyllischen Seehof am Mondsee starteten wir ein Programm mit den Schwerpunkten Freundschaft, Kultur und Wirtschaft. Nach der Fahrt entlang der zahlreichen zauberhaften Seen besuchten wir am ersten Tag in Bad Ischl das langjährige Refugium des österreichischen Kaiserpaares. Anders als in vielen Museen mit ihren zur Schau gestellten Exponaten strahlen die Räume in der Kaiservilla gelebte Wirklichkeit aus bis hin zum Arbeitszimmer Franz Josephs, in dem er die Depesche zur Kriegserklärung 1914 geschrieben hat. Ähnliches erlebt man in der LehárVilla, in der alles so belassen wurde, wie es der Komponist vor rund einhundert Jahren eingerichtet hat. Angesichts des geöffneten Flügels und der handgeschriebenen Partituren glaubt man, die bekannten Melodien seiner Werke zu hören. Wir lauschten ihnen dann real BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 75. BBUG IN MONDSEE 76. BBUG IN BADEN-BADEN 26. BIS 29. MAI 2015 02. BIS 04. JUNI 2015 während unserer Mittagspause. Am Nachmittag standen der Besuch der Weltkulturerbe-Stadt Hallstatt und der Salzwelten auf dem Programm. Auf der Basis neuester – 7.000 Jahre alter – Funde wird in beeindruckenden Präsentationen das Leben der Menschen in der Hallstattzeit lebendig. Allein diese Kombination von modernster 3-DTechnik im ältesten Salzbergwerk der Welt bot genug Gesprächsstoff beim Abendessen in Altaussee. Der nächste Tag begann mit der Be- sichtigung der Werkstätten der Gmunder Keramik und der anschließenden eigenen Bemalung von Tellern und Tassen, die nach dem Brennen in einigen Tagen jeden schon beim Frühstück an seine künstlerische Begabung erinnern werden. Am Nachmittag besuchten wir das Werk Laakirchen der Heinzel Group, um uns von der Unternehmensleitung die Herstellung von Papier erklären und zeigen zu lassen. Die intensive Diskussion betraf neben der Technik auch die Einschätzung der Zukunftschancen dieser Industrie vor dem Hintergrund der digitalen Revolution. Unser Jubiläumstreffen endete – wie immer – mit intensiven Gesprächen bei landestypischen Speisen und Getränken sowie der Vorfreude auf die nächste Begegnung. Die nächste Reise wird vom 22. bis 25. Mai 2016 nach Rügen und Stralsund gehen. Jürgen Hubbert Bereits bei unserem letztjährigen Treffen in Konstanz hatten wir vereinbart, dass wir unser Treffen 2015 in Baden-Baden mit dem 60-jährigen Jubiläum des BBUG kombinieren wollen. Wir trafen uns bereits am Dienstag der Woche zum Abendessen im Rebland im Hotel Heiligenstein in Neuweier. Bei badisch/französischer Küche waren Ereignisse der letzten zwölf Monate schnell berichtet und kommentiert. Am nächsten Morgen brachen wir bei herrlichem Sonnenschein mit dem Bus nach Freiburg auf. Bei einem ausführlichen Stadtrundgang verging die Zeit wie im Flug. Unsere Stadtführerin verstand es prächtig, uns die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Breisgau-Stadt näherzubringen. Zu Höchstform lief sie auf, als wir am Münster angekommen waren: Eine rhetorisch begabte Kunsthistorikerin ließ die mittelalterliche Gotik wieder lebendig werden. Nach Kunst und Kultur verlangten die körperlichen Bedürfnisse nach ihrem Recht: Unser Ziel war das Weingut Franz Xaver im nahen Waldkirch. In einer mit blühenden Rosen bewachsenen Laube erwartete uns die Besitzerin mit einer Weinprobe und einem frugalen Mittagsbuffet. Für unser Wohlbefinden und für die Qualität von Essen und Trinken zeugt am besten die Tatsache, dass wir das Doppelte der geplanten Zeit an diesem wunderschönen Ort verbrachten. Das Abendessen in der Weinstube zum Engel in Neuweier beschloss einen gelungen Tag. Der Mittwoch führte uns an der Kette der Vogesen vorbei nach Colmar. Ein Unikum von Stadtführer begann unseren Rundgang zunächst sehr humoristisch, bewies aber mit zunehmender Dauer, dass er durchaus über profunde Kenntnisse der elsässischen Wein-Hauptstadt verfügt. Das Mittagessen in der Wistub Pfeffel lud zum Genuss elsässischer Spezialitäten ein: Choucroute, Flammkuchen mit den passenden Weinen. Zu unserer Nachmittagsveranstaltung führte uns der Weg nach Kirrwiller. Der kleine 500-Einwohner-Ort beherbergt ein französisches Revue-Theater von Pariser Niveau: ein tolles Ballett, Artistik vom Feinsten und jede Menge Humor und Ko- mik. Das Abendessen im Hotel Heiligenstein auf der schattigen Terrasse ließ keine Wünsche offen. Der Vergleich des Baden-Badener Reblands mit der Toskana war an diesem Abend gar nicht so weit hergeholt. Der Freitagvormittag konnte individuell gestaltet werden. Das Festprogramm „60 Jahre BBUG“ startete im Festspielhaus mit einer bemerkenswerten Rede des Bundesaußenministers Frank-Walter Steinmeier und lieferte mit der Management-Symphony eine für ein AmateurOrchester beeindruckende Leistung. Der Samstagvormittag ließ uns die Auswahl zwischen vier Diskussionsrunden. Das Feedback war überwiegend positiv und lobte die Vielfalt der präsentierten Meinungen. Der Höhepunkt war zweifellos die Oper „La Traviata“. Sowohl die Inszenierung von Rolando Villazón als auch die Sängerinnen und Sänger boten höchsten Genuss. Unser nächstes Treffen wird vom 23. bis 25. Mai 2016 im Ruhrgebiet stattfinden. Hans-Werner Richter Fotos: BBUG 102 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 103 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 78. BBUG IN AMSTERDAM 79./80. BBUG IN DEN HAAG UND ROTTERDAM 28. BIS 31. MAI 2015 24. BIS 27. SEPTEMBER 2015 Im zentral gelegenen Hotel NH Museum Quarter fanden sich 20 Teilnehmer des diesjährigen Treffens am Abend zu einem Begrüßungstrunk ein. Zur Orientierung in der Stadt der Grachten und Kanäle schloss sich eine stimmungsvolle, abendliche Grachtenfahrt mit Abendessen an. Eine fachkundige Führung durch das vor zwei Jahren sehr zu seinem Vorteil umgebaute großzügige Rijksmuseum stand am nächsten Vormittag auf dem Programm, während der Nachmittag zu einem Stadtbummel durch die verwinkelten, pittoresken Altstadtgassen einlud. Ein Höhepunkt des Programms folgte am Abend mit dem Besuch des Niederländischen Philharmonischen Orchesters im Concertgebouw, wo Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 2, Anton Bruckners 6. Symphonie sowie Alban Bergs Sonate, op.1 dargeboten wurden, was bei der hervorragenden Akustik des Konzertsaals ein besonderer Genuss war. Fußläufig gut zu erreichen bot sich am nächsten Tag der Besuch des VanGogh-Museums an, wiederum geführt von unserem kompetenten Kunstsachverständigen, der in der bewussten Beschränkung der Zahl der besprochenen Bilder den Besuch umso interessanter machte. Der ästhetische und kulinarische Höhepunkt des Zusammenseins im Kreis der Freunde war, wie gewohnt, dem letzten Abend vorbehalten. Zu Fuß oder per Taxi ging es in das Museum Geelvinck-Hinlopen Huis an der Herengracht, wo nach einer Besichtigung des von Albert Geelvinck und Sara Hinlopen im 17. Jahrhundert erbauten, luxuriösen Stadthauses ein festliches Abendessen stattfand. Einhelliges Lob galt den Organisatoren Peter Wack und Rainer Grohe für die Ausrichtung dieses gelungenen 29. Treffens unseres Freundeskreises. Das kommende Jubiläumsjahr 2016 lässt ein frohes Wiedersehen in „heimischen Gefilden“ erhoffen. Hanns J. Thiele Unsere Niederländerin Resy (Delnoy) und Jürgen (Töniges) lockten mit ihrem Programm „Brücken schlagen“ 50 Teilnehmer nach Den Haag. Nach dem Begrüßungscocktail am Donnerstag ging es zu Fuß ins historische ’t Goude Hooft zu einem rustikalen Abendessen. Dabei erinnerten wir uns auch mit Trauer an unsere verstorbenen Freunde Hermann Erbacher und Wolfgang Schumann. Der Freitagvormittag war zwei hochinteressanten Vorträgen der deutsch-niederländischen Anwältin, Politikerin und Autorin Prof. Britta Böhler gewidmet. International bekannt wurde sie durch ihre strafrechtlichen Mandate für den Kurdenführer Öcalan und den Fortuyn-Attentäter Volkert van der Graaf sowie die „Ausbürgerungsaffäre“ der aus Somalia stammenden Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali. In lockerer und präziser Art machte sie mit uns eine hochinteressante Tour d’Horizon durch verschiedene politische und Rechtssphären, wie zum Beispiel die Möglichkeiten und Grenzen von Strafprozessen, die Verquickung von Politik und Recht, internationale Vertragstreue (Vollstreckungsproblematik!) oder die Rolle der Medien und Rechtsvergleiche D/NL. Sie endete mit einer Lesung aus ihrem Thomas-Mann-Buch bei Standing Ovations ihrer begeisterten Zuhörer. Der Nachmittag begann mit einer Führung durch die Stadt und das 400 Jahre alte, umfangreich modernisierte Mauritshuis mit seiner einzigartigen Sammlung flämischer und niederländischer Gemälde. Das Abendessen gab es in einem Patrizierhaus aus dem 18. Jahrhundert, garniert mit einem anschaulichen Vortrag von Victor Moussault, dem Direktor des Mauritshuis. Der Samstag war Rotterdam gewidmet. Einer der vielen spektakulären Neubauten ist das Schifffahrtsmuseum mit seinem einzigartigen Hafen – Museumsteil mit 53 Schiffen. Direktor Frits Loomeijer hielt uns vor dessen Besichti- gung einen anschaulichen Vortrag. Danach folgte eine Führung durch die Innenstadt bis zur Markthal, wo uns nach einer echt holländischen Brotzeit Architekt Jan Knikker die ereignisreiche Baugeschichte dieses singulären Projekts mit der riesigen Markthalle, den Tiefgaragen und 239 Wohneinheiten auf elf Etagen erzählte. Bei einer Busrundfahrt durch die 1940 fast völlig zerstörte Stadt bestaunten wir dann den abwechslungsreichen und fantasievollen Wiederaufbau. Sein offizielles Ende fand das Treffen nach der Rückfahrt bei einem festlichen Abendessen im noblen Hotel Des Indes, einem Adelspalast aus dem 19. Jahrhundert. Dort erfuhren die beiden Organisatoren auch ihre verdiente Würdigung von der dankbaren Corona. Außerdem wurde nach der schon bekannten Radltour vom 3. bis 5. Juni die nächste Reise festgelegt, Danzig vom 22. bis 25. September 2016, deren Gelingen in den Händen von Klaus Kunze und Uli Heymann liegt. Also: Auf ein gesundes Wiedersehen in 2016 ! Degenhard Merkle Fotos: BBUG 104 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 105 Marianne und Karl Grüter luden zum 28. gemeinsamen Folgegespräch mit einem breit gefächerten interessanten Programm in das Rheinland ein. In die Freude des Wieder-sehens der 38 Teilnehmer mischten sich Gedanken an einen wenige Tage zuvor leider verstorbenen Freund unseres Kreises. Nachdem bei unserem vorjährigen Treffen in Bremen die Themen „Weltraum“ und „Wasser“ im Fokus standen, lag nun der Schwerpunkt auf „Erde“. Bei der Bayer CropScience AG in Monheim am Rhein, in die Landschaft oasenhaft zwischen Rasen, Blumen und Bäumen eingebettet, konnten wir uns eingehend mit dieser Sphäre befassen. Begrüßt wurden wir im Urwald unter Glas des Tropicariums. Herr Michael Andreas Schulz, Finanzvorstand und selbst BadenBadener (134. BBUG), präsentierte das Unternehmen, einen lebhaften Gedankenaustausch auslösend. Führungen durch die Biologische Forschung (Pflanzenkrankheiten) sowie BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 81./82. BBUG IN KÖLN 83. BBUG IN HANNOVER 17. BIS 20. SEPTEMBER 2015 18. BIS 20. SEPTEMBER 2015 die logistisch herausfordernde sogenannte Substanzbibliothek folgten. Die freundliche Einladung zum Lunch mit Fortsetzung der Gesprächsrunde nahm unsere Gruppe dankbar an. Am Nachmittag ging es dann nach Grevenbroich-Frimmersdorf in das Rheinische Braunkohlenrevier. RWE Power AG vermittelte uns im Besucherzentrum des Tagebaus Garzweiler erste Eindrücke über die Ausmaße des Reviers. Braunkohle wird allmählich den alternativen Energieträgern Wind und Sonne weichen müssen. RWE Power steht vor der Herausforderung einer massiven Neuausrichtung. Anschließend fuhr man mit dem Bus zur Besichtigung von Garzweiler. Der gewaltige Eingriff in die Natur, die mächtigen Kohleflöze, riesigen Schau- felbagger, kilometerlangen Transportbänder beeindruckten. Der Tag klang bei Kölsch und regionalen Speisen mit dem Besuch eines typischen Altstadtlokals – voller rheinischer Lebenslust, ohrenbetäubend laut – aus. Am folgenden Vormittag tauchten wir in eine gänzlich eigene Welt ein, wir blickten hinter die Kulissen von Film und Fernsehen bei den MMC Studios Köln-Ossendorf. Rundfahrt und Rundgang durch die Kölner Innenstadt waren dem Nachmittag vorbehalten. Den Abschiedsabend verbrachten wir in einem feinen Restaurant nahe dem FC-Stadion, vor dem Fans den Erfolg über den rheinischen Dauerrivalen Borussia MG ausgiebig feierten. Ein wieder spannendes, bereicherndes Treffen war zu Ende. Und für 2016 kreisen erste Überlegungen um Berlin. Günter Rill Am Freitagabend starten wir unser Treffen direkt vor unserem Hotel. Am Anleger wartet ein rundum verglastes Boot, mit dem wir in den nächsten Stunden etliche Runden auf dem Maschsee drehen. Ein rustikales Büfett vom Markt, reichlich Flüssiges und ein „Seebär“ mit Akkordeon heben die Stimmung. Nachdem in der Dunkelheit Hannovers Ufer nicht mehr zu sehen sind, wähnen wir uns auf See und beginnen mit dem offiziellen Programmpunkt 1: dem Absingen von Shantys! Da die Textvorlagen in trübem Licht nur schwer zu lesen sind, tönt über den Maschsee ein sehr individueller, aber vor allem lauter Gesang. Am Samstagmorgen bringt uns der Bus nach Hildesheim, und wir können unsere Stimmen schonen: Mit zwei Führerinnen erkunden wir die Altstadt. Unter dem Motto „Hildesheim im Mittelalter“ feiert die Stadt in diesem Jahr ihr 1200-jähriges Stadtjubiläum. Mariendom und Michaeliskirche, beides Weltkulturerbe, liegen auf unserem Weg, natürlich auch der wiederaufgebaute Alte Marktplatz mit dem Knochenhauer Amtshaus. Wir können leicht dem roten Jubiläumspfad durch die Stadt folgen. Zurück in Hannover, werden die Tapas im Grünen draußen auf einer Veranda zur Herausforderung: Zwei große Restaurantschirme und dazu noch viele kleine Schirme können weitgehend verhindern, dass der Wolkenbruch von oben Tapas und Wein verwässert. Ein feuchtfröhliches Mittagessen! Nur der Organisator blickt mit Sorgenfalten auf der Stirn gen Himmel. Den Abend verbringen wir im Hardenbergschen Haus in den Herrenhäuser Gärten. Den Sektempfang genießen wir im gepflegten Park, danach ist im Grünen Salon stilvoll und dem Kreis angemessen eine lange Tafel gedeckt. Nach dem Hauptgang machen wir uns auf den Weg zum Garten des Schlossrestaurants: An diesem Abend endet der 26. Internationale Feuerwerkswettbewerb mit der Vorführung des Schwedischen Siegerteams. Sie begeistern eine halbe Stunde lang mit grandioser Vorführung inklusive musikalischer Untermalung. Zurück im Hardenbergschen Haus, werden nun Dessert und Käse im Kaminzimmer reserviert – eine fast private und sehr gemütliche Atmosphäre. Am Sonntagmorgen (wie immer mit leicht reduzierter Teilnehmerzahl) machen wir uns zu Fuß auf den Weg durchs Grüne zum schlossähnlichen wilhelminischen Neuen Rathaus (Bauzeit 1901 bis 1913!). Eine kundige Führerin erläutert uns die Stadtgeschichte anhand der Stadtmodelle von 1689, 1939, 1945 und heute. Dazu die Baugeschichte des Hauses; wir können die Plenarsäle besichtigen und den berühmten Hodler-Saal. Zum Abschluss geht es nach geduldig ertragener Wartezeit im engen und wackeligen Bogenaufzug rauf auf die Rathauskuppel: ein grandioser Blick über die Stadt! Damit verabschieden wir uns von Hannover (und Hildesheim) und danken Ferdinand Pohl für viele interessante Eindrücke seiner Stadt. Nächstes Jahr sehen wir uns vom 23. bis 25. September in Krakau wieder. Axel Gattung Fotos: BBUG 106 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 107 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 84. BBUG IN BRÜGGE UND GENT 85./86. BBUG IN REGENSBURG 07. BIS 09. SEPTEMBER 2015 07. BIS 10. MAI 2015 Nach einem wunderbaren Golfwochenende im Juni in Garmisch-Partenkirchen trafen sich die 84er nun einschließlich der Nichtgolfer in Brügge. 23 Teilnehmer genossen die hervorragend organisierten Tage bei schönem Wetter und nutzten sie nicht nur zur Auffrischung der Geschichtskenntnisse. Die wechselvolle Geschichte der Stadt machte das europäische Trauerspiel der letzten Jahrhunderte bewusst. Zumindest die Hoffnung besteht, dass das ein Ende gefunden hat. Aber diese Hoffnung hatten sicher auch die Generationen vor uns. War Brügge über lange Zeit eine blühende Stadt, so verging wegen politischer Querelen der Wohlstand. Modernisierungen und Neubauten unterblieben, und es entstand ungeplant eine historische Touristenhochburg. Aber auch hier wüteten die Bilderstürmer der Reformation wie der napoleonische Säkularisierungswahn. So blieb es nicht aus, dass die ehemals großartige Kathedrale nur noch an ihren freigelegten Grundmauern im Keller eines Hotels zu besichtigen ist. Der Stadtrundgang führte uns zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Und die gibt es reichlich. Beim Besuch des alten Hospitals wurde uns erläutert, dass den eingelieferten Patienten zunächst vor allen medizinischen Maßnahmen die Beichte abgenommen wurde. Bei der Betrachtung der Instrumente und Erläuterung der Methoden wurde schnell klar, warum die Beichte am Anfang der Behandlung stand. Am zweiten Tag führte uns eine kurze Busfahrt nach Gent. Ich habe die Stadt Anfang der sechziger Jahre kennengelernt. Damals ging es den Flamen schlecht. Entsprechend war der Zustand der Stadt. Viele Häuser waren aus Sicherheitsgründen eingerüstet. Heute ist alles renoviert und sehenswert. Allein durch ihre Größe ist die Stadt Gent nicht mit Brügge vergleichbar. In den entsprechenden Altstadtbereichen waren aber die Touristen dominant. Zur Mittagspause steuerten wir das älteste Haus der Stadt an, das jedoch durch einen Aufzug geringförmig modernisiert wurde. Das private Orgelkonzert wurde mit dem Bach’schen Ohrwurm, Toccata und Fuge d Moll, eröffnet. Es ist immer wieder erstaunlich wie dieses Werk seine Zuhörer in seinen Bann zieht. Mit kurzen Beispielen wurden wir dann in die Neuzeit der Orgelkompositionen geführt. Ein ausgesuchtes Menu am Abend läutete den Abschied aus Brügge ein, der am nächsten Morgen – mit gegenseitigen guten Wünschen für Heimfahrt und Gesundheit – leider Wirklichkeit wurde. Die vorhergehende Abstimmung ergab, dass unser nächstes Ziel im Juni Dublin sein wird. Albrecht Müller „Regensburg liegt gar schön. Die Gegend musste eine Stadt hervorlocken.“ Dieser Satz wurde nicht vom Regensburger Stadtmarketing erdacht, sondern von Goethe und wir 40 Baden-Badener können ihn nur bestätigen. Die Einführung hätte nicht besser sein können, denn der Kulturreferent der Stadt, Klemens Unger, erzählte uns mit großem Engagement die Geschichte Regensburgs und deren Entwicklung bis zur Neuzeit. Der Regensburger Donaubogen war schon zur Steinzeit besiedelt, noch heute sichtbare Zeichen stammen aus der Römerzeit. Es ist eines der ältesten Bistümer in Deutschland und natürlich jahrhundertelang Tagungsort der Reichstage. Das Spannende ist, dass das alles noch heute erlebbar ist, denn es ist ein Glück, dass die Altstadt, nicht wie so viele andere, dem Erdboden gleichgebombt wurde. Ziel und Opfer waren die Messerschmitt-Werke, die im Westen der Stadt angesiedelt waren. Als ob es nicht schon der Kontraste genug war: Von Walhalla ging die Fahrt nach Wisent zum Nepaltempel. In einer liebevoll gestalteten Gartenlandschaft liegt dieser für die Expo 2000 in Hannover handwerklich bemerkenswert gestaltete Tempel. Am Samstag erwarteten uns Führer, um die Altstadt vorzustellen. Es gibt so viele Kirchen, dass wir nur einen kleinen Teil besuchen konnten, denn auch die Steinerne Brücke, das Alte Rathaus, in dem der Reichstag 1663 bis 1803 permanent tagte, und die römische Porta Praetoria bekamen wir erläutert. Was besonders hervorgehoben werden muss, ist der sehr gute Zustand der Altstadt, kein Wunder, dass die Stadt 2006 zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Das Festessen am Samstagabend im Hotel Bischofshof wurde gekrönt von einem lebhaften Vortrag des Bundesverfassungsrichters a. D. Herrn Prof. Dr. Steiner, der uns an vielen Beispielen er- läuterte, dass die Tätigkeit eines Richters nicht dröge sein muss. Natürlich kann man Regensburg nicht verlassen, ohne an einer Messe im Dom teilzunehmen. Die Messe wurde begleitet von den Regensburger Domspatzen und Orgelmusik der gewaltigen Reger Orgel. Ein krönender Abschluss dieser wunderbaren Tage in Regensburg. Das abwechslungsreiche und hochinteressante Treffen wurde von Vroni und Manfred Gottschaller exzellent vorbereitet und organisiert. Mit Bestürzung und tiefer Trauer mussten wir vier Wochen später die Nachricht vom plötzlichen Tod unseres Freundes Manfred hinnehmen. Unsere Anteilnahme gilt Vroni und den Kindern. Wir haben einen echten und aufrichtigen Freund verloren. 2016 findet das Treffen – 25 Jahre nach dem ersten gemeinsamen Treffen der beiden Jahrgänge in Berlin – wieder in der Hauptstadt statt. Termin: 28. April bis 1. Mai. Babo von Harrach Fotos: BBUG 108 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 109 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 87./88. BBUG IN BADEN-BADEN 89./90. BBUG IN HAMBURG 04. BIS 05. JUNI 2015 17. BIS 20. SEPTEMBER 2015 Der Freundeskreis 87./88. hatte beschlossen, das jährliche Treffen diesmal dem 60. Jubiläum der BBUG in Baden-Baden voranzustellen. So trafen am Donnerstagabend 19 fröhliche Teilnehmer bei herrlichsten Sommertemperaturen im Dorint Hotel ein, um dann gesellig die lange, laue Nacht auf der Terrasse des Rizzi zu genießen. Unser Organisator Christian Baumgürtel hatte ganze Arbeit geleistet – so kann das Wochenende in Baden-Baden starten. Als wir uns am Freitagmorgen per Bus auf den Weg nach Iffezheim mach- ten, strahlten die Teilnehmer mit der Sonne um die Wette. Der Besuch des größten, deutschen Laufwasserkraftwerks, Rheinkraftwerk der EnBW, bot uns Einblicke in die Geschichte und Technik der Energiegewinnung am Rhein, von der Wasserregulierung bis zu den Fischwanderwegen und modernstem Turbinen- und Anlagenbau. Natürlich auch mit angeregter Diskussion zur Energiewende. Von der fachkundigen, wie unterhaltsamen Führung beseelt, machten wir uns per Bus auf durch die Weinberge zum Spargelessen nach Heili- genstein. Mit Blick in das Rheintal und über das Rebland ließen wir unser kurzes individuelles Treffen ausklingen. Unser herzlichster Dank an Ulrike und Christian Baumgürtel. Zurück in Baden-Baden, ging es dann zügig an die Vorbereitung für das offizielle Programm der BBUG, welches wir als ein Highlight nach dem anderen empfanden. Die Gruppe trifft sich in Amsterdam vom 9. bis 12. Juni 2016. Susanne Wentzler-Christ 48 BBUGler treffen sich im September auf Einladung von Gerda und Georg Schöning, unterstützt von Niels Michelsen und Christian Reidock. Das Programm steht unter dem Motto „Neues entdecken und lernen, Schönes erleben und alles gemeinsam genießen“. Neues lernen wir bei der DEA Deutsche Erdöl AG mit Sitz in Hamburg. Herr Rappuhn, der CEO, stellt uns das Unternehmen vor, das sich seit 116 Jahren mit der umweltfreundlichen und nachhaltigen Förderung von Erdöl und Erdgas sowie dessen Speicherung befasst. In Fachvorträgen tauchen wir ein in die Geologie von Förderstätten, in modernste Bohr- und Fördertechniken sowie speziell in das Fracking, erfahren aber auch, wie wichtig Umweltschutz, Sicherheit und Gesundheitsvorsorge im Unternehmen genommen werden. Am Nachmittag liegt uns Hamburg bei der Turmbesteigung der Sankt Michaelis Kirche zu Füßen. Nach der Führung durch die Kirche und die Krypta wissen wir, warum die Hamburger ih- ren Michel so lieben! Bei schönem Wetter unternehmen wir in der HafenCity einen Spaziergang, promenieren von den MagellanTerrassen bis zum Anleger Elbphilharmonie und fahren mit der Barkasse MS Hamburger Deern elbabwärts nach Blankenese zum Dinner. Wir wundern uns, wie viele Menschen an Land stehen und uns fröhlich, teilweise mit Bettlaken, zuwinken, drehen uns um: Wir werden von der Queen Mary 2 „begleitet“! Auch das haben unsere Gastgeber möglich gemacht! Am Samstag erwartet uns wieder ein besonderes Erlebnis: „Auge in Auge mit den Giganten“. Wir besichtigen das HHLA Container Terminal in Alten- werder, das mit seinen fahrerlosen Flurförderzeugen für die Verteilung der Container zu den modernsten Containerhäfen der Welt gehört. Einen Moment der Stille genießen wir im Seefahrerheim, wo in einem Raum im Nebeneinander der Altäre jeder Seefahrer den seinen zum Beten findet. Der Rückweg führt uns durch den alten Elbtunnel zu den St. Pauli Landungsbrücken: Neben der technischen Leistung von 1911 sind wir beeindruckt von der schönen und aufwendigen Architektur. Unser Treffen klingt aus bei einem festlichen Empfang und Abendessen in der besonderen Atmosphäre des Norddeutschen Regattavereins an der Schönen Aussicht der Außenalster. Danke an die Organisatoren für die wunderbaren Tage und das Erleben in Freundschaft! Wir freuen uns schon jetzt auf unser Jahrestreffen in Leverkusen und Köln in der Zeit vom 8. bis 11. September 2016 unter der Federführung von Margret und Wolfram Wagner. Alfred Odendahl Fotos: BBUG 110 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 111 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 91./92. BBUG IN STOCKHOLM 96. BBUG IN MURNAU 11. BIS 14. JUNI 2015 11. BIS 14. JUNI 2015 Nachdem das Brautpaar Prinz Carl Philip von Schweden und Miss Sofia Hellqvist ihre Hochzeit genau auf unseren schon vor Jahresfrist beschlossenen Termin gelegt hatte, erlebten wir die langen Tage in Stockholm bei schönstem „Königs“-Wetter in allgegenwärtiger Hochzeitsstimmung. Wenn man davon absieht, dass wir dadurch einige organisatorische Einschränkungen hinnehmen mussten, war dieses Ereignis für unser Treffen ein zusätzliches Highlight. Wie versprochen, hatte unser Freund Claus Loewe unter Einbeziehung seiner guten geschäftlichen Kontakte ein in jeder Weise hervorragendes Programm vorbereitet. Schon allein die Hotelterrasse auf der dem Zentrum nahe gelegenen Insel Skeppsholmen war ideal für ein vielfaches freudiges Hallo beim Get-together. Auch nach mehr als zwei Jahrzehnten Baden-Baden sind Vorträge noch immer ein fester Bestandteil im Programm unserer Folgegespräche! Diesmal waren die Ausführungen von Mrs. Anna Felländer, Chief Economist Swedbank, und von Mr. Marcus Strömberg, CEO der AcadeMe- dia, sehr aufschlussreich und interessant und führten zu lebhaften Diskussionsbeiträgen. Nach der obligatorischen Stadtrundfahrt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Stockholm ging es am Abend nach einem kurzen Bootstrip zum geschichtsträchtigen Freilichtmuseum Skansen, wo die Kultur und Tradition ganz Schwedens auf kleinstem Raum gezeigt wird. Der geführte Rundgang durch die historischen Anlagen endete in einem der Festsäle, wo wir hervorragend diniert und uns bestens unterhalten haben. Der Programmpunkt am Samstag „bis zum Nachmittag zur freien Verfügung“ wurde allseits begrüßt und als besonders angenehm empfunden. Diese Gelegenheit hat jeder auf seine Weise genutzt, um sich in – im Hochzeitsfieber befindlichen – Stockholm umzusehen, Sehenswürdigkeiten und nahe liegende Museen zu be- suchen oder entspannt einfach nur die Sonne zu genießen. Abschließender Höhepunkt unseres Treffens war die zweistündige Bootsfahrt durch die einmalig schöne Schärenlandschaft. Dabei konnte man sich lebhaft vorstellen, dass sich in einem der schmucken Häuschen auf einer der mehr als 20.000 Inseln der kurze, aber intensive schwedische Sommer genießen lässt. Das Grinda Wärdshus, gelegen auf Grinda, der Insel der Erlebnisse, war unser angesteuertes Ziel. Auf der Terrasse erhielten wir in voller Abendsonne einen bleibenden Eindruck von der schwedischen Landschaft und wurden mit üppigen Fischspezialitäten kulinarisch verwöhnt. Fazit: Mit dieser schönen und sehr harmonisch verlaufenen Schwedenreise hat uns unser Freund Claus Loewe ein Erlebnis besonderer Art vermittelt, das allen Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben wird. Inzwischen steht auch schon fest, dass es vom 2. bis 6. Juni 2016 ein freudiges Wiedersehen in Dresden geben wird. Kurt Baiker Nur drei Tage vorher waren Merkel, Obama und Cie abgereist, da konnte der stellvertretende Landrat Dr. Rapp die Gäste des nächsten Gipfeltreffens im Landkreis Garmisch-Partenkirchen begrüßen, nämlich die 96er zum Jahrestreffen in Murnau am Staffelsee; ein „staatstragender Empfang“ im Hotel Alpenhof, mit taufrischen Anekdoten vom Elmauer Gipfel und ein trefflicher Start in die vor uns liegenden Tage, die Gitta und Peter Fischl so inhaltsreich und liebevoll vorbereitet hatten. Nicht nur die Kanzlerin hatte oberbayerisches Wetterglück, ebenfalls die Fischls am nächsten Morgen. Wir fuhren zur weltweit ältesten Bergwetterstation auf den Hohenpeißenberg, die seit 1781 Wetterdaten aufzeichnet und heute Teil des Klimaüberwachungsprogramms Global Atmosphere Watch ist. Ein Vortrag führte uns ein in die Ermittlung/Verifizierung von Wettertrends, die die globale Erderwärmung dokumentieren. Anschließend genossen wir das 360-GradPanorama von der Aussichtsplattform. Auf dem Weg zur Brotzeit im Restaurant Bayerischer Rigi mit Weißwürsteln schauten wir in die prächtige RokokoWallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt. Dann ging es zum Werk der RocheGruppe in Penzberg. Auf dem alten Bergwerksgelände ist eins der größten Biotechnologiezentren Europas entstanden. Den Standort mit 5.400 Mitarbeitern zeichnet aus, dass hier F&E und Produktion für die Geschäftsbereiche Diagnostics und Pharma parallel betrieben werden, um in der „Personalisierten Medizin“ neue Akzente zu setzen. Vor allem die Präsentation von Dr. Scheuer über das von ihm entwickelte bildgebende Verfahren bei Tierversuchen beeindruckte uns. So kann mit wesentlich weniger Tierversuchen die Effizienz neuer Wirkstoffe gegen bösartige Tumore bestimmt werden. Am Abend wurde es im Griesbräu mitten im Ort zünftig. Viel Bier und üppige Spanferkelportionen sorgten für beste Stimmung. Der Samstag galt der kulturellen Vielfalt in und um Murnau. Im Buchheim Museum am Starnberger See sahen wir die erste gemeinsame Ausstellung aus den Sammlungen der Freunde L. Buchheim und H. Nannen, „Expressionismus²“, mit 150 Exponaten von 51 Künstlern. Auf dem „Steg“ des architektonisch reizvollen Gebäudes nahmen wir einen Imbiss zu uns. Zurück im Ort, besuchten wir das Schlossmuseums Murnau. Es zeigt die wichtige Rolle Murnaus in der Kunstund Literaturgeschichte Anfang des 20. Jahrhunderts (Werke der Künstlergruppe Der Blaue Reiter und des Dramatikers Ödön von Horváth) sowie Heimatkundliches zum Murnauer Moos und zur Hinterglasmalerei. Besonders Kunstbeflissene gingen noch ins Münter-Haus. Das Abschlussdinner im Hotel wurde wieder ein munterer Abend in freundschaftlicher Runde von 32 der 96er, die der Einladung der Organisatoren Gitta und Peter Fischl gefolgt waren. Den beiden gebührt von Herzen unser Dank! Auf frohes Wiedersehen beim nächsten 96er Gipfel in Ludwigsburg vom 2. bis 5. Juni 2016)! Marlies & Karl-Joachim Neidhart Fotos: BBUG 112 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 113 Die alte polnische Königsstadt Krakau war das Ziel des diesjährigen 97./98. Folgetreffens. Dieses malerische und geschichtsträchtige an der Weichsel gelegene Kleinod europäischer Kultur in der Mitte Europas hat uns 43 BBUGler während des viertägigen Treffens sehr begeistert. Als wir uns am ersten Abend im Innenhof des Restaurants La Campana zum Aperitif trafen, hatten sich die Regenwolken gerade verzogen, sodass wir uns für den Rest des ganzen Treffens am sonnigen Wetter erfreuen durften. Dann ging es hinunter in einen der vielen Krakauer Gewölbekeller, in dem wir fröhliches Wiedersehen feiern konnten. Im Konferenzsaal des Hotels Stary führte uns am Donnerstagmorgen Generalkonsul Dr. Werner Köhler in die sehr wechselhafte Entwicklung der deutschpolnischen Beziehungen ein. Als zweiter Referent stand uns Herr Gerhard Gnauck, langjähriger Korrespondent der Zeitung Die Welt in Warschau zur Verfügung. Zusätzlich zu seinem Thema „Das Deutschlandbild der Polen“ schlug er insbesondere den Bogen zu den besorgniserregenden Entwicklungen in der Ukraine, die eine BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 97./98. BBUG IN KRAKAU 99./100. BBUG IM RHEIN-MAIN-GEBIET 14. BIS 17. MAI 2015 10. BIS 13. SEPTEMBER 2015 starke Belastung, ja krisenhafte Zuspitzung der Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union zur Folge haben. Dieses Thema nahm auch Bogdan Klich, Ex-Verteidigungsminister und derzeitiger Senator mit seinem engagierten europäisch orientierten Vortrag auf, ohne die neuen Herausforderungen, die sich für Europa durch die krisenhafte Entwicklung in Afrika und Mittelost ergeben, zu vernachlässigen. Schließlich stellte uns der Vorstandsvorsitzende der RWE Polska, Dr. Filip Thon (130. BBUG), sein in und um Warschau tätiges regionales Stromunternehmen im Gefüge des polnischen Wirtschafts- und Rechtsgefüges vor. Am Nachmittag besuchten wir die ehemals sozialistische Retortenstadt Nowa Huta und das nun zum ArcelorMittal-Konzern gehörende Stahlwerk. Ein Gang entlang einer hochmodernen und menschenleeren Stranganlage, in der die glühende Bramme Schritt für Schritt vollautomatisch schließlich zu einem Coil Walzblech verarbeitet wird, zeigte uns ein beeindruckendes Beispiel auch in Polen angewandter Hochtechnologie. Den späten Nachmittag und Abend verbrachten wir in Kasimierz mit seinen noch sichtbaren Resten einer früher blühenden jüdischen Kultur und – im früheren Getto – mit den bedrückenden Bildern des nationalsozialistischen Terrors. Den Abend schloss ein KlezmerKonzert mit nachfolgend typisch jüdischen Gerichten ab. Ein Besuch auf dem Wavel, dem Nationalheiligtum der Polen, mit Schloss, Kathedrale und Königsgräbern, vor dem wir standesgemäß mit Kutschen vorfuhren, sowie viele Eindrücke von der Stadtführung – insbesondere der Besuch des berühmten Veit-Stoß-Altars in der Marienbasilika sowie ein fulminanter Abschlussabend mit klassischem Bläserkonzert – rundeten ein insgesamt gelungenes Treffen ab. Im kommenden Jahr werden wir uns vom 5. bis 8. Mai im KölnAachener-Raum treffen. Gert Maichel Unser diesjähriges Treffen begann bei herrlichem Wetter im Odenwald, wo uns unsere Gastgeber Günther Teufel und Ralf Gissel im Lufthansa Training & Conference Center Seeheim-Jugenheim willkommen hießen. Vorgeschaltet war für einige Teilnehmer ein Golfturnier im Golfpark Groß-Zimmern unter der einfühlsamen Leitung von Albert Filbert. Bei dem abwechslungsreichen Programm mit den Schwerpunkten Darmstadt und Frankfurt wurden Günther und Ralf durch ihre liebenswerten Ehefrauen Brita und Barbara unterstützt. Der Freitag begann mit einem Besuch der Software AG in Darmstadt und einem Vortrag des sympathischen CEO Karl-Heinz Streibich (115. BBUG) zum Thema „Digitalisierung“. Der homogene Markt USA stellt auch auf diesem Gebiet für den heterogenen Markt Europa eine Herausforderung dar. Digitale Start-ups wie Uber, Airbnb oder Alibaba sind Beispiele für neue digitale Geschäftsideen, die sich ohne kapitalintensive Assets erfolgreich behaupten. Der zweite Besuch an diesem Tag führte uns zur Deutschlandzentrale von PWC in Frankfurt, wo wir zunächst den herrlichen Spätsommertag auf der Dachterrasse des erst vier Jahre alten Towers 185 zu einem Rundblick auf das grüne Frankfurt nutzten. Vorstand Markus Burghardt (111. BBUG) gab uns einen Überblick über die Aktivitäten von PWC und sprach über „Aktuelle Entwicklungen in der deutschen und europäischen Finanzwelt“. Das nicht immer konfliktfreie Nebeneinander von Wirtschaftsprüfung und strategischer Beratung gab viel Stoff für eine intensive Diskussion. Der Tag wurde abgerundet durch ein eindrucksvolles Pre-Dinner-Konzert: Irène Duval, Solovioline, und Hayoung Choi, Solovioloncello, von der Kronberg Academy spielten äußerst virtuos Stücke unter anderem von Johann Sebastian Bach und Béla Bartók sowie ein Duett von Johan Halvorsen. Manfred Spindler ermöglichte diese Vorführung. Im Anschluss fand ein festliches Abendessen statt mit dem Dinnerspeaker Thomas Schmid, Journalist, Autor und ehemals Herausgeber der Zeitung Die Welt, der zum Thema „Wir müssen lernen, in einer instabilen Welt zu leben“ sprach. Der Samstag umfasste nach den Wirtschaftsthemen die noch komplexere Welt der Erdgeschichte und der Biodiversität. Zunächst stand der Besuch des Welterbes Grube Messel auf dem Programm. Daran schloss sich ein Besuch der Mathildenhöhe in Darmstadt, Zentrum des Darmstädter Jugendstils an. Ein weiterer Höhepunkt am Abend war das Senckenberg Museum mit einem Vortrag durch den Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft, Prof. Dr. Volker Mosbrugger, zum Thema „Biodiversität: Gefährdetes Naturkapital“. Unter dem strengen Blick einiger Dinosaurier wurde der Abend im Museum mit einem Imbiss beendet. Am Sonntag wurde das abwechslungsreiche Wochenende nach dem Frühstück beendet. Wir sehen uns wieder im September 2016 in Rom. Hans-Dieter Bott Fotos: BBUG 114 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 115 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 101./102. BBUG IN BADEN-BADEN 103./104. BBUG IN BADEN-BADEN 04. BIS 07. JUNI 2015 05. BIS 07. JULI 2015 In diesem Jahr hatten wir unser Folgetreffen mit der BBUG-Jubiläumsveranstaltung vom 5. bis 7. Juni verknüpft und uns bereits am 4. Juni 2015 in Baden-Baden zu einem abwechslungsreichen und spannenden Zusatzprogramm getroffen. Unser Freund Hans F. W. Frey, gebürtiger Badener, hatte das Programm für uns ausgearbeitet und die gut 30 Teilnehmer damit hoch erfreut. Am 4. Juni fuhren wir gemeinsam nach Karlsruhe zur Staatlichen Majolika Manufaktur. Wir wurden dort vom Leiter der Manufaktur mit einem lebendigen Einführungsvortrag und einer kompetenten Führung durch die Kunstwerkstätten freundlichst empfangen. Anschließend durften wir unter künstlerischer Begleitung unsere persönlichen Talente zum Ausdruck bringen und eigens reservierte Majolika-Schalen eigenhändig kunstvoll bemalen und danach fachmännisch brennen lassen. Das künstlerisch anspruchsvollste Exponat wurde schließlich von den Künstlern der Majolika professionell ausgewählt und prämiert. Den kurzweiligen und hochkreativen Tag schlossen wir mit einem stimmungsvollen badischen Abend in der Cantina Majolika ab, zu dem uns unsere Freunde Kornelia und Hans F. W. Frey anlässlich ihrer beiden Geburtstage großzügig eingeladen hatten. Den Freitag verbrachten wir zunächst bei Bosch in Gerlingen/Schillerhöhe. Hauptattraktion war, neben der Öffnung und kundigen Führung durch die Brasilien-Bibliothek des Hauses, das Kolloquium mit Vertretern der TU Stuttgart und Bosch über die Forcierung und Stärkung von Venture Capital. Im Gedankenaustausch mit dem Rektor der Universität und seinen Kollegen ging es insbesondere um die Suche nach verbesserten Umsetzungs-, Finanzierungs- und Vermarktungsmöglichkeiten von Innovationen der Forscher und Entwickler der Hochschule. Nach einem gemeinsamen Mittagessen auf Einladung von und im Hause Bosch, bei dem die Diskussionen lebhaft fortgesetzt wurden, mündete unser individuelles Folgetreffen 2015 am Nachmittag in das gemeinsame offizielle BBUG-Jubiläumsprogramm, welches wir alle großartig und in der Themenauswahl als zukunftsweisend betrachteten. Die Stimmung in Baden-Baden war wieder bestens und die Freude auf unser nächstes Frühjahrsfolgetreffen in Buenos Aires, in der Zeit vom 17. bis 20. März 2016, ist groß. Udo vom Berg In diesem Jahr haben wir das 17. Nachfolgetreffen der 103./104. BBUG Anfang Juli mit dem 60-jährigen Jubiläum der Baden-Badener Unternehmer Gespräche kombiniert. Mit knapp 40 angemeldeten Teilnehmern haben wir an dem exzellenten zweitägigen Programm mit den vielen Höhepunkten in Baden-Baden teilgenommen, das für unsere Gruppe mit der hervorragenden Aufführung der Verdi Oper „La Traviata“ im Festspielhaus und dem ausgezeichneten Buffet seinen offiziellen Abschluss fand. Am Sonntag hat unser 103./104. BBUG eine mehrstündige leichte Wanderung um das Alte Schloss Hohenbaden oberhalb von Baden-Baden auf einem wunderschönen Höhen- und Waldweg unternommen. Organisiert wurde unser Zusammentreffen dankenswerterweise und schon traditionell von unseren Freunden Norbert und Annemarie Indlekofer. Das herzliche und kommunikative Wiedersehen an den gelungenen beiden vorangegangenen Jubiläumstagen wurde reflektiert, viele weitere interessante Gespräche wurden geführt und nach den Tagen und Abenden im Kongresshaus respective Festspielhaus in Baden-Baden genossen wir die frische Luft bei herrlichem Sonnenschein. Als außerordentlich nette und große Überraschung bei wunderbarem Ausblick zum Schwarzwald und ins Rheintal bis zu den Vogesen servierten die beiden Söhne von Norbert und Annemarie ein Picknick mit Schwarzwälder Schinken und Sekt. Nach der Wanderung wurden Restdurst und Appetit im gastlichen Ambiente des Rittersaals im Alten Schloss Hohenbaden gestillt. Danach hieß es Abschied nehmen bis zum kommenden Jahr, in dem wir uns vom 16. bis 18. September in Nabburg/Regensburg bei unseren Freunden Thomas und Mandana Hanauer wiedersehen werden. Michael Portoff; Roland Ochsenfeld Fotos: BBUG 116 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 117 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 105./106. BBUG IN PARIS 107./108. BBUG IN BADEN-BADEN 14. BIS 17. MAI 2015 04. BIS 07. JUNI 2015 Dieses Jahr trafen sich die 105er/106er in Paris mit einer Beteiligung von 60 Personen. Dank der ausgezeichneten Vorbereitung durch Andreas Hübner war ein Mix aus traditionellem Paris-Programm und dem Focus auf Neuer Kunst entstanden. Fantastisch! Mit stürmischen Begrüßungen und Umarmungen und „Wie schön, dass wir uns wiedersehen“ fand das Salut & Rendezvous im Restaurant Mollard vis-à-vis des Hotels statt. Gegründet im Jahr 1867, beeindruckt es heute mit wunderbar erhaltenen Jugendstilelementen. Den offiziellen Auftakt bildete am Folgetag ein Besuch bei der Unternehmensgruppe Oddo & Cie. Das privatwirtschaftliche Spezialkreditinstitut setzt den Fokus auf Asset Management und Brokerage. Das Unternehmen ist Spezialist für französische Small Caps und bekannt für sein erstklassiges Research. Zudem hat Oddo kürzlich in Deutschland die in Frankfurt ansässige Seydler Bank übernommen und in Düsseldorf die Meriten Asset Management. Zu Beginn hörten wir Herrn JeanPierre Pinatton, Vorsitzender des Auf- sichtsrats mit seinem Eingangsvortrag zur aktuellen politischen Situation in Frankreich. Darauf gab uns Gilles Haumont, CEO von Mellerio – dem ältesten und letzten unabhängigen französischen Juwelier der Welt – einen umfassenden Überblick über die französische Luxusindustrie. Das Lunch nahmen wir inmitten der Galerie Thaddaeus Ropac ein. Die Galerie hat 2012 in Pantin eröffnet und ist spektakulär in einer denkmalgeschützten Kesselfabrik untergebracht. Wir sahen die Ausstellung „Second Body“ von Antony Gormley und „De l’Amitié“ von Andreas Slominski. Den Nachmittag verbrachten wir dann auf dem Place Vendôme und bei dem Juwelier Mellerio und sahen hochexklusive, historische Schmuckstücke von französischen und europäischen Königinnen. Der krönende Abschluss des Tages war ein Dinner im Privatclub Cercle de l’Union Interalliée, wo wir auf großzügige Einladung von Lazard Asset Management verwöhnt wurden. Das musikalische Programm wurde von Patricia Seidl, Pianis- tin, Sängerin und Tochter unseres Baden-Badener Freundes Dr. K. Richard Seidl hervorragend bestritten. Im Mittelpunkt des nächsten Tages stand ein gemeinsamer Gruppenbesuch bei der Fondation Louis Vuitton im Bois de Boulogne. Dieses Privatmuseum beherbergt überwiegend Werke des 20. Jahrhunderts, die auf 11.000 Quadratmetern präsentiert werden. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, die Ausstellung „The ,Enfants terrible‘ of fashion“ von Jean Paul Gaultier im Grand Palais zu besuchen. Legendär ist das Bustier, welches Madonna bei der Blonde Ambition Tour 1990 getragen hat! Am Nachmittag konnte man – ganz nach Neigung – eine Führung durch Montmartre oder das Marais-Viertel mit den alten und prächtigen Stadtpalästen, schiefen Häusern der Handwerker und Ordensniederlassungen der Tempelritter machen. Beim abschließenden Dinner Cruise auf der Seine begann dann schon die Vorfreude auf unser nächstes Treffen vom 5. bis 8. Mai 2016 am Tegernsee! Ralf Guntermann Die Tatsache nutzend, dass sich die meisten 107er/108er das 60. Jubiläum in Baden-Baden nicht entgehen lassen wollten, hatten wir drei Sprecher entschieden, das Festwochenende um zwei Tage nach vorne zu verlängern und uns im Vorfeld zu unserem Jahrestreffen in der Bäderstadt im Schwarzwald zu treffen. Wir 107er/108er trafen uns zur Einstimmung auf das vor uns liegende außergewöhnliche Wochenende bereits am Donnerstagabend in dem traumhaft schön auf einer Anhöhe gelegenen Restaurant La Provence. Die Gespräche wurden dort fortgesetzt, wo sie bei unserem letzten Treffen in Schottland aufgehört hatten. Es wurde eine erste lange Nacht – und sollte nicht die letzte an diesem Wochenende bleiben. Der Sommer hatte es an diesem Wochenende gut mit uns gemeint. Die fast tropischen Temperaturen konnten uns trotzdem nicht davon abhalten, am späten Vormittag des nächsten Tages in bester Wanderlaune zum Forellen-Schlemmer-Lädele in Gaisbach zu laufen. Auch heute stand auf dem Programm „Austausch ist fast alles“. So hatten wir 107er/108er uns schon warmgelaufen und privat und beruflich auf den neusten Stand gebracht, als am Abend das offizielle Jubiläumsprogramm mit Cocktailempfang und der außergewöhnlichen Rede des Außenministers Dr. Frank-Walter Steinmeier zur aktuellen Weltlage begann. Der Abend schloss mit Gustav Mahlers 1. Symphonie mit der beeindruckenden Klangfülle des Ensembles The Management Symphony. In diesem Orchester haben sich Führungskräfte der deutschen Wirtschaft und ambitionierte Hobbymusiker zusammengefunden, unter anderem auch ein BBUGler: Dr. Manfred Spindler (100. BBUG). Der Samstagvormittag bot, ganz in BBUG-Tradition, Podiumsgespräche zu aktuellen Wirtschaftsthemen und ausreichend Gelegenheit, sich auch über das eigene Gespräch hinweg weiter zu vernetzen. Nach einem entspannten Nachmittag fanden wir uns alle in festlicher Abendrobe im Baden-Badener Festspielhaus wieder, wo wir eine ungewöhnliche Inszenierung von „La Traviata“ hören und sehen konnten und den Sommerabend bis in die frühen Morgenstunden ausdehnten. Unermüdliche BBUGler trafen sich am Sonntagmorgen zur Abschluss-Matinée im Garten und unter den schattigen Bäumen des Palais Biron wieder. Am frühen Nachmittag hieß es dann endgültig für alle, Abschied zu nehmen und sich auf das nächste Jahrgangstreffen zu freuen. Für uns 107er/108er ist dies Sizilien, Taormina vom 26. bis 29. Mai 2016. Wilfried Porth; Jens-Uwe Fischer; Gabriele Eick Fotos: BBUG 118 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 119 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 109./110. BBUG IN FRANKFURT 111./112. BBUG IN GENT 14. BIS 17. MAI 2015 14. BIS 17. MAI 2015 Dieses Jahr war Frankfurt, die Stadt des Geldes und der Künste, das Ziel unseres alljährlichen Wiedersehens. Das Organisationsteam (Thomas Duhnkrack, Roberto Gualdoni, Rainer Holler, Altfried Lütkenhaus, Martin Scholich und Martin Wienkenhoever) hatte ein Programm vorbereitet, welches so gut wie keine Wünsche offen ließ. „Über den Dächern von Mainhattan“: So lautete das Motto des ersten Abends, denn Martin Scholich hatte im Namen von PWC in den neuen Tower 185 eingeladen. Der Name Tower 185 ist dabei etwas irreführend, denn mit rund 200 Metern Höhe ist der PWC-Tower das vierthöchste Bürogebäude in Deutschland. Die Stadt lag uns mit all ihrer Pracht und Gebäudevielfalt im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen. Prof. Christoph Mäckler, der bekannte Architekt und Städtebauer, gab uns einen Einblick in seine architektonischen Grundgedanken zum Tower 185. Am zweiten Tag wurden die Themen Geld und Kunst auf eine ganz besondere Art miteinander verbunden. Dabei zeigt Hans-Dieter Brenner, der Vorstandsvorsitzende der Helaba auf, dass es heute wirklich einer Kunst gleichkommt, mit einer Landesbank noch Geld zu verdienen. Friedrich von Metzler zeigte die Verantwortung auf, die heute ein privates Bankhaus hat. Danach folgte ein Besuch im Staedel Museum. Wir hatten dank der einführenden Worte von Thomas Duhnkrack, der sich als echter Städel-Fan outete, einen tiefen Einblick in die bildhafte Kunst. Michael Gorriz begrüßte uns am Abend auf der herrlichen Terrasse des Ruderclubs Germania, wo wir einen zauberhaften Blick auf den Main hatten. „Von der Furt zum Knoten“: So lautete das Motto am Samstag. Beim Stadtrundgang erreichte unser Ohr eine ganze Menge an Informationen über die Geschichte der Stadt – kulinarisch abgerundet durch den Verzehr von grüner Soße im steinernen Haus. Anschließend konnten wir von Peter Knapp, Geschäftsführer Interxion Deutschland GmbH erfahren, dass Frankfurt heute Weltmarktführer ist im Business der Daten. Beim Rundgang durch den Westend Campus konnte man in den Gesichtern der Teilnehmer lesen: So macht studieren auch heute wirklich Spaß! Als wäre es ein Stück vom Paradies: Der Rheingau gehört zu Frankfurts Rahmenprogramm und Martin Wienkenhoever hatte mit dem Organisationsteam Schloss Johannisberg ausgewählt. Eine Probe von köstlichem Wein mit einem herrlichen Blick auf den Rhein … Gaumen und Seele, was wollt ihr mehr. „Mainfahrt oder Heimfahrt“: Wie immer hatte für den ausklingenden Sonntag jeder seine eigene Wahl getroffen. Einstimmig fiel das Votum aus für unser nächstes Ziel: Auf Wiedersehen vom 26. bis 29. Mai 2016 in Brüssel. Pamela Knapp und Klaus Huber werden uns dann über das Parkett der Europapolitik führen. Wolfgang Setzler Mittelalter und Zukunft treffen sich in Gent. Das Folgetreffen 2015 führte die 111er und 112er nach Gent, eine bezaubernde Stadt im Herzen Belgiens mit zahlreichen mittelalterlichen Denkmälern. Unter strahlend blauem Himmel kamen die perfekt erhaltenen Gebäude zur vollen Geltung. Bei der Besichtigung des Gemäldes „Het Lam Gods“ der Gebrüder Van Eyck wurden wir eingeführt in die Schwierigkeiten und den enormen Aufwand bei der Restauration solcher Gemälde. Den Sprung „zurück in die Zukunft“ vollzogen wir bei Bayer Cropscience mit einem Blick in die heutigen und zukünftigen Möglichkeiten der Gentechnologie bei Nutzpflanzen. In bester BBUG-Tradition folgte eine intensive Debatte mit verschiedenen Fach- leuten zu den Chancen und Risiken der Gentechnologie. Am nächsten Tag waren wir bei The Vlerick Business School eingeladen, wo wir die Entwicklung der Finanzmärkte unter die Lupe nahmen in einer Diskussion mit Freddy Van den Spiegel. Seine provokanten Thesen sorgten für anregende Gespräche auch in der Folge und neue Erkenntnisse. Belgien konnten wir nicht verlassen, ohne Brügge gesehen zu haben: Selbst starker Regen konnte die Begeisterung für dieses Kleinod nicht dämpfen. Natürlich durften wir auch das kulinarische Potenzial Belgiens erkunden. Hier wird nur so viel verraten: Viele BBUGler sprachen vom besten Essen aller bisherigen Treffen. Viele waren am Ende überzeugt: Wir kommen zurück, um weitere kulinarische Highlights zu entdecken. Zunächst aber geht es vom 5. bis 8. Mai 2016 nach Paris. Alain Bauwens Fotos: BBUG 120 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 121 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 113./114. BBUG IN AMSTERDAM 115./116. BBUG AM WÖRTHERSEE 14. BIS 17. MAI 2015 14. BIS 17. MAI 2015 Das diesjährige Folgetreffen der 113er/114er führte uns mit fast 60 BBUGlern nach Amsterdam. Wir genossen die Möglichkeit, die Vielfalt der Innenstadt aus verschiedenen Perspektiven zu erleben – per Klassik-Bootskonvoi durch die Grachten, mit vier Kutschen in stetigem Trab durch die engen Gassen und auch zu Fuß. Vertiefen konnten wir unsere historischen Kenntnisse durch den Besuch der Hermitage und des Rijksmuseums. Aktuell besichtigten wir in Amsterdam die noch bis zum November laufende Ausstellung „Alexander, Napoleon & Joséphine, eine Geschichte von Freundschaft, Krieg und Kunst“. Neu für viele von uns war die Information, dass die Regenten der europäischen Königshäuser von Belgien, Dänemark, Luxemburg, Norwegen und Schweden Nachkommen von Joséphine sind. Auch über die Geschichte der Oranier und die Verbindung Oranien – Nassau erhielten wir später anschauliche Informationen von Reinildis van Ditzhuyzen. Die Expertin für europäische Adelshäuser und speziell das niederländische Königshaus brachte uns in einem sehr lebendigen Vortrag nahe, wie die Oranier durch geschickte Eheschließungen Thron, Anerkennung und Geltung wahrten (Oranje lebt). Das vor zwei Jahren nach zehnjährigem Umbau und Erweiterung wiedereröffnete Rijksmuseum beeindruckte uns schon auf den ersten Blick durch die Gebäudearchitektur und das neue Ausstellungskonzept. Mit einem Rundgang durch die ständige Ausstellung verschafften wir uns aber eine Übersicht über die niederländische Kunst, vorwiegend im 17. Jahrhundert, dem sogenannten Goldenen Zeitalter. Natürlich bildete die Betrachtung der „Nachtwache“ von Rembrandt einen Höhepunkt. Dagegen waren wir im Miele Inspirience Center selbst gefordert. Auf Einladung von Herrn Brouwer, dem Leiter der Miele Vertriebsgesellschaft Niederlande, in Vianen, besichtigten wir zunächst das 2008 umgebaute Center. Es präsentiert in großzügigen Räumlichkeiten sämtliche Produktlinien, dient als Schulungsstätte für Miele-Mitarbeiter und bietet auch für Endkunden eine große Informationsvielfalt, die sehr gut angenommen wird. Herr Brouwer gab uns in seiner Präsentation und im persönlichen Gespräch Einblicke sowohl in den niederländischen Markt für Konsumentenelektronik insgesamt als auch in die Entwicklung des 1899 in der Nähe von Gütersloh gegründeten Zwei-Familien-Unternehmens Miele, dessen Historie mit Holz-Butterfässern und Milchzentrifugen begann. Mit der Errichtung von Brand Stores und dem verstärkten Fokus auf Onlineshopping sieht sich das Unternehmen auch für die Zukunft gut aufgestellt. Das Center beinhaltet auch ein großes Kochstudio mit elegantem Dining Room. Hier galt es für uns im Kookworkshop selbst tätig zu werden. Fazit: Das mit Bedacht ausgewählte Programm von Kornelia und Martin Fischedick und Bettina und Jürgen Schmitt brachte uns Information und Aktion und ließ genug Zeit zum Gedankenaustausch unter Freunden. Auch der Tanz am Abschiedsabend fehlte nicht. Die Diskussion um die nächsten Folgetreffen bestätigte für 2016 das Reiseziel Wien. Alfred Ötsch hat die Organisation übernommen. Wir werden uns erstmals am Fronleichnamswochenende treffen und dies auch in den kommenden Jahren beibehalten. Marion Prinz; Thomas Fischer „KÄRNTEN MACHT S!NN“: Unter diesem Motto hatten Johanna und Ulrich Glaunach in ihre gute Stube an den Wörthersee eingeladen, und rund 70 Teilnehmer und Partner des 115./116. BBUG folgten ihrem Ruf. Ihr Einladungsmotto hatten die Glaunachs nicht von ungefähr gewählt: Unter dem gleichen Namen hat Uli Glaunach gemeinsam mit anderen Kärntner Persönlichkeiten eine Initiative gegründet, um Geschäftspartnern und Freunden die Schönheit der Region näherzubringen – auch mit dem Ziel, Kärnten als potenziellen Ruhesitz für erfolgreiche und wirtschaftlich unabhängige Persönlichkeiten zu positionieren. Die Wahl des Hotels jedenfalls war für diesen Zweck bestens geeignet. Im Werzer’s in Pörtschach lud das in den See hineingebaute klassische Badehaus insbesondere die früh anreisenden BBUGler zu einem Welcome Drink mit wunderschöner Aussicht über den See ein. Durch den strahlend blauen Himmel motiviert, charterte dann eine Gruppe wasserbegeisterter Baden-Badener ein Schnellboot samt Skipper und ließ sich bei bis zu 70 km/h über das Wasser einmal um den See chauffieren. Im Vortragsteil zu Land und Leuten wurde offensichtlich, wie sehr das Bundesland Initiativen wie „KÄRNTEN MACHT S!NN“ benötigt. In vielen der präsentierten Zahlen und Vergleichen der Regionen Österreichs offenbart sich die Wirtschaftsschwäche Kärntens. Mehr als einmal bemühten die lokalen Vertreter den Vergleich, Kärnten sei „das Griechenland Österreichs“. Als Gegenpol zu diesen ernsten Themen diente der mit viel Liebe fürs Detail von Johanna „Hannerl“ Glaunach ausgearbeitete Nachmittag. In sechs Gruppen absolvierten die Teilnehmer eine Schnitzeljagd mit mehreren Stationen, bei denen die BBUGler ihre ganze Kreativität aufbringen mussten. In die Annalen der 115./116. wird sicherlich die Rap-Version des Volkslieds „Du bis die Rose vom Wörthersee“ eingehen, das von der Gruppe mit dem Namen Steinreich dargeboten wurde. Sicherlich nicht zufällig war diese Gruppe dann auch der Sieger bei der Aufgabe, das Leben am Wörthersee möglichst mondän in Szene zu setzen (vgl. Foto). Am Samstag folgte der traditionelle BBUG-Eigenvortrag. Diesmal gab Jens Bergmann als Infrastruktur-Verantwortlicher der Deutschen Bahn den Gesprächsfreunden Einblicke in seinen Verantwortungsbereich. Anschließend erkundeten die 115er/116er per Bus das Umland und die Burgen Kärntens. Der Höhepunkt des Tages aber war der Abschiedsabend, zu dem die Glaunachs in ihr Klösterle eingeladen hatten – ein von ihnen mit viel Liebe renoviertes Kloster aus der Zeit Maria Theresias. Am Ende zogen alle Teilnehmer das gleiche Fazit: „Es war schee am Wörthersee.“ Jens Lemke Fotos: BBUG 122 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 123 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 119./120. BBUG IN HAMBURG 119./120. BBUG IN VAITOUDDEN 10. BIS 13. SEPTEMBER 2015 27. FEBRUAR BIS 02. MÄRZ 2015 Nach dem gelungenen Besuch der Bundeshauptstadt im vergangenen Jahr reisten die Teilnehmer unserer Gruppe in diesem Jahr nach Hamburg. Bei schönstem Spätsommerwetter konnten die bereitgestellten Regenschirme das Wochenende über getrost auf den Hotelzimmern verbleiben. Mit dem Get-together, das in den Räumlichkeiten des Bankhauses M. M. Warburg & CO nahe der Binnenalster stattfand, konnten die unterschiedlichsten Gesprächsfäden bei Häppchen und Getränken beschwingt und unbeschwert wieder aufgenommen werden. Offenbar gab es dafür auch Bedarf, denn der Ausklang des Abends an der Hotelbar dauerte dann bis in die Morgenstunden an. Der Freitag stand im Zeichen der Luftfahrt, die sich uns bei der Lufthansa Technik AG von ihrer besten Seite zeigte. Nicht nur die zahlreichen Maschinen hochrangiger Persönlichkeiten aus aller Welt, deren Sonderausstattungen keine Wünsche offen ließen, sondern auch die Turbinenwartung und deren perfekt geplanter Ablauf konnten begeistern und zudem ein sicheres Gefühl bei den Teilnehmern hinterlassen. Der anschließende Besuch des Thalia Theaters verschaffte uns einen Blick hinter die Kulissen einer der renommiertesten Theaterbühnen Deutschlands. Nach dem absolvierten Tagwerk wurden wir dann von der Commerzbank am Jungfernstieg in bester Alsterlage mit unvergleichlichem Blick auf die Binnenwie auch die Außenalster hervorragend bewirtet. Am Samstagmorgen ging es direkt vom Hotelanleger in einer Barkasse auf die südliche Elbseite zu den Terminalanlagen von Eurokai. Das familiengeführte Unternehmen, das große Teile des Containerumschlags im Hamburger Hafen abwickelt, gehört heute zu den größten Terminalbetreibern in Europa. Eine Begehung der 70 Meter hohen Containerkrananlagen war nicht jedermanns Sache. Dennoch traute sich etwa die Hälfte der Teilnehmer, einen Kran zu besteigen und die vertäuten Container- schiffe sowie deren Löschung und Beladung aus der Vogelperspektive zu betrachten. Die anschließende Barkassenrundfahrt durch den Hafen und die Fleete der Speicherstadt, die kürzlich zum Weltkulturerbe ernannt wurde, fand bei strahlendem Sonnenschein statt. Aufgrund der Cruise Days, dem alljährlichen Treffen der größten Kreuzfahrtschiffe in der Hansestadt, war die Elbe durch Berufs- und Sportschifffahrt zudem recht gut besucht. Um die Hamburg Cruise Days sowie den Blue Port – den durch Tausende Neonröhren blau erleuchteten Hafen – inklusive des zu Ehren der Kreuzfahrtschiffe stattfindenden Feuerwerks aus der Nähe betrachten zu können, fand unser Abschlussabend mitten in der HafenCity in Sichtweite des neu erbauten Kreuzfahrtterminals, direkt neben der Elbphilharmonie statt. Im kommenden Jahr werden wir den Erfolg des Strukturwandels im Ruhrgebiet vom 8. bis 11. September in Essen in Augenschein nehmen. Peter Rentrop-Schmid Es war ohne Zweifel eine Reise der ganz besonderen Art. Im Februar 2015 machten sich über 40 Teilnehmer auf den Weg nach Nordschweden. Am Freitag flogen wir nach Arvidsjaur. Von dort ging es mit dem Bus durch verschneite Landschaften nach Arjeplog, wo wir das Silvermuseum besuchten. Hier bekamen wir einen guten Eindruck über das „Land der Samen“ und ihre Geschichte. Danach ging es zu unserem Hotel Silverhatten, wo das Abendessen auf uns wartete. Am nächsten Tag wurden unsere Fahrkünste auf eine harte Probe gestellt. Auf dem Bosch-Test-Center (mit einem gefrorenen See) konnten wir dann zeigen, wie gut wir das Fahrzeug auch auf blankem Eis beherrschen. Dank ABS und ESP war das eigentlich gar nicht so schwierig. ;-) Alle hatten enormen Spaß, zumal das Wetter sich von seiner besten Seite zeigte. Die Temperaturen, die normalerweise bei unter minus 20 Grad Celsius liegen, stiegen auf milde Minusgrade. Die Sonne lachte den ganzen Tag. Am Nachmittag ging es dann mit Schlittenhunden weiter. Eine nicht alltägliche Art des Reisens. Es blieb auch ein Geheimnis, ob die Huskies oder die BBUGler mehr Spaß hatten, durch die verschneiten Landschaften zu ziehen. Den urigen Abend verbrachten wir dann in einem Samenzelt und lernten dort die Sitten und Gebräuche sowie die kulinarischen Köstlichkeiten kennen. Ein weiteres Highlight war die ganztägige Exkursion mit Schneemobilen am Sonntag. Auch hier war es nach jedermanns Geschmack: Die einen fuhren gemütlich durch wunderschöne Landschaften, andere begaben sich auf zugefrorenen Seen in einen Geschwindigkeitsrausch und stellten (zumindest persönliche) Rekorde auf. Insgesamt war diese ganz spezielle Reise ein unvergessliches Erlebnis. Robert Hanser Fotos: BBUG 124 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 125 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 121./122. BBUG IN BARCELONA 123./124. BBUG IN DRESDEN 30. APRIL BIS 03. MAI 2015 24. BIS 27. SEPTEMBER Das jährliche Treffen des Kreises der 121./122. BBUG fand in diesem Jahr in Barcelona statt. Wolf-Dieter und Claudia Kurz sowie Gerhard und Susanne Steiger haben mit viel Liebe zum Detail ein Programm zusammengestellt, das in der Mischung aus anregenden Impulsvorträgen zu Wirtschaft und Gesellschaft und den Eindrücken der Stadt in ihren vielen Facetten die verbindenden Erlebnisse unserer Gruppe um einen weiteren Höhepunkt bereichert hat. Schon das große Hallo am Abend der Anreise zeigte: Hier kommen Freunde zusammen, die sich auf intensive Begegnungen und den vertrauten Austausch so richtig freuen können. Pünktlich am nächsten Morgen ging es für uns zur IESE Business School, die hoch über dem Stadtkern in traumhafter Lage heute in den einschlägigen weltweiten Rankings eine führende Position einnimmt. Im Anschluss an die Begrüßung durch Professor Heukamp, dem Associate Dean for MBA Programs, wurden Professor Alfredo Pastor mit seinem Vortrag „Current Trends in the Global Economy“ und Professor Josep Valor, der seine Forschungsschwerpunkte zum Thema „Digital Den- sity – the Challenges for Global Leaders“ vortrug, dem exzellenten Renommee dieser Business School mehr als gerecht. Professor Valor stellte in seinem Vortrag die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung in den Emerging Markets auf die Volkswirtschaften in Westeuropa in den Vordergrund. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten dabei Prognosen zur Entwicklung der Arbeitsmärkte in den führenden Industrienationen. Professor Valor fokussierte sich auf neueste Entwicklungen im Bereich der Vernetzung und Verarbeitung von Massendaten und begründete damit seine Einschätzungen zu radikalen Paradigmenwechsel in heute etablierten Geschäftsmodellen. Die Fragen und angeregten Diskussionen, die während unserer Tage in Barcelona immer wieder auf das Gehörte Bezug nahmen, zeugten von der aktuellen Relevanz der vorgetragenen Themen. Anschließend feierte ein neues Format in unserem Kreis seine Premiere. Gudrun Kollatz stellte sich dem kritischen Publikum und beeindruckte mit einem fachkundigen und anregenden Vortrag zur Männerfreundschaft zwischen Gaudi und Güell, deren visionäre, architektonische Ergebnisse das Stadtbild Barcelonas bis heute prägen. Eine bessere Einstimmung und Vorbereitung auf den anschließenden Besuch der Sagrada Família hätte es nicht geben können. Erfüllt von den vielfältigen Eindrücken dieser lebendigen und facettenreichen Stadt beendeten wir das offizielle Programm des Tages in einer Tapasbar. Wann der Abend für diejenigen endete, die sich anschließend in den engen Gassen der Stadt in spontanen Runden zusammenfanden, ist nicht protokollkundig. Am Samstag entdeckten wir zunächst gemeinsam die Wohnarchitektur Gaudis bei einer Besichtigung der Casa Milà und anschließend bei herrlichem Frühlingswetter zu Fuß das gotische Viertel der Stadt. Der Abend in gemeinsamer Runde bildete den Abschluss unseres Treffens: dass Wolf-Dieter, Claudia, Gerhard und Susanne bei der Vorbereitung sogar an die Tänzerinnen und Tänzer unter uns gedacht hatten, verlieh diesem Abend seine ganz besondere Note. Lorenz Freudenberg Der Einladung zum 7. Folgetreffen der 123./124. BBUG in das Elbflorenz folgten dieses Jahr 67 Teilnehmer, um sich die Einblicke in die schillernden Facetten Dresdens nicht entgehen zu lassen. Mit einem abwechslungsreichen, spannenden und unterhaltsamen Programm sollte den Teilnehmern die Kunst- und Kulturstadt Dresden sowie das angrenzende Umland nahegebracht werden. Mit Barbecue und Jazzmusik wurde am Donnerstagabend bei einem gemütlichen Get-together im Restaurant Italienisches Dörfchen das diesjährige Folgetreffen eröffnet. Am historischen Theaterplatz gelegen, zwischen Elbe, Zwinger und Hofkirche, waren das Wiedersehen und die Mitteilungsfreude herzlich. Auch dieses Jahr blieben wir dem BBUG-Erfolgsrezept, Information und Erlebnis zu mischen, treu und erlebten den Freitag mit spannenden sowie provokativen Vorträgen und Diskussionen aus den Bereichen Kultur, Lifestyle, Wirtschaft und Politik. Politik zum Anfassen gab es für die Teilnehmer, als Dr. Gregor Gysi an der anschließenden Dampfschifffahrt von Pirna nach Rathen teilnahm und ebenso den 45-minütigen Aufstieg auf die Bastei mit den Teilnehmern absolvierte. Vor dem sächsischen „Ahmdbrod“ im Panoramarestaurant auf der Bastei erläuterte unser Ehrengast, der sächsische Ministerpräsident Tillich, die Stärken des Freistaats Sachsen sowie Probleme der aktuellen Flüchtlingssituation. Während des gesamten Abends standen die Ehrengäste den Teilnehmern sowohl für Privates als auch Politisches Rede und Antwort. Am Samstag standen den Teilnehmern dann drei verschiedene Exkursionen zur Auswahl, um Dresden und das Umland nach eigenen Interessen zu er- kunden. Die Teilnehmer hatten die Wahl zwischen einem exklusiven Stadtrundgang mit spezifischen Sehenswürdigkeiten Dresdens, einem Besuch der Meissener Porzellanmanufaktur mit anschließender Weinverkostung oder einem Ausflug in die Sächsische Schweiz mit dem Besuch der legendären Uhrmacherstadt Glashütte und der Festung Königsstein. Bei einer gemeinsamen exklusiven Führung durch die Produktionsstätte des Phaetons war es vor allem für die männlichen Teilnehmer ein Highlight, einen Blick hinter die Kulissen bei VW in der Gläsernen Manufaktur zu erhalten. Beim abschließenden Gala Dinner im Restaurant Kastenmeiers konnten die Teilnehmer nach einem exklusiven DreiGänge-Menü auch dieses Jahr das Tanzbein bis in die grauen Morgenstunden schwingen. Im nächsten Jahr führt uns die Reise nach Graz. Steffen Heine Fotos: BBUG 126 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 127 BBUG-FOLGETREFFEN BBUG-FOLGETREFFEN 125./126. BBUG IN BRÜSSEL 127./128. BBUG IN BADEN-BADEN 14. BIS 17. MAI 2015 04. BIS 05. JUNI 2015 In diesem Frühsommer gab es wahrscheinlich keinen Ort, an dem man das Ringen Europas um eine Lösung der Schuldenkrise Griechenlands besser erleben konnte, als Brüssel. So stand das diesjährige Treffen der 125er/126er in Brüssel ganz im Zeichen der großen europäischen Herausforderungen. Mehr als 70 Teilnehmer folgten der Einladung in die europäische Hauptstadt. Mit dem Hotel Amigo hatten wir eine wunderbar zentral gelegene Herberge mit viel Charme, die auch von europäischen Spitzenpolitikern sehr gerne genutzt wird. Den Auftakt des Treffens bildete eine Präsentation des Europäischen Kommissars für Digitalisierung Günther Oettinger. Er referierte über die „Digitalisierung in der EU“. Besonders eindrucksvoll war sein leidenschaftliches Plädoyer für ein politisch weiteres Zusammenwachsen Europas. In der lebhaften Diskussion im Anschluss wurde auch die Griechenlandfrage thematisiert. Die Vorträge und Diskussionen fanden in den Räumen von Elia statt, einem belgischen Energiekonzern, der auch eine Beteiligung an 50Hertz in Deutschland hält. CEO François Cornelis berichtete über die „Erfahrungen eines belgischen Unternehmens mit der Akquisition einer deutschen Beteiligung“. Der Schwerpunkt seiner Ausführungen lag auf der Analyse des europäischen Energiesektors in einer Zeit großer Veränderungen. In diesem Zusammenhang sei Boris Schucht herzlich gedankt, der die Kontakte zu Elia hergestellt und an vielen Stellen das diesjährige Treffen großzügig unterstützt hat. Der erste Tag wurde abgerundet durch ein Abendessen in der schönen Brüsseler Altstadt, an dem Kommissar Oettinger ebenfalls teilnahm und unsere Diskussion bereicherte. Am nächsten Vormittag starteten wir mit einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Lüder Gerken, der selbst Baden-Badener (122. BBUG) ist und vielen BBUGs über seine Vorträge bekannt ist. Er beleuchtete den Themenkomplex „Was wird aus der EU?“ und mahnte eindringlich alle Beteiligten zu mehr ökonomischer Disziplin. Zur Griechenlandfrage erläuterte der Chef des Centrums für Europäische Politik, einem stiftungsbasierten Thinktank zu europäischen Fragen, die ökonomischen Zusammenhänge. Hendrik Abma, Director General der European Semiconductor Industry Association, malte im Anschluss ein Bild der „Europäischen Microelectronics Strategie“. Der Vortrag schloss nahtlos an die Digitalisierungsdebatte des Vortags an, bevor dann Wouter de Geest, CEO von BASF Antwerpen, über die „Wirtschaftsstrukturen in Belgien“ sprach. Danach traf man sich zu verschiedenen Thementouren in Brüssel, ein exquisites Abendessen rundete den Tag ab. Nach den erfüllten Diskussionen in Brüssel schauen wir nun nach Vorne zu unserer nächsten Station in Mai 2016 in Stockholm. Joachim Jäckle; Christian Wojczewski; Klaus Meder Die Zielauswahl für unser erstes selbst organisiertes Folgetreffen fiel recht leicht, konnten wir es doch mit dem 60. Geburtstag unserer BBUG in Baden-Baden verbinden. Angesichts des zu erwartenden großartigen Rahmens der Geburtstagsfeier haben wir uns mit unserem Treffen auf das Wiedersehen und fröhliche Gespräche in lockerem Umfeld und nettem Ambiente fokussiert. Zum Auftakt trafen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse von Schloss Eberstein, mit Blick über das Murgtal und die vollkommen neu angelegten Weinberge des eigenen Weingutes. Über diese konnten wir uns dann anschließend noch bei einer Führung informieren, und manch einer nutzte die abschließende Verkostung noch zum Erwerb flüssiger Souvenirs. Die ganze Anlage des Schlosses und seiner Umgebung – mit einer fast 750-jährigen Geschichte – ist ein Beispiel dafür, wie man mit kommerziellem Gespür und unternehmerischer Triebkraft einem brachliegenden Kulturgut neues Leben einhauchen kann. Zum Abend hin fanden wir uns dann im Theaterkeller des Hotels Dorint in Baden-Baden ein, wo wir nach einem gemeinsamen Dinner bis in den frühen Morgen hinein zu heißen Rhythmen des engagierten DJ kräftig die Puppen haben tanzen lassen. Auch wenn man ob der hochsommerlichen Temperaturen häufiger einmal nach draußen musste, so war die Tanzfläche doch immer gut gefüllt. Den Organisatoren eine Bestätigung, dass so eine Komponente auch zukünftig immer ihren Platz bei den Treffen haben sollte. Freitagvormittag waren wir dann zu Gast bei der BASF im Ludwigshafener Stammwerk. Selbst für gestandene „Industrievertreter“ schon beeindruckend, wie man mit zigtausend Kilometern unterschiedlichster Rohrleitungen mitten in „Öko-Deutschland“ nicht nur den Überblick, sondern auch seine Position als einer der Weltmarktführer im Bereich Chemie behält. Die BASF bot uns obendrein noch einen Einblick in die kulturellen Gepflogenheiten eines „deutschen Blue Chip“ in Form eines genussvollen Essens verbunden mit einer Weinprobe des exzellenten BASF-Weinkellers, ein Benchmark für höchste Weinkultur. Wenn diese Weinprobe dann auch noch vom Chef des Weinkellers, Bernhard Wolff (Bild) persönlich in einer Dynamik und Spritzigkeit präsentiert wird, die seinen Weinen um nichts nachsteht, was will man dann noch mehr? In dem Moment haben wohl viele Freunde – genauso wie ich mir – gewünscht, viele solch motivierter Mitarbeiter und Führungskräfte im eigenen Team haben zu dürfen. Erfüllt von einem beeindruckenden Besuch, konnten wir dann Freitagnachmittag noch einmal kurz in den vielen Freiluft-Cafés in Baden-Baden verschnaufen, bevor die große Geburtstagsfeier begann, für deren tolle Ausrichtung auch wir alle der BBUG-Führung herzlich danken. Für unser Folgetreffen am 2. bis 5. Juni 2016 haben wir Barcelona ausgewählt und die ersten Pläne des Organisationsteams klingen schon sehr vielversprechend. Stefan Jaenecke Fotos: BBUG 128 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 129 BBUG-FORTSETZUNGSGESPR ÄCHE BBUG-FORTSETZUNGSGESPR ÄCHE 129./130. BBUG IN LONDON 135./136. BBUG IN BRÜSSEL 18. BIS 22. NOVEMBER 2015 14. BIS 18. OKTOBER 2015 Die klassischen Vorurteile gegenüber England sind: die Engländer sind unhöflich, das Essen ist schrecklich und es regnet die meiste Zeit. Trotz dieser wenig vielversprechenden Perspektiven fiel in diesem Jahr die Wahl für die Fortsetzungsgespräche der 129-130 auf London. Der ersten Aussage muss ich widersprechen. Im Gegenteil: Hier gibt es sie noch: die Gentlemen. Darüberhinaus ist es eine, für Deutsche, irritierende Eigenschaft der Engländer Negatives niemals direkt auszudrücken. "I hear what you are saying“ bedeutet nicht etwa „ja, sehe ich auch so", sondern, "das ist ausgemachter Blödsinn". Während der Deutsche bei der Bemerkung „we should have dinner“ sofort den Terminkalender zieht, bedeutet das bei den Engländern nicht mehr als eine weitläufige Sympathiebekundung. Die Beurteilung des Essens sei jedem selbst überlassen. Allerdings das Wetter erfüllte alle gängigen Vorurteile. Auf der Erwartungsskala 100 Punkte. Die Gespräche zeichneten sich durch qualitativ hochwertige und thematisch breit gestreute Inhalte aus. Nach einer Einführung in die Energie Technologie durch BP, ging es weiter mit einem witzigen Vortrag zur Re-Industrialisierung. Daran anschliessend diskutierten wir die Auswirkungen eines Brexits. Der Vortrag von Julia Middleton über kulturelle Intelligenz bot für jeden von uns Denkstoff. Core oder Flex war hier die Frage. Weiter ging es mit Themen zur britischen Gesellschaft in Form von Vor-Ort-Gesprächen. Der zweite Tag lag vormittags im Zeichen der Finanzwelt. Nicht nur Regulation, sondern auch Fintec werden herkömmliche Bankenmodelle massiv verändern und in Frage stellen. Auch der Nachmittag stand unter dem Thema Veränderungen. Der Besuch von „The Crystal“, ein Projekt der Firma Siemens in Bezug auf nachhaltiges Bauen, eröffnete uns aber nicht nur die Augen hinsichtlich zukünftiger Stadtgestaltung. Die Einstellung und Erwartungen an Arbeit und damit einhergehend die Anforderungen an die Gestaltung des Arbeitsplatzes hat sich seit der Generation X massiv verändert. Wohin die Reise geht, haben wir Dank der Firma TP Bennet erfahren. Veränderungen machen aber auch (erfreulicherweise !) nicht vor der britischen Infrastruktur halt. Welche Probleme es macht eine solche multikulturelle Stadt zu erneuern und regieren brachte uns auf witzige Weise Sir Robin Wales, der Bürgermeister von Newham, nahe. Sieht man von dem schottischen Akzent ab, der für viele schwer zu verstehen war, war dies ein bemerkenswerter Vortrag, der viel über die Engländer aussagt, die offenbar nichts für mainstream Politiker übrig haben. "He is a character" ist hier positiv gemeint. Abends konnten wir uns dann für Shakespeare oder Vivaldi entscheiden. Die Qual der Wahl. Am Samstag luden Streetart, die Royals oder Architektur dazu ein dieser Stadt noch ein wenig näher zu kommen. Abgerundet wurde der Tag durch ein gemeinsames Abendessen in „The old Bank of England“. Einfach perfekt! Kirsten Sänger Vom 14. bis 18. Oktober 2015 vereinigten sich zwei Jahrgänge der BadenBadener Unternehmer Gespräche (135. und 136.) erstmals. So viel vorweg: Die Vereinigung ist gelungen – die Neugier und die Freude am Austausch führten uns zueinander. Die Jahrgangsherkunft war schnell verblasst. Als Resonanzboden der Vereinigung diente nicht mehr und nicht weniger als die „Hauptstadt Europas“ – Brüssel. Folgerichtig standen die ersten beiden Tage im Zeichen der Diskussion über die Zukunft und die aktuellen Herausforderungen unseres Kontinents. Es bleibt ein in Teilen verstörendes Bild aus Bürokratiegläubigkeit und Hilflosigkeit, gleichzeitig jedoch auch Optimismus und Stolz auf das Erreichte in der Entwicklung der europäischen Institutionen zurück. Unterschiedlichste Protestkundgebungen, zum Beispiel von Landwirten und Medizinstudenten, waren ein steter Begleiter in Brüssel. In der Landesvertretung BadenWürttemberg beeindruckten insbesondere die inspirierenden Vorträge von Helga Schmid (Stellvertretende Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes) über die jüngsten Iranverhandlungen sowie von Selim Yenel (türkischer Botschafter bei der Europäischen Union) über das ambivalente Verhältnis der EU zur Türkei. Die epochale Herausforderung der Flüchtlingsfrage zog sich als roter Faden durch den Diskurs. Thematische Vor-Ort-Besuche in Brüssel sowie Ausflüge wahlweise nach Gent und Lüttich prägten die zweite Hälfte des Folgegesprächs. Eine Lernerfahrung ist: Wo sich in Brüssel die politische Macht ballt, gleichen Gent und Lüttich dies durch ihren städtischen Charme aus. Ein Besuch kann uneingeschränkt empfohlen werden. Veredelt hat die Zeit das gesellige Beisammensein. Dass wir uns an einem Abend – ausgerechnet in Brüssel – auf einem Oktoberfest wiederfanden, wird sicherlich auch in Erinnerung bleiben. Unser Dank an das BBUG-Team für die hervorragende Vorbereitung sei an dieser Stelle noch einmal betont. Cornelius Riese Fotos: BBUG 130 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 131 DIE NEUEN VORSTÄNDE DR. RER. NAT. VOLKMAR DENNER In ihrer letzten Sitzung hat die Mitgliederversammlung des BBUG e.V. turnusgemäß einen neuen Vorstand für die Wahlperiode 2015 - 2020 gewählt. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer des BDI, Werner Schnappauf, wechselte ins Kuratorium des Vereins. Franz Fehrenbach hat sich nicht zur Wiederwahl aufgestellt. Martin Blessing (Commerzbank), Kurt Bock (BASF), Christoph Franz (Roche Holding), Susan von Heill (Faustmann & Rodenkirchen), Karl-Ludwig Kley (Merck), Peter Leibinger (Trumpf), Stephan Leithner (ehem. Deutsche Bank), Wilfried Porth (Daimler) und Siegfried Russwurm (Siemens) wurden als Vorstände bestätigt. Markus Kerber ist als amtierender Hauptgeschäftsführer des BDI geborenes Mitglied des Vorstands. Neu gewählt wurden fünf weitere Alumni der BBUG, die wir Ihnen auf dieser Seite kurz vorstellen: Seit 1. Juli 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. Zudem ist er zuständig für die Gesellschaften Bosch Software Innovations GmbH, Robert Bosch Healthcare Telemedicine Systems Inc. und Bosch Healthcare Solutions GmbH. Nach dem Abitur 1975 studierte Volkmar Denner Physik an der Universität Stuttgart und legte 1981 das Diplomexamen ab. Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA promovierte er 1985 an der Universität Stuttgart in Physik zum Dr. rer. nat. Zu seinen vielen Stationen der Bosch-Gruppe war Volkmar Denner u.a. Entwicklungsleiter Motorsteuergeräte sowie in Personalunion Produktmanager Motorsteuergeräte und Geschäftsleiter Verkauf und Entwicklung im Geschäftsbereich Halbleiter und elektronische Steuergeräte. In 2006 wurde Volkmar Denner in den Vorstand berufen. Er ist Mitglied des Vorstands des VDA (Verband der Automobilindustrie), Beirat in der RA Rohstoffallianz GmbH sowie Vorsitzender der Vereinigung der Freunde der Universität Stuttgart. Volkmar Denner ist verheiratet und hat drei Kinder. WERNER BAUMANN Seit 1. Januar 2010 Mitglied des Vorstands der Bayer AG. Seit dem 1. Oktober 2014 ist er zuständig für die Bereiche Strategie und Portfoliomanagement und darüber hinaus für die Region Europa. Seit dem 1. April 2015 ist Baumann auch Vorsitzender des Vorstands der Bayer HealthCare AG. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Aachen und Köln trat Werner Baumann 1988 in die Bayer AG ein. In Leverkusen übernahm er seine ersten Aufgaben im Ressort Konzernfinanzen. 1991 ging er als Controller zur Bayer Hispania Comercial nach Barcelona, Spanien. Hier wurde er 1995 Assistent der Geschäftsführung. Ein Jahr später wechselte Baumann zur Bayer Corporation nach Tarrytown, USA. Dort leitete er zuletzt die globale Organisation Business Planning & Administration für den Geschäftsbereich Diagnostika. Im Juli 2002 kehrte Baumann nach Deutschland zurück und wurde Mitglied des Executive Committees und Leiter Central Administration & Organization von Bayer HealthCare. Im Oktober 2003 erfolgte die Berufung in den Vorstand des neu gegründeten Teilkonzerns Bayer HealthCare AG, wo er außerdem die Funktion des Arbeitsdirektors innehatte. Zudem begleitete er als Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor von Bayer Schering Pharma von 2006 bis September 2009 die Integrationsphase des Unternehmens in den Teilkonzern. Bis zum 1. Oktober 2014 war Baumann Finanzvorstand der Bayer AG. Werner Baumann ist verheiratet und hat vier Kinder. DR. CHRISTINE BORTENLÄNGER Seit 2012 Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts e.V. Frankfurt. Nach einer Banklehre bei der Bayerischen Vereinsbank AG studierte Christine Bortenlänger Betriebswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München mit den Schwerpunkten Bankbetriebswirtschaftslehre und Systemforschung. In 1996 promovierte sie zum Thema „Börsenautomatisierung – Effizienzpotenziale und Durchsetzbarkeit“. Christine Bortenlänger begann ihre Berufskarriere an der Deutschen Forschungsgemeinschaft in 1994 als Projektleiterin eines internationalen Forschungsprojekts zum Themenkreis „Elektronische Märkte“. Bevor sie zur öffentlich-rechtlichen Börse München wechselte, war sie Projektverantwortliche für Electronic Commerce in der Bayerischen Landesbank in München und Projektleiterin für Strategie- und Organisationsprojekte im Finanzdienstleistungsbereich bei Dr. Seebauer & Partner in München. In 1998 wurde sie stellvertretende Geschäftsführerin der öffentlich-rechtlichen Börse München und in 2000 Geschäftsführerin. Gleichzeitig wurde sie in den Vorstand der Bayerischen Börse AG berufen. Mit Wirkung vom September 2012 wurde sie zum Vorstand des Deutschen Aktieninstituts e.V. in Frankfurt ernannt. Christine Bortenlänger ist verheiratet und hat drei Kinder. 132 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 RALF W. DIETER Seit 1. Januar 2005 in den Vorstand der Dürr AG berufen und seit 1. Januar 2006 Vorstandsvorsitzender. Nach Abschluss seines Studiums der Volkswirtschaftslehre trat Ralf Dieter in die DAT AG, Ratingen, ein, wo er verschiedene Führungspositionen innehatte. Ab 1995 arbeitete er als Manager bei IBM in Deutschland und Frankreich. 1999 wurde er Vorsitzender der Geschäftsführung der Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH, Oberkochen. Im Mai 2003 trat Ralf Dieter als Vorstandsvorsitzender der Tochtergesellschaft Carl Schenck AG (Darmstadt) in den Dürr-Konzern ein. In dieser Funktion verantwortete er die tief greifende Restrukturierung der Schenck-Gruppe. Ralf Dieter ist verheiratet und hat keine Kinder. CARSTEN SPOHR Seit 1. Mai 2014 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG. Nach seinem Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur an der Universität Karlsruhe erwarb Carsten Spohr die Verkehrspiloten-Lizenz an der Lufthansa Verkehrsflieger-Schule in Bremen und Phoenix und danach absolvierte er als Mitglied der zentralen Nachwuchsgruppe das Trainee-Programm der Deutschen Aerospace AG, München. 1994 kehrte Carsten Spohr zur Deutschen Lufthansa zurück und übernahm zunächst die Leitung des zentralen Personalmarketings. Ab 1995 war er als Referent des Vorstandsvorsitzenden tätig, bis er 1998 die Verantwortung für die regionalen Partnerschaften der Lufthansa in Europa übernahm. 2000 wurde Carsten Spohr die Leitung des AllianzManagements der Deutschen Lufthansa übertragen. Darüber hinaus übernahm er 2003 die Verantwortung für die PassageStrategie und die Passage-Beteiligungen der Deutschen Lufthansa. Im Oktober 2004 wurde Carsten Spohr in den Bereichsvorstand der Lufthansa Passage Airlines berufen. Mit Wirkung vom 15. Januar 2007 wurde Carsten Spohr zum Vorsitzenden des Vorstandes der Lufthansa Cargo AG ernannt. Ab 1. Januar 2011 war er Mitglied des Vorstandes der Deutschen Lufthansa AG und Vorsitzender des Lufthansa Passage-Vorstandes. Carsten Spohr ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 133 BBUG INTERN BBUG INTERN EHRENDES GEDENKEN Unsere Verstorbenen des Jahres 2015* sowie Nachmeldungen vergangener Jahre Augter, Harald (85) Baur, Walter (35) Bürk, Erhard (31) Commes, Max-Theodor (45) Drögemüller, Frieder (68) Dyckerhoff, Klaus (12) Edin, Robert (82) Erbacher, Hermann (80) Feit, Dietrich (18) Frhr. von Weizsäcker, Richard (6) Friesecke, Walter (7) Funke, Werner (18) Geitmann, Hans-Peter (51) Göhring, Hans-Ulrich (45) Gottschaller, Manfred J. (85) Grohmann, Johannes (64) Habbel, Wolfgang R. (29) Hambeck, Kurt (45) Hoessrich, Ingrid (68) Klebe, Hans (39) Krätzer, Hans (74) Kremers, Dieter (28) Lamb, Fritz (30) Leysen, André (38) Madaus, Jürgen (56) Meyer, Willi (37) Middelmann, Ulrich (77) Monning, Wolfgang (101) Nieland, Helmut (28) Pfaff, Dieter (105) Pfeiffer, Klaus Peter (81) Pöppinghaus, Klaus (25) Reiss, Jürgen (49) Reschop, Hartleff (17) Rick, Manfred (54) Rodenbeck, Werner (67) Roos, Hermann (63) Rothe, Oleg (20) Schauhoff, Herbert (25) Schild, Rudolf (22) Schmidt, Hans-Albert (70) Schneider, August (43) Schram, Armin (28) Schumann, Wolfgang (80) Sigle, Rolf (10) Trautner, Richard (51) vom Bruck, Karl (29) von Seidel, Alexander (7) Weiss, Rainer (77) Wilke, Gerhard (31) Willers, Hans Georg (5) Willuhn, Dietrich (10) Windscheid, C. F. Otto (19) Zimmer, Horst (15) * soweit bei Redaktionsschluss bekannt geworden; BBUG-Nr. in Klammern 134 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 ORGANISATION UND GREMIEN Mitglieder Die Baden-Badener Unternehmer Gespräche werden rechtlich und finanziell getragen von dem gleichnamigen gemeinnützigen Verein, der 1955 gegründet wurde. Zu seinen Mitgliedern zählen rund 120 der bedeutendsten Unternehmen vornehmlich der Industrie sowie Banken und Versicherungen, Unternehmen aus Handel, Verkehr, Medien und Kommunikation. Zusammen repräsentieren sie das Rückgrat des Wertschöpfungsnetzwerks der deutschen Volkswirtschaft. Vorstand (Wahlperiode: Mai 2010 bis Mai 2015) Senator E.h. Dr. h.c. Horst WEITZMANN, Badische Stahlwerke GmbH, Kehl (Ehrenvorsitzender) Dr. Karl-Ludwig KLEY, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Merck KGaA, Darmstadt (Vorsitzender) Dr. Kurt BOCK, Vorsitzender des Vorstands, BASF SE, Ludwigshafen (Stellvertreter des Vorsitzenden) Dr. Stephan LEITHNER, (Schatzmeister) Werner BAUMANN, Mitglied des Vorstands, Bayer AG und Vorsitzender des Vorstands Bayer HealthCare AG, Leverkusen Martin BLESSING, Vorsitzender des Vorstands, Commerzbank AG, Frankfurt a.M. Dr. Christine BORTENLÄNGER, Geschäftsführender Vorstand, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt a.M. Dr. rer. nat. Volkmar DENNER, Vorsitzender der Geschäftsführung, Robert Bosch GmbH, Gerlingen Ralf DIETER, Vorsitzender des Vorstands, Dürr AG, Bietigheim Dr. Christoph FRANZ, Präsident des Verwaltungsrats, Roche Holding, Basel Dipl.-Kfm. Susan VON HEILL, Geschäftsführerin, Faustmann & Rodenkirchen, Duisburg Dr. Markus KERBER, Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Präsidiums, BDI, Berlin Dr.-Ing. E.h. Peter LEIBINGER, Geschäftsführender Gesellschafter, Trumpf GmbH & Co. KG, Ditzingen Wilfried PORTH, Mitglied des Vorstands, Daimler AG, Stuttgart Prof. Dr. Siegfried RUSSWURM, Mitglied des Vorstands, Siemens AG, Erlangen Dipl.-Wirtsch.-Ing. Carsten SPOHR, Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Lufthansa AG, Frankfurt a.M. Kuratorium Kerstin ANDREAE, MdB, Stellv. Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, Berlin Burkhard BALZ, MdEP, EVP-Fraktion (Christdemokraten), Brüssel Prof. Dr. Dr. Andreas BARNER, Vorsitzender der Unternehmensleitung, Boehringer Ingelheim GmbH, Ingelheim Jürgen BERTSCH, ehem. Geschäftsführer, Baden-Badener Unternehmergespräche, Carlsberg Dr. Marijn DEKKERS, Vorsitzender des Vorstands, Bayer AG, Leverkusen Dr. Klaus ENGEL, Vorsitzender des Vorstands, Evonik Industries AG, Essen Dipl.-Wirtsch.-Ing. Franz FEHRENBACH, Vorsitzender des Aufsichtsrats, Robert Bosch GmbH, Gerlingen Jürgen FITSCHEN, Ko-Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Bank AG, Frankfurt a.M. Ulrich GRILLO, Präsident, Bundesverband der Deutschen Industrie e.V., Berlin Dr. Rüdiger GRUBE, Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Bahn AG, Berlin Dipl.-Ing. Franz HANIEL, Vorsitzender des Aufsichtsrats, Franz Haniel & Cie. GmbH, Duisburg Dr.-Ing. Heinrich HIESINGER, Vorsitzender des Vorstands, ThyssenKrupp AG, Essen Joe KAESER, Vorsitzender des Vorstands, Siemens AG, München Dipl.-Wirtsch.-Ing. Ingo KRAMER, Präsident, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Berlin Harald KRÜGER, Vorsitzender des Vorstands, BMW AG, München Bill McDERMOTT, Sprecher des Vorstands, SAP SE, Walldorf Dr. Georg PACHTA-REYHOFEN, Sprecher des Vorstands, MAN SE, München Kasper RORSTED, Vorsitzender des Vorstands, Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf Wolfgang SCHMIDT, Staatsrat (SPD), Freie und Hansestadt Hamburg Dr. Werner SCHNAPPAUF, Senior Advisor, Bank of America Merrill Lynch, Berlin Dr. Eric SCHWEITZER, Präsident, Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V., Berlin Frank-Jürgen WEISE, Vorsitzender des Vorstands, Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Martin WINTERKORN, ehem. Vorsitzender des Vorstands, Volkswagen AG, Wolfsburg Dr. Dieter ZETSCHE, Vorsitzender des Vorstands, Daimler AG, Stuttgart Geschäftsführung Frank TRÜMPER, Telefon (07221) 97 89 0, E-Mail: [email protected] PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 135 DAS WIRD WICHTIG 2016 HAUPTGESPR ÄCHE 101. /102. BBUG 17.03.-20.03. Buenos Aires Baden-Baden 103./104. BBUG 16.09.-18.09. Nabburg/Regensburg Baden-Baden 105./106. BBUG 05.05.-08.05. Tegernsee 107./108. BBUG 26.05.-29.05. Taormina/Sizilien Heidelberg 109./110. BBUG 26.05.-29.05. Brüssel Schleswig 111./112. BBUG 05.05.-08.05. Paris Saale/Unstrut 113./114. BBUG 26.05.-29.05. Wien 57./58. BBUG 08.09.-11.09. Trier 119./120. BBUG 08.09.-11.09. Essen 59./60. BBUG 21.04.-24.04. Köln 121./122. BBUG 05.05.-08.05. München 63./64. BBUG 08.05.-10.05. Stuttgart 123./124. BBUG NN Graz 65./66. BBUG 05.06.-08.06. Kassel 125./126. BBUG Mai Stockholm 67./68. BBUG 22.09.-25.09. Anholter Schweiz 127./128. BBUG 02.06.-05.06. Barcelona NN 129./130. BBUG 10.06.-12.06. Wien 138. BBUG 28.02. bis 18.03. 139. BBUG 18.09. bis 07.10. FOLGETREFFEN 45./46. BBUG Herbst 47. BBUG Herbst 49./50. BBUG Mai 69. BBUG Oktober 70. BBUG 05.06.-08.06. Edinburgh/Schottland FORTSET ZUNGSGESPR ÄCHE München 131./132. BBUG 04.05. -08.05. Istanbul 73. BBUG 13.09.-16.09. Salzburg 133./134. BBUG 25.05.-29.05. Madrid 74. BBUG 05.06.-08.06. Fulda 135./136. BBUG 08.06.-12.06. Rom 75. BBUG 22.05.-25.05. Rügen/Stralsund 137./138. BBUG 19.10.-23.10. Berlin 76. BBUG 23.05.-25.05. Ruhrgebiet 71./72. BBUG 01.09.-04.09. 79./80. BBUG 22.09.-25.09. Danzig 81./82. BBUG 15.09.-18.09. Berlin 83. BBUG 23.09.-25.09. Krakau 84. BBUG Juni Dublin 85./86. BBUG 28.04.-01.05. Berlin 87./88. BBUG 09.06.-12.06. Amsterdam 89./90. BBUG 08.09.-11.09. Leverkusen/Köln 91./92. BBUG 19.05.-22.05. Dresden 96. BBUG 02.06.-05.06. 97./98. BBUG 05.05.-08.05. 99./100. BBUG September Ludwigsburg Köln/Aachen Rom REGIONALKREISE RK 24.02. Frühjahr 2015 RK Bayern Hannover München EON Rhein-Main RKRK Rhein-Main 15.02.; 14.03.; 11.04.; 09.05.; 13.06.; 11.07.; 12.09.; 10.10.; 07.11.; 05.12. RKRK Zürich/Schweiz 10.03. März Zürich/Schweiz 23.06. Juni September 03.11. Deutsche Botschaft Galenica AG Berlin AG / ETH Zürich NeueCereneo Zürcher Zeitung (NZZ) Victorinox AG Benefizkonzert Weitere RK-Termine rufen Sie bitte über das BBUG-Intranet ab. M I TG L I E D E R V E R S A M M L U N G 13.05. Baden-Baden TEILNEHMERBRIEF WICHTIGER HINWEIS: Beiträge mit digitalen Fotos sind willkommen. Bitte beachten Sie die für den Druck notwendige hohe Bildauflösung. Beim Speichern der Fotos verwenden Sie bitte die maximale JPG-Bildqualität. Der Textumfang ist auf 2.000 bis 2.500 Zeichen beschränkt, damit Raum für wenigstens ein Foto bleibt. So vermeiden wir unliebsame Kürzungen. Redaktionsschluss 01.11.2016 136 ÖFFNET EIN EINZIGER SCHLÜSSEL VIELE MÄRKTE. IN EINER WELT IM WANDEL BBUG INTERN PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 LOKALES FACHWISSEN UND WELTWEITE KOMPETENZ Profitieren Sie von integrierten Dienstleistungen mit einem Netzwerk aus 220 Business Centern an 3 globalen Finanzknotenpunkten sowie 2.000 Relationship Managern. Vernetztes Know-how, das Ihrem Unternehmen Chancen auf der ganzen Welt erschließt. www.bnpparibas.de ZU GUTER LETZT BERICHTE VON DEN FOLGETREFFEN – WARUM UND FÜR WEN? In seinem Bericht über das Folgetreffen des 57./58. BBUG (siehe S. 93) wirft Herr Müller-Elschner die Frage auf, für wen und warum diese Berichte eigentlich verfasst werden sollen. Ich will diese Frage aufgreifen, weil sie ins Herz dessen zielt, worum es bei den BBUG insgesamt geht. Von Anfang wirken wir darauf hin, dass aus der ersten Begegnung der Teilnehmer im Hauptgespräch in Baden-Baden ein „familiärer“ Freundeskreis wird, wie Herr Müller-Elschner es formuliert (und was ja auch der Erfahrung der allermeisten BBUG-Gruppen entspricht). Zugleich erschöpft sich die BBUG nicht im „Familiären“ oder, neudeutsch, im „Netzwerken“. Bei den BBUG geht es um den Beitrag heutiger, zukünftiger – und ehemaliger! – Wirtschaftsführer für die Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt. Deswegen überrascht es mich nicht, dass solche Fragen wie die in dem Bericht des 57./58. BBUG (leider nur andeutungsweise) erwähnte Problematik des Länderfinanzausgleichs oder der Migration bei BBUG-Folgetreffen wie diesem intensiv diskutiert werden. Warum aber darüber berichten? Im besten Falle aus zwei meines Erachtens für die BBUG sehr wesentlichen Gründen: Gegen weitverbreitete Vorurteile signalisieren diese Berichte immer wieder höchst eindrucksvoll die Ernsthaftigkeit, die Verbindlichkeit und das Verantwortungsbewusstsein der ansonsten ja viel gescholtenen „Manager“. BBUGler verbinden sich nicht miteinander, um Spaß miteinander zu haben oder den gegenseitigen Vorteil zu suchen, sondern um sich gemeinschaftlich mit den drängenden Fragen ihrer Zeit auseinanderzusetzen und aus ihrem Handlungskreis heraus einen Beitrag zu leisten. Frank Trümper, Geschäftsführer der Baden-Badener Unternehmer Gespräche Zweitens aber dokumentieren und „archivieren“ diese Berichte auch für uns, die BBUG selbst, über den Verlauf vieler Jahre, was uns eigentlich beschäftigt und bewegt hat, welche Probleme wir ernst genommen (und welche, im Rückblick, vielleicht auch zu ernst) und welche wir sträflicherweise ignoriert oder unterschätzt haben - vom Waldsterben (wer erinnert sich noch?) über Wettbewerbsfähigkeit bis hin zu den aktuellen Wanderungsbewegungen. Wenn Sie sich also als Berichterstatter Ihrer Gruppe das nächste Mal fragen, was und für wen Sie eigentlich schreiben, dann denken Sie nicht nur an Ihre Gruppe, sondern an alle BBUG-Alumni und auch an die vielen externen Leser. Was interessiert Sie, welche Fragen haben Sie bewegt. Was waren die zentralen Themen und kontroversen Meinungen in der Gruppe? Welcher Gesprächspartner hat Sie – warum? – beeindruckt und welche neuen Einsichten oder Perspektiven auf ein Problem haben Sie gewonnen? So bekommen wir ein Bild davon, was uns beschäftigt – und immer wieder eine neue Ermunterung, uns den unbequemen Themen unserer Zeit „unternehmerisch“ zu stellen. Mit herzlichem Gruß Ihr Frank Trümper IMPRESSUM Herausgeber Frank Trümper Baden-Badener Unternehmer Gespräche Lichtentaler Straße 92 D-76530 Baden-Baden Telefon: (07221) 97890 Fax: (07221) 978915 E-Mail: info @ bbug.de Internet: www.bbug.de Allianz Cyber Protect Ihre Nummer 1, wenn nichts mehr geht Redaktion Christiane Goetz-Weimer Maximilianstraße 13 D-80539 München Telefon: (089) 20 300 62 55 Fax: (089) 20 300 64 50 E-Mail: redaktion @ ch-goetz-verlag.de Art-Direktion Johanna Matysiak Recherche Ulrike Weinmann (CH. GOETZ VERLAG) Marie-Louise Dehnert (BBUG) Titelfoto Mariusz Sliwa Anzeigenverkauf CH. GOETZ VERLAG Maximilianstraße 13 D-80539 München Telefon: (089) 20 300 62 55 Fax: (089) 20 300 64 50 E-Mail: goetz @ ch-goetz-verlag.de Abonnement E-Mail: info @ ch-goetz-verlag.de Bezugspreise Deutschland und Österreich: 7 EUR Benelux, Italien und Spanien: 8 EUR Schweiz: 12 CHF Druckerei Druckhaus am See GmbH Gert Maier Münchner Straße 132 83703 Gmund am Tegernsee Tel. 08022-9154890 [email protected] www.druckhausamsee.de Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Einsender von Manuskripten, Briefen o. Ä. erklären sich mit der redaktionellen Bearbeitung einverstanden. Keine Haftung für unverlangte Einsendungen. Alle Angaben ohne Gewähr. Eine Publikation des CH. GOETZ VERLAG www. ch-goetz-verlag.de Unsere Lösung für Ihre IT-Risiken Cyberkriminalität ist klar auf dem Vormarsch. Technische Vorkehrungen wie Antiviren-Programme oder Phishing Filter, können dabei helfen Risiken zu begrenzen, 100%ige Sicherheit gibt es jedoch nicht. Besorgniserregend ist dabei, dass Anzahl, Komplexität und Professionalität der Attacken kontinuierlich zunehmen. Allianz Cyber Protect ist unsere Antwort auf komplexe IT-Risiken – sie bietet maßgeschneiderten Schutz vor unterschiedlichen Schadenszenarien. Je nach Bedarf wählen Sie zwischen den Varianten Basis, Premium und Premium Plus und erhalten so die optimale Versicherungsdeckung für Ihr Unternehmen. Allianz Cyber Protect – Eine weitreichende Versicherungslösung Drittschadendeckung umfasst unter anderem: • Datenschutz- und Datenvertraulichkeitsverletzungen • Netzwerksicherheitsverletzungen • Vertragsstrafen Eigenschadendeckung beinhaltet zum Beispiel: • Betriebsunterbrechung • Informationskosten • Datenmanipulation Im Schadenfall unterstützen wir Ihr Unternehmen durch unser breites Expertennetzwerk zügig und routiniert. Interessiert? Dann kontaktieren Sie uns unter: [email protected] www.agcs.allianz.com im Verbund der WEIMER MEDIA GROUP www.weimermediagroup.de Foto: BBUG 138 PAL AIS B IRON NR . 22 | WINTER 2016 Copyright © 2015 Allianz Global Corporate & Specialty SE. Alle Rechte vorbehalten. Die in dieser Publikation veröffentlichten Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Weder können daraus Ansprüche erhoben werden noch garantiert Allianz Global Corporate & Specialty SE – trotz aller Bemühungen um Korrektheit – die Vollständigkeit und die Richtigkeit der Inhalte. Maßgeblich für den Versicherungsschutz sind ausschließlich die im Einzelfall vereinbarten Versicherungsbedingungen. Allianz Global Corporate & Specialty SE, Fritz-Schäffer-Straße 9, 81737 München, Germany, Handelsregister München HRB 208312, www.agcs.allianz.com, Oktober 2015 With you from A-Z Nicht das Palais Biron, aber auch eine Innovation aus gutem Hause. Innovative Unternehmer gehen innovative Wege. Die PlusCard ist ein zeitgemäßes Tool zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung. Denn sie ist weit mehr als eine betriebliche Krankenzusatzversicherung. Neben PrivatpatientenKomfort bietet die PlusCard einen Facharzt-Terminservice, eine Hotline, die sich wirklich kümmert, und eine attraktive Vorteilswelt. Das Tarifkonzept ist fair, ehrlich und flexibel. Es wurde gemeinsam entwickelt von „Wir für Gesundheit“, dem Kliniknetzwerk für Qualitätsmedizin, in Kooperation mit der Debeka. Wenn Sie mehr über dieses Mitarbeiter-Upgrade erfahren möchten, sprechen Sie uns an. Silvio Rahr, Telefon: 030 52 13 21-220, E-Mail: [email protected] Wir für Gesundheit GmbH, Friedrichstaße 136, 10117 Berlin, www.wir-fuer-gesundheit.de
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