No. 105 - klartext

:KLARTEXT:
:105:
:SEHEN:
THE REVENANT - DER RÜCKKEHRER
Bei einer Expedition tief in der amerikanischen Wildnis wird der legendäre Jäger
und Abenteurer Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) von einem Bären attackiert und
von seinen Jagdbegleitern, die überzeugt sind, dass er dem Tod geweiht ist,
zurückgelassen. In seinem Überlebenskampf erleidet Glass nicht nur unerträgliche Qualen, er muss auch erleben, dass sein vermeintlicher Beschützer John
Fitzgerald (Tom Hardy) ihn verrät, beraubt und im Stich lässt. Angetrieben von
der Liebe zu seiner Familie und einem schier übermenschlichen Willen zu überleben, um diesen Verrat zu rächen, kämpft Glass sich durch einen unerbittlichen
:man has the right to move
as he will on the face of the earth:
:OUT:
HOLLYWOOD CAN WAIT
Advent, Weihnachten, Silvester. Paare hocken jetzt
verstärkt aufeinander, wollen auf gesellschaftlichen
Anlässen unbedingt eine gute Figur machen, und zig
Kitschfilme suggerieren ein schnulziges Weihnachtsideal, bei dem alles mit einer dicken Schicht Puderzucker überzogen ist. Also lieber etwas herunterfahren
mit dem Erwartungsdruck. Genießt die Zeit und jagt
nicht künstlichen Idealen hinterher.
MOGELPACKUNG
Der Dezember ist der umsatzstärkste Monat des
ganzen Jahres. Bei den Kunden sitzt das Geld locker
– und als Dank werden sie in schöner Regelmäßigkeit
hinters Licht geführt. Denn zur Weihnachtszeit stecken
einige Hersteller das eine oder andere herkömmliche
Produkt gerne mal in eine festliche Verpackung und
erhöhen gleichzeitig den Preis pro 100 Gramm deutlich. Verbraucherschützer sprechen von Aufschlägen
von teilweise mehr als 400 Prozent.
:IN:
:ACHTUNG:
WISSEN GIBT’S NICHT UMSONST
JE DÜMMER DER MENSCH, DESTO FLACHER DIE SPRÜCHE
Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Und warum nicht einmal für etwas Geld locker machen, das die meisten
von uns als selbstverständlich ansehen? Mehr als 500
Millionen Menschen weltweit nutzen Wikipedia jeden
Monat– und zwar für lau. Denn der Laden finanziert
sich ausschließlich über Spenden. Davon müssen
Mitarbeiter bezahlt und Server betrieben werden.
Regelmäßige Nutzer sollten diesen Service also ruhig
einmal im Jahr finanziell unterstützen.
KAMPF DEM WINTERSPECK
Wer in den kommenden Tagen und Wochen an Umfang
gewinnt, ist zumindest nicht alleine. Dank Lebkuchen,
Glühwein, Festgelage und Bewegungsmangel nehmen fast 55 Prozent der Deutschen in der Adventsund Weihnachtszeit zu – die einen mehr, die anderen
weniger. Immerhin: Knapp ein Drittel der Bevölkerung
treibt im Frühjahr wieder mehr Sport und achtet auf
die Ernährung.
FLAUSCHIG UND GEFÄHRLICH
Kuscheltiere heißen nicht umsonst so. Kinder schmusen mit ihnen, nuckeln an ihren Ohren und halten sie
auch im Schlaf häufig ganz fest. Aber wie vielen Eltern ist bewusst, dass sich anscheinend nur wenige
Plüschspielzeuge dazu auch eignen? Die Stiftung Warentest hat jetzt 30 Produkte unter die Lupe genommen – 21 davon wurden mit „mangelhaft“ bewertet.
Entweder wegen schlechter Verarbeitungsqualität
oder – was viel schlimmer ist – wegen der Belastung
mit Schadstoffen.
von
Karl-Hendrik Tittel
([email protected])
xx Life das Stadtmagazin Nummer 194 - Jahreswechsel 2015/216
Winter und eine feindliche Wildnis zurück ins Leben. Oscar-Preisträger Alejandro González Iñárritu (Birdman, Babel), der sich auch mit für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, inszenierte das monumentale Survival-Abenteuer eines einzelnen Mannes und eine
Geschichte von der außergewöhnlichen Kraft des menschlichen Geistes. Bald im Kino.
UNVERGESSEN
Der Schauspieler und Synchronsprecher
Norbert Gastell
ist Ende November im Alter von 86 Jahren gestorben.
Er wirkte in zahlreichen Filmen, Serien, Theater-, Videospiel- und Hörspielproduktionen mit – als Darsteller oder Sprecher. Besondere Berühmtheit erlangte
der 1929 in Argentinien geborene Gastell, als er ab
1991 bei der weltweit bekannten Zeichentrickserie
„Die Simpsons“ mitwirkte und seitdem die Texte des
deutschen Homer Simpson einsprach. Noch wenige
Wochen vor seinem Tod hatte er die beliebte Zeichentrickfigur synchronisiert.
Jeder hat sie in der Facebook-Freundesliste. Die ganz schlauen Gesellen, die ihre Mitmenschen mit
pseudo-intellektuellen und nicht selten vollkommen sinnentleerten Sentenzen heimsuchen. Banale und
geistlose Sprüche wie „Es gibt immer einen Weg, man muss ihn nur finden“ verstopfen inzwischen jede
Timeline. Warum diese schalen Einsichten so verbreitet sind? Weil sie, wie Forscher jetzt herausgefunden haben wollen, bei schlichten Menschen sehr beliebt sind. Und schlichte Menschen, das weiß man
auch ohne Forscher, gibt es wie Sand am Meer.
Vermeintlich tiefgründige Weisheiten wie „Lebe Deine eigene Melodie des Lebens und tanze nicht nach den
Noten anderer“ oder „Entschuldige Dich nicht dafür, anders zu sein, es ist genau das, was Dich einzigartig
macht“ sind peinliche Notizen des Zweckoptimismus und Statements
unterdrückter Wünsche im künstlichen Gewand scheinbar esoterischer
Ratschläge. Verbreitet werden diese platten Zitate meistens mit gruseliger Typografie und kitschigen Hintergründen, die diesem Stuss optisch
noch eine weitere, am besten fernöstlich-schlaue Attitüde verpassen
sollen – Sonnenuntergänge, Hängebrücken im nebligen Dschungel oder
Tautropfen in Nahaufnahme. Als wirkliche Hilfestellungen zu den großen
und kleinen philosophischen Fragen des Lebens eignen sie sich ebenso
gut wie eines der bahnbrechendsten Zitate der westlichen Zivilisation
überhaupt: „Käse schließt den Magen“.
Was geht in den Köpfen derjenigen vor, die solche aus den Mülltonnen des
Carpe-Diem-Universums entsprungenen Sätze posten, die bei normalen
Menschen Assoziationen von einem pinkfarbenen Einhorn hervorrufen,
das in einen goldenen Kessel voller Zuckerwatte kotzt? Wahrscheinlich
nicht viel, denn im Dachstübchen dieser Menschen ist es zumeist nicht
allzu helle, wie kanadische Wissenschaftler jetzt herausgefunden haben
wollen.
Fazit ihrer Studie: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Affinität
zu vermeintlich tiefsinnigen Sprüchen und unterdurchschnittlicher Intelligenz. Heißt: je hohler die Birne, desto mehr steht man auf solche
Worthülsen. Mit diesem Ergebnis, das ja nicht wirklich überraschend ist,
entstand auch der bisher wohl coolste Titel einer wissenschaftlichen Arbeit überhaupt, denn die Studie heißt: „On the reception and detection
of pseudo-profound bullshit“ („Über die Rezeption und Erkennung von
pseudo-tiefgründigem Blödsinn“).
www.klar-text.org
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