Pressemitteilung

Pressemitteilung
Berlin, 14. Dezember 2015
Stephen Shore . Retrospektive
C/O Berlin präsentiert vom 6. Februar bis 22. Mai 2016 die Retrospektive des
US-amerikanischen Künstlers Stephen Shore. Die Eröffnung findet am Freitag,
den 5. Februar 2016, um 19 Uhr im Amerika Haus in der Hardenbergstraße
22-24, 10623 Berlin, statt.
„Mich interessierte eine Art von Fotografie, die vergleichbar ist mit visuellen Notizen.
Ich wollte etwas festhalten können, ohne gleich ein komplexes Foto machen zu
müssen.“ Stephen Shore
Das Wesen der Dinge – wie kann dieses fotografisch ausgelotet werden? Wie zeigt
man das, was die Welt im Inneren zusammenhält und nicht nur dessen Abbild oder
Schein? Immaterielles ist nicht unmittelbar dokumentierbar. Kulturelle Strömungen
und Zusammenhänge manifestieren sich insbesondere in alltäglichen Situationen,
banalen Gegenständen, unscheinbaren Landschaften oder gesichtslosen Orten. In
seinen fotografischen Serien registriert, konserviert und reflektiert Stephen Shore
diese Spuren menschlichen Lebens, die normalerweise übersehen und nicht als
bildwürdig betrachtet werden. Als Chronist des Unspektakulären zeigt er die Strukturen und sensiblen Zusammenhänge unserer westlichen Kultur auf. So wird der
Akt des Fotografierens zum Versuch, sich seiner Selbst und seiner Umwelt zu vergewissern und durch Beobachtung tiefere Erkenntnis zu erlangen. Gleichzeitig ist
es das Bestreben, das Medium Fotografie zu verstehen und neu zu denken. Mit seinem konzeptuellen Ansatz und fortwährenden Experiment über einzelne Genres,
Themen und Techniken hinaus ist Stephen Shore ein Pionier und einer der wichtigsten Vordenker in der Fotografie, der sich als Künstler immer wieder neu erfindet.
Aufgrund der Vielfältigkeit seiner Serien und Projekte lässt sich Stephen Shores
Œuvre auf den ersten Blick leicht in die dokumentarisch-erzählerische Fotografietradition einordnen. Jedoch ist der „Moment décisif“ für ihn irrelevant, Zufall spielt
nur eine geringe Rolle. Vielmehr bedient sich Stephen Shore stilistisch dieser Kategorien und Bildsprachen nur, um seine konzeptuellen Ideen von Wirklichkeit bildlich
umzusetzen. Ausschließlich seinen eigenen, immer wieder neu auferlegten Restriktionen unterworfen, befreit er sich von allgemeinen Konventionen des Mediums Fotografie und lotet dessen Grenzen und Möglichkeiten permanent neu aus. So ist
Stephen Shore bis heute ein stetiger Referenzpunkt und eine der wenigen Brückenfiguren, die sich allein durch visuelle Resultate und Arbeitsweisen nicht eindeutig
und schnell festlegen lässt. Sein Bezugssystem offenbart vielmehr seine Stärke aus
der Mischung von Dokumentarismus und künstlerischer Reflexion.
Die Ausstellung umfasst über 300 zum Teil nie veröffentlichte Bilder und wurde von
Marta Dahó und Felix Hoffmann kuratiert. Sie wurde von der Fundación MAPFRE in
Kooperation mit C/O Berlin zusammengestellt. C/O Berlin zeigt sie als einzige Station in Deutschland. Im Kehrer Verlag ist ein Katalog erschienen. Diese erste Retrospektive beleuchtet choronologisch die drei aussagekräftigsten Aspekte in Stephen
Shores Œuvre aus vier Jahrzehnten sowie seinen einzigartigen Beitrag zur Fotografiegeschichte und die wichtigsten historiografischen Interpretationen.
/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
C
Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . [email protected] . www.co-berlin.org
Überlegungen zu fotografischen Sprachen
Stephen Shore frequentiert und dokumentiert zwischen 1965 bis 1967 die Factory
von Andy Warhol. Hier eröffnet sich ihm eine befreite künstlerische Perspektive auf
das Medium Fotografie hin zu einem Instrument der Wahrnehmung. In Tradition von
Walker Evans und Robert Frank verortet er anschließend die US-amerikanischen
Konsum- und Alltagswelten, jedoch nicht als visuelle Studie eines konkreten Status
quo, sondern um das Wesen der jeweiligen Orte wie eine ambivalente Folie zu erfassen – daher auch seine klare Abwendung von bekannten Landmarks und Typologien. Formal experimentiert er mit Großbildkameras und Snapshot-Ästhetik sowie
vorgefundenem Bildmaterial.
Farbigkeit als autonomes Gestaltungselement
Bis in die 1970er Jahre galt Farbfotografie als werblich und vulgär – zumindest in
der künstlerischen Fotografie. Als einer der ersten verwendet Stephen Shore Farbe
als fotokünstlerisches Bildelement in einer anderen Art und Weise wie zu der Zeit
üblich. Sein Impuls kommt damals einer Revolution gleich. Und obwohl diese Bewertung mittlerweile anachronistisch erscheint, beherrscht sie die Rezeption der
Arbeiten Stephen Shores bis heute.
Neue, digitale Möglichkeiten
Mit der tiefgreifenden Transformation der Fotografie durch die Digitalisierung sucht
Stephen Shore nach neuen Distributions- und Präsentationsmöglichkeiten – ein
permanentes Ausloten des Mediums und der unmittelbaren Reaktion des Betrachters beziehungsweise Followers. Wie bei seinen frühen konzeptuellen Arbeiten arbeitet er bei der Produktion von digitalen Büchern oder dem Einsatz von Instagram
mit (selbst) auferlegten Grenzen innerhalb eines festen Rasters dieser Plattform und
mit der Idee der Imitation von fotografischen Essays.
Stephen Shore, geboren 1947 in New York City, beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Fotografie. 1961 erwirbt Edward Steichen, Kurator des Museums of Modern Art in New York, drei Fotografien von Stephen Shore. Mit 18 Jahren zieht er in
die Factory von Andy Warhol ein, macht Fotos, assistiert bei Filmproduktionen und
arbeitet als Beleuchter. 1971 stellt er als erster lebender Fotograf im New Yorker
Metropolitan Museum of Art aus – seit Alfred Stieglitz 40 Jahre zuvor. 1974 und
1979 erhält er Stipendien der National Endowment for the Arts (NEA). Seine Fotografien hat Stephen Shore in zahlreichen Büchern publiziert und in Ausstellungen
weltweit präsentiert – unter anderem in der Tate Modern, London, im Whitney Museum, New York, der Albertina, Wien, dem Jeu de Paume, Paris, und dem Fotomusuem Winterthur. Seine Werke sind in Sammlungen wie dem San Francisco Museum of Modern Art, dem Museum of Modern Art, New York, der Pinakothek der
Moderne, München, und der Deutschen Börse, Frankfurt, vertreten. Seit 1982 ist er
Direktor des Fotografie-Programms am Bard College, Annandale-on-Hudson in
New York, wo er die Susan-Weber-Professor in der Kunst innehat. Stephen Shore
lebt und arbeitet in New York City.
/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
C
Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . [email protected] . www.co-berlin.org
Stephen Shore . Retrospektive
Ausstellung 6. Februar bis 22. Mai 2016
Eröffnung 5. Februar 2016 . 19 Uhr
Lecture 6. Februar 2016 . 12 Uhr
Presseführung 5. Februar 2016 . 11 Uhr
Öffnungszeiten täglich . 11 bis 20 Uhr
Eintritt 10 Euro . ermäßigt 6 Euro
Ort C/O Berlin . Amerika Haus
Hardenbergstraße 22-24 . 10623 Berlin
Veranstalter C/O Berlin Foundation
www.co-berlin.org
Pressekontakt Mirko Nowak
Telefon 030.28 44 41 60 . [email protected]
Partner
Unterstützer
Medienpartner
/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin
C
Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . [email protected] . www.co-berlin.org